Die Eisenbahn in Ferndorf
Die Eisenbahn in Ferndorf
Die Eisenbahn in Ferndorf
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<strong>Die</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong><br />
<strong>Die</strong>tmar Stahlschmidt<br />
<strong>Die</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> 221
oben: Am 8. August 1959 verlassen die beiden Lokomotiven 931074 und 931005 mit dem Nahgüterzug 9105 <strong>Ferndorf</strong>.<br />
Rechts e<strong>in</strong> altes E<strong>in</strong>fahrsignal, im H<strong>in</strong>tergrund die Häuser <strong>in</strong> der Austraße [GM].<br />
unten: alter Bahnübergang am Friedhofsweg - Anfang der 1930er Jahre [DB].<br />
Titelbild: Personenzug mit Dampfl ok im <strong>Ferndorf</strong>tal - um 1960 [DJ].<br />
222
Inhaltsverzeichnis<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
<strong>Die</strong> <strong>Eisenbahn</strong> durch das <strong>Ferndorf</strong>tal 222<br />
Planung der Bahnstrecke<br />
Bau der Bahnstrecke und des Bahnhofs <strong>Ferndorf</strong><br />
Eröffnungsfeier am 1. März 1884<br />
Der Bahnhof <strong>Ferndorf</strong> 1884 - 1915 233<br />
Bahnhofsgebäude<br />
Bahnpersonal<br />
Güterverkehr<br />
Postamt und Telegraphenstation<br />
Bahnhofsgaststätte<br />
Bauliche Veränderungen<br />
Verlegung der Bahnstrecke <strong>Ferndorf</strong>-Hilchenbach 241<br />
Planung der neuen Bahnstrecke<br />
Bau der neuen Bahnstrecke<br />
Der Bahnhof <strong>Ferndorf</strong> 1915 - 2004 245<br />
Firmen <strong>in</strong> der Nähe des Bahnhofs<br />
Hochwasserschutz<br />
Der alte Bahndamm<br />
Beseitigung des Bahnübergangs „Vorm Berge“<br />
Verschiedenes<br />
<strong>Ferndorf</strong>er <strong>Eisenbahn</strong> im Zweiten Weltkrieg<br />
Hamsterfahrten<br />
Im Wandel der Zeit<br />
Güter- und Personenverkehr<br />
Zukunftspläne<br />
100 jähriges Jubiläum<br />
Anekdoten<br />
„Rund um die <strong>Ferndorf</strong>er <strong>Eisenbahn</strong>“ 266<br />
Bahnhof Vormwald<br />
Güterwagen der Crombacher Has-Brauerei<br />
Waggons als Hütten und Schuppen<br />
Zusammenfassung und Danksagung 269<br />
Quellenverzeichnis<br />
<strong>Die</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> 223
E<strong>in</strong>leitung<br />
Schon zwei Jahre bevor die erste deutsche <strong>Eisenbahn</strong>strecke zwischen Nürnberg und Fürth am<br />
7. Dezember 1835 eröffnet wurde, fanden erste Gespräche und Verhandlungen über den Bau<br />
e<strong>in</strong>er <strong>Eisenbahn</strong> im Siegerland statt.<br />
Man benötigte nämlich bessere Verkehrsanschlüsse <strong>in</strong>s Ruhrgebiet, um die Hauptabnehmer<br />
der Siegerländer Erze und des Eisens und um die Ste<strong>in</strong>kohlenreviere schneller erreichen zu<br />
können. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> residierende oberste Bergbaubehörde wies daher bereits 1833 auf die<br />
Notwendigkeit e<strong>in</strong>er Ruhr-Sieg <strong>Eisenbahn</strong>strecke h<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> Bedeutung der heimischen Holzkohle<br />
war zu dieser Zeit schon stark zurückgegangen [HERLING].<br />
Auch der <strong>Ferndorf</strong>er Bürgermeister Ludwig Karl Stahlschmidt forderte den Bau dieser<br />
Strecke, um die Konkurrenzfähigkeit der Siegerländer Industrie zu stärken [IRLE]. <strong>Die</strong> ersten<br />
Entwürfe entstanden.<br />
Nicht nur e<strong>in</strong>e Nord-Süd Verb<strong>in</strong>dung von Hamburg nach Regensburg wurde konzipiert, sondern<br />
auch e<strong>in</strong>e Ost-West Verb<strong>in</strong>dung von Antwerpen über Köln, Siegen, Kassel und Berl<strong>in</strong><br />
bis nach Stett<strong>in</strong>. <strong>Die</strong>se Strecke sollte ab Siegburg durch das Siegtal verlaufen, östlich von<br />
Siegen die Wasserscheide überschreiten und dann dem Edertal folgen. Weitere Streckenvarianten<br />
wurden <strong>in</strong> den folgenden Jahren geprüft. <strong>Die</strong> Ruhr-Sieg Strecke war <strong>in</strong> den 1840er<br />
Jahren bereits <strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiver Planung. Im Jahre 1852 kam e<strong>in</strong>e Denkschrift über e<strong>in</strong>e Wupper-<br />
Sieg <strong>Eisenbahn</strong>strecke von Elberfeld nach Marburg heraus. Sie sollte über Hückeswagen,<br />
Me<strong>in</strong>erzhagen, Olpe, Siegen, Netphen, Laasphe und Cölbe verlaufen. Herausgeber waren die<br />
Geometer Glaser und Nohl [VORLÄNDER].<br />
Auch die „Central-Comitees“ von Marburg, Biedenkopf und Laasphe veröffentlichten 1853<br />
e<strong>in</strong>e Denkschrift über den Bau e<strong>in</strong>er Bahnstrecke zur Verb<strong>in</strong>dung von Köln mit der Ma<strong>in</strong>-<br />
Weser-Bahn bei Marburg [VORLÄNDER]. Bei der L<strong>in</strong>ienführung bot sich auch hier wieder<br />
das Siegtal von Siegen über Netphen, Walpersdorf, Feud<strong>in</strong>gen nach Laasphe an und als Alternative<br />
das <strong>Ferndorf</strong>tal von Kreuztal über Hilchenbach und Lützel nach Erndtebrück.<br />
Das Projekt scheiterte jedoch, denn die Bergisch-Märkische <strong>Eisenbahn</strong>verwaltung ließ stattdessen<br />
die Strecke Altenhundem-Marburg vermessen. <strong>Die</strong> Kostenermittlung belief sich auf<br />
die stolze Summe von 9 Millionen Talern [HERLING]. <strong>Die</strong> Strecken durch‘s Siegerland<br />
