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Das luftdichte Gebäude - bei der Schweizerischen ...

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Harald Huth<br />

Chrämerweg 6<br />

4856, Glashütten<br />

hhuth@ggs.ch<br />

<strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong><br />

Folgen und Lösungsansätze<br />

Wohnraumgifte und Vermeidungsstrategien<br />

von<br />

Harald Huth


Vorwort<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 2<br />

Seit mehreren Jahren bin ich als Mängelberater für den Mieterverband und für den<br />

Hausverein sowie für Bauherrschaften tätig. Es stellte sich schnell heraus, dass sehr viele<br />

dieser Mängel mit Schimmel und Lüftung zu tun hatten. Immer wie<strong>der</strong> werde ich <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Analyse mit den Folgen einer nachträglich verän<strong>der</strong>ten bauphysikalischen Grundlage<br />

konfrontiert. Ebenfalls ist es erschreckend, dass Messungen, Begutachtungen und Expertisen<br />

von Personen und Firmen erstellt werden, <strong>bei</strong> denen die Bauphysik nach eigenen Regeln<br />

zurechtgebogen wird und SIA Normen neue Zahlenwerte bekommen. Messungen werden<br />

we<strong>der</strong> mit den richtigen Messgeräten noch mit dem Fachwissen, welches hierfür notwendig<br />

ist, durchgeführt. Auch <strong>bei</strong> den Bauabnahmen und an<strong>der</strong>en Bauherrenberatungen ist das<br />

Bewusstsein, was denn ein <strong>luftdichte</strong>s <strong>Gebäude</strong> zur Folge hat, nicht zu erkennen. Bei vielen<br />

Planenden ist Bauphysik nur für den Energienachweis notwendig. Dies überlässt man dann<br />

dem HLK Planer, <strong>der</strong> die Werte nach grober Abschätzung aus dem Bauteilkatalog und<br />

Wärmebrückenkatalog abschreibt. Was ein Lüftungskonzept ist und dass dies zu den<br />

Pflichten des Planenden gehört, ist unbekannt.<br />

Sich häufende Foggingfälle und Anfragen zu gesundheitlichen Beschwerden haben mich<br />

bewogen, dieses Thema zu wählen. Zwar gibt es in diesem Bereich schon einige Literatur,<br />

aber entwe<strong>der</strong> ist sie sehr allgemein und oberflächlich, so dass sie dem Planer kaum dienlich<br />

ist, gute Innenraumluft zu planen, o<strong>der</strong> sie ist sehr tiefgründig, wodurch <strong>der</strong> Planer schnell<br />

den Überblick verlieren kann. Bei <strong>der</strong> heutigen Vielzahl von Baustoffen und <strong>der</strong>en<br />

Zusammensetzung ist es mir selbst schwer gefallen, die Struktur <strong>bei</strong>zubehalten und den<br />

Spagat zwischen grundlegenden Informationen mit ausreichendem Hintergrund und<br />

Verständlichkeit zu finden.<br />

Diese Ar<strong>bei</strong>t soll in aller erster Linie einem Planer helfen, mit <strong>der</strong> ihm bekannten Struktur zu<br />

einer guten Innenraumluftqualität zu gelangen. Die Planungshinweise sind deshalb nach den<br />

SIA Projektstufen und nach dem Baukostenplan aufgebaut. Mit <strong>der</strong> detaillierten Abhandlung<br />

<strong>der</strong> gültigen Normen und <strong>der</strong> aktuellen Rechtssituation kann <strong>der</strong> Planer seine Projekte<br />

optimal für eine gute Innenraumluftqualität umsetzen.<br />

Beson<strong>der</strong>en Dank möchte ich an dieser Stelle dem Bundesamt für Gesundheit, Abteilung<br />

Wohngifte, Herrn Roger Waeber für seine fachliche Unterstützung aussprechen.


Inhaltsverzeichnis<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 3<br />

1 Wie ist die For<strong>der</strong>ung nach dem <strong>luftdichte</strong>n <strong>Gebäude</strong> in <strong>der</strong> Schweiz entstanden? ............... 4<br />

2 Welche Anfor<strong>der</strong>ungen an die Raumluftqualität werden durch die aktuell gültigen Normen<br />

gefor<strong>der</strong>t? ................................................................................................................................... 9<br />

3 Raumluftqualität und Gesundheit ......................................................................................... 13<br />

4 Überblick über Luftverunreinigungen und an<strong>der</strong>e Parameter in Wohnräumen, welche<br />

Gesundheit und Wohlbefinden beeinflussen ........................................................................... 17<br />

4.1 abiotische Luftverunreinigungen.................................................................................... 20<br />

4.1.1 Formaldehyd................................................................................................................ 21<br />

4.1.2 Organische Verbindungen (VOC volatile organic compound) ................................... 24<br />

4.1.3 PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwassersoffe) ............................................... 27<br />

4.1.4 PCB (polychlorierte Biphenyle) .................................................................................. 30<br />

4.1.5 Radon .......................................................................................................................... 32<br />

4.1.6 „Fogging“ „magic dust“ o<strong>der</strong> „Schwarzstaub“ ........................................................... 34<br />

4.2 Biogene Luftverunreinigungen ...................................................................................... 37<br />

4.2.1 Schimmel ..................................................................................................................... 38<br />

4.2.2 Kohlenstoffdioxid CO2 ................................................................................................ 42<br />

4.3 Physikalische Faktoren ................................................................................................... 44<br />

5 Vermeidungsstrategien während Planung und Erstellung eines <strong>Gebäude</strong>s .......................... 46<br />

5.1 Planungsvorgehen im Bezug auf Raumluftqualität ........................................................ 51<br />

5.2 Auswahl <strong>der</strong> Baumaterialien .......................................................................................... 53<br />

5.3 Ist es sinnvoll luftdicht zu bauen ? ................................................................................. 56<br />

5.4 Sind diffusionsoffene Wände o<strong>der</strong> atmende Wände die Lösung ? ............................... 57<br />

5.5 Bauphysikalische Grundlagen in Bezug auf Luftschadstoffe ........................................ 59<br />

5.6 Lüftungskonzept anhand eines konkreten Beispiels aus <strong>der</strong> Paxis ................................ 62<br />

5.7 Rechtliche Situation in <strong>der</strong> Schweiz zu Bewertung von Schadstoffen in Innenräumen 68<br />

5.8 Mögliche Belastungen im <strong>Gebäude</strong>bestand ................................................................... 72<br />

6 Leitfaden für Wohnraumnutzer............................................................................................. 76<br />

Schlusswort .............................................................................................................................. 78


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 4<br />

1 WIE IST DIE FORDERUNG NACH DEM LUFTDICHTEN<br />

GEBÄUDE IN DER SCHWEIZ ENTSTANDEN?<br />

Mit <strong>der</strong> ersten Ölkrise in den 1970er Jahren ist das Bewusstsein in Europa und auch in <strong>der</strong><br />

Schweiz entstanden, dass die Minimierung <strong>der</strong> benötigten Heizenergie für die Zukunft eine<br />

grosse Herausfor<strong>der</strong>ung darstellt.<br />

Sehr schnell wurde jedoch allen Entscheidungsträgern von Politik und Wirtschaft klar, dass<br />

nicht <strong>der</strong> Individualverkehr alleine das Problem lösen kann. Die grössten<br />

Energieeinsparungen liegen in <strong>der</strong> Reduzierung von Heizwärmeenergie im <strong>Gebäude</strong>bereich.<br />

Von Anfang an rückte die <strong>Gebäude</strong>hülle in den Fokus <strong>der</strong> Lösungsansätze, da hier die<br />

meisten Energieverluste entstehen.<br />

In <strong>der</strong> Schweiz wurde und wird sowohl durch verbindliche behördliche Vorschriften (Gesetze<br />

und Verordnungen) als auch durch privatrechtlich definierte Empfehlungen und Normen<br />

(z.B. SIA Schweizerischer Ingenieur- und Architekten-Verein) die energetische Qualität <strong>der</strong><br />

<strong>Gebäude</strong>hülle beeinflusst. Diese Gesetze, Verordnungen und Normen umfassen in <strong>der</strong> Regel<br />

das gesamte <strong>Gebäude</strong>.<br />

In diesem Text wird jedoch zur besseren Verständlichkeit nur auf die <strong>Gebäude</strong>hülle und die<br />

Luftdichtheit eingegangen.<br />

Als erstes Dokument (gem. o.g. Definition) ist in <strong>der</strong> Schweiz die SIA 180 „Wärmeschutz im<br />

Hochbau“ als Empfehlung im Jahr 1970 veröffentlich worden. Diese Empfehlung ist 1988 in<br />

eine Norm umgewandelt worden und wurde 1999 in überar<strong>bei</strong>teter Version als SIA 180<br />

„Wärme- und Feuchteschutz im Hochbau“ veröffentlicht. Zu späteren Zeitpunkten sind


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 5<br />

entsprechende Empfehlungen und Normen für Details, Bauelemente und<br />

Berechnungsverfahren veröffentlich worden, welche für die Gesamtbetrachtung in dieser<br />

Ar<strong>bei</strong>t nicht analysiert werden.<br />

Einzelne Kantone führten zu Beginn <strong>der</strong> 1980er Jahre Wärmedämmvorschriften ein, welche<br />

später bis zu <strong>der</strong> heute gültigen MuKEn 2008 ( Mustervorschriften <strong>der</strong> Kantone im<br />

Energiebereich) für die gesamte Schweiz Gültigkeit bekommen haben und einheitlich sind.<br />

Diese MuKEn sützt sich auf den Stand <strong>der</strong> Technik welcher in Art. 1.5 wie folgt festgehalten<br />

ist.<br />

Stand <strong>der</strong> Technik<br />

„Die gemäss dieser Verordnung notwendigen energetischen und raumlufthygienischen<br />

Massnahmen sind nach dem Stand <strong>der</strong> Technik zu planen und auszuführen. Soweit Gesetz<br />

und Verordnung nichts an<strong>der</strong>es bestimmen, gelten als Stand <strong>der</strong> Technik die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Fachorganisatoren und <strong>der</strong> ENDK/ENFK (Konferenz Kantonaler<br />

Energiedirektoren/Energiefachstellen). Diese werden regelmässig von <strong>der</strong> zuständigen<br />

Behörde bezeichnet und öffentlich publiziert.“<br />

Beson<strong>der</strong>s wird in <strong>der</strong> MuKEn 2008 auf Art. 9 Abs. 2 EnG hingewiesen.<br />

Zu Raumlufthygiene:<br />

In <strong>der</strong> Norm 180 wird für jeden Bau ein Lüftungskonzept verlangt.<br />

Zitat aus dem Vorwort:<br />

Insbeson<strong>der</strong>e wird <strong>der</strong> Luftwechsel nicht mehr einfach <strong>der</strong> <strong>Gebäude</strong>undichtheit überlassen,<br />

son<strong>der</strong>n muss kontrolliert über eigens dafür vorgesehene Öffnungen o<strong>der</strong> über natürliche o<strong>der</strong><br />

mechanische Lüftungseinrichtungen erfolgen. Die vorliegende Norm verlangt daher eine<br />

grundsätzlich <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong>hülle, in <strong>der</strong> man wenn nötig Lüftungsöffnungen vorsieht.<br />

Es wurde verzichtet, eine separate Energie-Vorschrift betreffend Raumlufthygiene in die<br />

MuKEn aufzunehmen. Dieses Problem muss im Rahmen des privatrechtlichen<br />

Auftragsverhältnisses geklärt werden.<br />

In <strong>der</strong> Verordnung zu den Energiesparvorschriften des Energiegesetzes ist im Kanton Aargau<br />

Folgendes festgehalten.<br />

§ 4 Raumlufthygiene<br />

Die Bauten müssen gemäss <strong>der</strong> Norm SIA 180 „Wärme- und Feuchteschutz im Hochbau“ mit<br />

Aussenluft genügend belüftet werden, so dass eine Anreicherung von Schad- und<br />

Geruchsstoffen und Bauschäden durch zu hohe Raumluftfeuchte vermieden wird.<br />

Auch in an<strong>der</strong>en Kantonen gibt es ähnliche Formulierungen zu diesem Thema. Es ist aber<br />

kantonal unterschiedlich geregelt.<br />

Von diesen aktuellen Normen, Verordnungen und Gesetzen zurück zu <strong>der</strong>en Entwicklung:<br />

Die Norm SIA 180 „ Wärmeschutz im Hochbau“, welche 1970 als Empfehlung erschien und<br />

1988 zur Norm erklärt wurde, <strong>bei</strong>nhaltete folgende Definition zur Luftdichtheit <strong>der</strong><br />

<strong>Gebäude</strong>hülle:<br />

„Die <strong>Gebäude</strong>hülle muss möglichst dicht sein. Es muss aber gleichzeitig gewährleistet sein,<br />

dass <strong>bei</strong> fehlen<strong>der</strong> Benutzerlüftung ein Grundluftwechsel erreicht wird, um eine<br />

Anreicherung von Schad- und Geruchsstoffen sowie eine hohe relative Luftfeuchtigkeit zu<br />

vermeiden.“


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 6<br />

Die Luftqualität ist von verschiedenen Einflüssen abhängig, z.B. von <strong>der</strong> Temperatur und <strong>der</strong><br />

Feuchtigkeit, von <strong>der</strong> Anzahl und <strong>der</strong> Tätigkeit <strong>der</strong> Personen im Raum, vor allem aber von<br />

den Lüftungsbedingungen. Durch ausreichenden Luftaustausch sollen Kohlendioxid (CO2),<br />

Gerüche, Feuchtigkeit, Abgase (von Feuerstellen, Kerzen, Zigaretten usw.) und an<strong>der</strong>e<br />

Schadstoffe abgeführt werden. Die relative Luftfeuchtigkeit und insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> CO2-<br />

Gehalt <strong>der</strong> Luft sind die Hauptfaktoren, auf die die minimale Luftwechselrate abgestimmt<br />

werden muss. Dagegen sollte nicht versucht werden, hohe Schadstoffkonzentrationen durch<br />

vermehrten Luftaustausch zu verringern. Vielmehr muss die eigentliche Quelle <strong>der</strong><br />

Schadstoffemission aufgespürt und beseitigt werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Quantifizierung <strong>der</strong> optimalen Luftdichtigkeit bzw. Luftdurchlässigkeit muss<br />

unterschieden werden zwischen <strong>Gebäude</strong>n mit mechanischen Lüftungssystem sowie<br />

<strong>Gebäude</strong>n mit Fensterlüftung. Mechanisch belüftete <strong>Gebäude</strong> sollten sehr luftdicht sein, weil<br />

<strong>bei</strong> ihnen die erfor<strong>der</strong>liche Luftwechselrate sichergestellt ist und nicht durch unkontrollierten<br />

Luftaustausch überlagert werden darf. Bei Fensterlüftung muss, gemäss <strong>der</strong> Norm 180<br />

(1988), die <strong>Gebäude</strong>hülle nicht allzu dicht sein. Damit kann auch <strong>bei</strong> geschlossenen Fenstern,<br />

welche auch in diesen Jahren luftdicht geschlossen haben, noch ein ausreichen<strong>der</strong><br />

Luftaustausch –auch <strong>bei</strong> Windstille- gewährleistet werden. Ist die <strong>Gebäude</strong>hülle von<br />

Neubauten ohne mechanische Lüftungsanlagen luftdicht, so ist eine ausreichende Luftqualität<br />

durch periodisches Fensterlüften o<strong>der</strong> durch manuell zu bedienende Lüftungselemente in<br />

Wand o<strong>der</strong> Fenster zu gewährleisten. Es ist zu betonen, dass <strong>bei</strong> Fensterlüftung Luftqualität<br />

und Lüftungswärmeverluste in hohem Masse vom Benutzerverhalten abhängen.<br />

Folgende Grenzwerte wurden in dieser Norm festgelegt:<br />

Gesamt-Luftdurchlässigkeit <strong>bei</strong> „geschlossener“ Fassade <strong>bei</strong> 50 Pa Differenzdruck nL50 nach<br />

dieser Norm.<br />

nL50[h-1]<br />

Unterer Grenzwert Oberer Grenzwert<br />

EFH-Neubauten (mit Fensterlüftung) 2 4,5<br />

MFH-Neubauten (mit Fensterlüftung) 2,5 3,5<br />

Wohn-Neubauten mit Abluftanlagen 2 3<br />

<strong>Gebäude</strong> mit Zu/Abluft- o<strong>der</strong> Klimaanlagen - 1<br />

In <strong>der</strong> überar<strong>bei</strong>teten und auch heute gültigen Fassung wurde in Bezug auf die Luftdichtigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Gebäude</strong>hülle dem Energieverbrauch ein deutlich höherer Stellenwert zugeschrieben und<br />

<strong>der</strong> Luftwechsel nicht mehr <strong>der</strong> <strong>Gebäude</strong>undichtheit überlassen.<br />

Die Norm verlangt daher eine grundsätzlich <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong>hülle, in <strong>der</strong> man wenn nötig<br />

Lüftungsöffnungen vorsieht.<br />

Folgende Grenzwerte sind in dieser Norm in Abs. 3.1.4.7 festgelegt:<br />

„Für die Beurteilung <strong>der</strong> Luftdurchlässigkeit (Dichtheit) <strong>der</strong> <strong>Gebäude</strong>hülle im geschlossenen<br />

Zustand gelten die Grenz- und Zielwerte gemäss Tabelle.“


Va,4,max<br />

M3/(h x m2)<br />

Kategorie Grenzwert Zielwert<br />

Neubauten 0.75 0.5<br />

Umbauten, Erneuerungen 1.5 1<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 7<br />

Die Umrechnung vom früheren Wert <strong>der</strong> Luftdurchlässigkeit nL50 zum neuen va,4 hängt<br />

vom <strong>Gebäude</strong> ab. Formel hierfür ist in <strong>der</strong> SIA 180 zu finden.<br />

Als weiterführende Grundlage für diese Ar<strong>bei</strong>t zitiere ich wichtige Abschnitte <strong>der</strong> aktuell<br />

gültigen SIA 180 „Wärme- und Feuchteschutz“ Ausgabe 1999:<br />

3.1 Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

3.1.1 Allgemeines<br />

3.1.1.1 Grundsätzlich muss die <strong>Gebäude</strong>hülle luftdicht sein.<br />

3.1.1.2 Luftzufuhr von aussen ist erfor<strong>der</strong>lich, um die Raumluft zu erneuern und um dadurch<br />

die Anreicherung von Schad- und Geruchsstoffen sowie zu hohe Raumluftfeuchte zu<br />

vermeiden. Die Lüftung kann auch gezielt eingesetzt werden, um Wärmelasten abzuführen<br />

o<strong>der</strong> einen Raum abzukühlen.<br />

3.1.1.3 Die Lüftung kann erfolgen durch<br />

- freie Lüftung, d.h. eine Lüftung durch Fenster und an<strong>der</strong>e Öffnungen in <strong>der</strong> <strong>Gebäude</strong>hülle<br />

(unter Umständen verstärkte Wirkung durch Schächte) unter Mitwirkung des Benützers;<br />

- automatisch geregelte Öffnungen ( z.B. Lüftungsflügel);<br />

- mechanische Lüftung ( lufttechnische Anlage mit Zuluft und Abluft o<strong>der</strong> Abluftanlage mit<br />

definierten Eintrittsöffnungen)<br />

3.3.1.2 Der Architekt ist verpflichtet – allenfalls zusammen mit dem Lüftungsplaner- in einer<br />

frühen Planungsphase ein Lüftungskonzept zu erstellen. Als wesentliche Varianten sind zu<br />

beurteilen:<br />

- natürliche Lüftung mit Benutzerunterstützung<br />

- Abluftanlage mit geführter Zuluft<br />

- mechanische Zu-/Abluftanlage<br />

3.3.1.3 Für eine einwandfreie Systemfunktion <strong>bei</strong> Abluftanlagen sind gezielte Zuluftöffnungen<br />

zu konzipieren, die <strong>bei</strong>m Abstellen des Ventilators selbsttätig schliessen.<br />

3.3.1.4 Zu-/Abluftanlagen und Abluftanlagen sind wenn immer möglich mit<br />

Wärmerückgewinnung zu versehen.<br />

3.3.1.5 Bestehen im Entscheidungsprozess Zweifel, dass die benutzerunterstütze natürliche<br />

Lüftung während <strong>der</strong> gesamten Lebensdauer des <strong>Gebäude</strong>s zu den gewünschten<br />

Luftaustauschraten führt, so ist eines <strong>der</strong> <strong>bei</strong>den mechanischen Systeme zu wählen.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 8<br />

3.3.3.1 In <strong>Gebäude</strong>n mit ausschliesslich natürlicher Lüftung, insbeson<strong>der</strong>e <strong>bei</strong><br />

Mehrfamilienhäusern, wird empfohlen, selbsttätige Lüftungsöffnungen (z.B. mit<br />

automatischer Feuchteregelung) vorzusehen.<br />

3.3.3.2 Alle Raumzonen, die mit Abluftanlagen ausgestattet sind, sind mit Zuluftöffnungen zu<br />

versehen. Die Zuluftöffnungen müssen sich automatisch schliessen, wenn die Abluftanlage<br />

abstellt.<br />

3.3.3.3 Platzierung, Anzahl und Aufteilung von Zuluftöffnungen sind so zu wählen, dass keine<br />

unangenehmen Luftströme entstehen, also z.B. in Rolladenkästen, über Fenstern o<strong>der</strong> direkt<br />

über Radiatoren. Die Zuluftöffnungen müssen jedoch für Unterhalts- und Reinigungsar<strong>bei</strong>ten<br />

zugänglich sein.<br />

Wie dieses durchaus umfangreiche Zitat <strong>der</strong> einzelnen Bereiche <strong>der</strong> aktuellen SIA 180<br />

aufzeigt, sind für die Planung klar definierte Vorgaben gemacht worden, um die<br />

Raumluftqualität in einem <strong>Gebäude</strong> mit <strong>luftdichte</strong>r <strong>Gebäude</strong>hülle zu gewährleisten.<br />

Nicht definiert ist jedoch, wie hoch die Luftwechselrate in einem Wohnraum mindestens sein<br />

muss, um <strong>der</strong> Raumlufthygiene genüge zu tragen und welche Obergrenzen <strong>bei</strong> Schadstoffen<br />

nicht überschritten werden dürfen. Ebenfalls gibt es keine Obergrenze <strong>bei</strong> <strong>der</strong> natürlichen<br />

Lüftung mit Benutzerunterstützung. Sind hier 2, 3 o<strong>der</strong> gar 10 Stosslüftungen pro Tag für den<br />

Benutzer als zumutbar zu werten.


2 WELCHE ANFORDERUNGEN AN DIE<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 9<br />

RAUMLUFTQUALITÄT WERDEN DURCH DIE AKTUELL<br />

GÜLTIGEN NORMEN GEFORDERT?<br />

Bevor ich über Raumluftqualität spreche, möchte ich definieren, was unter Raumluft in<br />

diesem Kontext zu verstehen ist. Raumluft ist die im Innenraum eines <strong>Gebäude</strong>s vorhandene<br />

Luft, in dem sich Menschen längerfristig aufhalten.<br />

Hierzu gehören:<br />

- Private Wohn- und Aufenthaltsräume wie Küche, Wohn-, Schlaf und Badezimmer,<br />

Bastel-, Sport- und Kellerräume<br />

- Räume in <strong>Gebäude</strong>n, die nicht im Hinblick auf Luftschadstoffe<br />

ar<strong>bei</strong>tnehmerschutzrechtlichen Bestimmungen unterliegen<br />

- öffentliche <strong>Gebäude</strong> (Schulen, Kin<strong>der</strong>gärten, Krankenhäuser, Sporthallen u.a.)<br />

Nachfolgend zeige ich auf, dass es für einen Teil dieses Themas durchaus praktisch nutzbare<br />

Normen gibt, aber auch noch umfangreiche Lücken in <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Parameter für eine<br />

gute o<strong>der</strong> schadstoffarme Raumluft existieren.<br />

In <strong>der</strong> Norm SIA 180 „ Wärme- und Feuchteschutz im Hochbau“ werden ausschliesslich die<br />

Themenbereiche <strong>der</strong> physikalischen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchte und<br />

Luftgeschwindigkeit behandelt. Auf die einzelnen Anfor<strong>der</strong>ungen möchte ich im Kapitel 5<br />

näher eingehen, da es im Schwerpunkt die Planung und Ausführung eines <strong>Gebäude</strong>s betrifft.<br />

In <strong>der</strong> Norm SIA 382/1 „Lüftungs- und Klimaanlagen – Allgemeine Grundlagen und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen“ werden ebenfalls im Schwerpunkt physikalische Faktoren behandelt. Bei <strong>der</strong><br />

Definition von Luftarten, werden einige wenige Schadstoffe und <strong>der</strong>en Grenzwerte für die<br />

Aussenluft benannt. Die Angaben begrenzen sich auf Stickstoffdioxid NO2, Ozon O3 und<br />

Schwebestaub PM 10. Die Luftqualität <strong>der</strong> Raumluft wird analog <strong>der</strong> Norm EN 13779 in<br />

folgende Klassen geordnet.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 10<br />

Kategorie nach EN 13779<br />

(1992 sowie 2005 SIA 382)<br />

Beschreibung Beispiele<br />

RAL 1 Raumluft mit spezieller Luftqualität<br />

Luft in Räumen mit Labor- und<br />

beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen Produktionsräume für<br />

an den Gehalt von Fremd- empfindliche Ar<strong>bei</strong>ten bzw.<br />

und Geruchsstoffen in <strong>der</strong><br />

Raumluft<br />

Güter<br />

RAL 2 Raumluft mit hoher Luftqualität<br />

Luft in Räumen, die dem Räume mit speziellen<br />

Aufenthalt von Personen Ansprüchen an Gerüche,<br />

dienen und <strong>bei</strong> denen erhöhte insbeson<strong>der</strong>e für neu<br />

Ansprüche gestellt werden;<br />

CO2-Pegel < 950 ppm,<br />

Luftrate > 36 m3/h x Person<br />

eintretende Personen<br />

RAL 3 Raumluft mit mittlerer Luftqualität<br />

Luft in Räumen, die dem Typische Wohn- und<br />

Aufenthalt von Personen<br />

dienen;<br />

CO2-Pegel 950 bis 1350<br />

ppm;<br />

Luftrate 22 bis 36 m3/h x<br />

Person<br />

Büroräume<br />

RAL 4 Raumluft mit niedriger Luftqualität<br />

Luft in Räumen, in denen Lagerräume, Korridore;<br />

sich nur selten o<strong>der</strong> keine Räume, in denen geraucht<br />

Personen aufhalten, sowie<br />

Luft in Räumen, in denen<br />

geraucht wird<br />

wird<br />

Seit 2007 ist die neue Fassung <strong>der</strong> EN 13799 erschienen und in sehr vielen Län<strong>der</strong>n gültig, in<br />

welcher die Tabelle zur Klassifizierung <strong>der</strong> Raumluftqualität wie folgt aussieht.<br />

Raumluft –<br />

Kategorie<br />

(Indoor Air)<br />

Beschreibung Erhöhung <strong>der</strong><br />

CO2 –<br />

Konzentration<br />

gegenüber<br />

Aussenluft<br />

(ppm)<br />

IDA 1 Hohe<br />

Raumluftqualität<br />

IDA 2 Mittlere<br />

Raumluftqualität<br />

IDA 3 Mässige<br />

Raumluftqualität<br />

IDA 4 Niedrige<br />

Raumluftqualität<br />

Absolute CO2<br />

–<br />

Konzentration<br />

in <strong>der</strong><br />

Innenraumluft<br />

(ppm)<br />

< 400 < 800 > 15 [> 54]<br />

Lüftungsrate /<br />

Aussenluftvolumenstrom<br />

(l/s Person)<br />

([m3/h Person])<br />

> 400 - 600 > 800 - 1000 10-15 [ > 36-54]<br />

> 600 - 1000 > 1000 - 1400 6-10 [ > 22-36]<br />

> 1000 > 1400 < 6 [< 22]


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 11<br />

Eindeutig ist zu erkennen, dass mit <strong>der</strong> neuen EN 13799 die Werte noch genauer beschrieben<br />

wurden.<br />

Ersichtlich ist, dass hier nur eine Ordnung anhand des CO2 Gehaltes in <strong>der</strong> Raumluft und die<br />

Zufuhrmenge an Aussenluft pro m3/h x Person stattfindet.<br />

Persönlich sehe ich die RAL 2 bzw. IDA 2 als Mindeststandard für Allergie – Personen. Dies<br />

bedeutet aber auch, dass <strong>bei</strong> <strong>Gebäude</strong>n mit kontrollierter Wohnraumlüftung die<br />

Volumenströme gegenüber den Minergie – Standard erhöht werden müssen.<br />

Im Merkblatt SIA 2023 „Lüftung in Wohnbauten“ sind folgende Aussagen zur<br />

Raumluftqualität festgehalten.<br />

5.3 Raumluftqualität<br />

Luftzufuhr von aussen in ein <strong>Gebäude</strong> ist erfor<strong>der</strong>lich, um<br />

