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Monsterwellen und ihre Auswirkungen auf die Schifffahrt

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<strong>Monsterwellen</strong> <strong>und</strong> <strong>ihre</strong><br />

<strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong><br />

Jan-Aurel Pfister 6c<br />

Literargymnasium Rämibühl<br />

Maturaarbeit 2012<br />

Betreut von Christoph Schneider


Abstract<br />

Die <strong>Monsterwellen</strong> beschäftigen schon seit längerem Me<strong>die</strong>n <strong>und</strong> Wissenschaftler.<br />

Ich habe mir im ersten Teil der Arbeit zum Ziel gesetzt möglichst genau <strong>und</strong><br />

vereinfacht <strong>die</strong> wichtigsten Erkenntnisse zur Entstehung <strong>und</strong> Verbreitung der<br />

<strong>Monsterwellen</strong> darzulegen. Dazu gehören auch <strong>die</strong> Mythen, <strong>die</strong> sich lange Zeit um<br />

<strong>die</strong> <strong>Monsterwellen</strong> gerangt haben.<br />

Im zweiten Teil der Arbeit werde ich dann spezifisch <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Auswirkungen</strong> der<br />

<strong>Monsterwellen</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> eingehen. Neben Projekten zu <strong>Monsterwellen</strong> <strong>und</strong><br />

potenziellen Frühwarnsystemen, habe ich zwei Kapitänen interviewt, welche selbst<br />

eine Monsterwelle erlebten. Mit ihnen habe ich unter anderem über <strong>ihre</strong> favorisierten<br />

Geräte zum Schutz vor <strong>Monsterwellen</strong> gesprochen <strong>und</strong> bin dadurch zu<br />

Schutzmassnahmen für <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> gekommen. Das Ziel meiner Arbeit besteht in<br />

der Darlegung der bis zum heutigen Zeitpunkt bekannten Fakten <strong>die</strong>ses weitgehend<br />

unbekannten Phänomens <strong>und</strong> den <strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong>. Die<br />

<strong>Auswirkungen</strong> sind bis zum heutigen Tage jedoch grösstenteils ausgeblieben <strong>und</strong> so<br />

wagte ich einen Ausblick in <strong>die</strong> Zukunft der Forschung <strong>und</strong> Frühwarnung.<br />

Abbildung 1 (Titelblatt): Symbolbild einer Monsterwelle<br />

© BBC<br />

http://www.saevert.de/bilder/muenchen.jpg (Benutzt am 07.11.11)<br />

2


Ich bestätige, dass ich <strong>die</strong>se Arbeit selbst geleistet habe, dass sie kein Plagiat <strong>und</strong><br />

auch keine Fälschung ist, dass alle übernommenen Teile korrekt erwähnt, zitiert <strong>und</strong><br />

bibliografiert sind <strong>und</strong> ich nur <strong>die</strong> erwähnten Hilfsmittel verwendet habe. Ich bin von<br />

den Konsequenzen, <strong>die</strong> eine Nichteinhaltung <strong>die</strong>ser Punkte nach sich zieht, in<br />

Kenntnis gesetzt worden.<br />

Meilen, 24.11.2011<br />

Jan-Aurel Pfister<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 5<br />

Einleitung 6<br />

1 Definition von <strong>Monsterwellen</strong> 7<br />

2 Entstehung <strong>und</strong> typischer Aufbau einer Monsterwelle 9<br />

2.1 Die drei verschiedenen <strong>Monsterwellen</strong> 9<br />

2.2 Entstehungstheorien von <strong>Monsterwellen</strong> 10<br />

2.3 Theorie der nichtlinearen Überlagerung (Huckepackmodell) 11<br />

2.4 Strömungs- <strong>und</strong> Windtheorie 12<br />

2.5 Aufstauung der Wellen anhand des Erlebnisses von Kapitän Appel 12<br />

2.6 Typischer Aufbau einer Monsterwelle 13<br />

3 Physik der <strong>Monsterwellen</strong> 14<br />

3.1 Frühere Theorien zur Entstehung von <strong>Monsterwellen</strong> 14<br />

3.2 Die Theorie von Al Osborne 15<br />

3.3 Neue Berechnungen zur Wahrscheinlichkeit von <strong>Monsterwellen</strong> 15<br />

3.4 Aktuelle Forschungen zu <strong>Monsterwellen</strong> 16<br />

4 Entwicklung der Erklärungen für <strong>Monsterwellen</strong> 17<br />

5 Wo können <strong>Monsterwellen</strong> entstehen 19<br />

5.1 Risikoreiche Regionen <strong>und</strong> Orte für <strong>die</strong> Entstehung von<br />

<strong>Monsterwellen</strong> 19<br />

6 Unterschied zwischen Monsterwelle <strong>und</strong> Tsunami 22<br />

6.1 Anatomie eines Tsunami 23<br />

6.2 Unterschiede zwischen Tsunami <strong>und</strong> Monsterwelle 24<br />

7 Interviews mit Kapitän Appel <strong>und</strong> Kapitän Lampe 25<br />

7.1 Erlebnisbericht von Herrn Appel, Kapitän der Eurobridge Beam 25<br />

7.2 Erlebnisbericht von Herrn Lampe, Kapitän der Caledonian Star 27<br />

7.3 Vergleich der Aussagen von Kapitän Lampe <strong>und</strong> Kapitän Appel 30<br />

8 Mögliche <strong>Auswirkungen</strong> von <strong>Monsterwellen</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> 32<br />

8.1 Die Rolle der International Maritime Organisation 33<br />

9 Frühwarnung 35<br />

9.1 Das Projekt Max Wave 35<br />

9.2 Ergebnisse des Projektes Max Wave 36<br />

9.3 Wave Monitoring System II 38<br />

9.4 Die von den Kapitänen bevorzugten Systeme zu Vorhersage<br />

<strong>und</strong> Schutz vor <strong>Monsterwellen</strong> 39<br />

10 Bekannte Fälle von <strong>Monsterwellen</strong> 40<br />

11 Konkrete Massnahmen zur Verhinderung von Schäden<br />

<strong>und</strong> Frühwarnung 45<br />

12 Schlussfolgerung mit Blick in <strong>die</strong> Zukunft von Forschung <strong>und</strong><br />

Frühwarnung 46<br />

Anhang 47<br />

4


Vorwort<br />

<strong>Monsterwellen</strong> interessieren mich schon seit einiger Zeit. Dass Wasser, das ich <strong>die</strong><br />

meiste Zeit als etwas sehr ruhiges empfand, solch zerstörerische Kräfte entwickeln<br />

kann, faszinierte mich. Durch <strong>die</strong>se Arbeit ergab sich <strong>die</strong> Gelegenheit mehr über <strong>die</strong><br />

Entstehung <strong>und</strong> <strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> zu erfahren.<br />

Ich danke den Kapitänen Lampe <strong>und</strong> Appel, welche sich beide <strong>die</strong> Zeit für ein<br />

Gespräch mit mir genommen haben <strong>und</strong> mich mit Informationen <strong>und</strong> Bildern<br />

versorgten.<br />

Des Weiteren Bedanke ich mich bei Herr Schneider <strong>und</strong> Herr Frei für <strong>die</strong> Betreuung<br />

meiner Arbeit.<br />

5


Einleitung<br />

Abbildung 2: Logbucheintrag der MS Bremen<br />

http://www.esys.org/rev_info/monsterwelle-logbuch-bremen.jpg (Benutzt am 24.11.11)<br />

Wie der Logbucheintrag zeigt, sind <strong>Monsterwellen</strong> ein grosses Problem für <strong>die</strong><br />

<strong>Schifffahrt</strong>. Die Wellen, welche theoretisch bis 40 Meter hoch werden können,<br />

zerstören Schiffe, <strong>die</strong> sich ihnen in den Weg stellen innert Sek<strong>und</strong>en. Diese Kraft <strong>die</strong><br />

das Wasser entwickeln kann, faszinierte mich <strong>und</strong> ich fragte mich wie <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong><br />

wohl <strong>auf</strong> <strong>die</strong>ses Phänomen reagieren wird. Deshalb setzte ich mir zum Ziel sowohl<br />

<strong>die</strong> Hintergründe <strong>und</strong> Ursachen der <strong>Monsterwellen</strong> auszuleuchten als auch mehr<br />

über <strong>die</strong> <strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> zu erfahren. Durch <strong>die</strong>se zwei<br />

Zielsetzungen unterteilte ich meine Arbeit in zwei Teile. Im ersten Teil versuche ich<br />

unter anderem <strong>die</strong> Entstehungsarten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Physik von <strong>Monsterwellen</strong> möglichst<br />

vereinfacht darzulegen. Ferner werden <strong>die</strong> Risikogebiete vorgestellt <strong>und</strong> der<br />

Unterschied zwischen Tsunamis <strong>und</strong> <strong>Monsterwellen</strong> unterstrichen.<br />

Im zweiten Teil gehe ich spezifisch <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> ein <strong>und</strong> stelle unteranderem<br />

mögliche Frühwarnsysteme vor. Ausserdem wird <strong>die</strong> Problematik der heutigen<br />

Bauart der Schiffe <strong>auf</strong>gezeigt <strong>und</strong> Verbesserungen vorgeschlagen.<br />

In meiner Arbeit stütze ich mich Mehrheitlich <strong>auf</strong> Zeitungsartikel, wissenschaftliche<br />

Publikationen <strong>und</strong> Dokumentarfilme zum Thema <strong>Monsterwellen</strong>. Um mehr<br />

Informationen bezüglich <strong>Monsterwellen</strong> zu erhalten, kam mir <strong>die</strong> Idee ein Gespräch<br />

mit einem Kapitän zu führen, der eine Monsterwelle erlebt hat. Bei meiner Recherche<br />

stiess ich dabei <strong>auf</strong> Kapitän Karl Lampe <strong>und</strong> Kapitän Bernd Appel, welche sich<br />

netterweise beide für ein Gespräch mit mir zur Verfügung stellten. Durch <strong>die</strong>se<br />

beiden Gespräche bot sich mir ein Einblick in <strong>die</strong> unangenehme Begegnung mit einer<br />

Monsterwelle. Die beiden Kapitäne versorgten mich ausserdem mit Informationen<br />

bezüglich Besonderheiten von Seegebieten <strong>und</strong> äusserten Verbesserungsvorschläge<br />

für <strong>die</strong> Schiffbauart. Durch <strong>die</strong> beiden Erlebnisberichte, welche ich <strong>auf</strong> der Basis der<br />

Aussagen der beiden Kapitäne erstellt habe, wird auch ihnen ein kurzer Einblick<br />

geboten wie es ist Auge in Auge mit einer Monsterwelle zu stehen.<br />

Kapitän Bernd Appel: Bernd.Appel@t-online.de<br />

Kapitän Karl Lampe: karl.lampe@ewetel.net<br />

6


1 Definition von <strong>Monsterwellen</strong><br />

Zuerst muss man wissen, was unter einer Monsterwelle verstanden wird. Dazu sind<br />

folgende Definitionen <strong>und</strong> Begriffe notwendig:<br />

„Wird <strong>die</strong> signifikante Wellenhöhe*, <strong>die</strong> dem Mittelwert des Drittels der höchsten<br />

Wellen entspricht, um mehr als das 1,86-fache überschritten, spricht man von einer<br />

Monsterwelle“ Prof. Günther Clauss 1<br />

Dieser Definition nach könnte bei einer signifikanten Wellenhöhe von 1 Meter eine<br />

Welle mit 2 Metern Höhe bereits als Monsterwelle betitelt werden. In meiner Arbeit<br />

geht es jedoch primär um <strong>Monsterwellen</strong> <strong>die</strong> gefährlich für <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> werden<br />

können. Also richtige Riesen mit einer Höhe von über 20 Metern.<br />

*Signifikante Wellenhöhe:<br />

Die signifikante Wellenhöhe ist der Durchschnitt des oberen Drittels aller Wellen.<br />

Meistens wird <strong>die</strong> Wellenhöhe von einh<strong>und</strong>ert vorangegangenen Wellen gemessen<br />

<strong>und</strong> von den Drei<strong>und</strong>reissig höchsten Wellen wird der Mittelwert errechnet. Das<br />

Resultat entspricht der signifikanten Wellenhöhe. 2<br />

Wellenlänge:<br />

Die Wellenlänge ist <strong>die</strong> Distanz zwischen dem ersten <strong>und</strong> dem nachfolgenden<br />

Wellenkamm<br />

Abbildung 3 Welle mit Beschriftung (selbst Bearbeitet)<br />

http://forum.physik-lab.de/ftopic6202.html (Benutzt am 07.12.11)<br />

Wellental:<br />

Ein Wellental ist <strong>die</strong> tiefste Stelle zwischen zwei Wellen.<br />

1 http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima/tid-23396/naturgewalten-<strong>die</strong>-monster-aus-dem-meer_aid_658210.html<br />

(Benutzt am 07.12.11)<br />

2 http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/geo/14961 (Benutzt am 07.12.11)<br />

7


Abbildung 4 Wellenperiode<br />

http://forum.physik-lab.de/ftopic6202.html (Benutzt am 07.12.11)<br />

Wellenperiode:<br />

Zeitabstand zwischen zwei nachfolgenden Wellen. 3<br />

Dünung:<br />

Wellen <strong>die</strong> nicht durch den Wind vor Ort entstehen sondern von weiter herkommen.<br />

Zum Beispiel von einem weiter entfernten Sturm herrühren.<br />

Kreuzsee:<br />

Die Wellen kommen aus allen Richtungen.<br />

Freak Wave:<br />

Englischer Begriff für Monsterwelle<br />

Steuerbord:<br />

Rechts<br />

Backbord:<br />

Links<br />

3 http://www.definition-of.net/definition-der-wellental (Benutzt am 07.12.11)<br />

8


2 Entstehung <strong>und</strong> typischer Aufbau einer Monsterwelle<br />

Trotz jahrelanger, physikalischer Experimente im Wellentank, sind bis heute noch<br />

nicht alle Ursachen, welche <strong>die</strong> Entstehung einer Monsterwelle begünstigen, restlos<br />

geklärt. Das hängt mit den sehr komplexen <strong>und</strong> komplizierten physikalischen<br />

Eigenschaften der Monsterwelle <strong>und</strong> der Welle selber. Die Natur formt in den<br />

wenigsten Fällen oder praktisch nie zwei Dinge exakt gleich. Somit sind auch nicht<br />

alle (Monster-) Wellen gleich in Aussehen <strong>und</strong> Entstehungsart. Hauptsächlich wird<br />

zwischen drei verschiedenen Varianten von <strong>Monsterwellen</strong> unterschieden, welche<br />

alle ein voneinander abweichendes äusseres Erscheinungsbild <strong>und</strong> auch eine<br />

gr<strong>und</strong>verschiedene Art <strong>und</strong> Ursache der Entstehung an den Tag legen. Die einzige<br />

Bedingung, <strong>die</strong> eine Monsterwelle erfüllen muss <strong>und</strong> deshalb alle drei Arten<br />

verbindet, ist, dass sie <strong>die</strong> signifikante Wellenhöhe um mindestens das 1.86-fache<br />

überschreiten muss.<br />

2.1 Die drei verschiedenen <strong>Monsterwellen</strong><br />

Die aktuelle Forschung unterscheidet <strong>die</strong> drei verschiedenen <strong>Monsterwellen</strong> genannt,<br />

„Kaventsmann“, „<strong>die</strong> drei Schwestern“ <strong>und</strong> „weisse Wand“. Vor allem <strong>die</strong> Forschung<br />

an den „drei Schwestern“ steckt noch immer in den Kinderschuhen.<br />

Kaventsmann: Grob beschrieben, ist der Kaventsmann eine enorm hohe<br />

Einzelwelle, welche <strong>die</strong> signifikante Wellenhöhe klar um mehr als das 1.86-fache<br />

übertrifft <strong>und</strong> eine von Welle zu Welle variierende Gestalt annehmen kann.<br />

Die drei Schwestern: Wie schon im Namen enthalten, besteht <strong>die</strong>se Monsterwelle<br />

aus drei verschiedenen <strong>Monsterwellen</strong>. Die drei Schwestern zeichnen sich dadurch<br />

aus, dass sie unmittelbar nacheinander folgen <strong>und</strong> alle drei Wellen <strong>die</strong> signifikante<br />

Wellenhöhe um mindestens das 1.86-fache übertreffen.<br />

Weisse Wand: Die weisse Wand hebt sich von den anderen zwei <strong>Monsterwellen</strong><br />

durch <strong>ihre</strong> immense Breite ab. Neben der aussenordentlichen Höhe der Welle,<br />

unterscheidet sich <strong>die</strong>se Welle mit <strong>ihre</strong>r extremen Breite von bis zu zehn Kilometern<br />

von den anderen Arten. Über<strong>die</strong>s, ist <strong>die</strong>se Welle enorm steil, daher kommt auch der<br />

Namensteil „Wand“ in der Bezeichnung vor. Den Teilnamen, „weiss“, erhält <strong>die</strong> Welle<br />

dadurch, dass sie an <strong>ihre</strong>r Vorderseite einen weissen Schaum <strong>auf</strong>weist.<br />

Alle drei Typen haben jedoch auch eine identische, für <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> beruhigende<br />

Eigenschaft: Die <strong>Monsterwellen</strong> l<strong>auf</strong>en im Gegensatz zu normalen Wasserwellen nur<br />

kurze Strecken <strong>auf</strong> dem Meer <strong>und</strong> lösen sich nach kurzer Zeit in mehrere kleinere<br />

Wellen <strong>auf</strong> oder sie brechen. Durch <strong>die</strong> kurze Existenzdauer der <strong>Monsterwellen</strong>, sind<br />

sie nur während einem kurzen Zeitraum für <strong>die</strong> Schiffe gefährlich. 4<br />

4 http://www.esys.org/rev_info/monsterwellen.html (Benutzt am 17.10.11)<br />

9


2.2 Entstehungstheorien von <strong>Monsterwellen</strong><br />

Die <strong>Monsterwellen</strong> entstehen, <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> von verschiedenen<br />

Ursachen. Wichtig für <strong>die</strong> Entstehung der <strong>Monsterwellen</strong> ist<br />

vor allem <strong>die</strong> Eigenschaft von Wasserwellen, dass <strong>die</strong>se<br />

gebeugt werden können. Diese Besonderheit von<br />

Wasserwellen ist jedoch nur möglich, wenn sich <strong>die</strong><br />

Geschwindigkeit zeitlich oder räumlich ändert. Dadurch, dass<br />

<strong>die</strong> Welle gebeugt wird, ändert sich auch <strong>die</strong> Verteilung der<br />