wären jedoch ke<strong>in</strong>eswegs günstiger gewesen. Damit war e<strong>in</strong>e <strong>Eisenbahn</strong>verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>‘s Wittgenste<strong>in</strong>er<br />
Land vorerst <strong>in</strong> weite Ferne gerückt, da die Beschaffung der notwendigen Geldmittel<br />
zu dieser Zeit nicht möglich war.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Eisenbahn</strong> durch das <strong>Ferndorf</strong>tal<br />
Im <strong>Ferndorf</strong>tal mit se<strong>in</strong>en zahlreichen Industriestätten gab man sich mit dieser Situation<br />
jedoch nicht zufrieden. Während der Planung der Ruhr-Sieg Strecke begann man auch bald<br />
wieder über e<strong>in</strong>e West-Ost Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>s Wittgenste<strong>in</strong>er Land nachzudenken [HERLING].<br />
224
Planung der Bahnstrecke<br />
Karte [A-SM]<br />
<strong>Die</strong> Eröffnung der Ruhr-Sieg Strecke im August 1861 veranlasste die Loher und Müsener<br />
Hütten und die Gruben, sich für e<strong>in</strong>e Bahn von Müsen nach Kreuztal e<strong>in</strong>zusetzen. Im Sommer<br />
1863 projektierte e<strong>in</strong> Siegener Bau<strong>in</strong>spektor e<strong>in</strong>e Schmalspurbahn (Spurweite: 27 preussische<br />
Zoll = 706 mm) vom Bahnhof Kreuztal bis zur Müsener Hütte. Da noch nicht klar war, ob<br />
diese Bahn mit Pferden oder Lokomotiven betrieben würde, plante man zwei Streckenvarianten<br />
[CHRISTOPHER/MOLL/SCHÖNBERGER]. <strong>Die</strong> Pferdebahn sollte ab Ernsdorf entlang<br />
der Chaussee durch <strong>Ferndorf</strong>, Kredenbach und Lohe nach Müsen verlaufen, während für die<br />
Lokomotivbahn e<strong>in</strong> eigener Bahnkörper vorgesehen wurde. Im Dezember 1865 genehmigte<br />
die Landesregierung Arnsberg dieses Vorhaben. Es scheitert jedoch ebenfalls an den Kosten.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> 225
Verkehr zwischen Kreuztal und Hilchenbach<br />
talaufwärts talabwärts<br />
Ctnr. Ctnr.<br />
<strong>Ferndorf</strong>: Verbrauchsgüter, Colonialwaren 5.000 ---<br />
Fa. Schleifenbaum: Ste<strong>in</strong>kohlen, Luppen, Eisen 16.300 5.000<br />
Münker: Frucht 3.000 ---<br />
Fa. Stahlschmidt: Eisen, Bleche, Kohlen 12.000 8.600<br />
Menzler 8.000 2.000<br />
Fa. Weiß & Münker: Leimgut, Leim 2.000 600<br />
Kredenbach: Verbrauchsgüter, Colonialwaren 2.500 ---<br />
Kolb 1.000 ---<br />
Müsen: Verbrauchsgüter, Colonialwaren 20.500 ---<br />
Cöln-Müsener Bergwerks AG: Erze, Kohlen, Eisen 300.000 300.000<br />
Grube „Brüche“: Eisenste<strong>in</strong>, Kohlen uam. 1.900 247.800<br />
Grube „Jungermann“: Eisenste<strong>in</strong>, Kohlen uam. --- 29.900<br />
Grube „Deutsche E<strong>in</strong>heit“: Eisenste<strong>in</strong>, Kohlen, uvm. --- 14.700<br />
Grube und Hütte „Wildermann“: Kohlen, Blei uvm. 25.000 76.000<br />
Rothenbacher Hütte: Kohlen, Eisen uam. 21.500 5.000<br />
Fr. Wurmbach: Leimgut, Leim 1.000 300<br />
Dahlbruch, Schweisfurth, Hillnhütten: Verbrauchsgüter 2.500 ---<br />
Fa. Gebrüder Kle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Dahlbruch: Kohlen, Eisen 110.900 50.200<br />
Wurmbach, Giesler, Loos: Häute, Lohe, Leder 3.000 1.300<br />
Hillnhütter Hammer: Kohlen, Eisen 10.000 3.000<br />
Münker <strong>in</strong> Keppel: Frucht 3.000 ---<br />
Grube „Stahlberg“ 27.000 5.000<br />
Allenbach und Haarhausen: Verbrauchsgüter 3.000 ---<br />
Fa. Vorländer: Kohlen und Eisen 90.000 30.000<br />
Hilchenbach: lt. besonderer Aufstellung, zus.:<br />
aus fi skalischen, keppelschen und Wittgenste<strong>in</strong>er<br />
131.100 52.800<br />
Waldungen: Holzkohlen und Bauholz --- 75.000<br />
Geme<strong>in</strong>de-Hauberge: Holzkohlen und Brennholz --- 24.000<br />
Helberhausen, Oberndorf: Verbrauchsgüter 2.500 ---<br />
Verkehr von und nach dem Wittgenste<strong>in</strong>er Land 50.000 60.000<br />
Verkehr von und nach Brachthausen 1.000 ---<br />
Gesamtmenge (Centner) 853.700 991.200<br />
<strong>Die</strong> Gesamtmenge von 1.844.900 Centner hätte e<strong>in</strong>er täglichen Zahl von 30 Waggons <strong>in</strong><br />
Auf- und Abwärtsrichtung entsprochen.<br />
226
1870 stellte der Dahlbrucher Fabrikant<br />
August Kle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Liste über<br />
das gesamte zu erwartende Frachtaufkommen<br />
im <strong>Ferndorf</strong>tal zusammen<br />
(siehe l<strong>in</strong>ke Seite) und erstellte e<strong>in</strong>e<br />
Rentabilitätsberechnung der fi ktiven<br />
<strong>Eisenbahn</strong>strecke Kreuztal-Hilchenbach<br />
[HERLING]. Für <strong>Ferndorf</strong> erwartete<br />
man jährlich 62.500 Centner.<br />
Blick vom „Kilgeshahn“ auf das w<strong>in</strong>terliche<br />
<strong>Ferndorf</strong>. Im Vordergrund e<strong>in</strong> Zug mit Dampflock<br />
- Mitte der 1930er Jahre [KM]<br />
Der Betrieb e<strong>in</strong>er <strong>Eisenbahn</strong> untergeordneter Bedeutung von Hilchenbach nach Kreuztal mit<br />
Anschluss an die übergeordnete Ruhr-Sieg Strecke schien somit rentabel und die Herren Hermann<br />
Kle<strong>in</strong> aus Hilchenbach, die Gebrüder Kle<strong>in</strong> aus Dahlbruch und J.H. Dresler sen. aus<br />
Siegen stellten den Bauantrag. Unter der Aufsicht des Baurats Menne aus Köln wurde die<br />
Strecke 1876 vom Obergeometer Leis aus Elberfeld vermessen. <strong>Die</strong> Baukosten wurden auf<br />
