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<strong>pro</strong><br />
Das pdf-Magazin des Christlichen Medienmagazins <strong>pro</strong> | www.<strong>pro</strong>-medienmagazin.de<br />
Liebe Leser!<br />
Wie einfach haben wir es uns doch alle gemacht. In Bengasi stürmten Radikale am 11.<br />
September die Botschaft der Amerikaner, vier Menschen starben, unter ihnen der Botschafter<br />
Chris Stevens. Zwei Tage zuvor war ein Clip mit Ausschnitten des islamkritischen<br />
Films „Unschuld der Muslime“ auf YouTube hochgeladen worden. Binnen kürzester<br />
Zeit wurde das Video hunderttausende Male angeschaut. Wir alle haben darauf<br />
gewartet, dass die Gemeinschaft der Mohammed-Gläubigen mal wieder unangemessen<br />
reagiert, schließlich war ihr Prophet beleidigt worden. Und das tat sie: Es wurde demonstriert,<br />
westliche Flaggen gingen in Flammen auf und schließlich, wir hatten es alle<br />
schon befürchtet, gab es Tote.<br />
Doch was sich nun bei einer Anhörung im US-Kongress zeigte, sollte Medien wie Politik<br />
zu denken geben. In der Presse wurde der Vorfall in der amerikanischen Botschaft<br />
schnell in Verbindung mit der Veröffentlichung des Anti-Islam-Videos gebracht. Doch<br />
der Anschlag hatte wohl rein gar nichts mit dem umstrittenen Film zu tun. Tatsächlich<br />
könnte die Attacke von langer Hand geplant gewesen sein, wie US-Medien berichten.<br />
Anlass war wohl – wie naheliegend – der Jahrestag der Anschläge auf das World Trade<br />
Center. US-Behörden stufen den Angriff laut der Presseagentur AFP derweil als Terrorakt<br />
ein und vermuten eine Verbindung zum Terrornetzwerk Al-Qaida, Einzelheiten sind aber<br />
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41/2012<br />
338. Ausgabe<br />
noch immer unklar. Dennoch hatten die UNO-Botschafterin Susan Rice und der Sprecher<br />
des Weißen Hauses, Jim Carney, noch bis zu sieben Tage nach der Attacke erklärt, sie<br />
habe sich aus einer spontanen Demonstration heraus entwickelt. Dabei gab es an diesem<br />
Tag in Bengasi keine Demonstration. Keinen Mob wütender Muslime.<br />
Eine Vermutung liegt nahe: Um zu vertuschen, dass ausgerechnet am Jahrestag der Anschläge<br />
des 11. September ein Attentat auf eine US-Botschaft gelingen konnte – übrigens<br />
trotz klarer Warnungen und Drohungen im Vorfeld –, haben die Verantwortlichen<br />
und nicht zuletzt Präsident Barack Obama sich auf einen Medienreflex verlassen, der<br />
ebenso absehbar ist wie das Salam Alaikum in der Moschee: Islambeleidigung plus Anschlag,<br />
und schon ist der Schuldige gefunden: der wütende muslimische Mob. In diesem<br />
Fall ging die allzu leichte Rechnung allerdings nicht auf. Diese Muslime waren wohl<br />
wirklich unschuldig.<br />
ANNA LUTZ<br />
Ihre <strong>pro</strong>-Redaktion
GESELLSCHAFT<br />
ZITATE<br />
„ ... “<br />
„Der Glaube lehrt uns, dass der Tod nicht das<br />
Ende bedeutet. Das ist ein tröstlicher Gedanke.“<br />
Die Schauspielerin Veronica Ferres im Interview mit der „Bild“-Zeitung<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
„Wir haben in Deutschland die besten Medien der Welt.“<br />
„Zeit“-Herausgeber Giovanni di Lorenzo auf der Frankfurter Buchmesse<br />
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„Die Pressefreiheit ist kein Blankoscheck und nicht<br />
einfach nur ein Geschenk. Der Preis, der sie erst rechtfertigt,<br />
ist der verantwortungsvolle Umgang mit ihr.“<br />
Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks<br />
„Ich würde mir ein Buch wünschen: die Bibel. Da stehen die<br />
vielschichtigsten und spannendsten Geschichten drin.“<br />
Die Schauspielerin Martina Gedeck (51) im Interview mit der Zeitschrift „freundinDONNA“ auf die Frage,<br />
was sie mitnehmen würde, wenn sie wie in ihrem Film “Die Wand“ eingeschlossen wäre.<br />
„Wären die Kulturkämpfer tatsächlich am Wohl der Kinder interessiert, müssten sie in einem Atemzug<br />
fordern, dass der Staat Schwangeren das Rauchen verbietet.“<br />
Der Mathematik<strong>pro</strong>fessor Rudolf Taschner im offiziellen Organ der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, „Die Gemeindeinsider“, zum Thema Beschneidung<br />
2
GESELLSCHAFT<br />
KURZMELDUNGEN<br />
Foto: Hailo-Werk<br />
Foto: Igor Mukhin (Wikipedia / GNU)<br />
Foto: Paulpaul / Wikipedia<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
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Gläubiger Unternehmer Joachim Loh ist 70<br />
Der erfolgreiche evangelikale Unternehmer Joachim Loh ist am Freitag 70 Jahre alt geworden. Loh engagiert sich seit<br />
Jahrzehnten für viele evangelikale Werke. ||<br />
„Pussy Riot“-Prozess: Bewährung und Lagerhaft<br />
Ein Mitglied der Punk-Band „Pussy Riot“ ist am Mittwoch auf Bewährung frei gekommen. Zwei weitere Frauen müssen ins<br />
Straflager. Das ist das Ergebnis eines Berufungsverfahrens in Russland. ||<br />
Elektronische Lesegeräte und Bücher im Aufwind<br />
Elektronische Lesegeräte, sogenannte E-Book-Reader, haben viele Vorteile und können sogar die Lesebegeisterung von<br />
Jugendlichen wecken. Das Interesse an den handlichen Geräten ist stark gestiegen. Pünktlich zu Beginn der Frankfurter<br />
Buchmesse am 10. Oktober hat der Hightech-Verband „Bitkom“ eine positive Prognose veröffentlicht. ||<br />
3
GESELLSCHAFT<br />
KURZMELDUNGEN<br />
Foto: USAID / OTI<br />
Foto: Geschenke der Hoffnung e. V.<br />
Foto: runnx (CC-BY-NC-ND 2.0)<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
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105 geflohene irakische Christen in Deutschland eingetroffen<br />
Mehr als 100 aus dem Irak geflüchtete Christen sind am Dienstag in Hannover gelandet. Bundesinnenminister Hans-<br />
Peter Friedrich (CSU) und sein niedersächsischer Amtskollege Uwe Schünemann (CDU) empfingen die Iraker auf dem<br />
Rollfeld, teils per Handschlag oder Kuss auf die Wange. ||<br />
100 Millionen Geschenke<br />
Die Organisation „Geschenke der Hoffnung“ verteilt in diesem Jahr das 100-millionenste Geschenk an Kinder in Not. Seit<br />
1990 findet die Aktion, die sich an notleidende Kinder in armen Ländern richtet, jährlich statt. Zurzeit gibt es in Deutschland<br />
circa 4.000 Annahmestellen für die kleinen Geschenkpäckchen, in die von Kuscheltieren bis zu Buntstiften alles hineingelegt<br />
werden darf. ||<br />
Plakate gegen Dschihadisten<br />
Über anti-islamische Plakate ist in den amerikanischen U-Bahnstationen ein Streit entbrannt: Eine <strong>pro</strong>-israelische Gruppe<br />
rief zum Kampf gegen den Dschihad auf und bezeichnete dessen Anhänger als „Wilde“. Gegner konterten mit Werbung<br />
für Toleranz und Frieden. In Washington erschienen nun weitere islamfeindliche Plakate. ||<br />
4
GESELLSCHAFT<br />
NACHRICHTEN<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
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Attacke auf US-Botschaft: Terror statt Demo<br />
Der Anschlag auf die US-Botschaft in Libyen, bei dem vier Amerikaner umkamen, war wohl keine Reaktion auf die Veröffentlichung<br />
des umstrittenen Mohammed-Videos. Das ist das Ergebnis einer Anhörung im amerikanischen Kongress. Tatsächlich<br />
könnte der Angriff am 11. September 2012 lange geplant gewesen sein. Presse und Politik hatten die Attacke dennoch<br />
geradezu reflexartig mit dem islamkritischen Film in Verbindung gebracht.<br />
Erst brannten Flaggen, dann kam es noch schlimmer. Doch: Der Anschlag auf die US-Botschaft in Libyen<br />
hatte wohl nichts mit muslimischen Protesten zu tun. (Foto: Noplur /Wikipedia / CC BY-SA 2.0)<br />
Am Abend des 11. September hatte ein<br />
wütender Mob die Botschaft in Bengasi<br />
gestürmt – so zumindest lauteten<br />
lange Zeit die offiziellen Angaben der Amerikaner.<br />
In den Medien wurde der Vorfall, bei<br />
dem unter anderem der US-Botschafter Chris<br />
Stevens getötet wurde, schnell in Verbindung<br />
mit der Veröffentlichung des Anti-Islam-Videos<br />
„Unschuld der Muslime“ gebracht. Wie<br />
eine Anhörung im Kongress nun zeigte, hatte<br />
der Anschlag aber wohl nichts mit dem<br />
umstrittenen Film zu tun. Tatsächlich könnte<br />
die Attacke von langer Hand geplant gewesen<br />
sein, wie US-Medien berichten. Anlass<br />
war wohl der Jahrestag der Anschläge auf das<br />
World Trade Center. US-Behörden stufen den<br />
Angriff laut der Presseagentur AFP derweil als<br />
Terrorakt ein und vermuten eine Verbindung<br />
zum Terrornetzwerk Al-Qaida, Einzelheiten<br />
sind aber noch immer unklar.<br />
Von der Anhörung im US-Kongress berichtet<br />
unter anderem die „Tagesschau“. Demnach<br />
hatte es am Abend des 11. September 2012 in<br />
Bengasi eine unübersichtliche, rasch eskalierende<br />
Situation mit Beschuss, Feuer, Rauch<br />
und Toten gegeben. Jedoch keine Demonstration,<br />
keinen wütenden Mob. Stattdessen liegt<br />
die Vermutung nahe, die US-Regierung habe<br />
mit gezielten Falschmeldungen verhindern<br />
wollen, dass die Öffentlichkeit von einem gezielten<br />
