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Anchorman Roman Rafreider über Genuss und kultiwirte Gastlichkeit

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Seite 4 FAST’N ZEIT<br />

Heringsschmaus am Aschermittwoch läutet offiziell die 40-tägige Fastenzeit ein<br />

Schluss mit lustig, aber edler Fisch<br />

macht auch das Fasten zum <strong>Genuss</strong><br />

Wenn am Aschermittwoch die Fastenzeit<br />

beginnt, ist der Fasching offiziell vorbei.<br />

Obwohl heute vom herkömmlichen Fasten oft<br />

nicht mehr die Rede ist, hat sich ein christlicher<br />

Brauch gehalten: Immer noch läutet<br />

der traditionelle Heringsschmaus die Fastenzeit<br />

ein. Auch bei den KultiWirten.<br />

Ab Aschermittwoch sollen Christen 40 Tage<br />

lang auf Alkohol <strong>und</strong> Fleisch, nicht aber auf<br />

Fisch verzichten. Doch nicht nur weil er früher<br />

preiswert war, konnte sich der Heringsschmaus<br />

als feste Institution am Aschermittwoch<br />

durchsetzen. Das traditionelle Gericht<br />

hat außerdem seinen Sinn: Der saure Fisch<br />

entschlackt den Körper nach dem oft <strong>über</strong>mäßigen<br />

(Alkohol-)<strong>Genuss</strong> der Faschingszeit.<br />

Heringsschmaus = Matjes<br />

Die gastronomischen Verfeinerungen des<br />

ehemaligen „Arme-Leute-Essens“ erinnern<br />

jedoch kaum mehr an die ursprüngliche Bedeutung<br />

des Fisches als Fastenspeise. Heute<br />

verdrängen bzw. verfeinern oft edle Hummer,<br />

Krabben, Muscheln <strong>und</strong> andere Meerestiere<br />

den Heringsschmaus.<br />

Traditionellerweise ist Heringsschmaus gleich<br />

Matjessalat. Dafür wird der Matjes mit Mayonnaise,<br />

Sauerrahm, Essiggurken- <strong>und</strong> Zwie-<br />

www.die<strong>kultiwirte</strong>n.at<br />

Der Heringsschmaus lockt am Aschermittwoch zu den OÖ KultiWirte.<br />

belwürfeln <strong>und</strong> vielen frischen Kräutern mariniert.<br />

Zu Bier <strong>und</strong> Schnaps darf am Aschermittwoch<br />

noch einmal gegriffen werden,<br />

informiert etwa die kirchenunabhängige<br />

Homepage „kirchenweb“. Denn nach altem<br />

Aberglauben sorgt Bier für<br />

gutes Gedeihen der Gerste<br />

in diesem Jahr, Schnaps soll<br />

Mücken vertreiben.<br />

Wer mit dem Fasten noch<br />

nichts zu tun hatte, fragt<br />

nach Sinn oder Unsinn. Für<br />

Christen ist die Fastenzeit,<br />

die eigentlich „österliche<br />

Bußzeit“ heißt, der erste Teil des Osterfestkreises<br />

<strong>und</strong> deshalb vor allem die Zeit der<br />

Vorbereitung auf das zentrale Fest des christ-<br />

Fasten ist ein Teil meines Wesens.<br />

Ich kann darauf ebenso wenig verzichten<br />

wie auf meine Augen.<br />

Was die Augen für die äußere Welt<br />

sind, das ist Fasten für das Innere.<br />

Mahatma Gandhi<br />

lichen Glaubens: Ostern. Es geht nicht nur<br />

<strong>und</strong> nicht in erster Linie ums Abnehmen.<br />

Fasten ist vielmehr die Bereitschaft, sich zu<br />

besinnen, den Lebensstil <strong>und</strong> Lebensgewohnheiten<br />

zu <strong>über</strong>prüfen <strong>und</strong> – wenn nötig – zu<br />

bedenken <strong>und</strong> zu verändern.<br />

Dass Fasten längst nicht<br />

bedeutet, auf gutes Essen<br />

verzichten zu müssen, zeigt<br />

sich immer wieder in der<br />

oberösterreichischen Gastronomie.<br />

So schließen sich<br />

etwa unter dem Motto „Linz<br />

lebt Light“ alljährlich mehrere<br />

