Burgruine Schwarzenhorn
Burgruine Schwarzenhorn
Burgruine Schwarzenhorn
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<strong>Burgruine</strong> <strong>Schwarzenhorn</strong><br />
Dokumentation und Restaurierung<br />
2007<br />
von<br />
Franz Josef Huber<br />
Raimund Rhomberg<br />
Umschlag: <strong>Schwarzenhorn</strong>, Ausschnitt Bergfried Nordseite mit Wappen des Tabernakel (bez. 146?) der Pfarrkirche<br />
Hl. Georg, Foto R. Rhomberg 2007.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
Inhalt<br />
<strong>Burgruine</strong> <strong>Schwarzenhorn</strong><br />
Dokumentation und Restaurierung<br />
2007<br />
von<br />
Franz Josef Huber<br />
Raimund Rhomberg<br />
1. Einleitung ............................................................................................................ 3<br />
2. Historischer Überblick ......................................................................................... 5<br />
3. Historische Bilddarstellungen.............................................................................. 9<br />
4. Baubeschreibung: ............................................................................................. 10<br />
5. Restaurierung ................................................................................................... 18<br />
1. Bauetappe 2007......................................................................................... 18<br />
6. Literatur............................................................................................................. 20<br />
7. Quellen:............................................................................................................. 22<br />
8. Pläne................................................................................................................. 22<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 2
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
1. Einleitung<br />
Diese Dokumentation beinhaltet eine genaue Beschreibung der Ruine<br />
<strong>Schwarzenhorn</strong> in historischer und bauhistorischer Sicht. Es handelt sich um einen<br />
Bericht, der den Zustand vor und während der Restaurierungsarbeiten von 2007<br />
dokumentiert. Er dient dazu, besondere Details festzuhalten, die nach der<br />
Sanierung nur mehr schwer zu interpretieren sind.<br />
Unter Zuhilfenahme der Fotogrammetrie wurden die Fotos maßstäblich entzerrt und<br />
danach von Hand auf dem Computer steingerecht gezeichnet. Die<br />
Bestandsaufnahme stellt den noch erkennbaren Grundriss mit den letzten<br />
aufgefundenen Mauerzügen und den gesamten noch sichtbaren Mauerschalen vor<br />
der Restaurierung dar. Die neu ausgegrabenen Mauerteile wurden mitdokumentiert.<br />
Die Vermessungsarbeiten erfolgten in Zusammenarbeit von Franz. J. Huber -<br />
DI Raimund Romberg. Es wurde die gesamte Ruine unter zu Hilfenahme eines<br />
Theodolits des Vorarlberger Landesmuseumsvereines (VLMV) durchgeführt und<br />
dabei über 60 Punkte ein gemessen. Den Höhenschichtenplan und den<br />
Katasterplan stellte die Gemeinde Satteins digital zur Verfügung.<br />
Eine genaue Erforschung des verwendeten Steinmaterials der Ruine und seiner<br />
Herkunft erfolgte durch den Geologen Dr. Georg Friebe von der Vorarlberger<br />
Naturschau.<br />
Die Ausführung der Bauarbeiten lagen in den Händen von Otto Summer,<br />
Maurerpolier der Baufirma Wilhelm & Mayer in Götzis<br />
Das Projekt <strong>Schwarzenhorn</strong> haben Gemeinderat Herbert Dobler und VS Dir.<br />
Ludwig Konzett ins Rollen gebracht. Es wurde von der Gemeindevertretung von<br />
Satteins unter Bürgermeister Anton Metzler gefördert und durch die Besitzerfamilie<br />
Müller-Gasser und freiwillige Mitarbeiter tatkräftig unterstützt. Allen Beteiligten<br />
gebührt ein herzlicher Dank, besonders Herrn Dobler, der die Hauptlast der<br />
Organisation getragen hatte.<br />
Franz J. Huber DI Raimund Rhomberg<br />
e.h. e.h.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 3
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
Abb. 1, Karte Vorarlberg Ausschnitt, „Provincia Arlbergica“ von Blasius Hueber,<br />
1783, Burg Schwarzhorn als Ruine dargestellt. Wohl die älteste „Darstellung“ der<br />
Burg.<br />
Abb. 2, Wappen der Edlen von <strong>Schwarzenhorn</strong> und Satteins, 2. u. 3. v. links, aus:<br />
Burgen und Edelsitze in Vorarlbergs und Liechtensteins, Dornbirn 1925, S 482.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 4
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
2. Historischer Überblick<br />
Im Rätischen Reichsurbar von 830/31 wird in Satteins im Vorarlberger Walgau ein<br />
Reichs- oder Königshof erwähnt. Die Eintragung lautet In Villa Sataginis beneficium<br />
A. clerici ecclesia. 1<br />
Der Ortsname Sataginis wandelt sich im Laufe der Jahrhunderte in: 1208 Satains;<br />
1222 Sataines; 1280 Sant Aeins; 1490 Sandeins; 1639 Santhains; in der Barockzeit<br />
lateinisiert ad Sanctum Unum. 2<br />
Johann Georg Schleh schrieb in seiner "Embser Chronik" von 1616: St. Eins Dorf<br />
und Pfarr / gleich so baldt man durch die St. Einser Clauß hinein kompt gelegen /<br />
deren Pfarr Lehenherr das Kloster Valdona / vnnd Zehendtherr ein Pfarrer daselbst /<br />