Anschlag am 11. September erfuhr.<br />
„Dies war ein Test, ausgeführt von<br />
Terroristen“<br />
So sollen es etwa die Verantwortlichen in<br />
Washington seit diesem Frühjahr mehrfach<br />
abgelehnt haben, die Sicherheitsvorkehrungen<br />
so zu erhöhen, wie es das diplomatische<br />
und das Sicherheitspersonal im libyschen<br />
Bengasi gefordert hatten – und das<br />
trotz klarer Warnsignale. Schon im Sommer<br />
hatte eine selbstgebaute Bombe ein riesiges<br />
Loch in die Außenwand der Botschaft gerissen.<br />
„Dies war ein Test, ausgeführt von Terroristen<br />
– und erfolgreich! Und wir haben<br />
nicht angemessen darauf reagiert“, zitiert<br />
die „Tagesschau“ den republikanischen Abgeordneten<br />
Jason Chafez aus Utah. Er sei<br />
sich sicher, „dass wir mit Sicherheitsvorkeh-<br />
rungen, die wenigstens dem Mindeststandard<br />
entsprechen, Botschafter Stevens und<br />
das Leben der anderen hätten retten können<br />
und müssen“.<br />
Lieutenant Colonel Andrew Wood, der<br />
bis Ende August das Botschafts-Sicherheitsteam<br />
geleitet hatte, erinnerte sich bei<br />
der Anhörung daran, dass sich die offiziellen<br />
Milizen in der früheren Rebellenhochburg<br />
Bengasi im Vorfeld des Anschlags zusehends<br />
gegenseitig bekämpften: „Gezielte<br />
Angriffe auf Menschen aus dem Westen<br />
nahmen zu. Im Juni hatte der Botschafter<br />
über Facebook eine Morddrohung für den<br />
Fall erhalten, dass er nach Tripoli kommen<br />
würde.“ Dennoch hatten die UNO-Botschafterin<br />
Susan Rice und der Sprecher des Weißen<br />
Hauses, Jim Carney, noch bis zu sieben<br />
Tage nach der Attacke erklärt, sie habe sich<br />
aus einer spontanen Demonstration heraus<br />
entwickelt. Staatssekretär Patrick Kennedy<br />
wehrte sich laut AFP unterdessen gegen<br />
Vorwürfe, das Außenministerium habe zunächst<br />
bewusst verschwiegen, dass es sich<br />
bei dem Angriff um einen Terroranschlag gehandelt<br />
habe. Er erklärte vor dem Kongress,<br />
dass sich die von den Geheimdiensten gelieferte<br />
Informationslage ständig verändert<br />
habe. „Offenkundig wissen wir heute mehr,<br />
als wir am Sonntag nach dem Angriff wussten.“<br />
||<br />
VON: AL | 11.10.2012<br />
5
GESELLSCHAFT<br />
NETZWELT<br />
Facebook?<br />
„Ohne mich!“<br />
Der Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), Günther Nonnenmacher,<br />
vermisst "Qualitätssuchmaschinen" für das Internet. "Das meiste,<br />
was ich da sehe, ist schrecklicher Schrott", sagte er bei einer Buchvorstellung in<br />
Berlin. Der Theologe Wolfgang Huber erklärte dort, warum er das Soziale Netzwerk<br />
"Facebook" rundheraus ablehnt.<br />
Von einer Menschenrechtsverletzung<br />
im hintersten Winkel der Erde könne<br />
dank Internet die ganze Welt erfahren,<br />
lobte Huber zunächst. Damit stelle<br />
das Internet die Grundvoraussetzung für<br />
universelle Menschenrechte. Ausreichend<br />
genutzt werde dieses Potenzial aber nicht.<br />
Stattdessen werde man in Sozialen Netzwerken<br />
von "Schrott" und "Unflätigkeiten"<br />
"zugemüllt". Er selbst habe das Netzwerk<br />
"Facebook" nach zweijähriger Mitgliedschaft<br />
verlassen, weil er zudem nicht daran<br />
mitwirken wolle, dass ein Weltkonzern<br />
Verfügungsgewalt über private Daten habe.<br />
"Ohne mich", sagte Huber. Jeder Journalist<br />
und Politiker wäre schlecht beraten, wenn<br />
er Neue Medien nicht ernst nähme, sagte<br />
Nonnenmacher. Seine Bedeutung zu leugnen,<br />
sei schwachsinnig, aber das Web sei<br />
kein "Ersatzmedium für partizipative Demokratie".<br />
Anlass des hochkarätigen Zusammentreffens<br />
in Berlin war die Vorstellung des Interview-Buches<br />
"Mutige Bürger braucht das<br />
Land", in dem Gespräche zwischen Nonnenmacher<br />
und dem ehemaligen rheinlandpfälzischen<br />
und thüringischen Ministerpräsidenten<br />
Bernhard Vogel (CDU) festgehalten<br />
sind. Vogel ist ehemaliger Präsident<br />
des "Zentralkomitees der deutschen Katho-<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
liken". Im nun bei "Herder" erschienenen<br />
Buch lobt er eine "freundliche Partnerschaft<br />
zwischen Staat und Kirche". "Der Staat<br />
braucht Werte und basiert auf Voraussetzungen,<br />
die er selbst nicht schaffen kann",<br />
zitiert Vogel im Gespräch mit Nonnenmacher<br />
den Staatsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde.<br />
Als Wert schaffende Institution<br />
akzeptiere der Staat die Kirche. Diese wiederum<br />
sei nicht in sich demokratisch, führt<br />
Vogel weiter aus. "Die Lehre der Kirche geht<br />
auf ihren Stifter zurück, über sie lässt sich<br />
nicht mit Mehrheiten abstimmen."<br />
Wie wichtig Christen aber seiner Meinung<br />
nach für eine Gesellschaft sind, verdeut-<br />
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"Müll" und "Unflätigkeiten" im Netz: Wolfgang Huber sieht vor allem das Soziale Netzwerk "Facebook"<br />
kritisch. (Foto: <strong>pro</strong>)<br />
licht er mit einem Blick in die Geschichte:<br />
"Ohne die Friedensbewegung insbesondere<br />
in der evangelischen Kirche der DDR,<br />
wenn sich vor allem evangelische Kirchen<br />
nicht zunächst dem Friedensgebet und<br />
dann den Demonstranten geöffnet hätten,<br />
sähe dieses Land anders aus." Auch über<br />
den Einfluss des Islam sprachen Nonnenmacher<br />
und Vogel: Natürlich gehöre dieser<br />
nicht zu den kulturstiftenden Religionen<br />
des Abendlandes, "aber selbstverständlich<br />
gehört der Islam heute zum Alltagsvollzug<br />
vieler Bürger der Bundesrepublik", sagt Vogel<br />
im Buch. ||<br />
VON: AL | 08.10.2012<br />
6
GESELLSCHAFT<br />
WIRTSCHAFT<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
Hipp: Werte sind nachhaltig<br />
Zu einem erfolgreichen Unternehmen<br />
gehörten nicht nur „äußere Werte“<br />
wie Kompetenz, also die Fähigkeit,<br />
ein gutes Produkt anzubieten und dies auch<br />
zu tun, betonte Hipp auf einer Veranstaltung<br />
in Iserlohn. Zu dem Vortrag hatte der Marketing-Club<br />
Südwestfalen in das VW-Autohaus<br />
der Gebrüder Nolte in Iserlohn geladen.<br />
Wichtig sei zudem das „ehrbare Kaufmanns-<br />
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Setzt auf Werte im<br />
Wirtschaftsalltag: der<br />
Unternehmer Claus<br />
Hipp. (Foto: <strong>pro</strong>)<br />
„Dafür stehe ich mit meinem Namen“, wirbt Claus Hipp für die Babynahrung, die das von ihm geführte Familienunternehmen<br />
herstellt. Am Mittwoch hat der Katholik in einem Vortrag über Wirtschaftsethik für „ehrbares Kaufmannstum“ und<br />
unternehmerische Vernunft plädiert, die Mensch und Umwelt nicht aus dem Blick verliert.<br />
tum“, bei dem es nicht um die Einhaltung eines<br />
Regelwerks gehe, sondern um die „innere<br />
Haltung“ des Unternehmers. Längerfristig<br />
zahle sich dies auch wirtschaftlich aus, denn<br />
„die Verbraucher haben ein Gespür für ehrbares<br />
Handeln“.<br />
Einbindung und Einordnung<br />
Aber was bedeutet es, „ehrbar“ zu han-<br />
deln? Der <strong>pro</strong>movierte Jurist führte dies anhand<br />
einer Ethik-Charta aus, der sich sein<br />
Unternehmen selbst unterworfen hat. Mitarbeiter,<br />
Bewerber und Lieferanten könnten<br />
auf diese Weise einsehen, „wie bei uns<br />
gedacht wird“ und sich gegebenenfalls darauf<br />
berufen. „Ich bin überzeugt, dass wir<br />
uns leichter tun, weil wir unsere Meinung<br />
fixiert haben“, meinte der 73-Jährige mit<br />
Blick auf den Unternehmensalltag.<br />
Zu beachten seien schon banale Dinge<br />
wie der Informationsfluss. Mitarbeiter sollten<br />
davon nicht ausgeschlossen sein, weder<br />
durch Vorenthalten von Informationen,<br />
noch durch Informationsüberfluss, in dem<br />
das Wichtige untergehe. Andererseits sei es<br />
auch Teil der Unternehmenskultur, sich als<br />
Mitarbeiter einzuordnen. Dazu gehöre der<br />
schonende Umgang mit den Ressourcen, die<br />
das Unternehmen den Mitarbeitern anvertraut,<br />
etwa mit Transportwagen. Führungskräfte<br />
müssten Respekt vor den Fähigkeiten<br />
der Mitarbeiter haben. Ein Unternehmen sei<br />
wie ein Orchester, das dirigiert wird. „Der Dirigent<br />
muss nicht besser Geige spielen können<br />
als der Konzertmeister, aber er muss<br />
Achtung haben vor den Spezialisten, die<br />
ihn umgeben, die er braucht, ohne die er es<br />
nicht machen könnte.“<br />
Engagement für die Zukunft<br />
Zu den Grundsätzen seines Unternehmens<br />
gehöre es auch, Müttern oder Vätern genügend<br />
Zeit für die Erziehung Neugeborener<br />
zu geben. Zwar biete „Hipp“ auch eine Kinderbetreuungsstätte<br />
an. Doch „allgemeinen<br />
Druck auszuüben, dass Mütter möglichst<br />
schnell nach der Entbindung in den Produktions<strong>pro</strong>zess<br />
integriert werden müssen, das<br />
sollten wir nicht machen. Ein Land, dem es<br />
im Großen und Ganzen gut geht, sollte den<br />
Müttern die Chance geben, sich am Anfang<br />
um ihre Kinder zu kümmern.“<br />
Lesen Sie hier weiter...<br />
