Protokoll des 3. Säulentages - Diakonisches Werk Hannover
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<strong>Diakonisches</strong> <strong>Werk</strong><br />
GewaltPräventionsStelle/NW-Courage<br />
STARKES HAINHOLZ/<strong>3.</strong> Säulentag/ <strong>Protokoll</strong> 19. April 07<br />
In den weiteren Jahren seines Wirkens hat Bandura Bedingungen, die für das Lernen am<br />
Modell vorhanden sein müssen, aufgezeigt:<br />
� Die Ähnlichkeit zwischen Modell und BeobachterIn. Das heißt, der beobachtende –<br />
kleine oder große – Mensch nimmt am Modell ein Verhalten wahr, dass er selbst<br />
realisieren möchte, das ihm spannend und attraktiv vorkommt. Vielleicht verkörpert<br />
das Modell auch eine Eigenschaft, nach der er sich sehnt.<br />
� Eine weitere Bedingung für das Lernen am Modell nennt er: Die emotionale<br />
Beziehung zwischen BeobachterIn und Modell: Je intensiver die Beziehung, <strong>des</strong>to<br />
höher ist die Wahrscheinlichkeit der Verhaltensnachahmung.<br />
� Eine weitere Bedingung ist: Die Konsequenz <strong>des</strong> Verhaltens: vermutet die<br />
BeobachterIn hinter dem gesehenen Verhalten einen Erfolg (wie auch immer dieser<br />
aussieht), dann ist die Wahrscheinlichkeit der Nachahmung größer. Oder: Sven erlebt<br />
fast täglich mit, wie sein älterer Bruder Tim seine Mitschüler durch Brutalität<br />
einschüchtert. Offensichtlich respektieren die Mitschüler Tim dafür (sei es auch nur<br />
aus Angst). Da auch Sven respektiert werden möchte und in der Schulcafeteria nicht<br />
so lange anstehen möchte, versucht er das Verhalten seines Bruders nachzuahmen.<br />
� Der soziale Status <strong>des</strong> Modells: Personen, die einen höheren sozialen Status als die<br />
BeobachterIn haben, werden eher nachgeahmt, als Personen mit gleichem oder<br />
niedrigerem Status.<br />
� Die soziale Macht <strong>des</strong> Modells: das Modell sollte Macht oder andere kontrollierende<br />
Merkmale auf die BeobachterIn ausüben können. Der BeobachterIn ist bewusst, dass<br />
das Modell belohnen oder bestrafen kann (LehrerIn, Eltern, ...).<br />
Der Schweizer Professor für Kinderheilkunde, Largo, nennt drei Bereiche, in denen seiner<br />
Erkenntnis nach Soziales Lernen im Kleinkindalter geschieht:<br />
1. Im Sozialverhalten: Das Kind eignet sich diejenigen Verhaltensweisen und<br />
Wertvorstellungen an, die ihm von Erwachsenen und Kindern vorgelebt werden. Das<br />
Kind merkt sich, wie die Eltern auf seine Bedürfnisse eingehen und mit ihm umgehen.<br />
Es wird geprägt durch die Art und Weise, wie sich die Familienmitglieder<br />
untereinander und Verwandten oder Bekannten gegenüber verhalten. In den ersten<br />
Lebensjahren orientiert sich das Kind vor allem an seinen Hauptbezugspersonen und<br />
Geschwistern. Je älter es wird, <strong>des</strong>to mehr richtet es sein Verhalten auf außerfamiliäre<br />
Erwachsene und Kinder aus. Wenn eine Erstklässlerin ihren jüngeren Bruder im ABC<br />
unterrichtet, hält sie sich in ihrem Tonfall, ihrer Mimik und ihrer Körperhaltung<br />
genauestens an ihre Lehrerin.<br />
2. Der zweite Bereich, in dem Soziales Lernen geschieht ist die Sprache. Ein Kind kann<br />
die Sprache nur im gemeinschaftlichen Erleben erwerben. Es reicht nicht aus, dass das<br />
kleine Kind die Sprache nur hört; vielmehr muss es die Sprache in einem<br />
unmittelbaren Zusammenhang mit Personen, Gegenständen und Handlungen erleben.<br />
Dass ein Apfel gegessen werden kann, weiß ich erst, wenn ich sehe, dass jemand<br />
einen isst. Nur allein das Wort zu kennen, erklärt noch nicht den Sinn.<br />
<strong>3.</strong> Und der dritte Bereich <strong>des</strong> Sozialen Lernens ist der Erwerb von Kulturtechniken:<br />
Den funktionellen Gebrauch von Löffel, Schere oder Stift eignet sich das Kind durch<br />
Nachahmung an. Spätestens ab dem Kleinkindalter möchte ein Kind mit Erwachsenen<br />
und älteren Kindern zusammen sein, um ihnen bei ihren Tätigkeiten zuzuschauen und<br />
es ihnen gleichzutun. Das „Helfen“ der Kinder im Haushalt oder im Garten ist für die<br />
Kinder der Rahmen, in dem sie das Vorgelebte imitieren. Eine Lehrerin erzählte vor<br />
einigen Tagen, dass sie in einer 7. Klasse kürzlich erlebt hat, dass keine Schülerin und<br />
kein Schüler wussten, in welcher Hand sie eigentlich zum Essen ein Messer und in<br />
welcher eine Gabel halten sollten. – Hier scheinen bestimmte Modelle gefehlt zu<br />
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