Energie innerhalb der Welle, sie wird fokussiert. Mögliche<br />

Ursachen für <strong>die</strong> Veränderung der Wellengeschwindigkeit<br />

sind zum einen eine Verminderung oder Zunahme der<br />

Wassertiefe <strong>und</strong> zum anderen variierende Strömungen.<br />

Diese Theorie der Beugung ist von unschätzbarem Wert für<br />

<strong>die</strong> Forscher, <strong>die</strong> <strong>auf</strong> der Spur der <strong>Monsterwellen</strong> sind. Nur<br />

<strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ser Theorie konnte man Modelle <strong>auf</strong>stellen, in<br />

denen <strong>Monsterwellen</strong>, durch <strong>die</strong> Fokussierung der Energie,<br />

in <strong>ihre</strong>r Entstehung begünstigt werden.<br />

Die Wissenschaftler kamen zum Schluss, dass vier<br />

entscheidende Faktoren im Bezug <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Entstehung von <strong>Monsterwellen</strong><br />

entscheidenden Einfluss haben.<br />

1. Strömungen, welche zeitlich oder räumlich variieren. Diese Strömungen nennt<br />

man turbulente Strömungen. (Einzelne<br />

Teilchen strömen nicht parallel)<br />

2. Die Beugung der Wellen. Das heisst, dass<br />

<strong>die</strong> Wellen gekrümmt oder umgelenkt würden.<br />

Die gebeugten Wellen können sich in der Folge<br />

Überlagern <strong>und</strong> zu <strong>Monsterwellen</strong> <strong>auf</strong>bauen.<br />

Die Forscher sehen bei <strong>die</strong>ser Theorie primär<br />

Sandbänke <strong>und</strong> Untiefen als Gefahrenstellen.<br />

3. Diffraktion. Das bedeutet, dass <strong>die</strong><br />

Wellenenergie sich neu verteilt. Diese<br />

Besonderheit tritt vor allem <strong>auf</strong>, wenn eine<br />

Welle <strong>auf</strong> ein Hindernis, wie zum Beispiel <strong>auf</strong><br />

eine Untiefe im Wasser oder <strong>auf</strong> eine Insel,<br />

trifft.<br />

4. Nichtlineare Überlagerung. Mehrere Wellen<br />

<strong>die</strong> eine unterschiedliche Frequenz <strong>auf</strong>weisen,<br />

treffen <strong>auf</strong>einander. Durch das Gleichzeitige<br />

Aufeinandertreffen der Wellen, können sie sich<br />

zu einer einzigen Welle zusammenschliessen <strong>und</strong> ein Vielfaches <strong>ihre</strong>r ursprünglichen<br />

Höhe erreichen. 5<br />

5 Gschrei, Stephanie: <strong>Monsterwellen</strong> vom Seemannsgarn zur aktuellen Forschung, In: GeoLoge Vol.2 2010<br />

10<br />

Abbildung 5 Beugung einer<br />

Welle<br />

http://daten.didaktikchemie.unibayreuth.de/umat/beugung_inter<br />

ferenz/interferenz_beugung.htm<br />

#4 (Benutzt am 7.12.11)<br />

Abbildung 6 Modell für <strong>die</strong> Entstehung von<br />

<strong>Monsterwellen</strong><br />

http://daten.didaktikchemie.unibayreuth.de/umat/beugung_interferenz/monsterwelle.<br />

GIF (Benutzt am 08.11.11)


2.3 Theorie der nichtlinearen Überlagerung (Huckepackmodell)<br />

Diese letzte mögliche Theorie ist sozusagen das Lieblingsmodell der Forscher zur<br />

Erklärung von <strong>Monsterwellen</strong> geworden. Deshalb wird sie hier separat noch genauer<br />

erklärt.<br />

Die Theorie der nichtlinearen Überlagerung wird bis heute als einer der Hauptgründe<br />

angesehen <strong>und</strong> grösstenteils für <strong>die</strong> Entstehung von <strong>Monsterwellen</strong> verantwortlich<br />

gemacht. Die Ursache für <strong>die</strong><br />

Überlagerung der Wellen<br />

besteht in den unterschiedlich<br />

langen Perioden der Wellen.<br />

Eine Periode ist das<br />

Zeitintervall, nach dem sich<br />

ein bestimmter Vorgang<br />

widerholt. Dadurch, dass es<br />

Wellen mit kürzeren Perioden <strong>und</strong> längeren Perioden gibt, bewegt sich jede Welle<br />

mit <strong>ihre</strong>r individuellen Geschwindigkeit. Aufgr<strong>und</strong> dessen gibt es schnellere <strong>und</strong><br />

langsamere Wellen. Wenn nun <strong>die</strong> langsameren Wellen von den schnelleren<br />

eingeholt werden, schliessen sich <strong>die</strong>se zusammen <strong>und</strong> eine Monsterwelle entsteht.<br />

Das Aufeinandertreffen der Wellen, mit einem möglichst kleinen Aufprall Winkel ist in<br />

<strong>die</strong>sem Fall eine optimale Bedingung für <strong>die</strong> Entstehung einer Monsterwelle. Die<br />

langsameren Wellen werden von den schnelleren Wellen überlagert. Durch <strong>die</strong> das<br />

Zusammenschliessung der Wellenenergien <strong>und</strong> Volumina, kann <strong>die</strong> Monsterwelle in<br />

<strong>die</strong> Höhe wachsen. Dabei kann sie durch <strong>die</strong> zusätzliche Aufnahme von Energie <strong>und</strong><br />

Volumen aus Nachbarwellen ein Vielfaches <strong>ihre</strong>r ursprünglichen Höhe erreichen. 6<br />

S. 21-29<br />

6 http://www.g-o.de/dossier-detail-169-7.html (Benutzt am 17.10.11)<br />

Abbildung 7 Modell der Überlagerung der Wellen<br />

http://daten.didaktikchemie.unibayreuth.de/umat/beugung_interferenz/interferenz_beugung.htm#4<br />

(Benutzt<br />

am 07.12.11)<br />

11


2.4 Strömungs- <strong>und</strong> Windtheorie<br />

Eine andere Entstehungsart, ist strömungsbedingt. Eine normale Oberflächenwelle<br />

wird grösstenteils vom Wind verursacht. Ist nun eine Welle ziemlich hoch <strong>und</strong> sehr<br />

lang, ist es kein Problem über <strong>die</strong>se Welle zu fahren. Wenn <strong>die</strong> Welle gegen <strong>die</strong><br />

Strömung läuft, wird <strong>die</strong> Welle zusammengedrückt <strong>und</strong> nimmt in der Länge ab. Die<br />

Masse der Welle, <strong>die</strong> vorher in der Länge steckte, ist nun durch <strong>die</strong><br />

zusammengestauchte Welle in <strong>die</strong> Höhe gewandert. Dadurch entsteht eine<br />

Monsterwelle. 7<br />

Zu den Ursachen 1-3 ist anzumerken, dass sich Wellen, welche nicht von Untiefen,<br />

Sandbänken, Inseln oder Strömungen <strong>auf</strong>gehalten werden, sich sehr selten zu<br />

<strong>Monsterwellen</strong> <strong>auf</strong>türmen. Erst durch <strong>die</strong> Fokussierung der Energie steigt <strong>die</strong><br />

Gefahr, da <strong>die</strong> Wechselwirkung zwischen den einzelnen Wellen deutlich zunimmt.<br />

Ausschlaggebend ist jedoch wie schnell <strong>die</strong> Fokussierung stattfindet. Wenn <strong>die</strong><br />

Fokussierung langsam zunimmt, ist das Risiko einer Monsterwelle deutlich kleiner,<br />

als wenn <strong>die</strong> Untiefe jäh <strong>auf</strong>taucht. Ab einer bestimmten Konzentration der Energie<br />

wächst <strong>die</strong> Wechselwirkung zwischen den Wellen an. Je mehr <strong>die</strong> Wechselwirkung<br />

zwischen den Wellen zunimmt, desto wahrscheinlicher wird <strong>die</strong> Entstehung einer<br />

Monsterwelle. 8<br />

2.5 Aufstauung der Wellen anhand des Erlebnisses von Kapitän Appel<br />

Genau wie <strong>die</strong> Forscher, sieht Herr Appel <strong>die</strong> Gefahr von <strong>Monsterwellen</strong> in<br />

bestimmten Gebieten. Er erklärt es anhand von Neuf<strong>und</strong>land, wo sein Schiff von<br />

einer Monsterwelle überrollt wurde. In der Nähe Neuf<strong>und</strong>lands, befinden sich der<br />

Labradorstrom <strong>und</strong> der Golfstrom. Diese beiden Strömungen treffen bei Neuf<strong>und</strong>land<br />

<strong>auf</strong>einander. Aufgr<strong>und</strong> des Umstandes, dass der Labradorstrom kalt ist <strong>und</strong> der<br />

Golfstrom warm, kommt es zu Verwirbelungen <strong>und</strong> Turbulenzen. Der zweite Faktor,<br />

findet sich bei den Wellen selber. Wellen wirken nicht nur an der Oberfläche, sondern<br />

auch unter dem Meeresspiegel. Wenn nun eine Dünung mit dem Wind läuft, kann<br />

<strong>die</strong>se unheimlich lang sein aber zum Beispiel nur 15 Meter hoch. Wenn nun eine<br />

Welle von 300 Metern Länge <strong>und</strong> 15 Metern Höhe in Windrichtung übers Meer läuft,<br />

stört das kein Schiff, da es <strong>die</strong> Wellen ganz leicht abfahren kann. Das Problem<br />

entsteht erst, wenn <strong>die</strong> Welle <strong>auf</strong>gestaut wird. Das passiert zum Beispiel ebenfalls in<br />

der Nähe Neuf<strong>und</strong>lands. Da nimmt <strong>die</strong> Wassertiefe des Atlantiks plötzlich drastisch,<br />

von vorher zirka 4000 Metern <strong>auf</strong> nur noch um <strong>die</strong> 400 Meter, ab. Bei einer<br />

plötzlichen Abnahme der Wassertiefe entstehen Turbulenzen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Energie wird<br />

fokussiert. Durch <strong>die</strong>se beiden natürlichen Gegebenheiten, kann es sein, dass eine<br />

Welle durch einen der beiden Ströme <strong>auf</strong>gestaut wird <strong>und</strong> zu einer Monsterwelle<br />

anwächst. Die Turbulenzen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Fokussierung der Energie erhöhen <strong>die</strong> Gefahr für<br />

eine Monsterwelle zusätzlich.<br />

7 http://www.esys.org/rev_info/monsterwellen.html (Benutzt am 17.10.11)<br />

8 http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,641432,00.html (Benutzt am 17.10.11)<br />

12


2.6 Typischer Aufbau einer Monsterwelle<br />

Die <strong>Monsterwellen</strong> ähneln den normalen Wellen nicht. Im Gegensatz zu normalen<br />

Wellen sind sie extrem steil <strong>und</strong> im Fall der „weissen Wand“ auch sehr breit.<br />

Charakteristisch ist zudem, dass <strong>Monsterwellen</strong> in der gesamten Breite brechen.<br />

Kennzeichnend für <strong>die</strong> <strong>Monsterwellen</strong> sind neben der Steilheit aber vor allem <strong>die</strong><br />

extrem tiefen <strong>und</strong> kurzen Wellentäler, welche der Welle sowohl vorausgehen als<br />

auch nachfolgen. Diese Wellentäler machen es grossen Schiffen enorm schwer <strong>die</strong><br />

Welle zu überwinden, da sie durch <strong>die</strong> Länge des Schiffes direkt in <strong>die</strong> Welle<br />

hineinfahren. 9<br />

Abbildung 8 Typischer Aufbau einer Monsterwelle mit sehr tiefen Wellentälern<br />

Gschrei, Stephanie: <strong>Monsterwellen</strong> vom Seemannsgarn zur aktuellen Forschung, In: GeoLoge Vol.2 2010<br />

S. 21-29<br />

9 Gschrei, Stephanie: <strong>Monsterwellen</strong> vom Seemannsgarn zur aktuellen Forschung, In: GeoLoge Vol.2 2010<br />

S. 21-29<br />

13


3 Physik der <strong>Monsterwellen</strong><br />

3.1 Frühere Theorien zur Entstehung von <strong>Monsterwellen</strong><br />

In den 1950er Jahren stellten Forscher verschiedene Theorien <strong>auf</strong>, um den Seegang<br />

mathematisch <strong>und</strong> physikalisch zu beschreiben. Eine der Theorien vermutete, dass<br />

bei gleichen Bedingungen, wie zum Beispiel Windgeschwindigkeit sowie<br />

Temperaturunterschied von Wasser <strong>und</strong> Luft, das Wasser immer gleich reagiert. 10<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt nahmen <strong>die</strong> Wissenschaftler an, dass <strong>die</strong> Wellen statistischen<br />

Gesetzen unterlagen. Sie erstellten ein lineares Modell, welches besagt, dass bei<br />

jedem Seegang eine Obergrenze für <strong>die</strong> Höhe von Wellen besteht. Die<br />

Wissenschaftler stützen sich bei <strong>ihre</strong>m Modell <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Gauss’sche Normalverteilung,<br />

welche eine bestimmte Wahrscheinlichkeit in der Natur voraussagt. Wenn ich zum<br />

Beispiel zehn Münzen mit einer eins <strong>und</strong> einer null dar<strong>auf</strong> werfe <strong>und</strong> dann <strong>die</strong> Einsen<br />

<strong>und</strong> Nullen ad<strong>die</strong>re ergibt <strong>die</strong>s einen Wert um <strong>die</strong> Zahl fünf herum. Wenn ich nun<br />

einh<strong>und</strong>ert mal <strong>die</strong>se zehn Münzen in <strong>die</strong> Luft werfe <strong>und</strong> <strong>auf</strong>fange, wird <strong>die</strong>se<br />

Verteilung, genannt Normalverteilung immer deutlicher <strong>und</strong> es wird in den meisten<br />

Fällen <strong>die</strong> Zahl fünf <strong>und</strong> vier herauskommen, es besteht jedoch auch <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

dass <strong>die</strong> 1 oder 10 herauskommt, nur ist es eher selten. So sieht man, je mehr<br />

Münzen man wirft, desto deutlicher tritt <strong>die</strong> Normalverteilung hervor. 11<br />

Dem linearen Modell nach ist <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit bei einem durchschnittlichen<br />

Seegang von 12 Metern Höhe eine über 20 Meter hohe Welle zu treffen, praktisch<br />

gleich Null.<br />

Dabei bringt Dr. Jim Gunson vom meteorologischen Dienst Grossbritanniens den<br />

Vergleich mit einer Schulklasse an: „In einer Schulklasse gibt es eine<br />

Durchschnittsgrösse, ein paar Kinder sind ein bisschen grösser, ein paar ein<br />

bisschen kleiner, doch <strong>die</strong> Chance, dass ein Kind 3 oder 4 mal grösser als der<br />

Durchschnitt ist, ist sehr, sehr klein. Dem linearen Modell nach ist <strong>die</strong><br />

Wahrscheinlichkeit, einer 30 Meter hohen Welle bei einem durchschnittlichen<br />

Seegang von 12 Metern zu begegnen, etwa gleich 0.000001. Was bedeutet, dass<br />

eine 30 Meter hohe Welle nur alle 10‘000 Jahre <strong>auf</strong>treten dürfte. “ 12<br />

Die Zeitung „Die Zeit“ hat ein anderes Beispiel angeführt, welches meiner Meinung<br />

nach <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit, dass eine Monsterwelle entsteht, fast besser, bildlicher<br />

darstellt. Sie vergleicht <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit einer Monsterwelle mit der Chance,<br />

dass sich eine gesamte Schulklasse nach mehreren Jahren zufällig in demselben<br />

Restaurant wieder trifft. 13<br />

Aufgr<strong>und</strong> von <strong>die</strong>sem, <strong>auf</strong> Gauss <strong>auf</strong>bauendem Modell, glaubten <strong>die</strong> Forscher den<br />

Kapitänen bis zum Beweis durch <strong>die</strong> Neujahrswelle nicht, dass solch enorm grosse<br />

Wellen überhaupt existieren.<br />

10 BBC: Freak Waves - Riesenwellen aus dem Nichts, Grossbritannien, 2002, 44 Min<br />

(http://www.youtube.com/watch?v=DUn8WQ4Y1bM Benutzt am 06.10.11)<br />

11 http://www.gauss-goettingen.de/gauss_kniffelig_norm.php?navid=3&supnavid=7 (Benutzt am 06.10.11)<br />

12 BBC: Freak Waves – Riesenwellen aus dem Nichts, Grossbritannien, 2002, 44 Min part 2/5 �0:28 min<br />

(http://www.youtube.com/watch?v=4YzUAQgXLv8&feature=related Benutzt am 06.10.11)<br />

13 http://www.zeit.de/2007/35/N-Freak-Waves (Benutzt am 06.10.11)<br />

14


3.2 Die Theorie von Al Osborne<br />

Der einzige, der vor der Neujahrswelle eine modellierte, nichtlineare Form der<br />

Schrödingergleichung entwarf, um Hochseewellen zu beschreiben, war Al Osborne.<br />

Laut Osborne wäre es möglich, dass Wellen bei grösserer Tiefe sich häufiger als im<br />

Linearen Modell vorausgesagt, zu Riesenwellen transformieren könnten, da sie <strong>ihre</strong><br />

Stabilität verlieren. Somit könnte sich eine normale Welle plötzlich als Riesenwelle<br />

von der Wasseroberfläche erheben, indem sie Energie von <strong>ihre</strong>n Nachbarwellen<br />

bezieht. Die damaligen Wellenforscher wollten jedoch immer noch nicht glauben,<br />

dass solche Wellen existieren könnten.<br />

Erst seit der Neujahrswelle, <strong>die</strong> den ersten Beweis für eine Monsterwelle lieferte, ist<br />

<strong>die</strong> nichtlineare Form der Schrödingergleichung im Bezug <strong>auf</strong> <strong>Monsterwellen</strong> von<br />

Wellenforschern akzeptiert. 14<br />

3.3 Neue Berechnungen zur Wahrscheinlichkeit von <strong>Monsterwellen</strong><br />

Die Forscher begannen sogleich eine neue Berechnung der Wahrscheinlichkeit<br />

durchzuführen, um den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen r<strong>und</strong> um <strong>die</strong><br />

<strong>Monsterwellen</strong> gerecht zu werden. Deshalb wurde <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit <strong>auf</strong> der<br />

Basis von den neuen Erkenntnissen <strong>und</strong> unter Berücksichtigung der neuen Daten,<br />

neu errechnet. Die Forscher kamen zum Schluss, dass in einem schmalen <strong>und</strong> nicht<br />

von Gauss definierten Wellenfeld, gerechnet <strong>auf</strong> 100 anormale Wellen, eine 13<br />

prozentige Wahrscheinlichkeit besteht, dass eine Monsterwelle <strong>auf</strong>tritt. Die <strong>auf</strong> der<br />