- Die Raumluft zu erneuern<br />

- Die Anreicherung von Raumluftbelastungen in Form von Gerüchen,<br />

Verunreinigungen, Schadstoffen und zu hoher Feuchte zu vermeiden,<br />

- Zeitweise gezielt Wärme abzutransportieren o<strong>der</strong> einen Raum abzukühlen.<br />

Ziel <strong>der</strong> Belüftung ist somit die Gewährleistung einer guten Raumluftqualität ( keine<br />

gesundheitlichen Störungen, keine Beeinträchtigung des Wohlbefindens), des<br />

Feuchteschutzes <strong>der</strong> Bausubstanz un eines angenehmen Raumklimas.<br />

Gleichzeitig muss <strong>der</strong> Energiebedarf für die Luftför<strong>der</strong>ung angemessen bleiben.<br />

Bei <strong>der</strong> Planung wird nicht unterschieden zwischen Wohn- und Schlafzimmern.<br />

5.3.1 Emissionen, Belastungen<br />

Die Raumluft kann auch durch eine Vielzahl von potenziell gesundheitsgefährdenden Stoffen<br />

belastet werden. Diese können, müssen aber nicht, auch Geruchsauswirkungen haben und so<br />

zu einer Verschlechterung <strong>der</strong> empfundenen Raumluftqualität führen. Belastungen sind:<br />

Schadstoffe aus <strong>der</strong> Aussenluft wie Feinstaub, Stickoxide, Kohlenmonoxid; Radon aus dem<br />

Bauuntergrund; Schadstoffe aus Baumaterialien und Einrichtungsgegenständen wie<br />

Formaldehyd, Lösemittel und an<strong>der</strong>e flüchtige organische Verbindungen ( VOC); biologische<br />

Verunreinigungen wie Allergene von Pollen, Milben und Haustieren sowie Schimmelpilze<br />

und Bakterien; Emissionen aus Aktivitäten <strong>der</strong> Benutzer wie Tabakrauch o<strong>der</strong> flüchtige Stoffe<br />

aus Haushaltsprodukten. Am schwerwiegendsten ist das Rauchen, da auch mit stark erhöhten<br />

Luftraten die Schadstoffkonzentration nicht auf ein akzeptables Mass reduziert werden kann.<br />

Mit Ausnahme von Radon (Strahlenschutzverordnung) existieren keine verbindlichen<br />

Konzentrationsgrenzwerte für Raumluftschadstoffe in Wohnungen. Für Formaldehyd und<br />

PCB in <strong>der</strong> Innenraumluft hat das Bundesamt für Gesundheit Richtwerte festgelegt.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Vermeidbare Emissionen sind durch Massnahmen an <strong>der</strong> Quelle so weit zu reduzieren, dass<br />

die ohnehin benötigten Aussenluftraten zur Verdünnung genügen (Quellenbekämpfung). Dies<br />

gilt insbeson<strong>der</strong>e für Emissionen aus Inneneinrichtungen, Baumaterialien, Anstrichen und<br />

Reinigungsar<strong>bei</strong>ten sowie das Eindringen von Radon in bewohnte Räume (vgl. technische<br />

Dokumentation Radon). Für den Bau und die Inneneinrichtungen sollen deshalb<br />

emissionsarme Materialien verwendet werden (siehe Deklarationsraster SIA 493).<br />

Die Aussenluftqualität hat einen grossen Einfluss auf die Innenraumqualität. Bei mechanisch<br />

geführter Zuluft muss die Aussenluft gefiltert werden. Damit werden Staub und<br />

Aussenluftkeime sowie Schimmelsporen und Bakterien effizient abgeschieden. Mangelnde


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 12<br />

Wartung und Sauberkeit in <strong>der</strong> Lüftungsanlage können aber dazu führen, dass Teile <strong>der</strong><br />

Lüftungsanlage selber zu Belastungsquellen werden. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für verschmutzte<br />

Filter und Kanäle. Zur Sicherstellung <strong>der</strong> Hygiene sind Massnahmen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Planung,<br />

Fertigung und Ausführung sowie <strong>bei</strong>m Betrieb und Unterhalt notwendig. Massgebend ist die<br />

Richtlinie SWKI VA 104-01.<br />

In Wohnquartieren muss mit einem gelegentlichen Auftreten von Gerüchen (z.B.<br />

Cheminéerauch, Grillieren) gerechnet werden. Es ist nicht Aufgabe <strong>der</strong> Lüftung, diese<br />

Gerüche zu eliminieren. Die Standardanfor<strong>der</strong>ung an eine Lüftungsanlage ist, dass die<br />

Zuluftqualität gleich ist wie die Aussenluftqualität. Spezielle Anfor<strong>der</strong>ungen und<br />

Massnahmen (z.B. Aktivkohlefilter) sind zu vereinbaren.<br />

Rauchen: Ohne beson<strong>der</strong>e Vereinbarung kann davon ausgegangen werden, dass in<br />

Wohnräumen nicht geraucht wird.<br />

In SIA 180 Anhang A3.1 (Beispiel typischer minimaler Luftmengen)<br />

Verunreinigung Geruch CO2 Feuchte<br />

Verunreinigungsproduktion G 1 olf 17 l/h 40 g/h<br />

Maximal zulässige<br />

Verunreinigungskonzentration<br />

C max<br />

0.2 pol 1500 ppm 10 g/m3<br />

Verunreinigungskonzentration<br />

Aussenluft Ce<br />

0 pol 360 ppm 6 g/m3<br />

Minimaler Aussenluft-<br />

Volumenstrom V min<br />

18 m3/h 15 m3/h 10 m3/h<br />

Es sind auch hier keine Grenz-, Ziel- o<strong>der</strong> Orientierungswerte zu abiotischen o<strong>der</strong> biogenen<br />

Luftverunreinigungen zu finden.<br />

In Kapitel 5.7 dieser Ar<strong>bei</strong>t wird auf die rechtliche Grundlage durch Herrn Roger Weber,<br />

BAG detailliert eingegangen.<br />

Somit kann festgehalten werden, dass in <strong>der</strong> Schweiz zurzeit keinerlei Grundlage existiert,<br />

welche abiotische o<strong>der</strong> biogene Luftverunreinigungen reglementiert (Radon, Formaldehyd,<br />

PCB).<br />

Nur für die physikalischen Faktoren sind klare Grenzwerte vorgegeben. Hierdurch kann<br />

zumindest eine häufig vorkommende Quelle für biogene Luftverunreinigungen (Schimmel)<br />

sachlich anhand von Vorgaben behandelt werden.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 13<br />

3 RAUMLUFTQUALITÄT UND GESUNDHEIT<br />

Ich möchte hier zuerst einmal auf den Begriff „Gesundheit“ näher eingehen, da es hierzu<br />

durch den Alltag sehr unterschiedliche Definitionen gibt.<br />

Die WHO (World Health Organization) definiert Gesundheit wie folgt:<br />

Sieht man Gesundheit nach dieser Definition im Zusammenhang mit Luftdichtheit und<br />

Raumluft, so werden wir nie eine „gesunde“ Raumluft erreichen. Denn ein <strong>Gebäude</strong> mit guter<br />

Raumluft alleine kann den Bewohnern nicht grundsätzlich auch noch geistiges, seelisches<br />

und soziales Wohlbefinden anbieten. Erst wenn <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Planung und Erstellung, aber auch<br />

dem Betrieb eines <strong>Gebäude</strong>s die künftigen o<strong>der</strong> aktuellen Bewohner mit ihren<br />

Befindlichkeiten berücksichtigt werden, kann man in die Nähe dieser Definition kommen.<br />

Der baubiologische Ansatz versucht genau diesen Weg zu gehen. Bewusst muss man aber<br />

auch sagen, dass in <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft diese Definition von Gesundheit alleine durch<br />

ein <strong>Gebäude</strong> kaum erreicht werden kann. Aus diesem Kontext heraus ist es auch als sehr<br />

kritisch anzusehen, von „gesunden“ Baustoffen o<strong>der</strong> Raumklima zu sprechen. Vielmehr geht<br />

es um die Vermeidung von Schadstoffen während <strong>der</strong> Bau- und Nutzungsphase eines<br />

<strong>Gebäude</strong>s. Wenn gelingt, dass Schadstoffe aus <strong>der</strong> Raumluft ferngehalten werden, so ist<br />

zumindest <strong>der</strong> Grundstein gelegt, dass die Bewohner gesund in diesem <strong>Gebäude</strong> leben<br />

können. Die Verantwortung während <strong>der</strong> Nutzungsphase liegt also <strong>bei</strong> jedem einzelnen<br />

Bewohner, sofern er aus bautechnischer Sicht die Chance dazu hat.<br />

In dieser Ar<strong>bei</strong>t soll in Bezug auf Raumluftqualität in einem <strong>Gebäude</strong> die planerische<br />

Aufgabe betrachtet werden. Damit <strong>der</strong> spätere Nutzer die Chance auf eine schadstofffreie<br />

o<strong>der</strong> –arme Raumluft hat. Es soll aber auch <strong>der</strong> Nutzer mit einbezogen werden, damit er nicht<br />

durch sein Verhalten während <strong>der</strong> Nutzung des <strong>Gebäude</strong>s alle planerischen und baulichen<br />

Aufwendungen zunichte macht.


Typische Gesundheitsbeschwerden sind:<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 14<br />

Schleimhauteffekte Reizungen, Jucken o<strong>der</strong> Brennen <strong>der</strong> Augen, verstopfte<br />

und /o<strong>der</strong> laufende Nase, trockener Hals, Hustenreiz<br />

Heiserkeit<br />

Hauteffekte Trockene Haut, Juckreiz, Rötungen, Urticaria<br />

Zentralnervöse und<br />

vegetative Symptome,<br />

systemische Reaktionen<br />

Allergieähnliche / allergische<br />

Symptome<br />

(Nesselsucht)<br />

Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen,<br />

Benommenheit, Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit,<br />

Schlafstörungen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Fieber,<br />

Geruchs- und Geschmacksirretationen, unspezifische<br />

Überempfindlichkeit<br />

Allergische und asthmoide Reaktionen bzw.<br />

Verschlechterung <strong>der</strong> Symptomatik <strong>bei</strong> AllergierInnen<br />

und AsthmatikerInnen<br />

An dieser Stelle möchte ich aber auch auf das Thema <strong>der</strong> Empfindung und des jeweiligen<br />

Leidensdruckes eingehen. Am besten wird dies in <strong>der</strong> Publikation „Wohnen und Gesundheit“<br />

<strong>der</strong> Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz abgehandelt.<br />

Dazu folgende Abbildung:<br />

Hier wird aber auch klar, dass ab hier <strong>der</strong> Mediziner gefragt ist und <strong>der</strong> Baubiologe an seine<br />

Grenzen stösst.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 15<br />

Immer wie<strong>der</strong> kommt es vor, dass sich Nutzer eines <strong>luftdichte</strong>n <strong>Gebäude</strong>s in diesem nicht<br />

wohl fühlen und ständig meinen, dass die Luft verbraucht o<strong>der</strong> schlecht wäre. Meiner<br />

Meinung nach handelt es sich <strong>bei</strong> <strong>Gebäude</strong>n, wo diese Situation eintritt, um eindeutige<br />

Fehlplanungen beson<strong>der</strong>s in Bezug auf das Lüftungskonzept. In meiner Tätigkeit als<br />

Bauberater hatte ich einen hierfür exemplarischen Fall zu betreuen. Es stellte sich heraus,<br />

dass kein Lüftungskonzept erstellt war und in dem <strong>Gebäude</strong> durch eine Abluftanlage in<br />

einem gefangenen Raum dauerhaft eine Unterdrucksituation bestand. Diese Abluftanlage war<br />

in ihrer Wirkung durch den Unterdruck so eingeschränkt, dass Feuchte und Gerüche kaum<br />

mehr abtransportiert wurden. Nach dem Einbau einer Zuluft war das Empfinden <strong>der</strong> Nutzer<br />

sofort verbessert. Wichtig ist deshalb, das Empfinden <strong>der</strong> Nutzer genauer zu analysieren.<br />

Denn in <strong>der</strong> menschlichen Psychologie spielt es eine enorm grosse Bedeutung, ob eine<br />

mögliche Belastung durch Fremdeinwirkung entsteht o<strong>der</strong> ob er selbst <strong>der</strong> Verursacher ist<br />

(siehe dialektisches Modell <strong>der</strong> Umwelt – Psychosomatik). Dies kann ich <strong>bei</strong> den vielen<br />

Schimmelberatungen immer wie<strong>der</strong> gut feststellen. Sobald man akzeptiert, dass man selbst<br />

<strong>der</strong> Auslöser für eine Schadstoffbelastung ist, wird das Potential für Erkrankungen<br />

schlagartig geringer. Oft kommen dann Aussagen wie: ja wenn das so ist, dann liegt es doch<br />

am Rauchen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsbelastung usw.<br />

Anhand dieser Situation ist ersichtlich wie komplex es ist, zu einer wirklich gesunden<br />

Innenraumluft in <strong>der</strong> Planung zu kommen. Zumal sich bereits nach kurzer Zeit das Verhalten<br />

des Nutzers viel stärker auswirkt als die Baustoffe, welche verbaut worden sind. Deshalb sei<br />

an dieser Stelle auch festgehalten, dass das Thema <strong>der</strong> Innenraumluft wichtig ist, jedoch nicht<br />

dazu dienen sollte, Panik zu schüren. Wichtiger ist die Aufklärung aller am Bau Beteiligten<br />

und <strong>der</strong> Nutzer. Bei dem Themenfeld Gesundheit und Bauen in Bezug auf<br />

Innenraumluftqualität kann meiner Meinung nach die Baubiologie wichtige Akzente setzen.<br />

Die Baubiologie stellt in ihrem Leitbild den Mensch in den Mittelpunkt. Sie verfügt über<br />

einen sehr grossen Erfahrungsschatz über den Umgang mit natürlichen und naturbelassenen<br />

Baustoffen. Somit könnte die Baubiologie hier wichtige Beträge für die Aufklärung<br />

erbringen. Dies beson<strong>der</strong>s in Bezug auf Lüftungskonzepte auf alternativer Basis ergänzend zu<br />

<strong>der</strong> rein technischen Lösung, wie Sie heute häufig angewendet wird.<br />

Auch die WHO selbst hat in mehreren Dokumenten das Thema Innenraumluftqualität<br />

abgehandelt und wertet laufend alle Studien zu diesem Thema aus. Nach Angabe <strong>der</strong> WHO<br />

sind dies in den letzten Jahren weit über tausend wissenschaftliche Studien aus den<br />

verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen gewesen. Gemäss WHO gehört die<br />

Innenraumluftqualität zu den 10 wichtigsten Einflussfaktoren für die menschliche<br />

Gesundheit. Diese Stellung ergibt sich jedoch nur, weil in ärmeren Län<strong>der</strong>n häufig noch mit<br />

offenen Feuerstellen in den <strong>Gebäude</strong>n gekocht wird. In den reicheren Industrielän<strong>der</strong>n spielt<br />

die Innenraumluftqualität für die Gesundheit hingegen eine untergeordnete Rolle. Aber durch<br />

die vielen abiotischen und biotischen sowie physikalischen Faktoren nimmt die Zahl von<br />

Nutzern mit unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit o<strong>der</strong> allergischen<br />

Reaktionen zu.<br />

Im Jahre 2011 wurde deshalb eine Leitlinie für ausgewählte Schadstoffe veröffentlicht.<br />

Ebenfalls im Jahre 2007 eine Leitlinie für Feuchtigkeit und Schimmel.<br />

Da wir uns zu rund 90% in Innenräumen aufhalten, spielt die Innenraumluftqualität eine<br />

wichtige Rolle, weil bereits geringe Mengen von einzelnen Schadstoffen o<strong>der</strong><br />

Schadstoffmixen zu unspezifischen Symptomen führen können, welche jedoch durch die


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 16<br />

Medizin nicht in einen eindeutigen Kausalzusammen mit einer Noxe gebracht werden<br />

können.<br />

Dies hat oft hohe Kosten für Abklärung und Heilung zur Folge.<br />

Deshalb sind Aufklärung und Vermeidung hier umso wichtiger, damit unsere<br />

Gesundheitskosten nicht noch weiter belastet werden.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 17<br />

4 ÜBERBLICK ÜBER LUFTVERUNREINIGUNGEN UND<br />

ANDERE PARAMETER IN WOHNRÄUMEN, WELCHE<br />

GESUNDHEIT UND WOHLBEFINDEN BEEINFLUSSEN<br />

Zum besseren Verständnis möchte ich an dieser Stelle die Quellen und <strong>der</strong>en Ursache für<br />

einige typische Emissionen und Aktivitätsprodukte aufzeigen.<br />

Quelle /<br />

Ursache<br />

Lebewesen<br />

Mensch,<br />

Haustiere,<br />

Schädlinge<br />

Zimmerpflanzen <br />

Schimmelpilze<br />

Vorgang / Aktivität Verwendete Produkte,<br />

Quellen im engeren<br />

Sinne<br />

Atmung<br />

Anwesenheit von<br />

Nutzer<br />

Transpiration Anwesenheit von<br />

Nutzer<br />

Verdauung,<br />

Ausscheidungsvorgänge<br />

Haarausfall,<br />

Hautabschilferung<br />

Anwesenheit von<br />

Nutzer<br />

Anwesenheit von<br />

Nutzer<br />

Ausdünstungen Anzahl, Grösse und<br />

Art <strong>der</strong> Zimmerpflanze<br />

Vermehrung,<br />

Stoffwechsel<br />

Feuchte, Erde in<br />

Pflanztöpfen<br />

Typische Emissionen /<br />

Aktivitätsprodukte<br />

Kohlendioxid,<br />

Wasserdampf,<br />

körpereigene<br />

Geruchsstoffe,<br />

Geruchsstoffe aus<br />

Lebensmitteln; Bakterien<br />

und Viren<br />

Wasserdampf,<br />

Geruchsstoffe<br />

Darmgase, Geruchsstoffe<br />

und Zersetzungsprodukte<br />

aus Exkrementen bzw.<br />

krankhaften<br />

Abson<strong>der</strong>ungen, Bakterien<br />

und Viren; allergener Staub<br />

Allergener Staub<br />

Terpene und an<strong>der</strong>e<br />

Geruchsstoffe, z.T. Latex,<br />

Wasserdampf<br />

Pilzsporen, Mykotoxine,<br />

Geruchsstoffe<br />

MVOC


Quelle /<br />

Ursache<br />

Vorgang / Aktivität Verwendete Produkte,<br />

Quellen im engeren<br />

Sinne<br />

Bausubstanz /<strong>Gebäude</strong>ausrüstung<br />

Baukörper und<br />

Baumaterial<br />

Raumlufttechnische<br />

Anlage<br />

Raumausstattung,Einrichtungsgegenstände<br />

Produkverar<strong>bei</strong>tung,<br />

Ausgasung,<br />

Alterung, Abrieb,<br />

Zersetzung<br />

Luftströmungen in<br />

<strong>Gebäude</strong>n<br />

Betrieb und<br />

Wartung<br />

Produkte -<br />

verar<strong>bei</strong>tung,<br />

Renovierung,<br />

Ausgasung<br />

Raumnutzung<br />

Energieeinsatz Verbrennungsproze<br />

sse, Öfen, Ethanol-<br />

Öfen, Kochen<br />

Hygiene Körperpflege,<br />

kosmetische<br />

Behandlung,<br />

Reinigung- und<br />

Pflegemassnahmen,<br />

Schädlings -<br />

bekämpfung<br />

Baustoffe, Bauten- und<br />

Korrosionsschutz -<br />

mittel,<br />

Isolierstoffe,<br />

Dichtungsmaterialien<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 18<br />

Typische Emissionen /<br />

Aktivitätsprodukte<br />

Verschiedenartige gas- und<br />

partikelförmige Stoffe, wie<br />

z. B. Lösungsmittel,<br />

Weichmacher, Monomere,<br />

Pthalate, Holzschutz- und<br />

Flammschutzmittel, Fasern<br />

(Asbest, Mineralwolle),<br />

Radon aus Baumaterialien<br />

Benachtbarte Räume Diverse Substanzen aus<br />

an<strong>der</strong>en Teilen des<br />

<strong>Gebäude</strong>s wie Tabakrauch,<br />

Lösungsmittel,<br />

Wäscher, Filter,<br />

Isolier- und<br />

Dichtungsmaterialien,<br />

Ablagerungen<br />

Möbel,<br />

Fussbodenbeläge,<br />

Heimtextilien,<br />

Anstrichmittel, Tapeten<br />

Holz, Gas, Ethanol,<br />

Heizöl<br />

Kosmetische Mittel<br />

und<br />

Bedarfsgegenstände,<br />

Parfüm, Duschgel,<br />

Wasch- und Putzmittel,<br />

Polituren,<br />

Desinfektionsmittel,<br />

Schädlings -<br />

bekämpfungsmittel<br />

Geruchsstoffe<br />

Mikroorganismen und<br />

<strong>der</strong>en<br />

Stoffwechselprodukte,<br />

Biozide, Fasern, Staub,<br />

Geruchsstoffe<br />

Lösungsmittel, Monomere<br />

und Oligomere aus<br />

Kunststoffen, Harzen,<br />

Oberflächenbeschichtunge<br />

n und Klebern (z.B.<br />

Formaldehyd), Fasern,<br />

Weichmacher,<br />

Flammschutzmittel<br />

Heizöldampf,<br />

Kohlenstoffdioxid,<br />

Kohlenmonoxid,<br />

Stickstoffoxide, Staub,<br />

Kohlenwasserstoffe,<br />

Wasserdampf, und viele<br />

an<strong>der</strong>e organische Stoffe<br />

Lösungsmittel, Treibgase,<br />

Duftstoffe, anorganischen<br />

und organische Aerosole,<br />

Haloforme, Radon und<br />

Legionellen aus<br />

Warmwassersystemen,<br />

Ammoniak, Chlor- und<br />

Chlorverbindungen,<br />

Tetrachlorethen,


Quelle /<br />

Ursache<br />

Überdecken<br />

von Gerüchen<br />

Vorgang / Aktivität Verwendete Produkte,<br />

Quellen im engeren<br />

Sinne<br />

Verwendung durch<br />

Raumnutzer<br />

Duftsprays – kerzen,<br />

Duftlampen,<br />

Räucherstäbchen<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 19<br />

Typische Emissionen /<br />

Aktivitätsprodukte<br />

Insektiziede, Bakterizide<br />

Flüchtige organische<br />

Verbindungen,<br />

Geruchsstoffe<br />

(Katalysatoreffekt)<br />

Tabakwaren Rauchen Tabak Kohlenstoffmonoxid,<br />

Stickstoffoxide, Nikotion,<br />

Aldehyde, Nitrosamine und<br />

zahlreiche an<strong>der</strong>e<br />

organische Stoffe (z. B.<br />

polyzyklische aromatische<br />

Nutzung als<br />

Büro<br />

Nutzung im<br />

Rahmen von<br />

Hobby- und<br />

Heimar<strong>bei</strong>ten<br />

Nutzung als<br />

Garage<br />

Bürobetrieb Büroartikel, EDV-<br />

Geräte, Kopierer<br />

Heimwerken,<br />

Renovieren, Malen<br />

und <strong>der</strong>gleichen<br />

Farben, Lacke, Kleber,<br />

Sprays, Bastelartikel<br />

Lagerraum Treibstoffe, Farben,<br />

Lacke,<br />

Reinigungsmittel usw.<br />

Kohlenwasserstoffe)<br />

Organische Lösemittel,<br />

Weichmacher,<br />

Flammschutzmittel,<br />

Tonerbestandteile, Ozon<br />

Anorganische und<br />

organische gas- und<br />

aerosolförmige Stoffe, vor<br />

allem Treib- und<br />

Lösungsmittel, Stäube,<br />

Monomere, Biozide<br />

Kraftstoffdämpfe, Abgase,<br />

Lösungsmittel<br />

Luftverunreinigungen und Parameter in Wohnräumen sind:<br />

1. Abiotische Luftverunreinigungen wie organisch, chemische Verbindungen, Asbest,<br />

Radon usw.<br />

2. Biogene Luftverunreinigungen wie Pollen, Schimmelpilze, anthropogene Emissionen<br />

3. Physikalische Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchte o<strong>der</strong> Luftgeschwindigkeit.<br />

Zusätzlich gibt es weitere Noxen(lateinisch Noxa „<strong>der</strong> Schaden“ , im weiteren Sinn versteht<br />

man unter einer Noxe jede Art von gefährden<strong>der</strong> und potentiell schädlicher Substanz und<br />

schädigendem Einfluss) wie Luftionen, elektromagnetische Fel<strong>der</strong> o<strong>der</strong> radiästhetische<br />

Phänomene, welche zwischen <strong>der</strong> Baubiologie und <strong>der</strong> Wissenschaft kontrovers diskutiert<br />

werden. Darauf wird in dieser Ar<strong>bei</strong>t nicht eingegangen. Der Umfang wäre zu gross, um<br />

diesem Themenfeld gerecht zu werden.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 20<br />

Grundsätzlich gilt, <strong>bei</strong> den gesundheitlichen Auswirkungen folgende Unterscheidungen<br />

vorzunehmen.<br />

- Störungen des Wohlbefindens<br />

- Akute Wirkungen<br />

- Allergien<br />

- Subakute und chronische Wirkungen<br />

Die Wirkung <strong>der</strong> jeweiligen Noxe wird beeinflusst durch:<br />

- Dosis: Konzentration und zeitliche Verteilung<br />

- Genetische Prädisposition<br />

- Persönliche und umfeldbezogene Aspekte (Verhalten, zusätzliche Belastungen)<br />

- Psycho-soziale Situation<br />

4.1 abiotische Luftverunreinigungen<br />

Abiotische Luftverunreinigungen werden durch Stoffe verursacht, die nicht durch Lebewesen<br />

gebildet werden.Abiotische Luftverunreinigungen können in folgende Gruppen unterschieden<br />

werden.<br />

- Organisch<br />

- Anorganisch<br />

- Staub- und Faserförmig<br />

Die im weiteren Verlauf angeführten Substanzen bzw. Substanzgruppen sind zum Teil mit<br />

ihren chemischen Bezeichnungen (z.B. Formaldehyd), zum Teil mit ihren chemischen<br />

Eigenschaften (z.B. Very Volatile Organic Compounds) und zum Teil mit ihrer Funktion im<br />

Baugeschehen (z.B. Weichmacher) angeführt. In manchen Fällen können zum Teil völlig<br />

unterschiedliche chemische Substanzklassen unter einer Bezeichnung subsummiert sein,<br />

weiters bestehen auch Überschneidungen zwischen den angeführten Bezeichnungen.<br />

In dieser Ar<strong>bei</strong>t werden folgende Stoffe näher betrachtet.<br />

4.1.1 Formaldehyd<br />

4.1.2 Organische Verbindungen (VOC volatile organic compound)<br />

4.1.3 PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwassersoffe)<br />

4.1.4 PCB (polychlorierte Biphenyle)<br />

4.1.5 Radon<br />

4.1.6 „Fogging“ „magic dust“ o<strong>der</strong> „Schwarzstaub“


Summenformel: CH2O<br />

Aggregatszustand: gasförmig<br />

Siedepunkt: -19°C<br />

4.1.1 Formaldehyd<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 21<br />

Der Formaldehyd wurde von Alexan<strong>der</strong> Michailowitsch Butlerow 1855 entdeckt.<br />

Es ist ein farbloses, stechend riechendes Gas, das in Wasser gut löslich ist. Durch seinen<br />

stechenden Geruch wurde Formaldehyd schon sehr früh als Wohnraumgift entdeckt. Die<br />

Geruchsschwelle liegt 0,05 – 1 ppm. Die wässrige Lösung wird „Formalin“ genannt. Seine<br />

chemische Reaktionsfreudigkeit macht es zu einem beliebten Grundstoff in <strong>der</strong> chemischen<br />

Industrie. So lag die Weltjahresproduktion von Formaldehyd im Jahr 2007 <strong>bei</strong> etwa 21 Mio.<br />

Tonnen; davon wurden allein in <strong>der</strong> EU rund 4 Mio. Tonnen hergestellt. Technisch wird<br />

Formaldehyd durch katalytische Oxidation von Methanol hergestellt. Ein Grossteil des<br />

synthetisierten Formaldehyds wird zur Produktion von Leimen und Tränkharzen für<br />

Holzwerkstoffe verbraucht.<br />

Leimharze werden zur Herstellung von Spanplatten, Sperrholz-, Tischlerplatten, MDF-,<br />

OSB- und Schalungsplatten, aber auch für statisch tragende Holzbauteile wie<br />

Brettschichtholz und Brettsperrholz verwendet. Mit Tränkharzen werden Papiere imprägniert,<br />

die als Dekor auf Holzwerkstoffe aufgebracht werden. Bei Anstrichstoffen auf wässriger<br />