<strong>in</strong>sgesamt 952.179,50 Mark veranschlagt [HERLING].<br />
Da die Landesregierungen ke<strong>in</strong>e Mittel für den Bahnbau zur Verfügung stellen wollte, gründete<br />
man 1881 <strong>in</strong> Hilchenbach e<strong>in</strong> Komitee, die „Creuzthal-Hilchenbacher <strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft“.<br />
<strong>Die</strong>se Aktiengesellschaft hatte sich den Bau und Betrieb e<strong>in</strong>er Sekundäreisenbahn von<br />
Kreuztal nach Hilchenbach zum Ziel gesetzt und verabschiedete 1880/81 ihr Statut. In kurzer<br />
Zeit wurde e<strong>in</strong>e große Anzahl Aktien gezeichnet, so dass bereits im Februar 1881 die Gebrüder<br />
Kle<strong>in</strong> (jetzt Siemag) 150.000 Mark und die Stadt Hilchenbach 60.000 Mark zeichneten [HER-<br />
LING]. <strong>Die</strong> Gesellschaft war fest entschlossen diese Bahn zu bauen. Und wenn die staatlichen<br />
Stellen ke<strong>in</strong>e Hilfe gewährten, so sollte es eben e<strong>in</strong>e Privatbahn werden.<br />
Nun, mit e<strong>in</strong>em Mal, regten sich dann doch die<br />
höchsten Instanzen und die bislang des<strong>in</strong>teressierte<br />
Bergisch-Märkische <strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft<br />
wurde beauftragt, mit der Creuzthal-Hilchenbacher<br />
<strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft Verhandlungen aufzunehmen<br />
und entgegenkommend darauf h<strong>in</strong>zuwirken,<br />
dass diese Bahn nicht privat, sondern als zukünftige<br />
Staatsbahn errichtet würde [HERLING]. Zwischen<br />
beiden Gesellschaften wurde am 29. April<br />
1881 folgende Vere<strong>in</strong>barung (s. rechts) getroffen:<br />
„Das Creuzthal - Hilchenbacher Komitee<br />
verpfl ichtete sich, die erforderlichen<br />
Grunderwerbskosten <strong>in</strong> Höhe von 100.000<br />
Mark zu zahlen, während die Bergisch-<br />
Märkische <strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft die<br />
Strecke nach erteilter Konzession zu bauen<br />
und täglich <strong>in</strong> jeder Richtung mit m<strong>in</strong>destens<br />
2 Zügen mit Personenbeförderung<br />
zu befahren hat [HERLING].“<br />
Außerdem forderte die <strong>Eisenbahn</strong>direktion, dass die beteiligten Geme<strong>in</strong>den und Privatpersonen<br />
e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>maligen Beitrag von 100.000 Mark zahlen sollten [IRLE]. Auch die Geme<strong>in</strong>devertreter<br />
waren nunmehr sehr darum bemüht, e<strong>in</strong>en Personen- und Güterbahnhof zu erhalten.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> 227
Der Verordnete Albert Stahlschmidt hatte bei H. W. Kle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Dahlbruch, e<strong>in</strong>em Mitglied des<br />
Bahnbaukomités, erfahren, dass er sich für den Haltepunkt <strong>Ferndorf</strong> e<strong>in</strong>setzen werde, wenn<br />
<strong>Ferndorf</strong> sich mit e<strong>in</strong>em Barbetrag von 5.000 Mark beteiligen und die erforderlichen Grundfl ächen<br />
für Gleise und Zufuhrweg selbst beschaffen würde. Der Geme<strong>in</strong>de wurde zudem auferlegt,<br />
auf e<strong>in</strong>e glatte Abwicklung des Grunderwerbs für die Bahn h<strong>in</strong>zuwirken [SZ 1961]. Den<br />
<strong>Ferndorf</strong>ern war diese Forderung, im Vergleich zu den Aufl agen an die Nachbargeme<strong>in</strong>den,<br />
jedoch zu groß, da<br />
„e<strong>in</strong> Bahnhof <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> bei der Nähe der Station Kreuztal ke<strong>in</strong>e Lebensfrage sei“.<br />
Mit der Zahlung der 5.000 Mark erklärte man sich nur unter der Bed<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>verstanden,<br />
dass die anderen Forderungen erlassen würden. Der Geme<strong>in</strong>devorsteher sowie die Verordneten<br />
Stahlschmidt und Kämpfer wurden beauftragt, mit dem Bahnkomitee <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne zu<br />
verhandeln [IRLE]. Zur Prüfung der Rentabilität e<strong>in</strong>es neuen Bahnhofs bzw. e<strong>in</strong>er Haltestelle<br />
<strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> führte die Geme<strong>in</strong>de <strong>Ferndorf</strong> Ende Oktober 1881 e<strong>in</strong>e Befragung der e<strong>in</strong>zelnen<br />
<strong>Ferndorf</strong>er Geschäftsleute zu ihrem Waggonbedarf durch.<br />
Kreuztaler Bahnhof - 1861. Gemälde von Jakob Sche<strong>in</strong>er<br />
[GÜTHLING]. Das Orig<strong>in</strong>al befi ndet sich im<br />
Siegerlandmuseum.<br />
228<br />
<strong>Die</strong> <strong>Ferndorf</strong>er Geschäftswelt war offensichtlich<br />
sehr daran <strong>in</strong>teressiert, e<strong>in</strong>en Bahnhof <strong>in</strong><br />
ihrer Nähe zu bekommen, denn die Güter mussten<br />
damals zum Kreuztaler Bahnhof gebracht<br />
werden, von wo sie versendet wurden. Auch die<br />
Rohstoffe mussten dort abgeholt werden.<br />
So gab Friedrich Kämpfer an, dass er jährlich<br />
25 bis 30 Waggon Mehl und Kleie (Mühlenabfall<br />
von Getreide- und Hülsenfrüchten) bekam<br />
und die Gebrüder Münker versandten 20 Waggons<br />
Leimleder und Leim. Das Hammerwerk<br />
erhielt an Rohmaterial und Kohlen jährlich 60<br />
bis 80 Waggons und versandte 20 bis 30 Waggons<br />
fertiges Eisen und Achsen. <strong>Die</strong> Fa. Zimmerei<br />
Kolb gab 20 Waggons an [SZ 1961].<br />