Basis der Gaussschen Normalverteilung <strong>auf</strong>bauenden Berechnungen, <strong>die</strong> früher<br />

gebraucht wurde um <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit von <strong>Monsterwellen</strong> zu bestimmen,<br />

kommen bei <strong>ihre</strong>r Auswertung der Daten <strong>auf</strong> lediglich 3,3 Prozent.<br />

Das neu gewonnene Ergebnis zeigt genau <strong>auf</strong>, wie drastisch sich <strong>die</strong><br />

Wissenschaftler <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> von falschen Annahmen verrechnet hatten. 15 Hier kann<br />

man wohl einmal mehr sagen: „Wissenschaft ist der aktuelle Stand des Irrtums“<br />

14<br />

Gschrei, Stephanie: <strong>Monsterwellen</strong> vom Seemannsgarn zur aktuellen Forschung, In: GeoLoge Vol.2 2010<br />

S. 21-29<br />

15<br />

Nobuhito Mori: Occurrence probability of a freak wave in a nonlinear wave field<br />

http://www.oceanwave.jp/research/freakwave/OE_maxwave/node7.html (Benutzt am 06.10.11)<br />

15


3.4 Aktuelle Forschung zu <strong>Monsterwellen</strong><br />

Inzwischen hat sich viel getan, den Mythos um<br />

<strong>die</strong> <strong>Monsterwellen</strong> <strong>auf</strong>zuklären. Mehrere<br />

Forscherteams befassten sich über Jahre hinweg<br />

mit <strong>Monsterwellen</strong> Experimenten im Labor <strong>und</strong><br />

versuchten das Rätsel der Riesen der Meere zu<br />

entschlüsseln. Ein <strong>auf</strong>sehenerregender Erfolg ist<br />

den Physikern Bengt Eliasson <strong>und</strong> P. K. Shukla<br />

von der Ruhr- Universität in Bochum geglückt.<br />

Sie haben, wie Al Osborne, <strong>die</strong> Instabilität der<br />

normal grossen Wellen beobachtet, um zu<br />

begreifen wie <strong>die</strong> <strong>Monsterwellen</strong> entstehen. Sie<br />

kamen zum Schluss, dass <strong>die</strong> <strong>Monsterwellen</strong> ein kurzlebiges Phänomen sind, mit<br />

einer kleinen Wahrscheinlichkeit. Die beiden Wissenschaftler kamen durch eine von<br />

ihnen entwickelte Computersimulation zum Schluss, dass zwei nicht lineare Wellen,<br />

<strong>die</strong> <strong>auf</strong>einander treffen, sich anders verhalten als eine normale Welle. Die zwei nicht<br />

linearen Wellen können sich zu Wellenpaketen zusammen schliessen. Diese<br />

Wellenpakete, welche sich anders verhalten als normale Wellen <strong>und</strong> eine bis zu 3<br />

mal höhere Amplitude (maximale Auslenkung) haben, können sich durch den<br />

Einfluss von starker Meeresströmung <strong>und</strong> der Strömung entgegengesetztem<br />

starkem Wind mit der Zeit zu einer extrem grossen Welle <strong>auf</strong>türmen.<br />

Vier Jahre nach <strong>die</strong>ser Simulation machten <strong>die</strong> zwei Forscher erneut von sich reden.<br />

Sie fanden heraus, dass <strong>die</strong> Wellen miteinander reagieren <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wellenpakete sich<br />

in eine bestimmte Richtung ausbreiten, was <strong>die</strong> Welle extrem kurz macht <strong>und</strong> dafür<br />

eine hohe Amplitude entstehe. Die Monsterwelle kann sich dabei nur kurze Zeit, das<br />

heisst für einige Minuten selbst stabilisieren. Die Welle, <strong>die</strong> nur durch das Verlieren<br />

der Stabilität anwachsen kann, bezieht <strong>ihre</strong> Energie aus <strong>ihre</strong>n benachbarten Wellen.<br />

Dadurch, dass <strong>die</strong> Welle <strong>die</strong> Energie, das Volumen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kraft der Nachbarwellen<br />

in sich vereint, wächst <strong>die</strong>se zu einer Monsterwelle heran. Dieses Aufbäumen zu<br />

einer Riesenwelle basiert <strong>auf</strong> den Wechselwirkungen zwischen den Wellen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Wellen destabilisiert. So entsteht aus der Instabilität einer Welle eine Monsterwelle.<br />

16,17<br />

Diese neu entstandene Monsterwelle kann sich für einen kurzen Augenblick selbst<br />

stabilisieren. Die Welle zerfällt jedoch nach einem bestimmten, ziemlich kurzen<br />

Zeitraum. Nach dem Verlust der vorübergehenden Stabilität, löst sich <strong>die</strong> einstige<br />

Monsterwelle wieder in mehrere kleinere Wellen <strong>auf</strong>, oder bricht <strong>auf</strong> dem Ozean. 18<br />

Die zwei Forscher beteuern, dass <strong>ihre</strong> eigenen Ergebnisse mit den Beobachtungen<br />

von künstlich erzeugten <strong>Monsterwellen</strong> in Wassertanks übereinstimmen.<br />

16<br />

B.Eliasson <strong>und</strong> P.K. Shukla: Instability and nonlinear evolution of narrow-band directional ocean waves, 2010, In: Phys. Rev.<br />

Lett. 105, 014501<br />

17<br />

http://aktuell.rub.de/pm2010/pm00192.html.de (Benutzt am 06.10.11)<br />

18<br />

Gschrei, Stephanie: <strong>Monsterwellen</strong> vom Seemannsgarn zur aktuellen Forschung, In: GeoLoge Vol.2 2010<br />

S. 21-29<br />

16<br />

Abbildung 9 Künstlich erzeugte Monsterwelle<br />

im Wellenkanal<br />

http://www.unihannover.de/de/universitaet/rekorde/wellenkanal/<br />

(Benutzt am 08.11.11)


4 Entwicklung der Erklärungen für <strong>Monsterwellen</strong><br />

Sehr lange hielt sich der Glaube, dass es keine <strong>Monsterwellen</strong> geben kann. Zuerst<br />

waren für jedes verschw<strong>und</strong>ene Schiff <strong>auf</strong> hoher See, Seeungeheuer wie zum<br />

Beispiel der Riesenkrake verantwortlich. Später wollten sich <strong>die</strong> Wissenschaftler<br />

nicht von <strong>ihre</strong>m linearen Modell<br />

lossagen <strong>und</strong> schoben das spurlose<br />

Verschwinden von Schiffen <strong>auf</strong><br />

menschliches Versagen oder einen<br />

technischen Defekt.<br />

Doch alles konnten auch <strong>die</strong><br />

Wissenschaftler nicht abstreiten <strong>und</strong><br />

mussten zumindest eine Erklärung für<br />

<strong>die</strong> Riesenwellen vor der Süd-Ost<br />

Küste Afrikas liefern, wo <strong>die</strong> lineare<br />

Theorie nicht ausreichte um <strong>die</strong><br />

Unglücksfälle zu erklären. Denn <strong>die</strong><br />

Küste Südafrikas ist eine wichtige<br />

<strong>Schifffahrt</strong>sroute. Zwanzig Schiffe<br />

wurden seit 1990 während schwerer<br />

Stürme von <strong>Monsterwellen</strong> vor der<br />

Küste Südafrikas schwer beschädigt<br />

oder versenkt.<br />

Erschreckende Bilder, welche <strong>die</strong><br />

Kraft der Wellen verdeutlichen,<br />

tauchten nach <strong>und</strong> nach <strong>auf</strong>. Da gab<br />

es Container Schiffe, in denen ein<br />

riesiges Loch klaffte oder Schiffe,<br />

welche durch <strong>die</strong> Wucht der Welle<br />

mittschiffs auseinandergerissen<br />

wurden.<br />

Abbildung 10 Die Wilstar, welche 1974 von einer Monsterwelle<br />

vor der Küste Südafrikas getroffen wurde<br />

http://www.spiegel.de/img/0,1020,373303,00.jpg (Benutzt am<br />

07.11.11)<br />

Abbildung 11 Die zerstörte World Horizon<br />

http://web.uct.ac.za/depts/shiplaw/images/capstorm/whz.jpg<br />

(Benutzt am 07.11.11)<br />

Gezwungenermassen wollten<br />

Wissenschaftler herausfinden, was in den Gewässern vor Südafrika vor sich ging<br />

<strong>und</strong> weshalb an <strong>die</strong>ser Stelle solche zerstörerischen Wellen <strong>auf</strong>tauchen konnten.<br />

Einer der Wissenschaftler, der sich <strong>die</strong>ser Aufgabe annahm, kam <strong>die</strong> zündende Idee.<br />

Er zeichnete <strong>die</strong> Koordinaten von gemeldeten Riesenwellen <strong>auf</strong> eine Karte <strong>und</strong> legte<br />

eine zweite Karte mit den Besonderheiten der Strömungen über <strong>die</strong> erste Karte.<br />

Sein Bef<strong>und</strong> wäre eine vermeintlich einfache Erklärung für <strong>Monsterwellen</strong> <strong>und</strong> eine<br />

preisgünstige Lösung für <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> gewesen.<br />

17


Er fand heraus, dass alle Ereignisse von <strong>Monsterwellen</strong> um den Agulhasstrom<br />

stattfanden. Das alleine wäre noch kein Gr<strong>und</strong> für eine Monsterwelle, doch<br />

kombiniert mit Wind <strong>und</strong> Wellen aus der entgegengesetzten Richtung, könnte sich so<br />

eine Monsterwelle <strong>auf</strong>bauen. Im Süden des Indischen Ozeans, entwickeln sich <strong>die</strong><br />

meisten Winde <strong>und</strong> Stürme. Diese bewegen sich dann in Richtung der Ostküste<br />

Afrikas (Norden), wo sie <strong>auf</strong> den Agulhasstrom treffen, der in Richtung Süden fliesst.<br />

Die Theorie ist, dass durch den Wind <strong>und</strong> <strong>die</strong> Strömung <strong>die</strong>jenigen Wellen, welche<br />

eigentlich nicht hoch aber lang sind, zusammengedrückt werden <strong>und</strong> damit an Höhe<br />

gewinnen <strong>und</strong> gleichzeitig an Länge verlieren. Diese Theorie stützte sich <strong>auf</strong> Radar-<br />

<strong>und</strong> Satellitenbilder von Wellen vor der Küste. Wenn <strong>die</strong> Wellen in der gleichen<br />

Richtung wie der Strom verliefen, waren <strong>die</strong> Wellen vergleichsweise klein.<br />

Aber sobald sich <strong>die</strong> Wellen gegen den Strom bewegten, war erstens der<br />

Durchschnitt der Wellenhöhen um einiges höher <strong>und</strong> zweitens entstanden, wie<br />

erwartet, <strong>Monsterwellen</strong>.<br />

Dieses Forschungsergebnis war ein Segen für <strong>die</strong> Reedereien, <strong>die</strong> dachten, dass<br />

damit das Problem der <strong>Monsterwellen</strong> gelöst sei <strong>und</strong> kein Rappen in neue, stabilere<br />

Schiffe investiert werden müsse. Die Reedereien erarbeiteten neue Routen für <strong>die</strong><br />

Schiffe, um <strong>die</strong> Risiko Gebiete wie Süd-Ostafrika <strong>und</strong> Norwegen zu umschiffen <strong>und</strong><br />

dachten, das Problem um den Mythos <strong>Monsterwellen</strong> sei gelöst. Doch dann, im<br />

Februar 2001, wurde <strong>die</strong> Caledonian Star mit Kapitän Lampe im Südatlantik von<br />

einer Monsterwelle getroffen. Die Welle zerstörte nicht nur Teile des Schiffes,<br />

sondern auch <strong>die</strong> Hoffnung das Problem der <strong>Monsterwellen</strong> zu lösen, denn im<br />

Südatlantik gibt es keine mit dem Agulhasstrom vergleichbare Strömung, welche<br />

<strong>Monsterwellen</strong> verursachen könnte. 19 Die Beobachtung des Agulhasstroms ist somit<br />

eine frühere Form der heutigen Strömungstheorie.<br />

Nach <strong>die</strong>sem Schiffsunglück brauchte man neue Theorien, denn Wellen von zirka 30<br />

Meter Höhe, <strong>die</strong> eigentlich nur alle 10‘000 Jahre <strong>auf</strong>treten dürften, trafen innerhalb<br />

von nur zwei Wochen zwei verschiedene Schiffe im Südatlantik. Durch neue<br />

Radarsatteliten, welche <strong>die</strong> Meeresoberfläche fotografieren, versuchte man dem<br />

Rätsel Monsterwelle erneut <strong>auf</strong> den Gr<strong>und</strong> zu gehen. Innerhalb von knapp 3 Wochen<br />

fanden <strong>die</strong> Wissenschaftler um Dr. Susanne Lehner vom DLR(Deutsches Zentrum<br />

für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt) 10 Riesenwellen über alle Weltmeere verteilt, wobei <strong>die</strong><br />

höchste der Wellen 32 Meter hoch war. Damit war bewiesen, dass das gängige<br />

lineare Modell zumindest für <strong>die</strong> Berechnung von <strong>Monsterwellen</strong> nicht stimmen<br />

konnte. Erst in <strong>die</strong>sem Moment griff man <strong>die</strong> These von Al Osborne wieder <strong>auf</strong>, bei<br />

welcher <strong>die</strong> nichtlineare Form der Wellen ausschlaggebend sein muss, um eine<br />

Monsterwelle entstehen zu lassen.<br />

19 BBC: Freak Waves - Riesenwellen aus dem Nichts Grossbritannien, 2002, 44 Min<br />

(http://www.youtube.com/watch?v=DUn8WQ4Y1bM Benutzt am 05.10.11)<br />

18


5 Wo können <strong>Monsterwellen</strong> entstehen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich können <strong>Monsterwellen</strong> <strong>auf</strong> allen grösseren Gewässern entstehen. Es<br />

gibt jedoch bestimmte Orte, wo <strong>die</strong> Entstehung von <strong>Monsterwellen</strong> begünstigt wird.<br />

Ein wichtiger Faktor für <strong>die</strong> Bildung von <strong>Monsterwellen</strong> sind Meeresströmungen. Da<br />

der Wind den Seegang bestimmt, fällt auch ihm bei der Entstehung einer<br />

Monsterwelle eine wichtige Rolle zu. Daraus kann man folgern, dass überall, wo<br />

heftige Stürme <strong>auf</strong>treten, auch das Risiko <strong>auf</strong> eine Riesenwelle zu treffen<br />

entsprechend hoch ist, denn <strong>die</strong> Wellen brauchen nicht unbedingt eine Strömung,<br />

gegen welche sie ankämpfen müssen, um zu Monstern anzuwachsen, sondern sie<br />

können sich auch durch das Huckepackmodell zu Riesenwellen transformieren.<br />

5.1 Risikoreiche Regionen <strong>und</strong> Orte für <strong>die</strong> Entstehung von <strong>Monsterwellen</strong><br />

Der Atlantik ist ein Risikogebiet für <strong>Monsterwellen</strong>, da es im Atlantik immer wieder<br />

heftige Stürme <strong>und</strong> Gewitter gibt <strong>und</strong> somit ohnehin schon grosse Wellen entstehen,<br />

welche sich dann eventuell zu <strong>Monsterwellen</strong> <strong>auf</strong>bauen können. Ein weiterer Faktor,<br />

der den Atlantik zum Risikogebiet macht, ist <strong>die</strong> Dünung. Eine Dünung entsteht aus<br />

einem weit entfernten Sturm. Dieser Sturm generiert Wellen, deren Ausläufer<br />

kilometerweit über den Atlantik l<strong>auf</strong>en können. Wenn <strong>die</strong>se Wellen dann wieder <strong>auf</strong><br />

einen Sturm treffen, kann es sein, dass sie in einem für <strong>die</strong> <strong>Monsterwellen</strong><br />

Entstehung günstigen Winkel, der möglichst nah an 42˚ liegt, <strong>auf</strong> den Sturm treffen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Wellen im Sturm, durch <strong>die</strong> Wechselwirkung, derart destabilisieren, dass sich<br />

20 21<br />

durch <strong>die</strong> Instabilität dann <strong>Monsterwellen</strong> bilden können.<br />

Ein konkreter Ort, wo <strong>Monsterwellen</strong> <strong>auf</strong>treten können, ist das Cape Disappointment<br />

im US B<strong>und</strong>esstaat Washington. Die Wellen dort entstehen dadurch, dass der<br />

Columbia River direkt am Kap ins Meer mündet <strong>und</strong> an <strong>die</strong>ser Stelle <strong>die</strong> Wellen zu<br />

hohen Wellen zusammendrückt. Dadurch können ebenfalls <strong>Monsterwellen</strong><br />

entstehen.<br />

Die wahren <strong>Monsterwellen</strong> Hot Spots liegen jedoch an der Süd- Ost Küste Afrikas<br />

entlang dem Agulhasstrom, der Gegend um <strong>die</strong> Neuf<strong>und</strong>landbank <strong>und</strong> auch in der<br />

Nordsee, vor allem in der Region um Norwegen sind mehrere <strong>Monsterwellen</strong><br />

gesichtet worden. 22<br />

Wie vorher schon kurz angetönt, haben vor allem Strömungen grossen Einfluss <strong>auf</strong><br />

<strong>die</strong> Entstehung einer Monsterwelle. Die wichtigsten stelle ich hier kurz vor.<br />

20 http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,470359,00.html (Benutzt am 28.11.11)<br />

21 http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,701440,00.html (Benutzt am 28.11.11)<br />

22 BBC: Freak Waves - Riesenwellen aus dem Nichts Grossbritannien, 2002 44 Min<br />

(http://www.youtube.com/watch?v=DUn8WQ4Y1bM Benutzt am 04.10.11)<br />

19


Der Golfstrom<br />

Ein Meeresstrom, der zu <strong>Monsterwellen</strong> führen<br />

kann, ist der Golfstrom im Nordatlantik, der<br />

sich mit dem Labradorstrom trifft. An der Stelle,<br />

wo der warme Golfstrom <strong>und</strong> der kalte<br />

Labradorstrom <strong>auf</strong>einander treffen, gibt es<br />

Turbulenzen im Wasser. Diese können zu<br />

einer Destabilisierung der Wellen <strong>und</strong> somit zu<br />

<strong>Monsterwellen</strong> führen. Ausserdem können <strong>die</strong><br />

Wellen durch <strong>die</strong> Strömung <strong>auf</strong>gestaut werden.<br />