hat auch besonderen Adel gehabt. 3<br />
Die Adeligen von Satteins waren ritterbürtige Ministerialen und Lehensträger der<br />
damaligen Landesherren, der Grafen von Montfort und nach deren Linientrennung<br />
auch von Montfort-Werdenberg. Ihre Besitzungen lagen nur teilweise bei ihren<br />
Wohnstätten, beim Hof oder der Burg. Sie hatten Güter und Rechte an<br />
verschiedenen Orten Vorarlbergs und Streubesitz innerhalb des Gemeindegebietes<br />
Satteins. 4<br />
Als erster derer von Satteins begegnet uns 1210 ein Chuono de Sateines als Zeuge<br />
bei einem Tauschvertrag zu St. Gallen. Kuno war Ministeriale der Grafen von<br />
Montfort. Weiters erfahren wir 1255 von einem Dominikus Kuono de Satains<br />
zusammen mit Frater Ortliebus decanus de Satains. 5 1260 fungierten der<br />
werdenbergische Dienstmann Jakobus miles de Satainis und der Ministeriale der<br />
Montforter, Cuono de Satainis, als Zeugen beim Verzicht des Marschalls Walter von<br />
Montfort auf das Gut Liebenstein bei Bregenz zu Gunsten des Klosters Mehrerau. 6<br />
1<br />
Ulmer, Andreas: Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 2. Teil,<br />
Vorarlberg, Wien 1951, S. 27/3.<br />
2 Bilgeri, Benedikt: Geschichte Vorarlbergs, Bd. I, Graz 1971, S. 347/Anm. 4.<br />
Ulmer, Andreas: Anm. 1, S. 85/3.<br />
3 Schleh, Johann Georg: Embser Chronik, Hystorische Relation, oder Eygendtliche Beschreibung<br />
der Landtschafft vnderhalb St. Luzis Stayg vnd dem Schallberg beyderseits Rheins bis an den<br />
Bodensee, Hohenems 1616, S. 55/3.<br />
4 Bilgeri: Anm.2, S.176-184 (Ministerialen und Volk als Träger der montfortischen Landesherrschaft),<br />
177/2, 181/1 und 298/Anm. 5.<br />
Huber, Franz Josef: Kleines Vorarlberger Burgenbuch, Dornbirn 1985, S. 137/3.<br />
Welti, Ludwig: Siedlungs und Sozialgeschichte Vorarlbergs, Innsbruck 1973. S. 156/2 und 188/1.<br />
5 Ulmer: Andreas: Die Burgen Vorarlbergs und Liechtensteins, Dornbirn 1925, S. 495/4.<br />
6 Bilgeri: Anm. 2, S.185/2 und S. 347/Anm. 4.<br />
Ulmer: Anm. 5, S. 495/4 - 496/1.<br />
Weizenegger, Franz Josef: Vorarlberg, Bd. II, Innsbruck 1839, S. 242/2.<br />
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SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
1280 begegnen wir einem Otto advocatus Sancti Montis (= Vogt der Grafschaft<br />
Heiligenberg) dictus von Sant Aeins. 7<br />
Als weitere Familienmitglieder nennen die Urkunden 1312 abermals einen Cuone<br />
von Satains, 8 1317 Gunthelm als Zeuge in Chur 9 , 1323 die in Chur ansäßigen Martin<br />
und Hainz von Satains und 1365 Hainzlin von Sant Tains, den man nemt Gerster ein<br />
bescheiden Knecht was soviel wie Dienstmann bedeutet. Die Bezeichnung Gerster<br />
weist bereits auf das Herabsinken in den bürgerlichen Stand hin. 10 Dann erlöschen<br />
die Nachrichten über die ritterbürtigen Edlen von Satteins.<br />
Als Wappen derer von Satteins bietet Schleh in der Emser Chronik von 1616 ein auf<br />
der Spitze stehendes Dreieck an, dessen Ecken mit Ringen versehen sind. 11 Heute<br />
ist es etwas abgeändert das Wappen der Gemeinde.<br />
Ob die Edlen von Satteins mit der Burg <strong>Schwarzenhorn</strong> lehensrechtlich oder<br />
anderweitig in irgend einer Weise in Verbindung standen und die Burg früher, wie<br />
Alois Niederstätter meint, Satteins hieß, lässt sich bis heute urkundlich nicht belegen,<br />
nur vermuten. 12<br />
Abb. 3, Wappen der Gemeinde Satteins,<br />
http://de.wikipedia.org.<br />
Abb. 4, Wappen der Herren von<br />
<strong>Schwarzenhorn</strong>, Sakramentshäußchen<br />
von 1460?.<br />
Ein weiteres Satteinser Adelsgeschlecht waren die montfort-werdenbergischen<br />
Dienstmannen der Ritter von <strong>Schwarzenhorn</strong>. Sie betreten erst ein halbes<br />
Jahrhundert nach den Edlen von Satteins das Licht der Geschichte. Ihr erster<br />
urkundlich fassbarer Vertreter Cuno de Schwarcinhorn scheint 1265 als Zeuge auf,<br />
als die Grafen Hartmann und Hugo von Werdenberg dem Ritterhaus St. Johann in<br />
7 Bilgeri: Anm. 2, S. 348/Anm. 4.<br />
8 Ulmer 1925: Anm. 5, S. 496/1.<br />
9 Niederstätter, Alois: Mittelalterliche Burgen im Walgau, in: Elementa Walgau, Das Land im<br />
Walgau, 600 Jahre Appenzellerkrieg im südlichen Vorarlberg, Nenzing 2005, S. 119/3.<br />
10 Ulmer 1925: Anm. 5, S. 496/1 - 2.<br />
11 Niederstätter, Anm. 9, S. 120/1.<br />
Schleh: Anm. 3, S. 55.<br />
Ulmer 1925: Anm. 5, S. 497/3.<br />
12 Niederstätter: Anm. 9, S. 119/2 – 120/4.<br />
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SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
Feldkirch Güter überließen. 13 Ein Gunthalm von <strong>Schwarzenhorn</strong> tritt in der Zeit von<br />
1278 bis 1310 mehrmals in Erscheinung, so 1283, als der Churer Bischof Friedrich I.<br />
von Montfort dem Freiherren Walter IV. von Vaz das Schloss Neu-Aspermont und die<br />
Höfe Molinära, Trimmis und Tumils bestätigt. 14 1299 verkauft er zusammen mit<br />
seinem Sohn Johannes zwei Güter in Rieden samt allen zugehörigen Leibeigenen an<br />
das Kloster in der Au. Dabei handelte es sich um rechte Mannslehen von den Grafen<br />
von Montfort und Werdenberg. 15 1302 veräußerten beide ihre Mühle in Rankweil. 16<br />