Der Ziegeleibesitzer Schneider schickte am 12. Februar 1882 e<strong>in</strong> Schreiben an Geme<strong>in</strong>devorsteher<br />
Berg. Er führt an, dass die <strong>Ferndorf</strong>er Ziegelei jährlich 400.000 Mauerste<strong>in</strong>e produziere<br />
und beim Bau der Bahnstrecke F<strong>in</strong>nentrop-Attendorn alle<strong>in</strong> 200.000 Ste<strong>in</strong>e an die <strong>Eisenbahn</strong>verwaltung<br />
verkauft habe. Bei der E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Haltestelle <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> glaubte Schneider<br />
jährlich 300.000 Ziegel (= 20 Waggons) mit der Bahn befördern zu können. Zum Brennen der<br />
Ziegel benötige man 30 Waggons Kohlen, und da man auch zur Herstellung von Dra<strong>in</strong>röhren,<br />
Hohlbackste<strong>in</strong>e und Dachpfannen e<strong>in</strong>gerichtet sei, könne sich das Quantum bei Bedarf um das<br />
Doppelte steigern [IRLE].<br />
E<strong>in</strong>en Tag später teilte das Hammerwerk Aherhammer der Geme<strong>in</strong>de folgendes mit:
„<strong>Die</strong> Zu- und Abfuhr zu me<strong>in</strong>en hiesigen Werke beziffert sich jetzt, soweit volle Ladungen dabei<br />
<strong>in</strong> Betracht kommen, auf ca. 110 e<strong>in</strong>fache resp. 55 Doppelwaggonladungen pro Jahr. Bei Wiedere<strong>in</strong>führung<br />
des vollen Betriebes me<strong>in</strong>es Hammerwerkes* würde ich zusammen ca. 85 Doppelwagen<br />
zur Ab- und Anfuhr br<strong>in</strong>gen können [IRLE].“<br />
*Anmerkung des Autors: Man litt noch an den Folgen e<strong>in</strong>es Großbrandes im Werk.<br />
Bau der Bahnstrecke und des Bahnhofs <strong>Ferndorf</strong><br />
<strong>Die</strong> Konzessions-Urkunde (Baugenehmigung) wurde am 31. August 1881 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> von Wilhelm<br />
I, dem König von Preußen, mit der Aufl age unterzeichnet, dass die Strecke Kreuztal-<br />
Hilchenbach <strong>in</strong> spätestens zwei Jahren <strong>in</strong> Betrieb zu se<strong>in</strong> habe [HERLING]. <strong>Die</strong> Bauarbeiten<br />
begannen Ende des Jahres. Der E<strong>in</strong>fachheit halber verlegte man die Strecke zwischen <strong>Ferndorf</strong><br />
und Hilchenbach entlang der Prov<strong>in</strong>zalstraße, auch Chaussee genannt.<br />
<strong>Die</strong> Bauarbeiter waren außerhalb der Ortschaften <strong>in</strong> sogenannten „Kant<strong>in</strong>en“ untergebracht.<br />
Das waren Baracken, <strong>in</strong> denen die Arbeiter, unter ihnen auch Ausländer wie z.B. Italiener<br />
und Polen, auf sehr ärmliche Weise kampierten. <strong>Die</strong> Fremden wurden von den E<strong>in</strong>heimischen<br />
„Monarche“ genannt. Nach der Arbeit besuchten sie häufi g die Gastwirtschaften der umliegenden<br />
Dörfer und brachten ihr hart verdientes Geld mit Tr<strong>in</strong>ken, Karten- und Würfelspielen<br />
durch. Bei diesen Zechgelagen kam es oft zu Schlägereien und manch e<strong>in</strong>er zückte dabei se<strong>in</strong><br />
Messer [ENGELBERT]. <strong>Die</strong> Bevölkerung des <strong>Ferndorf</strong>tals wird sich daher sicher e<strong>in</strong> rasches<br />
Ende der Bauarbeiten ersehnt haben.<br />
<strong>Die</strong> Befragung der <strong>Ferndorf</strong>er Firmen und Fabriken zur E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Bahnhofes bzw.<br />
e<strong>in</strong>er Haltestelle war erfolgreich, denn bei der Geme<strong>in</strong>deratssitzung am 5. Juli 1882 war man<br />
sich noch nicht über den fi nanziellen Beitrag zur E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Haltestelle e<strong>in</strong>ig geworden<br />
und tagte hierzu 14 Tage später erneut. Bei e<strong>in</strong>em Verhältnis von 4 zu 4 gab die Stimme des<br />
vorsitzenden Amtmanns Schmidt die Entscheidung für e<strong>in</strong>e Beteiligung <strong>in</strong> Höhe von 10.000<br />
Mark. Ergänzend wurde vere<strong>in</strong>bart, dass die <strong>Eisenbahn</strong>gesellschaft selbst für den Erwerb<br />
der Grundfl ächen zu sorgen habe und man forderte, dass die Haltestelle auf der Pfarrwiese<br />
zu plazieren sei. Dort zwischen Mühlenweg, Vorm Berge, <strong>Ferndorf</strong>bach und Chaussee sei<br />
der zweckmäßigste Ort, da er sich auch für die Ansiedlung <strong>in</strong>dustrieller Fabrikanlagen eigne<br />
[IRLE]. 10 Tage später wurde <strong>in</strong> Gegenwart des Landrats Keil, des Baurats Haege, e<strong>in</strong>es<br />
königlichen Baumeisters aus Elberfeld, des <strong>Ferndorf</strong>er Amtmanns Schmidt sowie e<strong>in</strong>em<br />
Beschwerde führenden Ortse<strong>in</strong>gessenen von der Geme<strong>in</strong>devertretung beschlossen, dass die<br />
Geme<strong>in</strong>de <strong>Ferndorf</strong> bereit sei, der Königlichen <strong>Eisenbahn</strong>direktion das notwendige Gelände<br />
gegen e<strong>in</strong>e Vergütung von 15 Mark pro Quadratrute zur Verfügung zu stellen. Zur Bed<strong>in</strong>gung<br />
stellte man die Verlegung der <strong>Eisenbahn</strong>l<strong>in</strong>ie zwischen der Kurthschen Scheune und dem Fiegenerschen<br />
Hause unter Durchschneidung der Pfarrwiesen bis zum Katzschen Wohnhause,<br />
wo sie dann auf die Prov<strong>in</strong>zalstraße e<strong>in</strong>münde [IRLE]. Desweiteren beschloss man, dass die<br />