Der Agulhasstrom<br />

Ein Strom, der zu <strong>Monsterwellen</strong> führt,<br />

indem er <strong>die</strong> Wellen <strong>auf</strong>staut, ist der<br />

warme Agulhasstrom. Die Strömung hat<br />

<strong>ihre</strong>n Ursprung im Indischen Ozean <strong>und</strong><br />

fliesst in Richtung Süden, der Süd- Ost<br />

Küste Südafrikas entlang.<br />

Der Kuroshio Strom<br />

Neben dem Agulhasstrom vor Südafrika <strong>und</strong> dem<br />

Golfstrom im Nordatlantik, gibt es auch im westlichen<br />

Pazifik den Kuroshio Strom. Der „Schwarze Strom“<br />

wie er übersetzt heisst, ist eine warme, mit 3.5<br />

Knoten ziemlich schnell fliessende<br />

Oberflächenströmung. Der Kuroshio Strom ist<br />

ebenso wie <strong>die</strong> beiden anderen Strömungen eine<br />

Risikozone für <strong>Monsterwellen</strong>. Da der Strom relativ<br />

schnell fliesst, kann er bei ungünstigem Wind, eine<br />

gewöhnliche Welle zu einer Monsterwelle <strong>auf</strong>stauen<br />

oder eine Kreuzsee (Wellen kommen aus allen<br />

Richtungen) hervorrufen. So geschehen am 23 Juni<br />

2008, als <strong>die</strong> Suwa Maru No. 58 Opfer einer<br />

Monsterwelle wurde. 23,24<br />

23 http://www.esys.org/rev_info/kuroshio-strom.html (Benutzt am 19.10.11)<br />

24 http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,604544,00.html (Benutzt am 19.10.11)<br />

20<br />

Abbildung 12 Darstellung des Golf- <strong>und</strong><br />

Labradorstromes<br />

http://www.esys.org/rev_info/labradorstrom.jpg<br />

(Benutzt am 07.11.11)<br />

Abbildung 13 Agulhasstrom<br />

http://sea.uct.ac.za/wp-content/uploads/2009/09/05-<br />

600x395.jpg (Benutzt am 07.11.11)<br />

Abbildung 14 Kuroshio Strom vor Japan<br />

http://tidalenergy.com.au/images/developme<br />

nt-image-3.jpg (Benutzt am 07.11.11)


Doch auch im Mittelmeer können <strong>Monsterwellen</strong> völlig unerwartet <strong>auf</strong>tauchen, wie<br />

das Beispiel des Kreuzfahrtschiffes Louis Majesty belegt. Das Kreuzfahrtschiff wurde<br />

vor der Küste Spaniens im Mittelmeer von drei <strong>auf</strong>einanderfolgenden <strong>Monsterwellen</strong><br />

getroffen. Dieses Ereignis zeigt, dass auch an solchen Stellen, <strong>die</strong> für <strong>die</strong><br />

<strong>Monsterwellen</strong> Entstehung vermeintlich ungefährlich sind, <strong>die</strong> tödlichen Wellen<br />

<strong>auf</strong>treten können. Diese Tatsache, macht <strong>die</strong> <strong>Monsterwellen</strong> so gefährlich, da man<br />

<strong>auf</strong> einem grösseren Gewässer sich nie h<strong>und</strong>ertprozentig sicher sein kann, dass <strong>die</strong><br />

Bildung einer Monsterwelle vollkommen ausgeschlossen ist. 25<br />

Für <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> ist es essentiell zu wissen wo sich <strong>die</strong>se <strong>Monsterwellen</strong> Hot Spots<br />

befinden, da man <strong>die</strong>se Orte in neuen Routenberechnungen mit einbeziehen <strong>und</strong><br />

eventuell meiden könnte. Die Gefahr wäre nicht vollständig behoben, jedoch wäre<br />

das Risiko <strong>auf</strong> eine Freak Wave zu treffen bedeutend vermindert. Deshalb arbeiten<br />

Forscher fieberhaft daran, mithilfe von Radarsatelliten <strong>die</strong> Gebiete, in denen<br />

<strong>Monsterwellen</strong> gehäuft vorkommen auszumachen <strong>und</strong> sie zu kartographieren.<br />

25 http://www.welt.de/vermischtes/article6647783/<strong>Monsterwellen</strong>-im-Mittelmeer-sind-sehr-selten.html (Benutzt am 20.10.11)<br />

21


6 Unterschied zwischen Monsterwelle <strong>und</strong> Tsunami<br />

Der Name Tsunami setzt sich aus den<br />

japanischen Wörtern „tsu“, was so viel wie<br />

Hafen bedeutet, <strong>und</strong> dem japanischen Wort<br />

für Welle, „nami“, zusammen. Wie schon im<br />

Namen enthalten, handelt es sich bei<br />

Tsunamis um Wellen, welche vor allem in<br />

Häfen, Buchten <strong>und</strong> Küstenregionen schwere<br />

Schäden anrichten.<br />

Ein Tsunami entsteht durch eine plötzliche<br />

Hebung oder Absenkung des Meeresbodens,<br />

aber auch durch eine plötzliche, grosse<br />

Wasserverdrängung, wie das zum Beispiel beim Abbrechen von Erde oder Eis der<br />

Fall ist. Die aller meisten Tsunamis, zirka 90 Prozent, werden durch ein Erdbeben<br />

verursacht. Gelegentlich entstehen Tsunamis auch durch Erdrutsche unter dem<br />

Wasserspiegel oder Vulkanausbrüche. Tsunamis können ebenfalls bei Einschlägen<br />

von Meteoriten <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Wasseroberfläche entstehen, also imfolge einer plötzlichen,<br />

grossen Wasserverdrängung.<br />

Der Tsunami, der 2004 <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> eines<br />

Erdbebens vor der Küste Sumatras gigantische<br />

Zerstörungen verursachte, gehört neben dem von<br />

Japan 2011 für meine Generation wohl zu einem<br />

der bekanntesten Tsunamis. Anhand <strong>die</strong>ses<br />

Ereignisses, werde ich nun den Mechanismus<br />

<strong>auf</strong>zeigen, durch den eine solch zerstörerische<br />

Welle entsteht. 26<br />

Die ozeanische Erdkruste vor der Küste<br />

Sumatras im Indischen Ozean, bewegt sich von<br />

Westen in Richtung Osten. Sie kolli<strong>die</strong>rt <strong>auf</strong> <strong>ihre</strong>m<br />

Weg mit der Krustenplatte von Sumatra <strong>und</strong> wird<br />

unter <strong>die</strong>se geschoben. Bei <strong>die</strong>sem Vorgang,<br />

Subduktion genannt, können sich <strong>die</strong> Erdkrusten<br />

jedoch ineinander verhaken, da sie beide nicht<br />

glatt sind. Dieser Fall ist vor dem verheerenden Erdbeben vor Sumatra eingetreten.<br />

Die Platte von Sumatra wurde während Jahren immer mehr in Richtung Osten <strong>und</strong><br />

nach unten gezogen. Die Verhakung konnte <strong>die</strong> immer grösser werdende Spannung<br />

immer schlechter halten <strong>und</strong> so kam es am 26.12.2004 zu einem Zurückschnellen<br />

der Krustenplatte von Sumatra in <strong>ihre</strong> ursprüngliche Position.<br />

26 Prof. Dr. Peter Bormann: Infoblatt Tsunamis, Version 01/08 ©GFZ Potsdam<br />

22<br />

Abbildung 15 Tsunami der einen Damm<br />

überschwemmt (Japan 2011)<br />

http://images.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-<br />

03/tsunami-welle-miyako/tsunami-welle-miyako-<br />

540x304.jpg (Benutzt am 08.11.11)<br />

Abbildung 16 Ursache für das Erdbeben<br />

2004 Sumatra <strong>und</strong> den dar<strong>auf</strong>folgenden<br />

Tsunami<br />

Prof. Dr. Peter Bormann: Infoblatt Tsunamis,<br />

Version 01/08 ©GFZ Potsdam


Die Platte schoss um 13 Meter Richtung Westen <strong>und</strong> nach oben. Das Auflösen der<br />

über Jahre hervorgerufenen Verhakung führte zu dem Erdbeben mit der Stärke 9,3<br />

<strong>auf</strong> der Richterskala. An <strong>die</strong>sem Tag verschob sich der Meeresboden um <strong>die</strong><br />

Sumatra Platter herum schlagartig um 2-3 Meter nach oben. Das darüber liegende<br />

Wasser begann durch das Erdbeben zu schwingen <strong>und</strong> breitete sich anschliessend<br />

in alle Richtungen aus.<br />

6.1 Anatomie eines Tsunami<br />

Das Aussehen <strong>und</strong> Verhalten eines Tsunami hängt sehr stark von den äusseren<br />

Begebenheiten ab, besteht jedoch immer aus mehreren, langperiodischen Wellen.<br />

Vor allem <strong>die</strong> Wassertiefe hat entscheidenden Einfluss <strong>auf</strong> das Verhalten der Welle.<br />

Die Geschwindigkeit zum Beispiel beträgt in einer Wassertiefe von 7000 Metern um<br />

<strong>die</strong> 950 km/h während sie sich im seichten Wasser, bei einer Tiefe von 10 Metern,<br />

nur noch mit zirka 30 bis 50 km/h fortbewegt. So wie <strong>die</strong> Geschwindigkeit der Welle<br />

bei geringer Wassertiefe abnimmt, nimmt auch <strong>die</strong> Wellenlänge ab. Dadurch, dass<br />

<strong>die</strong> Wellenlänge bei einer Tiefe von 7000 Metern zirka 280 Kilometer betragen kann<br />

<strong>und</strong> bei einer Wassertiefe von lediglich 10 Metern nur noch zirka 10 Kilometer<br />

beträgt, da sie zusammengedrückt wird <strong>und</strong> das Volumen in <strong>die</strong> Höhe gedrückt wird.<br />

Dem Fakt, dass <strong>die</strong> Welle erst bei geringer Wassertiefe zu einem Riesen anwächst<br />

<strong>und</strong> <strong>auf</strong> offenem Meer auch an den kleinsten Fischerbooten keinen Schaden<br />

verursacht, verdanken <strong>die</strong> Wellen auch den Namen Tsunami oder eben Hafenwelle.<br />

27<br />

Abbildung 17 Anatomie eines Tsunami in Abhängigkeit der Wassertiefe<br />

http://www.fi.uni-hannover.de/fileadmin/institut/images/Forschung/Forschungsgebiete/Tsunami_wave_length.jpg (Benutzt am<br />

12.12.11)<br />

27 Prof. Dr. Peter Bormann: Infoblatt Tsunamis, Version 01/08 ©GFZ Potsdam<br />

23


6.2 Unterschiede zwischen Tsunami <strong>und</strong> Monsterwelle<br />

<strong>Monsterwellen</strong> sind keine Tsunamis. Darum werde ich hier einige der wichtigsten<br />

Unterschiede zwischen den beiden Riesenwellen anführen.<br />

Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen dem Tsunami <strong>und</strong> der Monsterwelle<br />

besteht in den völlig unterschiedlichen Entstehungsweisen der beiden Riesenwellen.<br />

Während bei der Entstehung von <strong>Monsterwellen</strong> vor allem Oberflächenfaktoren wie<br />

Wind, Strömung <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wechselwirkung zwischen den Wellen im Vordergr<strong>und</strong><br />

stehen, muss für <strong>die</strong> Entstehung eines Tsunamis eine plötzlich stattfindende, grosse<br />

Wasserverdrängung erfolgen, wie zum Beispiel bei einem Erdbeben oder beim<br />

Abbrechen eines Eisblockes.<br />

Ein anderer Unterschied findet sich bei den Gebieten, in denen <strong>die</strong> Wellen<br />

<strong>auf</strong>tauchen. Während <strong>Monsterwellen</strong> zu jeder Zeit an jedem Ort <strong>auf</strong> allen grösseren<br />

Gewässern entstehen können <strong>und</strong> eine grosse Gefahr für <strong>die</strong> Schiffe <strong>auf</strong> See<br />

darstellen, werden Tsunamis für <strong>die</strong> Menschen erst in den Küstenregionen<br />

gefährlich, da sich <strong>ihre</strong> Energie hauptsächlich in der Tiefe befindet. Deshalb nennt<br />

man solche Wellen Tiefenwellen.<br />

Ein weiterer Unterschied findet sich bei der Existenzdauer der Wellen. Während ein<br />

Tsunami mehrere h<strong>und</strong>ert Kilometer zurücklegen kann, bis er <strong>auf</strong> Land trifft <strong>und</strong> sich<br />

<strong>auf</strong>bäumt, kann eine Monsterwelle nur für wenige Minuten existieren bis sie bricht<br />

oder in mehrere kleinere Wellen zerfällt.<br />

Ein letzter entscheidender Punkt im Bezug der beiden Wellen findet sich hinsichtlich<br />

der Vorhersage. Die <strong>Monsterwellen</strong> sind bis heute nur schwer vorherzusagen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Wissenschaft kann bis heute nur Gebiete nennen, welche durch <strong>ihre</strong> natürlichen<br />

Eigenschaften besonders gefährdet sind. Ganz anders beim Tsunami. Zwar kann<br />

man nicht Tage im Voraus sagen, man müsse eine bestimmte Küstenregion<br />

evakuieren, aber man kann zumindest vor einem Tsunami warnen. Sobald das<br />

Epizentrum bekannt ist, können Wissenschaftler ziemlich exakt <strong>und</strong> schnell<br />

berechnen, wie lange eine eventuelle Welle bräuchte, bis sie <strong>auf</strong> eine Küste treffen<br />

würde. Für <strong>die</strong>se Berechnungen sind primär <strong>die</strong> Wassertiefen von grosser<br />

Bedeutung. Durch <strong>die</strong>se Warnung können letztendlich nicht alle Küstenregionen<br />

evakuiert werden, aber zumindest <strong>die</strong> Menschen in weiter entfernten Gebieten<br />

gewinnen dadurch Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.<br />

24


7 Interview mit Kapitän Appel <strong>und</strong> Kapitän Lampe<br />

Um mehr über <strong>Monsterwellen</strong> zu erfahren, habe ich zwei Kapitäne dazu befragt, <strong>die</strong><br />

beide mit <strong>ihre</strong>n Schiffen einer Monsterwelle begegnet sind. Kapitän Lampe konnte<br />

ich per Skype interviewen <strong>und</strong> das Gespräch direkt <strong>auf</strong>nehmen, um mit Kapitän<br />

Appel zu sprechen, bin ich für drei Tage nach Hamburg gereist, um ihn dort zu<br />

treffen.<br />

Um einen Eindruck einer wahren Begegnung mit einer Monsterwelle zu vermitteln, ist<br />

der folgende Teil meiner Arbeit den Erlebnisberichten der Kapitänen Appel <strong>und</strong><br />

Lampe <strong>und</strong> einem anschliessenden Vergleich gewidmet.<br />

7.1 Erlebnisbericht von Herrn Appel, Kapitän der Eurobridge Beam<br />

Wir waren im Gebiet der Neuf<strong>und</strong>landbank im Nordatlantik bei extrem schlechtem<br />

Wetter in Richtung New York unterwegs. Der Seegang bestand aus zwei<br />

Wellenfeldern einer Sturmsee <strong>und</strong> einer Dünung. Deshalb war <strong>die</strong> Geschwindigkeit<br />

des Schiffes sowieso reduziert. Aufgr<strong>und</strong> der beiden Wellenfelder haben wir versucht<br />

das Schiff zwischen <strong>die</strong> Felder zu stellen, um möglichst wenig Schaden zu nehmen.<br />

Deshalb stand dann auch bei der Monsterwelle das Schiff zum Glück in einem relativ<br />

günstigen Winkel zur Welle, also etwa 20˚-30˚ Grad von vorne, was ich denke, ist <strong>die</strong><br />

beste Variante <strong>die</strong> Wellen zu durchkreuzen.<br />

Denn viel Zeit zum Reagieren hätten wir ohnehin nicht gehabt, da wir <strong>die</strong><br />

Wellengruppe bei Nacht, hohem Wellengang <strong>und</strong> Gischt nicht sahen. Die Gruppe<br />

bestand aus einer sehr hohen Hauptwelle <strong>und</strong> zwei oder drei Vor- <strong>und</strong> Nachwellen,<br />

welche jedoch nicht ganz so hoch wie <strong>die</strong> Hauptwelle, jedoch überdurchschnittlich<br />

hoch waren.<br />

Die Hauptwelle war inklusive Wellental, welches sehr kurz war, zirka 25-30 Meter<br />

hoch. Durch <strong>die</strong> vorherigen Wellen <strong>und</strong> das sehr tiefe Wellental, das vorwegläuft,<br />

rutscht man quasi in <strong>die</strong> Hauptwelle rein. Dadurch war <strong>die</strong> Beschleunigung über 1 g<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Matrosen <strong>die</strong> nicht im Dienst waren, sind in den Kojen geschwebt <strong>und</strong> aus<br />

den Betten gefallen. „Ich war während des Aufpralls <strong>auf</strong> der Brücke <strong>und</strong> sass da in<br />

meinem Sessel, als ich gänzlich von der Sitzfläche abhob“. Kurz bevor wir in <strong>die</strong><br />

Hauptwelle hineinfuhren gab es eine extrem ruhige Phase <strong>und</strong> es war praktisch<br />

windstill. Wir w<strong>und</strong>erten uns noch was plötzlich los sei <strong>und</strong> wo der ganze Wind<br />

geblieben ist. Man muss sich <strong>die</strong> Geräuschkulisse bei einem heftigen Sturm etwa wie<br />

bei einem startenden Düsenjet vorstellen, es ist so laut, dass man sich kaum<br />

unterhalten kann <strong>und</strong> alles was klappern kann, klappert <strong>und</strong> <strong>auf</strong> einen Schlag war der<br />

Lärm plötzlich weg. Man hat sich <strong>auf</strong> den Krach eingestellt, da man den schon<br />

St<strong>und</strong>en erlebt hat <strong>und</strong> <strong>auf</strong> einmal ist es ruhig <strong>und</strong> das erste was man merkt ist, dass<br />

das Schiff unter einem wegsackt. Ab da geht alles sehr schnell, das Schiff nimmt<br />

Fahrt <strong>auf</strong> <strong>und</strong> steuert exakt in das Wellental hinein, wo man von der ersten<br />

Wellenfront getroffen wird, welche direkt über dem Schiff bricht.<br />

25


Das erste was ich nach dem Aufschlag der Welle dachte, war: Ist das Schiff in<br />

Ordnung? Haben wir noch elektrischen Strom? Ist der Diesel ausgefallen etc. denn in<br />

<strong>die</strong>ser Situation gehen einem viele Dinge durch den Kopf, da man ja keine Ahnung<br />

hat, was genau passiert ist <strong>und</strong> was <strong>die</strong> Folgen sind.<br />