Zum letzten mal erscheint Gunthalm in der Urkunde vom 17. März 1310, mit der<br />
Kanonikus Werner von Sigberg seinen von Gunthalm von <strong>Schwarzenhorn</strong> erkauften<br />
Hof Runguls in der Pfarre Sigavis (Göfis) an das Churer Domkapitel veräußerte. 17<br />
1320 schenkte der Edle Johannes von <strong>Schwarzenhorn</strong> dem Kloster Ottobeuren die<br />
Vogtei der Kirche zu Engetried. 18<br />
Alle getätigten Verkäufe deuten bereits auf den Niedergang des Geschlechtes hin.<br />
Am 1. März 1323 erfahren wir zum letzten Mal von einem Familienmitglied, von Anna<br />
von <strong>Schwarzenhorn</strong>, der Ehefrau des Aargauer Adeligen Berthold von Rainach. 19<br />
Das Wappen der Ritter von <strong>Schwarzenhorn</strong> wurde uns auf den Siegeln von 1299 und<br />
1302 im Vorarlberger Landesarchiv überliefert. Es zeigt im ungeteilten Schilde ein<br />
von links oben nach rechts abwärts gekrümmtes siebenbuckeliges Steinbockhorn. 20<br />
Genau so wenig wie sich eine Beziehung der Ritter von Satteins zur Burg<br />
<strong>Schwarzenhorn</strong> oder einer Burg Satteins beweisen, sondern nur vermuten lässt, ist<br />
dies für die Ritter von <strong>Schwarzenhorn</strong> der Fall. Bis heute kennen wir keine Urkunde,<br />
in der einer der beiden Burgnamen direkt mit einem der beiden Geschlechter<br />
zusammen erwähnt wird. Zwar ist in einer Urkunde vom 1. Jänner 1318 von einem<br />
Guot von Schwartzenhorn und in einem Urbar der Herrschaft Feldkirch von 1403 von<br />
einem hoff ze Schwartzenhorn 21 , 1319 vom Hof zu Sateins 22 die Rede, in einem<br />
13 Ulmer 1925: Anm. 5, S. 492/2.<br />
Niederstätter: Anm. 9, S. 115/3.<br />
Bilgeri, Benedikt: Liechtensteinisches Urkundenbuch, 1. Teil, 5. Band . Nr.8, In Jahrbuch des<br />
Historischen Vereines für das Fürstentum Lichtenstein, Vaduz 1976, S. 20/1-2.<br />
14 Ulmer 1925: Anm. 5, S. 492/3.<br />
15 Bilgeri: Anm. 2 S. 341/Anm.104.<br />
Kleiner, Victor: Regesten zur Vorarlberger Landesgeschichte, in: Landesmuseums-Verein für<br />
Vorarlberg. Vereinsnachrichten 1907 und 1908, Bregenz 1909, Reg. Nr. 4.<br />
Weizenegger: Anm. 6, S. 242/3.<br />
Ulmer 1925: Anm. 5, S. 492/3.<br />
16 Kleiner: Anm. 15, Reg. Nr. 6.<br />
17 Ulmer 1925: Anm. 5, S. 493/1.<br />
18 Baumann, Franz Ludwig: Geschichte des Allgäus, Bd. 2a, Kempten 1883 – 90, S. 384/3.<br />
19 Niederstätter: Anm. 9, S. 117/3.<br />
20 Ebenda, S. 117/4.<br />
Ulmer 1925, Anm. 5, S. 493/4.<br />
21 Niederstätter: Anm. 9, S. 115/2.<br />
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SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
Feldkircher Urbar des ausgehenden 14. Jahrhunderts sogar ein Eintrag ze Santains<br />
under der Burg vorhanden, aber nirgends ein Burgname genannt. 23 Nur einmal<br />
scheint ein solcher auf, aber ohne Erwähnung eines der beiden Geschlechter. Bei<br />
der Teilung innerhalb der Herrschaft Feldkirch am 2. März 1319 zwischen den<br />
Brüdern Friedrich II., Hugo II. und dem noch unmündigen Rudolf III. mit ihren<br />
Oheimen Rudolf und Ulrich erhielten letztere dü burg und dü stat Veldkirch, dü Burg<br />
Jagdberg und dü burg Horwn. 24 Vanotti vermerkt dazu: c) die Burg Horven<br />
(wahrscheinlich Schwar-zenhofen bei Satein im Jagdberg). 25 Bergmann, Burmeister<br />
und Tiefenthaler setzten für die damalige Zeit Burg Horwa mit unserer Burg<br />
<strong>Schwarzenhorn</strong> ob Satteins gleich 26 .<br />
Burg Horwn darf nicht mit der in verschiedenen Montforter-Urkunden erwähnten Burg<br />
Horben oder Horwen in der Gemeinde Gestratz im Landkreis Weiler im Allgäu<br />
verwechselt werden. Die nach ihr sich nennenden Herren waren ebenfalls<br />
Dienstmannen Graf Hugos I. von Montfort. 27<br />
Die Burgbezeichnung <strong>Schwarzenhorn</strong> leitete sich im Laufe der Zeit aus einer<br />
genealogischen Fehlinterprätation von Pater Gabriel Bucelin in seiner "Rhaetia" des<br />
17. Jhs. ab, aus einer Zeit, in der die Burg schon längst in Trümmern lag. Auf der<br />
Vorarlbergkarte von Blasius Huber von 1783 wurde sie erstmals mit dem Namen<br />
"Schwarzhorn" kartografisch eingetragen. 28<br />
Den heutigen Burgnamen <strong>Schwarzenhorn</strong> werden wir nach all dem Geschilderten<br />
und dem derzeitigen Gewohnheitsgrad entsprechend, wohl oder übel weiterleben<br />
lassen müssen, um nicht neuen Missverständnissen Tür und Tor zu öffnen.<br />
Nach dem heutigen Stand der Erkenntnisse dürften <strong>Schwarzenhorn</strong> die Ritter von<br />
Satteins als Lehensträger der Montforter und in deren Auftrag oder zumindest mit<br />
ihrer Einwilligung in der ersten Hälfte des 13. Jh., wenn auch vielleicht unter einem<br />
22 Zösmair, Josef: Urkunden aus dem Hohenemser Archiv, in: 20. Rechenschaftsbericht des<br />
Ausschusses des Vorarlberger Museumsvereins, Bregenz 1880, Reg. Nr. 2, 3 und 5.<br />
23 Niederstätter: Anm. 9, S. 115/2.<br />
24<br />
Bergmann, Joseph: Landeskunde von Vorarlberg, Innsbruck 1868, S. 93/1.<br />
Huber: Anm. 4, S. 137/2.<br />
Niederstätter: Anm. 9, S. 118/2.<br />
Zösmair; Josef: Politische Geschichte Vorarlbergs im 13. und 14. Jahrhundert, in: 13. Jahresberichten<br />
des k. k. Real- und Obergymnasiums Feldkirch, Innsbruck, 1878, S. 4/1.<br />
