Zu den Anfängen der Orthopädie in Graz - Universitätsklinik für ...
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<strong>Zu</strong> <strong>den</strong> <strong>Anfängen</strong> <strong>der</strong> <strong>Orthopädie</strong> <strong>in</strong> <strong>Graz</strong><br />
Artikel von Dr. Weiss Norbert<br />
Unternehmenshistoriker <strong>der</strong> KAGes , 2011<br />
orthopädische Heilanstalten <strong>in</strong> Lübeck, Berl<strong>in</strong>, Pöselsdorf bei Hamburg und Den<br />
Haag entstan<strong>den</strong>. Viele weitere folgten. In Würzburg machte seit 1826 Dr. Joseph<br />
Anton Mayer Konkurrenz. Se<strong>in</strong>e orthopädische Heilanstalt bed<strong>in</strong>gte 1838 die<br />
Auflösung von He<strong>in</strong>es Institut und bestand danach noch bis etwa 1860.<br />
In Österreich machte um 1800 <strong>der</strong> aus London gebürtige Mechaniker Sigmund<br />
Wolfssohn von sich re<strong>den</strong>. Er etablierte sich <strong>in</strong> Wien als Hersteller orthopädischer<br />
Apparate. Österreichs erstes orthopädisches Institut entstand 1836 <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
ungarischen Stadt Pest und war e<strong>in</strong>e Gründung des <strong>in</strong> Italien ausgebildeten Arztes<br />
Dr. August Schöpf. E<strong>in</strong> Donauhochwasser vernichtete es bereits 1838 wie<strong>der</strong>. In<br />
Wien entstand jedoch im selben Jahr e<strong>in</strong> neues „Institut <strong>für</strong> Heilgymnastik und<br />
<strong>Orthopädie</strong>“. Rasch entwickelte sich nun Wien zu e<strong>in</strong>em Zentrum <strong>der</strong><br />
österreichischen <strong>Orthopädie</strong>. Für Aufsehen sorgten die orthopädischen Operationen,<br />
die 1840 <strong>der</strong> Charité-Direktor Professor Johann Friedrich Dieffenbach aus Berl<strong>in</strong><br />
(1822 promoviert <strong>in</strong> Würzburg) <strong>in</strong> Wien durchführte. Er bewerkstelligte damals die<br />
erste Sehnendurchtrennung bei Schiefhals.<br />
Mit <strong>den</strong> Sehnen- und Muskelschnitten betraten die Orthopä<strong>den</strong> um 1840<br />
„subkutanes“ Neuland und begannen, ihre Diszipl<strong>in</strong> schrittweise zu e<strong>in</strong>em stärker<br />
operativen Fach weiterzuentwickeln. <strong>Zu</strong>r Jahrhun<strong>der</strong>tmitte kamen neue Metho<strong>den</strong><br />
<strong>der</strong> Knochen- und Gelenkschirurgie h<strong>in</strong>zu, wodurch sich die <strong>Orthopädie</strong> zur<br />
„orthopädischen Chirurgie“ (Erstbeleg 1870) erweiterte.<br />
Anfänge <strong>der</strong> orthopädischen Chirurgie <strong>in</strong> Österreich<br />
Seit <strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts bestan<strong>den</strong> <strong>in</strong> Wien zwei chirurgische Kl<strong>in</strong>iken.<br />
Die damaligen Kl<strong>in</strong>ikvorstände, Johann Dumreicher Edler von Österreicher (1815–<br />
1880) und Franz Schuh (1804–1865) waren die ersten Wiener Professoren, die sich<br />
wissenschaftlich mit Fragen <strong>der</strong> <strong>Orthopädie</strong> ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzten. Der Nachfolger von<br />
Franz Schuh, Theodor Billroth, hielt dagegen wenig von <strong>der</strong> neuen Diszipl<strong>in</strong>: „Der<br />
beste Orthopäde ist e<strong>in</strong> guter Schnei<strong>der</strong>“, soll er abfällig bemerkt haben.<br />
Maßgeblich <strong>für</strong> die spätere Etablierung <strong>der</strong> <strong>Orthopädie</strong> <strong>in</strong> <strong>Graz</strong> sollte <strong>der</strong> gebürtige<br />
Wiener Carl Nicoladoni (1847–1902) wer<strong>den</strong>. 1871 <strong>in</strong> Wien promoviert, wirkte er seit<br />
1873 als Assistent bei Professor Dumreicher und supplierte nach dessen Tod die<br />
Kl<strong>in</strong>ik bis 1881. Nicoladoni befasste sich zu jener Zeit mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong><br />
Sehnenverpflanzung zur Behandlung des Hackenfußes (pes calcaneus). 1881 gelang<br />
ihm die erste Sehnenverpflanzung, wobei ihm Dumreichers früherer<br />
Operateurszögl<strong>in</strong>g, Adolf Lorenz, assistierte. Mit Dumreichers Nachfolge wurde im<br />
selben Jahr e<strong>in</strong> weiterer Schüler, Eduard Albert (1841–1900), bis dah<strong>in</strong> Vorstand <strong>der</strong><br />
chirurgischen Kl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Innsbruck, betraut. Gleichzeitig erlangte Nicoladoni (nicht<br />
zuletzt dank se<strong>in</strong>er Italienischkenntnisse) dessen Innsbrucker Chirurgieprofessur.