Aber in <strong>die</strong>ser Situation reagiert man eben professionell <strong>und</strong> hat nicht irgendwelche<br />

Angstgefühle wie zum Beispiel: Oh mein Gott was passiert jetzt mit dem Schiff,<br />

sondern man denkt: was muss ich machen um etwaige Schäden auszugleichen oder<br />

welche Schäden sind entstanden, wie gravierend sind <strong>die</strong>se. In <strong>die</strong>ser Situation<br />

telefoniert man viel, versucht alle Leute zu erreichen, um abzuwägen wie weiter zu<br />

verfahren ist damit alles wieder in Ordnung ist.<br />

Da wir uns <strong>auf</strong> einem Containerschiff befanden wo sich <strong>die</strong> Brücke weiter hinten <strong>auf</strong><br />

dem Schiff befindet, hatten wir zum Glück keine Personenschäden zu beklagen.<br />

Auch das Schiff, welches für den Nordatlantik gebaut wurde <strong>und</strong> deshalb sehr stark<br />

war, wies ausser ein paar verbogenen Podesten keinerlei grosse Schäden <strong>auf</strong>. Der<br />

grosse Schaden entstand vor allem an der Fracht, <strong>die</strong> wir geladen hatten. Die<br />

vorderen Container, welche alle aus Stahlblech bestanden, bekamen <strong>die</strong> ganze<br />

Wucht der Welle ab, was dazu führte, dass <strong>die</strong>se völlig ausgeräumt <strong>und</strong> zerstört<br />

wurden. Den Containern wurde <strong>die</strong> ganze Verkleidung weggerissen, sodass nur<br />

noch <strong>die</strong> 4 Pfosten des Containers, sogar noch in den Laschen verankert, dastanden<br />

<strong>und</strong> sowohl <strong>die</strong> Ladung als auch <strong>die</strong> Aussenwände einfach weggerissen wurden. Die<br />

obersten Container wurden dadurch, dass <strong>die</strong> Welle über ihnen brach, von oben<br />

eingedellt.<br />

Ausserdem hatten wir zwei Yachten geladen. Bei der einen Yacht ist der Kiel in den<br />

Container eingedrungen <strong>und</strong> schlitzte den von vorne bis hinten <strong>auf</strong>, da das Schiff<br />

durch <strong>die</strong> Wucht der Welle nach vorne geschleudert wurde. Die andere Yacht, wurde<br />

durch den Impuls der Welle so stark nach vorne geschleudert, dass sie durch das<br />

Stahlblech des Containers durchschlug. Dadurch, dass sich das Boot einen halben<br />

Meter nach vorne bewegte <strong>und</strong> das Stahlblech durchschlug, sah das Blech so<br />

<strong>auf</strong>gedreht aus wie bei einer Konservendose.<br />

Das Beunruhigende der Welle war, dass <strong>die</strong>se, nachdem sie uns traf, noch weiter<br />

lief. Denn zwei weitere Schiffe, mit denen wir schon länger in Kontakt standen <strong>und</strong><br />

welche ebenfalls Richtung New York unterwegs waren, wurden ebenfalls noch von<br />

der Welle getroffen. Das heisst, dass <strong>die</strong> Welle ziemlich lange stabil bleiben musste,<br />

da sich <strong>die</strong> zwei anderen Schiffe im Umkreis von 4-5 Seemeilen, also 6-8 Kilometer<br />

von uns entfernt befanden. Genauso wie wir, hatten auch <strong>die</strong> anderen zwei Schiffe<br />

schwere Schäden zu melden.<br />

26


7.2 Erlebnisbericht von Herrn Lampe, Kapitän der Caledonian Star<br />

Wir befanden uns im Südatlantik <strong>auf</strong> dem Weg von den Falkland Inseln Richtung Kap<br />

Horn mit dem Hafen von Ushuaia als Ziel. Das Wetter war sehr stürmisch <strong>und</strong> der<br />

Wetterbericht sagte Winde von 7-8 Be<strong>auf</strong>ort voraus.<br />

Abends beim Wegfahren am 1.3.01 war schönes Wetter. Im L<strong>auf</strong>e der Nacht kam<br />

Wind <strong>auf</strong> <strong>und</strong> um Mitternacht hatten wir Nord-West Wind der Stärke 7, was etwa der<br />

Vorhersage entsprach. Aber dann nahm der Wind schnell zu. Um 4 Uhr morgens<br />

hatten wir bereits Windstärke 8 <strong>und</strong> eine St<strong>und</strong>e später Windstärke 12, das<br />

entspricht 60 Knoten oder 110 km/h <strong>und</strong> der Wind nahm immer noch beständig zu,<br />

doch <strong>die</strong> Be<strong>auf</strong>ort Skala geht ja nur bis 12. Aber wir hatten ein Windmesser an Board<br />

der durchschnittlich 85 Knoten anzeigte also etwa 157 km/h <strong>und</strong> in Böen auch mehr.<br />

Die spitzen Böen <strong>die</strong> wir gemessen haben waren etwa 125 Knoten was etwa 230<br />

km/h entspricht. Das ist schon eine ganze Menge. Dieser Wind wehte den ganzen<br />

Tag vom Morgen an mit durchschnittlich 85 Knoten. Wir konnten deshalb ab 5:30 Uhr<br />

morgens unseren beabsichtigten Kurs nicht mehr steuern, da <strong>die</strong> See zu hoch<br />

wurde. Die See war mindestens 10 Meter hoch <strong>und</strong> wir mussten deshalb mit<br />

unserem relativ kleinen Schiff beidrehen. Das heisst wir haben den Bug des Schiffes<br />

gegen den Wind gedreht <strong>und</strong> <strong>die</strong> Fahrt <strong>auf</strong> ein Minimum reduziert um den Seeschlag<br />

möglichst gering zu halten. Und sind dann mit etwa 2.0 Knoten, das ist <strong>die</strong> geringste<br />

Geschwindigkeit bei der sich das Schiff noch steuern lässt, gegen <strong>die</strong> See<br />

angefahren. Die See nahm während des ganzen Tages zu. Im Durchschnitt war sie<br />

den ganzen Tag über etwa 12-15 Meter hoch, was das Schiff eigentlich relativ gut<br />

überstand. Das einzige Problem bei den Wellen war, dass sie sehr kurz waren. Denn<br />

<strong>die</strong> Höhe einer Welle sagt eigentlich gar nichts aus, es ist <strong>die</strong> Höhe verb<strong>und</strong>en mit<br />

der Länge, <strong>die</strong> entscheidend ist. Die Länge der Welle wird von Kamm zu Kamm<br />

gemessen, wenn <strong>die</strong> Welle sehr kurz ist, hat das Schiff Mühe <strong>auf</strong> <strong>die</strong> nächste Welle<br />

hin<strong>auf</strong> zu fahren, da es sein kann, dass das Schiff noch mit dem Heck <strong>auf</strong> der ersten<br />

Welle ist, während der Bug bereits <strong>auf</strong> <strong>die</strong> zweite Welle hin<strong>auf</strong>fahren sollte. Das<br />

bedeutet, dass das Schiff in <strong>die</strong> Welle eintaucht anstatt sie überwinden.<br />

Unser Schiff war um <strong>die</strong> 90 Meter lang <strong>und</strong> passte grade so knapp in das Wellental<br />

hinein, denn <strong>die</strong> Wellen waren von Kamm zu Kamm knapp 120 Meter lang.<br />

Das Problem tauchte dann nachmittags um 17:30 bei den Koordinaten 53˚ 03‘ S<br />

63˚ 35‘ W <strong>auf</strong>. Als dann Steuerboard (rechts) voraus überdurchschnittlich grosse<br />

Wellen <strong>auf</strong>tauchten <strong>und</strong> damit hatte das Schiff dann <strong>die</strong> Probleme.<br />

Durch den starken Wind war viel Gischt in der Luft <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sicht stark eingegrenzt.<br />

Deshalb sah der 1. Offizier <strong>die</strong> Wellen nur zirka eine halbe Meile(ca.900m) im<br />

Voraus, was bedeutet, dass er nur noch ganz wenig Zeit hatte überhaupt noch zu<br />

reagieren, da bei einem Schiff in der Grösse der Caledonian Star einige Minuten<br />

nicht reichen um den Wellen eventuell ausweichen zu können, weil nicht nur das<br />

Schiff sich vorwärts bewegt sondern auch <strong>die</strong> Wellen, welche sich uns mit einem<br />

ziemlichen Tempo näherten. Aber da <strong>die</strong> Welle von Steuerboard(rechts) voraus kam,<br />

stand sie in einem relativ günstigen Winkel zum Schiff.<br />

27


Da es aus meiner Sicht eine der besten Varianten ist eine Welle <strong>die</strong>ses Ausmasses<br />

etwa 20-30% schräg von vorne anzufahren. Was dem 1. Offizier auch gut gelungen<br />

ist.<br />

Die erste Welle nahm das Schiff noch relativ gut <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> zweite konnten wir<br />

überwinden. Doch als das Schiff <strong>auf</strong> dem Wellenkamm der zweiten Welle abkippte in<br />

das dar<strong>auf</strong>folgende Wellental, stand da <strong>die</strong>se riesige Welle vor uns, von der wir<br />

schätzen, dass sie so um <strong>die</strong> 25-30 Meter hoch war. Und da <strong>die</strong> Welle zu kurz war<br />

hatte das Schiff keine Möglichkeit mehr, dass sein Bug wieder hochkam <strong>und</strong> so<br />

fuhren wir praktisch in <strong>die</strong> Welle hinein. Sodass also h<strong>und</strong>erte von Tonnen Wasser<br />

<strong>auf</strong> das Schiff krachten.<br />

Ich selbst war während dem Aufprall in meiner Kabine im Badezimmer unmittelbar<br />

unter der Brücke <strong>und</strong> ich hörte <strong>die</strong>sen wahnsinnigen Schlag als wäre das Schiff mit<br />

einem riesigen Hammer getroffen worden wäre. Und da <strong>auf</strong> der Brücke vier Fenster<br />

eingeschlagen wurden <strong>und</strong> <strong>die</strong> Brücke zirka einen Meter unter Wasser stand kam<br />

das Wasser bei mir aus der Decke. Das war eine sehr beängstigende Situation denn<br />

als ich das Wasser bei mir aus der Decke kommen sah, dachte ich wir seien <strong>auf</strong> dem<br />

Weg nach unten. Ich bin dann sofort zur Brücke gel<strong>auf</strong>en, wo <strong>die</strong> Türen geöffnet<br />

wurden um das Wasser abfliessen zu lassen. Doch <strong>die</strong> Folge des Wassereinbruchs<br />

war, dass sämtliche Elektronische Geräte <strong>auf</strong> der Brücke ausgefallen waren.<br />

Ausserdem hatte <strong>die</strong> ungeheure Wucht der Wellen das Schiff noch weiter vom Kurs<br />

abgetrieben <strong>und</strong> kurzfristig bestand <strong>die</strong> Gefahr, dass das Schiff quer zur See kommt.<br />

Das bedeutet, dass eine Seite des Schiffes den Wellen ausgesetzt ist, was kritisch<br />

ist, da <strong>die</strong> Seitenfenster nicht so stark sind wie <strong>die</strong> der Brücke. Durch sehr<br />

reaktionsschnelles Handeln konnten wir das jedoch vermeiden.<br />

Unmittelbar nach dem Aufprall war <strong>die</strong> Stimmung <strong>auf</strong> dem Schiff bei Abendhimmel<br />

sehr unheimlich. Die Alarmanlage wurde durch einen Kurzschluss gestartet<br />

ausserdem blitzte es aus den überfluteten Elektrogeräten <strong>und</strong> auch rein mechanisch<br />

wurde sehr viel zerstört. Die Fenster der Brücke waren zerschlagen <strong>und</strong> <strong>die</strong> ganze<br />

Dekoration von den Wänden abgerissen. Die zerschlagenen Fenster haben wir mit<br />

Matratzen <strong>und</strong> Brettern provisorisch abgedichtet. Einen weiteren Schaden wiesen <strong>die</strong><br />

sogenannten Brücken Nocken <strong>auf</strong>, welche sich links <strong>und</strong> rechts der Brücke befinden.<br />

In <strong>die</strong>sen Brücken Nocken sind unter anderem <strong>die</strong> Fahrstände untergebracht von<br />

denen das Schiff alternativ gesteuert werden kann. Diese Nocken-Fahrstände<br />

werden vor allem benutzt, um das Schiff in den Hafen zu manövrieren. Der<br />

Fahrstand <strong>und</strong> <strong>die</strong> Verkleidung der Steuerbord Brückennock wurden durch den<br />

enormen Schlag der Welle weggerissen. Abgesehen von der Elektronik <strong>und</strong> eben<br />

<strong>die</strong>sen Fahrständen entstanden keine Nennenswerten Schäden am Schiff.<br />

Die einzigen Geräte, <strong>die</strong> uns nach dem Ausfall der kompletten Elektronik zurück<br />

brachte, war der Magnetkompass der nicht elektrisch gesteuert wird <strong>und</strong> deshalb<br />

noch funktioniert hatte <strong>und</strong> ein Handheld GPS für Positionsbestimmungen, der mit<br />

Batterien lief <strong>und</strong> vom Wasser verschont blieb. Ohne <strong>die</strong>se beiden Geräte wäre es<br />

sehr schwierig für uns geworden unser Ziel ohne Fremdhilfe zu erreichen.<br />

28


Abbildung 18 Seekarte Richtung Ushuaia. Monsterwelle eingezeichnet bei 17:30<br />

Zugestellt von Herr Lampe<br />

29


7.3 Vergleich der Aussagen von Kapitän Lampe <strong>und</strong> Kapitän Appel<br />

Sowohl Herr Appel als auch Herr Lampe berichten von extrem schlechtem Wetter,<br />

als sie von der Welle getroffen wurden. Sie klagten beide von überdurchschnittlich<br />

starken Winden <strong>und</strong> sehr hohen Wellen. Beide sagen jedoch, dass <strong>ihre</strong> Schiffe mit<br />

<strong>die</strong>sen Wetterbedingungen keine allzu grossen Schwierigkeiten hatten.<br />

Beide erzählen ausserdem nicht nur von einer einzelnen, überdurchschnittlich hohen<br />

Welle, sondern von mehreren Wellen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> signifikante Wellenhöhe überstiegen.<br />

Das heisst, beide berichten von dem drei Schwestern Phänomen, welches sich durch<br />

2 bis 3 Vor-, Nachwellen <strong>und</strong> einer Hauptwelle auszeichnet. Das Besondere der<br />

Wellengruppen war nach Aussage von beiden das extrem tiefe <strong>und</strong> kurze Wellental,<br />

welches den Wellen vorausging <strong>und</strong> welches bewirkte, dass <strong>die</strong> Schiffe nicht <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />

Welle hin<strong>auf</strong>fahren konnten, sondern in <strong>die</strong> Welle hineinrutschten <strong>und</strong> quasi durch<br />

<strong>die</strong> Welle hindurchfuhren.<br />

Eine weitere Gemeinsamkeit bei den Äusserungen der beiden Kapitäne liegt bei der<br />

ausserordentlich kurzen Zeit <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Welle zu reagieren. Bei Herrn Lampe wurde<br />

durch <strong>die</strong> Gischt <strong>und</strong> den ohnehin schon hohen Wellengang, <strong>die</strong> Sicht stark<br />

eingegrenzt, was dazu führte, dass <strong>die</strong> Welle nur sehr kurze Zeit vor dem Aufprall<br />

gesichtet wurde. Bei Herrn Appel hingegen wurde <strong>die</strong> Welle gar nicht erkannt, da<br />

durch <strong>die</strong> Nacht <strong>und</strong> das ausserordentlich schlechte Wetter <strong>die</strong> Sicht getrübt war.<br />

Nach der Meinung beider Kapitäne, ist es am sinnvollsten, <strong>die</strong> Welle mit 20 bis 30<br />

Grad von vorne anzufahren. Beide empfehlen <strong>die</strong> Welle mit möglichst geringer Kraft<br />

anzufahren, um <strong>die</strong> Kraft des Aufpralles nicht noch zu steigern. Mit <strong>die</strong>ser<br />

Massnahme können allfällige Schäden im Rahmen gehalten werden.<br />

Ein weiterer gemeinsamer Aspekt in den Aussagen findet sich bei dem Weiterl<strong>auf</strong>en<br />

der Welle nach dem Aufprall. Kapitän Appel konnte bestätigen, dass <strong>die</strong> Welle nach<br />

dem Aufprall noch weiterlief. Er erzählte sogar von zwei weiteren Schiffen in seiner<br />

Nähe, welche ihm per Funk von einer aussergewöhnlich hohen Welle berichteten.<br />

Herr Lampe konnte ebenfalls bestätigen, dass <strong>die</strong> Welle nach dem Aufprall noch<br />

weiterlief. Er war allerdings nicht in der Lage zu beurteilen, wie weit sie lief <strong>und</strong> ob<br />

eventuell andere Schiffe in Mitleidenschaft gezogen wurden.<br />

Ein markanter Unterschied zwischen den Erlebnissen findet sich beim Wellengang.<br />

Während bei Herrn Appel <strong>die</strong> See aus zwei Wellenfeldern, der Dünung <strong>und</strong> der<br />

Sturmsee bestand, kamen bei Herrn Lampe sämtliche Wellen aus Windrichtung <strong>und</strong><br />

es war zumindest keine klare Dünung zu erkennen. Bei <strong>die</strong>ser Aussage, ist primär<br />

das Erlebnis von Herrn Appel spannend. Durch <strong>die</strong> zwei Wellenfelder, können <strong>die</strong><br />

Wellen untereinander interagieren. Denn erst durch <strong>die</strong> Wechselwirkung von Wellen<br />

nimmt <strong>die</strong> Gefahr, dass eine Riesenwelle entsteht, deutlich zu. Um Herr Lampes<br />

Erlebnis erklären zu können, müsste man <strong>die</strong> damalige Beschaffenheit des Ozeanes<br />

betrachten, ob allenfalls eine Strömung existierte, welche <strong>die</strong> Monsterwelle <strong>auf</strong>baute.<br />

30


Ein weiterer Punkt in den Aussagen von Herr Appel <strong>und</strong> Herr Lampe findet sich bei<br />

den Koordinaten. Während sich Kapitän Lampe im Südatlantik befand, wurde Herr<br />

Appel im Nordatlantik in der Nähe der Neuf<strong>und</strong>landbank von der Welle getroffen.<br />

Diese beiden Ereignisse unterstreichen, dass vor allem der Atlantik, der sich sowieso<br />

durch extrem schlechtes Wetter <strong>und</strong> sehr heftige Stürme auszeichnet, ein stetiger<br />