Betriebe in der Landeshauptstadt zusammen,<br />

die spezielle, g’schmackige Fastengerichte<br />

anbieten. Auch mehrere KultiWirte haben sich<br />

„FLÜSSIGES BRICHT<br />

DAS FASTEN NICHT“<br />

Vom Weihnachtsbock <strong>über</strong> die Fasten-<br />

Starkbiere bis hin zum Osterbock – Winter<br />

<strong>und</strong> Frühling sind die Zeiten, in denen der<br />

Biertrinker gerne auch mal zu höherprozentigem<br />

Gerstensaft greift. Wahrlich eine<br />

Freude in den 40 Tagen nach dem Aschermittwoch,<br />

denn: „Flüssiges bricht das Fasten<br />

nicht“.<br />

Das Bier galt einst in den Klöstern als nahr<strong>und</strong><br />

vor allem schmackhafte Ergänzung der<br />

sonst eher kargen Kost. Vor allem während<br />

der Fastenzeit war man bestrebt, die stark<br />

eingeschränkte Aufnahme fester Nahrung<br />

durch gehaltvolle Getränke zu kompensieren.<br />

Und warum nicht mit wahrhaft edlem,<br />

schmackhaftem Gerstensaft?<br />

Die Herstellung von Starkbieren in den<br />

Klöstern bedurfte jedoch – so sagt es die<br />

Legende – einer gesonderten Genehmigung<br />

durch die kirchliche Obrigkeit, dem Papst.<br />

Um eine solche zu erhalten, füllte man<br />

damals ein Fässchen ab <strong>und</strong> transportierte<br />

es <strong>über</strong> die Alpen bis nach Italien. Gerüttelt<br />

<strong>und</strong> geschüttelt <strong>und</strong> immer wieder aufgewärmt<br />

durch die südliche Sonne, konnte<br />

der „W<strong>und</strong>ertrunk“ das Kirchenoberhaupt<br />

zwar nicht begeistern, er gab aber trotzdem<br />

seinen Sanktus. Also braute man nahrhafte<br />

Fasten-Starkbiere ein. Eine Tradition, die<br />

sich auch außerhalb der Klostermauern bis<br />

heute größter Beliebtheit erfreut.<br />

für die 40 Tage interessante Varianten einfallen<br />

lassen (siehe etwa Rezept unten). Dieses entstammt<br />

übrigens aus einem Fastenbuch aus<br />

dem Jahre 1841.<br />

Das Nachkochen dieser ganz besonderen Fleckerl-Speise<br />

wird wärmstens ans Herz gelegt!<br />

„KULTIWIRTE“ FASTENSPEISE AUS OBERÖSTERREICH, ANNO 1841:<br />

FLECKERLSPEISE MIT RÄUCHERFISCH<br />

Foto: Fellner<br />

Zutaten:<br />

Fleckerl für vier Portionen (Nudelteig oder fertig),<br />

40 dag Räucherfisch, roter Paprika, 10 dag Butter,<br />

drei Eier, Salz, Pfeffer, frische Petersilie, sechs<br />

Löffeln Rahm.<br />

Zubereitung:<br />

Fleckerl kochen <strong>und</strong> abseihen, Butter einrühren,<br />

Salz <strong>und</strong> Pfeffer aus der Mühle. 40 dag entgräteter<br />

Räucherfisch (z.B. Forelle, Makrele usw.) in kleine<br />

Stücke schneiden <strong>und</strong> untermengen. Roten Paprika<br />

klein geschnitten <strong>und</strong> leicht angeröstet untermengen.<br />

Mit frischer Petersilie abschmecken <strong>und</strong> in gebutterte<br />

Jenaerglas-Form geben. Abtrieb aus Rahm<br />

<strong>und</strong> Eiern (mit Salz<br />

<strong>und</strong> Pfeffer gewürzt)<br />

dar<strong>über</strong>leeren <strong>und</strong> im<br />

Ofen backen, bis es<br />

eine schöne Farbe hat.<br />

Als Beilage passt frischer<br />

Häuptelsalat.<br />

Zubereitet <strong>und</strong> serviert von:<br />

Gasthof Mayrhuber, Petra <strong>und</strong> Günther Windischbauer,<br />

Kienzlstraße 1, 4730 Waizenkirchen.<br />

Weinempfehlung: Weißburg<strong>und</strong>er Kittenberg<br />

2003, Weingut Gross, Ratsch an der Weinstraße<br />

(Steiermark).

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