Basis (z.B. Dispersionsfarben) werden zur Gebindekonservierung (Topfkonservierung) gegen<br />

mikrobiellen Befall u.a. Stoffe zugegeben, die Formaldehyd freisetzen, sogenannten<br />

Formaldehyd–Depotstoffe. Bei <strong>der</strong> Trocknung des Farbauftrages entweicht <strong>der</strong> freie<br />

Formaldehyd mit <strong>der</strong> verdunsteten flüssigen Phase in die Raumluft. Auch in Farben mit dem<br />

Blauen Engel dürfen grundsätzlich Formaldehyd – Abspalter zugesetzt werden. Nur Farben<br />

mit dem NaturePlus Label dürfen auch diese Stoffe nicht aufweisen. Der Einsatz<br />

säurehärten<strong>der</strong> Lacke (SH-Lacke) auf Basis von Harnstoff- bzw. Melamin –<br />

Formaldehydharzen hat früher zu erheblichen Formaldehyd – Belastungen in Innenräumen<br />

geführt (häufigste Anwendung dieser Lacke sind Parkettversiegelungen). SH – Lacke<br />

(Aminoharz–basierte Lacke) mit vermin<strong>der</strong>ter Formaldehyd–Freisetzung werden wegen ihres<br />

günstigen Preises insbeson<strong>der</strong>e für die Beschichtung von Möbelbauteilen nach wie vor gerne<br />

eingesetzt. Mineralwolle – Dämmstoffe werden üblicherweise unter Verwendung eines<br />

formaldeyhdhaltigen Bindemittels (Phenol-Formaldehyd-Harz) hergestellt. Der Bindemittel –<br />

Anteil beträgt bis ca. 7 %, <strong>der</strong> Anteil von Formaldehyd im Bindemittel liegt <strong>bei</strong> knapp 30%.<br />

Bei Aussenanwendungen und zum Innenraum verschlossenen Anwendungen stellt dies kein<br />

Problem für die Innenraumluftqualität dar. Da heute aber versucht wird, die Konstruktion<br />

möglichst offen zu konstruieren, kann es zu Einträgen von Formaldehyd in die Innenraumluft<br />

kommen. Durch die bereits lange währende Diskussion über Formaldehyd und auch<br />

Grenzwerte in einzelnen Län<strong>der</strong>n werden heute auch Mineralwolle – Dämmstoffe angeboten,<br />

welche frei von Formaldehyd hergestellt werden. Auch verschiedene Schäume und Schaum –<br />

Dämmplatten können erhebliche Formaldehydemissionen verursachen. In Reaktantharzen zur<br />

Knitterfrei- und Pflegeleichtausrüstung für Textilien kann Formaldehyd als Restmonomer<br />

enthalten sein. In Kosmetika-Bereich kann Formaldehyd als Konservierungsstoff eingesetzt<br />

werden. In Nagelhärtern stellt Formaldehyd einen essentiellen Bestandteil dar, da es durch<br />

die Vernetzung mit Proteinen zur Nagelhärtung führt. Bei unvollständigen<br />

Verbrennungsprozessen entsteht ebenfalls Formaldehyd, wie z. B. <strong>bei</strong>m Rauchen o<strong>der</strong> <strong>bei</strong>m<br />

Abbrennen von Räucherstäbchen. Die nachfolgende Grafik fasst die Expositionsquellen<br />

zusammen.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 22<br />

Ersichtlich aus dieser Übersicht <strong>der</strong> Emissionsquellen für Formaldehyd ist, dass Baustoffe<br />

sicher einen erheblichen Anteil als Emissionsquelle darstellen, aber auch in <strong>der</strong><br />

Nutzungsphase des <strong>Gebäude</strong>s durch Möbel, Textilien, Kosmetika und Reinigungsmittel<br />

erhebliche Formaldehydbelastungen in die Innenraumluft emittiert werden können.<br />

Wird Formaldehyd aus <strong>der</strong> Raumluft eingeatmet, so nehmen die Zellen <strong>der</strong> Nasen- und<br />

Rachenschleimhaut den Stoff auf und bauen ihn innert Minuten wie<strong>der</strong> ab. Demzufolge<br />

gelangt Formaldehyd nicht in die inneren Organe und seine Wirkung beschränkt sich auf die<br />

direkt <strong>der</strong> Luft ausgesetzten Gewebe. Formaldehyd in <strong>der</strong> Innenraumluft reizt die<br />

Schleimhaut <strong>der</strong> Augen und <strong>der</strong> oberen Atemwege. In Folge kommt es zu Beschwerden wie<br />

Augenbrennen, Stechen in <strong>der</strong> Nase und im Hals, wässrigem Schnupfen o<strong>der</strong> Verstopfen <strong>der</strong><br />

Nase. Bei anhalten<strong>der</strong> Reizung kommen unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen,<br />

Müdigkeit und Unwohlsein dazu. Sobald die Formaldehyd – Konzentration wie<strong>der</strong> absinkt,<br />

verschwinden die Reizungen und Beschwerden rasch wie<strong>der</strong> und es bleiben keine<br />

Gewebeschäden zurück. Bei zunehmen<strong>der</strong> Konzentration aber werden Beschwerden stärker<br />

und die Schleimhaut im Nasen – Rachenraum kann geschädigt werden. Eine während<br />

Monaten o<strong>der</strong> Jahren erhöhte Formaldehyd – Belastung beeinträchtigt zudem die<br />

Lungenfunktion und erhöht das Risiko für chronische Atemwegserkrankungen. Bei<br />

anhalten<strong>der</strong> Schleimhautschädigung begünstigt Formaldehyd die Entwicklung von Tumoren<br />

im Nasen – Rachenraum.<br />

Kommen Formaldehydhaltige Lösungen in Kontakt mit <strong>der</strong> Haut, kann eine Kontaktallergie<br />

entstehen. Bei hohen Formaldehyd – Konzentrationen in <strong>der</strong> Luft kann in seltenen Fällen<br />

auch eine Atemwegsallergie entwickeln, wie aus <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsmedizin bekannt ist. Ob auch<br />

tiefe Raumluftkonzentrationen wie sie in Wohn- und Aufenthaltsräumen üblich sind, ein<br />

Risiko für Allergien und Asthma darstellen könnte, ist unklar. Hingegen ist bekannt, dass


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 23<br />

Formaldehyd die klinischen Symptome einer bestehenden Hausstaubmilbenallergie<br />

verstärken kann.<br />

BAG – Richtwert<br />

Um Gesundheitsschäden zu vermeiden, empfiehlt das BAG, dass die<br />

Formaldehydkonzentration in bewohnten Wohn- und Aufenthaltsräumen eine Konzentration<br />

von 0,1 ppm (entspricht 125 Mikrogramm pro Kubikmeter Raumluft (qg/m3)) nicht<br />

übersteigen soll.<br />

Dieser Richtwert ist als Schwelle zu einer Gesundheitsgefährdung zu verstehen. Ist dieser<br />

überschritten, sollen umgehend Massnahmen zur Senkung <strong>der</strong> Belastung getroffen werden.<br />

Die Einhaltung des Richtwertes ist nicht gleichzusetzen mit einer guten Raumluftqualität.<br />

Vorsorglich sollten die Belastungen <strong>der</strong> Wohnraumluft mit Formaldehyd so gering wie<br />

möglich gehalten werden.<br />

Zum Abschluss des Kapitels werde ich auf die immer wie<strong>der</strong> vorkommende Aussage, dass<br />

auch naturbelassenes Holz Formaldehyd emittiert, eingehen. Hierzu ist festzustellen, dass<br />

naturbelassenes Holz keinen freien Formaldehyd enthält (Abiotisch). Es enthält aber<br />

verschiedene Substanzen, <strong>bei</strong> denen durch thermohydrolytische Zersetzung ab etwa 100°C<br />

Formaldehyd freigesetzt werden kann. Dies ist also nur <strong>bei</strong> technisch getrockneten<br />

Holzprodukten möglich. Somit werden auch formaldehydfrei verklebte Spanplattenprodukte<br />

nachweisbare Emissionen aufweisen, wenn das Rohprodukt vorher technisch getrocknet<br />

wurde. Zu beachten ist, dass Holz aber auch aus seiner Umgebung erhebliche Mengen<br />

Formaldehyd binden kann. Somit ist auch <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Lagerung und dem Transport eine<br />

Aufnahme von Formaldehyd möglich, welches später durch die reversible Eigenschaft wie<strong>der</strong><br />

an die Innenraumluft abgegeben wird.


4.1.2 Organische Verbindungen (VOC volatile organic compound)<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 24<br />

(volatile organic compound = flüchtige organische Verbindungen)<br />

Zuerst möchte ich versuchen, die durchaus sehr unterschiedliche Auslegung und<br />

Bezeichnung dieser Stoffe näher einzugrenzen. Es handelt sich hier grundsätzlich um eine<br />

Sammelbezeichnung für organische, also kohlenstoffhaltige Stoffe, die leicht verdampfen<br />

(flüchtig sind) bzw. schon <strong>bei</strong> niedrigen Temperaturen (z.B. Raumtemperatur) als Gas<br />

vorliegen. Um die nachfolgende Klassifizierung organischer Substanzen ( nach WHO 1989)<br />

zu verstehen muss man wissen, dass diese Klassifizierung von <strong>der</strong> gaschromatografischen<br />

Analyse abgeleitet ist. So werden <strong>bei</strong> dieser alle chemischen Substanzen in einem<br />

Elutionsbereich zwischen n-Hexan bis n-Hexadecan <strong>bei</strong> einer unpolaren<br />

Chromatografietrennsäule entsprechend einem Siedepunkt von ca. 60° C – 280° C eluieren.<br />

<strong>Das</strong> heisst, dass ein analytisches Fenster festlegt, ob eine Verbindung zu den VOC zu rechnen<br />

ist, also innerhalb des genannten Bereichs liegt, o<strong>der</strong> ob es den VVOC (very volatile organic<br />

compounds, sehr leicht flüchtigen organischen Verbindungen) o<strong>der</strong> den höher siedenden<br />

SVOC ( semi volatile organic compounds, mittelflüchtigen organischen Verbindungen)<br />

zuzuordnen ist.<br />

Klassifizierung organischer Substanzen (nach WHO 1989)<br />

Kategorie Abkürzung Siedebereich in °C Probenahmetechnik<br />

Very volatile<br />

(gaseous) organic<br />

compounds<br />

Volatile organic<br />

compounds<br />

Semivolatile organic<br />

compounds<br />

Organic compounds<br />

associated with<br />

particulate matter or<br />

particulate organic<br />

matter<br />

VVOC < 0 bis Bereich 50-<br />

100<br />

VOC Bereich 50-100 bis<br />

Bereich 240-260<br />

Gasmaus o<strong>der</strong><br />

Kanister, Adsorption<br />

an PDMS<br />

Adsorption an<br />

Tenax, graphitiertem<br />

Kohlenstoff o<strong>der</strong><br />

Aktivkohle, PDMS<br />

Adsorption an PU-<br />

SVOC Bereich 240-260 bis<br />

Bereich 380-400<br />

POM > 380 Probenahme mit<br />

Filtern<br />

Schaum o<strong>der</strong> XAD-2<br />

In dieser Ar<strong>bei</strong>t beschränke ich mich auf diese Klassifizierung <strong>der</strong> WHO, da es in <strong>der</strong><br />

Fachwelt sowie in den Normen (EN ISO 16000-5 und 16000-6) unterschiedliche<br />

Abgrenzungen gibt, welche Stoffe nun zu den VOC`s gehören o<strong>der</strong> nicht. Auch möchte ich<br />

nicht auf den äusserst komplexen Bereich <strong>der</strong> Summenbildung eingehen. Hier gibt es bisher<br />

keine eindeutige und einheitliche Methode. Bereits an dieser Stelle ist ersichtlich, wie<br />

schwierig es ist in einem <strong>Gebäude</strong>bestand klare Messungen und Ergebnisse zu erhalten,<br />

welche dann allen externen Prüfungen gerecht werden. Somit muss hier die Vermeidung als<br />

oberstes Gebot stehen. Ebenfalls auch klare bauliche Abgrenzungen, wie zum Beispiel die<br />

entsprechende Abschottung <strong>der</strong> im Wohngebäude liegende Garage für den PKW.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 25<br />

Die nachfolgende Tabelle zeigt einige Quellen flüchtiger organischer Verbindungen in<br />

Innenräumen auf.<br />

Quelle Beispiele typischer Verbindungen<br />

Aussenluft/<br />

Umgebung<br />

Benzol, Toluol, Xylole, Ethylbenzol, leichtflüchtige n- und i-<br />

Alkane, LHKW aus Altlasten o<strong>der</strong> chemischen Reinigungsbetrieben<br />

(PER), Kraftstoff- und Heizölkomponenten aus Tankablüftungen,<br />

Tankstellen<br />

Bodenbeläge Textile Bodenbeläge: verzweigte Aromaten, Styrol, 4-Phenyl-1cyclohexen,<br />

4-Vinyl-1-cyclohexen, trimeres Isobuten, Dodecene, n-<br />

und i-Alkane, phenolische Verbindungen, 2-Ethylhexanol,<br />

Phthalsäureester, Siloxane, Amine,Acetamid usw.<br />

Kork: Phenol, 1,2-Propandiol,Furfural, Benzophenon, LHKW, n-<br />

Alkane, Aldehyde usw.<br />

Linoleum: gesättigte und ungesättigte Aldehyde C4 C11,<br />

Benzaldehyd, aliphatische Säuren, Alkohole, Glykolether usw.<br />

Parkettböden: Terpene, Carbonsäuren, Aldehyde, Glykol<strong>der</strong>ivate, N-<br />

Methylpyrrolidon, Siloxane<br />

Kautschuk: Styrol, alpha-Methylstyrol, verzweigte Aromaten,<br />

Amine, trimeres Isobuten<br />

PVC: Alkane, Aromaten, Glykolester, 2-Ethylhexanol, Phenol,<br />

Phthalate, TXIB<br />

Fugenmaterialien Ester, Essigsäure, Ketone, Alkane, Glykole, Phthalate, Siloxane,<br />

Oxime, Benzaldehyd<br />

Farben/Lacke Alkane, Aromaten, Ester, Ketone, Aldehyde, Alkohole, Ethylen-<br />

und Propylenglykol<strong>der</strong>ivate, Texanol, Terpene, DMP, Oxime<br />

Heizöl n- und i-Aliphaten bis ca. C18, Alicyclen, stärker alkylierte<br />

Aromaten, Naphthalin, <strong>bei</strong> Kraftstoffverunreinigungen auch Benzol<br />

und Toluol<br />

Holzwerkstoffe Aldehyde, Ketone, Terpene und Sesquiterpene, Alkohole,<br />

Carbonsäuren, Pentylfuran, 1-Pentanol<br />

Klebstoffe Alkane bis ca. C 14, Aromaten, Ester, Ketone, LHKW, Alkohole,<br />

Glykole/Glykol<strong>der</strong>ivate, Terpene, Sesquiterpene, Tetrahydrofuran<br />

Laserdrucker Höhersiedende Alkane, Benzol, Styrol, Phenol, Acetophenon,<br />

Diisopropylnaphthaline<br />

Mensch Alkohole, Buttersäure und weitere organische Säuren, Acetaldehyd,<br />

Mikrobieller<br />

Befall/Feuchteschäden<br />

längerkettige Aldehyde und verzeigte Ketone, Aceton<br />

1-Octen-3-ol, 2-Octen-1-ol, 2-Methyl-iso-borneol, 3-Octanol,<br />

Geosmin(1,10-Dimethyl-trans-9-decanol), 2-Methylpropionbutylester,<br />

Alkohole aus <strong>der</strong> Hydrolyse von Weichmachern<br />

wie 2-Ethylhexanol o<strong>der</strong> n-Butanol, Glykolether, 2- und 3-<br />

Alkanone, Methylfurane<br />

Tabakrauch Aldehyde, Benzol, Styrol, Nikotin, 2- und 3-Picolin, 3-Vinylpyridin,<br />

Methylfurane<br />

Tapeten Aldehyde, Terpene, trimeres Isobuten, Phthalate<br />

Wachse/Öle Aldehyde, Terpene und Sesquiterpene, Aliphaten, Aromaten


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 26<br />

Hier wird wie<strong>der</strong>um deutlich, dass VOC Belastungen aus einer Vielzahl von Quellen<br />

stammen können. Dies bedeutet, dass zum einen selbst <strong>bei</strong> einem genauen Messergebnis<br />

schwierig sein wird, eine einzelne Quelle zu bestimmen und zum an<strong>der</strong>en alle Quellen von<br />

Anfang an zu vermeiden sind.


4.1.3 PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwassersoffe)<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 27<br />

Wie <strong>der</strong> Name bereits sagt, sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe aus<br />

mindestens zwei verbundenen Benzolringen zusammengesetzt. Es handelt sich also nicht um<br />

einen einzelnen Stoff, son<strong>der</strong>n um eine Stoffgruppe. Es sind mehrere hun<strong>der</strong>t Verbindungen<br />

bekannt.<br />

Strukturformel für Benzol<br />

Strukturformel für das einfachste PAK, Naphthalin<br />

Strukturformel für Benzo(a)pyren, ein krebserregen<strong>der</strong> PAK<br />

Aufgrund <strong>der</strong> vielen Verbindungsvarianten können meist nur einige analytisch erfasst<br />

werden. Bereits in den 1980 er Jahren hat die amerikanische Bundesumweltbehörde USEPA<br />

(US Environmental Protection Agency) 16 PAK-Einzelverbindungen, welche am häufigsten<br />

in umweltrelevanten Beprobungen nachgewiesen werden, in eine Liste (Priorita Pollutants)<br />

aufgenommen. Nachfolgende Tabelle ist vom BAG um die Stoffe mit krebserregen<strong>der</strong><br />

Relevant ergänz worden.<br />

Bezeichnung USEPA Priority<br />

Pollutants<br />

Krebserregend <strong>bei</strong>m<br />

Menschen nach<br />

IARC, 2008<br />

Benzo(a)pyren X 1 X<br />

Cyclopenta(c,d)pyren 2a<br />

Dibenzo(a,h)anthracen X 2a X<br />

Dibenzu(a,l)pyren 2a<br />

Benz(j)aceanthrylen 2b<br />

Benz(a)anthracen X 2b X<br />

Benzo(b)fluoranthen X 2b X<br />

Benzo(j)fluoranthen 2b<br />

Benzo(k)fluoranthen X 2b X<br />

Benzo( c)phenantren 2b<br />

Chrysen X 2b X<br />

Dibenzo(a,h)pyren 2b<br />

Dibenzo(a,i)pyren 2b<br />

Krebserregend in <strong>der</strong><br />

Nahrung nach ESFA,<br />

2008


Bezeichnung USEPA Priority<br />

Pollutants<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 28<br />

Krebserregend <strong>bei</strong>m<br />

Menschen nach<br />

IARC, 2008<br />

Indeno(1,2,3,c,d)pyren X 2b X<br />

5-Methylchrysen 2b<br />

Benzo(g,h,i)perylen X X<br />

Anthracen X<br />

Acenaphten X<br />

Fluoranthen X<br />

Fluoren X<br />

Naphthalin X<br />

Phenantren X<br />

Pyren X<br />

1= Erwiesenermassen krebserregend <strong>bei</strong>m Menschen<br />

2a= Wahrscheinlich krebserregend <strong>bei</strong>m Menschen<br />

2b= Möglicherweise krebserregend <strong>bei</strong>m Menschen<br />

(Quelle: Factsheet PAK, Bundesamt für Gesundheit BAG, Bern)<br />

Krebserregend in <strong>der</strong><br />

Nahrung nach ESFA,<br />

2008<br />

PAK sind natürliche Bestandteile von Kohle und Erdöl, welche sich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Destillation im<br />

Bitumen anreichern. Sie entstehen aber auch <strong>bei</strong> allen unvollständigen<br />

Verbrennungsprozessen von organischem Material (z.B. Holzkohle, Heizöl, Holz, Treibstoff,<br />

Tabak, Bioethanol). Die grösste Luftbelastung von PAK kommt hierdurch auch durch alle<br />

Verbrennungsprozesse. Im Innenraum kann es dann zu einer Anreicherung kommen, wenn<br />

bitumenhaltige Baustoffe verbaut wurden. In <strong>der</strong> nachfolgenden Tabelle sind mögliche<br />

Produkte beschrieben.<br />

Bauprodukt Verwendungszeitraum<br />

Anstriche Bis ca. 1979<br />

Asphaltestriche Nicht bekannt<br />

Asphaltfussbodenplatten Nicht bekannt<br />

Binde- und Imprägniermittel (feuerfeste Bis heute<br />

Baustoffe)<br />

Dachbahnen Bis ca. 1979<br />

Fugenvergussmassen Bis ca. 1984<br />

Holzschutzmittel „Karbolineum“ Bis ca. 1991<br />

Klebstoff für Holzpflaster z.T. bis ca. 1995<br />

Klebstoff für Mosaikparkett Bis ca. 1965<br />

Klebstoff für Stabparkett Bis ca. 1979<br />

Korkdämmplatten, teergebunden Bis ca. 1965<br />

Korrosionsschutzanstriche z.T. bis 2000<br />

Papierkaschierungen, teergetränkt Nicht bekannt<br />

Trennlagen, teergetränkt (unter Estrich,<br />

Pohlmann-Decken)<br />

(Quelle: Zwiener und Mötzl,2006)<br />

Nicht bekannt<br />

PAK ist, wie bereits die erste Tabelle aufzeigt, äusserst schädlich für Mensch und Tier.<br />

Jedoch macht auch hier die Menge das Gift aus. So nehmen Menschen deutlich mehr PAK


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 29<br />

durch Lebensmittel, Rauchen und Passivrauchen auf als durch die Luft. Weil aber in den<br />

letzten Jahren offene Verbrennungsstätten in unseren Wohnräumen wie<strong>der</strong> häufiger<br />

verwendet werden, ist hier eine vorbeugende Sorgfalt durchaus angebracht. Da in den neu<br />

erstellten Wohnbauten das Risiko von PAK belasteten Baustoffen gegen Null geht, kann<br />

je<strong>der</strong> Nutzer selbst entscheiden, ob er raucht o<strong>der</strong> geräucherte und gegrillte Lebensmittel zu<br />

sich nimmt. Bei Bestandgebäuden sind die möglichen Quellen recht übersichtlich und sie<br />

lassen sich oft schon <strong>bei</strong> einer genauen Begehung feststellen. Sind potentielle PAK belastete<br />

Baustoff im Baukörper verbaut, so ist eine fachgerechte Sanierung empfehlenswert.<br />

Grundsätzlich gibt es auch hier verschiedene Möglichkeiten, welche sich aus den PAK<br />

Konzentrationen <strong>der</strong> Baustoffe ergeben.


4.1.4 PCB (polychlorierte Biphenyle)<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 30<br />

Bei <strong>der</strong> Stoffgruppe PCB zitiere ich zur besseren Verständigung, dass Factsheet vom<br />

Bundesamt für Gesundheit.<br />

BAG – Factsheet<br />

PCB und seine Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit<br />

PCB (Polychlorierte Biphenyle) ist ein Substanzgemisch aus verschiedenen, chlorierten<br />

Kohlenwasserstoffen. Längere Zeit wurde es als vielseitige und billige Bauchemikalie breit<br />

eingesetzt. 1972 wurde die Verwendung von PCB auf Grund <strong>der</strong> schädlichen Eigenschaften<br />

für Mensch und Umwelt in offenen Systemen (Bsp. Anstriche, Dichtungsmassen, Stoffe und<br />

Papiere) verboten. Seit 1986 ist PCB in <strong>der</strong> Schweiz generell verboten.<br />

PCB wird über den Magen-Darm-Trakt, aber auch über die Haut und die Lungen gut<br />

resorbiert, verteilt sich rasch im Körper und reichert sich im Fettgewebe an. Die Aufnahme<br />

von grösseren Mengen führt zu akuten Beschwerden <strong>der</strong> Haut (bsp. Chlorakne,<br />

Hautpigmentierungen), verursacht Leber-, Milz- und Nierenschäden und schwächt das<br />

Immunsystem. Eine krebsför<strong>der</strong>nde Wirkung von PCB wurde <strong>bei</strong> Tieren nachgewiesen,<br />

konnte aber bisher <strong>bei</strong>m Menschen nicht bestätigt werden. Im Hinblick auf die Gefährdung<br />

von Säuglingen und Embryos besteht Forschungsbedarf. Bei einem Unglücksfall in Japan<br />

1968 gelangten grosse Mengen von PCB in Reisöl, das von <strong>der</strong> Bevölkerung über Monate<br />

eingenommen wurde. In <strong>der</strong> Folge kam es zusätzlich zu den oben aufgeführten Schädigungen<br />

zu neuronalen Störungen und einer Häufung von Fehlgeburten.<br />

Die gesundheitlichen Auswirkungen von chronischen PCB-Belastungen in geringen Dosen ist<br />

schwer abzuschätzen. Eine Vielzahl an<strong>der</strong>er Organochlorverbindungen, die in <strong>der</strong> Umwelt<br />

gefunden werden, können Effekte hervorrufen. Da<strong>bei</strong> ist nach dem heutigen Stand <strong>der</strong><br />

Wissenschaft nicht klar, welches Gewicht PCB <strong>bei</strong>zumessen ist. Einflüsse auf die<br />

Schilddrüsenhormone und mögliche Folgeeffekte auf die Entwicklung des Gehirns werden<br />

zurzeit diskutiert.<br />

PCB wird auf Grund seiner Beständigkeit immer noch in fetthaltigen Lebensmitteln<br />

tierischen Ursprungs wie Fleisch und Fleischwaren, Fischen, Milch- und Milchprodukten<br />

und Eiern gefunden. Die Nahrung ist auch heute noch die Hauptquelle von PCB. Menschen,<br />

die sich vorwiegend von fetthaltigen Lebensmitteln ernähren, weisen erhöhte PCB-Werte im<br />

Blut auf. Alle Menschen in westlichen Industrielän<strong>der</strong>n sind durch die Nahrungsaufnahme<br />

unweigerlich einer ständigen umweltbedingten PCB – Belastung ausgesetzt. Allerdings muss<br />

darauf hingewiesen werden, dass die weltweit ergriffenen Massnahmen gegen PCB zu einer<br />

deutlichen Abnahme <strong>der</strong> Belastung von Mensch und Umwelt geführt haben. Die<br />

durchschnittlich gemessenen PCB – Blutwerte in <strong>der</strong> Bevölkerung sinken seit den achtziger<br />

Jahren kontinuierlich. Die durchschnittliche PCB – Aufnahme <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Schweizer<br />

Bevölkerung liegt <strong>der</strong>zeit <strong>bei</strong> 3-4 ..g pro Tag und Person. Für die<br />

Weltgesundheitsorganisation WHO gelten 24-60 µg PCB als duldbare Tagesdosis für den


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 31<br />

Menschen, d.h. <strong>bei</strong> dieser Dosis ist auch <strong>bei</strong> lebenslanger Aufnahme keine Schädigung zu<br />

erwarten. (Zahlen bezogen auf Personengewicht 60kg)<br />

PCB in Innenräumen<br />

Wie Untersuchungen zeigten, können PCB-haltige Materialien und Gegenstände, die vor dem<br />

Verbot (1972) in Innenräumen verwendet wurden, noch heute zu Belastungen <strong>der</strong><br />

Innenraumluft führen. Die zusätzliche Aufnahme von PCB über die Raumluft ist verglichen<br />

mit <strong>der</strong> durch Nahrung aufgenommene Menge von PCB gering. Mehrere Untersuchungen<br />

zeigten, dass im Blut von Personen, die sich in belasteten Innenräumen aufgehalten haben,<br />

keine erhöhten PCB – Konzentrationen festzustellen waren.<br />

Wegen <strong>der</strong> zahlreichen offenen Fragen zur langfristigen Wirkung niedriger Mengen sind<br />

weitere Anstrengungen zur nachhaltigen Verringerung <strong>der</strong> chronischen Belastung durch<br />

sogenannte persistente Umweltschadstoffe nötig. Hohe Belastungen <strong>der</strong> Innenraumluft<br />

müssen im Sinne <strong>der</strong> Vorsorge reduziert werden. Dazu muss bekannt sein, in welchen<br />

Schweizer <strong>Gebäude</strong>n noch mit starken PCB – Quellen zu rechnen ist. Auf dieser Grundlage<br />

müssen dann vorrangig in <strong>Gebäude</strong>n mit sensiblen Nutzungen und langen Aufenthaltszeiten<br />

(Wohngebäude, Krankenheime, Kin<strong>der</strong>tagesstätten, Schulen) Luftmessungen durchgeführt<br />

werden. Aufwendige Sanierungen nur an einzelnen betroffenen Objekten wie z. B. Turnhallen<br />

tragen wenig zur Reduktion <strong>der</strong> Belastung <strong>bei</strong>.<br />

Von übereilten, unsachgemässen Sanierungen ist dringend abzuraten. Die Gefahr <strong>der</strong><br />

unkontrollierten Freisetzung ist gross. Untersuchungen zeigen, dass die Innenraumbelastung<br />

nach nicht fachgerecht durchgeführten Ar<strong>bei</strong>ten wesentlich höher liegen können als vor <strong>der</strong><br />

Sanierung.<br />

Quelle: Bundesamt für Gesundheit BAG, Bern<br />

Wie in dem Factsheet festgehalten, ist in <strong>der</strong> Schweiz <strong>der</strong> Einsatz von PCB für die offene<br />

Anwendung (grösste Relevanz für Innenraumbelastung) bereits 1972 verboten und 1996<br />

generell verboten. Seit 22. Mai 2001 ist die Produktion <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Stockholmer Konvention<br />

weltweit verboten worden.<br />

PCB – haltige Baustoffe sind in wesentlichen Fugendichtmassen, welche im Betonbau für<br />

<strong>Gebäude</strong>trennfugen, Anschlussfugen, Bauteilfugen und Schwindfugen eingesetzt.<br />

Hauptzeitraum des Einsatzes dieser Baustoffe ist 1955 bis 1975. Speziell <strong>Gebäude</strong>, die in<br />

Skelett- und Elementbauweise erstellt wurden, sind potenzielle Objekte, welche eine<br />

Untersuchung auf PCB in <strong>der</strong> Innenraumluft rechtfertigen.<br />

Somit kann <strong>bei</strong> einer ersten Beurteilung des <strong>Gebäude</strong>s bereits eine Risikoeinschätzung<br />

vorgenommen werden. Bei Bauwerken neueren Datums bzw. <strong>bei</strong> Neubauten kann das Thema<br />

PCB- haltige Baustoffe vernachlässigt werden.<br />

<strong>Das</strong> Bundesamt für Umwelt (BAFU) kann Auskunft über Laboratorien und Fachfirmen<br />

geben.