VON: DF | 10.10.2012<br />
7
GESELLSCHAFT<br />
POLITIK<br />
Beschneidungs-Gesetz<br />
nimmt erste Hürde<br />
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch ein Gesetz auf den Weg gebracht, das die<br />
Beschneidung in Deutschland erlauben soll. Noch in diesem Jahr will der Bundestag<br />
über den Entwurf abstimmen. Zuspruch kam unterdessen von Juden und<br />
Muslimen, Atheisten zeigten sich empört.<br />
Voraussetzung für eine religiöse Beschneidung<br />
soll künftig sein, dass<br />
die Regeln der ärztlichen Kunst eingehalten<br />
werden. Das bedeutet, dass ein<br />
Kind im Zweifel eine Betäubung oder Narkose<br />
bekommt. Eltern müssen sich außerdem<br />
vor dem Eingriff über die Risiken aufklären<br />
lassen. Und: Das Kindeswohl darf nicht<br />
gefährdet sein. Die Gesetzespläne aus dem<br />
Haus von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger<br />
(FDP) sehen zudem vor,<br />
dass auch Nicht-Ärzte in den ersten sechs<br />
Lebensmonaten eines Kindes den Eingriff<br />
übernehmen können. Bedingung ist, dass<br />
die Beschneider besonders dafür ausgebildet<br />
sind. Der Gesetzestext soll als Paragraf<br />
1631d in das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB)<br />
eingefügt werden. Der Bundestag soll die<br />
Neuregelung noch in diesem Jahr beschließen.<br />
Anfang Mai hatten Richter am Kölner Landgericht<br />
die religiöse Beschneidung eines<br />
minderjährigen Jungen als rechtswidrige<br />
Körperverletzung eingestuft. Das Urteil hatte<br />
bei Muslimen wie Juden Empörung und<br />
Proteste ausgelöst. Bei beiden gilt die Beschneidung<br />
als wichtiger Bestandteil der religiösen<br />
und kulturellen Identität.<br />
Juden, Muslime und Christen<br />
erfreut, Atheisten entsetzt<br />
Jüdische und muslimische Verbände zeigten<br />
sich unterdessen zufrieden mit der Gesetzesvorlage.<br />
„Das ist ein ausges<strong>pro</strong>chen<br />
lebenskluger, ausgewogener und fairer Gesetzentwurf“,<br />
sagte der Vorsitzende des<br />
Zentralrates der Juden, Dieter Graumann,<br />
der „Rheinischen Post“. Der Vorsitzende des<br />
Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek,<br />
sagte, es werde das „entscheidende Signal“<br />
ausgesendet, dass jüdisches und muslimisches<br />
Leben weiter willkommen sei. Rechtssicherheit<br />
zu schaffen bedeute „Aufrechterhaltung<br />
der Religionsfreiheit und damit<br />
auch Rechtsfrieden in unserem Land“. Die<br />
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)<br />
begrüßte den Entwurf ebenfalls. Der Gesetzesvorschlag<br />
berücksichtige, dass es zur elterlichen<br />
Sorge gehöre, ein Kind in das religiöse<br />
Leben der Familie hinein zu nehmen,<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
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Jungen bei einer muslimischen Beschneidungsfeier: Geht es nach der Bundesregierung, soll die religiöse<br />
Beschneidung bald wieder offiziell und deutschlandweit erlaubt sein. (Foto: gemeinfrei)<br />
sagte der Präsident des EKD-Kirchenamtes,<br />
Hans Ulrich Anke, laut Evangelischem Presse-Dienst<br />
(epd). Zugleich ziehe der Entwurf<br />
die notwendigen Grenzen für den Schutz des<br />
Kindes.<br />
Kritik am Gesetzentwurf übte der Internationale<br />
Bund der Konfessionslosen und Atheisten<br />
(IBKA). „Eine ohne medizinische Indikation<br />
vorgenommene Beschneidung verletzt<br />
das Recht auf körperliche Unversehrtheit“,<br />
teilte René Hartmann, Vorsitzender<br />
des IBKA, mit. Eine Legalisierung per Gesetz<br />
sei verfassungswidrig.<br />
Die an einem nicht einwilligungsfähigen<br />
Kind vorgenommene religiös motivierte Beschneidung<br />
verletze die Religionsfreiheit.<br />
Ein Kind habe schließlich ein Recht darauf,<br />
nicht ohne seine Zustimmung dauerhaft als<br />
Angehöriger einer Religion gekennzeichnet<br />
zu werden. (dpa/<strong>pro</strong>) ||<br />
VON: AL | 10.10.2012<br />
8
GESELLSCHAFT<br />
MUSIK<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
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Mit der Heilsarmee zum Eurovision Song Contest?<br />
Die Heilsarmee der Schweiz bewirbt sich mit einer sechsköpfigen Band für die Teilnahme am Eurovision Song Contest 2013 in Malmö. Ab Mitte Oktober kann dann<br />
über alle beim Schweizer Fernsehen angemeldeten Teilnehmer online abgestimmt werden, wobei parallel eine Fachjury die Songs bewertet und die Hälfte des Stimmrechts<br />
besitzt, wie das Schweizer Fernsehen auf seiner Internetseite berichtet.<br />
Pop statt Blasmusik: Die Schweizerische Heilsarmee schickt eine Band zum "Eurovision Song Contest".<br />
(Foto: YouTube / <strong>pro</strong>)<br />
Das Abschneiden bei Europas größtem<br />
Musikwettbewerb ist in der<br />
Schweiz seit jeher ein Trauerspiel.<br />
Doch in diesem Jahr gibt es einige sehr interessante<br />
Bewerbungen. Dazu zählt auch<br />
eine sechsköpfige Band der Schweizer<br />
Heilsarmee, die in einem internen Casting<br />
zusammengestellt wurde. Alle Sechs sind<br />
aktiv in der christlichen Organisation tätig<br />
und zwischen 23 und 93 Jahren alt. "Am An-<br />
fang war alles nur eine verrückte Idee", so<br />
Martin Künzi, Projektverantwortlicher der<br />
Heilsarmee, gegenüber der Zeitung "20 Minuten".<br />
"Aber dann hat die Idee innerhalb<br />
der Heilsarmee immer mehr begeisterte Anhänger<br />
gefunden."<br />
Der Titel mit dem Namen "You and me"<br />
wurde sogar extra von der Schweizer Firma<br />
"Hitmill" <strong>pro</strong>duziert. Im Gespräch mit<br />
"20 Minuten" meinte der Schreiber des Lie-<br />
des, Georg Schlunegger: "Ich fand die Idee<br />
von Anfang an super. Wir von 'Hitmill' sind<br />
uns im Klaren, dass es die Schweiz schwierig<br />
hat, bei diesem europäischen Wettbewerb<br />
zu punkten. Aber weil wir das Projekt<br />
lustig und sympsthisch finden, haben wir<br />
uns spontan entschieden, bei dieser ungewöhnlichen<br />
Aktion mitzumachen. Wenn<br />
also schon null Punkte, dann wenigstens<br />
für einen guten Zweck." Denn die Band hat<br />
vor, den Erlös des Song-Verkaufs zu spenden.<br />
Seit dem vergangenen Donnerstag<br />
kann man auch das Video zum Lied auf dem<br />
ESC-Anmeldeportal des Schweizer Fernsehens<br />
begutachten. Es zeigt die Musiker,<br />
während sie Rolltreppen hoch und runter<br />
fahren und dabei mit Gitarren, Kontrabass<br />
und Trommeln Musik machen. Das Lied ist<br />
eine klassische Rockballade. Bei YouTube<br />
wurde das Video nach neunzehn Stunden<br />
bereits 3.572 Mal angeklickt.<br />
Mitte Oktober werden dann die vierzehn<br />
erfolgreichsten Schweizer Kandidaten in<br />
einer Livesendung des Schweizer Fernsehens<br />
vorgestellt und der Eurovision Song<br />
Contest-Beitrag ausgewählt. "You and me"<br />
habe gute Chancen, denn es habe einen fetten<br />
Mitsing-Refrain und eine paneuropäi-<br />
sche Songstruktur, argumentiert "20 Minuten".<br />
Dazu sei die Heilsarmee eine "generationen-<br />
und länderübergreifende Organisation,<br />
die Mitglieder und Sympathisanten<br />
in jedem Land vorweisen kann". Auch deswegen<br />
wäre es möglich, dass die Wahl auch<br />
auf die sechs Heilsarmee-Musikanten fällt.<br />
Außerdem könnte der 93-jährige Kontrabassist<br />
einen Altersrekord aufstellen.<br />
Der Eurovision Song Contest (vorher<br />
"Grand Prix Eurovision de la Chanson") ist<br />
ein Wettbewerb, der seit 1956 besteht und<br />
jährlich veranstaltet wird. Musiker aus allen<br />
Ländern, die Mitglied in der Europäischen<br />
Rundfunkunion (EBU) sind, treten gegeneinander<br />
an, wobei seit 2004 ein Halbfinale<br />
der kleineren Länder stattfindet. Der erste<br />
Teil besteht aus der Vorstellung der Künstler,<br />
während der zweite Teil nach einer kurzen<br />
Überleitung die Punktevergabe beinhaltet<br />
(Zuschauer und Jury sind stimmberechtigt).<br />
Der Wettbewerb findet meist im Land<br />
des Vorjahressiegers statt. Im letzten Jahr<br />
gewann Schweden, darum wird der nächste<br />
Eurovision Song Contest am 14. und 16.<br />
(Halbfinale) und 18. Mai (Finale) in Malmö<br />
ausgetragen. ||<br />
VON: SKN | 05.10.2012<br />
9
GESELLSCHAFT<br />
FERNSEHEN<br />
Markus Bräuer kritisiert, dass die Landesregierungen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz planen,<br />
die Freikirchen aus dem Aufsichtsgremium auszuschließen. Er ist Medienbeauftragter der EKD und<br />
der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF). (Foto: <strong>pro</strong>)<br />
SWR-Rundfunkrat:<br />
...und raus bist Du?<br />
Am 23. Oktober berät das Kabinett in Baden-Württemberg über die Zusammensetzung<br />
des SWR-Rundfunkrates. Es könnte sein, dass die Freikirchen dann ihren<br />
Sitz in dem Gremium verlieren und dafür die Muslime einen erhalten. Ziel des<br />
grün-roten Kabinettsentwurfs ist eine zeitgemäßere Zusammensetzung, sowohl<br />
was die Gruppen als auch die Berücksichtigung der Geschlechter betrifft.<br />
Umstritten ist, welche gesellschaftlichen<br />