Risikoherd für <strong>Monsterwellen</strong> darstellt.<br />

31


8 Mögliche <strong>Auswirkungen</strong> von <strong>Monsterwellen</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong><br />

Die Reedereien der Welt verlieren im Durchschnitt pro Woche ein Schiff <strong>auf</strong> den<br />

Weltmeeren. Eigentlich erstaunlich, dass trotz der bekannten Gefahr, <strong>die</strong> von<br />

<strong>Monsterwellen</strong> ausgehen, noch immer keine Massnahmen ergriffen wurden.<br />

Allgemein ist sehr wenig Bewegung in <strong>die</strong> Sache gekommen. 28 Zwar gehen nicht alle<br />

verlorenen Schiffe <strong>auf</strong> das Konto der <strong>Monsterwellen</strong>, aber man muss sich trotzdem<br />

fragen, warum <strong>die</strong> Reedereien nicht <strong>auf</strong>rüsten um <strong>ihre</strong> Schiffe <strong>und</strong> vor allem <strong>die</strong><br />

Besatzung ausreichend zu schützen. Die Reedereien begründen ihr Zögern vor<br />

allem mit der Tatsache, dass es keine hieb- <strong>und</strong> stichfesten Stu<strong>die</strong>n dazu gibt, wie<br />

häufig <strong>Monsterwellen</strong> <strong>auf</strong>tauchen. Deshalb hat sich bis heute auch <strong>die</strong> International<br />

Maritime Organization, kurz IMO, zurückgehalten neue, für alle verbindliche Gesetze<br />

zu erlassen. Garantiert ist jedoch, dass <strong>die</strong> gegenwärtigen Gesetze <strong>und</strong><br />

Bestimmungen nicht reichen um sicher <strong>auf</strong> den Weltmeeren unterwegs zu sein. Die<br />

Richtlinie der IMO bestimmt, dass Hochseefrachter <strong>und</strong> Containerschiffe einer<br />

signifikanten Wellenhöhe von 16,5 Metern widerstehen müssen. Dieser Wert wurde<br />

durch verschiedene Berechnungen ermittelt. Die Existenz von <strong>Monsterwellen</strong> ist<br />

dabei aber nicht mit eingerechnet. Im Klartext heisst das, dass <strong>die</strong> Schiffe pro m 2<br />

mindestens 15 Tonnen Kraft aushalten müssen. <strong>Monsterwellen</strong> entwickeln allerdings<br />

viel höhere Kräfte mit bis zu 100 Tonnen pro m 2 . Wenn nun ein Schiff einer solchen<br />

Belastung ausgesetzt ist, für <strong>die</strong> es gar nicht konstruiert wurde, entstehen schwere<br />

Schäden. Den extrem hohen Krafteinwirkungen, können Schiffswände nicht<br />

standhalten. Das kann zum Kentern führen.<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für <strong>die</strong> Fehlkonstruktion von Schiffen im Bezug <strong>auf</strong> <strong>Monsterwellen</strong><br />

findet sich bei der enormen Steilheit der Welle <strong>und</strong> dem kurzen <strong>und</strong> tiefen Wellental.<br />

Es ist durch <strong>die</strong> Steilheit der Welle dem Schiff nicht möglich, über <strong>die</strong> Welle hinweg<br />

zu fahren. Das hat zur Folge, dass das Schiff von der Monsterwelle überrollt wird.<br />

Gleichzeitig befinden sich vor <strong>und</strong> nach der Welle sehr tiefe Wellentäler. Je nachdem<br />

wie kurz ein solches Wellental ist, kann das Schiff in der Mitte durchbrechen. 29<br />

28 Gschrei, Stephanie: <strong>Monsterwellen</strong> vom Seemannsgarn zur aktuellen Forschung, In: GeoLoge Vol.2 2010<br />

S. 21-29<br />

29 Interviews mit Kapitän Lampe <strong>und</strong> Appel<br />

32


8.1 Die Rolle der IMO<br />

Seit das Phänomen der <strong>Monsterwellen</strong><br />

wissenschaftliche anerkannt ist, müsste man meinen,<br />

dass auch <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> <strong>und</strong> konkret <strong>die</strong> Reedereien<br />

Massnahmen ergriffen haben, um <strong>ihre</strong> Schiffe zu<br />

schützen. Ein Problem ist sicherlich <strong>die</strong><br />

Gesetzgebung, welche immer noch nicht alle<br />

Reedereien dazu zwingt, <strong>auf</strong>zurüsten. Diese<br />

<strong>Schifffahrt</strong>gesetze werden von einer Zentralbehörde<br />

mit Sitz in England beschlossen. Wenn man nun<br />

Regeln für <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> beantragen will, muss man<br />

zur International Maritime Organization, wo in<br />

verschiedenen Gremien ein Gesetzesentwurf<br />

erarbeitet wird <strong>und</strong> entschieden wird, ob <strong>die</strong> Regel<br />

den Teilnehmerstaaten zur Abstimmung vorgelegt wird. Wenn <strong>die</strong> Regeln zu<br />

Abstimmung angenommen werden, kommt es nun zu einer Abstimmung über das<br />

Abkommen, wenn <strong>die</strong>ses mit einer Mehrheit aller Mitgliederstaaten angenommen<br />

wird, beginnt <strong>die</strong> nächste Stufe zum neuen Gesetz. Alle Teilnehmerstaaten müssen<br />

das Abkommen dem eigenen Parlament vorlegen, welches <strong>die</strong> neuen Regeln für <strong>die</strong><br />

<strong>Schifffahrt</strong> ratifizieren muss.<br />

Das grosse Problem ist nun, dass viele Länder das Abkommen nicht gutheissen <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> neuen Regeln nicht in <strong>ihre</strong> eigene Gesetzgebung <strong>auf</strong>nehmen wollen. Denn das<br />

Problem, wenn nicht alle Länder das Abkommen in <strong>ihre</strong>r Gesetzgebung festhalten,<br />

ist, dass ein Schiff von einem Land ohne das Abkommen im Gesetzbuch eventuell<br />

nicht in einen Hafen eines Landes mit dem Abkommen im Gesetz einl<strong>auf</strong>en darf, da<br />

es in Konflikt mit dem geltenden Recht gerät. Deshalb ist das mit den Internationalen<br />

Abkommen so geregelt.<br />

Nur schon bis ein grosser Teil der Mitgliederstaaten das Gesetz angenommen <strong>und</strong><br />

umgesetzt hat, dauert es Jahre.<br />

33<br />

Abbildung 19 Logo der International<br />

Maritime Organization<br />

http://www.bmvbs.de/cae/servlet/contentblo<br />

b/44216/poster/11194/logo-internationalmaritime-organization-imo.jpg<br />

(Benutzt am 08.11.11)


Erst wenn der grösste Teil der Staaten in der IMO das Gesetz ratifiziert hat, tritt es<br />

weltweit in Kraft. Eine neuerliche Hürde stellt jedoch <strong>die</strong> Übergangszeit dar. Die<br />

Übergangszeit ist zirka 10 bis 15 Jahre lang <strong>und</strong> wurde aus Fairness gegenüber den<br />

Reedereien eingeführt. Da man glaubte, den Reedereien nicht zumuten zu können,<br />

alle Schiffe <strong>auf</strong> einen Schlag umzurüsten, da das viel zu teuer <strong>und</strong> <strong>auf</strong>wändig wäre.<br />

Deshalb lässt man den Reedereien <strong>die</strong> Zeit sich umzurüsten <strong>und</strong> legt irgendwelche<br />

Stichtage fest, an denen <strong>die</strong> Schiffe umgerüstet sein müssen.<br />

Ein weiteres Problem bei der Aufrüstung der Schiffe besteht darin, dass jedes<br />

einzelne Teil das an einem Schiff verbaut wird, zugelassen sein muss. Das wird von<br />

einer Leitstelle so wie beim TÜV kontrolliert <strong>und</strong> entweder abgelehnt oder<br />

gutgeheissen. Somit können <strong>die</strong> Reedereien <strong>die</strong> Schiffe auch nicht selbst einfach<br />

<strong>auf</strong>rüsten, da alles getestet <strong>und</strong> zugelassen sein muss, was verbaut wird.<br />

Soviel zur IMO. Doch es gibt noch andere möglichen <strong>Auswirkungen</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Schifffahrt</strong> als nur das blosse Aufrüsten der Schiffe. Zum Beispiel das Einrichten<br />

eines Frühwarnsystems. Zwei Forschungsprojekte, welche sich mit <strong>die</strong>sem Ziel<br />

befassen sind das Project Max Wave <strong>und</strong> das Wave Monitoring Systems 2 kurz<br />

Wamos II genannt, werden nun in meiner Arbeit vorgestellt.<br />

34


9 Frühwarnung<br />

In den letzten 20 Jahren sind während schwerer Unwetter <strong>auf</strong> hoher See mehr als<br />

200 Supertanker gänzlich verschw<strong>und</strong>en oder untergegangen. Die Crew Mitglieder<br />

vieler Schiffe, erzählten von einer Gruppe oder einer einzelnen abnormal hohen<br />

Welle.<br />

9.1 Das Projekt Max Wave<br />

Das von der EU geförderte Projekt Max Wave, welches von 2000 bis 2003 lief, hatte<br />

zum Ziel, sowohl <strong>die</strong> physikalischen Hintergründe von <strong>Monsterwellen</strong> zu verstehen,<br />

als auch ein Frühwarnsystem für Schiffe zu entwickeln. Ein weiterer, wichtiger Aspekt<br />

den <strong>die</strong> Forscher herausfinden wollten, waren <strong>die</strong> geophysischen Voraussetzungen,<br />

<strong>die</strong> für eine Monsterwelle gegeben sein müssen. Dazu haben <strong>die</strong> Wissenschaftler<br />

mehrere Schiff- <strong>und</strong> Offshoreunfälle mit <strong>Monsterwellen</strong> sowie den Einfluss einer<br />

Monsterwelle <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Konstruktion eines Schiffes untersucht. Dabei wurden sie von<br />

drei europäischen Meteorologie Stationen, drei Universitäten <strong>und</strong> zwei grossen<br />

Forschungseinrichtungen unterstützt.<br />

Die Ziele des Projektes Max Wave: 30<br />

1. Die Existenz von <strong>Monsterwellen</strong> zu beweisen <strong>und</strong> das Risiko berechnen eine zu<br />

treffen.<br />

2. Das neu gewonnene Wissen über <strong>Monsterwellen</strong>, an <strong>die</strong><br />

<strong>Schifffahrt</strong>sgemeinschaften weitergeben.<br />

3. Ein Frühwarnsystem entwickeln, basierend <strong>auf</strong> physikalisch <strong>und</strong> statistisch<br />

gesteuerten Wellen Modell Tests. Als Folge dessen wollen sie <strong>die</strong> Sicherheit der<br />

Menschen verbessern.<br />

4. Die Erkenntnisse an Interessierte weitergeben.<br />

Die Arbeit am Projekt Max Wave ist in drei Blöcke unterteilt. Während sich Block 1<br />

<strong>und</strong> Block 2 mit ozeanographischen Themen <strong>und</strong> der stabileren Konstruktion der<br />

Schiffe widmen, befasst sich Block 3 mit der Vorhersage von <strong>Monsterwellen</strong>.<br />

Block 1 zielt dar<strong>auf</strong> ab, mehr über <strong>Monsterwellen</strong> zu erfahren. Dazu wollen sie<br />

Vorhersage parameter bestimmen. Sie wollen <strong>die</strong> Wellen mit gewöhnlichen Wellen<br />

Sensoren <strong>und</strong> neuen Techniken dokumentieren. Dadurch wollen sie neue<br />

Algorithmen für Radare ausarbeiten, welche bei der Vorhersage der <strong>Monsterwellen</strong><br />

helfen sollen.<br />

Der zweite Block befasst sich damit, <strong>die</strong> Schiffe <strong>und</strong> Offshore Anlagen sicherer zu<br />

machen. Die Gr<strong>und</strong>lage, <strong>auf</strong> der <strong>die</strong> Schiffe gebaut werden, stammt immer noch aus<br />

früheren Zeiten in denen noch nicht an <strong>Monsterwellen</strong> geglaubt wurde. Deshalb<br />

wollen sie den Einfluss von neuen Wellen Parameter <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Schiffe prüfen <strong>und</strong><br />

neue, sicherere Konstruktionen entwerfen.<br />

30 http://coast.gkss.de/projects/maxwave/ (Benutzt am 05.10.11)<br />

35


Im dritten Block werden anormale Seegänge untersucht <strong>und</strong> Unfälle während der<br />

Seegänge rekonstruiert, um den Einfluss <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Schiffe zu erkennen. Ortsbezogene,<br />

spezielle Eigenschaften, werden mit einbezogen, wie zum Beispiel Strömungen oder<br />

eine spezielle Untergr<strong>und</strong> Topographie. Das soll zu mehr Sicherheit der Menschen<br />

führen. Die erwarteten Resultate sind: Erhebliche Fortschritte zum Verständnis <strong>und</strong><br />

zur Vorhersage von <strong>Monsterwellen</strong>.<br />

9.2 Ergebnisse des Projektes Max Wave<br />

Soviel zum Projekt <strong>und</strong> den Zielen des Projektes. Nun zu den<br />

konkreten Ergebnissen, zu denen das Max Wave Projekt<br />

geführt hat. 31<br />

Das Projekt hatte Glück <strong>und</strong> konnte nicht nur anhand der<br />

Radarmessungen von Offshore Bohrinseln forschen, sondern<br />

konnte sich einen ERS Satelliten von der European Space<br />

Agency (ESA) ausleihen. Dieser Satellit, kann Radarbilder<br />

der Erde machen <strong>und</strong> hat sogar einen Modus, um Wellen zu<br />

erkennen. Damit konnte das Projekt um Leiter Dr. Wolfgang<br />

Rosenthal Meeresausschnitte von 10 <strong>auf</strong> 5 km <strong>auf</strong>nehmen.<br />

Laut Dr. Rosenthal war es extrem wichtig <strong>die</strong>sen Radar für<br />

drei Wochen ausleihen zu können: „Ohne <strong>die</strong><br />

Radar<strong>auf</strong>nahmen aus der Luft hätten wir<br />

überhaupt keine Chance gehabt, irgendwelche<br />

neuen Erkenntnisse zu gewinnen.“ 32<br />

Während <strong>die</strong>sen drei Wochen, wurden dem<br />

Projekt knapp 30‘000 Radarbilder geliefert. Diese<br />

Bilder wurden im DLR (Deutsches Zentrum für<br />

Luft <strong>und</strong> Raumfahrt) ausgewertet <strong>und</strong> spezifisch<br />

nach extremen Wellenhöhen gesucht. Während<br />

<strong>die</strong>sen drei Wochen, wurden mehr als zehn<br />

Wellen entdeckt, welche eine Höhe von über 25<br />

Meter <strong>auf</strong>wiesen. Damit war bewiesen, dass<br />

<strong>die</strong>se Wellen erstens existieren <strong>und</strong> zweitens viel<br />

häufiger <strong>auf</strong>treten als angenommen. Damit war<br />

auch schon das erste Ziel, dass sich Dr.<br />

Rosenthal <strong>und</strong> seine Mitarbeiter gesetzt hatten,<br />

erreicht. 33<br />

31<br />

W.Rosenthal, S.Lehner: Results of the MAXWAVE project, 2007, In: Journal of Offshore Mechanics and Artic<br />

Engineering S. 21006-21013<br />

32<br />

http://www.esa.int/esaCP/SEMRWLU4QWD_Germany_0.html (Benutzt am 05.11.10)<br />

33<br />

http://www.esys.org/rev_info/monsterwellen.html (Benutzt am 05.10.11)<br />

36<br />

Abbildung 20 Esa-Satellit<br />

ERS-2<br />

http://www.spiegel.de/fotostreck<br />

e/fotostrecke-765-6.html<br />

(Benutzt am 08.11.11)<br />

Abbildung 21 Monsterwelle <strong>auf</strong> dem Radarbild<br />

eines Satelliten<br />

http://esamultimedia.esa.int/images/EarthObservation<br />

/WP17.jpg (Benutzt am 08.11.11)


Kurz nach <strong>die</strong>sem<br />

Erfolg, ging das<br />

Projekt zu Ende. Doch<br />

<strong>die</strong> Wissenschaftler<br />

forschen in zwei<br />

Sachgebieten noch<br />

weiter. Zum einen<br />

werden <strong>die</strong><br />

Schiffsuntergänge<br />

analysiert, um so<br />

eventuell neue<br />

Erkenntnisse über andere<br />

Konstruktionsarten zu<br />

gewinnen <strong>und</strong> somit <strong>die</strong> Schiffe sicherer zu machen. Zum anderen werden weitere<br />

Radarbilder ausgewertet, um eventuell eine Regelmässigkeit zu finden, was eine<br />

Vorhersage ermöglichen würde. Dieses Projekt heisst nicht mehr Max Wave sondern<br />

wird unter dem Namen WaveAtlas weitergeführt. 34 Welches allerdings bis heute<br />

noch zu keinem verlässlichen Vorhersage System geführt hat.<br />

Der Traum von den Forschern r<strong>und</strong> um Max Wave wäre eine Vorhersage, welche im<br />

vornherein schon verbreitet werden könnte. Als Vorbild dazu <strong>die</strong>nt das<br />

Südafrikanische System, welches im vornherein ankündigt, wo mit Freak Waves zu<br />

rechnen ist. Das System beruht jedoch nur <strong>auf</strong> den Erfahrungen der dortigen<br />

Meteorologen, welche wissen, wann das Risiko einer Monsterwelle besonders hoch<br />

ist.<br />

Ein anderes Vorbild, wäre Météo France, welche <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> von verschiedenen Daten<br />

versuchen eine Karte zur Vorhersage von <strong>Monsterwellen</strong> zu entwerfen. Ob <strong>die</strong>se<br />

errechneten Koordinaten <strong>und</strong> Zeitpunkte jedoch stimmen, muss erst noch mit Hilfe<br />

von Radarbildern aus dem Weltraum überprüft werden.<br />

34 Gschrei, Stephanie: <strong>Monsterwellen</strong> vom Seemannsgarn zur aktuellen Forschung, In: GeoLoge Vol.2 2010<br />