4.1.5 Radon<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 32<br />

Radon ist ein Edelgas, das aus dem Zerfall von Radium entsteht, welches wie<strong>der</strong>um ein<br />

Zerfallsprodukt von Uran ist. Da Uran in unterschiedlichen Konzentrationen fast<br />

allgegenwärtig ist in <strong>der</strong> Erdkruste, ist auch Radon praktisch überall im Boden zu finden.<br />

Radon ist auch in hohen Konzentrationen unsichtbar, geruchslos, ungiftig, inert, we<strong>der</strong><br />

brennbar noch explosiv, we<strong>der</strong> riech- noch schmeckbar. Es zerfällt mit einer Halbwertszeit<br />

von rund vier Tagen in weitere radioaktive Folgeprodukte. Erdreich besteht zu etwa einem<br />

Viertel aus Luft. Diese Bodenluft wird mit Radon angereichert, das nach dem Zerfall <strong>der</strong><br />

Radiumatome aus dem Gestein bzw. aus den einzelnen Bodenpartikeln austritt. Damit wird<br />

die Bodenluft radioaktiv.<br />

(Quelle Radonhandbuch Schweiz; Bundesamt für Gesundheit BAG, Abteilung<br />

Strahlenschutz, Bern)<br />

Fact – Sheet Radon des Bundesamt für Gesundheit BAG


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 33<br />

� Radon ist ein natürliches radioaktives Edelgas und kommt aus dem Boden.<br />

� Radon entsteht <strong>bei</strong>m radioaktiven Zerfall von Uran im erdreich.<br />

� Radon kann vom Boden her in Häuser eindringen.<br />

� Radon verursacht Lungenkrebs: Nach dem Rauchen ist Radongas, die häufigste<br />

Ursache für Lungenkrebs.<br />

� Jährlich sterben in <strong>der</strong> Schweiz genauso viele Menschen an Lungenkrebs, <strong>der</strong> durch<br />

Radon verursacht wurde, wie an Verkehrsunfällen.<br />

� Die Radonkonzentration in Wohnhäusern kann mit einer einfachen und<br />

kostengünstigen Methode gemessen werden: mit Dosimeter<br />

� Durchführung einer Standard – Messung in einem Wohnhaus: Radondosimeter<br />

werden für 1-3 Monate in einem Kellerraum und in einem Wohnraum im darüber<br />

liegenden Stockwerk gestellt<br />

� Die Radonkonzentration sollte in den Wintermonaten gemessen werden.<br />

� Von den unteren Stockwerken zu den oberen hin nimmt die Radonkonzentration in<br />

einem Haus ab.<br />

� Radonrisikogebäude sind ältere Häuser, Häuser ohne Keller, Häuser mit Naturkeller<br />

und Häuser in Hanglage, Häuser mit Kellerräumen, die als Wohn- und<br />

Aufenthaltsräume umgebaut wurden.<br />

� In Radonrisikogebäuden sollte die Radonkonzentration gemessen werden.<br />

� Kein Haus gleicht dem an<strong>der</strong>en – nur eine Messung gibt Aufschluss über<br />

Radonkonzentration in einem Haus.<br />

� Man kann sich vor Radon schützen: z.B. Bei Neubauten den Stand <strong>der</strong> Technik <strong>bei</strong>m<br />

Bau von Kellern einhalten – durchgehende Betonplatte und Leitungsdurchführungen<br />

gut Abdichten; Bei Lüftungssystemen z.B. Minergie die Luft nicht in Bodennähe<br />

ansaugen.<br />

� Werden in einem Haus hohe Radonkonzentration gemessen, kann man diese bereits<br />

mit einfachen und kostengünstigen Massnahmen senken: z.B. Abdichten von<br />

Öffnungen, Einbau von Luftaustauschern und speziellen Ventilatoren.<br />

(Quelle: Bundesamt für Gesundheit BAG, Bern)<br />

An<strong>der</strong>s als <strong>bei</strong> den bisher beschriebenen Wohnraumgiften, gibt es in Bezug auf Radon klare<br />

Grenzwerte, Sanierungspflichten und Wegleitungen, wie diese durchzuführen sind. Deshalb<br />

wird an dieser Stelle auch nur auf das Radonhandbuch und die aktuellen Wegleitungen<br />

verwiesen. Diese können <strong>bei</strong>m Bundesamt für Gesundheit Abteilung Strahlenschutz bestellt<br />

o<strong>der</strong> per Download als PDF-Datei bezogen werden.


4.1.6 „Fogging“ „magic dust“ o<strong>der</strong> „Schwarzstaub“<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 34<br />

Damit sich <strong>der</strong> Leser einen Eindruck bekommt wie „Fogging“ in <strong>der</strong> Realität aussieht,<br />

möchte ich ein paar Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Praxis zeigen.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 35


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 36<br />

Der Begriff „Fogging“ kommt ursprünglich aus dem Automobilbau. Hier konnte es durch die<br />

Ausgasung von Phthalate „Weichmachern“ aus Kunststoffen zu einem schwarzen<br />

Nie<strong>der</strong>schlag speziell an <strong>der</strong> Windschutzscheibe kommen. Dieser sorgte für<br />

Sichtbehin<strong>der</strong>ungen und Reklamationen. Als sich seit Mitte <strong>der</strong> 1990 Jahre diese Effekte<br />

auch in Wohnräumen häuften, wurde dieser Begriff „Fogging“ von <strong>der</strong> Baubranche<br />

übernommen. Jedoch gibt es speziell unter den deutschen Baubiologen die Diskussion, dass<br />

Fogging o<strong>der</strong> Schwarzstaub nicht mit magic dust gleichzusetzen wäre.<br />

Bei diesem Effekt, gibt es immer noch sehr wi<strong>der</strong>sprüchliche Aussagen zu <strong>der</strong> Entstehung.<br />

Mein aktueller Kenntnisstand ist, dass eine hohe VOC Belastung im Zusammenspiel mit<br />

einem Katalysator, welcher Feinstaub, Kerze, Räucherstäbchen o<strong>der</strong> auch das verwendete<br />

Parfüm <strong>der</strong> Auslöser sein kann. Bekannt ist, dass dieser Effekt vermehrt <strong>bei</strong> Neubauten in <strong>der</strong><br />

ersten Heizperiode o<strong>der</strong> nach Renovierungen auftritt. Die zu Beginn gezeigten Bil<strong>der</strong><br />

stammen aus einer Wohnung welche 14 Jahre nicht renoviert wurde und in <strong>der</strong> auch keine<br />

neuen Einrichtungsgegenstände eingebracht wurden. Als einziges sind die Fenster 1 Jahr vor<br />

dem Schadeneintritt gewechselt worden. Es bleibt also noch erheblicher Forschungsbedarf<br />

für diesen Effekt. In diesen Fällen ist eine Schuldzuweisung an den Planer o<strong>der</strong> Nutzer<br />

sicherlich nicht angebracht.<br />

Eine Erkenntnis habe ich jedoch für mich aus diesen Fällen gezogen. Ein möglichst grosser<br />

Luftwechsel ist immer anzustreben, damit sich potentielle Auslösefaktoren erst gar nicht<br />

anreichern können.


4.2 Biogene Luftverunreinigungen<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 37<br />

Alle Luftinhaltsstoffe mit biologischem Ursprung werden als biogene Luftverunreinigungen<br />

o<strong>der</strong> als Bioaerosole bezeichnet. Die physikalischen Gegebenheiten <strong>der</strong> Luft sorgen dafür,<br />

dass die biologischen Strukturen in kleinen Partikeldurchmessern vorliegen. Die in <strong>der</strong><br />

Bevölkerung bekanntesten sind die Pollen, welche durch ihr allergenes Potential seit einigen<br />

Jahren anhand geson<strong>der</strong>ter Biowetterkarten und –berichte verstärkte Aufmerksamkeit<br />

erhalten. An dieser Stelle wird auch bewusst, dass nicht alleine die abiotischen Noxen in <strong>der</strong><br />

Innenraumluft von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung für das Wohlbefinden und die Gesundheit <strong>der</strong><br />

Nutzer darstellen, son<strong>der</strong>n in einem wesentlichen Umfang die biogenen<br />

Luftverunreinigungen.<br />

Die häufigsten Bioaerosolbestandteile sind (Nevalainen 1993)<br />

- Mikroorganismen (Viren, Bakterien, Pilze, Protozoen),<br />

- Pflanzliche Strukturen (Blütenpollen, Samen etc.)<br />

- Fragmente und Ausscheidungsprodukte von Tieren (Haare, Hautschuppen, Kotballen<br />

von Milben etc.)<br />

- Biogene Produkte (Endotoxine, Mykotoxine, MVOC)<br />

Alle diese biogenen Luftverunreinigungen weisen ein erhebliches Potential an Erkrankungen<br />

auf. Auch die anthropogenen Emissionen, welche zwar nicht direkt zu den biogenen<br />

Luftverunreinigungen gezählt werden, möchte in diesem Bereich mit behandeln, da sie zu<br />

einem überwiegenden Anteil aus biologischen Aktivitäten stammen. Insbeson<strong>der</strong>s das CO2,<br />

welches durch die Atmung von Mensch und Tier im Innenraum eine erhebliche Relevanz<br />

besitzt. Bei den Mikroorganismen sowie den pflanzlichen Strukturen kann <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Planung<br />

<strong>der</strong> <strong>Gebäude</strong> nur bedingt eine Reduzierung erreicht werden. Bei diesen Luftverunreinigungen<br />

hat <strong>der</strong> Nutzer des <strong>Gebäude</strong>s den grössten Vermeidungseinfluss. Hierauf werde ich <strong>bei</strong> den<br />

Vermeidungsstrategien und –empfehlungen eingehen. Bei den Pilzen und Mykotoxinen<br />

(überwiegend Stoffwechselprodukte von Pilzen) kann <strong>der</strong> Planer durch die Einhaltung <strong>der</strong><br />

SIA Normen einen erheblichen Einfluss auf <strong>der</strong>en Vorkommen nehmen. Zumindest so weit,<br />

dass die Inneraumbelastungen <strong>der</strong> Luft nicht höher liegen als in <strong>der</strong> jeweiligen Aussenluft.<br />

Obwohl die SIA 180 seit 1999 als Norm gültig ist, wird in verschiedenen Publikationen<br />

behauptet, dass rund in jedem zehnten Wohnraum Schimmelbefall vorherrscht. Ich halte<br />

diese Zahl für durchaus realistisch. Da Schimmel oft als hygienisches Problem angesehen<br />

wird, melden Mieter den Schimmelbefall nicht sofort dem Vermieter. Oft wird lange gewartet<br />

und selbst mit verschiedenen Mitteln gewischt. Erst wenn Reizungen <strong>der</strong> Atemwege,<br />

Schleimhäute o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Symptome die Gesundheit beeinträchtigen, wird externe Hilfe<br />

angefor<strong>der</strong>t. Die Praxis <strong>bei</strong> diesen Fällen zeigt aber auch, dass Hysterie und Verharmlosung<br />

sehr nahe <strong>bei</strong>einan<strong>der</strong> liegen. Umso wichtiger ist es, in Bezug auf Schimmel <strong>bei</strong> den harten<br />

Fakten zu bleiben und eine vernünftige Lösung anzustreben.


4.2.1 Schimmel<br />

Auch <strong>bei</strong>m Thema Schimmel einige Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Praxis als Einstimmung.<br />

Bild 1 Wohnraum, Schlafzimmer Bj.2009 Bild 2 Tiefgarage darunter<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 38<br />

Bild 3 Rollladenkasten innen Bild 4 Rollladenkasten aussen<br />

Bild 5 Schimmel extrem, im Schlafraum


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 39<br />

Bild 6 So farbig kann Schimmel sein (Neue Fenster, Aussenwand unverän<strong>der</strong>t)


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 40<br />

Pilze sind kohlenstoffheterotrophe Lebewesen, dass heisst, sie sind, wie Tiere, auf organische<br />

Verbindungen als Energielieferanten angewiesen, die vorher von grünen Pflanzen<br />

synthetisiert worden sind. Schimmelpilze ist ein Sammelbegriff (keine wissenschaftlich<br />

systematische Einheit) für verschiedene Mikropilze (Zygomycota, Ascomycota,<br />

Basidiomycota und Fungi imperfecti). Die Vermehrung erfolgt meistens auf<br />

ungeschlechtlichem Wege über Sporen. Sie vermehren sich jedoch ausschliesslich dort, wo<br />

eine ausreichende Feuchte vorhanden ist. Schimmelpilze benötigen zum Wachstum neben <strong>der</strong><br />

Feuchte aber auch Nährstoffe. Weitere Faktoren können hemmend o<strong>der</strong> för<strong>der</strong>lich für das<br />

Wachstum sein. Diese Faktoren sind im Wesentlichen das Sauerstoffangebot, die Temperatur<br />

und <strong>der</strong> pH-Wert (basisches bzw. saures Milieu hemmt). Jedoch sind Schimmelpilze in <strong>der</strong><br />

Lage, <strong>bei</strong> ausreichen<strong>der</strong> dauerhaften Feuchte und entsprechendem Nährstoffangebot das<br />

Milieu zu verän<strong>der</strong>n. Jede Spore hat für die erste Wachstumsphase einen Nährstoffvorrat im<br />

Gepäck. Da <strong>der</strong> Pilz Substanzen aus <strong>der</strong> Wachstumsunterlage meist nicht direkt in seine<br />

Zellen aufnehmen kann, scheidet er Verdauungseiweisse aus, welche die<br />

Wachstumsunterlage soweit möglich in verwertbare Nährstoffe zerlegen. Als Nährstoff für<br />

den Schimmelpilz dienen Papier, Karton, Tapeten, Holz, Span- und Holzfaserplatten, Kot <strong>der</strong><br />

Hausstaubmilben, Farben, Leime, Zellulose, Le<strong>der</strong>, Hautschuppen, Nikotin und Teer. Somit<br />

wird eine Spore in jedem von Menschen erstellten und bewohnten Raum ein umfangreiches<br />

Nahrungsangebot finden. Selbst Kunststoffe, Steinplatten, Sanitärkeramik o<strong>der</strong> Glas können<br />

<strong>bei</strong> kaum sichtbarer Verschmutzung als Nährboden dienen. Nur eine Reduzierung <strong>der</strong> rel.<br />

Luftfeuchte unter 65% führt zu einem Wasserentzug und schliesslich zum Absterben <strong>der</strong><br />

Schimmelpilze. Vernichtet werden die Sporen dadurch nicht, sie bleiben weiter bestehen und<br />

wachsen sofort, wenn wie<strong>der</strong> ausreichende feuchte Bedingungen eintreten. Da <strong>der</strong><br />

Schimmelpilz biologisch zu betrachten ist, so ist die Wasseraktivität <strong>der</strong> aw-Wert relevant.<br />

(Activity of Water ist ein Mass für frei verfügbares Wasser in einem Material. Sie ist<br />

definiert als Quotient des Wasserdampfdrucks über einem Material (p) zu dem<br />

Wasserdampfdruck über reinem Wasser (p0) <strong>bei</strong> einer bestimmten Temperatur.)<br />

Da diese Bestimmung direkt an <strong>der</strong> Materialoberfläche in einem bewohnten Raum praktisch<br />

unmöglich ist, wird in <strong>der</strong> Praxis mit <strong>der</strong> rel. Luftfeuchte und Temperatur gear<strong>bei</strong>tet. Wichtig<br />

sind hier Messungsstandort und –methode. So müssen für eine Bewertung <strong>der</strong> rel. Feuchte an<br />

einer Bauteiloberfläche mindestens drei Werte vorliegen, um diese Berechnung<br />

durchzuführen. Wichtig ist, dass die Innenraumtemperatur und rel. Feuchte in <strong>der</strong> Mitte des<br />

Raumes in 1-1,2 Meter Höhe gemessen wird und keine Strahlungsquellen o<strong>der</strong><br />

Zuglufterscheinungen, dass Messergebnis verfälschen. Als dritter Wert wird die<br />

Oberflächentemperatur <strong>der</strong> zu beurteilenden Oberfläche benötigt. Mit diesen Werten kann<br />

dann eine Momentaufnahme berechnet werden. Hier<strong>bei</strong> sollte jedoch nicht vergessen gehen,<br />

dass sich Pilze anpassen. Schimmelbewuchs kann Feuchtigkeitsschwankungen im Laufe<br />

eines Tages gut vertragen.<br />

Wenn also das in <strong>der</strong> SIA 180 gefor<strong>der</strong>te Lüftungskonzept ergibt, dass zu 50% des Tages die<br />

rel. Luftfeuchte überschritten ist, so kann dies <strong>bei</strong> kalten Aussenwänden bereits zu einem<br />

Schimmelwachstum führen. Beson<strong>der</strong>s ist hier zu berücksichtigen, dass es <strong>bei</strong> Fensterlüftung<br />

zu Sorptionseffekten kommen kann, welche einen sehr schnellen Anstieg <strong>der</strong> rel. Luftfeuchte<br />

bewirken können. Dies beson<strong>der</strong>s, wenn <strong>der</strong> Wohnraumnutzer gar nicht anwesend ist. Auf<br />

dieses Thema wird vertieft in dem Kapitel „physikalische Faktoren eingegangen.<br />

Da auch zum Thema Schimmel eine umfangreiche Dokumentation vom Bundesamt für<br />

Gesundheit BAG erstellt worden ist, in <strong>der</strong> sehr ausführlich auf die Auswirkungen auf die<br />

Gesundheit eingegangen wird, werde ich mich an dieser Stelle auf die wesentlichen


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 41<br />

Kernaussagen begrenzen. Die Publikation ist unter www.bundespublikationen.admin.ch mit<br />

<strong>der</strong> BBL-Artikelnummer 311.310.d kostenlos zu beziehen.<br />

Die häufigsten gesundheitlichen Folgen von Feuchtigkeit und Schimmel in Wohnräumen sind<br />

Atemwegs-, Augen- und Hautreizungen bis hin zu chronischer Bronchitis und Asthma sowie<br />

allergische Erkrankungen. Weiter stehen sie im Verdacht, Wegbereiter für Erkältungen zu<br />

sein. All diese Symptome erfahre ich auch immer wie<strong>der</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Schimmelberatung. Bei<br />

sichtbaren und offenen Schimmelbefall ist die sofortige Eingrenzung oft einfach zu<br />

veranlassen. Jedoch zeigt sich in <strong>der</strong> täglichen Praxis auch, dass es immer öfter verdeckten<br />

Schimmelbefall gibt, welche durch unsachgemäss durchgeführte Wärmedämmungen o<strong>der</strong><br />

Schimmelsanierungen hervorgerufen werden. Wie auch an im Kapitel 5.7 beschrieben, kenne<br />

ich einen Fall von verdecktem Schimmel, welche eine gesunde Person ohne bekannte<br />

Vorbelastung an einer „Allergischen bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA) erkranken<br />

liess. Es handelt sich um die Erkrankung <strong>der</strong> Lunge, welche durch Pilzteile des<br />

Giesskannenschimmels Aspergillus verursacht wird. Ohne Behandlung können die<br />

Folgeschäden in <strong>der</strong> Lunge gravierend sein: <strong>Das</strong> Lungenvolumen kann massiv abnehmen<br />

o<strong>der</strong> es können sich vernarbte Lungenbezirke bilden, die für den Gasaustausch nicht mehr zur<br />

Verfügung stehen. Der häufigste Auslöser einer ABPA, <strong>der</strong> Schimmelpilz Aspergillus<br />

fumigatus, findet sich in Topfpflanzen, Grünabfällen und Tierkäfigen sowie gelegentlich in<br />

Verschimmelungen auf Fichtenholz, Gipskartonplatten, Spanplatten und Nahrungsmitteln. In<br />

diesem Fall war <strong>der</strong> Pilzbefall <strong>der</strong> Gipskartonplatte <strong>der</strong> Auslöser, da diese zur optischen<br />

Kaschierung eines bauphysikalischen Problems verwendet wurde. Hinter den Platten konnte<br />

sich <strong>der</strong> Pilz ungestört grossflächig ausbreiten. In dem begleiteten Fall konnten die Ärzte<br />

einen Befall des Herzens und eine langfristige Schädigung <strong>der</strong> Lungen durch eine<br />

mehrmonatige Cortisonbehandlung verhin<strong>der</strong>n.<br />

Neben solch gravierenden Fällen ist aber auch nicht zu unterschlagen, dass durch<br />

Schimmelpilze mikrobielle flüchtige Kohlenwasserstoffe (MVOC) entstehen. Es dominieren<br />

kurzkettige organische Verbindungen mit Alkohol-, Keton- und Esterfunktionen. Diese<br />

Stoffe sind den Lösemitteln zuzuordnen. Die Menge dieser Stoffe ist jedoch so gering, dass<br />

nach heutigem Kenntnisstand keine wesentliche Gesundheitsgefährdung von diesen Stoffen<br />

ausgeht.<br />

Dies zeigt auf, wie gefährlich unsachgemässe Schimmelsanierungen sein können. Da ich<br />

jedes Jahr etliche solcher Fälle sehe, plädiere ich weiterhin dafür, dass Schimmelbefall ab<br />

einer gewissen Stärke meldepflichtig wird und nur nach bauphysikalischer Abklärung durch<br />

zertifizierte Firmen saniert werden dürfen. Somit ist ausgeschlossen, dass sich Maler o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Handwerker als bauphysikalische Experten an die unsachgemässe Sanierung machen.<br />

Ein weiterer Vorteil <strong>der</strong> Meldepflicht wäre, dass Verwaltungen nicht mehr in <strong>der</strong> Lage wären,<br />

einen Handwerker zu solchen kosmetischen Sanierungen zu nötigen.


4.2.2 Kohlenstoffdioxid CO2<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 42<br />

Kohlenstoffdioxid wird umgangssprachlich auch oft als Kohlendioxid o<strong>der</strong> Kohlensäure<br />

bezeichnet. Die Strukturformel ist O=C=O. Der Dampfdruck beträgt 5,733 hPa<br />

(<strong>bei</strong> 293,15 K). International wird <strong>der</strong> Kohlenstoffdioxidanteil in <strong>der</strong> Luft in ppm angegeben<br />

(aus dem Englischen parts per million = Volumenteile pro Million Volumenteiel). Bei 293,15<br />

K und 1013,25 hPa entspricht 1 ppm = 0,0001 Volumen% .<br />

In <strong>der</strong> Aussenluft ist <strong>der</strong> CO2 Anteil stetig gestiegen. Je nach Standort sind ca. 350 bis 550<br />

ppm festzustellen. Als Mittelwert kann gemäss Literatur ein Wert von 400 ppm angesehen<br />

werden, welcher auch in alle Berechnungen einfliesst.<br />

Im Innenraum ist <strong>der</strong> Mensch <strong>der</strong> grösste CO2 Emittent. In <strong>der</strong> Literatur werden jedoch sehr<br />

unterschiedliche Angaben hierzu getroffen.<br />

Literatur Wert in l/h Anmerkung<br />

Rietschel (1994) 20,4 Leichte, vorwiegend sitzende<br />

Tätigkeit, entspanntes Stehen<br />

Witthauer, Horn, Bischof<br />

(1993)<br />

27,2 Stehende Tätigkeit<br />

12 Ruhiger Zustand<br />

18 Sitzende Tätigkeit<br />

180 Schwerar<strong>bei</strong>t<br />

20 Leichte, vorwiegend sitzende<br />

Recknagel, Sprenger,<br />

Schramek (1999)<br />

Tätigkeit<br />

VDI 4300 Bl. 9 (2003), analog 15-20 Sitzende Tätigkeit<br />

zu 4300 Bl. 7 (2001)<br />

20-40 Leichte Ar<strong>bei</strong>t<br />

40-70 Mittelschwere Ar<strong>bei</strong>t<br />

70-110 Schwere Ar<strong>bei</strong>t<br />

ASHRAE (1989) 18 Büroar<strong>bei</strong>t<br />

(Quelle: Bewertung <strong>der</strong> Innenraumluft; Dipl.-Ing. Dr. Rolf Boos;D ipl.-Ing. Bernhard<br />

Damberger; Dipl.-Ing. Dr. Hans-Peter Hutter; Univ.-Prof. Dr. Michael Kundi; Dr. Hanns<br />

Moshammer; Dipl.-Ing. Peter Tappler; Dipl.-Ing. Felix Twrdik; Dr. Peter Wallner)<br />

Die aktuelle SIA Norm 180 legt bezüglich <strong>der</strong> CO2 Produktion durch den Nutzer keine Werte<br />

fest. Einzig in einer Beispielberechnung im Anhang <strong>der</strong> Norm wird ein Wert von<br />

17 l/h verwendet. Wenn man nun die mögliche Bandbreite in <strong>der</strong> oben aufgeführten Tabelle<br />

sieht, so erscheint es meiner Meinung nach realistischer, mit 30 l/h pro Erwachsene Person zu<br />

rechnen. Für Einzelbetrachtungen wie z. B. das Schlafzimmer in den Nachtstunden, kann<br />

dieser Wert auf 15 l/h gesenkt werden. Mit zu berücksichtigen sind jedoch <strong>bei</strong> Berechnungen<br />

Haustiere, zu denen aber keine genauen Werte zu finden sind. Ich gehe in diesen Fällen in<br />

einer Grundlagenberechnung über das Gewicht um die CO2 Emission zu berechnen (Mensch<br />

70Kg 30l/h, Katze 4 Kg = 9l/h). Neben diesen biotischen Quellen in Innenräumen spielen<br />

immer mehr wie<strong>der</strong> abiotische Faktoren eine Rolle in <strong>der</strong> Innenraumluft, da Schwedenöfen<br />

und an<strong>der</strong>e Feuerungsstätten eine Renaissance erfahren. Es ist jedoch sehr komplex zu<br />

quantifizieren, welche Mengen an CO2 in die Innenraumluft emittieren, da Luftzufuhr und<br />

Luftabzug unterschiedlich geregelt sind. Ebenfalls sind die seit einiger Zeit beliebten<br />

Methanol-Zimmerkamine eine grosse Quelle, <strong>bei</strong> denen aber auch an<strong>der</strong>e Schadstoffe wie<br />

(CO, NO2, Formaldehyd, PAK etc.) entstehen. Die CO2 – Abgabe von Pflanzen <strong>bei</strong><br />

Dunkelheit kann hingegen vernachlässigt werden, da die Mengen kaum 1% <strong>der</strong> Werte<br />

erreichen, die durch die menschliche Atmung entstehen.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 43<br />

Bei allen Schimmelfällen die ich bear<strong>bei</strong>te, werden von mir auch Messungen zum CO2 –<br />

Gehalt in <strong>der</strong> Innenraumluft und Aussenluft durchgeführt. Hierdurch lässt sich die<br />

Lüftungssituation <strong>der</strong> Wohnräume recht gut bewerten. Somit verfüge ich mittlerweile über<br />

eine grosse Datensammlung zu CO2 in <strong>der</strong> Innenraumluft. Hier<strong>bei</strong> zeigt sich, dass beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>bei</strong> älteren <strong>Gebäude</strong>n mit neuen Fenstern die Konzentrationen sehr schnell ansteigen. Dies<br />

liegt in <strong>der</strong> <strong>Gebäude</strong>geometrie begründet, da die Kubatur durch die Raumgrössen im<br />

Verhältnis zu Neubauten eher gering sind. Den Schlafzimmern ist jedoch in Bezug auf CO2<br />

ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Planung zu widmen. Hier konnte ich <strong>bei</strong> Messungen in<br />

<strong>Gebäude</strong>n ohne kontrollierte Wohnraumlüftung in den Morgenstunden Werte von über 4000<br />

ppm Messen. Diese Werte stellen sich dann auch in Bezug auf an<strong>der</strong>e Schadstoffe sowie<br />

Feuchte als problematisch dar.<br />

Erhöhte CO2 Konzentrationen in <strong>der</strong> Einatmungsluft erhöhen die Atemfrequenz und das<br />

Atemzugvolumen. Da<strong>bei</strong> wirkt CO2 erweiternd auf die Bronchien, wodurch sich das<br />

Totraumvolumen erhöht. Diese Tatsache zeigt auf, wie negativ sich hohe CO2<br />

Konzentrationen in einem Schlafzimmer auf die Atmung während des Schlafs auswirkt.<br />

Ebenfalls zeigen weltweit erstellte Studien, dass hohe CO2 Konzentrationen die<br />

Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit deutlich reduziert. Gerade in Schulen ist dies zu<br />

Thema geworden. Auch in <strong>der</strong> Schweiz sind umfangreiche Messungen in Klassenzimmern<br />

durchgeführt worden. Details waren hierzu jedoch noch nicht zu finden.