Gruppen, wie viele Mitglieder<br />
in den Rundfunkrat der öffentlichrechtlichen<br />
Anstalten entsenden dürfen. Von<br />
der Umverteilung betroffen wären wohl auch<br />
die Vertriebenenorganisationen. Der aktuelle<br />
SWR-Staatsvertrag stammt aus dem Jahre<br />
1998, als Südwestfunk und der Süddeutsche<br />
Rundfunk zum Südwestrundfunk fusionierten.<br />
Der Landtag wird darüber vermutlich im<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
Frühjahr 2013 abstimmen.<br />
Der Rundfunkrat soll seine bisherige Größe<br />
behalten. Das rot-grün regierte Rheinland-<br />
Pfalz stellt derzeit 23 der 74 Rundfunkratsmitglieder,<br />
Baden-Württemberg entsendet<br />
51 Mitglieder in das Aufsichtsgremium. Laut<br />
„Badischer Zeitung“ sieht der Entwurf vor,<br />
dass die Landesregierung ihre zwei Vertreter<br />
gänzlich zurückzieht. Die acht Sitze für den<br />
Landtag sollen dagegen bleiben. Für gesellschaftlich<br />
relevanter als die Freikirchen hält<br />
die grün-rote Regierung nach Lage der Dinge<br />
die muslimischen Glaubensgemeinschaften,<br />
die bisher nicht berücksichtigt sind.<br />
Die evangelische und die katholische Kirche<br />
sollen ihre jeweils zwei Sitze behalten.<br />
Kirchliche Gruppierungen sind durch die Vertreterin<br />
der Frauenarbeit beider Kirchen und<br />
dem Sitz für die israelitischen Religionsgemeinschaften<br />
vertreten. Die Vertriebenorganisationen<br />
würden ihre zwei Sitze einbüßen.<br />
Einen Platz mehr könnten die Umweltverbände<br />
erhalten. Entsprechend aufgestockt<br />
werden auch die Migranten. Der Landesbauernverband<br />
schließlich muss seinen Sitz im<br />
Wechsel mit den Landfrauen teilen.<br />
Diese Änderung so nicht hinnehmen möchte<br />
der Medienbeauftragte des Rates der Evangelischen<br />
Kirche in Deutschland (EKD) und<br />
der Vereinigung Evangelischer Freikirchen<br />
(VEF), Markus Bräuer: „Die evangelischen<br />
Freikirchen vertreten eine große Zahl christlicher<br />
Kirchen, zu denen unter anderem die<br />
Baptisten, Methodisten und die Freien evangelischen<br />
Gemeinden (FeG) ebenso wie die<br />
orthodoxen Kirchen gehören. Sie haben im<br />
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Sendegebiet des SWR eine lange und gute<br />
Tradition. Deshalb halte ich es für falsch, die<br />
Freikirchen aus der Mitarbeit im Rundfunkrat<br />
auszuschließen. Die Muslime an der Arbeit<br />
des Rundfunkrates zu beteiligen, wird einen<br />
aufgeklärten Dialog der Religionen in der Gesellschaft<br />
fördern. Sie aber nur auf Kosten der<br />
Freikirchen zu integrieren, ist abwegig“, sagte<br />
Bräuer gegenüber <strong>pro</strong>.<br />
Erschüttert hat der Geschäftsführer des<br />
Christlichen Medienverbundes KEP, Wolfgang<br />
Baake, auf die geplante Reform reagiert: „Diese<br />
Entscheidung hat weitreichende Folgen.<br />
Erstmals entscheiden Landesregierungen gegen<br />
evangelische Freikirchen und zugunsten<br />
von muslimischen Gemeinschaften. Sollten<br />
die Landesregierungen diesen Gesetzentwurf<br />
verabschieden, wäre das eine klare Ansage<br />
gegen christliche Gemeinden und Gemeinschaften<br />
und für muslimische Gemeinschaften.“<br />
Laut Baake werde damit ein Präzedenzfall<br />
geschaffen, dem bei entsprechenden politischen<br />
Mehrheitsverhältnisse weitere folgen<br />
könnten. Baake forderte die Parteien in<br />
den Landtagen auf, die Gesetzentwürfe abzulehnen.<br />
Das Staatsministerium verwies gegenüber<br />
der Nachrichtenagentur dpa darauf,<br />
dass die Verhandlungen noch liefen. Wie der<br />
Regierungssprecher sagte, soll dieser Teil des<br />
Entwurfs für einen neuen Rundfunkstaatsvertrag<br />
am 23. Oktober zeitgleich in den Kabinetten<br />
von Baden-Württemberg und Rheinland-<br />
Pfalz beschlossen werden.<br />
Lesen Sie hier weiter...<br />
VON: JW | 10.10.2012<br />
10
GESELLSCHAFT<br />
FERNSEHEN<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
Veronica Ferres „spürte Gott“<br />
Eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen, Veronica Ferres, glaubt an Gott. In einem Interview mit der "Bild"-<br />
Zeitung äußerte sich die 47-Jährige über ihren Glauben. Bei einer Nahtod-Erfahrung vor 13 Jahren habe sie Gott gespürt.<br />
Es war Licht da und warm. Ich war irgendwo<br />
zwischen dem Hier und dem<br />
Jenseits. Da habe ich Gott gespürt",<br />
so Ferres gegenüber "Bild". Sie habe mehrere<br />
Tage im Koma gelegen und es sei nicht sicher<br />
gewesen, ob sie zurückkommen würde.<br />
Veronica Ferres war nach eigenen Angaben<br />
zunächst aus der katholischen Kirche ausgetreten,<br />
dann aber aufgrund des plötzlichen<br />
Todes ihrer Mutter in Folge eines Schlaganfalls<br />
wieder eingetreten.<br />
"Der Glaube lehrt uns, dass der Tod nicht<br />
das Ende bedeutet. Das ist ein tröstlicher<br />
Gedanke", sagte Ferres. Anlass für das Interview<br />
mit der "Bild"-Zeitung ist der Auftakt für<br />
einen neuen ZDF-Krimi, bei dem Ferres eine<br />
evangelische Pastorin und Seelsorgerin der<br />
Münchner Polizei spielt. Die Sendung wur-<br />
de am Montag um 20:15 Uhr unter dem Titel<br />
"Lena Fauch und die Tochter des Amokläufers"<br />
im ZDF gesendet.<br />
Veronica Ferres hat in ihrer Schauspielkarriere<br />
zahlreiche Auszeichungen erhalten,<br />
darunter der Adolf-Grimme-Preis in Gold und<br />
der "Bambi". ||<br />
VON: PRO | 08.10.2012<br />
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Veronica Ferres, die<br />
in einem ZDF-Film am<br />
Montag eine evangelische<br />
Pastorin<br />
spielte, sprach mit<br />
„Bild.de“ über ihren<br />
Glauben. (Foto: <strong>pro</strong>)<br />
Sehen Sie die<br />
Nachrichten der<br />
Woche jeden<br />
Donnerstag auf<br />
<strong>pro</strong>TV.<br />
Anzeige<br />
11
GESELLSCHAFT<br />
FERNSEHEN<br />
Jüdische Serie bei RTL?<br />
Gibt es bald eine jüdisches Magazin bei RTL? Der Filmemacher Janusch Kozminski<br />
will mit dem Fernsehmagazin „Die Jüdische Woche TV“ eine Sendung mit Nachrichten<br />
aus der jüdischen Welt und Erklärungen zum Judentum starten. Aber er<br />
hat viel Konkurrenz.<br />
Lokale, regionale und internationale<br />
Nachrichten zum Judentum sollen laut<br />
der Deutschen Presse-Agentur (dpa)<br />
in der geplanten Sendung eine Rolle spielen.<br />
Der Münchener Filmemacher Janusch<br />
Kozminski möchte zusammen mit dem Programmträger<br />
„Verein für jüdische Medien<br />
und Kultur“, der ebenfalls aus München<br />
stammt, einige der Sendeminuten aus der<br />
„Drittsendelizenz“ für sein Format beanspruchen.<br />
Diese Lizenz wird vom Rundfunkstaatsvertrag<br />
festgeschrieben und sieht<br />
vor, dass ein privater Fernsehsender ab einem<br />
durchschnittlichen Marktanteil von<br />
zehn Prozent eine wöchentliche Sendezeit<br />
von mindestens 260 Minuten unabhängigen<br />
Drittanbietern zur Verfügung stellen muss.<br />
Ein bekanntes Beispiel für ein solches „Fenster<strong>pro</strong>gramm“<br />
ist das Nachrichtenmagazin<br />
„Spiegel TV“, das abends auf RTL zu sehen<br />
ist.<br />
Der Niedersächsischen Landesmedienanstalt<br />
liegen laut dpa bislang neun Bewerbungen<br />
vor. Eine Entscheidung soll allerdings<br />
erst in neun Monaten oder später bekannt<br />
werden.<br />
Schon 2008 hatte sich Kozminski mit der<br />
„Jüdischen Woche TV“ vergeblich um eine<br />
Sendezeit bei RTL beworben. 2004 hatte er<br />
das Format beim Privatsender XXP von „SpiegelTV“<br />
und „dctp“ aus<strong>pro</strong>biert, der mittlerweile<br />
im Sender „DMAX“ integriert ist. Nach<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
einer Weile war ihm die Sendezeit aber entzogen<br />
worden.<br />
„Das ist kein Programm nur für Juden, sondern<br />
hauptsächlich für Nicht-Juden“, erklärte<br />
Kozminski gegenüber der Zeitung „Der<br />
Tagesspiegel“. „Alles, was man zum Judentum<br />
im Fernsehen sieht, ist Folklore oder<br />
Tote.“ Er wolle das Judentum aus einem anderen<br />
Blickwinkel zeigen und dazu ein breites<br />
Band an Informationen liefern. Der Rundfunkstaatsvertrag<br />
schreibt vor, dass ein Format<br />
für die Drittsendezeit der Programmvielfalt<br />
dienen soll. Auch deshalb betont er,<br />
dass seine Sendung das Judentum behandelt<br />
und nicht nur ein politisches Format ist.<br />
Er wolle drei Minuten Nachrichten, fünfmi-<br />
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Ein Münchener Filmemacher bemüht sich um eine regelmäßige Sendung zum Judentum im Fernsehsender<br />
RTL (Foto: TikkunGer / CC-BY-NC-ND)<br />
nütiges Kommentieren des Zeitgeschehens<br />
und eine viertelstündige Talk-Show mit jüdischen<br />
und nicht-jüdischen Gästen einbauen,<br />
sagte Kozminski dem „Tagesspiegel“. Dazu<br />
wolle er Erklärungen von Wörtern im Judentum<br />
mit einbeziehen.<br />
Janusch Kozminski wurde 1949 in Bayern<br />
geboren. Seine zehnteilige Dokumentation<br />
„Wir sind da! Die Geschichte der Juden<br />
in Deutschland von 1945-2000“ erhielt 2001<br />
den bayerischen Fernsehpreis. Momentan<br />