25 Vanotti, Johann Nepomuk: Die Grafen von Montfort und Werdenberg, Konstanz 1845, S. 74/2.<br />
26 Bergmann, Joseph: Anm. 24, S. 65/3 und 93/1.<br />
Burmeister, Karl Heinz: Die Grafen von Montfort, Konstanz 1996, S. 181/4.<br />
Tiefenthaler, Eberhard: Sprachliches zu den Namen der Burgen und alter Befestigungsanlagen in<br />
Südvorarlberg, in: Zeitschrift Montfort, 16. Jg., 1964, Heft 3/4, S. 246/1.<br />
27 Baumann, Anm. 18, Bd. 1, S. 530/4.<br />
Hellbock, Adolf: Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein bis zum Jahre 1260, Innsbruck 1920-<br />
25, Reg. Nr. 341, 352, 362, 364 und 393<br />
Niederstätter: Anm. 9, S. 118/3 - 119/3.<br />
Ulmer 1925: Anm. 5, S. 493/3.<br />
28 Niederstätter: Anm. 9, S. 115/1 und 119/2.<br />
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SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
anderen Namen, erbaut haben. 29 Es war das Jahrhundert, in der hierzulande viele<br />
kleine Adelssitze als Prestigeobjekte oder zum besseren persönlichen Schutz der<br />
Dienstmannenfamilien entstanden.<br />
Der Burg zu Satteins war keine lange Existenzzeit beschieden. Nach ihrer Nennung<br />
als Burg Horwn in der Feldkircher Teilungsurkunde vom 2. März 1319 geben die<br />
bekannten Quelle keine weitere Kunde mehr von ihr. Zur Zeit des Appenzellerkrieges<br />
1403-1408 scheint sie bereits abgegangen zu sein, Der Feldkircher Chronist Ulrich<br />
Tränkle berichtet zwar genau über die Burgenzerstörungen im Walgau 1405 durch<br />
den Bund ob dem See, aber mit keinem Wort über eine Burg der Herrschaft<br />
Jagdberg, zu der Satteins gehörte, außer von der Hauptburg Jagdberg selbst. 30<br />
3. Historische Bilddarstellungen<br />
Abb. 5, <strong>Schwarzenhorn</strong>, Burgen und<br />
Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins,<br />
Ulmer 1925, S 492.<br />
29 Huber: Anm. 4, S. 137/1.<br />
Abb. 6, <strong>Schwarzenhorn</strong>, Nordseite<br />
Bergfried, Foto 1930, aus: Ortsfeuerwehr<br />
Satteins, Festschrift zum 110-jährigen<br />
Gründungsfest der Ortsfeuerwehr Satteins,<br />
Lustenau 1991.<br />
30<br />
Winkler, Gerhard: Die Chronik des Ulrich Tränkle von Feldkirch, in: Geschichtsschreibung in<br />
Vorarlberg, Bregenz 1973, S. 36.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 9
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
Abb. 7, <strong>Schwarzenhorn</strong>, Burgen und<br />
Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins,<br />
Ulmer 1925, S 494.<br />
Abb. 9, <strong>Schwarzenhorn</strong>, Berfried Inneseite Fensterschlitz,<br />
Foto Paul Eisenegger 1946.<br />
4. Baubeschreibung:<br />
Abb. 8, "Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong> auf dem<br />
Bergkegel ob Stteins von der Berghalde v.<br />
Casimir. Walch" Original Federzeichnungen<br />
um 1860, aus Embser Chronik<br />
Nachdrtuck von 1935.<br />
Abb. 10, <strong>Schwarzenhorn</strong>,<br />
Berfried Innenseite Fensterschlitz,<br />
Foto Franz J.<br />
Huber 1963.<br />
Die spärlichen Mauerreste der heutigen Ruine mit dem wohlklingenden<br />
alemannischen Namen <strong>Schwarzenhorn</strong> 31 liegen auf einem Hügelrücken oberhalb des<br />
Dorfes Satteins, Grundparzelle 304, an der Waldgrenze östlich des<br />
Pfudidetschbaches. Der heute bewaldete Hügel fällt nach Süden, Westen und<br />
Norden steil ab und ist auf der Ostseite durch eine leichte Geländesenke mit dem<br />
31 Bilgeri: Anm. 2, S. 323/Anm. 23.<br />
Tiefenthaler: Anm. 26, S. 246/1.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 10
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
dahinter liegenden Berghang verbunden. Hier wurde als Annäherungshindernis ein<br />
Halsgraben angelegt. Auf der Nord-Ostseite erhebt sich das Burggelände nur wenige<br />
Meter über eine Geländemulde, durch die unmittelbar am Burghügel entlang der alte<br />
Gulmweg führte. Diese Lage verringerte die Verteidigungsfähigkeit der Burg sehr und<br />
konnte durch den an dieser Hangseite platzierten Bergfried nicht wesentlich<br />
verbessert werden. Von der Mulde und dem nordöstlich dahinter liegenden Berghang<br />
aus ließ sich die Burg im Ernstfall leicht in die Zange nehmen, Angriffswaffen aller Art<br />
gut einsetzen. Dagegen war sie als bloße Wohnanlage und als weithin sichtbares<br />
Prestigeobjekt sehr gut platziert.<br />
Abb. 11, Kataster 1857, aus LVA, BEV 2007; Die nicht eingezeichnete <strong>Burgruine</strong><br />
<strong>Schwarzenhorn</strong> befindet sich etwas östlich des Hofes nördlich der rosa<br />
gekennzeichneten Weinberge.<br />
Versuchen wir anhand der noch spärlich vorhandenen Mauerfragmente und der<br />
durch unter Tag liegende Mauerreste bedingten Geländeunebenheiten wie kleine<br />
dammartige Erhöhungen und Vertiefungen Burg <strong>Schwarzenhorn</strong> zu rekonstruieren,<br />
ergibt sich etwa folgendes Bild.<br />
Verlassen wir am Nordostende der grasbewachsenen Geländemulde von<br />
Egglisfeld 32 den alten, heute fast nicht mehr wahrnehmbaren Gulmweg und<br />
durchschreiten den Waldsaum, erreichen wir nach wenigen Metern im leicht<br />
ansteigenden Gelände einen spürbaren Vorburgbereich (B10) 33 . Dort befand sich in<br />
32 Vogt, Werner: Flurnamenkarte von Satteins aus dem Vorarlberger Flurnamenbuch, Flurnamensammlung<br />