4.3 Physikalische Faktoren<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 44<br />

Da <strong>bei</strong> den physikalischen Faktoren die Feuchte für die Schimmelpilze eine sehr bedeutende<br />

Rolle spielt, werde ich in diesem Kapitel ausführlich auf dieses Thema eingehen. Temperatur<br />

und Luftzug sind zwar entscheidende Faktoren für die Behaglichkeit in einem Wohnraum,<br />

spielen für die Wohnraumgifte jedoch eine kleinere Rolle als die Feuchte.<br />

Zu Beginn gilt es, den Begriff „Luftfeuchte“ zu bestimmen.<br />

Lufttemperatur und Luftfeuchte werden meistens in einem Atemzug genannt, da wir alle<br />

wissen, dass die Angabe <strong>der</strong> rel. Luftfeuchte einen Bezug auf die Temperatur benötigt. Die<br />

Luftfeuchte ist jedoch nicht nur eine physikalische Zustandsgrösse. Die volumen- o<strong>der</strong><br />

massebezogene Luftfeuchte sind wichtige Luftfeuchtegrössen und geben die absolute<br />

Gasmasse (Wasserdampf) in Bezug zu definierten Basisgrössen an. Wasserdampf stellt<br />

gasförmiges Wasser dar. Wichtig ist zu verstehen, dass dieser Begriff des Wasserdampfes<br />

nichts mit dem sichtbaren Dampf o<strong>der</strong> Nebel zu tun hat. Wenn Wasser in <strong>der</strong> Luft sichtbar<br />

wird, dann handelt es sich da<strong>bei</strong> um flüssiges Wasser und nicht um Wasserdampf. Somit<br />

wäre festzuhalten, dass <strong>bei</strong> dem Begriff <strong>der</strong> Luftfeuchte immer von trockener Luft (absolut<br />

wasserdampffrei) und dem volumen- o<strong>der</strong> massebezogenen Wasserdampf die Rede ist.<br />

Somit wird auch klar, dass flüssiges Wasser <strong>der</strong> Luftfeuchte nicht zugerechnet wird. Auch ein<br />

Hygrometer misst ausschliesslich den Einfluss des gasförmigen Wasserdampfes. Die weitere<br />

Beladung durch flüssiges Wasser o<strong>der</strong> Eis wird nicht gemessen o<strong>der</strong> angezeigt.<br />

Somit kann man <strong>bei</strong> einer Fensterlüftung die Luftfeuchte in einem Raum grob in drei<br />

Luftzustände einteilen.<br />

Zustand 1: Trockene und kalte Luft direkt nach dem Lüften<br />

Die Aussenluft wurde gerade in den Raum hereingelüftet (ein vollständiger Luftaustausch<br />

wird vorausgesetzt).<br />

Zustand 2: Trockene und warme Raumluft direkt nach <strong>der</strong> Aufheizung<br />

Die Aussenluft wurde im Raum aufgeheizt. Die Luft wurde da<strong>bei</strong> noch nicht befeuchtet durch<br />

Wohnnutzung o<strong>der</strong> Desorption von Baustoffen, (Theoretischer Berechnungsfall).<br />

Zustand 3: Feuchte und warme Raumluft kurz vor dem erneuten Lüften<br />

Die durch Wohnnutzung und Beheizung feuchte und warme Raumluft.<br />

Diese Zustände werden auch in einem Lüftungskonzept betrachtet, jedoch werden hier<br />

weitere Faktoren wie undichte <strong>der</strong> <strong>Gebäude</strong>hülle, Sorptionseffekte und Luftaustauschrate von<br />

Fenstern <strong>bei</strong> standortbezogen Klimadaten berücksichtigt. Ein Beispiel für ein einfaches<br />

Lüftungskonzept nach SIA 180 findet sich in Kapitel 5.6 dieser Ar<strong>bei</strong>t.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 45<br />

Die nachfolgende Tabelle zeigt die theoretischen Ergebnisse einer Beispielberechnung.<br />

Parameter Luftzustand 1<br />

Trockene und kalte<br />

Raumluft direkt nach<br />

dem Lüften,<br />

(Aussenluftzustand).<br />

Luftzustand 2<br />

Trockene und warme<br />

Raumluft direkt nach<br />

<strong>der</strong> Aufheizung,<br />

(maximales<br />

Lüftungsergebnis).<br />

Lufttemperatur (°C) 5,0 19,0 19,0<br />

Relative Luftfeuchte<br />

(% r. F.)<br />

88,2 35,0 60,0<br />

Wasserdampf –<br />

Sättigungsdruck (Pa)<br />

872 2197 2197<br />

Wasserdampf-<br />

Partialdruck (Pa)<br />

769 769 1318<br />

Luftdichte (Kg/m 3 ) 1,249 1,189 1,187<br />

Absolute Luftfeuchte<br />

x (g/kg tr. L)<br />

4,8 4,8 8,3<br />

Absolute Luftfeuchte<br />

v (g/m 3 )<br />

6,0 5,7 9,8<br />

Luftzustand 3<br />

Feuchte und warme<br />

Raumluft kurz vor<br />

dem erneuten Lüften,<br />

(feuchte Wohnung)<br />

Dieses Beispiel soll aufzeigen, dass <strong>bei</strong> Schimmelfällen weitergehende Berechnungen<br />

notwendig sind. Wenn man für die Wassergehaltsberechnung einfach den Zustand 1 (kalte<br />

Aussenluft) mit dem Zustand 3 (feuchte und warme Raumluft) vergleichen würde, dann<br />

berücksichtigt man nicht die geringere Dichte <strong>der</strong> aufgeheizten Aussenluft <strong>der</strong> Raumes. Dies<br />

hätte zur Folge, dass man mit <strong>der</strong> grösseren Dichte <strong>der</strong> kalten Aussenluft auch eine grössere<br />

Wassermasse im Raum für den Zustand 1 ermitteln würde. Es ist jedoch für eine genaue<br />

Betrachtung sinnvoll, wenn man weiss, wie viel Wasserdampf-Masse im vollständig<br />

gelüfteten und geheizten Raum vorhanden ist. Mit diesem genauen Wert kann <strong>der</strong> Abstand<br />

<strong>der</strong> einzelnen Lüftungsinterfalle in Bezug auf Feuchte genauer bestimmt werden.<br />

Die weiteren Faktoren wie Eindringtiefen <strong>bei</strong>m Lüften, Sorption und Desorption würde den<br />

Rahmen dieser Ar<strong>bei</strong>t sprengen.<br />

Entscheidend ist für mich, dass dem Planer die Notwendigkeit eines Lüftungskonzeptes<br />

bewusst wird.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 46<br />

5 VERMEIDUNGSSTRATEGIEN WÄHREND PLANUNG UND<br />

ERSTELLUNG EINES GEBÄUDES<br />

Der Planer muss sich bewusst werden, dass im Neubau, beson<strong>der</strong>s aber <strong>bei</strong> energetischen<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungen im Altbestand die Wahl <strong>der</strong> Baustoffe und die Erstellung eines<br />

Lüftungskonzeptes zu den Grundlagen für eine gute Raumluftqualität gehören. Auch die<br />

notwendigen Abklärungen zum Standort des <strong>Gebäude</strong>s haben einen entsprechenden<br />

Stellenwert und bedürfen zu einem frühen Planungszeitpunkt <strong>der</strong> Abklärung.<br />

Bei Bauten nach Minergie, welche zertifiziert werden, wird durch die vorgegebene<br />

kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung bereits ein Lüftungskonzept<br />

vorgegeben. Die von Minergie vorgegebenen Luftmengen und Luftwechselraten sollten für<br />

ein gutes Ergebnis bezüglich <strong>der</strong> Raumluftqualität sorgen, sofern die Wahl <strong>der</strong> Baustoffe<br />

bewusst nach <strong>der</strong>en potenziellen Schadstoffemissionen getroffen wurde. Hier sind aber<br />

weitere Faktoren kritisch zu betrachten wie z.B. zu trockene Luft im Winter o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Energiebedarf dieser Lüftungssysteme. Hierzu gibt es vom Verein Minergie mit dem Eco<br />

Ergänzungslabel ebenfalls gute Grundlagen für den Planenden. An<strong>der</strong>s ist dies jedoch <strong>bei</strong><br />

Bauten, welche keiner Zertifizierung unterliegen, ob dies nun Neubau o<strong>der</strong> eine<br />

Sanierung/Mo<strong>der</strong>nisierung eines <strong>Gebäude</strong>s ist. Festzuhalten ist hier beson<strong>der</strong>s, dass durch<br />

energiesparende Massnahmen im Altbestand in <strong>der</strong> Regel auch mit einer deutlichen<br />

Verringerung <strong>der</strong> Luftwechselrate einhergehen. Speziell die Auswechslung <strong>der</strong> Fenster,<br />

welche lei<strong>der</strong> oft ohne Beiziehen eines Planer durchgeführt werden. Somit ist hier die<br />

Verantwortung nicht <strong>bei</strong>m Planenden son<strong>der</strong>n <strong>bei</strong>m Eigentümer zu sehen (lei<strong>der</strong> ist mir<br />

hierzu kein einziger Fall in <strong>der</strong> Schweiz bekannt, <strong>bei</strong> dem <strong>der</strong> Eigentümer auch in diese<br />

Verantwortung genommen wurde, falls Personen zu Schaden kommen. Der Grund hierfür<br />

dürfte an <strong>der</strong> fehlenden rechtlichen Grundlage liegen. Denn mit dieser Verringerung <strong>der</strong><br />

Luftwechselrate erhöht sich die Konzentration <strong>der</strong> entsprechend vorhandenen<br />

Luftverunreinigungen mit etwa dem gleichen Faktor, mit dem die Luftwechselrate verringert<br />

wurde.<br />

In meiner Tätigkeit als Bauberater sehe ich immer wie<strong>der</strong>, dass gar kein Lüftungskonzept<br />

vorhanden ist. Auch die darauf angesprochenen Planer verstehen gar nicht, wieso ich so ein<br />

Lüftungskonzept for<strong>der</strong>e. Dieses Unverständnis wird gestärkt, da <strong>bei</strong> einer Bauabnahme nach<br />

SIA 118 das Innenraumklima nicht Bestandteil dieser ist. Wenn man jedoch zumindest die<br />

Grundlagen <strong>der</strong> SIA 180 während <strong>der</strong> Bauabnahme dokumentieren müsste, so würde<br />

zumindest ein Faktor für das gute Innenraumklima erfüllt. Denn selbst wenn eklatante<br />

Planungsfehler festzustellen sind, wie z. B. Abluftanlagen ohne eine geführte Zuluft,<br />

massiver Unterdruck im Wohnraum (Messergebnisse über 100 Pascal) o<strong>der</strong> gar<br />

Feuerungsstätten die Abgase teilweise in den Wohnraum entweichen lassen.<br />

Dies zeigt sehr deutlich auf, dass das Bewusstsein, was <strong>luftdichte</strong>s Bauen bedeutet, <strong>bei</strong> den<br />

meisten Beteiligten am Bau und auch <strong>bei</strong> den Nutzern noch nicht angekommen ist. Es handelt<br />

sich hier um eine <strong>der</strong> grössten Umstellungen im Bauwesen seit Beginn <strong>der</strong> menschlichen<br />

Bautätigkeit: Von „Villa Durchzug“ zu „Luftdicht soweit technisch möglich“.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 47<br />

In <strong>der</strong> Norm SIA 180 (1999) ist das Thema meiner Meinung nach klar und eindeutig<br />

formuliert worden:<br />

3.3.1.2 Der Architekt ist verpflichtet – allenfalls zusammen mit dem Lüftungsplaner- in einer<br />

frühen Planungsphase ein Lüftungskonzept zu erstellen. Als wesentliche Varianten sind zu<br />

beurteilen:<br />

- natürliche Lüftung mit Benutzerunterstützung<br />

- Abluftanlage mit geführter Zuluft<br />

- mechanische Zu-/Abluftanlage<br />

Aus diesem Grund sollte es heute für den bewusst Planenden eine Selbstverständlichkeit sein,<br />

für jede Bauplanung, die zu einer <strong>luftdichte</strong>n <strong>Gebäude</strong>hülle führt, ein Lüftungskonzept zu<br />

erstellen. Gegebenenfalls unter Zuhilfenahme eines Fachplaner.<br />

Hieraus ergeben sich nach meiner Meinung folgende Aufgaben in den einzelnen Phasen eines<br />

Bauprojektes für den Planenden.<br />

Phasen Teilphasen Aufgabe<br />

1 strategische Planung 11 Bedürfnisformulierung,<br />

Lösungsstrategien<br />

2 Vorstudien 21 Definition des Vorhabens,<br />

Machbarkeitsstudie<br />

Zusammen mit <strong>der</strong> Bauherrschaft<br />

wird anhand <strong>der</strong><br />

Bedürfnisformulierung eine<br />

Strategie zu Luftschadstoffen und<br />

eventuell dem passenden Label<br />

Minergie Eco o<strong>der</strong> GI erstellt. Die<br />

Dokumentation wird im<br />

Leistungsbeschrieb und<br />

Vergütungsmodel festgehalten.<br />

Auf Seite <strong>der</strong> Bauherrschaft wird<br />

eine Person benannt, welche die<br />

Qualitätskriterien bezüglich<br />

Innenraumluft beschreibt und<br />

Entscheidungsbefugnis hat.<br />

Zusammen mit dem Planer wird<br />

eine Absichtserklärung zum<br />

Innenraumklima formuliert.<br />

Der Planer überprüft den Standort<br />

und erstellt eine<br />

Immisionsanalyse sowie<br />

Emissionsanalyse und lässt die<br />

Erkenntnisse in seine<br />

Machbarkeitsstudie einfliessen.<br />

22 Auswahlverfahren Sollte bis zu diesem Zeitpunkt<br />

noch kein Planer o<strong>der</strong><br />

Generalunternehmer für das<br />

Projekt gewählt sein, so ist es<br />

entscheidend, dass die<br />

Bauherrschaft bzw. <strong>der</strong><br />

Innenraumluftplaner die<br />

Zielvorgabe, Zielvereinbarung,


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 48<br />

Materialanfor<strong>der</strong>ungen und die<br />

Offerten prüft. Je nach Priorität<br />

innerhalb <strong>der</strong> Gesamtplanung<br />

sollte eine Punktevergabe als<br />

Entscheidungshilfe dienen.<br />

3 Projektierung 31 Vorprojekt Im Vorprojekt müssen anhand <strong>der</strong><br />

Konstruktion die möglichen<br />

Materialien in Bezug auf das<br />

Innenraumklima überprüft und<br />

festgelegt werden. <strong>Das</strong><br />

Lüftungskonzept wird spätestens<br />

zu diesem Zeitpunkt erstellt.<br />

Sofern dieses extern erstellt wird,<br />

muss die Anfor<strong>der</strong>ung an die<br />

Innenraumluftqualität im Vertrag<br />

vereinbar werden. Bei Umbauten<br />

und Mo<strong>der</strong>nisierungen müssen<br />

jetzt die Altlasten detailliert<br />

ermittelt werden. Auch<br />

Auslüftungszeiten müssen in den<br />

ersten Terminplan einfliessen.<br />

32 Bauprojekt <strong>Das</strong> Lüftungskonzept muss<br />

verfeinert werden und genau mit<br />

<strong>der</strong> Zielvereinbarung zur<br />

Innenraumluftqualität abgeglichen<br />

werden. <strong>Das</strong> Materialkonzept<br />

muss beson<strong>der</strong>s <strong>bei</strong> den<br />

Detailplänen geprüft und<br />

optimiert werden. Die<br />

Haustechnikkonzepte müssen auf<br />

die Wirkung in Bezug auf die<br />

Innenraumluftqualität geprüft und<br />

optimiert werden. Mit <strong>der</strong><br />

Bauherrschaft müssen alle festen<br />

Einbauteile und wählbaren<br />

Baustoffe (Anstriche, Putze,<br />

Bodenbeläge) in Bezug auf die<br />

Innenraumluftqualität besprochen<br />

und so weit als möglich fixiert<br />

werden. Am besten mit einem<br />

4 Ausschreibung 41 Ausschreibung, Offert<br />

vergleich, Vergabeantrag<br />

Raumbuch.<br />

Es muss jedem Handwerker<br />

bereits <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Ausschreibung ein<br />

Verhaltensblatt und eine<br />

Übersicht <strong>der</strong> Baustoffe und<br />

Hilfsstoffe, welche auf keinen<br />

Fall zur Anwendung kommen<br />

dürfen, abgegeben werden.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 49<br />

Ebenfalls müssen verbindliche<br />

Materialvorgaben in <strong>der</strong><br />

Ausschreibung gemacht werden.<br />

Beim Vergleich <strong>der</strong> Offerten<br />

spielt die Erfahrung mit den<br />

Werkstoffen und die Verwendung<br />

von Emissionsarmen<br />

Bauprodukten eine entscheidende<br />

Rolle. Der Handwerksbetrieb<br />

sollte möglichst den eigenen<br />

Betrieb auf emissionsarme<br />

Materialien ausgerichtet haben.<br />

So werden<br />

Materialverwechslungen bereits<br />

im Vorfeld ausgeschlossen.<br />

5 Realisierung 51 Ausführungsplanung Der definitive Baubeschrieb<br />

enthält bereits alle Materialien mit<br />

allen Angaben zur<br />

Innenraumluftqualität. Bereits<br />

jetzt wird <strong>der</strong> Betrieb des<br />

<strong>Gebäude</strong>s geplant.<br />

52 Ausführung Die Bauleitung überprüft vor o<strong>der</strong><br />

<strong>bei</strong> Anlieferung alle Materialien<br />

auf die in den Werkverträgen<br />

getroffenen Vereinbarungen. Bei<br />

innenraumluftrelevanten<br />

Materialien werden die<br />

notwendigen Lieferdokumente<br />

und Herstellerdeklarationen<br />

eingefor<strong>der</strong>t. Der Terminplan<br />

wird immer unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Auslüftungszeiten nachgeführt.<br />

Die Bau-Endreinigung wird<br />

geplant, unter Festlegung <strong>der</strong><br />

Reinigungsverfahren und<br />

53 Inbetriebnahme,<br />

Abschluss<br />

Reinigungsmittel.<br />

Bei <strong>der</strong> Übergabe des <strong>Gebäude</strong>s<br />

wird dem zukünftigen Nutzer eine<br />

detaillierte Dokumentation zu<br />

allen Materialien mit<br />

Pflegeanweisungen übergeben.<br />

Ebenfalls wird speziell das<br />

Lüftungskonzept erklärt und die<br />

notwendigen<br />

Verhaltensgrundlagen. Diese<br />

gesamte Dokumentation sollte<br />

wie eine Gebrauchsanleitung, wie


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 50<br />

wir die aus an<strong>der</strong>en Bereichen<br />

kennen, aufgebaut sein. Bereits in<br />

dieser Dokumentation sollte eine<br />

Anleitung für spätere<br />

Renovationen zu finden sein<br />

(denn eine Kalkfarbe ist schnell<br />

mit Dispersion überstrichen).<br />

Speziell <strong>bei</strong> Mietshäusern sollte<br />

dem Eigentümer o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Verwaltung eine genaue<br />

Anleitung für die Mieter zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Diese Tabelle gibt eine erste Übersicht, welche Leistungen und Entscheidungen in den<br />

jeweiligen Bauphasen eines Projektes zu erfüllen sind. Wenn zusätzlich nach den Kriterien<br />

eines Labels wie z.B. GI Gutes Innenraumklima o<strong>der</strong> Minergie eco gebaut werden soll, so<br />

sind weitere Kriterien und Regeln möglich. Die jeweiligen Anfor<strong>der</strong>ungen sind vom Label<br />

abhängig. Vorteil dieser Label ist, dass diese bereits klare Grenzwerte,<br />

Materialeingrenzungen und Anleitungen zum Vorgehen haben, welche die Ar<strong>bei</strong>t und die<br />

Auswahl erleichtern.<br />

Es bleibt aber auch an dieser Stelle festzuhalten, dass die Bauphasenbeschreibung speziell auf<br />

die Planungsleistung in Bezug auf die Innenraumluftqualität beschrieben wird.<br />

Architektonische, soziale und ökonomische Anfor<strong>der</strong>ungen sind nicht Bestandteil.<br />

Bereits <strong>bei</strong> dieser ersten Übersicht wird eindrücklich aufgezeigt, dass die SIA im Jahr 1999<br />

(mit Inkraft, setzen <strong>der</strong> SIA 180) die Verantwortung <strong>der</strong> Raumluftqualität dem Planer,<br />

Bauherren und Nutzer übertragen haben, jedoch die Honorarsätze nicht um diese Leistung<br />

erweitert haben. Meiner Meinung nach ist dies auch einer <strong>der</strong> wesentlichen Gründe, warum<br />

das Thema „Lüftungskonzept“ <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Planung eines <strong>Gebäude</strong>s gänzlich unterlassen wird.<br />

Als weitere Grund wäre <strong>bei</strong> dem Thema „Lüftungskonzept“ und „Innenraumluftqualität“<br />

auszumachen, dass we<strong>der</strong> ein Architekt, ein dipl. Hochbautechniker noch ein Lüftungsplaner<br />

in seiner Ausbildung dieses Thema vermittelt bekommt.<br />

Als Hilfsmittel sind hier die Merkblätter ökologisches Bauen nach Baukostenplan BKP von<br />

eco-bau zu empfehlen. Auch die Fragebögen von Minergie eco können <strong>bei</strong> dieser<br />

Aufgabenstellung wichtige Dienste leisten. Es ist aber auch möglich, einen eigenen<br />

Fachplaner für das Thema Innenraumluftqualität zu beauftragen, <strong>der</strong> den gesamten Bauablauf<br />

begleitet.


5.1 Planungsvorgehen im Bezug auf Raumluftqualität<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 51<br />

Grundsätzlich ist hier zu unterscheiden, ob <strong>der</strong> Auftraggeber durch ein Pflichtenheft o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Dokumente eine spezielle Anfor<strong>der</strong>ung an die Raumluftqualität beschreibt, ob er ein<br />

Label für das <strong>Gebäude</strong> o<strong>der</strong> die Raumluftqualität for<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> ob er nur die heute gültigen<br />

Normen und Standards verlangt.<br />

Ich möchte hier an einem Beispiel die einzelnen Schritte rudimentär aufzeigen, welche ich<br />

persönlich als Mindestanfor<strong>der</strong>ung für eine gute Innenraumluftqualität ansehe:<br />

Standort<br />

Zu Beginn einer Standortanalyse stehen für mich die möglichen Immissionen durch die<br />

Umgebung in Vor<strong>der</strong>grund. Hier sind Industrie und Strassenverkehr beson<strong>der</strong>s zu nennen.<br />

Eine Begehung des Standortes zeigt dann oft noch Beson<strong>der</strong>heiten kleineren Ausmasses auf.<br />

Als weiteres ist die Radonbelastung durch Kartenstudium zu prüfen. Wichtig sind auch die<br />

Einzelangaben zu <strong>der</strong> Gemeinde, wo die Anzahl <strong>der</strong> Messungen und <strong>der</strong> Ergebnisse zu<br />

erfahren sind. Bei einem begründeten Verdacht ist eine Baugrundmessung als sinnvoll in<br />

Betracht zu ziehen. Auch ein Blick in das Altlastenkataster ist sinnvoll. Wenn Belastungen<br />

für die Innenraumluftqualität durch den Standort zu erwarten sind, so sollte dem Planer ein<br />

Massnahmenvorschlag zur Vermeidung o<strong>der</strong> Reduzierung <strong>der</strong> Innenraumluftbelastung zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

<strong>Gebäude</strong>hülle<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Gebäude</strong>hülle ist von Beginn an auf eine kompakte und möglichst einfache<br />

Konstruktion zu achten. Dies erleichtert später die Auswahl <strong>der</strong> Materialien und erleichtert<br />

eine dichte Ausführung. Bei Holzkonstruktionen sind hier Zusatzkosten für Materialien,<br />

welche durch Label und/o<strong>der</strong> Zertifikat emissionsarm sind, zu berücksichtigen. Bei <strong>der</strong><br />

Konstruktion <strong>der</strong> <strong>Gebäude</strong>hülle ist darauf zu achten, dass auf konstruktiven Holzschutz<br />

verzichtet werden kann. In <strong>der</strong> Lignum-Schriftenreihe sind hierzu verschieden Fachbeträge<br />

erschienen. Es sollte darauf geachtet werden, dass möglichst wenig zusätzliche Öffnungen<br />

durch Kabel und Rohre geplant werden.<br />

Lüftungskonzept<br />

<strong>Das</strong> Lüftungskonzept ist in meinen Augen das Herzstück für die Innenraumluftqualität. Es<br />

sollten immer verschiedene Optionen berechnet werden. Denn einfach nur eine kontrollierte<br />

Wohnraumlüftung einzusetzen ist nicht die Lösung. Hier können durch zu trockene Luft im<br />

Winter viele Bemühungen negativ beeinflusst werden. Mit <strong>der</strong> Berechnung können<br />

unterschiedliche Mixsituationen simuliert werden o<strong>der</strong> auch die Möglichkeit von passiven<br />

Lüftungsanlagen. Ebenfalls ist in Bezug auf die Feuchte eine Einbringung von<br />

Sorptionsmassen denkbar. Alle diese Ansätze bestärken, dass baubiologisches Wissen und<br />

die wissenschaftliche Berechnung zusammen zu einem optimalen und qualitativen<br />

Innenraumklima führen. Wichtig ist die Betrachtung <strong>der</strong> Innenraumluftqualität, <strong>der</strong><br />

Behaglichkeit und <strong>der</strong> energetischen Effizienz. Dieser Teil <strong>der</strong> Planung sollte von einem<br />

Fachmann durchgeführt werden, <strong>der</strong> alle drei genannten Bereiche abdecken kann. Am besten<br />

ist es, wenn diese Fachperson auch alle notwendigen Energienachweise für das <strong>Gebäude</strong><br />

erstellt. So kann gewährleistet werden, dass <strong>der</strong> Planungsablauf durchgängig ist.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 52<br />

Baumaterialien<br />

Bei den Baumaterialien sollten möglichst homogene und stoffkonforme Aufbauten gewählt<br />

werden. Eine Hilfe <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Auswahl von Baumaterialien kann das Kapitel 5.2 dieser Ar<strong>bei</strong>t<br />

geben.<br />

Informationen an den Nutzer<br />

Die Informationsdokumentation an den Nutzer ist <strong>der</strong> entscheidende Faktor, damit er in <strong>der</strong><br />

Lage ist, die Innenraumluftqualität auch langfristig auf hohem Niveau zu halten. Es ist zu<br />

empfehlen, möglichst früh in <strong>der</strong> Planungsphase eine Dokumentation aller Schritte und<br />

Entscheidungen anzulegen. Hier sollten am besten direkt mit dem Entscheid für einen<br />

Baustoff alle Datenblätter, Produktdeklarationen und Zertifikate hinterlegt werden. Beson<strong>der</strong>s<br />

zu beachten ist, dass alle Lieferanten von Einbaumöbel, Küchen und Haustechnikgeräten<br />

diese Dokumente lückenlos und <strong>bei</strong> Auftragserteilung zukommen lassen. So ist es am Ende<br />

<strong>der</strong> Baumassnahme nicht kompliziert, dem Nutzer eine genaue Gebrauchsanleitung für sein<br />

<strong>Gebäude</strong> zu übergeben. Der administrative Teil dieser Ar<strong>bei</strong>t wird lei<strong>der</strong> zu gerne in den<br />

Hintergrund geschoben, er stellt aber einen wichtigen Teil <strong>der</strong> Qualitätssicherung für eine<br />

positive Innenraumluftqualität dar.


