GEMEINDEBRIEF - Evangelische Kirchengemeinde Allendorf
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Interview<br />
Zeitschriften und Bücher weiter gegeben haben, wie offen die Besuchten waren und<br />
worum es im Gespräch ging. Wir haben mit den interessierten Leuten das Buch „Die<br />
Wahrheit wird euch frei machen“ gelesen. Wenn jemand nach einem halben Jahr nicht<br />
zum Wachtturm dazu gekommen war, sollten wir diese Leute fallen lassen. Denn alle,<br />
die nicht zum Wachtturm gehören, gehen verloren.<br />
Was hat Sie ins Zweifeln über die Zeugen Jehovas gebracht?<br />
Ich habe von Anfang an das Gefühl gehabt: Das kann so nicht sein. Da stimmt was nicht.<br />
Der dauernde Druck und die Kontrolle haben mich gestört. Als ich einmal beim Friseur<br />
den Wachtturm las, stieß ich wieder auf massive Hetze gegen christliche Organisationen<br />
und Kirchen. Das hatte mich von Anfang an gestört. Ich schlug den Wachtturm zu und<br />
habe nie wieder einen geöffnet. Das führte dazu, dass ich in den Versammlungen immer<br />
weniger mitreden konnte und wollte. Auch im Predigtdienst zog ich mich zurück. Ich<br />
bekam das Buch „Ich war ein Zeuge Jehovas“ in die Hand und entdeckte, dass ich mit<br />
meinen Gedanken, Gefühlen und Erlebnissen nicht allein da stand, wie ich bisher dachte.<br />
Mir wurde bewusst, wie unfrei ich geworden war und wie sehr ich nur noch tat, was die<br />
Organisation der Zeugen mir sagte. Ich besorgte mir weitere Literatur, wobei mir vor<br />
allem der „Bruderdienst“ des ehemaligen Zeugen Jehovas Hans-Jürgen Twisselmann,<br />
hilfreich wurde. Anfang der siebziger Jahre bin ich dann ausgestiegen.<br />
Wie haben Sie den Neuanfang erlebt?<br />
Wenige Tage nach meinem Ausstieg saß ich im Auto und dachte: „Wäre ich nur wieder<br />
in der lieben alten Kirche!“ Als ich dann das erste Mal wieder im Gottesdienst in der<br />
Kirche war, betete der damalige Pfarrer: „Sei deiner unzulänglichen Kirche gnädig“. Das<br />
tat mir gut. Da fühlte ich mich zu Hause. Ich bin wieder in die <strong>Evangelische</strong> Kirche eingetreten.<br />
Die Freiheit hier hat mir gut getan. Sowohl Zeugen Jehovas als auch Christen<br />
taten sich mit diesem Entschluss schwer, und ich stieß auf Unverständnis. Die Leute vom<br />
Wachtturm haben mich nachts teilweise anonym angerufen. Einmal klingelte morgens<br />
um vier Uhr das Telefon: „Hier ist der Erzengel Gabriel. Deine Tage sind gezählt!“ Auch<br />
wurde ich von Zeugen aufgesucht. Erst durch das Einschalten eines Anwalts hörte das<br />
auf. Ich konnte später noch einigen Zeugen helfen, den „Wachtturm“ zu verlassen, unter<br />
anderem dem ehemaligen Versammlungsleiter von Haiger.<br />
Was raten Sie Menschen, bei denen Zeugen Jehovas an der Haustür stehen?<br />
Bleiben Sie freundlich. Denn es sind Menschen, die auch glauben, auch wenn sie auf<br />
dem falschen Weg sind. Und: Bleiben Sie auf jeden Fall Ihrer Heimatgemeinde treu!<br />
Vielen Dank für das interessante Gespräch.<br />
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