S. 21-29<br />

Abbildung 22 Höchste gemessenen Wellen während des<br />

Forschungszeitraumes<br />

Rosenthal: Detection of extreme single waves and wave statistics. In:<br />

MaxWave. Rogue waves – Forecast and impact on marine structures.<br />

37


9.3 Wave Monitoring System II<br />

Die Forscher der Firma Oceanwaves haben ein Gerät<br />

entworfen, welches den Seegang direkt an Bord eines<br />

Schiffes errechnen kann. Genannt Wave Monitoring<br />

System II (WaMoS II) 35<br />

Die Methode, <strong>die</strong> hinter dem Gerät steckt wirkt relativ<br />

simpel. WaMoS II kann an jedes Radargerät<br />

angeschlossen werden. Die normalen Radargeräte<br />

bilden nicht nur Schiffe oder andere Hindernisse,<br />

sondern auch den Seegang ab. Die Abbildung des<br />

Seegangs wird von den meisten Kapitänen nicht gerne<br />

gesehen, da sie als störend empf<strong>und</strong>en wird. Deshalb<br />

wird <strong>die</strong>ses Signal normalerweise zu unterdrücken<br />

versucht. Den eigentlich unangenehmen Nebeneffekt<br />

für <strong>die</strong> Kapitäne ist von grossem Nutzen für <strong>die</strong> Erfinder von WaMoS II. Durch das<br />

Störsignal der Wellen, welches ohnehin vorhanden ist, können sie mit Rechen- <strong>und</strong><br />

Bildprogrammen den Seegang abbilden. Auf den abgebildeten Werten, ist <strong>die</strong><br />

signifikante Höhe, <strong>die</strong> Frequenz <strong>und</strong> <strong>die</strong> Richtung, in welche <strong>die</strong> Wellen l<strong>auf</strong>en,<br />

abzulesen. Auf <strong>die</strong>sen Gr<strong>und</strong>werten, kann man optional weitere Werte berechnen,<br />

wie zum Beispiel <strong>die</strong> Geschwindigkeit von Wellen. Der grösste Nachteil von WaMoS<br />

II besteht jedoch in der Reichweite. Das Gerät hat eine maximale Reichweite von<br />

zwei Kilometern, was zur Folge hat, dass man höchstens drei Minuten Zeit hat um<br />

sich <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Welle vorzubereiten. Für ein Manöver reicht das kaum, das einzige, dass<br />

das Gerät bis jetzt bringt, ist also <strong>die</strong> Warnung aber leider keinen richtigen Schutz. 36<br />

35 http://www.spiegel.de/sptv/themenabend/0,1518,192886,00.html (Benutzt am 07.10.11)<br />

36 http://www.esys.org/rev_info/monsterwellen.html (Benutzt am 07.11.10)<br />

38<br />

Abbildung 23 WaMoS II<br />

Wellenabbildung<br />

http://sogasex.files.wordpress.com/2008/<br />

08/wamos.jpg?w=340&h=340 (Benutzt<br />

am 08.11.11)


9.4 Die von den Kapitänen bevorzugten Systeme zu Vorhersage <strong>und</strong> Schutz vor<br />

<strong>Monsterwellen</strong><br />

Herr Lampe würde sich vor allem verstärkte Konstruktionen der Schiffe wünschen,<br />

indem <strong>die</strong> IMO höhere Standards festlegt, da er meint, dass <strong>die</strong>se 3 Minuten Zeit,<br />

welche WaMoS vor der Welle warnen kann, nicht genug sind, um einer Welle<br />

auszuweichen. Jedoch würde er es trotzdem bevorzugen WaMoS II an Bord zu<br />

haben, sozusagen als Warnung, dass <strong>die</strong> Welle jetzt kommt <strong>und</strong> man sich dar<strong>auf</strong><br />

vorbereiten kann <strong>und</strong> zum Beispiel <strong>die</strong> Fahrt drosseln kann.<br />

Einen weiteren Vorschlag bringt er im Bezug <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Funkstation ein. Da <strong>die</strong><br />

Funkstation nicht von der Brücke getrennt war, fiel <strong>die</strong>se durch den Wassereinbruch<br />

ebenfalls aus. Er würde es bevorzugen, wenn sehr wichtige Teile für ein Schiff, wie<br />

zu Beispiel Kommunikation <strong>und</strong> ein Radargerät, in einem vor solchen Ereignissen<br />

sicheren Raum hinter der Brücke verstaut wären, sodass wenigstens <strong>die</strong>se beiden<br />

Systeme nicht ausfallen würden.<br />

Herr Appel wünscht sich ebenfalls eine stabilere Bauart der Schiffe. Er denkt an<br />

Aufrüstungen, wie zum Beispiel Wellenbrecher an der Front des Schiffes <strong>und</strong> dass<br />

<strong>die</strong> Schiffe gewarnt werden, damit <strong>die</strong>se <strong>ihre</strong> Geschwindigkeit mässigen können. Ein<br />

zweites Anliegen wäre, <strong>die</strong> Schiffe bei zu schlechtem Wetter gänzlich zu stoppen.<br />

Einen dritten Ansatz verfolgt er mit der Auffassung, der Einrichtung einer<br />

Gefahrenzone für <strong>Monsterwellen</strong>. Diese Gebiete könnten in der Folge eventuell<br />

gemieden <strong>und</strong> umfahren werden. Für Häfen <strong>die</strong> in einer solchen Gefahrenzone<br />

lägen, bräuchte es halt strengere Auflagen bezüglich Sicherheit der Schiffe.<br />

Für ihn wäre in den restlichen Zonen dann einfach noch ein verantwortbares<br />

Restrisiko vorhanden von einer Monsterwelle getroffen zu werden. 37<br />

37 Aus eigenen Interviews mit Herr Lampe <strong>und</strong> Herr Appel<br />

39


10 Bekannte Fälle von <strong>Monsterwellen</strong><br />

Im Dezember 1942 wurde <strong>die</strong> Queen Mary, eines der grössten Schiffe der Welt zum<br />

Truppentransporter umfunktioniert. Mit 50‘000 Soldaten an Bord wurde sie völlig<br />

unerwartet von einer mehr als 20 Meter hohen Welle seitlings getroffen. Das Schiff,<br />

das an seiner höchsten Stelle ca.27 Meter mass, stand plötzlich in einem Winkel von<br />

85 Grad im Wasser. Die Queen Mary wäre beinahe mit 50‘000 Soldaten an Bord zur<br />

Seite gekippt <strong>und</strong> wäre in der Folge höchstwahrscheinlich gesunken.<br />

Die Michelangelo, ein 275 Meter langes Passagierschiff überquert 1966 den Atlantik<br />

mit dem Ziel New York. Den Hafen von New York erreicht das Schiff jedoch nur mit<br />

grosser Mühe, nachdem es von einer einzigen Monsterwellewelle von ca. 25 Metern<br />

Höhe getroffen worden war, wie <strong>die</strong> Mannschaft berichtete. Die Bilanz: 3 Menschen<br />

starben, 12 Passagiere wurden verletzt <strong>und</strong> der Bug aus Stahl war vollkommen<br />

verbogen.<br />

Als der Hochseefrachter München im Dezember 1978 den Hafen verliess, hatte <strong>die</strong><br />

Reederei noch verkündet das Schiff sei unsinkbar. Auf hoher See setzte <strong>die</strong><br />

München einen letzten Funkspruch ab, 15 Sek<strong>und</strong>en später war sie mit 29 Matrosen<br />

an Bord verschollen. Nach einer gross angesetzten Suchaktion, wurden einzig ein<br />

paar Rettungsinseln <strong>und</strong> Rettungsboote gef<strong>und</strong>en. Eines <strong>die</strong>ser Rettungsboote<br />

wurde nicht gewassert, sondern einfach aus den Halterungen losgerissen. Auf Gr<strong>und</strong><br />

des Faktes, dass das Rettungsboot <strong>auf</strong> 30 Metern Höhe verankert war, schlossen <strong>die</strong><br />

Nachforschungen <strong>auf</strong> eine Monsterwelle von ähnlicher Höhe. Der Abschlussbef<strong>und</strong><br />

lautete langsames sinken nach schwerem Seeschlag.<br />

In den frühen Morgenst<strong>und</strong>en des 16. Aprils 2005 wurde <strong>die</strong> Norwegian Dawn, ein<br />

300 Meter langes Kreuzfahrtschiff von einer Riesenwelle getroffen. Die Norwegian<br />

Dawn fuhr davor durch einen schweren Sturm, den sie jedoch schadlos überstand.<br />

Als sich <strong>die</strong> See allmählich beruhigt hatte , tauchte urplötzlich <strong>die</strong> Monsterwelle <strong>auf</strong><br />

<strong>und</strong> traf das Schiff von vorne, Das Schiff wurde angehoben <strong>und</strong> knallte dann wieder<br />

<strong>auf</strong> <strong>die</strong> Wasseroberfläche. Die Welle schlug direkt <strong>auf</strong> Deck 10 <strong>auf</strong>, was einer<br />

mindesthöhe der Welle von 20 Metern voraussetzt. Durch <strong>die</strong> ungeheuerliche Kraft<br />

des Wassers wurden <strong>die</strong> Feuerschutztüren nicht <strong>auf</strong>gedrückt, sondern wie bei einer<br />

Sardinenbüchse komplett <strong>auf</strong>gebogen. Ansonsten hat das Schiff <strong>die</strong> Welle gut<br />

überstanden, wäre <strong>die</strong> Welle jedoch längsseits eingeschlagen hätte es sicher<br />

schwere Schäden davongetragen.<br />

40


Das einzige Beweisbild bisher ist dem 1.Maat<br />

Philippe Lijour der Esso Languedoc gelungen.<br />

Das Frachtschiff war 1980 vor der Küste<br />

Durbans in Südafrika in unruhiger See bei<br />

maximal 4.50 Meter hohen Wellen unterwegs<br />

als der 1. Maat eine Welle entdeckte <strong>die</strong> fast 7mal<br />

so hoch war wie der Durchschnitt.<br />

Unmittelbar vor dem Aufschlag konnte Philippe<br />

Lijour <strong>die</strong> Welle <strong>auf</strong> Foto festhalten. Der Mast<br />

<strong>auf</strong> der Steuerbord(rechts) Seite hinten ist vom<br />

Meeresspiegel aus 25 Meter hoch. Daraus lässt<br />

sich schliessen, dass <strong>die</strong> Welle zirka 30<br />

Meter hoch war als sie das Schiff traf. 38<br />

Die Ölplattform Ocean Ranger im Nordatlantik vor der Küste Neuf<strong>und</strong>lands war<br />

dar<strong>auf</strong> ausgelegt den widrigen Wetterbedingungen <strong>und</strong> starken Stürmen im<br />

Nordatlantik zu bestehen. Doch als <strong>die</strong> 35 Meter hohe Plattform am 14. Februar von<br />

einer 30 Meter hohen Welle getroffen wird, bersten <strong>die</strong> Scheiben des Kontrollraumes<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> unentbehrlichen Instrumente für <strong>die</strong> Sicherheit der Plattform werden zerstört.<br />

Die Sturm Schutzplatte aus Stahl wurde vergessen zu montieren.<br />

So werden <strong>die</strong> Pumpen der Ballasttanks, <strong>die</strong> normalerweise <strong>die</strong> Plattform<br />

stabilisieren, durch einen Kurzschluss lahmgelegt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Plattform geriet in eine<br />

Schieflage. Alle Versuche <strong>die</strong> Bohrinsel wieder zu stabilisieren schlugen fehl. Die<br />

Plattform sank <strong>und</strong> riss mit ihr alle 84 Besatzungsmitglieder in den Tod.<br />

38 N24: Auf der Spur der Killerwellen, Deutschland 2006, 67 Min<br />

41<br />

Abbildung 24 ©Philippe Lijour<br />

http://www.esys.org/rev_info/monsterwelle.jpg<br />

(Benutzt am 12.12.11)


Die wohl bekannteste <strong>und</strong> eine der wichtigsten Wellen für <strong>die</strong> Wissenschaft traf am<br />

Neujahrstag <strong>die</strong> Draupner Plattform, welche zwischen Norwegen <strong>und</strong> Schottland in<br />

der Nordsee steht. Den ganzen Tag lang krachen Wellen um <strong>die</strong> 10 Meter gegen <strong>die</strong><br />

Plattform, bis plötzlich eine r<strong>und</strong> 3-mal so hohe Welle mit 70km/h gegen <strong>die</strong> Plattform<br />

donnert. Forschern gelang es ein Wellenmuster vor <strong>und</strong> nach der Welle zu erstellen<br />

welches <strong>auf</strong> der Abbildung unten zu sehen ist.<br />

Diese Neujahrswelle war deshalb so wichtig, weil sie durch <strong>die</strong> Lasermessung an der<br />

Plattform den ersten wissenschaftlichen Beweis für <strong>die</strong> Existenz von <strong>Monsterwellen</strong><br />

erbrachte.<br />

Abbildung 15<br />

http://www.weltderphysik.de/_img/article_large/20100318_DraupnerWelle_DGuenther.jpeg (Benutzt am 12.12.11)<br />

Am 4. November 2000 war Mark Pickett vor der Küste Kaliforniens. Ein weit<br />

entfernter Sturm hat Seegang ausgelöst, der nun über den Atlantik direkt <strong>auf</strong> das<br />

Forschungsschiff Ballena zusteuerte. Die Ballena war ein extra für schwere See<br />

konzipiertes Boot, das für <strong>die</strong> NOAA(Nationale Wetter <strong>und</strong> Ozeanbehörde USA)<br />

Forschungen durchführte. Doch an <strong>die</strong>sem Tag war <strong>die</strong> See ruhig mit bloss 1.20<br />

Meter hohen Wellen <strong>und</strong> einer Windstärke von 10 Knoten. Als Mark Pickett plötzlich<br />

eine Riesenwelle <strong>auf</strong> sich zukommen sah. Er steuerte <strong>die</strong> 6 Meter hohe Welle<br />

ziemlich optimal in einem Winkel von 30 Grad an, doch <strong>die</strong> Welle drehte das Schiff<br />

um <strong>und</strong> das Schiff lief mit Wasser voll <strong>und</strong> sank. Die 3 Besatzungsmitglieder konnten<br />

sich mit Glück aus dem inneren des Schiffs befreien <strong>und</strong> mussten schwimmend das<br />

Land erreichen was allen dreien gelang.<br />

42


1951 meldet der Kapitän Kurt Carlsen der Flying Enterprise im Nordatlantik, er sei<br />

von schwerer See angegriffen worden. Wie viele andere hatte er Angst das Wort<br />

Monsterwelle auszusprechen, da er nicht als Alkoholiker <strong>und</strong> Spinner betitelt werden<br />

wollte. Doch in der Mitte des Schiffes <strong>auf</strong> der Seite, war ein riesiger Spalt zu<br />

erkennen, den der Kapitän schliessen liess, indem er das Schiff mit Seilen <strong>und</strong><br />

Winden zusammenziehen liess <strong>und</strong> den übrig bleibenden zirka 2cm breiten Spalt mit<br />

Beton <strong>auf</strong>füllte. Das Schiff ging zwar nicht unter war aber Manövrierunfähig <strong>und</strong> trieb<br />

vor sich daher, bis eine zweite etwa 20 Meter hohe Riesenwelle das Schiff traf. Das<br />

Schiff ging letztendlich aber erst unter, als britische Schlepper versuchten das Schiff<br />

in einen Hafen zu ziehen.<br />

Doch Riesenwellen entstehen nicht nur <strong>auf</strong><br />

dem Meer, wie der Fall der Edm<strong>und</strong> Fitzgerald<br />

<strong>auf</strong> dem Lake Superior zeigt. Die grossen<br />

Seen in Amerika <strong>und</strong> Kanada bilden eine Art<br />

Binnenmeer, deren Wellen sich kaum von<br />

Ozeanwellen unterscheiden, somit ist klar,<br />

dass auch in grösseren Seen <strong>Monsterwellen</strong><br />

von beachtlicher Grösse <strong>auf</strong>treten können.<br />

Während eines starken Sturmes meldet der<br />

Kapitän der Fitzgerald einem nahegelegenen<br />

Schiff er habe zwar Probleme habe, aber alles<br />

unter Kontrolle. Das andere Schiff funkt<br />

zurück, dass zwei riesige Wellen direkt <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Fitzgerald zuhalten würden, bekam<br />

jedoch keine Antwort mehr. Als das nahegelegene Schiff <strong>die</strong> Lichter der Fitzgerald<br />

nicht mehr sah, machten sie sich <strong>auf</strong> <strong>und</strong> suchten sie, doch <strong>die</strong> Fitzgerald war<br />

spurlos verschw<strong>und</strong>en. 6 Monate später fand <strong>die</strong> Küstenwache das Wrack der<br />

Fitzgerald in 160 Metern <strong>auf</strong> dem Gr<strong>und</strong>. Das Schiff war mitten durchgebrochen.<br />

Sowie <strong>die</strong> Bremen als auch <strong>die</strong> Caledonian Star, wurden innerhalb von 2 Wochen im<br />

Südatlantik von einer Monsterwelle getroffen. Da <strong>die</strong> Wellen bei beiden Schiffen <strong>die</strong><br />

Brücken demolierten <strong>die</strong> zirka <strong>auf</strong> 25 Meter Höhe lagen, geht man von Wellen mit<br />

einer Höhe über 25 Metern aus. Während bei der Caledonian Star lediglich <strong>die</strong><br />

Elektronik ausfiel, traf es <strong>die</strong> Bremen schwerwiegender. Durch den Wassereinschlag<br />

in <strong>die</strong> Brücke fiel <strong>die</strong> Elektronik aus. Im Gegensatz zur Caledonian Star, fielen jedoch<br />

auch noch <strong>die</strong> Hauptmaschinen aus. Somit trieb das Schiff während etwa 30 Minuten<br />

bei hohem Wellengang Quer zur See. Die Bremen hatte Glück dass <strong>die</strong> Besatzung<br />

den Hilfs<strong>die</strong>sel zum Starten gebracht haben, denn sonst hätten sie keine Chance<br />

gehabt, da <strong>die</strong> Fenster <strong>auf</strong> der Seite der Schiffe viel schwächer gebaut sind als <strong>die</strong><br />

der Brücke <strong>und</strong> deshalb hohen Wellen nicht standhalten können<br />

43<br />

Abbildung 26 Die grossen Seen<br />

http://www.ntv.de/img/39/398916/O_1000_680_680_dpaunterwegs-<strong>auf</strong>-den-gewsse-800x600-63.jpg<br />

(Benutzt<br />

am 08.11.11)


Forscher untersuchten <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> der kurzen Dauer, in der <strong>die</strong> Ereignisse stattfanden,<br />