5.2 Auswahl <strong>der</strong> Baumaterialien<br />

Einer <strong>der</strong> elementaren Grundsätze <strong>der</strong> Baubiologie lautet:<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 53<br />

„Möglichst natürliche und gering weiterverar<strong>bei</strong>tete Werkstoffe zu verwenden.“<br />

In Kapitel 4 habe ich <strong>bei</strong> den jeweiligen Schadstoffen auch <strong>der</strong>en mögliche Quelle aufgezeigt.<br />

Also kann <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Planung darauf geachtet werden, diese Quellen schon in <strong>der</strong><br />

Konstruktionsplanung zu vermeiden. Es wird jedoch kaum möglich sein, alle Quellen aus<br />

einem <strong>Gebäude</strong> zu verbannen. Bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Baumaterialien, welche Emissionsquellen<br />

für Raumluftschadstoffe darstellen, können verschiedene Labels ein Anhaltspunkt sein um<br />

die Belastung möglichst gering zu halten. Die verschiedenen Labels lassen jedoch auch noch<br />

geringe Schadstoffkonzentrationen zu, somit entbindet ein Label den Planer nicht davon, zu<br />

jeden Baustoff die entsprechende Produktdeklaration zu lesen. Zu bedenken ist jedoch<br />

immer, dass die Summe aller Schadstoffe erst die wirkliche Belastung ergibt.<br />

Nachfolgend werden die für die Innenraumluft relevanten Baustoffe und die jeweiligen<br />

Labels aufgezeigt.<br />

Anstrichstoffe<br />

Ich beginne mit dieser Produktgruppe, da diese unter den Baustoffen meisst die grösste<br />

Kontaktfläche zur Innenraumluft darstellen und hierdurch den grössten Einfluss auf die<br />

Innenraumluft haben können. Grundsätzlich können unvergütete Kalkfarben und Leimfarben<br />

als beste Variante angesehen werden. Bei diesen Farben sind keine Emissionen zu erwarten<br />

und sie sind diffusionsoffen. Bei allen an<strong>der</strong>en Farben sind folgende Labels hilfreich <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Auswahl.<br />

Die <strong>bei</strong>den Baubiologischen Labels aus Deutschland und Österreich verweisen <strong>bei</strong> dieser<br />

Produktgruppe auf „natureplus“, um <strong>der</strong> Label-Flut Einhalt zu gebieten.


Bodenbeläge<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 54<br />

Dies ist flächenmässig die zweitgrösste Produktgruppe in Bezug auf Innenraumluftkontakt.<br />

Speziell <strong>bei</strong> Parkettböden kommt es auf die Oberflächenbehandlung und die Klebestoffe an.<br />

Generell kann hier keine Empfehlung getroffen werden, da auch naturbelassen Öle und<br />

Wachse während <strong>der</strong> Aushärtung Aldehyde und an<strong>der</strong>e Schadstoffe abgeben. Diese Tatsache<br />

ist mit eventuell verlängerten Auslüftungszeiten jedoch gut zu managen.<br />

Holzwerkstoffe<br />

Auch die Holzwerkstoffe können sehr grosse Flächenbezüge zu <strong>der</strong> Innenraumluft aufweisen<br />

und sind gerade durch den häufig starken Weiterverar<strong>bei</strong>tungsgrad beson<strong>der</strong>s genau zu<br />

betrachten. Als Empfehlung kann hier unbehandeltes und natürlich getrocknetes Holz<br />

gegeben werden. Bei den verleimten Holzprodukten sei erwähnt das einzig nur „naturplus“<br />

Formaldehyd mit einer Nulltoleranz betrachtet.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 55<br />

Möbel und Einbauküchen<br />

Der hohe Grad <strong>der</strong> Weiterverar<strong>bei</strong>tung erfor<strong>der</strong>t hier, dass man sich auf den Lieferpartner<br />

dieser Bauteile verlassen muss. Deshalb ist die Auswahl dieses Lieferpartners sehr wichtig<br />

und sollte mit <strong>der</strong> Bauherrschaft intensiv besprochen werden. Neben den Labels für<br />

Holzwerkstoffe, welche auch für diese Bauteile gelten gibt es zwei weitere Label die zu<br />

empfehlen sind.<br />

Ersichtlich wird hier das sich die Labels nun beginnen zu wie<strong>der</strong>holen, da alle Labels<br />

verschiedene Produktgruppen prüfen und zertifizieren. Es ist zu empfehlen, sich auf den<br />

Internetseiten <strong>der</strong> Labels die einzelnen Produktmöglichkeiten und Kriterien anzusehen.<br />

www.blauer-engel.de<br />

www.coop.ch<br />

www.dgm-moebel.de<br />

www.emicode.com<br />

www.fshbz.ch<br />

www.holzwerkstoffe.ch<br />

www.ibo.at<br />

www.baubiologie-ibr.de<br />

www.ral.de<br />

Als weitere Seite zum suchen von Labels wäre www.umweltschutz.ch zu nennen.


5.3 Ist es sinnvoll luftdicht zu bauen ?<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 56<br />

Hier zeigt sich das Spannungsfeld zwischen energetischen und hygienischen<br />

Notwendigkeiten auf. Aus energetischer Sicht sollte ein <strong>Gebäude</strong> so dicht wie technisch<br />

möglich geplant und ausgeführt werden, damit nicht durch unkontrollierten Luftwechsel<br />

wertvolle Energie zur Erwärmung <strong>der</strong> Wohnräume verbraucht werden. Aus hygienischer<br />

Sicht benötigen wir einen kontinuierlichen Luftwechsel, damit es nicht zu einer Anreicherung<br />

von abiotischen, biogenen und physikalischen Faktoren in <strong>der</strong> Raumluft kommt. Somit ist nur<br />

noch zu klären, wie diese <strong>bei</strong>den konträr zueinan<strong>der</strong>stehenden Anfor<strong>der</strong>ungen in den<br />

jeweiligen Planungsprozess zu integrieren sind. Aus meiner Sicht ist hierzu in erster Linie<br />

ein Gespräch mit <strong>der</strong> Bauherrschaft und/o<strong>der</strong> den Nutzern notwendig, um <strong>der</strong>en Bedürfnisse<br />

zu erfassen. Ebenfalls ist <strong>der</strong> Bauherrschaft und/o<strong>der</strong> den Nutzern die Vor- und Nachteile <strong>der</strong><br />

verschiedenen Varianten <strong>der</strong> Luftzufuhr aufzuzeigen. Hier ist von Planer eine unabhängige<br />

Beratertätigkeit gefor<strong>der</strong>t. Danach kann <strong>der</strong> Planende ein Lüftungskonzept, welches optimal<br />

auf das <strong>Gebäude</strong> und Nutzer zugeschnitten ist, erstellen. Durch dieses Konzept wird auch <strong>der</strong><br />

Sinn unterstrichen, wieso <strong>luftdichte</strong>s Bauen sinnvoll ist. Wenn <strong>der</strong> Planer dann zusammen mit<br />

<strong>der</strong> Bauherrschaft und/o<strong>der</strong> den Nutzern die zur Verwendung kommenden Baumaterialien<br />

sowie <strong>der</strong>en Pflege während <strong>der</strong> Gebrauchsdauer sorgfältig nach den Kriterien <strong>der</strong><br />

Innenraumluft auswählt, dann sind zumindest die Voraussetzungen für ein gesundes<br />

Innenraumklima gegeben. Wichtig ist, dass <strong>der</strong> Nutzer <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Bauabnahme eine<br />

umfangreiche Dokumentation und Anleitung für das <strong>Gebäude</strong> erhält. Diese sollte nicht wie<br />

üblich nur die technischen Geräte, son<strong>der</strong>n auch Informationen zu den einzelnen Baustoffen<br />

und <strong>der</strong>en Pflege enthalten. Beson<strong>der</strong>s ist hier auch auf die verwendeten Anstriche und <strong>der</strong>en<br />

eventuellen späteren Erneuerung einzugehen. Auch das Lüftungskonzept mit den<br />

notwendigen Verhaltensregeln sollte Bestandteil dieser Dokumentation sein. Bei reiner<br />

Fensterlüftung ist hier spezifisch auf das <strong>Gebäude</strong> einzugehen. Ein Standardtext wie er von<br />

Fensterhersteller veröffentlicht wird, kann diese Anfor<strong>der</strong>ung nicht erfüllen.<br />

Wenn alle diese Grundlagen erfüllt sind, dann ist es für mich durchaus sinnvoll, das <strong>luftdichte</strong><br />

<strong>Gebäude</strong> zu for<strong>der</strong>n und auch zu bauen. Denn Energie einzusparen kommt <strong>der</strong> Umwelt und<br />

unserem Geldbeutel zu Gute.


5.4 Sind diffusionsoffene Wände o<strong>der</strong> atmende Wände die Lösung ?<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 57<br />

Der Begriff <strong>der</strong> atmenden Wände wurde 1858 von Dr. Max von Pettenkofer in seiner<br />

Veröffentlichung „Besprechung allgemeiner auf die Ventilation bezüglicher Fragen“ ins<br />

Leben gerufen. Seine Versuche an Backsteinmauerwerksproben werden in diesem Dokument<br />

detailliert beschrieben. Herr Dr. Max von Pettenkofer, welche in genau diesem Dokument<br />

eine sehr wichtige und bis heute gültige Kennzahl zum CO2 – Gehalt in <strong>der</strong> Innenraumluft<br />

festschrieb, lag aber <strong>bei</strong> seinen Versuchsaufbauten zur Luftdurchlässigkeit von Wänden<br />

falsch. Es ist anzunehmen, dass seine Abdichtungen an Fenster und Türen nicht wirklich<br />

luftdicht verschlossen und die Wandaufbauten an den Anschlüssen auch nicht luftdicht<br />

versiegelt waren. Da er mit diesen Versuchen zu dem damaligen Zeitpunkt gänzlich Neuland<br />

betrat und die Dichtstoffe noch nicht weit entwickelt waren, kam es zu dieser weittragenden<br />

Fehlinterpretation <strong>der</strong> Ergebnisse. Bereits in einer Dissertation <strong>der</strong> Universität Berlin aus dem<br />

Jahre 1897 wurde die These <strong>der</strong> atmenden Wand in Frage gestellt. Im Jahre 1915 wurden in<br />

einem Bericht über die Luftdurchlässigkeit von Baumaterialien des Laboratoriums für<br />

technische Physik <strong>der</strong> Technischen Hochschule München, die These von Herrn Dr. Max von<br />

Pettenkofer wi<strong>der</strong>legt. Im Heft Nr. 30 des „Gesundheits – Ingenieur“ vom 28. Juli 1928<br />

wurde die „atmende Wand“ endgültig wi<strong>der</strong>legt. Schon in dieser Ar<strong>bei</strong>t ist jedoch die<br />

undichte <strong>Gebäude</strong>hülle im Bereich von Fenster und Türen als relevante Einflussgrösse für die<br />

Heizlastberechnung erkannt worden. In den heutigen Normen und bauphysikalischen<br />

Grundsätzen spielt dieses Thema keine Rolle mehr.<br />

Eine weitere Eigenschaft <strong>der</strong> Aussenwand ist die Diffusion von Wasserdampf (siehe auch<br />

Kapitel 4.3). Dieser physikalische Effekt ist umfassend erforscht und dokumentiert, sowie in<br />

den unterschiedlichsten Normen fixiert. Als bekanntestes Berechnungsverfahren ist das<br />

Glaser – Verfahren zu nennen, welches auch in <strong>der</strong> SIA 180 für die Begrenzung <strong>der</strong> Feuchte<br />

in <strong>der</strong> Konstruktion Verwendung findet.<br />

Oft wird die These aufgestellt, dass zur Begrenzung <strong>der</strong> Feuchte eine diffusionsoffene Wand<br />

ausreichen würde. In <strong>der</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Konstruktion <strong>der</strong> Aussenwand, werden hier <strong>bei</strong><br />

hohen Dampfdruckunterschieden unter optimalen Bedingungen 300mg/m 2 pro Stunde<br />

abgeführt. Bei einer innen mit Fliesen versehenen Wand ist <strong>der</strong> Wert bestenfalls noch<br />

20 mg/m 2 pro Stunde. Wenn man nun die Feuchteproduktion in einem normalen Wohnraum<br />

betrachtet und mit <strong>der</strong> Hüllfläche vergleicht, so wird man sehr schnell erkennen, dass diese<br />

Diffusion nicht ausreichen kann. Beson<strong>der</strong>s unter dem Aspekt <strong>der</strong> instationären Berechnung,<br />

welche zu <strong>der</strong> überwiegenden Zeit nicht diese hohen Dampfdruckunterschiede ergibt. Als<br />

wesentlich grösserer Faktor ist <strong>bei</strong> den Baustoffen die Kapillarität und Sorptionsfähigkeit zu<br />

nennen. Bei einer offenporigen Wand, welche mit mineralischen Werkstoffen wie z. B. Kalk<br />

und/ o<strong>der</strong> Lehm, Holzfaserplatten, Zellulose, Hanfplatten usw. aufgebaut ist, kann kurzfristig<br />

über Sorption und Kapillarität eine beträchtliche Menge an Feuchte aufgenommen werden.<br />

Da dieser Vorgang reversibel ist, wird diese gespeicherte Feuchte längerfristig wie<strong>der</strong> an die<br />

Raumluft abgegeben. Es bedarf aber Erfahrung und auch <strong>der</strong> genauen Berechnung, damit <strong>der</strong><br />

gewählte Baustoff nicht durch übermässige Feuchte zum Schaden führt. Auch in einem<br />

Lüftungskonzept müssen solche Wandaufbauten berücksichtigt werden, da direkt nach dem<br />

Lüften ein sprunghafter Anstieg <strong>der</strong> Raumluftfeuchte die Folge ist. Solche Konzepte bedürfen<br />

sehr umfangreicher Berechnungen, damit sie über die gesamte Lebensdauer eines <strong>Gebäude</strong>s<br />

schadensfrei bleiben. Mit diesen Möglichkeiten kann wie geschil<strong>der</strong>t die Feuchte in einem<br />

gewissen Umfang geregelt werden, jedoch ersetzt diese Bauweise nicht die Lüftungskriterien.<br />

CO2 Belastungen unter 1500 ppm pro Kubikmeter sind nur durch Lüften zu erreichen.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 58<br />

Baustoffe wie z. B. Kalk sind zwar CO2 härtend, wenn die Aushärtung abgeschlossen ist,<br />

dann sind diese Effekte nicht mehr vorhanden. Die Aushärtung von Kalk ist von <strong>der</strong><br />

Schichtdicke abhängig, <strong>der</strong> Zeitraum geht von wenigen Tagen bis zu wenigen Monaten.<br />

Diese Ausführungen sollen nicht dazu <strong>bei</strong>tragen, dass die Diffusion von Wänden und auch<br />

Sorptionsflächen keine Rolle spielen. Sie sind in einem baubiologischen Haus meiner<br />

Meinung nach sogar unerlässlich, jedoch sollten die Effekte auch nicht überbewertet werden.<br />

Die feinstoffliche Komponente darf beson<strong>der</strong>s <strong>bei</strong> dem Anspruch an ein gesundes Bauen<br />

nicht vernachlässigt werden. Baustoffe wie EPS o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Kunststoffe verringern die<br />

Diffusionsfähigkeit von Wänden, was dem Raumklima als nicht för<strong>der</strong>lich angesehen werden<br />

kann. Grundsätzlich sind auch diese Wände diffusionsoffen. Nur Bauteile mit Abdichtungen<br />

wie Flachdächer sind als annähernd diffusionsdicht zu bezeichnen. Diese Tatsache stellt im<br />

Holzbau immer eine oft unterschätzte bauphysikalische Herausfor<strong>der</strong>ung dar .<br />

An dieser Stelle sei aber auch auf eine Gefahr <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Verwendung von sorptionsfähigen<br />

Baustoffen hingewiesen. So wie diese Baustoffe Feuchte aufnehmen und wie<strong>der</strong> abgeben<br />

können, tun sie es auch mit Schadstoffen aus <strong>der</strong> Innenraumluft. Also wäre ein Lehmputz in<br />

einem Raucherraum über Jahre hinweg mit Schadstoffen belastet und würde diese langsam<br />

wie<strong>der</strong> an die Innenraumluft abgeben.<br />

Für Fragen wenden sie sich an den Bauphysiker Ihres Vertrauens. O<strong>der</strong> lesen sie die<br />

Baubeschreibung �


5.5 Bauphysikalische Grundlagen in Bezug auf Luftschadstoffe<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 59<br />

In <strong>der</strong> bauphysikalischen Betrachtung des Innenraumklimas stellen die Luftschadstoffe sowie<br />

die Kohlenstoffdioxydbelastung <strong>der</strong> Luft keine Rechengrösse dar. Jedoch können sie als<br />

Indikator <strong>bei</strong> Messungen wertvolle Dienste leisten. In diesem Kapitel wird <strong>der</strong><br />

Zusammenhang <strong>der</strong> thermisch-hygrischen Effekte des Innenraumklimas in den Kontext zu<br />

den in Kapitel 4 betrachteten Schadstoffen vertieft. Dies soll dem Planenden die Möglichkeit<br />

geben, den komplexen Zusammenhang zwischen physikalischen, biologischen und<br />

chemischen Prozessen zu erkennen.<br />

Ich möchte hier nur oberflächig auf die thermischen Raumklimabedingungen eingehen, da<br />

diese in aller erster Linie mit <strong>der</strong> Behaglichkeit und dem Empfinden des einzelnen<br />

Bewohners zusammenhängen. Dies sind in Bezug auf die SIA 180 und <strong>der</strong> Betrachtung eines<br />

Lüftungskonzeptes ebenfalls elementare Faktoren, welche aber auf das Thema <strong>der</strong><br />

Raumluftschadstoffe nur eine untergeordnete Rolle spielen. Viel entscheiden<strong>der</strong> ist hier die<br />

Betrachtung <strong>der</strong> Raumluftfeuchte. Denn die Raumluftfeuchte stellt in Bezug auf biogene<br />

Raumluftbelastungen den entscheidenden Faktor dar. Die folgende schematische Darstellung<br />

zeigt die einfache Betrachtung <strong>der</strong> Feuchtebilanz in einem Raum.<br />

Die schematisch dargestellte Betrachtung <strong>der</strong> Feuchtebilanz wäre in einem stationären Fall,<br />

also immer gleich bleibende Feuchteproduktionsrate und immer gleich bleibende<br />

Luftwechselrate, richtig. Nur wissen wir auch, dass es keinen stationären Fall in <strong>der</strong><br />

<strong>Gebäude</strong>nutzung gibt. Dies gilt beson<strong>der</strong>s <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Betrachtung einer benutzerunterstützen<br />

Lüftung (Fensterlüftung). Hier gilt es zwingend, die in <strong>der</strong> nächsten schematischen<br />

Darstellung aufgeführten Faktoren zu berücksichtigen.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 60<br />

<strong>Das</strong> Feuchteabsorptionsvermögen <strong>der</strong> Raumumschliessungsflächen ist vereinfacht<br />

beschrieben abhängig von Material und Oberflächentemperatur. Es würde an dieser Stelle zu<br />

weit führen, auf die Feuchteleitungsgleichung im Detail einzugehen. Unverzichtbar ist diese<br />

Berechnung für den Bauphysiker aber <strong>bei</strong> einer energetischen Sanierung, wo eine<br />

Innendämmung <strong>der</strong> <strong>Gebäude</strong>hülle vorgesehen wird. Hier gilt es, über die Betrachtung des<br />

Elementes hinauszusehen, um die Raumluftqualität nicht negativ zu belasten. Eine stationäre<br />

Elementberechnung für diese Anwendungen sollte gänzlich unterlassen werden. Ebenfalls ist<br />

für die Betrachtung „Raumluftfeuchte“ zu berücksichtigen, dass ein eingerichtetes Zimmer<br />

umfangreiche Elemente wie z.B. Polstergarnituren, Stoffe und Möbel aufweist, welche ein<br />

erhebliches Feuchteabsorptionsvermögen aufweisen. Dies zeigt sehr deutlich auf, dass eine<br />

realistische Berechnung <strong>der</strong> sich einstellenden Raumluftfeuchte, beson<strong>der</strong>s <strong>bei</strong> einer<br />

benutzerunterstützen Lüftung, in <strong>der</strong> Planungsphase kaum möglich ist. Aus diesem Grund<br />

sollte eine Auswertung eines Lüftungskonzeptes immer sicherstellen, dass <strong>bei</strong> einem<br />

normalen Lüftungsverhalten <strong>der</strong> Bewohner die Raumluftfeuchte nicht die 50% rel. Feuchte<br />

übersteigt. Speziell die Betrachtung <strong>der</strong> Nachtstunden ist eine beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit zu<br />

widmen. Aber auch an<strong>der</strong>e Faktoren sind von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung, auf welche ich im<br />

Kapitel 5.5 Lüftungskonzept näher eingehen werde.<br />

Auswirkungen von Wärmebrücken:<br />

Eine Wärmebrücke (oft fälschlicherweise als Kältebrücke bezeichnet) ist ein Bereich in<br />

Bauteilen eines <strong>Gebäude</strong>s, durch den die Wärme schneller nach aussen transportiert wird als<br />

durch die an<strong>der</strong>en Bauteile. Man unterscheidet zwischen konstruktiven, geometrischen und<br />

stofflichen (materialbedingten) Wärmebrücken.<br />

An diesen Wärmebrücken kann die Feuchteabsorption des Baustoffes eine sehr entscheidende<br />

Rolle spielen. Die meisten Rechenprogramme berechnen den Wärmedurchgangswert <strong>der</strong>


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 61<br />

Baustoffe in <strong>der</strong>en trockenen Zustand. Kommt es jedoch zu einer Feuchteabsorption durch<br />

hohe Raumluftfeuchten, so wird <strong>der</strong> Wärmedurchgang im Baustoff wesentlich beschleunigt.<br />

Durch diesen Effekt kann es <strong>bei</strong> einer ungünstigen Konstruktion zu einer Kondensatbildung<br />

in <strong>der</strong> Konstruktion kommen, welche den soeben beschriebenen Effekt nochmals verstärkt.<br />

Es gibt aber auch Konstruktionsmöglichkeiten, die solche Effekte minimieren o<strong>der</strong> gänzlich<br />

vermeiden. Aus diesem Grund ist es sehr empfehlenswert, die Grenzwerte <strong>der</strong> Normen nicht<br />

zu sehr auszureizen, da man das Nutzerverhalten nicht während <strong>der</strong> Planung festlegen kann.<br />

Bei energetischen Sanierungen, wo die Nutzer eines Raumes ihre langjährigen<br />

Verhaltensmuster verän<strong>der</strong>n müssen, weil die <strong>Gebäude</strong>hülle nun dichter als zuvor ist, spielt<br />

dies eine beson<strong>der</strong>s grosse Rolle.


5.6 Lüftungskonzept anhand eines konkreten Beispiels aus <strong>der</strong> Paxis<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 62<br />

Nachfolgend sehen Sie ein Lüftungskonzept, welches für die Mo<strong>der</strong>nisierung eines<br />

bestehenden <strong>Gebäude</strong>s erstellt wurde. Im Konzept ist vorgesehen, dass die Fenster<br />

gewechselt werden sollen. Auch die Wohnungstüren sollen ausgetauscht werden. Somit<br />

erreichen wir voraussichtlich den in <strong>der</strong> SIA 180 angegeben Zielwert bezüglich Luftdichtheit<br />

<strong>der</strong> <strong>Gebäude</strong>hülle. <strong>Das</strong> Lüftungskonzept ist ein von mir entwickeltes Excel Modul. Neben<br />

den grundlegenden Ausschlussparametern sind die Hüllflächen und Fensterwerte einzugeben.<br />

Als Ergebnis erhält man eine klare Aussage, wie oft <strong>der</strong> Wohnraum bezüglich Feuchtelast<br />

und CO2 – Gehalt gelüftet werden muss. Dieses Lüftungskonzept ist stationär aufgebaut, es<br />

wird also wird mit einer gleichbleibenden Feuchteproduktion und CO2 – Anreicherung<br />

gerechnet. Für detaillierte Konzepte besteht die Möglichkeit, auch nutzerbezogene und<br />

instationäre Berechnungen zu erstellen.<br />

In dem Beispiel zeigt sich, dass durch die geringe Kubatur <strong>bei</strong> Vollbelegung <strong>der</strong> Wohnung<br />

ein übermässig häufiges Lüftungsverhalten vom Nutzer gefor<strong>der</strong>t werden müsste. Konkret<br />

heisst dies, dass zur Begrenzung <strong>der</strong> Feuchte rund jede Stunde gelüftet werden müsste. Selbst<br />

wenn man berücksichtigt, dass die Feuchteproduktion in <strong>der</strong> Nacht abnehmen dürfte, so spielt<br />

<strong>der</strong> zweite Faktor (CO2 – Wert) weiterhin eine Rolle. Dieser verlangt einen Lüftungsinterwall<br />

nach rund 2 Stunden. Zur Folge hätte diese Situation, dass <strong>der</strong> Nutzer entwe<strong>der</strong> alle 2<br />

Stunden aufsteht und lüftet o<strong>der</strong> eine sehr stark erhöhte CO2 Belastung in den Morgenstunden<br />

vorliegen würde. Rechnerisch kommt dieser Wert auf ca. 4200 ppm.<br />

Als Schlussfolgerung ergibt sich aus diesem Lüftungskonzept ein entsprechen<strong>der</strong><br />

Planungsauftrag. Im konkreten Fall wurde dem Eigentümer empfohlen, eine kontrollierte<br />

Wohnraumlüftung einzubauen. Diese wurde planungstechnisch als Einzellüftungsgerät<br />

vorgesehen, welches im Badezimmer installiert wird. Die Frischluft wird mittels eines<br />

Wanddurchbruches in den Schlafraum eingebracht und die Abluft aus dem Badezimmer<br />

gezogen. Mit dieser minimalen Grundlüftungsvariante werden Feuchte und CO2 in den<br />

empfohlenen Bereich gesenkt und durch die Wärmerückgewinnung erhält das energetische<br />

Konzept <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung seine Wirksamkeit.<br />

An diesem Beispiel ist ersichtlich, wie wichtig gerade <strong>bei</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungen solche<br />

Lüftungskonzepte sind, da sie eben auch sicherstellen, dass die energetischen Massnahmen<br />

den gewünschten Effekt erbringen. Denn alle Energieberechnungen nach SIA 380 gehen nur<br />

von einem fixen thermisch wirksamen Aussenluftvolumenstrom aus. Dieser kann aber für<br />

Bestandsbauten deutlich zu gering sein, wenn man Feuchte und CO2 als notwendige<br />

Lüftungsfaktoren einsetzt. Der erhöhte Aussenluftvolumenstrom macht dann einen Teil <strong>der</strong><br />

berechneten Energieeinspareffekte gegenstandlos, was dann die Amortisationszeit einer<br />

energetischen Mo<strong>der</strong>nisierung negativ beeinflusst.


