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Seite 4 50 JAHRE EVANGELISCHE IN VÖLS 50 Jahre Siedlung "Frieden" und Evangelische in Völs Rund xx aus ihrer Heimat im Osten Europas vertriebene Familien fanden vor rund 50 Jahren in Völs eine neues Zuhause. Viele von ihnen waren und sind evangelisch. In der Kreuzkirche kommt das sichtbar zum Ausdruck. Das Entstehen der Friedensiedlung ist daher auch ein besonderes Kapitel in der jüngeren Geschichte der Evangelischen in Tirol. Unser in der Friedensiedlung wohnhafte Presbyter Alois Holjevac ergriff daher Anfang 2005 die Initiative, das 50-jährige Bestehen der Friedensiedlung gebührend zu feiern. Erste Überlegungen wurden angestellt. Der Einladung zu einem Treffen, um Nach einem Gebet nahm am 16.7.1955 Herr Karl Fischer von der Schweizer Europahilfe den Spatenstich für die Siedlung II vor, rechts im Bild Daniel Diel. das Interesse auszuloten und Ideen für die Gestaltung zu sammeln, folgten dann so viele BewohnerInnen der Siedlung, dass die Sitzplätze im Gemeindesaal bei der Kreuzkirche nicht mehr ausreichten. Sehr schnell war klar: Das Jubiläum muss gefeiert werden!!! Neben der eigentlichen Festveranstaltung am 21.05.2006 wurden die Herausgabe einer Festschrift, eine Ausstellung und ein Gedenken an die verstorbenen Siedler vorgeschlagen. Das Festkomitee nahm seine Tätigkeit auf, und viele "helle Köpfe und fleißige Hände" aus ganz Völs trugen dann auch zum guten Gelingen der Festveranstaltung bei. Festschrift und Ausstellung Die Festschrift und die Ausstellung im Marktgemeindehaus erinnert an die Anfangszeit der Siedlung "Frieden". Der Autor Karl Pertl schuf aus verlässlichen Quellen ein spannendes zeitgeschichtliches Doku- ment: Siedler schildern darin ihre Erlebnisse wie auch ihre Probleme, mit denen sie in der Anfangszeit zu kämpfen hatten. Zahlreiche alte Zeitungsberichte offenbaren das damalige große öffentliche Interesse für dieses außergewöhnliche Projekt. Protokolle des Gemeinderates von Völs dokumentieren das Wachstum der Siedlung sowie die Entwicklung der Infrastruktur.Bemerkenswert ist, mit welch einer positiven Einstellung die Anliegen der Siedlung Frieden vom Völser Gemeinderat - und das mit meist einstimmigen Beschlüssen - behandelt wurden, obwohl das damalige Gemeindebudget sehr eng gefasst war und es darüber hinaus auch Widerstände und Probleme zu überwinden galt. Auch das Werden der evangelischen Kreuz- kirche in Völs ist in der Festschrift in Wort und Bild festgehalten. Pfarrer Daniel Diel, "Motor" in so vielen Bereichen, ist aus dem Siedlerleben nicht mehr wegzudenken. Vorbildlich war und ist die gelebte Ökumene in Völs: Als Gemeinderat unterstützte Daniel Diel z.B. die katholischen Pfarre beim Aufbau des Kindergartens. Die katholische Pfarre feierte längere Zeit in der evangelischen Kirche die katholischen Frühgottesdienste. Die evangelische Pfarrgemeinde feiert bis zum heutigen Tag den Gottesdienst vor der Beerdigung in der katholischen Pfarrkirche. Dies alles fügt sich in der Festschrift, die 60 Seiten umfasst, zu einem lebendigen Bild des Mutes zum Neubeginn, der aktiven Integration und auch des Gottvertrauens. Die Festschrift ist erhältlich bei Die Jubiläumsfeier Nach einem Gedenken an die Verstorbenen der Siedlung Frieden auf dem Völser Friedhof und der Ausstellungseröffnung im Foyer des Marktgemeindehauses in Völs am Freitag, dem 12. Mai, fand eine Woche später, und zwar am Sonntag, dem 21. Mai Am 11.10.1959 weihte Bischof Dr. Gerhard May mit viel geistlicher Assistenz die Kreuzkirche ein. Die Völser Bevölkerung feierte zahlreich mit.