<strong>die</strong> Meeresdaten der Weltmeere der Wochen vor, während <strong>und</strong> drei Wochen nach<br />

den <strong>Monsterwellen</strong>, <strong>die</strong> <strong>die</strong> beiden Schiffe trafen. Durch <strong>die</strong> Daten war ersichtlich,<br />

dass während eins Zeitraumes von drei Wochen um <strong>die</strong> beiden Ereignisse herum,<br />

zehn <strong>Monsterwellen</strong> mit mehr als 22 Metern Höhe <strong>auf</strong> den Weltmeeren unterwegs<br />

waren. Die grösste Welle, welche während <strong>die</strong>sen drei Wochen gemessen wurde,<br />

war zwischen 27 <strong>und</strong> 32 Meter hoch. Damit war bewiesen, dass <strong>Monsterwellen</strong> viel<br />

häufiger vorkommen als zunächst angenommen.<br />

21.September 1991. Die Andrea Gail läuft<br />

Richtung Neuf<strong>und</strong>landbank aus. Das 22 Meter<br />

lange Schwertfischfang Schiff fuhr somit direkt<br />

in einen Riesensturm welcher sich aus dem<br />

abgeschwächten Hurrikane Grace <strong>und</strong> zwei<br />

anderen Unwettern gebildet hatte. Am Abend<br />

des 28. Oktober meldete der Kapitän William<br />

Tyne 9 Meter hohe Wellen <strong>und</strong> Winde bis zu<br />

150km/h. Das war der letzte Kontakt, den man<br />

mit der Andrea Gail hatte. Man geht davon aus,<br />

dass <strong>die</strong> Andrea Gail von einer bis zu 30 Meter<br />

hohen Welle versenkt wurde. Die Geschichte der Andrea Gail <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r Crew wurde<br />

39 40<br />

im Jahr 2000 von Wolfgang Petersen unter dem Titel „Der Sturm“ verfilmt.<br />

Die Suwa Maru No. 58 wurde am 23 Juni 2008 von einer Monsterwelle im Kuroshio-<br />

Strom getroffen. Die Wellen waren etwa 2-3 Meter hoch, was kein Problem für das<br />

135 Tonnen schwere Fischfangschiff bedeutete. Doch plötzlich Schlug eine Welle<br />

mittschiffs ein, <strong>die</strong> das Boot <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Seite warf <strong>und</strong> mehrere Besatzungsmitglieder ins<br />

Meer mitriss. Ein Überlebender erzählt, dass etwa 10 Minuten später eine zweite<br />

Monsterwelle einschlug <strong>und</strong> das Schiff endgültig zum Kentern brachte. Von den 20<br />

Besatzungsmitgliedern überlebten lediglich deren 3. Nachdem Wissenschaftler <strong>die</strong><br />

Daten des Ereignisses ausgewertet hatten, stiessen sie dar<strong>auf</strong>, dass sich das Schiff<br />

in einer Kreuzsee befand, welche ideale Voraussetzungen bietet für <strong>die</strong> Entstehung<br />

von Freak Waves. 41<br />

2010 wurde das 200 Meter lange Kreuzfahrtschiff Louis Majesty von mehreren<br />

<strong>Monsterwellen</strong> vor der Küste Spaniens im Mittelmeer getroffen. Die mehr als 8 Meter<br />

hohen Wellen schlugen in den Salon <strong>auf</strong> dem 5. Deck ein <strong>und</strong> überfluteten <strong>die</strong>sen.<br />

Dabei wurden 2 Männer durch <strong>die</strong> Wucht der Welle erschlagen, 14 weitere<br />

Passagiere verletzt. Das Schiff wurde Opfer der sogenannten drei Schwestern<br />

Wellen. 42<br />

39 http://www.spiegel.de/sptv/special/0,1518,173157,00.html (Benutzt am 19.09.11)<br />

40 http://www.andrea-gail.de/fakten.htm (Benutzt am 19.09.11)<br />

41 http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,604544,00.html (Benutzt am 19.09.11)<br />

42 http://www.welt.de/vermischtes/article6647783/<strong>Monsterwellen</strong>-im-Mittelmeer-sind-sehr-selten.html (Benutzt am 19.09.10)<br />

44<br />

Abbildung 27 Die Andrea Gail<br />

http://img.webme.com/pic/a/andreagail/andreagail0.j<br />

pg (Benutzt am 08.11.11)


11 Konkrete Massnahmen zur Verhinderung von Schäden <strong>und</strong><br />

Frühwarnung<br />

Ein gutes Vorwarnsystem bietet bisher das Wave Monitoring System II. WaMoS II<br />

hat jedoch auch mehrere, schwerwiegende negative Eigenschaften. Neben der sehr<br />

kurzen Reichweite von nur r<strong>und</strong> zwei Kilometern, was zu Folge hat, dass man<br />

frühestens drei Minuten im Voraus gewarnt wird, ist das Gerät auch noch ziemlich<br />

teuer. 55‘000 Euro will <strong>die</strong> Firma Oceanwaves für <strong>ihre</strong> Geräte. Das Gerät bietet<br />

deshalb eine unzureichende <strong>und</strong> zu kurze Warnung vor <strong>Monsterwellen</strong> um den Preis<br />

zu rechtfertigen. Das einzige, was das Gerät bisher bieten kann, ist <strong>die</strong> Vorwarnung<br />

<strong>und</strong> somit <strong>die</strong> Vorbereitung <strong>auf</strong> eine Monsterwelle. Die kurze Zeit, in der WaMoS II<br />

vor der Monsterwelle warnt, reicht nicht um <strong>die</strong> Welle zu umfahren. Daher erstaunt<br />

es nicht, dass lediglich fünf WaMoS II Geräte pro Jahr ausgeliefert werden. Dadurch,<br />

wird es höchst wahrscheinlich ein Nischenprodukt bleiben, wenn <strong>die</strong> Reichweite vom<br />

Hersteller nicht signifikant erhöht werden kann. 43<br />

Ein weiteres Projekt, welches schon <strong>auf</strong> dem Weg ist <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> massgeblich<br />

beeinflussen könnte, ist das Projekt Wave Atlas, welches dem Max Wave Projekt<br />

entsprungen ist. Das Ziel des Projektes besteht in der Ausarbeitung einer Weltkarte<br />

mit dar<strong>auf</strong> verzeichneten <strong>Monsterwellen</strong>, welche durch einen ESA Satelliten<br />

<strong>auf</strong>gezeichnet wurde. Die <strong>Schifffahrt</strong> erhofft sich aus der Forschung eine<br />

Gefahrenkarte mit eingezeichneten, aussergewöhnlich gefährlichen Zonen<br />

ausarbeiten zu können. Damit könnte man neue Routen für <strong>die</strong> Schiffe erstellen <strong>und</strong><br />

somit <strong>die</strong> Gefahr von einer Monsterwelle getroffen zu werden, <strong>auf</strong> ein Minimum zu<br />

reduzieren. Die Chancen für <strong>die</strong>ses Projekt stehen hervorragend. Zwar wurde bis<br />

jetzt noch keine konkrete Karte mit Gefahrenzonen herausgegeben, doch <strong>die</strong><br />

Forscher vom DLR arbeiten mit Hochdruck daran. Wenn <strong>die</strong> Karte erstellt ist, wird es<br />

kaum lange gehen bis <strong>die</strong> Routen neu berechnet werden müssen.<br />

Eine letzte Massnahme welche mit grosser Wahrscheinlichkeit ergriffen werden<br />

muss, ist <strong>die</strong> stabilere Konstruktion von Schiffen <strong>auf</strong> den Weltmeeren.<br />

Widerstandsfähigere Schiffe sind ein Muss für <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong>. Es kann nicht sein,<br />

dass Schiffe <strong>auf</strong> eine maximale Wellenhöhe von 15 Metern ausgerichtet sind, wenn<br />

Kenntnis von viel höheren, sogar doppelt so hohen Wellen herrscht.<br />

Die dafür Zuständige Behörde, <strong>die</strong> International Maritime Organization (IMO), hat bis<br />

jetzt jedoch noch keine konkreten Massnahmen ergriffen.<br />

43 http://www.spiegel.de/sptv/themenabend/0,1518,192886,00.html (Benutzt am: 16.10.11)<br />

45


12 Schlussfolgerung mit Blick in <strong>die</strong> Zukunft von Forschung <strong>und</strong><br />

Frühwarnung<br />

Letztendlich kann man sagen, dass das Problem der <strong>Schifffahrt</strong> mit <strong>Monsterwellen</strong><br />

bei weitem noch nicht gelöst ist. Vieles an der wichtigen Gr<strong>und</strong>lagenforschung ist<br />

getan. Die Basis für eine Lösung des Problems um <strong>die</strong> <strong>Monsterwellen</strong>, wurde seit der<br />

Draupnerwelle am Neujahrstag 1995, gelegt. Dank Forschern wie P.K Shukla <strong>und</strong><br />

Bengt Eliasson verstehen wir, wie sich eine Monsterwelle <strong>auf</strong>bauen kann. Ihre<br />

physikalischen Hintergründe sind ebenso erforscht, wie <strong>die</strong> Gefahrengebiete für<br />

<strong>Monsterwellen</strong>. Doch schlussendlich liegt es auch an den Reedereien <strong>und</strong> der IMO<br />

zu handeln. Teils liegt es sicher auch am Geld, welches von einigen Reedereien für<br />

<strong>die</strong> Aufwertung der Schiffe nicht bezahlt werden will. Aber es braucht nicht nur<br />

stärkere <strong>und</strong> widerstandsfähigere Schiffe, sondern auch ein gut funktionierendes<br />

Frühwarnsystem. Ein solches, zuverlässiges Frühwarnsystem liegt jedoch noch<br />

immer in weiter Ferne. Deshalb wird auch in Zukunft noch viel von der der<br />

Monsterwelle zu hören sein. Seien es neue, positive Forschungsergebnisse,<br />

schreckliche Geschichten von Kapitänen, oder erschreckende Meldungen in den<br />

Nachrichten, von verschw<strong>und</strong>enen Schiffen, <strong>die</strong> von einer Monsterwelle<br />

verschlungen wurden.<br />

46


Literaturverzeichnis<br />

Filme:<br />

BBC: Freak Waves - Riesenwellen aus dem Nichts Grossbritannien, 2002 44 Min<br />

(http://www.youtube.com/watch?v=DUn8WQ4Y1bM )<br />

N24: Auf der Spur der Killerwellen, Deutschland 2006, 67 Min<br />

Internet:<br />

http://aktuell.rub.de/pm2010/pm00192.html.de<br />

http://coast.gkss.de/projects/maxwave/<br />

http://www.andrea-gail.de/fakten.htm<br />

http://www.definition-of.net/definition-der-wellental<br />

http://www.esa.int/esaCP/SEMRWLU4QWD_Germany_0.html<br />

http://www.esys.org/rev_info/kuroshio-strom.html<br />

http://www.esys.org/rev_info/monsterwellen.html<br />

http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima/tid-23396/naturgewalten-<strong>die</strong>-monsteraus-dem-meer_aid_658210.html<br />

http://www.gauss-goettingen.de/gauss_kniffelig_norm.php?navid=3&supnavid=7<br />

http://www.geodz.com/deu/d/Wellenperiode<br />

http://www.g-o.de/dossier-detail-169-7.html<br />

http://www.spiegel.de/sptv/special/0,1518,173157,00.html<br />

http://www.spiegel.de/sptv/themenabend/0,1518,192886,00.html<br />

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,470359,00.html<br />

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,604544,00.html<br />

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,641432,00.html<br />

47


http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,701440,00.html<br />

http://www.welt.de/vermischtes/article6647783/<strong>Monsterwellen</strong>-im-Mittelmeer-sindsehr-selten.html<br />

http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/geo/14961<br />

http://www.zeit.de/2007/35/N-Freak-Waves<br />

Publikationen:<br />

B.Eliasson <strong>und</strong> P.K. Shukla: Instability and nonlinear evolution of narrow-band<br />

directional ocean waves, 2010, In: Phys. Rev. Lett. 105, 014501<br />

Gschrei, Stephanie: <strong>Monsterwellen</strong> vom Seemannsgarn zur aktuellen Forschung, In:<br />

GeoLoge Vol.2 2010<br />

S. 21-29<br />

Nobuhito Mori: Occurrence probability of a freak wave in a nonlinear wave field<br />

http://www.oceanwave.jp/research/freakwave/OE_maxwave/node7.html<br />

Prof. Dr. Peter Bormann: Infoblatt Tsunamis, Version 01/08 ©GFZ Potsdam<br />

W.Rosenthal, S.Lehner: Results of the MAXWAVE project, 2007, In: Journal of<br />

Offshore Mechanics and Artic Engineering S. 21006-21013<br />

48


Bildverzeichnis<br />

Abb.1:<br />

http://www.saevert.de/bilder/muenchen.jpg<br />

Abb.2:<br />

http://www.esys.org/rev_info/monsterwelle-logbuch-bremen.jpg<br />

Abb.3/Abb.4:<br />

http://forum.physik-lab.de/ftopic6202.html<br />

Abb.5/Abb.7:<br />

http://daten.didaktikchemie.unibayreuth.de/umat/beugung_interferenz/interferenz_beugung.htm#4<br />

Abb.6:<br />

http://daten.didaktikchemie.unibayreuth.de/umat/beugung_interferenz/monsterwelle.GIF<br />

Abb.8:<br />

Gschrei, Stephanie: <strong>Monsterwellen</strong> vom Seemannsgarn zur aktuellen Forschung, In:<br />

GeoLoge Vol.2 2010<br />

S. 21-29<br />

Abb.9:<br />

http://www.uni-hannover.de/de/universitaet/rekorde/wellenkanal/<br />

Abb.10:<br />

http://www.spiegel.de/img/0,1020,373303,00.jpg<br />

Abb.11:<br />

http://web.uct.ac.za/depts/shiplaw/images/capstorm/whz.jpg<br />

Abb.12:<br />

http://www.esys.org/rev_info/labradorstrom.jpg<br />

Abb.13:<br />

http://sea.uct.ac.za/wp-content/uploads/2009/09/05-600x395.jpg<br />

Abb.14:<br />

http://tidalenergy.com.au/images/development-image-3.jpg<br />

49


Abb.15:<br />

http://images.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-03/tsunami-wellemiyako/tsunami-welle-miyako-540x304.jpg<br />

Abb.16: Prof. Dr. Peter Bormann: Infoblatt Tsunamis, Version 01/08 ©GFZ Potsdam<br />

Abb.17: http://www.fi.unihannover.de/fileadmin/institut/images/Forschung/Forschungsgebiete/Tsunami_wave<br />

_length.jpg<br />

Abb.18: Seekarte zugestellt von Herr Lampe<br />

Abb.19: http://www.bmvbs.de/cae/servlet/contentblob/44216/poster/11194/logointernational-maritime-organization-imo.jpg<br />

Abb.20: http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-765-6.html<br />

Abb.21:<br />

http://esamultimedia.esa.int/images/EarthObservation/WP17.jpg<br />

Abb.22:<br />

Rosenthal: Detection of extreme single waves and wave statistics. In: MaxWave.<br />

Rogue waves – Forecast and impact on marine structures.<br />

Abb.23:<br />

http://sogasex.files.wordpress.com/2008/08/wamos.jpg?w=340&h=340<br />

Abb.24:<br />

http://www.esys.org/rev_info/monsterwelle.jpg<br />

Abb.25:<br />

http://www.weltderphysik.de/_img/article_large/20100318_DraupnerWelle_DGuenthe<br />

r.jpeg<br />

Abb.26<br />

http://www.n-tv.de/img/39/398916/O_1000_680_680_dpa-unterwegs-<strong>auf</strong>-dengewsse-800x600-63.jpg<br />

Abb.27<br />

http://img.webme.com/pic/a/andreagail/andreagail0.jpg<br />

50


Interview Fragen <strong>Monsterwellen</strong>:<br />

1. Wo wurden sie von der Welle getroffen? Wissen sie eventuelle Koordinaten?<br />

2. Wie verhielt sich <strong>die</strong> See an <strong>die</strong>sem Tag? War es stürmisch oder eher ruhig?<br />

Wie war das Wetter an <strong>die</strong>sem Tag?<br />

3. Waren es mehrere oder eine einzelne hohe Welle?<br />

4. Wann sahen sie <strong>die</strong> Welle(n) kommen?<br />

5. Wie hoch war <strong>die</strong> Welle schätzungsweise? Und wie breit?<br />

6. War <strong>die</strong> Welle vergleichbar mit der, <strong>die</strong> in der Simulation von der BBC<br />

Dokumentation?<br />

7. Wie haben sie sich gefühlt als sie <strong>die</strong> Welle bemerkten?<br />

8. Wie viel Zeit hatten sie das Schiff <strong>auf</strong> den optimalen Kurs <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Welle<br />

auszurichten?<br />

9. Was haben sie als erste Massnahme ergriffen der Welle zu entkommen?<br />

10. Wie haben sie <strong>die</strong> Welle angefahren? Hätte es eine 2. Eventuell bessere<br />

Möglichkeit gegeben <strong>die</strong> Welle anzufahren? Wie fährt man eine solche Welle<br />

am besten an?<br />

11. Wäre es <strong>ihre</strong>r Meinung nach möglich gewesen dass <strong>die</strong> Welle wenig bis gar<br />

nichts am Schiff beschädigte wenn <strong>die</strong>se perfekt angefahren worden wäre?<br />

12. Ist <strong>die</strong> Welle voll über <strong>ihre</strong>m Schiff gebrochen oder ist <strong>die</strong>se nachher noch<br />

weiter?<br />

13. Wie fühlte sich das an von einer 30 Meter hohen Welle getroffen zu werden?<br />

14. Was passierte genau während dem Aufprall?<br />

15. Wurde das Schiff herumgeschleudert oder trug es nur vom Aufprall Schäden<br />

davon?<br />

16. Welche Schäden entstanden am Schiff?<br />

17. Wären solche Schäden durch stabilere Teile verhinderbar gewesen oder<br />

wäre es Ingenieurtechnisch nicht möglich noch Stabiler zu bauen <strong>und</strong><br />

trotzdem konkurrenzfähig zu bleiben?<br />

18. Was geschah mit den Passagieren?<br />

19. Vielleicht noch um <strong>die</strong> Kraft einer solchen Monsterwelle zu verdeutlichen wie<br />

gross war das Containerschiff?<br />

20. Was passierte nach der Welle? Veränderte sich das Verhalten des Meeres<br />

oder blieb es gleich?<br />

21. Denken sie dass solche <strong>Monsterwellen</strong> <strong>die</strong> <strong>Schifffahrt</strong> gr<strong>und</strong>legend verändern<br />

werden oder sogar müssen?<br />

22. Soweit sie <strong>die</strong>se Frage beantworten können, welche Systeme favorisieren<br />

sie? Stabilere Schiffe oder eine Satelliten Überwachung der Meere? Was<br />

denken sie wird eingeführt werden?<br />

23. Warum?<br />

� Antworten der beiden Kapitäne <strong>auf</strong> beigelegter CD.<br />

Diktiergerät Datei (.dss) mit beigelegtem Programm abspielbar.<br />

51

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