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5.7 Rechtliche Situation in <strong>der</strong> Schweiz zu Bewertung von Schadstoffen in Innenräumen<br />

Für die Problematik Schadstoffe in Innenräumen gibt es keine rechtliche Grundlage, die<br />

diesen Regelungsbereich umfassend normiert. Durch die heute geltenden Gesetze,<br />

Verordnungen und Normen werden lediglich Teilaspekte geregelt wie etwa <strong>der</strong> Umgang mit<br />

umweltgefährdenden Stoffen, die Einstufung und Kennzeichnung von Produkten, welche<br />

giftige Stoffe enthalten, die maximale Schadstoffbelastung an Ar<strong>bei</strong>tsplätzen im Hinblick auf<br />

die Verhin<strong>der</strong>ung von Berufskrankheiten o<strong>der</strong> die minimale Lüftung von <strong>Gebäude</strong>n.<br />

Hingegen fehlen rechtliche Bestimmungen, <strong>der</strong>en sachlicher Geltungsbereich die<br />

Innenraumluft auch im nichtberuflichen Bereich erfasst. Daher gibt es zurzeit keine<br />

allgemeingültigen Grenzwerte für Schadstoffe in Innenräumen und auch keine<br />

Emissionsgrenzwerte für Materialien, Produkte und Gegenstände, die für den Innenraum<br />

bestimmt sind.<br />

Eine Ausnahme bildet die Strahlenbelastung durch das natürliche radioaktive Edelgas Radon,<br />

das aus dem Bauuntergrund in <strong>Gebäude</strong> dringt und das Lungenkrebsrisiko <strong>der</strong> Bewohner<br />

erhöht. Erhöhte Radonkonzentrationen sind in <strong>der</strong> Strahlenschutzverordnung geregelt (StSV,<br />

SR 814.501; Art 110 bis 118a). Die Verordnung legt Grenzwerte für Wohn- und<br />

Aufenthaltsräume ( 1000 Bq/m3) sowie für den Ar<strong>bei</strong>tsbreich (3000 Bq/m3) fest, <strong>bei</strong> <strong>der</strong>en<br />

Überschreitung Sanierungen erfolgen müssen. Für Neu- und Umbauten sowie <strong>bei</strong><br />

Sanierungen gilt ein Richtwert von 400 Bq/m3.<br />

Info<br />

Der Bundesrat hatte in <strong>der</strong> Botschaft zum neuen Chemikaliengesetz eine rechtliche<br />

Grundlage für Schadstoffe in <strong>der</strong> Innenraumluft vorgeschlagen (Srt. 20 ChemG, BBI 2000,<br />

687). Diese hätte es ermöglicht, Raumluftgrenzwerte und Regelungen bezüglich <strong>der</strong><br />

Schadstoffquellen zu erlassen. <strong>Das</strong> Parlament hat in <strong>der</strong> Beratung des ChemG im<br />

Sommer/Herbst 2000 diesen sogenannten „Wohngiftartikel“ klar abgelehnt. Hingegen hat es<br />

dem Bund den Auftrag erteilt, die Bevölkerung über Schadstoffe in Innenräumen/in <strong>der</strong><br />

Innenraumluft zu informieren und Empfehlungen zur Vermeidung problematischer<br />

Belastungen und zur Verbesserung <strong>der</strong> Raumluftqualität abzugeben (Art. 29 ChemG vom<br />

15.12.2000, BBI 2000,6156)<br />

Für Ar<strong>bei</strong>tsplätze existieren einige Bestimmungen, die einen direkten Bezug auf die<br />

Innenraumluft aufweisen. <strong>Das</strong> Ar<strong>bei</strong>tsgesetz (SR 822.11) verpflichtet den Ar<strong>bei</strong>tgeber,<br />

Massnahmen zum Schutz <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmer zu treffen. Gemäss <strong>der</strong> Verordnung über die<br />

Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten (SR 832.30) darf die Zusammensetzung <strong>der</strong><br />

Luft am Ar<strong>bei</strong>tsplatz den Ar<strong>bei</strong>tnehmer nicht gefährden. Gestützt auf diese Verordnung<br />

wurden maximale Ar<strong>bei</strong>tsplatzkonzentrationen (MAK – Werte) festgelegt. Die MAK – Werte<br />

sind ausgerichtet auf gesunde Erwachsene und eine Belastungszeit von 8 Stunden pro Tag an<br />

5 Tagen pro Woche. Sie beziehen sich vor allem auf Ar<strong>bei</strong>tsplätze, wo mit<br />

gesundheitsgefährdenden Stoffen umgegangen wird.<br />

Der Ar<strong>bei</strong>tnehmerschutz geht aber über die Einhaltung <strong>der</strong> MAK – Werte hinaus: Die<br />

Verordnung 3 zum Ar<strong>bei</strong>tsgesetz (Gesundheitsvorsorge, SR 822.113) hält fest, dass <strong>der</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tgeber alle Massnahmen treffen muss, die nötig sind, um den Gesundheitsschutz zu<br />

wahren und zu verbessern und die physische und psychische Gesundheit <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmer zu<br />

gewährleisten. Er muss insbeson<strong>der</strong>e dafür sorgen, dass die Gesundheit nicht durch<br />

schädliche und belästigende physikalische, chemische und biologische Einflüsse<br />

beeinträchtigt wird. Zudem wird verlangt, dass Baumaterialien zu verwenden sind, die nicht


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zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führen, und dass Ar<strong>bei</strong>tnehmer nicht durch Passivrauch<br />

belästigt werden (Nichtraucherschutz, Art. 19).<br />

Für die Beurteilung <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsplatzbedingungen nach ArGV 3 ist <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Technik<br />

massgebend – dies ist insbeson<strong>der</strong>e für die Beurteilung von nicht-industriellen Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />

im Büro- und Dienstleistungsbereich, in Kin<strong>der</strong>gärten, Schulen etc. von Bedeutung. Da<strong>bei</strong><br />

können – sofern vorhanden – auch Richtwerte für Innenraumluft, die im Hinblick auf den<br />

Gesundheitsschutz <strong>der</strong> Allgemeinbevölkerung abgeleitet worden sind, herangezogen werden.<br />

Bei Asbest-Expotisionen <strong>bei</strong>spielsweise hat die SUVA zusätzlich zum MAK – Wert auch ein<br />

Minimierungsgebot für alle Ar<strong>bei</strong>tsplätze festgeschrieben. Es gilt als erreicht, wenn 10% des<br />

MAK – Wertes, d. h. 1000 LAF/m3, nicht überschritten sind. Für Formaldehyd und PCB<br />

werden in <strong>der</strong> Regel die Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit herangezogen. Bei<br />

Klagen über gebäudebezogene unspezifische Beschwerden sollte aber immer eine<br />

Gesamtschau <strong>der</strong> Belastungsfaktoren erfolgen (also z. B. thermische Behaglichkeit,<br />

Ergonomie, Ar<strong>bei</strong>tsbelastung und –zufriedenheit etc.). Für eine Abklärung <strong>der</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tsplatzbedingungen nach ArGV (fachtechnisches Gutachten, Art. 4) werden in <strong>der</strong><br />

Regel Spezialisten <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tshygiene und Ar<strong>bei</strong>tsmedizin <strong>bei</strong>gezogen. Abschliessend ist<br />

anzumerken, dass die genannten Bestimmungen nur für Betriebe gelten, die dem<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgesetz unterstellt sind.<br />

Bestimmungen zum Ar<strong>bei</strong>tnehmerschutz können auch im Hinblick auf allfällige<br />

Raumluftbelastungen von <strong>Gebäude</strong>nutzern relevant sein. Dies gilt ganz beson<strong>der</strong>s für<br />

Schadstoffe in bestehenden <strong>Gebäude</strong>n, die <strong>bei</strong> unsachgemässer Bear<strong>bei</strong>tung freigesetzt<br />

werden können. So verpflichtet die Verordnung über die Sicherheit und den<br />

Gesundheitsschutz <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmerinnen und Ar<strong>bei</strong>tnehmer <strong>bei</strong> Bauar<strong>bei</strong>ten<br />

(Bauar<strong>bei</strong>tenverordnung, BauAV, SR 832.311.141) seit 1. Januar 2009 die Ar<strong>bei</strong>tgeber<br />

explizit, <strong>bei</strong> Verdacht auf beson<strong>der</strong>s gefährliche Stoffe wie Asbest und PCB die Gefahren<br />

eingehend zu ermitteln, die Risiken abzuschätzen und Massnahmen zu planen. Durch die<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Schutzmassnahmen wird nicht nur <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tnehmer geschützt, son<strong>der</strong>n auch<br />

eine Kontamination <strong>der</strong> Räumlichkeiten und entsprechende Risiken für <strong>Gebäude</strong>nutzer<br />

verhin<strong>der</strong>t.<br />

In den kantonalen Baugesetzen bzw. Baureglementen <strong>der</strong> Gemeinden ist in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong><br />

Grundsatz festgehalten, dass ein <strong>Gebäude</strong> das Leben und die Gesundheit von <strong>Gebäude</strong>nutzern<br />

nicht gefährden darf. Zudem müssen <strong>Gebäude</strong> nach den Regeln <strong>der</strong> Baukunst (Stand <strong>der</strong><br />

Technik) erstellt werden; diese sind mit technischen Normen und Richtlinien konkretisiert<br />

(SIA, SWKI etc.)<br />

Der eigentliche Vollzug <strong>der</strong> baugesetzlichen Regelungen findet mit <strong>der</strong> Erteilung <strong>der</strong><br />

Baubewilligung statt. Bei Raumluftproblemen in bestehenden <strong>Gebäude</strong>n stellt sich die Frage,<br />

ob und wann eine Pflicht für Sanierungsmassnahmen abgeleitet werden kann. Nach den<br />

bestehenden Regelungen müssen Massnahmen erfolgen, wenn eine Gesundheitsgefährdung<br />

für die Bewohner bzw. Raumnutzer besteht. Zwar können auch hier anerkannte,<br />

gesundheitsbasierte Richtwerte o<strong>der</strong> wie im Fall Asbest an<strong>der</strong>e Kriterien für eine Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Notwendigkeit und Dringlichkeit einer Sanierung herangezogen werden. Dabie ist<br />

allerdings darauf hinzuweisen, dass die baurechtlichen Bestimmungen vor allem im Hinblick<br />

auf akute Gefährdungen wie z. B. Einsturzgefahr erlassen wurden, Innenraumluftrichtwerte<br />

hingegen einen umfassenden Schutz vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie z. B.<br />

Belästigungen mit einschliessen. Daher ist die Ableitung einer Sanierungspflicht im<br />

konkreten Fall oft umstritten – vor allem <strong>bei</strong> privaten Liegenschaften. Wie weit darf ein<br />

Richtwert überschritten sein, bis ein behördliches Eingreifen gerechtfertigt ist? Bis wann


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 70<br />

müssen Sanierungen erfolgt sein <strong>bei</strong> langfristigen Risiken? Um Klarheit zu schaffen, müssten<br />

Richtwerte für Innenraumluft baurechtlich verbindlich erklärt werden.<br />

Teilweise wird, wie in <strong>der</strong> ArGV 3 (s.o.), in Baugesetzen/Bauordnungen auch verlangt, dass<br />

gesundheitsverträgliche Baumaterialien zu verwenden sind. Konkrete Anfor<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong><br />

Kriterien fehlen aber weitgehend (Ausnahme: Formaldehyd). Gemäss dem neuen<br />

Bauproduktegesetz (SR 933.0) müssen Bauprodukte die Voraussetzungen nach an<strong>der</strong>en<br />

Bundeserlassen erfüllen und brauchbar sein. Analog <strong>der</strong> EU – Bauprodukterichtlinie<br />

(89/106/EWG) sind Bauprodukte brauchbar, wenn sie die wesentlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

erfüllen, unter an<strong>der</strong>em auch bezüglich Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz. Die<br />

technischen Anfor<strong>der</strong>ungen werden in Normen konkretisiert, die vom Bundesamt für Bauten<br />

und Logistik bezeichnet werden. Soweit möglich sollen international bzw. europäisch<br />

harmonisierte Normen bezeichnet werden. Zur Zeit liegen aber noch keine Normen vor,<br />

welche die grundlegenden Anfor<strong>der</strong>ungen betreffend Gesundheit näher konkretisieren<br />

würden. <strong>Das</strong> Bauproduktegesetz entfalltet nur <strong>bei</strong> Neubauten und <strong>bei</strong> bereits bestehenden<br />

Bauten im Zusammenhang mit Renovationen Wirkungen. Der Geltungsbereich beschränkt<br />

sich auf Produkte, die hergestellt werden, um dauerhaft in <strong>Gebäude</strong> eingebaut zu werden.<br />

Hilfstoffe und Mobiliar sind nicht erfasst. Anerkannte Prüfungen <strong>der</strong><br />

Gesundheitsverträglichkeit dürften aber voraussichtlich auch in diesem Bereich Anwendung<br />

finden.<br />

Info<br />

Die bislang veröffentlichen harmonisierten europäischen Bauproduktnormen und –<br />

zulassungen, die auch für die Schweiz massgebend sind, berücksichtigen kaum Umwelt- und<br />

Gesundheitsaspekte. Die Entwicklung von produktspezifischen Regelungsansätzen steht erst<br />

am Anfang. Emmisionen wurden bisher nicht systematisch erfasst, für viele Altstoffe stehen<br />

gesundheitliche Bewertungen noch aus, und erste Bewertungsschemata für Bauprodukte sind<br />

erst vor Kurzem erstellt worden. Die Europäische Kommission hat beschlossen, die<br />

Konkretisierung von Umwelt- und Gesundheitsanfor<strong>der</strong>ungen auf die zweite<br />

Normengeneration zu verschieben. Sie richtet zwischenzeitlich eine Expertengruppe für<br />

gefährliche Stoffe in Bauprodukten ein und verabschiedete ein Mandat (M/366 EN) an das<br />

Europäische Komitee für Normung CEN zur Entwicklung harmonisierter Prüfmethoden für<br />

die wesentliche Anfor<strong>der</strong>ung Nr. 3 (Hygiene, Gesundheit, Umweltschutz). Die Umsetzung<br />

des Mandates wird noch einige Jahre dauern.<br />

Im konkreten Problemfall ist zudem zu klären, ob allenfalls weitere bestehende<br />

öffentlichrechtliche Regelungen von Teilaspekten zur Anwendung kommen, zum Beispiel<br />

Regelungen <strong>der</strong> Luftreinhalteverordnung und <strong>der</strong> Lärmschutzverordnung <strong>bei</strong> Immissionen<br />

aus Gewerbe und Industrie o<strong>der</strong> die Stoffverordnung, wenn Materialien neu eingesetzt<br />

werden, welche die (im Hinblick auf die Umweltbelastung <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Entsorgung) festgelegten<br />

Materialgrenzwerte für verbotene umweltgefährdende Stoffe nicht einhalten.<br />

Abschliessend sei auf die privatrechtlichen Regelungen hingewiesen, wie z. B. das Vertrags-<br />

und das Werkvertragsrecht ( z. B. mangelhafte Erfüllung des Vertrages) o<strong>der</strong> das<br />

Produktehaftpflichtgesetz (durch fehlerhaftes Produkt verursachter Schaden bzw.<br />

Personenschaden). Im typischen „Wohngift“ –Fall bieten diese aber auf Grund <strong>der</strong><br />

Voraussetzungen die erfüllt sein müssen, und <strong>der</strong> Beweislast, die <strong>bei</strong>m Kläger liegt, kaum je<br />

eine Handhabe. Wohnungsmieter können sich allenfalls über das Mietrecht wehren. Der<br />

Mieter ist gemäss Obligationenrecht verpflichtet, die Mietsache sorgfälltig zu gebrauchen<br />

(Art. 257f OR); er muss z. B. ausreichend lüften und den Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Wohnung


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 71<br />

Rechnung tragen. Im Gegenzug ist <strong>der</strong> Vermieter verpflichtet, die Sache zum vereinbarten<br />

Zeitpunkt in einem tauglichen Zustand zu übergeben und zu erhalten (Art. 256 OR). Bei<br />

Mängeln, für die <strong>der</strong> Mieter nicht haftet, besitzt er das Recht auf Beseitigung des Mangels,<br />

auf Herabsetzung o<strong>der</strong> Hinterlegung des Mietzinses, allenfalls auch auf Schadenersatz o<strong>der</strong><br />

Kündigung (<strong>bei</strong> schwerwiegendem Mangel, Art. 259a OR). Als Mangel an <strong>der</strong> Mietsache<br />

gelten u. a. erhöhte Radongaskonzentrationen, asbesthaltige Materialien, sofern sie die<br />

Raumluft belasten, Feuchtigkeitsprobleme o<strong>der</strong> Schimmelbefall, die bauseitige Ursachen<br />

haben, und allenfalls auch Beeinträchtigungen wie z. B. <strong>der</strong> Abgas-Geruch aus <strong>der</strong><br />

Tiefgarage. Kurzfristige Beeinträchtigungen z. B. im zusammenhang mit Bauar<strong>bei</strong>ten muss<br />

<strong>der</strong> Mieter hinnehmen, wenn diese notwendig sind (Art. 257a OR). Vorliegen und Schwere<br />

von Mängeln aus mietrechtlicher Sicht sind stets im konkreten Fall von den zuständigen<br />

Stellen zu beurteilen.<br />

(Mit freundlicher Genehmigung von Roger Waeber, dipl. Natw. ETH/SIA Bundesamt für<br />

Gesundheit (BAG), Direktionsbereich Verbraucherschutz, Fachstelle Wohngifte, CH 3003<br />

Bern).<br />

Aus dieser sehr aktuellen und umfangreichen Abhandlung ist ersichtlich, dass ein Nutzer,<br />

welcher unter unspezifischen Symptomen durch Luftschadstoffe im Wohnraum leidet, in<br />

einem fast rechtfreien Raum ist. Er wird neben seiner physischen Belastung somit auch<br />

psysisch belastet. Dies ruft oft eine Art von Ohnmacht <strong>bei</strong> den betroffenen Personen hervor<br />

und Sie sind nicht mehr in <strong>der</strong> Lage, ihre Möglichkeiten auszuschöpfen. So werden lei<strong>der</strong> in<br />

vielen Fällen einfache Wege gesucht, was dann oft zur Folge hat, dass mit dem nächsten<br />

Nutzer des <strong>Gebäude</strong>s das gesamte Spiel von vorne beginnt. Gewinner sind in solchen Fällen<br />

immer diejenigen, welche dieses <strong>Gebäude</strong> nicht bewohnen müssen und eine Sanierung<br />

zugunsten eines kurzfristigen Profites nicht durchführen. Erst wenn allgemeingültige Richt-<br />

o<strong>der</strong> Grenzwerte festgelegt werden, wird sich an dieser Situation etwas än<strong>der</strong>n. Solange ein<br />

Eigentümer ein <strong>Gebäude</strong> ohne Rücksicht auf die Gesundheit <strong>der</strong> Nutzer nach seinem Gusto<br />

zu Tode sanieren kann, werden wir immer wie<strong>der</strong> Fälle erleben, wo die Gesundheit <strong>der</strong><br />

Nutzer bis zur Lebensgefahr angegriffen wird.<br />

Lei<strong>der</strong> hatte ich selbst schon dieses zweifelhafte Vergnügen, einen solchen Fall zu<br />

begutachten. An dieser Stelle sei nur gesagt, dass Schimmelbefall oberflächig mit Gipsplatten<br />

abgedeckt wurde und die Nutzerin mit einer schimmelbefallenen Lunge auf <strong>der</strong><br />

Intensivstation landete. Jetzt verfolge ich, wie dieser Fall weiter geht und ob es zu einer<br />

Schadenersatzzahlung kommt.


5.8 Mögliche Belastungen im <strong>Gebäude</strong>bestand<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 72<br />

In diesem Kapitel zeige ich anhand von Bauteilen eines <strong>Gebäude</strong>s auf, welche potentiellen<br />

Schadstoffe vorhanden sein können. Betrachtet werden jedoch nur Stoffe, welche für die<br />

Innenraumluftqualität eine Wirkungsbeziehung aufweisen können. Altlasten wie z. B. fest<br />

gebundener Asbest o<strong>der</strong> aussenliegende Baustoffe werden ausgeklammert.<br />

Bauteil Stoffe Quellen<br />

Gründung, erdberührte<br />

Bauteile, Kellerräume<br />

Radon Offene Naturböden, Rohrdurchführungen<br />

ohne spezielle Abdichtung, offene<br />

Asbest schwach<br />

gebunden<br />

Holzschutzmittel<br />

und an<strong>der</strong>e Biozide<br />

Aussenwände Holzschutzmittel<br />

und an<strong>der</strong>e Biozide<br />

Bauteilfugen, Unterdruck im <strong>Gebäude</strong><br />

Spritzasbest (weiss und blau) an<br />

Tankisolationen und Heizungssystemen<br />

o<strong>der</strong> Brandschotten<br />

Asbestpappen in verlorenen Schalungen<br />

Imprägnierungen von Holzstän<strong>der</strong>werken,<br />

insbeson<strong>der</strong>e von erdberührten Pfosten und<br />

Gründungsbalken, <strong>bei</strong> Riegelbauten, aber<br />

auch Balkendeckenlagen zwischen UG und<br />

EG (sehr verbreitete Bauweise in den<br />

1940er Jahren)<br />

PCB PCB-haltige<br />

Korrosionsschutzbeschichtungen von<br />

Stahlrohren und Eisenbauteilen.<br />

Wasserdichte Beschichtungen von<br />

Betonbauteilen, z.B. Wasch- und<br />

Trockenräume Bodenbelag<br />

PAK Innen liegende Teerpappen, zur<br />

Vermeidung von aufsteigen<strong>der</strong> Feuchte in<br />

<strong>Gebäude</strong>n vor 1980.<br />

Teerhaltige Korkplatten, bzw.<br />

Korkrohrisolationen und Korkschüttungen.<br />

Oft als Einlage in die Betonkonstruktion<br />

zur Abschwächung von Wärmebrücken in<br />

den 1960er eingesetzt.<br />

VOC Lösemittel in Beschichtungen gegen<br />

Bodenfeuchte o<strong>der</strong> als Nutzboden.<br />

Imprägnierungen und Beschichtungen von<br />

Holzstän<strong>der</strong>konstruktionen mit Kontakt zur<br />

Innenraumluft.<br />

PCB Durchgängige Bauteilfugen mit Kontakt zur<br />

Innenraumluft beson<strong>der</strong>s in Fertigteilbauten<br />

vorzufinden.<br />

Formaldehyd Bei Holzelementen mit Kontakt zur<br />

Innenraumluft.<br />

Verschiedene Dämmwollen mit<br />

Verbundklebestoffe, welche als<br />

Innenraumdämmung eingesetzt wurden.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 73<br />

Fenster Asbest schwach<br />

Reaktionsbestandteile von<br />

Ortschaumisolierungen.<br />

Asbestschnüre zur Abdichtung <strong>der</strong><br />

gebunden<br />

Anschlussfugen von Fenstern<br />

Holzschutzmittel Imprägnierungen von Holzfenstern, meist<br />

und an<strong>der</strong>e Biozide klare Anwendung, also Sichtbarkeit <strong>der</strong><br />

Holzstruktur.<br />

PCB Kittmassen (Leinölkitt) in Glasfalzen, ggf.<br />

mit Asbestfaseranteilen, beson<strong>der</strong>s <strong>bei</strong> alten<br />

Einfachverglasungen und Metallfenstern.<br />

Weichmacher in Verdunklungsrollos, wenn<br />

innen montiert.<br />

PAK Klebstoffe für Teerpappen und teerhaltige<br />

Korkplatten für Feuchteschutz im<br />

Fensterbereich.<br />

VOC Holzlackfarben und Metallbaulatte zum<br />

Wetterschutz von Holz- und Metallfenstern.<br />

Lösemittel in Fugenmassen.<br />

Weichmacher in Kunststofffenstern und<br />

innen liegenden Verdunklungsrollos.<br />

Türen Asbest schwach Asbestfüllungen <strong>bei</strong> Brandschutztüren, nur<br />

gebunden<br />

relevant wenn Schäden sichtbar sind.<br />

Holzschutzmittel Imprägnierungen von Holztüren. (siehe<br />

und an<strong>der</strong>e Biozide auch Fenster)<br />

PCB PCB – haltige Lackbeschichtungen von<br />

Stahltüren und <strong>der</strong>en Zargen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

von Brandschutztüren.<br />

PAK Teerpappen für die Bauteilentkopplung,<br />

z. B. zwischen Rahmen und Leibung, eher<br />

selten angewendet<br />

Formaldehyd Verbundklebestoffe für die Herstellung von<br />

Türblättern und Rahmen. Beson<strong>der</strong>s <strong>bei</strong><br />

leichten Baumarkttüren älteren Jahrganges.<br />

VOC Lösemittel in Lackfarben, Klebstoffe für<br />

Verbundwerkstofftüren und Rahmen.<br />

Innenwände Asbest schwach In <strong>der</strong> Schweiz selten in Innenwänden, da<br />

gebunden<br />

überwiegend <strong>bei</strong> Leichtbauwänden zum<br />

Einsatz gekommen. Eventuell <strong>bei</strong><br />

Brandabschottungen auch <strong>bei</strong><br />

Massivbauwänden vorzufinden, sofern <strong>der</strong><br />

Jahrgang des Hauses in die Asbestphase<br />

passt.<br />

Holzschutzmittel Holzimprägnierungen von Täfer und<br />

und an<strong>der</strong>e Biozide an<strong>der</strong>en Holzverkleidungen.<br />

PCB Ölbin<strong>der</strong>farne in Wandbeschichtungen,<br />

Betonfarben, Primer für sandende<br />

Wandputze, Kunstharze für Kieselputze.


Decken Asbest schwach<br />

gebunden<br />

Böden und<br />

Bodenbeläge<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 74<br />

PAK Teerpappen in Horizontalsperren und<br />

Holzteeranstriche in Nassräumen.<br />

Formaldehyd Relevant <strong>bei</strong> Leichtbauwänden in Holz-<br />

und Verbundwerkstoffbauweise.<br />

VOC Anstrichfarben, kunstharzvergütete<br />

Fertigputze, Wandbeschichtungen und<br />

Holzschutzmittel<br />

und an<strong>der</strong>e Biozide<br />

Wandlacken.<br />

Fasergips in Gipsstuckteilen, Spritzasbest<br />

<strong>bei</strong> Industrie und öffentlichen Bauten mit<br />

erhöhten Brandschutzanfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Deckenplatten von abgehängten Decken in<br />

Bürogebäuden.<br />

Imprägnierungen von<br />

Holzdeckenkonstruktionen, hier speziell <strong>bei</strong><br />

Balkenlagen.<br />

PCB Akustikplatten, vorwiegend in grösseren<br />

Formaten.<br />

PAK Teerbehandelte Korkschüttungen von<br />

Balkenlagen.<br />

Formaldehyd Bei Deckenaufbauten aus<br />

Holzwerkstoffplatten.<br />

VOC Imprägnierungen und Anstriche.<br />

Asbest schwach<br />

gebunden<br />

Asbestpappen unter Weich – PVC<br />

Bodenbelägen. Spritzasbest, <strong>bei</strong><br />

Rohrdurchführungen zum Brandschutz.<br />

Holzschutzmittel Imprägnierungen von Holzböden und<br />

und an<strong>der</strong>e Biozide Wollteppichen.<br />

PCB Estrichepoxidharzbeschichtungen ,<br />

typischer grauer o<strong>der</strong> grüner<br />

Kellerbodenanstrich (grün in <strong>der</strong> Schweiz<br />

lange Zeit beliebt).<br />

Bodenbeläge aus Kunststoffen und die<br />

entsprechenden Klebestoffe.<br />

PAK Teerhaltige Korkplatten, als Trittschall<br />

und/o<strong>der</strong> Wärmedämmung.<br />

Bei Balkenlagen im Erdgeschoss ist das<br />

Ausgiessen vor <strong>der</strong> Füllung möglich<br />

gewesen. Sehr grosse Schadstoffquelle,<br />

aber sehr gut <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Begehung ersichtlich.<br />

Teerartige Rückstände an <strong>der</strong> Unterseite.<br />

Ältere Gussasphaltböden speziell in<br />

Garagen mit Luftverbindung zum<br />

Wohnraum, o<strong>der</strong> Industriegebäuden.<br />

PAK haltige Parkettklebstoffe, gut<br />

erkennbar durch schwarze Färbung des<br />

Klebers.<br />

Formaldehyd Verbundwerkstoffe insbeson<strong>der</strong>e<br />

Holzwerkstoffplatten.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 75<br />

Belagsklebestoffe für Kunststoffprodukte.<br />

Topfkonservierung für Farben und Lacke<br />

zur Bodenbeschichtung.<br />

VOC Imprägnierungen von Parkettböden,<br />

Lackbeschichtungen von Estrichböden<br />

(Unterlagsboden), Weichmacher in<br />

Kunststoffbelägen und Teppichrücken.<br />

Diese Tabelle zeigt nur die wichtigsten Belastungsquellen nach Bauteil auf. Es gibt in einem<br />

Bestandsgebäude noch sehr viel mehr Quellen, welche hier aufzuzeigen den Rahmen dieser<br />

Ar<strong>bei</strong>t sprengen würde.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 76<br />

6 LEITFADEN FÜR WOHNRAUMNUTZER<br />

Diese Ar<strong>bei</strong>t kann an dieser Stelle keinen fertigen Leitfaden für den Wohnraumnutzer<br />

<strong>bei</strong>nhalten, da <strong>der</strong> Umfang zu gross wäre. Ich werde aber die nach meiner Meinung<br />

wichtigsten Punkte, die so ein Leitfaden <strong>bei</strong>nhalten sollte, aufzeigen. Dieser Leitfaden sollte<br />

zu einem späteren Zeitpunkt von Trägerschaften, wie z.B. SIB, Hausverein, Mieterverband,<br />

Aefu und dem BAG zur Aufklärung und Gesundheitsprävention als eigenes Dokument<br />

publiziert werden.<br />

Bei meiner täglichen Ar<strong>bei</strong>t sowie <strong>bei</strong> dem intensiven Literaturstudium zu dieser Ar<strong>bei</strong>t ist<br />

mir aufgefallen, dass es sehr schnell technische, medizinische, physikalische und chemische<br />

Begriffe gibt. Dies liegt an den sehr komplexen Zusammenhängen <strong>der</strong> Innenraumluftqualität.<br />

Den Nutzer interessieren jedoch konkrete Anleitungen, damit ihre Innenraumluftqualität gut<br />

ist und bleibt.<br />

Punkt 1: Aufklärung <strong>der</strong> Notwendigkeit einer <strong>luftdichte</strong>n <strong>Gebäude</strong>hülle<br />

Punkt 2: Warum Lüften so wichtig ist und wie gelüftet werden sollte.<br />

(hierzu gibt es bereits unterschiedliche Infoblätter, welche gerne massregeln.<br />

Vielmehr sollte hinterfragt werden, wie denn das eigene Lüftungsverhalten ist.<br />

z.Bsp. könnte man hier einen Ankreuztext einbinden.)<br />

Punkt 3: <strong>Das</strong> tägliche Leben „Wie kann ich Schadstoffe vermeiden?“<br />

(hier denke ich an Hinweise im Umgang mit Duftstoffen, Rauchen, Putzen,<br />

Staubsaugen, Methanolöfen, Kerzen, Kosmetika, Desinfektionsmitteln, Javelwasser,<br />

Luftbefeuchter, Waschen und Wäsche trocknen usw.) Zu den Produkten sollte dann<br />

in <strong>der</strong> Zusammenar<strong>bei</strong>t mit „Pusch“ (siehe www.umweltschutz.ch) das passende<br />

Label empfohlen werden.<br />

Punkt 4: Auf was und welche Labels sollte ich <strong>bei</strong>m Kauf von Einrichtungsgegenständen<br />

achten?<br />

Punkt 5: Auf was muss ich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Anschaffung von Geräten achten?<br />

Punkt 6: Was sollte ich <strong>bei</strong> Renovationsar<strong>bei</strong>ten beachten?<br />

Labels für Anstrichstoffe. allgemeine Wegleitung. Hier können Baubiologen sehr<br />

wichtige Beiträge <strong>bei</strong>steuern.<br />

Punkt 7: Was tun, wenn ich den Verdacht auf Schadstoffe habe?<br />

Hier sind Beratungs- und Informationsstellen aus verschiedenen Bereichen mit<br />

genauem Tätigkeitsbeschrieb notwendig.<br />

Diese verschiedenen Fragen werden mir immer wie<strong>der</strong> <strong>bei</strong> Beratungen gestellt. Auch in den<br />

angrenzenden Län<strong>der</strong>n gibt es bis heute kein einfaches und verständliches Dokument. Alle<br />

gefundenen Dokumente gehen auf die baustoffbezogenen Quellen ein. Hierdurch wird aber<br />

immer wie<strong>der</strong> <strong>bei</strong>m Leser suggeriert, ich kann ja nichts dafür, ich wohne in einem<br />

schadstoffbelasteten Haus und bin deshalb krank. Denn wie bereits im Kapitel „Gesundheit“<br />

geschrieben, ist ein möglicher Schadstoff, den ich durch das <strong>Gebäude</strong> aufgezwungen


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 77<br />

bekomme, doppelt so schädlich wie meine Zigarette. Bereits <strong>bei</strong>m Lesen wird sofort<br />

abgeglichen, ob denn die eigenen Symptome zu dem Schadstoff passen könnten. Danach<br />

wird das Haus nach einem Baustoff abgesucht, <strong>der</strong> diesen Schadstoff eventuell in die<br />

Innenraumluft bringen könnte. Lei<strong>der</strong> werde ich auch immer wie<strong>der</strong> zu solchen Fällen<br />

gerufen. Oft reicht es dann, die Situation zu betrachten und die Nutzer wie<strong>der</strong> auf den Boden<br />

<strong>der</strong> Tatsachen zurückzuholen. Dann versuche ich, im persönlichen Gespräch aufzuklären und<br />

Verhaltenstipps zu geben. Genau in diesen Momenten wünsche ich mir so einen Leitfaden,<br />

<strong>der</strong> das Verhalten des Nutzers in den Fokus stellt. Eventuell wäre es auch sinnvoll, ein<br />

einfaches und kostengünstiges CO2 Messgerät anzubieten. Vielleicht wäre ein Hersteller zu<br />

gewinnen, so etwas in Form einer kleinen Verkehrsampel zu bauen, welche mit drei farbigen<br />

LED`s den CO2 Gehalt in <strong>der</strong> Luft anzeigt.<br />

Diese Ar<strong>bei</strong>t könnte <strong>der</strong> Startschuss für dieses Projekt sein.