Walgau, I. Teil, Bd. 3, Bregenz 1977.<br />
33 Für den weiter oben als Vorburg bezeichneten Burgbereich finden wir im Burgenbuch von<br />
Andreas Ulmer (1925) auf Seite 491 folgende Beschreibung: „Der lang gestreckte Burghügel<br />
verbreitert sich im Osten zu einem größeren Plateau, auf welchem ebenfalls noch einzelne<br />
Mauerreste den einstigen Bestand eines vierseitigen abgeteilten Gebäudes andeuten“.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 11
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
der einstigen möglichen äußeren Ringmauer zwischen „Hochburg“ und dem<br />
östlichen Burghalsgraben vermutlich das erste völlig abgegangene Burgtor.<br />
Zwischen dem vermuteten Tor und dem östlichen Ausleger des Vorburgbereiches<br />
befand sich vermutlich an die Ringmauer angelehnt ein rechteckiges<br />
Wirtschaftsgebäude. Seine Umfassungsmauern zeichnen sich durch wallartige<br />
Erhebungen gut im Gelände ab. An diesem Gebäude vorbei führte durch den<br />
äußeren Vorhof so wie noch heute der Weg zuerst in Südrichtung, dann nach einem<br />
rechten Winkel nach Westen zur etwa 14 Meter über der Ringmauertorhöhe<br />
gelegenen Hochburg hinauf. In Bergfriednähe dürfte ein zweites Tor Einlass in die<br />
Hauptburg gegeben haben. Von hier aus breitet sich der Hauptburgteil nach Westen<br />
mit einer Länge von .etwa 33 Metern bei 17 Metern Breite aus. Burgen wurden selten<br />
in einem Guss gebaut. Dies zeigt sich hier deutlich am stumpfen Anstoß des<br />
genannten 1,27 Meter starken Nordostringmauerteiles (B11) an den Bergfried. Sein<br />
Mauerwerk unterscheidet sich durch die Verwendung von Bruchsteinen signifikant<br />
von jenem des Bergfrieds. Die Steine dürften, zumindest teilweise, aus dem künstlich<br />
angelegten Halsgraben stammen. 34 Der daher wahrscheinlich jüngere, dem<br />
Bergfried vorgelagerte Vorhofburgteil hatte eine Länge von ca. 27 Metern und eine<br />
Breite von 7 Metern.<br />
Abb. 12, <strong>Schwarzenhorn</strong>, Bergfried<br />
Westmauer, roter Pfeil ehem. Kragstein,<br />
Foto R. Rhomberg 1993.<br />
Abb. 13, <strong>Schwarzenhorn</strong>, Bergfried<br />
Westmauer, roter Pfeil ehem. Kragstein,<br />
vor dem Einsturz, Foto R. Rhomberg<br />
1997.<br />
34 Friebe, Johann Georg: Bemerkungen zum Baumaterial der Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, Geologische<br />
Untersuchung durch Dr. J. Georg Friebe von der Vorarlberger Naturschau am 2. August 2007,<br />
Schriftliche Mitteilung vom 3. August 2007 an Franz J. Huber, S. 3/5.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 12
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
Abb. 14, <strong>Schwarzenhorn</strong>, Bergfried Nordmauer innen, Entzerrtes Foto R. Rhomberg<br />
1991.<br />
Der bis dato älteste Teil der Burg ist der Bergfried. Von ihm sind die Nordmauer in<br />
beinahe fünf Geschoßhöhen, die West- und die Ostwand ansatzweise und die<br />
Südwand nicht mehr vorhanden. Hier zeigt sich mit aller Deutlichkeit die<br />
witterungsbedingte Versturzabfolge von Süden her. Das Mauerwerk ist sorgfältig<br />
aufgeführt und hat außen trotz unterschiedlichen Gesteinmaterials eine ruhig<br />
wirkende Maueroberfläche. In der Wand klafft von oben bis zur Deckenhöhe des<br />
zweiten Geschoßes ein riesiger keilartiger Mauerausbruch. An seiner Stelle befand<br />
sich noch 1963 35 im dritten Geschoß ein außen 0.2 und innen (gemessen an der<br />
Ausbruchkante) 0.32 Meter breites und 1 Meter hohes 36 , relativ gut erhaltenes<br />
Schlitzfenster (B1). 37 Um 2000 war an seiner Stelle nur mehr ein großes Mauerloch<br />
35 Ein größeres Foto von 1946 beweist diesen Zustand. Vergleiche hiezu die Pläne.<br />
36 Fels Johann: Bestandsaufnahme vom 29. Juli 1923, Handskizze im Vorarlberger Landesarchiv.<br />
37 Huber; Franz Josef: Fotoaufnahme von 1963 im Privatarchiv.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 13
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
zu sehen, über dem kurz danach das Mauerwerk einstürzte 38 . Die Turmhöhe von<br />
1923 gab der Schulleiter von Satteins, Johann Fels, außen mit 18 und innen mit 10<br />
Metern an. 39 Die einstige Gesamthöhe des<br />
wahrscheinlich bewohnbaren Turmes ist bis heute<br />
nicht mit Sicherheit bestimmbar. Die Turmmaße<br />
entsprechen aber fast genau den Größenordnungen<br />
des ehemaligen Burgturmes in Dornbirn-Oberdorf mit<br />
seiner Gesamthöhe von etwa 22 – 25 Metern. 40<br />
Abb. 41 Ritzzeichnung der<br />
Höhlenburg Fracstein in<br />
Graubünden CH<br />
Beim Sichern des östlichen Turmmauerspitzes konnte<br />
Otto Summer Balkenlöcher (B5) eines vermutlich<br />
umlaufenden Wehrganges oder eines vorkragenden<br />
Obergeschosses, ähnlich wie die Ritzzeichnung der<br />
Darstellung eines Turmes in der <strong>Burgruine</strong> Fracstein in<br />
Graubünden, sicherstellen. Ein Balken lief diagonal auf<br />
die Nordostaußenecke hinaus, was diese Annahme<br />
untermauert.<br />
Abb. 15, <strong>Schwarzenhorn</strong>, Bergfried Nordmauer während der Sicherung, Foto R.<br />
Rhomberg 2007.<br />
Bei der Sanierung kamen vier weitere Deckenbalkenlöcher 41 (B3) des 1.<br />
Obergeschosses ans Tageslicht. Das vierte von rechts ist nur mehr als Ausbruch<br />