<strong>Eisenbahn</strong>direktion den vere<strong>in</strong>barten Betrag zur E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er vollständigen Bahnstation<br />
von 10.000 Mark zurückzunehmen und stattdessen 5.000 Mark zur Disposition zu stellen habe<br />
[A-SK]. Das Kapital lieh man sich bei der Amtssparkasse gegen 4,5 % Z<strong>in</strong>sen [IRLE].<br />
<strong>Die</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> 229
Ausschreibung über Hochbauarbeiten<br />
SZ 21. April 1883<br />
230<br />
<strong>Die</strong> Ausschreibung zum Bau der Haltestelle <strong>Ferndorf</strong><br />
(s. l<strong>in</strong>ks) erfolgte als Anzeige <strong>in</strong> der Siegener Zeitung.<br />
Nachdem der Vertrag zwischen der Direktion und der<br />
Geme<strong>in</strong>de <strong>Ferndorf</strong> Ende Mai 1883 unterzeichnet worden<br />
war [A-SK], wurden die Grundparzellen für die Bahnl<strong>in</strong>ie<br />
am 19. Juli 1883 enteignet [IRLE].<br />
E<strong>in</strong>ige <strong>Ferndorf</strong>er Bewohner erstellten Anträge gegen<br />
den Bau der geplanten Bahnl<strong>in</strong>ie und drohten mit Klagen,<br />
da sie befürchteten ihre Wohnhäuser würden durch die<br />
<strong>Eisenbahn</strong> entwertet. Schon im Juli 1882 hatte die<br />
Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>gabe an die Königliche Regierung <strong>in</strong><br />
Arnsberg entrichtet wegen der Schädigung der an der<br />
Bahnl<strong>in</strong>ie ansässigen Ortse<strong>in</strong>wohner.<br />
Besonders geklagt hatten die Herren Wilhelm Affl erbach,<br />
der Schre<strong>in</strong>er Hermann Fiegener und Johann Georg Jung<br />
[A-SK], deren Häuser unmittelbar an der Strecke standen.<br />
Neben der Entwertung und dem mit der Bahnstrecke<br />
verbundenen Lärm und Dreck wurde auch über<br />
den Verlust ihrer Grundstücke geklagt.<br />
<strong>Die</strong> Direktion versuchte, diese Probleme auf die Geme<strong>in</strong>de abzuwälzen, obgleich für solche<br />
Fälle bereits Sonderabsprachen getroffen worden waren. Schließlich erklärte man sich zu Vergleichszahlungen<br />
bereit [IRLE].<br />
<strong>Die</strong> eigentlichen Bauarbeiten <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> begannen im Sommer 1883 mit der Erstellung des<br />
Bahnkörpers zwischen der E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong> die Prov<strong>in</strong>zialstraße und dem Bahnhof Kreuztal.<br />
Damals suchte der Unternehmer Christner & Kitterle aus <strong>Ferndorf</strong> mit e<strong>in</strong>er Anzeige <strong>in</strong> der<br />
Siegener Zeitung: „Tüchtige Rollwagenläder für Akkordarbeiten bei e<strong>in</strong>em guten Verdienst<br />
von 3,50 - 4,00 Mark“<br />
<strong>Die</strong> alte Landstraße (heute Austraße) musste durch den Bau des Bahndammes verlegt werden.<br />
Im Auftrag der Geme<strong>in</strong>de baute die <strong>Eisenbahn</strong>direktion im Frühjahr 1884 e<strong>in</strong>en neuen Weg<br />
neben dem Bahndamm. <strong>Die</strong> Kosten lagen bei 900 Mark [A-SK]. Bei e<strong>in</strong>igen Häusern <strong>in</strong> der<br />
Nähe des neuen Bahnhofs wurden auf Kosten der <strong>Eisenbahn</strong> die Strohdächer durch feuerfeste<br />
Dächer ersetzt [HERLING].<br />
Endlich war es nach mancherlei Bauunruhen soweit, dass die erste Probefahrt am 15. Januar<br />
1884 von Kreuztal nach Dahlbruch durchgeführt wurde. Mittags gegen zwei Uhr fuhr e<strong>in</strong>e<br />
Lokomotive mit viel Läuten und Pfeifen durch <strong>Ferndorf</strong> (s. Zeitungsartikel rechts).<br />
<strong>Die</strong> landespolizeiliche Streckenabnahme erfolgte am 25. Januar 1884 mit e<strong>in</strong>em vorschriftsmäßigen<br />
durchfahrenden Zug.
„Mochte diese Lokomotive auch am hiesigen<br />
Bahnhof nicht mit solchem Jubel begrüßt worden<br />
se<strong>in</strong>, als etwa <strong>in</strong> Dahlbruch, so hat das ja auch<br />
se<strong>in</strong>en bestimmten Grund. Man ist im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
nämlich der Ansicht, daß die <strong>Eisenbahn</strong><br />
Kreuzthal-Hilchenbach dem hiesigen Orte nur<br />
schädlich sei.<br />
Wahr ist es, daß manche Wohnungen durch den<br />
Bahnbau entwerthet, ja sogar e<strong>in</strong>em Theile unseres<br />
Ortes große Unbequemlichkeiten erwachsen<br />
s<strong>in</strong>d. Wahr ist ferner, daß das starke Fuhrwerk,<br />
wodurch mancher Handwerker se<strong>in</strong> täglich Brot<br />
redlich verdiente, nachlassen wird, aber blickt<br />
man <strong>in</strong> die Zukunft, so ist die Möglichkeit nicht<br />
ausgeschlossen, daß der Verkehr im hiesigen Orte<br />
nicht ab, sondern zunehmen wird.<br />
Hat die hiesige Post-Agentur augenblicklich e<strong>in</strong>en<br />
Umschlag wie anderswo e<strong>in</strong> Postamt III, so wird<br />
nach der Eröffnung der Bahn e<strong>in</strong> solcher eher<br />
wachsen als abnehmen. Bedenkt man weiter, daß<br />
der Grund und Boden dicht am Stationsgebäude<br />
sich so recht zur Anlage von Fabriken eignet,<br />
so haben wir Ursache zu rufen: „Glück auf<br />
Kreuzthal- Hilchenbacher <strong>Eisenbahn</strong>!“<br />
SZ 15. Januar 1884.<br />
Ausschreibung über Erd- und Brückenbauarbeiten<br />
- SZ 31. Mai 1883<br />
Kurz vor der Probefahrt erschien e<strong>in</strong> Leserbrief <strong>in</strong> der Siegener Zeitung von e<strong>in</strong>em Bewohner<br />