SCHLUSSWORT<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 78<br />

Wie diese Ar<strong>bei</strong>t aufzeigt, besteht im Umgang mit <strong>luftdichte</strong>r Bauweise von <strong>Gebäude</strong>n und<br />

den damit verbundenen Auswirkungen auf die Raumluftqualität ein doch erhebliches<br />

Wissensdefizit. Dies gilt für Planer, Behörden und auch Nutzer. Da ich in meiner Tätigkeit<br />

für den Mieterverband feststellen muss, dass sich die Beschwerden über Raumluftqualitäten<br />

häufen, stellt sich die Frage, wie man diesen Trend stoppen kann. Für mich ist diese Ar<strong>bei</strong>t<br />

eine Möglichkeit, dieses Thema einem breiterem Publikum zugänglich zu machen. Ich sehe<br />

aber auch die Notwendigkeit, dass im Rahmen <strong>der</strong> Baubewilligung nicht mehr nur die<br />

Baugesetzeskonformität und <strong>der</strong> Energienachweis nach SIA 380/1, son<strong>der</strong>n in Zukunft auch<br />

ein Lüftungskonzept mit geprüft würde. Nach meiner Meinung wäre dies bereits heute die<br />

Pflicht <strong>der</strong> Baubehörde, denn die Innenraumluftqualität gehört zum Hygieneschutz, <strong>der</strong> in<br />

vielen Bauverordnungen gefor<strong>der</strong>t wird. So wäre zumindest sichergestellt, dass eine<br />

ausreichende Luftwechselrate unter zumutbaren Aspekten vom Nutzer erreicht werden kann.<br />

Ebenfalls wäre dies die Kontrolle, dass die energetische Luftwechselrate im Energienachweis<br />

nach SIA 380/1 dem <strong>Gebäude</strong> entspricht. Da alle externen Kosten dem Antragsteller<br />

weiterverrechnet werden können, wäre auch die externe Fachprüfung für die Gemeinde<br />

kostenneutral. Somit wäre dies nur <strong>der</strong> Aufwand die entsprechenden Dokumente an die<br />

geeigneten Fachleute weiterzuleiten. Beim Energienachweis nach SIA 380 ist dies tägliche<br />

Praxis.<br />

Ebenfalls wäre es wünschenswert, dass die Politik sich diesem Thema annimmt und ähnlich<br />

unseren Nachbarlän<strong>der</strong>n Ar<strong>bei</strong>tskreise von Fachleuten damit beauftragt, Grenz- und/o<strong>der</strong><br />

Richtwerte für Schadstoffe in <strong>der</strong> Innenraumluft festzulegen. Beson<strong>der</strong>s wichtig empfinde<br />

ich, dass speziell für Schulen, Kin<strong>der</strong>horte und an<strong>der</strong>e öffentlichen Bauten verbindliche<br />

Mindestanfor<strong>der</strong>ungen bezüglich CO2 Anteil in <strong>der</strong> Innenraumluft festgeschrieben werden.<br />

Kin<strong>der</strong> sind unsere Zukunft und sie sollten zumindest in Schulen und Kin<strong>der</strong>horten eine<br />

optimale Innenraumluftqualität vorfinden, die ein gesundes Aufwachsen und Lernen<br />

ermöglicht. Ebenfalls ist es notwendig, dass die Abteilung Wohnraumgifte des Bundesamtes<br />

für Gesundheit genügend finanzielle Mittel zur Verfügung hat, damit entsprechende<br />

Aufklärungsbroschüren zu diesem Thema publiziert werden können.<br />

Da ich in <strong>der</strong> täglichen Praxis sehe, dass aufgrund von schlechter Raumluftqualität Personen<br />

über Allergien o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Krankheitssymptome klagen und mir von unzähligen<br />

Arztbesuchen berichten, stellt sich mir die Frage, wer dies denn bezahlt. Es werden heute<br />

schon grosse Summen für die Prävention im Gesundheitsbereich ausgegeben, aber an einer<br />

sehr entscheidenden Stelle ist davon nichts zu sehen. Was hilft die Prävention gegen das<br />

Rauchen, wenn Nichtraucher in Ihrem Wohnraum durch eine nicht fachgerechte Planung <strong>der</strong><br />

Abluftanlage einer erhöhten Radonbelastung ausgeliefert sind? Hier wäre eine einfache und<br />

kostengünstige Kontrolle <strong>der</strong> Planung und Ausführung sehr viel effizienter.


Literaturnachweis:<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 79<br />

Schadstoffe in Innenräumen und an <strong>Gebäude</strong>n, Gesamtverband Schadstoffsanierung GbR,<br />

Rudolf Müller Verlag, Köln<br />

<strong>Gebäude</strong>-Schadstoffe und Gesunde Innenraumluft, Zwiener/Lange, Erich Schmidt Verlag,<br />

Berlin<br />

<strong>Das</strong> Haus – Ursache allergischer Erkrankungen, Anton Schnei<strong>der</strong>, Institut für<br />

Baubiologie+Oekologie IBN, Neubeuern<br />

Wohnen und Gesundheit, Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz, Schweiz<br />

Energetische Sanierung, Institut für internationale Architektur – Dokumentation, München<br />

Innenraumklima Wege zu gesunden Bauten, Reto Coutalides, Wird Verlag, Zürich<br />

Merkblätter eco-bau, www.eco-bau.ch<br />

Bundesamt für Gesundheit: Radonhandbuch, Fact – Sheets, Vorsicht Schimmel und Text von<br />

Roger Waeber<br />

Fogging, www.kirschmann.de<br />

Ursachenermittlung und analytische Vorgangsweisen <strong>bei</strong> Auftreten von<br />

Schwarzstaubbelastungen (Fogging) in <strong>Gebäude</strong>n Dipl. Ing. Peter Tappler, BMLFUW<br />

Thesen zum Magic Dust, Uwe Münzenberg, Fürth<br />

WHO-Leitlinien zu diesem Thema, WHO Europa<br />

Ventilation, Dr. Max Pettenkofer, München 1857.<br />

Kriterien für Minergie eco und Fragekataloge<br />

Holzschutz ohne Gift, Peter Weissenfeld, Holger König, ökobuch, Staufen <strong>bei</strong> Freiburg<br />

Forschungsvorhaben F 1469, verschiedene Autoren, Bundesministeium für Wirtschaft und<br />

Ar<strong>bei</strong>t, Österreich<br />

SIBAT Vorsorgende Sicherstellung <strong>der</strong> Innenraumluftqualität von <strong>Gebäude</strong>n –<br />

Anwendungen von Toxizitätskriterien in <strong>der</strong> Materialbewertung, I.Oehme, M. Klade,<br />

Berichte aus Energie- und Umweltforschung 28/2005<br />

SIA Normen, www.sia.ch<br />

Literatur aus dem Kurs für diese Abschlussar<strong>bei</strong>t.


Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 80<br />

Anhang<br />

Dokumentation des Vortrages an <strong>der</strong> Bauen und Wohnen Messe in Wettingen<br />

Radon<br />

Formaldehyd<br />

VOC<br />

Wohnraumgifte und<br />

Vermeidungsstrategien<br />

Biozide Feuchte<br />

Asbest<br />

Themenübersicht<br />

Milben<br />

PCB<br />

CO2<br />

Schimmel<br />

1. Was sind Wohnraumgifte ?<br />

2. Warum erst in den letzten Jahren ein Thema ?<br />

3. Gesundheitliche Auswirkungen<br />

4. Quellen, Ursachen und typische Emissionen und<br />

Aktivitätsprodukte<br />

5. Vermeidung <strong>bei</strong>m Bauen und Mo<strong>der</strong>nisieren<br />

6. Vermeidung im täglichen Leben<br />

7. Was tun <strong>bei</strong> Verdacht auf Belastungen im<br />

Wohnraum ?<br />

PAK


Was sind Wohnraumgifte ?<br />

Als Wohnraumgifte können alle Stoffe genannt werden, welche nicht zu den<br />

natürlich vorhandenen Gasen in <strong>der</strong> Atmosphäre gezählt werden.<br />

Hauptbestandteile <strong>der</strong> trockenen Luft <strong>bei</strong> Normalnull (Volumenanteile)<br />

Stickstoff 78,084%<br />

Sauerstoff 20,942%<br />

Argon 0,934%<br />

Kohlenstoffdioxid 0,038%<br />

Spuren von<br />

Neon, Helium, Methan, Krypton, Wasserstoff, usw.<br />

Es sind also alle Stoffe zu betrachten, welche in <strong>der</strong> Aussenluft vorkommen,<br />

da diese durch den Luftwechsel auch in den Innenraum gelangen.<br />

Doch werden auch in den Innenräumen starke Verunreinigungen verursacht,<br />

auf welche ich nachfolgend eingehen werde.<br />

Quelle: //de.wikipedia.org/wiki/Luft<br />

Warum erst in den letzten Jahren ein Thema ?<br />

Die verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen an den Wärmeschutz spielt seit <strong>der</strong> ersten<br />

Ölkrise in den 1970er Jahren eine immer grössere Rolle.<br />

Mo<strong>der</strong>nisiert:<br />

<strong>Gebäude</strong>hülle<br />

dicht:<br />

= geringer<br />

Luftwechsel<br />

= geringe<br />

Energieverluste<br />

Historie:<br />

Empfehlung SIA 180 « Wärmeschutz im Hochbau» 1970<br />

Umwandlung in Norm 1988<br />

Neuerscheinung 1999 « Wärme- und Feuchteschutz im Hochbau»<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 81<br />

Bestand:<br />

<strong>Gebäude</strong>hülle<br />

undicht:<br />

= undefinierte<br />

Lüftung durch<br />

Fugen, Ritze und<br />

Spalten.<br />

= Luftwechsel<br />

gut, aber mit sehr<br />

hohen<br />

Energieverlusten.


Warum erst in den letzten Jahren ein Thema ?<br />

Definition bis 1999:<br />

« Die <strong>Gebäude</strong>hülle muss möglichst dicht sein. Es muss aber gleichzeitig<br />

gewährleistet sein, dass <strong>bei</strong> fehlen<strong>der</strong> Benutzerlüftung ein Grundluftwechsel<br />

erreicht wird, um eine Anreicherung von Schad- und Geruchsstoffen sowie<br />

eine hohe relative Luftfeuchtigkeit zu vermeiden»<br />

Definition seit 1999<br />

«3.1.1.1 Grundsätzlich muss die <strong>Gebäude</strong>hülle luftdicht sein»<br />

«3.3.1.2 Der Architekt ist verpflichtet – allenfalls zusammen mit dem<br />

Lüftungsplaner – in einer frühen Planungsphase ein Lüftungskonzept zu<br />

erstellen. ....»<br />

Fazit: Die Verantwortung für eine gute Raumluftqualität ist in die<br />

Verantwortung des Bauherren, Eigentümer, Planer und Nutzer übertragen<br />

worden.<br />

Quelle: SIA 180 von 1988 bzw. 1999<br />

Gesundheitliche Auswirkungen<br />

Was ist Gesundheit?<br />

Gesundheit ist vollständiges körperliches,<br />

geistiges, seelisches und soziales Wohlbefinden<br />

und nicht bloss die Abwesenheit von Krankheit<br />

und Gebrechen.<br />

(WHO World Health Organization)<br />

Kann es somit «gesunde» <strong>Gebäude</strong>, Baustoffe, Farben, Möbel o<strong>der</strong><br />

Lebensmittel geben?<br />

Dies ist ein Beispiel von vielen, wie Medien und Werbung klare Begriffe zu Ihren<br />

Zwecken benutzen und uns ein falsches Bild suggeriert wird !<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 82


Gesundheitliche Auswirkungen<br />

Der mo<strong>der</strong>ne Mensch hält sich nach verschiedenen Studien zu<br />

ca. 90% in Innenräumen auf.<br />

Somit ist <strong>der</strong> Mensch allen Stoffen <strong>der</strong> Innenraumluft<br />

sehr langen Zeiten ausgesetzt. Allergien, Müdigkeit,<br />

Reizungen <strong>der</strong> Atemwege, Übelkeit sowie<br />

Schlafstörungen können Symptome darstellen.<br />

Die Mengen an Schadstoffen in <strong>der</strong> Innenraumluft sind jedoch in <strong>der</strong> Regel so<br />

gering, dass die hieraus resultierenden Symptome nur sehr selten in den<br />

Kausalzusammenhang zu einer Erkrankung o<strong>der</strong> Allergie gebracht werden<br />

können. Hier ist die beste Therapie, möglichst alle Schadstoffe aus den<br />

Innenraum auszuweisen.<br />

Quellen, Ursachen und typische Emissionen und<br />

Aktivitätsprodukte<br />

Lebewesen<br />

Quelle/ Ursache Vorgang/Aktivität Produkte u.<br />

Quellen<br />

Mensch, Haustiere,<br />

Schädlinge<br />

Typische<br />

Emissionen/Aktivitätsprodukte<br />

Atmung Kohlenstoffdioxid, Wasserdampf,<br />

körpereigene Geruchsstoffe,<br />

Geruchsstoffe aus Lebensmitteln,<br />

Bakterien und Viren<br />

Transpiration Wasserdampf, Geruchsstoffe<br />

Verdauung,<br />

Ausscheidungsvorgänge<br />

Haarausfall,<br />

Hautabschilferung<br />

Darmgase, Geruchsstoffe und<br />

Zersetzungsprodukte aus Exkrementen<br />

bzw. krankhaften Abson<strong>der</strong>ungen,<br />

Bakterien und Viren: allergener Staub<br />

allergener Staub<br />

Zimmerpflanzen Ausdünstung Terpene und an<strong>der</strong>e Geruchsstoffe, z. T.<br />

Latex, Wasserdampf<br />

Schimmelpilze Vermehrung, Stoffwechsel Pilzporen, Toxine, Geruchsstoffe<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 83


Quellen, Ursachen und typische Emissionen und<br />

Aktivitätsprodukte<br />

Bausubstanz / <strong>Gebäude</strong>ausrüstung<br />

Quelle/ Ursache Vorgang/Aktivität Produkte u.<br />

Quellen<br />

Baukörper und<br />

Baumaterial<br />

Raumlufttechnische<br />

Anlage<br />

Raumausstattung,<br />

Einrichtungsgegenstände<br />

Produktverar<strong>bei</strong>tung,<br />

Ausgasung, Alterung,<br />

Abrieb, Zersetzung<br />

Luftströmungen in<br />

<strong>Gebäude</strong>n<br />

Baustoffe, Bautenund<br />

Korrosiosschutzmittel,<br />

Isolierstoffe,<br />

Dichtungsmaterialien<br />

Betrieb und Wartung Wäscher, Filter, Isolierund<br />

Dichtungsmaterialien,<br />

Ablagerungen<br />

Produktverar<strong>bei</strong>tung,<br />

Renovierung, Ausgasung<br />

Typische<br />

Emissionen/Aktivitätsprodukte<br />

Verschiedenartige gas- und<br />

partikelförmige Stoffe, wie z. B.<br />

Lösungsmittel, Weichmacher, Monomere,<br />

Oligomere, Holzschutz- und<br />

Flammschutzmittel, Fasern (Asbest,<br />

Mineralwolle), Radon aus Baumaterialien<br />

Benachbarte Räume Diverse Substanzen aus an<strong>der</strong>en Teilen<br />

des <strong>Gebäude</strong>s wie Tabakrauch,<br />

Lösungsmittel, Geruchsstoffe<br />

Möbel,<br />

Fussbodenbeläge,<br />

Heimtextilien,<br />

Anstrichmittel,<br />

Tapeten<br />

Mikroorganismen und <strong>der</strong>en<br />

Stoffwechselprodukte, Biozide, Fasern,<br />

Staub, Geruchsstoffe<br />

Lösungsmittel, Monomere und Oligomere<br />

aus Kunststoffen, Harzen,<br />

Oberflächenbeschichtung und Klebern<br />

(z.B. Formaldehyd), Fasern, Weichmacher,<br />

Flammschutzmittel<br />

Quellen, Ursachen und typische Emissionen und<br />

Aktivitätsprodukte<br />

Raumnutzung 1<br />

Quelle/ Ursache Vorgang/Aktivität Produkte u.<br />

Quellen<br />

Energieeinsatz Verbrennungsprozesse,<br />

Öfen, Ethanol – Öfen,<br />

Kochen<br />

Hygiene Körperpflege,<br />

kosmetische<br />

Behandlung, Reinigungsund<br />

Pflegemassnahmen,<br />

Schädlingsbekämpfung<br />

Überdecken von<br />

Gerüchen<br />

Verwendung durch<br />

Raumnutzer<br />

Holz, Gas, Ethanol,<br />

Heizöl<br />

Kosmetische Mittel<br />

und<br />

Bedarfsgegenstände,<br />

Parfüm, Duschgel,<br />

Wasch- und<br />

Putzmittel, Polituren,<br />

Desinfektionsmittel,<br />

Schädlingsbekämpfun<br />

gsmittel<br />

Duftsprays -kerzen,<br />

Duftlampen,<br />

Räucherstäbchen<br />

Typische<br />

Emissionen/Aktivitätsprodukte<br />

Heizöldampf, Kohlenstoffdioxid,<br />

Kohlenmonoxid, Stickstoffoxide,<br />

Wasserdampf, Staub, Kohlenwasserstoffe<br />

und viele an<strong>der</strong>e organische Stoffe<br />

Lösungsmittel, Treibgase, Duftstoffe,<br />

anorganische und organische Aerosole,<br />

Haloforme, Radon und Legionellen aus<br />

Warmwassersystem, Ammoniak, Chlorund<br />

Chlorverbindungen, Tetrachlorethen,<br />

Insektizide, Bakterizide<br />

Flüchtige organische Verbindungen,<br />

Geruchsstoffe (Katalysatoreffekt)<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 84


Quellen, Ursachen und typische Emissionen und<br />

Aktivitätsprodukte<br />

Raumnutzung 2<br />

Quelle/ Ursache Vorgang/Aktivität Produkte u.<br />

Quellen<br />

Typische<br />

Emissionen/Aktivitätsprodukte<br />

Tabakwaren Rauchen Tabakwaren Kohlenstoffmonoxid, Stickstoffoxide,<br />

Nikotin, Aldehyde, Nitrosamine und<br />

zahlreiche an<strong>der</strong>e organische Stoffe (z.B.<br />

polyzyklische aromatische<br />

Kohlenwasserstoffe)<br />

Nutzung als Büro Bürobetrieb Büroartikel, EDV-<br />

Geräte, Kopierer<br />

Nutzung im Rahmen von<br />

Hobby- und Heimar<strong>bei</strong>ten<br />

Nutzung als Garage<br />

(Abstellraum)<br />

Heimwerken,<br />

Renovieren, Malen und<br />

<strong>der</strong>gleichen<br />

Farben, Lacke, Kleber,<br />

Sprays, Bastelartikel,<br />

Lötwerkzeug<br />

Lagerraum Treibstoffe, Farben,<br />

Lacke,<br />

Reinigungsmittel usw.<br />

Organische Lösemittel, Weichmacher,<br />

Flammschutzmittel, Tonerbestandteile,<br />

Ozon<br />

Anorganische und organische gas- und<br />

aerosolförmige Stoffe, vor allem Treibund<br />

Lösungsmittel, Stäube, Metalldämpfe,<br />

Monomere, Biozide<br />

Kraftstoffdämpfe, Abgase, Lösungsmittel<br />

Quellen, Ursachen und typische Emissionen und<br />

Aktivitätsprodukte<br />

Schimmel ist keine Bagatelle !<br />

Jedoch kann je<strong>der</strong> dazu <strong>bei</strong>tragen,<br />

dass er sich nicht bildet.<br />

Schimmel braucht Feuchte, um zu<br />

wachsen. Trockene, frische Raumluft<br />

reduziert das Risiko. Also hilft<br />

Stosslüften in regelmässigen<br />

Abständen. Leichten Schimmelbefall<br />

entfernen Sie am besten mit Alkohol.<br />

Grundsätzlich sollte ein Bauphysiker<br />

und Experte die Ursache genau<br />

untersuchen. So kann ein<br />

neuerlicher Befall durch eine<br />

sinnvolle Sanierung vermieden<br />

werden. Pinselsanierungen sind<br />

keine Lösung!<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 85


Vermeidung <strong>bei</strong>m Bauen und Mo<strong>der</strong>nisieren<br />

Beim Neubau:<br />

1. Vereinbaren Sie mit Ihrem Planer schriftlich, dass Sie beson<strong>der</strong>en Wert auf<br />

eine gute Raumluftqualität und schadstoffarme Materialien Wert legen.<br />

2. Verlangen Sie bereits in einer frühen Planungsphase ein Lüftungskonzept<br />

nach SIA 180 und lassen sich dieses detailliert erklären.<br />

3. Klären Sie ab, ob es unterschiedliche Luft- und Temperaturzonen benötigt.<br />

4. Lassen Sie sich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Baustoffe intensiv beraten, nehmen Sie<br />

sich Zeit (möglichst <strong>bei</strong> neutraler Stelle).<br />

5. Wählen Sie naturbelassene Werkstoffe und natürliche Beschichtungen.<br />

6. Wählen Sie Handwerker, die Erfahrung mit natürlichen Werkstoffen haben.<br />

7. Schrecken Sie nicht vor Kosten zurück. Der Putz an <strong>der</strong> Wand bleibt lange<br />

Jahre, ein Bad o<strong>der</strong> Küche ist eher kurzlebig.<br />

8. Lassen Sie das <strong>Gebäude</strong> mindestens 2 Wochen vor dem Bezug auslüften.<br />

9. Denken Sie schon <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Planung an die Pflege und die hierzu notwendigen<br />

Mittel.<br />

10.Auch ein Label in Betracht ziehen wie z. B.<br />

Vermeidung <strong>bei</strong>m Bauen und Mo<strong>der</strong>nisieren<br />

Auch kleine Mo<strong>der</strong>nisierungen können<br />

Auswirkungen haben.<br />

Wählen Sie Materialien mit diesen<br />

Labeln.<br />

Grössere Mo<strong>der</strong>nisierungen brauchen<br />

immer ein Mo<strong>der</strong>nisierungskonzept.<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 86


Vermeidung im täglichen Leben<br />

1. Bei <strong>der</strong> Pflege und Reinhaltung des Wohnraums mit<br />

Augenmass vorgehen.<br />

2. Reinigungsmittel nur wenn notwendig verwenden.<br />

3. Desinfektionsmittel nur, wenn ein akuter Befall und<br />

Krankheiten vorhanden sind.<br />

4. Pflegemittel mit Duftstoffen vermeiden.<br />

5. Staub und Schmutz vermeiden<br />

Bei <strong>der</strong> Inneneinrichtung besteht die Gefahr, sehr<br />

grosse Mengen an Schadstoffen anzuschaffen<br />

(Spanplatten, Textilien, Farben, Beschichtungen usw.).<br />

Hier gilt nachfragen und auf Label zu achten.<br />

Was tun <strong>bei</strong> Verdacht auf Belastungen im<br />

Wohnraum ?<br />

1. Den jeweiligen Vertragspartner von <strong>der</strong> Situation in Kenntnis setzen.<br />

2. Hinzuziehen einer Fachperson (Architekt, Bauphysiker, Baubiologe)<br />

3. Begehung des Objektes mit <strong>der</strong> Fachperson<br />

4. Einleiten von Sofortmassnahmen, sofern möglich<br />

5. Erstellen eines schrittweise aufgebauten Analyseprogramms<br />

6. Auswertung und mögliche Sanierung erstellen<br />

7. Durchführen <strong>der</strong> Sanierung<br />

8. Ausreichend Zeit zwischen den einzelnen Schritten einplanen, um<br />

Verän<strong>der</strong>ungen wirken zu lassen.<br />

Bei <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong> Fachperson können Ihnen folgende Verbände helfen:<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 87


Zusammenfassung<br />

Empfehlungen 1-6<br />

1. Lüften verringert immer eine Schadstoffanreicherung im<br />

Innenraum !<br />

2. Duftstoffe, Raumsprays, Duftöle und –kerzen braucht es<br />

nicht.<br />

3. Ethanolöfen verbrauchen Ihre Atemluft<br />

4. Trockene Luft ist weniger schädlich als<br />

Hausstaubmilben, Schimmel und Bakterien.<br />

5. Reinigen Sie mit Vernunft und natürlichen Mitteln.<br />

Desinfektion ausserhalb von Krankenhäusern ist selten<br />

notwendig.<br />

6. <strong>Gebäude</strong> auf Radon prüfen.<br />

Raumluft ist ein Lebensmittel –<br />

bitte behandeln Sie sie auch so !<br />

Huth / <strong>Das</strong> <strong>luftdichte</strong> <strong>Gebäude</strong> / 88

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