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Mitteilungen DMG 01 / 2006 - Deutsche Meteorologische ...

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4<br />

focus<br />

Abb. 2: Simulation dreier Wirbelschleppen in einer sich entwickelnden<br />

konvektiven Grenzschicht. Dargestellt ist eine Isotache des Aufwindes,<br />

deren Betrag der Sinkgeschwindigkeit der Wirbel entspricht.<br />

durch Auf- und Abwindbereiche, so dass Wirbelsegmente<br />

im Gleitpfad verharren können. Diese potenziell<br />

gefährliche Situation wird dadurch abgemildert, dass<br />

die erhöhte Turbulenz im Aufwindbereich den Zerfall<br />

der Wirbel beschleunigt. Wieder aufsteigende Flugzeugwirbel<br />

werden auch in Scherschichten, stabiler<br />

Schichtung sowie in Bodennähe beobachtet (GERZ et<br />

al., 2002; HOLZÄPFEL, 2005).<br />

Um diese Erkenntnisse praktisch nutzen zu können,<br />

musste ein parametrisches Wirbelschleppenmodell<br />

entwickelt werden, das das Wirbelverhalten in Bruchteilen<br />

von Sekunden vorhersagen kann – benötigt die<br />

LES hierfür ja Tage. Das entwickelte P2P Modell (Probabilistic<br />

Two-Phase wake vortex model, HOLZÄPFEL,<br />

2003) nutzt die Erkenntnisse der hoch auflösenden Simulationen<br />

(LES) und von Feldmesskampagnen, um<br />

Wahrscheinlichkeitsvorhersagen des Wirbelverhaltens<br />

zu erstellen. Deterministische Vorhersagen sind nicht<br />

möglich, da das Verhalten der Wirbelschleppen in der<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>01</strong>/<strong>2006</strong><br />

Atmosphäre, wie das aller turbulenten Prozesse, stochastischer<br />

Natur ist. Abbildung 3 zeigt die zeitliche<br />

Entwicklung der vertikalen und lateralen Position<br />

der Wirbel und ihrer Stärke im Vergleich zu Messungen<br />

mit einem Lidar (Light Detection and Ranging)<br />

System. Da in diesem Beispiel die Wirbel mit einer<br />

Scherschicht interagieren, steigt der Steuerbord Wirbel<br />

wieder auf und dringt damit in Gebiete ein, die<br />

durch die Vorhersage als relativ unwahrscheinlich<br />

klassifiziert wurden.<br />

Kurzfristwettervorhersage am Flughafen<br />

NOWVIV (NOwcasting Wake Vortex Impact Variables,<br />

GERZ et al., 2005) nutzt die operationellen Vorhersagen<br />

des LM (Lokales Modell) des DWD, um in<br />

einem auf den Flughafen zentrierten Rechengebiet die<br />

für das Wirbelverhalten wichtigen Parameter vorherzusagen.<br />

Ein gröberes Rechengitter mit einer Seitenlänge<br />

von 250 km umschließt ein feineres, mit ungefähr<br />

2 km Maschenweite und 60 vertikalen Levels aufgelöstes<br />

Gebiet (90 x 90 km²), für das detaillierte Daten<br />

des Bodentyps und der Landnutzung vorliegen.<br />

Abbildung 4 zeigt anhand eines Vergleichs der dreißigjährigen<br />

Windklimatologie und einer einjährigen<br />

Prognosestatistik für den Flughafen Frankfurt die<br />

gute Vorhersagequalität des NOWVIV Modellsystems.<br />

Deutlich erkennbar herrschen südwestliche und<br />

nordöstliche Winde vor, die neben den dominanten<br />

synoptischen Großwetterlagen den Einfluss der Orographie,<br />

insbesondere des Taunus, widerspiegeln.<br />

Tatsächlich liegen die wahren Herausforderungen<br />

für derartige Kurzfristvorhersagesysteme eher darin,<br />

punkt- und zeitgenaue Prognosen zu erstellen. Ein<br />

Vergleich der NOWVIV Prognosen mit der Annahme<br />

der Persistenz der vorherrschenden Bedingungen<br />

zeigt, dass die Überlegenheit des Modellsystems bei<br />

einem Prognosehorizont von cirka einer Stunde beginnt.<br />

Offenbar ist NOWVIV gut für die strategische<br />

Planung der Landesequenzen geeignet, während deren<br />

tatsächliche Umsetzung aktueller meteorologischer<br />

Messungen bedarf.<br />

Abb. 3: Echtzeit-Vorhersage sechs verschiedener Wahrscheinlichkeitsniveaus für die zeitliche Entwicklung der vertikalen (links) und lateralen<br />

(Mitte) Position als auch der Zirkulation (rechts) der Wirbelschleppe. Weiße Symbole bezeichnen Messungen mit einem Lidar.

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