des <strong>Ferndorf</strong>tals, der die Eröffnung der <strong>Eisenbahn</strong>strecke offenbar sehnlichst erwartet hatte.<br />
... Seit vielen Wochen haben wir Bewohner der <strong>Ferndorf</strong>ufer e<strong>in</strong>e Kommunikation, die<br />
nichts weiter als nur die schleunigste Fertigstellung des eisernen Schienenweges zu wünschen<br />
übrig läßt. Wer sich <strong>in</strong> den Weihnachtstagen der schaukelnden Postkutsche anvertraute,<br />
wurde - wohl und unwohl - mit so und so viel Verspätung befördert und freute sich<br />
se<strong>in</strong>es Lebens, wenn er unzerbrochen wieder aufsteigen konnte. Gern berücksichtigen wir<br />
hierbei den lebhaften Postverkehr <strong>in</strong> den Tagen des Jahreswechsels, der ja <strong>in</strong> dem ganzen<br />
Weltpostbereich dem Roß und Mann (Rosslenker) mehr als sonst zu schaffen macht. Nicht<br />
unwillig schelten wir auf die liebe Witterung unserer Gegend, <strong>in</strong> der laut Statistik pro Anno<br />
sechzig sonnenhelle Tage die fast ausnahmslose Naturregel bilden.<br />
Weit mehr wünschen (als tadeln) wollen wir nur, daß <strong>in</strong> möglichster Bälde für unsere Verkehrsstraße<br />
es heißen dürfte: Bahn frei! - Nach wie vor ziehen die schwerbeladenen Frachtwagen<br />
karawanenartig mit Schneckeneile die <strong>Ferndorf</strong> entlang, die seit vorhistorischen<br />
<strong>Die</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> 231
Zeiten den Naturweg, mith<strong>in</strong> die allererste Bahn thalab- und aufwärts vorzeichnete. E<strong>in</strong><br />
Vorbeifahren von zwei sich begegnenden breitspurigen Wagen ist jetzt an e<strong>in</strong>zelnen Stellen<br />
deshalb sehr bedenklich, weil die felsenfeste Chaussee von ihrer jungen Konkurrent<strong>in</strong> arg<br />
beengt worden ist.<br />
Wann nun erstere als die ältere Kunststraße, zu deutsch Ste<strong>in</strong>bahn genannt, ihren Hauptdienst<br />
an ihre schnellere Schwester, die dampfende <strong>Eisenbahn</strong>, abtreten wird, - wir wissen<br />
Tag und Stunde noch nicht. Lang genug ist es her, als der erste Spatenstich dazu gemacht<br />
wurde ....<br />
Promeniert man zwischen Kreuzthal und Keppel, so richtet sich Auge und Herz ganz von<br />
selbst auf den hier bereits gelegten, gegenwärtig allerd<strong>in</strong>gs noch zickzackartigen und wellenförmigen<br />
Schienenstrang, dessen Fortsetzung nach dem benachbarten Allenbach und<br />
Haarhausen wohl schleunigst folgen wird. Und darnach liegt gewiß auch „der Moment des<br />
Moments“ nicht zu fern, da die letzte Schwelle gelegt und der allerletzte (goldene) Nagel<br />
befestigt werden dürfte. ... Wann und wie oft die Züge h<strong>in</strong>- und hersausen werden, das s<strong>in</strong>d<br />
zur Zeit zwei noch vollständig unbeanwortete Fragen. Jedenfalls, so hoffen wir, werden die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Züge m<strong>in</strong>destens unsern bisherigen Postanschlüssen entsprechen.“<br />
E<strong>in</strong> Bewohner aus Allenbach, der von der <strong>Eisenbahn</strong> nicht begeistert war, antwortete:<br />
Der E<strong>in</strong>sender des Artikels vom 10. Januar schildert die durch den Bau der Nebenbahn<br />
Kreuzthal-Hilchenbach zur Zeit bestehenden Chaussee-Verkehrshemmisse und ist <strong>in</strong><br />
Erwartung der Vortheile und des Vergnügens, welche die baldige Eröffnung dieser 11<br />
Kilometer langen L<strong>in</strong>ie dem Publikum bieten soll. Da wo Fröhliche s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d aber auch<br />
Klagenende. Es klagen die vielen Chaussee-Anwohner, welche durch die Anlage der<br />
Schienenbahn dicht vor ihren Wohnungen der Gefahr und dem Ungemach der h<strong>in</strong> und<br />
herrollenden Masch<strong>in</strong>en und Wagen täglich ausgesetzt se<strong>in</strong> werden. Es klagen Fuhrleute,<br />
Handwerker, Wirthe über ihren durch verm<strong>in</strong>derten Chaussee-Verkehr drohenden Verlust<br />
gewohnten Verdienstes.<br />
Wozu aber solche Klagen? Hier wie überall: die Bedürfnisse der Groß<strong>in</strong>dustrie, welche<br />
konkurrenzfähig bleiben will, s<strong>in</strong>d zu befriedigen. Spricht der E<strong>in</strong>sender von bald h<strong>in</strong>und<br />
hersausenden Zügen und von der Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeit, so bitten wir ihn und se<strong>in</strong>e<br />
Freunde, doch mit sehr langsamer Fahrt sich genügen zu lassen, denn die vielen Kurven<br />
dieser Bahn an hoher Chaussee-Böschung neben dem streckenweise gestauten Wasserlaufe<br />
des <strong>Ferndorf</strong>baches, erregen bei uns Angst und Grauen, denken wir an h<strong>in</strong>- und<br />
hersausende Züge! Denken wir an die vielen Entgleisungen, welche schon auf geradl<strong>in</strong>igen<br />
Bahnen geschehen! Für uns wünschen wir deshalb nur die Fahrgeschw<strong>in</strong>digkeit der<br />
gegenwärtig noch kursierenden Post, wollen uns mit der mäßigen Fracht-Ersparnis des<br />
Gütertransportes begnügen, und schließen mit den klagenden Worten e<strong>in</strong>es durch e<strong>in</strong>en<br />
<strong>Eisenbahn</strong>unfall schwer Verletzten: „Oh, wohl dem Mann, der noch wandern kann über<br />
Berg und Thal, ohne Angst und Qual.“<br />
232
Eröffnungsfeier<br />
am 1. März 1884<br />
Mit dem Bahnbau g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Ära<br />
zu Ende, denn am 29. Februar fuhr<br />