arbeitet er an einer Kinodokumentation über<br />
den Auschwitz-Prozess und einer Dokumentation<br />
über die Juden in der DDR. ||<br />
VON: SKN | 11.10.2012<br />
12
GESELLSCHAFT<br />
FERNSEHEN<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
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Elstner: „Direkten Draht zu Gott gefunden“<br />
Sechs Gäste widmeten sich in der Sendung „Menschen bei Maischberger“ am<br />
Dienstag dem Thema „Himmel, Herrgott! Wieviel Religion braucht man zum Leben?“.<br />
Viel Erhellendes hatten die Diskutanten dabei allerdings nicht zu verkünden.<br />
Die beste Figur machten der frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm<br />
(CDU) sowie die Sprecherin der „Generation Benedikt“, Sophia Kuby.<br />
Außerdem gehörten Fernsehmoderator<br />
Frank Elstner, die Theologin Uta<br />
Ranke-Heinemann, die konvertierte<br />
Muslima Nora Illi sowie die atheistische<br />
Schriftstellerin Karen Duve zu den Diskussionspartnern.<br />
Der gläubige Katholik und<br />
„Wetten, dass...!“-Erfinder Frank Elstner berichtete,<br />
wie er mit 13 Jahren auf ein erzbischöfliches<br />
Internat gekommen sei. Dem<br />
Aufbegehren gegen die dortigen Strukturen<br />
und die katholische Kirche folgte ein Rückkehr<strong>pro</strong>zess<br />
bis zum heutigen Tag: „Ich habe<br />
die Kirche lange nicht ernstgenommen, weil<br />
die Entscheidungen der Menschen, die sie<br />
prägten, mir nicht gefallen haben“, bekannte<br />
der Moderator. Mittlerweile habe er einen<br />
direkten Draht zu Gott, dessen Bild er sich<br />
aufgrund seiner Lebenserfahrungen „gebacken“<br />
habe.<br />
Als spannendste Frage seines Lebens bezeichnete<br />
Norbert Blüm die Frage, ob es einen<br />
Gott gibt oder nicht: „Dies ist wohl eine<br />
angeborene Sehnsucht der Menschen, ob es<br />
etwas Größeres gibt.“ Der Tod von Jesus am<br />
Kreuz sei der Höhepunkt davon, dass Gott<br />
Mensch geworden ist und das Leid der Men-<br />
schen teile. Die Ehe von Mann und Frau verteidigte<br />
Blüm als unverwechselbares Ideal:<br />
„Zwei Menschen teilen eine Partnerschaft<br />
und werden dadurch reich. Dieses Ideal sollten<br />
wir nicht aufgeben, auch wenn manche<br />
Ehen scheitern.“<br />
Die Theologin Uta Ranke-Heinemann<br />
schien die Sendung zu nutzen, um ihre privaten<br />
Scharmützel mit der Katholischen Kirche<br />
auszutragen. Die erste Frau der Welt<br />
mit einem Lehrstuhl für katholische Theologie<br />
hatte schon früh die Sexualmoral der<br />
Katholischen Kirche angeprangert und öffentlich<br />
an theologischen Grundfesten wie<br />
der Jungfrauengeburt gezweifelt. Daraufhin<br />
wurde ihr die Lehrerlaubnis entzogen: „Von<br />
Glaube, Liebe und Hoffnung ist mir der Glaube<br />
abhanden gekommen. Das Christentum<br />
ist zur Märchenreligion geworden, wenn ich<br />
Geschichten höre, wo Jesus über das Wasser<br />
läuft oder Wasser in Wein verwandelt.“<br />
Die Tochter des früheren Bundespräsidenten<br />
Gustav Heinemann konvertierte mit 18<br />
Jahren zum Katholizismus. Aber auch an der<br />
evangelischen Lehre stören sie viele Dinge:<br />
„Warum gibt es die blutige Erlösung? Die<br />
Über die Bedeutung der Religion für ihr Leben diskutierten sechs Gäste in der Sendung „Menschen bei<br />
Maischberger“. (Foto: ARD /<strong>pro</strong>)<br />
Christen haben Gott zu einem Dämon gemacht.<br />
Gott ist nicht ein Vater, der seinen<br />
Sohn verbluten lässt.“<br />
Nicht auf einen Moralkodex<br />
reduzieren<br />
Für die überzeugte Atheistin und Buchautorin<br />
Karen Duve gibt es viel wichtigere moralische<br />
Leitlinien als die Zehn Gebote. So<br />
sollten Menschen etwa keinen Raubbau mit<br />
dem Planeten Erde betreiben. Enttäuscht<br />
zeigte sie sich auch davon, dass vielen Frauen<br />
in arabischen Ländern die Chancen auf<br />
ihren Wunschberuf verwehrt würden: „Sie<br />
könnten alle Freiheiten haben.“ In Bezug auf<br />
den christlichen Glauben äußerte sie auch<br />
ihre Zweifel: „Warum soll es gut sein, etwas<br />
zu glauben, was sich nicht beweisen lässt?“<br />
Zugleich sei es arrogant zu glauben, im Besitz<br />
der allein selig machenden Wahrheit zu<br />
sein. Religion halte sie für irrational, wissenschaftsfeindlich<br />
und gefährlich. Die Frage<br />
nach der Ewigkeit wollte Duve „erwachsen<br />
beantwortet wissen“: Dies führe dazu,<br />
das Leben hier mit Nichtachtung zu belegen.<br />
Sich nach der Moral zu richten, sei aber immer<br />
besser als sich nach der Religion zu richten.<br />
Lesen Sie hier weiter...<br />
VON: JW | 10.10.2012<br />
13
GESELLSCHAFT<br />
FERNSEHEN<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
Adam und Klaus im Paradies<br />
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Die sechsteilige Comedy-Serie "Götter wie wir" widmet sich seit Sonntag auf ZDFkultur auf komödiantische Weise der Menschheitsgeschichte. Die Sendung beabsichtige<br />
nicht, religiöse Gefühle zu verletzten, sondern "setzt sich satirisch mit modernen Phänomenen unserer Gesellschaft auseinander", erklärt der Sendeverantwortliche<br />
von ZDFkultur, Daniel Fiedler, gegenüber <strong>pro</strong>.<br />
Adam, Klaus und Eva. Von links: Adam (Rainer Ewerrien), Klaus (Carsten Strauch), Eva (Natalia Avelon).<br />
(Foto: Lars Petersen, ZDF)<br />
Inhaltlich beginnt "Götter wie wir" bei<br />
der Schöpfungsgeschichte. Inge und Renate,<br />
zwei Frauen, die in der Satire Gott<br />
darstellen, erschaffen die ersten Menschen<br />
aus Knete, zwei Männer – Adam und Klaus.<br />
Um die Menschen nicht aussterben zu lassen,<br />
formen sie später noch aus Adams Rippe<br />
Eva. In weiteren Folgen befassen sie sich<br />
mit anderen Ereignissen der Menschheitsgeschichte.<br />
Dabei beziehen sie viele Geschehnisse<br />
aus der Bibel mit ein, beispielsweise<br />
wie Mose das Volk Israel aus der Sklaverei in<br />
Ägypten führt, Noah und die Arche oder die<br />
Geburt Jesu.<br />
Gläubige könnten diesen Umgang mit der<br />
biblischen Geschichte als anstößig empfinden.<br />
Fiedler erklärt auf Anfrage von <strong>pro</strong>: "Die<br />
Nachwuchs-Redaktion nimmt die christliche<br />
Schöpfungsgeschichte zum Anlass, sich satirisch<br />
mit modernen Phänomenen unserer<br />
Gesellschaft auseinanderzusetzen. Es<br />
ist nicht beabsichtigt, religiöse Gefühle zu<br />
verletzen. Natürlich können satirische Darstellungsformen<br />
polarisieren." Dies gehöre<br />
aber in einer liberalen, pluralistischen Gesellschaft<br />
zur Meinungsfreiheit, deren "Toleranz<br />
sich von Ländern unterscheidet, in denen<br />
Staat und Religion nicht eindeutig voneinander<br />
getrennt sind".<br />
Es sei also nicht als blasphemisch zu verstehen,<br />
wenn Gott in der Serie von zwei<br />
Frauen namens Inge und Renate dargestellt<br />
werde. Laut Fiedler ist dies "ironisch gemeint<br />
und kann nicht im Sinne einer wahrhaftigen<br />
Behauptung verstanden werden".<br />
"Götter wie wir" sei eine Comedy-Serie und<br />
für jeden Zuschauer von Anfang an klar als<br />
solche zu erkennen. "Der satirische Gegenstand<br />
bei 'Götter wie wir' ist vor allem der<br />
Mensch mit seinen Fehlern und Schwächen<br />
sowie die moderne, westliche Gesellschaft<br />
und ihre Phänomene wie beispielsweise<br />
Casting-Shows, Outsourcing oder Umweltverschmutzung."<br />
Der Inhalt wirkt nicht wie eine fiese Satire.<br />
Die Serie geht auch auf aktuelle Probleme<br />
der Kirche ein, wie etwa die hohe Anzahl von<br />
Kirchenaustritten. In der letzten Folge, die<br />
Mitte November ausgestrahlt werden soll,<br />
schlussfolgert Inge: "Die Menschheit an sich<br />
müsste man mal wieder grundlegend sanieren."<br />
Der Sendeverantwortliche von ZDFkultur<br />
sagte zudem: "Das ZDF setzt sich kontinuierlich<br />
mit religiösen Themen auseinander.<br />
(…) Der neue, eher spielerische Zugang von<br />
'Götter wie wir' könnte gerade jüngere Menschen<br />
für die Themen Glauben und Religion<br />
sensibilisieren. Da diese in einem sehr starken<br />
Maße die Online-Medien nutzen, entstand<br />
die Idee einer erneuten Kooperation<br />
der beiden ZDF-Abteilungen." Die kleine<br />
Serie entstand in Zusammenarbeit der ZDF-<br />
Nachwuchs-Redaktion "Das kleine Fernsehspiel"<br />
und der Hauptreaktion Neue Medien.<br />
Einen Gastauftritt haben unter anderen<br />
die Schauspieler Christoph Maria Herbst<br />
("Stromberg") und Michael Kessler ("Switch<br />
Reloaded") sowie die Moderatoren Oliver<br />
Welke ("ZDF-Heute-Show") und Dieter Moor<br />
("Titel-Thesen-Temperamente"). Die jeweils<br />
circa 15-minütigen Folgen werden ab 7. Oktober<br />
um 23 Uhr auf ZDFkultur sowie in deren<br />
Mediathek gezeigt. ||<br />
VON: MS | 05.10.2012<br />
14
GESELLSCHAFT<br />
FILM<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
Wie der Vater, so der Sohn<br />
Mit „I Am Gabriel“ hat der christliche Filmemacher Mike Norris im August sein neuestes Werk vorgestellt. Der Schauspieler<br />