erhalten geblieben. Im 1. Obergeschoss befindet sich in der inneren Nordostecke ein<br />
38 Rhomberg, Raimund: Fotoaufnahmen von 2000 im Privatarchiv.<br />
39 Fels: Anm. 34, Handskizze im Vorarlberger Landesarchiv.<br />
40 Huber: Anm. 4, S. 122-23.<br />
41 Insgesamt sind es fünf Balkenlöcher.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 14
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
unbehauener Kragstein, der das Deckengebälk des 2. Obergeschosses oder<br />
eventuell ein (Kreuz-) Gewölbe trug. Der zweite Kragstein in der Nordwestecke ist<br />
abgegangen, aber durch alte Fotos wieder rekonstruierbar. Ein weiterer Kragstein<br />
kam bei der Grabung von 2007 in Deckenhöhe des Kellergeschoßes zum Vorschein.<br />
Im diesem Geschoß ist außen ein gut erhaltenes Schlitzfenster (B2) zu sehen.<br />
Wegen des Fehlens eines sichtbaren Fundamentsrestes zum Aufsetzen einer neuen<br />
Stützmauer musste bis in eine Tiefe von 4,5 Metern der Schutt an der Innenseite<br />
entfernt werden. Dabei kamen im untersten Geschoß zwei Ausbrüche (B4) an der<br />
Nordmauer und dem Rest der Ostmauer mit einer Tiefe von etwa 0,7 Metern zum<br />
Vorschein. Diese beiden Zerstörungen könnten sich auf einen gewollten Abbruch des<br />
Turmes beziehen. Auch sind Brandspuren an der Innenseite der Mauer, sowie Russ-<br />
Spuren an den Ausbrüchen zu bemerken. Aus diesem Bereich ließen sich einige<br />
Metallfunde bergen, u. a. eine gut erhaltene (Schaf-) Schere mit unbekannter<br />
Zeitstellung.<br />
Abb. 16, <strong>Schwarzenhorn</strong>, Bergfried Grabung, Mauerausbrüche und Kohlenreste,<br />
Fundort der Schere, links der gut sichtbare Kragstein (roter Stein), Mauerinnenecke,<br />
Foto R. Rhomberg 2007.<br />
An der Bergfriedsohle außen erinnert eine leicht ausgebrochene Stelle an einen<br />
vermutlichen Entwässerungskanal (B6). Der Turmeingang, wohl ein Hocheingang, ist<br />
auf der relativ sicheren Süd- oder Westseite des Turmes an zu nehmen. Dort wurde,<br />
wahrscheinlich erst in einer weiteren Bauphase, ein Wohngebäude angefügt. Da im<br />
umliegenden Mauerschutt keine gebrannten Ziegelreste zu sehen sind, liegt die<br />
Annahme einer Turmbedachung durch eine Wehrplatte mit Zinnenaufsatz, eher noch<br />
einer Holzschindelbedachung nahe. Eine Steinplattenabdeckung ist zufolge Fehlens<br />
von geeignetem Steinmaterial in der Gegend und des fehlenden Fundes geeigneter<br />
Platten eher unwahrscheinlich.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 15
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
Der quadratische Turmgrundriss mit 7,95. Metern (25 Fuß oder Werkschuh)<br />
Seitenlänge bei einer Mauerstärke der Nord- und Ostmauer von 2 Metern und der<br />
Westmauer von 1.6 Metern weist samt seiner gediegenen Mauerwerksart, auf eine<br />
Entstehung der Burg <strong>Schwarzenhorn</strong>, Satteins, oder wie immer sie geheißen haben<br />
mag, im 13. Jahrhundert hin.<br />
Das Baumaterial der Bergfriedaußenschale besteht hauptsächlich aus gerundeten,<br />
teilweise recht großen Sandsteinblöcken, lediglich an den Mauerecken befinden sich<br />
behauene Buckelquader mit Kantenschlag. Der Sandstein ist mittel- bis grobkörnig<br />
und oberflächlich braun angewittert und entspricht dem Reiselsberger Sandstein.<br />
Ebenfalls der Reiselsberger-Formation zuzuordnen sind einige meist zubehauene<br />
Blöcke aus Kleinkonglomerat. 42<br />
Gelegentlich finden sich eiszeitliche Eratiker wie Gneis und Amphibolit, selten<br />
Kalkstein. Lediglich in der östlichen Mauerecke ist ein großer unbehauener<br />
Kalkbrocken vorhanden. Da Schrattenkalk erst im Bereich der Satteinser Klause bei<br />
Vatlära ansteht und auf Grund des langen Transportweges sicher nicht zum Burgbau<br />
verwendet wurde, ist auch dieser Kalkbrocken als Findling mit Herkunft Kalkalpen<br />
anzusprechen. Die Mauerfüllung besteht weitgehend aus gerundetem Geröll.<br />
Bruchsteine fehlen fast völlig. 43<br />
Kalktuff ist im Mauerverband nicht mehr feststellbar, findet sich aber im Burgbereich<br />
gelegentlich als kleine Bruchstücke. Er lässt sich zwanglos mit der ausgedehnten<br />
Quelltuffwiese in der nordöstlichen Geländemulde in Verbindung bringen. 44 Einige<br />
behauene Kalktuffsteinreste und mehrere Fragmente kamen bei der Sanierung des<br />
Bergfrieds im Schutt zu Tage.<br />
Nach der Überlieferung sollen beim Bau von <strong>Schwarzenhorn</strong> Steine der in 200 Meter<br />
Entfernung nordöstlich weiter oben gelegene Ruine Horwa Mitverwendung gefunden<br />
haben. Die noch sichtbaren spärlichen Mauerreste von Howa bestehen aus<br />
gelblichen Bruchsteinen, einem mergeligen Kalk der Satteinser-Formation. Er<br />
stammt aus dem Tiefen Halsgraben östlich der Burg. Solches Gestein ließ sich aber<br />
bisher auf <strong>Schwarzenhorn</strong> weder beim Bergfried noch bei der Ringmauer<br />
feststellen. 45 Außerdem besitzen die Schalensteine der Mauer ein anderes Format<br />
als bei der Horwa.<br />
Ob im etwa 9 Meter breiten Freiraum zwischen Bergfried mit dem auf der Westseite<br />
daran anschließenden möglichen Wohngebäude und der südlichen Ringmauer ein<br />
Bauwerk stand oder sich dort nur ein Innenhof mit freiem Durchgang zum<br />