2006, auf dem Vorplatz der Kreuzkirche in der Siedlung Frieden ein ökumenischer Festgottesdienst und ein Festakt statt. Die Schützenkompanie und die Musikkapelle Völs sowie die Fahnenabordnungen von Feuerwehr und Traditionsverbänden bildeten den festlichen Rahmen. Auch zahlreiche Ehrengäste wohnten der Veranstaltung bei. Anschließend wurden alle zu einem geselligen Beisammensein bei Speis und Trank in den Park bei der Kreuzkirche geladen. Trotz des zeitweise schlechten Wetters folgten viele dieser Einladung und setzten so - in bester Laune - ein Zeichen des Zusammenhalts, der guten Nachbarschaft und der Gemeinschaft. Bernhard Groß / Franz Rauter In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt Die 9. Vollversammlung des ÖRK vom 14.-24.2.2006 in Porto Alegre, Brasilien. Meine Reise nach Porto Alegre liegt mittlerweile weit hinter mir. Was sind jetzt, nach etlichen Monaten, die Eindrücke, die noch stark sind? Mir kommt dreierlei in den Sinn. Zum einen die Atmosphäre: das fremde Land, die lateinamerikanische Lebensart, die Vegetation, die Sprache. Zum anderen die Begegnungen, © Paulino Menezes/WCC - Eröffnungsgebet nicht nur am Campus der päpstlichen Universität, sondern auch im Hotel, in den Bars, in den Einkaufstraßen, am Markt. Darüber hinaus noch mein Besuch in der Casa Matheus, einem beeindruckenden Sozialprojekt in Santo Andre, ganz in der Nähe von Sao Paulo, das durch "Brot für Hungernde" seit Jahren auch regelmäßig von Österreich unterstützt wird. Während der 10 Tage der Vollversammlung gab es 5 thematische Plenarsitzungen, wo alle 700 Delegierten, die Beraterinnen und Berater und mehrere hundert Gäste und Journalisten zusammentrafen. Diese Plenarsitzungen waren für mich die größte Enttäuschung der Vollversammlung. Was kann in eineinhalb Stunden diskutiert werden? Ganz anders die Bibelgespräche, die fast jeden Tag in der Früh stattfanden, und zu denen man sich immer in den gleichen Gruppen traf. Sie ermöglichten es, tiefgehend Themen zu besprechen, und andererseits Leute kennenzulernen, die nicht aus dem gleichen the- ologischen Umfeld kamen. In meiner Gruppe waren es vor allem die orthodoxen Männer, die mir einen Einblick in orthodoxes Denken ermöglichten. Wohltuend war die starke römisch-katholische Präsenz, Kardinal Kasper war mehrere Tage anwesend, eine vatikanische Dele- PORTO ALEGRE Ökumenischer Festgottesdienst und Festakt am 21.5.2006 Seite 5 gation durchgehend, ebenso der Erzbischof von Porto Alegre, dessen große ökumenische Aufgeschlossenheit ich während eines Abendessens bewundern konnte. Die Morgen- und Abendgebete im großen Gottesdienstzelt, der Eröffnungs- und der Schlussgottesdienst waren wohltuende Stationen, um geistlich aufzutanken. Zusammenfassend kann ich sagen, dass diese Vollversammlung des ökumenischen Rates für mich eine unwahrscheinlich bereichernde Horizonterweiterung war. Die Einzelgespräche mit Menschen aus aller Welt, das lateinamerikanische Umfeld, der Kontakt mit Kirchen, die ich in meinem Alltag noch nie erlebt hatte. Eine Weite des christlichen Glaubens, die zunächst verunsichert, dann aber auch dankbar stimmt. Deus, emtua graca, transforma, o mundo - Gott in deiner Gnade, verwandle die Welt, so lautete das Motto von Porto Alegre. Diese Bitte ist ein unverzichtbares Gebet der weltweiten Christenheit, die wir nicht aus unserem Bewusstsein streichen sollten. Superintendentin Luise Müller
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