und Regisseur eifert seinem <strong>pro</strong>minenten Vater nach: Auch Chuck Norris ist Filmstar – und Christ.<br />
Als engagierter Christ gehört Chuck<br />
Norris, Star zahlreicher Action-Filme<br />
und der TV-Serie „Walker, Texas Ranger“,<br />
fest zur evangelikalen Szene in den<br />
USA. So schrieb er beispielsweise Bücher<br />
über den Glauben, warb in TV-Spots fürs Bibellesen<br />
und ging mit dem republikanischen<br />
Baptistenpastor Mike Huckabee auf Wahlkampftour.<br />
Sein Sohn Mike, ebenfalls gläubiger<br />
Christ, spielt seit 1979 in kleineren Film- und<br />
Fernseh<strong>pro</strong>duktionen mit und hat bei einigen<br />
„Walker“-Episoden Regie geführt. Als<br />
Regisseur will er auf Filme mit christlichen<br />
Inhalten setzen: 2004 <strong>pro</strong>duzierte er „Birdie<br />
& Bogey“, ein Sport-Drama mit evangelistischer<br />
Botschaft. Mit „I Am Gabriel“ ist im<br />
August sein nächster Film in den Vereinigten<br />
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Szene aus „I Am<br />
Gabriel“: Ist der<br />
Junge ein Bote<br />
Gottes, der den<br />
Menschen helfen<br />
soll? (Foto: 2nd<br />
Fiddle Productions<br />
/ YouTube)<br />
Staaten auf DVD erschienen.<br />
„I Am Gabriel“ erzählt die Geschichte einer<br />
Kleinstadt in Texas, die von der Wirtschaftskrise<br />
schwer getroffen wurde. Geschäfte gehen<br />
pleite, die Bevölkerung schrumpft, als<br />
aus dem Nichts ein mysteriöser Junge auftaucht,<br />
der nach eigenem Bekunden gekommen<br />
ist, um den Menschen zu helfen. Im Dorf<br />
beginnt das Rätselraten: Ist „Gabriel“ die<br />
Antwort auf unsere Gebete, oder ein falscher<br />
Prophet?<br />
„Ich denke, der Film spiegelt ein bisschen<br />
wieder, was unser Land gerade durchmacht“,<br />
erklärte Mike Norris im Interview<br />
mit dem Onlinedienst „Beliefnet“. „Es gibt<br />
viele Orte, an denen die Menschen ihre<br />
Hoffnung aufgegeben haben – aber auch<br />
wenn du die Hoffnung verloren hast, bist<br />
du mit Jesus Christus nicht hoffnungslos.“<br />
In der Produktion christlicher Spielfilme<br />
sieht Norris seine Berufung – auch deswegen,<br />
weil die christliche Botschaft seiner<br />
Ansicht nach in säkularen Produktionen zu<br />
schlecht wegkommt: „Ich denke, das Hollywood-System<br />
tut, was es kann, um die<br />
Christliche Community zu verdrängen.“ Es<br />
brauche Gläubige, um diesem Trend entgegenzuwirken<br />
– „deshalb versuche ich,<br />
mich mit so vielen Christen wie möglich zu<br />
umgeben“. Natürlich seien nicht alle Mitarbeiter<br />
an einem Filmset gläubig, doch<br />
auch Nicht-Christen seien herzlich zu den<br />
täglichen Andachten eingeladen, die Norris<br />
seinen Mitarbeitern anbietet. ||<br />
Die DVD „I Am Gabriel“ ist bisher nur in den<br />
USA erschienen. Für knapp 20 Dollar kann<br />
sie aus Deutschland bestellt werden. Für<br />
das Abspielen wird ein DVD-Spieler für DVDs<br />
mit dem Regionalcode 1 (Nordamerika) benötigt).<br />
VON: MB | 10.10.2012<br />
15
GESELLSCHAFT<br />
FERNSEHEN<br />
Fast Nonne geworden<br />
"Ich bin typisch kölsch-katholisch."<br />
Das sagte die Schauspielerin Annette<br />
Frier in einem Interview mit dem Magazin<br />
"Bunte". Die Komödiantin berichtet,<br />
dass Glaube und Religion immer<br />
noch wichtig in ihrem Leben seien.<br />
Für sie sei es ein großer Schritt gewesen,<br />
ihre Kinder taufen zu lassen,<br />
sagte Frier gegenüber "Bunte". Obwohl<br />
dies unter Schauspielern als "total<br />
unpopulär" gelte. Aber sie habe es in ihrer<br />
eigenen Kindheit als "großen Gewinn"<br />
empfunden, außerhalb der Familie "so ein<br />
gemeinschaftliches Gefühl vermittelt zu<br />
bekommen", sagt Frier, deren Mutter Religionslehrerin<br />
und deren Vater Anwalt war.<br />
"Ich hatte mit acht oder neun eine sehr<br />
gläubige Phase, nach der Kommunion, da<br />
wollte ich Nonne werden", berichtet sie.<br />
Sie habe "jeden Morgen und jeden Abend<br />
gebetet" und fügt hinzu: "Das war mir<br />
wahnsinnig wichtig. Auch heute sind Glaube<br />
und Religion noch ein großes Thema."<br />
Ihre Lieblingsstelle in der Bibel sei die<br />
Bergpredigt: "Die hat mich umgehauen."<br />
Allerdings möge sie auch das gegenteilige<br />
Prinzip aus dem Alten Testament: "Auge<br />
um Auge, Zahn um Zahn". Den aktuellen<br />
Papst Benedikt XVI. halte sie für "hochintelligent".<br />
"Von dem würde ich gern an der<br />
Uni Theorie der Herzensbildung lernen",<br />
so Frier. Annette Frier wurde 1974 in Köln<br />
geboren. Sie studierte klassisches Schauspiel<br />
und wirkte am Schauspielhaus Köln<br />
mit. Nach bestandener Theaterausbildung<br />
spielte sie zunächst in der RTL-Serie "Hinter<br />
Gittern" mit, später in der Comedy-Sendung<br />
"Switch" auf ProSieben. Zwischen<br />
2000 und 2002 war Frier Co-Moderatorin<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
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Die Schauspielerin<br />
Annette<br />
Frier sagt in der<br />
"Bunten": "Ich<br />
bin kölsch-katholisch."<br />
(Foto:<br />
www.annettefrier.de)<br />
der "Wochenshow" auf Sat.1, danach hatte<br />
sie immer wieder Engagements in Theatern.<br />
Seit 2010 spielt Frier in der Comedy-<br />
Serie "Danni Lowinski" auf Sat.1 die Hauptrolle,<br />
wofür sie mehrere Auszeichnungen<br />
erhielt. Die Serie erreicht Quoten von drei<br />
bis vier Millionen Zuschauern. ||<br />
VON: JS/PAS | 08.10.2012<br />
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16
GESELLSCHAFT<br />
FILM<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
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"Not a fan" – Die Geschichte eines Nachfolgers<br />
In amerikanischen Gemeinden ist die Initiative „Not a fan“ um ihren Gründer Kyle<br />
Idleman weit verbreitet. Tausende Christen hat die Bewegung bis jetzt dazu angeregt,<br />
ihren Glauben authentisch zu leben. Ein Spielfilm macht die Bewegung nun<br />
auch in Deutschland bekannt.<br />
Die Geschichte von Kyle Idleman, Gründer der amerikanischen „Not a fan“-Bewegung, wurde jetzt in<br />
Deutschland als Film veröftentlicht. (Foto: SCM Hänssler)<br />
Eigentlich kann sich Eric Nelson nicht<br />
beklagen: Er ist erfolgreicher Geschäftsmann<br />
in den besten Jahren, Vater<br />
von zwei Kindern und lebt mit seiner Familie<br />
in einer luxuriösen Villa im US-Bundesstaat<br />
Kentucky. Nach Feierabend geht er gern<br />
mal auf Kneipentour mit seinem besten Kumpel,<br />
und am Sonntag im Gottesdienst kann<br />
er endlich mal vom knallharten Geschäfts-<br />
leben abschalten und umschalten auf „guter<br />
Christ“. „Wir sind nicht in der Kirche, wir<br />
sind im Business“, erklärt er seinem Kollegen,<br />
der ihn einmal auf seine zwei verschiedenen<br />
Lebensstile anspricht. Dass er neben<br />
der Arbeit kaum noch Zeit für die Familie hat,<br />
ist schade, aber eben nicht zu ändern. Trotz<br />
allem geht es Eric gut, warum sollte er etwas<br />
ändern wollen?<br />
Die Wende tritt ein, als Eric einen schweren<br />
Herzinfarkt erleidet, den er nur knapp<br />
überlebt. Allein und ans Bett gefesselt tauchen<br />
bei ihm auf einmal die Fragen auf, die<br />
er sonst nur in den Sonntagspredigten hört<br />
und am Montag schon wieder vergessen hat.<br />
Eine Frage bewegt ihn ganz besonders: Was<br />
ist, wenn Gott mir durch diesen Herzinfarkt<br />
ein Zeichen geben wollte? Was, wenn ich etwas<br />
in meinem Leben ändern soll?<br />
Nachfolger oder Märtyrer?<br />
Zurück aus dem Krankenhaus ist er sich sicher:<br />
So wie bisher kann es nicht weitergehen.<br />
Eric lässt sich zum ersten Mal ernsthaft<br />
auf eine Beziehung zu Jesus ein und ändert<br />
sein Leben – und zwar radikal. Im Job geht er<br />
nicht mehr über Leichen, er tut seinen Konkurrenten<br />
sogar Gutes. Auch privat will er<br />
einiges verändern: Die Villa der Familie erscheint<br />
ihm auf einmal viel zu groß, er möchte<br />
umziehen in ein kleineres Stadthaus. „Wir<br />
haben dieses riesige Haus, und es fehlt uns<br />
an nichts. Aber ich verliere fast meine Familie.<br />
Offensichtlich brauchen wir mehr als<br />
das hier“, wird Eric klar. Und er beginnt,<br />
sich ehrenamtlich zu engagieren. In der Gemeindeküche<br />
hilft er mit, Obdachlosen und<br />
Hilfsbedürftigen eine warme Mahlzeit und<br />
ein Dach über dem Kopf zu bieten. „Jesus<br />
sagt, wenn du den Bedürftigen hilfst, dann<br />
hilfst du mir. Gar nichts zu tun, ist keine Op-<br />
tion“, antwortet er auf Einwände von Freunden<br />
und seiner Familie. Die ist von Erics neuer<br />
Bescheidenheit und seinem sozialen Engagement<br />
erstmal wenig begeistert. „Du bist<br />
der Heilige Eric, der Märtyrer. Aber wir sind<br />
diejenigen, die das Kreuz tragen!“, wirft ihm<br />
seine Frau Anna vor.<br />
Die maßgebende Beziehung<br />
Trotzdem lassen sie Eric nicht im Stich, ziehen<br />
um, und seine Tochter Natalie hilft ihrem<br />
Vater zuliebe sogar in der Gemeindeküche<br />
mit. Als Eric jedoch überlegt, seinen Job an<br />
den Nagel zu hängen, macht sich seine Frau<br />