westseitigen „Burghöflein“ befand, ist ohne Grabung nicht feststellbar. Jedenfalls<br />
könnten Mauerreste zwischen der Bauzone Bergfried und dem westlichen<br />
Burghöflein (?) quer über den umringten Burgbereich darauf hinweisen. Durch diese<br />
1,1 Meter (3,5 Fuß) starke Quermauer, die eventuell ganz oder teilweise eine<br />
Gebäudeaußenwand gewesen sein könnte, befand sich wahrscheinlich eine kleine<br />
42 Friebe, Anm. 34, S. 2/5.<br />
43 Ebenda, S. 2/6-7.<br />
44 Ebenda, S. 3/3.<br />
45 Ebenda, S. 3/4.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 16
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
Pforte (B7), auf die sich aus der etwa in der Mauerzugsmitte wahrnehmbaren<br />
Mauerlücke schließen ließe. Für den angefragten Freiraum zwischen Bergfried und<br />
Ringmauer steht bei der Bergfried Südwestecke auf der Fels'schen Skizze von 1923<br />
der Vermerk: Eingestürtzte unterirdische Räume 46 .<br />
Ein markanter Mauerrest der Ringmauer (B8) bildet die Südostecke der Hauptburg.<br />
Dieses Mauerwerk entspricht in Form, Größe und Lagikeit dem der restlichen<br />
Ringmauer. Eine der alten Südringmauer (B9) vorgesetzten in<br />
Trockenmauerwerktechnik errichteten Mauer ist jedoch dem ehemaligen Weinberg<br />
zuzuordnen.<br />
Eine Wasserversorgung ließ sich bis heute auf der <strong>Burgruine</strong> nicht auffinden. Sollte<br />
nicht innerhalb der Burgringmauer, z. B, im tiefliegenden Bereich der Vorburg beim<br />
Wirtschaftsgebäude (B10) auf dem von Ulmer genannten Plateau, Wasser geliefert<br />
haben, konnte es mit Leichtigkeit durch Holzdeuchel von einer in der Nähe<br />
gelegenen Quelle eingeleitet werden. Noch heute befindet sich in der Nähe eine<br />
Quelle, die in diesem Jahr für die Sanierung für ausreichend Wasser sorgte. Im<br />
höher gelegenen Hauptburgbereich lässt sich eine Filter- oder Tankzisterne zur<br />
Vorratshaltung von Dachabwässern für den Gebrauch und als Löschwasserreserve<br />
vermuten. Einen sicheren Existenzbeweis kann allerdings nur eine archäologische<br />
Grabung erbringen.<br />
Abb. 17, <strong>Schwarzenhorn</strong>,<br />
Schrägaufzug,<br />
Foto R. Rhomberg 2007<br />
46 Fels: Anm. 35, Handskizze im Vorarlberger Landesarchiv.<br />
Abb. 18, <strong>Schwarzenhorn</strong>, Aufgefundene<br />
Schere,<br />
Foto R. Rhomberg 2007<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 17
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
5. Restaurierung<br />
1. Bauetappe 2007<br />
Dank Initiative von Gemeinderat Herbert Dobler, VS Dir i. R. Ludwig Konzett und der<br />
Unterstützung der Gemeindevertretung mit Bürgermeister Anton Metzler, der<br />
Ruinenbesitzerfamilie Müller-Gasser und vielen freiwilligen Helfern konnte die erste<br />
Bauetappe der Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten bei der Ruine<br />
<strong>Schwarzenhorn</strong> beginnen.<br />
Schon im Sommer 2007 erhielt die <strong>Burgruine</strong> zur Sicherheit im Bergfriedbereich ein<br />
Schutzgitter, um das Abstürzen herabfallender Steine auf das an den Burghügel<br />
angrenzende Wohngebiet während der Restaurierung auf zu fangen.<br />
Mit der Sanierung der <strong>Burgruine</strong> wurde die Firma Wilhelm und Mayer beauftragt und<br />
die Leitung ihrem Maurerpolier Otto Summer übertragen. Als erstes galt es die<br />
Quelle nördlich der <strong>Burgruine</strong> neu zu fassen um die Wasserversorgung für die<br />
Sanierung zu gewährleisten. Man legte dann auf der ehemaligen Trasse des alten<br />
Gulmweges im Rahmen eines neuen Kulturwanderweges einen befahrbaren<br />
Schotterweg an und platzierte daneben oberhalb des "Burghofes" Gasser, Bauhütte<br />
und Mischplatz. Für den Materialtransport zur Baustelle wurde ein Schrägaufzug<br />
installiert.<br />
Wegen der großen Einsturzgefahr des östlichen Turmspitzes waren umgehende<br />
Sicherungsmaßnahmen mit Schalungstafeln und Gurten erforderlich. Gleichzeitig<br />
wurden erste Mörtelsicherungen zwischen die lockeren Steine an beiden<br />
Turmspitzen eingebracht.<br />
Die Restaurierung der Ruine, vor allem die Errichtung der Stützmauer, erfordert viel<br />
Steinmaterial. Da nicht mehr genügend Steine im Ruinenbereich lagerten, wurde für<br />
die Mauerfüllung zugeführtes Steinmaterial verwendet.<br />
Neben den ersten Sicherungsarbeiten konnte während der ersten Bauetappe ein<br />
teilweiser Wiederaufbau der Bergfried-Südmauer als unbedingte Stütze für die noch<br />
am höchsten aufragende Nordwand beginnen. Bis zum Etappenende hatte sie eine<br />
Höhe von ca. 3 Metern erreicht.<br />
Allen Beteiligten sei für den Einsatz herzlich gedankt, besonders Herrn Gemeinderat<br />
Herbert Dobler, auf dessen Schultern die Hauptlast der Organisation ruhte und die er<br />
meisterhaft bewältigte.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 18
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
Abb. 19, <strong>Schwarzenhorn</strong>, Fertige Restaurierungsetappe am Bergfried aussen, Foto<br />
R. Rhomberg 2007.<br />
Abb. 20, <strong>Schwarzenhorn</strong>, Fertige Restaurierungsetappe am Bergfried innen, Foto R.<br />
Rhomberg 2007.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 19
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