die letzte Postkutsche durch das<br />
<strong>Ferndorf</strong>tal. Sie wurde wehmütig<br />
verabschiedet. Weiter wird berichtet,<br />
dass am nächsten Morgen der<br />
erste Zug <strong>in</strong> Richtung Hilchenbach<br />
fuhr.<br />
Nachdem dort viele Bürger <strong>in</strong> den<br />
Mittagszug e<strong>in</strong>gestiegen waren,<br />
g<strong>in</strong>g es zurück nach Kreuztal. In<br />
fast jeder Ortschaft wurde der<br />
Zug mit Böllerschüssen und das<br />
fahrende Publikum von zarten<br />
Damenhänden mit wehenden<br />
Taschentüchern begrüßt.<br />
SZ 21. Februar 1884<br />
Wie ungern man sich von e<strong>in</strong>er alten E<strong>in</strong>richtung trennt, besonders, wenn sie uns Bequemlichkeit<br />
gebracht, das beweist folgende heitere, unschuldige Szene: Durch Eröffnung der<br />
Strecke Kreuzthal-Hilchenbach hört die Fahrpost zwischen den genannten Orten von<br />
heute ab gänzlich auf.<br />
Um der bisher achtmal täglich durch <strong>Ferndorf</strong> fahrenden Personenpost und sich selbst<br />
e<strong>in</strong> Genüge zu thun, versammelten sich am Abend des 29. Februar im Wartesaal der Post<br />
zu Kreuzthal e<strong>in</strong>e Anzahl Herren aus <strong>Ferndorf</strong>, die noch e<strong>in</strong>mal mit der letzten Post von<br />
Kreuzthal nach <strong>Ferndorf</strong> fahren wollten. Nicht weniger als 17 Personen benutzten diese<br />
letzte Post und die Postillione bliesen ihre heitersten Weisen zwischen den genannten<br />
Orten so schön, daß allen Mitfahrern dieser Abend unvergeßlich bleiben wird. Herr Kra<strong>in</strong><br />
zu <strong>Ferndorf</strong> veranstaltete bei Durchfahrt der Post vor der hiesigen Apotheke zu Ehren<br />
der letzten Post e<strong>in</strong> brillantes Feuerwerk. Manches Gläschen Bier wurde den scheidenden<br />
Postillionen zum Abschied gereicht und <strong>in</strong> froher Stimmung trennte sich die Gesellschaft<br />
erst <strong>in</strong> später Stunde mit dem Bewußtse<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en frohen Abend verlebt zu haben....<br />
Am Vorabend der Eröffnungsfeier hörten wir zum letzten Male die langgewohnten und<br />
meistens melancholisch kl<strong>in</strong>genden Töne des Posthorns. Besonders wehmütig klangen sie<br />
auf der allerletzen Tour. Sie, die viel und schön besungene Post, mußte hier mit Dankesempfi<br />
ndungen vorlieb nehmen, wie sie heutzutage Undank und Ironie so gern mit Stichwörtern<br />
derTagesliteratur ausdrücken, z.B. „Letzte Post, sie zog vorüber ... kommt nicht<br />
wieder.“<br />
SZ 4. März 1884<br />
<strong>Die</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> 233
Gedicht (Verfasser nicht bekannt)<br />
Welch´ historisches Ereigniß br<strong>in</strong>gt das rollend´ Zeitenrad<br />
heut´ als e<strong>in</strong>zigst zum Verzeichniß <strong>in</strong> die Chronik unsrer Stadt ?<br />
Fertig ist jetzt, Hilchenbacher, fahrbar heute unsre Bahn!<br />
Kommt, Haarhäuser, Allenbacher, E<strong>in</strong>steigen gemäß Fahrplan!<br />
Keppel, Dahlbruch, Lohe, Kreuzthal, Nachbarn von der <strong>Ferndorf</strong> Strand,<br />
ihr könnt fahren täglich viermal auf der Chaussee Eisenrand.<br />
Nicht mehr mit den gelben Kutschen Schaukeln wir <strong>in</strong> E<strong>in</strong>samkeit,<br />
neumodisch auch wir jetzt rutschen; mit des Dampfes Schnelligkeit.<br />
Lebensnerv des Siegerlandes, Frische Ader im Gefl echt<br />
Deutschen <strong>Eisenbahn</strong>verbandes ist sie Dir, künft´ges Geschlecht.<br />
Schw<strong>in</strong>den wird die morsche Schranke grauer Vorzeit, die nur trennt,<br />
fallen manch´ Alltagsgedanke, wenn man erst den Bahnwerth kennt.<br />
Oft schon kam ideales Leben, Streben, Industrie, Kultur<br />
„per Bahn“ dah<strong>in</strong>, wo´s gegeben vorher kle<strong>in</strong>städt´sche Natur.<br />
Wenn auch nicht <strong>in</strong> Eilzugsschnelle, so doch <strong>in</strong> recht frischem Trab<br />
wird sie mit der <strong>Ferndorf</strong> Welle rollen hier thalauf- und ab.<br />
D´rum gebt Acht ihr Fuhrwerksleute, Eltern, Wärter allzumal!<br />
K<strong>in</strong>dchen wird des Rades Beute, hört´s zu spät das Haltsignal.<br />
Doch nur Anfangs ist uns bange vor Entgleisung und Verlust.<br />
Dampfroß <strong>in</strong> dem dunkeln Drange bleibt des Wegs sich wohlbewußt<br />
Es kommt uns zu Nutz´, und frommen wird noch mehr se<strong>in</strong> weiterer Lauf.<br />
Drum sei tausendmal willkommen, Richtung Hilchenbach: Glück auf!“<br />
234<br />
SZ 26. Februar 1884<br />
Jedoch nicht alle Ortschaften hatten gefl aggt und nur wenige<br />
Anwohner hatten ihre Häuser mit Tannengrün geschmückt.<br />
Nach e<strong>in</strong>er behaglichen Fahrt hieß es plötzlich:<br />
SZ 1. März 1884<br />
„<strong>Ferndorf</strong> !<br />
E<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute !“<br />
...verwundertes<br />
Lächeln ... und dann:<br />
„Kreuztal !<br />
Alles aussteigen !“<br />
Bald darauf lief auch<br />
der Siegener Zug e<strong>in</strong>,<br />
der ebenfalls viele<br />
Gäste brachte [SZ<br />
04.03.1884].<br />
Aber auch <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong><br />
wurde die Eröffnung<br />
der Strecke<br />
gefeiert, wenn auch<br />
nicht so jubelnd wie<br />
<strong>in</strong> anderen Ortschaften.<br />
Im Gasthof<br />
„Hamer“ fand e<strong>in</strong><br />
Festessen statt.