ernsthaft Sorgen um die finanzielle Sicherheit<br />
und die Zukunft der Familie. Und Eric<br />
fühlt sich unverstanden, denn er tut doch eigentlich<br />
nichts anderes, als Jesus mit ganzem<br />
Herzen nachzufolgen. Dann kommt der<br />
zweite schwere Herzinfarkt, aber Eric überlebt<br />
ihn diesmal nicht. Nach der ersten Erschütterung<br />
über seinen Tod beginnen Familie<br />
und Freunde, Eric in einem anderen Licht<br />
zu sehen. Langsam wird ihnen deutlich, dass<br />
Jesus nachzufolgen mehr ist, als sonntags in<br />
die Gemeinde zu gehen.<br />
Lesen Sie hier weiter...<br />
„Not a fan“, SCM Hänssler 2012, 120 Min.,<br />
FSK 12, 14,95 Euro.<br />
VON: SZ | 05.10.2012<br />
17
GESELLSCHAFT<br />
NETZWELT<br />
Jung, ledig,<br />
internetsüchtig<br />
Von Internetsucht sind besonders Junge, Ledige, Arbeitslose und Menschen mit<br />
Migrationshintergrund betroffen. Das haben Experten am Dienstag in Berlin erklärt.<br />
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP),<br />
will nun vor allem Therapieeinrichtungen für die ganze Familie fördern.<br />
Rund ein Prozent der Deutschen gilt<br />
als internetabhängig. Das ist das Ergebnis<br />
der sogenannten PINTA-Studie,<br />
für die 15.000 Menschen telefonisch<br />
befragt wurden. Erste Zahlen gab das Bundesministerium<br />
für Gesundheit bereits im<br />
vergangenen Jahr bekannt. Demnach sind<br />
560.000 der 14- bis 64-Jährigen abhängig,<br />
weitere 2,5 Millionen zeigen erste Anzeichen<br />
für eine Abhängigkeit. Am Dienstag schlüsselte<br />
der Psychologe Hans-Jürgen Rumpf die<br />
erhobenen Daten im Rahmen einer Jahrestagung<br />
zum Thema Internetsucht weiter auf.<br />
Demnach sind besonders die 14- bis 16-Jährigen<br />
gefährdet. Unter ihnen sind derzeit bereits<br />
4 Prozent abhängig. Zum Vergleich: Bei<br />
den 25- bis 64-Jährigen gelten 0,7 Prozent<br />
als süchtig. Die meisten Betroffenen sind zudem<br />
männlich, ledig, arbeitslos oder haben<br />
einen Migrationshintergrund.<br />
Unter den Jüngeren finden rund drei Viertel<br />
Facebook besonders attraktiv. „Es gibt so etwas<br />
wie eine Sucht nach Sozialen Netzwerken“,<br />
räumte Rumpf ein. Rund die Hälfte der<br />
älteren Nutzer ist dort auch aktiv, ganze 35<br />
Prozent spielen aber eher online. Unter den<br />
Jüngeren tun das nur rund 20 Prozent.<br />
„Ganz so wie beim Alkohol“<br />
Dyckmans sieht besonders bei der Ausbildung<br />
von Fachkräften zur Bekämpfung der<br />
Internetsucht „Handlungsbedarf“. Zudem<br />
müssten weitere Kliniken öffnen, die darauf<br />
spezialisiert sind, sagte sie in Berlin.<br />
Auch die Anerkennung der Internetsucht als<br />
Krankheit stehe noch aus. Dies sei notwendig,<br />
damit die Krankenkassen notwendige<br />
Therapien auch übernähmen. Dyckmans erklärte,<br />
die Bundesregierung wolle bei letzteren<br />
künftig vor allem darauf setzen, die ganze<br />
Familie in den Blick zu nehmen. Beispielhaft<br />
dafür arbeite etwa „ESCapade“, initiiert<br />
von der Drogenhilfe Köln. Im Rahmen dieses<br />
Projekts müssen sich alle engeren Familienmitglieder<br />
beispielsweise in Rollenspielen<br />
in den anderen hineinversetzen. Eltern<br />
sollten etwa ihren eigenen Avatar, also eine<br />
Computerspielfigur nach ihrem Sinn, schaf-<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
fen, um sich näher mit der Materie auseinanderzusetzen.<br />
„ESCapade“ existiert bisher<br />
an fünf Standorten und soll künftig bundesweit<br />
durch die Regierung gefördert werden.<br />
„Direkter Kontakt ist die wirksamste Prävention“,<br />
erklärte dazu Anne Kreft von der Drogenhilfe<br />
Köln. Sie verglich die Internetsucht<br />
mit Alkoholabhängigkeit. In betroffenen Familien<br />
sei ihr sogar eine Tabuisierung des<br />
Themas PC begegnet, „ganz so wie beim Alkohol“,<br />
sagte sie.<br />
Eine Abhängigkeit erkennt man laut Rumpf<br />
DRUCKEN | KONTAKT | VOLLBILD | SCHLIESSEN<br />
Seiten, Seiten,<br />
Seiten – wer internetsüchtig<br />
ist, kann vom<br />
Netz nicht genug<br />
bekommen.<br />
Betroffen sind<br />
vor allem junge<br />
Menschen.<br />
(Foto: Senoldo /<br />
fotolia)<br />
daran, dass die Betroffenen sich fast andauernd<br />
im Internet aufhalten, die Kontrolle<br />
über ihren Konsum verlieren, Entzugserscheinungen<br />
aufweisen oder das Internet<br />
besonders dann nutzen, wenn es ihnen<br />
schlecht geht. Der Psychologe betonte allerdings<br />
auch, dass sich die Forschung bei der<br />
Internetsucht nach wie vor „im Graubereich“<br />
bewege und kündigte eine weitere Studie<br />
zum Thema für das kommende Jahr an. ||<br />
VON: AL | 09.10.2012<br />
18
GESELLSCHAFT<br />
BÜCHER<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
Hier ist alles nur vorläufig – oder?<br />
Wir Menschen neigen dazu, uns eine Welt vorzugaukeln. Vorlieben und Persönlichkeit bestimmen dieses Weltbild. Das ist<br />
nicht nur realitätsfern, sondern lenkt von existenziellen Themen wie Tod oder Gott ab, sagt der Psychiater und Theologe<br />
Manfred Lütz in seinem neuen Buch „Bluff! Die Fälschung der Welt“. Das Lösungsangebot des Katholiken bleibt merkwürdig<br />
innerweltlich.<br />
Ein Schwindel geht um in dieser Welt.<br />
Alle Menschen fallen ihm anheim, seien<br />
sie reich oder arm, skeptisch oder naiv.<br />
Er hält die Menschen davon ab, sie selbst zu<br />
sein. Diese düstere Diagnose stellt Manfred<br />
Lütz, Leiter des Kölner Alexianer-Krankenhauses,<br />
der mit mehreren Verkaufsschlagern wie<br />
„Gott. Eine kleine Geschichte des Größten“<br />
bekannt geworden ist. Wie jeder gute Arzt diagnostiziert<br />
er jedoch nicht nur, sondern weiß<br />
auch um eine Therapie, einen Ausweg aus dem<br />
„Bluff“, der zum „eigentlichen Leben“ und zur<br />
„eigentlichen Welt“ führt und allen getäuschten<br />
Menschen offen steht.<br />
Alles kranke an dem Gehabe der Menschen,<br />
die jeweilige Weltsicht als die einzig wahre gelten<br />
zu lassen, erklärt Lütz. Grundsätzlich habe<br />
jeder Mensch seine Lieblingsmeinung, eigene<br />
Vorlieben und Themen, über die er am liebsten<br />
spricht – während jemand anderes dies völlig<br />
langweilig finden könne. Menschen bewegten<br />
sich in den Milieus, in denen sie sich wohl fühlen.<br />
Dieses Arrangement mit der eigenen Lebenswelt<br />
werde dann <strong>pro</strong>blematisch, wenn Menschen<br />
andere Meinungen gar nicht mehr wahrnähmen<br />
oder unbequeme Grundfragen der<br />
Existenz ausblendeten. Diese Fragen blieben<br />
Vom Schwindel aufdringlicher Welten: "Bluff!<br />
Die große Fälschung der Welt" von Manfred Lütz.<br />
(Foto: Droemer Verlag)<br />
„gut versteckt hinter dem lärmenden Maskenzug<br />
einer aus ganz vielen Welten zusammengesetzten<br />
künstlichen Welt, die sich machtvoll<br />
vordrängt und in der der Tod, der wirkliche Tod,<br />
nicht vorkommt, die Liebe nicht und auch das<br />
Gute, das Böse oder Gott“.<br />
Hinzu komme, dass Teile der Gesellschaft<br />
– etwa die Naturwissenschaft – ebenfalls der<br />
Welt ihre einseitige Sicht der Dinge aufdrücken<br />
wollten. Als Beispiel führt Lütz den englischen<br />
Evolutionsbiologen Richard Dawkins an. Wissenschaftler<br />
wie er „behaupten einfach lauthals,<br />
diese wissenschaftliche Welt sei alles,<br />
was es gibt“. Aus diesem Grund lehne Dawkins<br />
alle anderen Welterklärungen, etwa die der Bibel,<br />
grundsätzlich ab.<br />
Dieser „wissenschaftliche Fundamentalismus“<br />
widerspreche jedoch sogar dem Selbstverständnis<br />
der Naturwissenschaften, nur einen<br />
Aspekt der Welt zu erfassen. Und nur als<br />
solche habe sie ihr Recht. „Wer die Wissenschaft<br />
als kritisches Dauer<strong>pro</strong>jekt respektiert,<br />
wird ihr gerecht. Wer an die Wissenschaft<br />
glaubt, gründet bloß eine weitere Sekte mit einer<br />
kitschig gefälschten Welt für naive Gläubige.“<br />
Alles ist relativ<br />
Wie die Wissenschaft drängten sich auch andere<br />
Gesellschaftsbereiche wie die Wirtschaft<br />
oder die Medien dem Menschen auf. Lütz führt<br />
viele Beispiele an, um einen einfachen Grundgedanken<br />
zu belegen: die Dinge dieser Welt erscheinen<br />
dann in einem falschen Licht, wenn<br />
sie sich verabsolutieren oder verabsolutiert<br />
werden. Dadurch verwische die Tatsache, dass<br />
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sie nur vorläufigen Charakter hätten.<br />
Wie sieht der Ausweg aus? Die Menschen,<br />
mahnt Lütz, müssten sich wieder bewusst machen,<br />
dass sie sterben werden. Zwar sei der<br />
Tod ständig in den Medien präsent, etwa bei<br />
Action-Filmen, doch im Grunde lenke dies den<br />
Menschen davon ab, wie real der Tod wirklich<br />
sei. Aber durch den „sicheren Tod (…), der uns<br />
allen unentrinnbar bevorsteht, erscheinen das<br />
Leben und die Welt in einem ganz anderen, in<br />
einem merkwürdig plastischen, realen Licht“.<br />
Dass alles in dieser Welt vorläufig ist und daher<br />
relativiert werden muss, ist ein kluger und<br />