6. Literatur<br />
• BERGMANN 1868:<br />
Bergmann, Joseph: Landeskunde von Vorarlberg, Innsbruck 1868.<br />
• BILGERI 1971:<br />
Bilgeri, Benedikt: Geschichte Vorarlbergs, Bd. I, Graz 1971.<br />
• BILGERI 1976<br />
Bilgeri, Benedikt: Liechtensteinisches Urkundenbuch, 1. Teil, 5. Band . Nr.8, In<br />
Jahrbuch des Historischen Vereines für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz<br />
1976.<br />
• BOSCARDIN, M.-L. UND MEYER W. 1977:<br />
Ritzzeichnung der Höhlenburg Fracstein in Graubünden CH aus: Boscardin,<br />
M.-L. und Meyer W., Burgenforschung in Graubünden. Olten 1977.<br />
• BUNDESDENKMALAMT 1983:<br />
Dehio Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Vorarlberg, Wien 1983.<br />
• BURMEISTER 1996:<br />
Burmeister, Karl Heinz: Die Grafen von Montfort, Konstanz 1996.<br />
• FELS 1923:<br />
Fels Johann: Bestandsaufnahme vom 29. Juli 1923, Handskizze im<br />
Vorarlberger Landesarchiv.<br />
• FRIEBE 2007:<br />
Friebe, Johann Georg: Bemerkungen zum Baumaterial der Ruine<br />
<strong>Schwarzenhorn</strong>, Geologische Untersuchung durch Dr. J. Georg Friebe von der<br />
Vorarlberger Naturschau am 2. August 2007, Schriftliche Mitteilung vom<br />
3. August 2007 an Franz J. Huber.<br />
• HELLBOCK 1920:<br />
Hellbock, Adolf: Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein bis zum Jahre<br />
1260, Innsbruck 1920-25.<br />
• HUBER 1985:<br />
Huber, Franz Josef: Kleines Vorarlberger Burgenbuch, Dornbirn 1985.<br />
• KLEINER 1909:<br />
Kleiner, Victor: Regesten zur Vorarlberger Landesgeschichte, in:<br />
Landesmuseums-Verein für Vorarlberg. Vereinsnachrichten 1907 und 1908,<br />
Bregenz 1909.<br />
• NIEDERSTÄTTER 2005:<br />
Niederstätter, Alois - Sonderegger, Stefan – Tschaikner, Manfred - Gamon<br />
Thomas (Hrsg.): Das Land im Walgau, 600 Jahre Appenzellerkriege im<br />
südlichen Vorarlberg, Nenzing 2005.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 20
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
• ORTSFEUERWEHR SATTEINS 1991:<br />
Ortsfeuerwehr Satteins, Festschrift zum 110-jährigen Gründungsfest der<br />
Ortsfeuerwehr Satteins, Lustenau 1991.<br />
• SCHLEH 1616:<br />
Schleh, Johann Georg: Embser Chronik, Hystorische Relation, oder<br />
Eygendtliche Beschreibung der Landtschafft vnderhalb St. Luzis Stayg vnd<br />
dem Schallberg beyderseits Rheins bis an den Bodensee, Hohenems 1616.<br />
Nachdruck Bregenz 1935.<br />
• ULMER 1925:<br />
Ulmer Andreas, Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins,<br />
Dornbirn 1925.<br />
• ULMER 1951:<br />
Ulmer, Andreas: Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen<br />
Alpenländer, 2. Teil, Vorarlberg, Wien 1951.<br />
• TIEFENTHALER 1964:<br />
Tiefenthaler, Eberhard: Sprachliches zu den Namen der Burgen und alter<br />
Befestigungsanlagen in Südvorarlberg, in: Zeitschrift Montfort, 16. Jg., 1964,<br />
Heft 3/4.<br />
• VANOTTI 1845:<br />
Vanotti, Johann Nepomuk: Die Grafen von Montfort und Werdenberg,<br />
Konstanz 1845.<br />
• VOGT 1977:<br />
Vogt, Werner: Flurnamenkarte von Satteins aus dem Vorarlberger<br />
Flurnamenbuch, Flurnamensammlung Walgau, I. Teil, Bd. 3, Bregenz 1977.<br />
• WELTI 1973:<br />
Welti, Ludwig: Siedlungs und Sozialgeschichte Vorarlbergs, Innsbruck 1973.<br />
• WEIZENEGGER 1839:<br />
Weizenegger, Franz Josef: Vorarlberg, Bd. II, Innsbruck 1839.<br />
• WINKLER 1973:<br />
Winkler, Gerhard: Die Chronik des Ulrich Tränkle von Feldkirch, in: Geschichtsschreibung<br />
in Vorarlberg, Bregenz 1973.<br />
• ZÖSMAIR 1878:<br />
Zösmair; Josef: Politische Geschichte Vorarlbergs im 13. und 14. Jahrhundert,<br />
in: 13. Jahresberichten des k. k. Real- und Obergymnasiums Feldkirch,<br />
Innsbruck, 1878.<br />
• ZÖSMAIR 1880:<br />
Zösmair, Josef: Urkunden aus dem Hohenemser Archiv, in: 20.<br />
Rechenschaftsbericht des Ausschusses des Vorarlberger Museumsvereins,<br />
Bregenz 1880.<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 21
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
7. Quellen:<br />
• STAF:<br />
Stadtarchiv Feldkirch.<br />
8. Pläne<br />
8.1 Lageplan, M=1:2000<br />
8.2 Grundriss Gesamtanlage, (M=1:250)<br />
8.3 Grundriss, (M=1:200)<br />
8.4 Ansicht Bergfried N-Mauer außen / NO-Ringmauer, Fotoentzerrung, (M=1:75)<br />
8.5 Ansicht Bergfried N-Mauer außen / NO-Ringmauer, Zeichnung, (M=1:75)<br />
8.6 Ansicht Bergfried N-Mauer innen / NO-Ringmauer, Fotoentzerrung, (M=1:75)<br />
8.7 Ansicht Bergfried N-Mauer innen / NO-Ringmauer, Zeichnung, (M=1:75)<br />
8.8 Ansicht Bergfried W und O-Mauer außen, Fotoentzerrung, (M=1:75)<br />
8.9 Ansicht Bergfried W und O-Mauer außen, Zeichnung, (M=1:75)<br />
8.10 Schnitt N-S, Zeichnung, (M=1:125)<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 22
SCHWARZENHORN Huber / Rhomberg 2007<br />
Franz Josef Huber<br />
Burgenausschussobmann<br />
des Vorarlberger<br />
Landesmuseumsvereins<br />
Kehlermähder 35<br />
6850 Dornbirn<br />
05572/52141<br />
fj.huber@utanet.at<br />
DI Raimund Rhomberg<br />
Bauaufnahme,<br />
Baudokumentation und<br />
Bauforschung<br />
Schlachthausstr. 9/19<br />
A-6850 Dornbirn<br />
05572/394907<br />
0664/4159465<br />
r.rhomberg@aon.at<br />
Ruine <strong>Schwarzenhorn</strong>, 22.12.2007 23