„<strong>Die</strong> Eröffnung <strong>Eisenbahn</strong>strecke Kreuzthal - Hilchenbach fand am 1. März planmäßig unter<br />
großer Feierlichkeit statt. Es trafen von der Königl. <strong>Eisenbahn</strong>direktion Elberfeld mit dem Zuge<br />
1 Uhr 20 m<strong>in</strong> e<strong>in</strong> die Herren: Geheimrath Brandhoff, Bau- und Betriebs<strong>in</strong>spectoren Clausnitzer<br />
und Almenroeder und der Oekonomierath Drobbelste<strong>in</strong>. Nachdem man <strong>in</strong> der Restauration der<br />
Station Kreuzthal e<strong>in</strong> solennes Frühstück e<strong>in</strong>genommen, setzte sich der Extrazug 2 Uhr 3 m<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
Bewegung. Über hundert Festgäste nahmen an dem Festzuge theil, um nach beendigter Fahrt<br />
sich an dem Festessen zu Hilchenbach zu betheiligen.<br />
Der Bahnhof <strong>Ferndorf</strong> war reich befl aggt und hatte durch Pfl anzung von Tannenbäumchen auf<br />
dem Perron e<strong>in</strong> recht festliches Ansehen bekommen. Lag es auch von vornhere<strong>in</strong> nicht <strong>in</strong> der<br />
Absicht des Fest-Komitees an der Station <strong>Ferndorf</strong> zu halten - warum, ist und bleibt e<strong>in</strong> Räthsel<br />
- so hielt er trotzdem, wenn auch nur auf sehr kurze Zeit. Hat auch der Ort <strong>Ferndorf</strong> nicht das<br />
Interesse an der neuen Bahn, wie etwa Dahlbruch und Hilchenbach, so <strong>in</strong>teressiert er sich doch<br />
stets für den Fortschritt.<br />
Wahr ist es freilich, daß durch die Eröffnung unserer Bahn 80 Familien brotlos geworden s<strong>in</strong>d<br />
und daß mit der Bahn manches Schädliche kommen wird, doch unstreitig wird der Nutzen<br />
immerh<strong>in</strong> den Schaden im Allgeme<strong>in</strong>en überwiegen. Auch <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> wurde zur Ehre des<br />
Tages e<strong>in</strong> Festessen veranstaltet, das zahlreich besucht war. Unter der heitersten Laune verliefen<br />
die Stunden beim Glase We<strong>in</strong> schnell, <strong>in</strong> ungetrübter Weise. Bei Ankunft des zurückfahrenden<br />
Extrazuges <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> war der Bahnhof <strong>in</strong> den schönsten Farben bengalisch beleuchtet<br />
und ist dieses Feuerwerk als e<strong>in</strong> recht gelungenes zu verzeichnen.“<br />
SZ 4. März 1884<br />
Der Bahnhof <strong>Ferndorf</strong> 1884 - 1915<br />
Zur Bahnstation <strong>Ferndorf</strong> gehörten damals neben Empfangsgebäude, Güterschuppen und Abort<br />
(Toilettenhaus) e<strong>in</strong> durchgehender Hauptgleis, Bahnsteig, Ladegleis und e<strong>in</strong>e Ladestraße. Da im<br />
Bahnhofsbereich nur drei Handweichen und ke<strong>in</strong>e Signale waren, brauchte man ke<strong>in</strong> Stellwerk.<br />
E<strong>in</strong>e gepfl asterte Zufahrtsstraße<br />
zweigte<br />
von der Prov<strong>in</strong>zalstraße<br />
am Gasthof<br />
„Hamer“ ab. E<strong>in</strong> weiterer<br />
Weg kam von<br />
der Prov<strong>in</strong>zalstraße<br />
und g<strong>in</strong>g am Nachtwächterhaus<br />
vorbei<br />
bis zum Bahnhof.<br />
<strong>Ferndorf</strong> - um 1908<br />
<strong>Die</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> 235
In e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>em Schuppen neben<br />
dem Irlenbach, wurden Geräte für<br />
die Gartenarbeit aufbewahrt. Dort<br />
war auch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Tierstall - vermutlich<br />
für Hühner. <strong>Die</strong> Wäsche<br />
wurde zum Trocknen zwischen den<br />
Obstbäumen aufgehängt. Ob sie<br />
damals noch am Irlenbach gewaschen<br />
wurde, ist ungeklärt.<br />
236<br />
Bahnhofsgebäude<br />
Im Erdgeschoß des Empfangsgebäude befanden sich das<br />
Stationsbüro, die Fahrkartenausgabe und der Wartesaal und<br />
im Obergeschoß die <strong>Die</strong>nstwohnung des Stationsvorstehers.<br />
Das Dachgeschoß war nicht ausgebaut. Der Briefkasten der<br />
Reichspost h<strong>in</strong>g auf der Bahnsteigseite rechts neben dem<br />
Fenster des Warteraums. Dort befand sich auch, l<strong>in</strong>ks neben<br />
der Ausgangstür, e<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kwasserbecken mit e<strong>in</strong>em Becher,<br />
der an e<strong>in</strong>er Kette befestigt war. Im Warteraum stand e<strong>in</strong><br />
großer Ofen der Fa. Eisenbau Krämer aus Dahlbruch. Daneben<br />
wurden die Kohle bzw. Briketts gelagert. Wenn der Bahnhofsvorsteher<br />
mal nicht geheizt hatte, mussten die Fahrgäste<br />
dies gelegentlich auch selbst übernehmen. Weitere Öfen standen<br />
im Stationsbüro und <strong>in</strong> der Wohnung des Vorstehers.<br />
Im Güterschuppen war e<strong>in</strong>e Stückgutwaage. Der E<strong>in</strong>gangsbereich,<br />
von dem man direkt <strong>in</strong>s Treppenhaus gelangte, befand<br />
sich auf der Straßenseite. Rechts lag die Treppe zur Wohnung<br />
bzw. zum Keller und l<strong>in</strong>ks befand sich der Zugang zum<br />
Warteraum. Dazwischen führte e<strong>in</strong>e weitere Tür zum Stationsbüro.<br />
Da es ke<strong>in</strong>en offi ziellen Schalter für die Gepäckabfertigung<br />
gab, wurde das Gepäck vermutlich dort abgegeben.<br />
Zum Bahnhof gehörten auch e<strong>in</strong> Garten, zwei kle<strong>in</strong>e Felder<br />
und e<strong>in</strong>ige Obstbäume. Sie lagen gegenüber dem Empfangsgebäude<br />
vor dem Hauptgleis.
Karten l<strong>in</strong>ke Seite<br />
[BSW/A-SK]<br />
<strong>Die</strong> <strong>Eisenbahn</strong> <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> 237
<strong>Ferndorf</strong> im Jahre 1892 [HS], Sammlung [DB]<br />
238<br />
Bahnpersonal<br />
Zum Personal der <strong>Die</strong>nststelle <strong>Ferndorf</strong><br />
gehörten <strong>in</strong> dieser Zeit vermutlich zwei<br />
Bedienstete, der <strong>Die</strong>nstvorsteher und e<strong>in</strong><br />
Güterbodenarbeiter. Ob es noch weitere<br />
Beschäftigte gab, muss offen bleiben.<br />
Folgende Bahnhofsvorsteher waren von<br />
1884-1915 <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> tätig [HERLING]:<br />
1895 - 1903 Christian Becher<br />
ab 1912 Alw<strong>in</strong> Kaß<br />
Güterverkehr<br />
<strong>Die</strong> Befürchtung, dass die Bedeutung <strong>Ferndorf</strong>s<br />
durch die Eröffnung der Bahnstrecke<br />
abnehmen würde, war schon sehr schnell h<strong>in</strong>fällig<br />
geworden. Als die <strong>Eisenbahn</strong> geplant<br />
wurde war man <strong>in</strong> <strong>Ferndorf</strong> ja noch ke<strong>in</strong>eswegs<br />
begeistert davon gewesen. <strong>Die</strong> Fuhrbetriebe<br />
wehrten sich sogar mit Händen<br />
und Füßen gegen das Projekt, weil sie<br />
befürchteten, dass durch die <strong>Eisenbahn</strong> viele<br />
Fuhrmannsfamilien brotlos werden würden<br />
[HERLING].