richtiger Gedanke. Ob das Bewusstsein für die<br />
Sterblichkeit tatsächlich dazu führt, auf diesen<br />
Gedanken zu kommen, sei dahingestellt.<br />
Zumal Lütz die Endgültigkeit des Todes dann<br />
doch in Frage stellt. Als Beleg führt er die „ursprüngliche<br />
Erfahrung der Menschheit“ an,<br />
dass mit dem Tod „in Wirklichkeit nicht alles<br />
aus ist“.<br />
Aus christlicher Sicht ist mit dem Tod tatsächlich<br />
nicht alles aus. Christen begründen<br />
das aber nicht mit einer vagen menschlichen<br />
Erfahrung, sondern mit dem Kreuzesgeschehen.<br />
Dieses Heilshandeln Gottes eröffnet<br />
die Perspektive auf die Ewigkeit, die im Buch<br />
auch nur vage angedeutet ist. Abgesehen von<br />
dieser theologischen Unschärfe hat Lütz ein<br />
lesenswertes und aufklärerisches Buch geschrieben.<br />
||<br />
Manfred Lütz, Bluff! Die große Fälschung<br />
der Welt, Droemer Verlag 2012, 189 Seiten,<br />
16,99 Euro.<br />
VON: DF | 06.10.2012<br />
19
GESELLSCHAFT<br />
JOURNALISMUS<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
Viele Wege führen in den Journalismus<br />
DRUCKEN | KONTAKT | VOLLBILD | SCHLIESSEN<br />
"Irgendwas mit Medien", ist der Berufswunsch vieler junger Menschen. Doch wie gelingt der Einstieg in die Branche? Antworten darauf gab die Nachwuchsjournalisten-Tagung<br />
der Christlichen Medienakademie am vergangenen Wochenende. 13 junge Medien-Einsteiger tauschten sich über ihre Fragen und Visionen, Sorgen und<br />
Wünsche aus. Vor allem aber kamen sie ins Gespräch mit erfahrenen Journalisten.<br />
Nachwuchsjournalisten bei der Arbeit: Nachrichten-Workshop. (Foto: <strong>pro</strong>)<br />
Zwei Tage lang wurde aufmerksam zugehört,<br />
wie die Profis teils kritisch,<br />
immer ehrlich und mit spürbarer Leidenschaft<br />
von ihren Erfahrungen erzählten.<br />
Neugierig und ganz im journalistischen Sinne<br />
bohrten die Teilnehmer nach. Sie diskutierten<br />
mit den Gästen über Jobchancen in<br />
der Branche, crossmediale Arbeitsweisen in<br />
Zeiten neuer Medien und Ansprüche der Berichterstattung.<br />
Langjährige Journalisten wie Stefan Kläsener,<br />
Chefredakteur der „Westfalenpost“,<br />
sprachen ebenso über ihre Erfahrungen<br />
und motivierten die Teilnehmer wie die junge<br />
Nachwuchsjournalistin Anne Klotz. In<br />
einem Workshop mit Ralf Triesch von der<br />
„Dill-Zeitung“ versuchten sich die Teilnehmer<br />
auch praktisch im Schreiben eines Artikels.<br />
Im regen Austausch miteinander stellten<br />
sie fest: Es gibt viele Wege, einen Artikel<br />
aufzubauen und einen thematischen Fokus<br />
zu setzen.<br />
Wie abwechslungsreich die Arbeit bei einer<br />
Lokalzeitung und ihrem Onlinebereich<br />
sein kann, zeigte Anna Ntemiris von der<br />
„Oberhessischen Presse“. Auch die freie<br />
Journalistin Genia Baranowski machte den<br />
Teilnehmern die Vielfalt des Hörfunks deutlich.<br />
Auch die „andere Seite des Schreibtischs“,<br />
die Arbeit als Pressesprecher, wur-<br />
de beleuchtet: Eckhard Nickig erzählte von<br />
seinem Wechsel vom christlichen Magazin<br />
„ideaSpektrum“ zum Pressebüro der Stadt<br />
Wetzlar.<br />
Nicht zuletzt stand die Frage nach dem<br />
Christsein im Berufsfeld Journalismus immer<br />
wieder im Raum: Wie können wir unseren<br />
christlichen Glauben im beruflichen<br />
Alltag einbringen? Wie lassen sich religiöse<br />
Themen auch in sogenannten säkularen<br />
Medien einbauen? „Als Journalist darf<br />
ich die Medien nicht zum Missionieren nutzen“,<br />
sagte Stefan Kläsener von der „Westfalenpost“.<br />
Aber als Christ könne man seinen<br />
Glauben zum Beispiel gegenüber seinen<br />
Kollegen bezeugen. Das betonte auch<br />
Egmond Prill, Leiter der Christlichen Medienakademie,<br />
die die Tagung veranstaltete:<br />
„Es kommt darauf an, dass man sein<br />
Handwerk beherrscht.“<br />
Am Ende der Tagung zeigten sich einige<br />
Teilnehmer zwar verunsichert darüber, ob<br />
Journalismus tatsächlich ihr Weg sein soll.<br />
Für viele aber stand nach den vielen Anregungen<br />
und Berichten, Tipps und Informationen<br />
fest: Mein Weg soll in die Medien führen!<br />
||<br />
VON: MKO | 09.10.2012<br />
20
GESELLSCHAFT<br />
IMPULS<br />
HERBSTLICHT<br />
Herbst im Mittelgebirge. Die Sonne sendet letzte Strahlen über die Berge. Sie taucht die<br />
Mischwälder in mildes Licht. Ein herrliches Farbenspiel bezaubert die Sinne und wärmt die<br />
Seele. Nach Sonnenuntergang wird es kälter werden. Die Nachtnebel werden kommen, bevor<br />
morgen neues Licht die Welt erhellen wird. Aber das ist eine andere Geschichte.<br />
Jetzt will es Abend werden. Das goldene Herbstlicht hat Dichter und Maler bewegt und zu<br />
Kunstwerken angeregt. Diese Stunde und diese Stimmung lässt uns an das Ende denken.<br />
Ein Tag geht zur Neige. Unser Leben wird an ein Ende kommen. Menschen, die schon an der<br />
Schwelle zum Tod waren, beschreiben warmes Licht, das sie umfangen habe. Sie erzählen<br />
von wohltuender Helligkeit, von einer lichtdurchfluteten Weite, die sich öffnet.<br />
Seit alter Zeit sprechen Menschen beim Thema Tod auch vom Einschlafen oder Entschlafen.<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
DRUCKEN | KONTAKT | VOLLBILD | SCHLIESSEN<br />
Christen nennen den Abschied<br />
aus diesem Leben oft<br />
ein Heimgehen.<br />
Christen nennen den Abschied aus diesem Leben oft ein Heimgehen.<br />
Jesus lädt uns zu Lebzeiten ein: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid;<br />
ich will euch erquicken.“ (Matthäus 11,28). Dieser Zuspruch gilt für alle Tage unseres Lebens<br />
und für die Stunde unseres Sterbens. Mir haftet ein Satz im Gedächtnis: Wirklich wertvoll im<br />
Leben ist das, was in der letzten Viertelstunde noch Gültigkeit besitzt. Manche unserer Sicherheiten<br />
und sicher alle unsere Eitelkeiten werden da zerbröseln. Der leuchtende Herbstabend<br />
erinnert uns an das Ende und ermuntert uns zugleich zum Leben im Vertrauen auf Jesus<br />
Christus.<br />
Gesegnete Zeit!<br />
Egmond Prill<br />
Foto: tom,fotolia<br />
21
GESELLSCHAFT<br />
Anzeige<br />
Freie Plätze -<br />
jetzt noch anmelden!<br />
Bloggen für Einsteiger<br />
Erste Schritte in der Blogosphäre<br />
Freie Journalisten, Redakteure großer Redaktionen,<br />
Privatpersonen – viele tun es:<br />
Sie bloggen. Aber was ist das eigentlich<br />
und wie macht man es und wieso? Sind<br />
Sie Blog-Einsteiger oder haben Sie schon<br />
lang eine Idee, worüber Sie gern regelmäßig<br />
schreiben würden, aber noch keine<br />
Plattform? Sie möchten sich mit anderen<br />
Menschen im Netz austauschen und<br />
selbst Themen setzen? In diesem Seminar<br />
lernen Sie, wie man ein Weblog erstellt,<br />
Themen findet und für dieses Medium<br />
aufbereitet.<br />
Termin: 20. Oktober 2012<br />
Ort: Wetzlar<br />
Referent: Daniel Höly<br />
Preis: 99,- EUR<br />
Zum Seminar anmelden<br />
<strong>pro</strong>KOMPAKT 41 | 2012<br />
Über die Kunst, Menschen mit Worten darzustellen<br />
Nichts interessiert den Menschen mehr als der Mensch. Durch ein Porträt kommen wir<br />
dem anderen nahe, erfahren, was ihn antreibt, wofür er lebt. Doch kann man jemandem in<br />
100 Zeilen überhaupt gerecht werden?<br />
Lernen Sie, Details und Szenen zu beobachten, die das Wesentliche über den Menschen<br />
erzählen. Im Seminar werden Sie selbst ein Porträt verfassen und gemeinsam auswerten.<br />
Erfahren Sie dabei, wie Sie den Text dramaturgisch aufbauen, einen geeigneten Ein- und<br />
Ausstieg finden, Informationen gewichten und weglassen. Zeichnen Sie mit Worten ein<br />
aussagekräftiges Porträt, das die Persönlichkeit treffend beschreibt und den Leser fesselt.<br />
Termin: 19.-21. Oktober 2012<br />
Ort: Wetzlar<br />
Referentin: Ellen Nieswiodek-Martin<br />
Preis: 199,-EUR<br />
Zum Seminar anmelden<br />
Christliche Medienakademie<br />
Steinbühlstraße 3 | 35578 Wetzlar | Telefon (0 64 41) 9 15 166 | Telefax (0 64 41) 9 15 157 | www.christliche-medienakademie.de<br />
DRUCKEN | KONTAKT | VOLLBILD | SCHLIESSEN<br />
Porträts schreiben Gestaltung von Flyern<br />
und Broschüren<br />
Der erste Eindruck ist entscheidend<br />
Ein Flyer oder eine Broschüre ist häufig<br />
die Visitenkarte Ihres Vereins oder Ihres<br />
Unternehmens. Umso wichtiger ist also,<br />
dass dieser erste Eindruck positiv ist. Lernen<br />
Sie, was einen ansprechenden Flyer<br />
ausmacht und wie Sie Ihr Anliegen verpacken<br />
können. Zunächst geht es um Fragen<br />
zu Ihrer Organisation: Wer sind wir?<br />
Was wollen wir? Wer ist unsere Zielgruppe?<br />
Mit diesem Leitbild im Kopf erstellen<br />
Sie ein inhaltliches Konzept für Ihre<br />
Broschüre und entwerfen Texte, zentrale<br />
Aussagen und die wichtigsten Motive.<br />
Anschließend geht es um die Gestaltung<br />
und Bebilderung Ihres Flyers oder Ihrer<br />
Broschüre.<br />
Termin: 10. November 2012<br />
Ort: Wetzlar<br />
Referent: Hayo Eisentraut<br />
Preis: 129,- EUR<br />
Zum Seminar anmelden<br />
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