2 Die Besonderheiten der Bekleidungswirtschaft
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A Rahmenbedingungen und institutionelle Erscheinungsformen<br />
Eine weitere Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Bekleidung ergibt sich aus den Funktionen, die<br />
Bekleidung aus Konsumentensicht erfüllt. Neben <strong>der</strong> Scham- und Schutzfunktion<br />
erfüllt Bekleidung auch eine Schmuckfunktion: Mode dient dem Menschen<br />
dazu, einerseits seine Individualität darzustellen und an<strong>der</strong>erseits auch Gruppenzugehörigkeit<br />
auszudrücken. „Mode entfaltet sich im Spannungsfeld von<br />
Selbstdarstellung und Gruppenzugehörigkeit, von persönlicher Identität und<br />
Konformität mit äußeren Zwängen“ (Nerdinger/von Rosenstiel, 1991). Auch<br />
heute besitzt das Sprichwort „Klei<strong>der</strong> machen Leute“ noch seine Gültigkeit. Mittels<br />
Kleidung lassen sich Einstellungen demonstrieren und Zugehörigkeit zu<br />
bestimmten Gruppen signalisieren. Innerhalb <strong>der</strong> einzelnen Gruppen ist ein<br />
starkes Anpassungsverhalten zu beobachten, es herrscht ein hohes Maß an<br />
Konformität bei grundlegenden Trends. Individualität innerhalb von Gruppen<br />
kommt oft lediglich in Details zum Ausdruck. Gleichzeitig dient die Kleidung als<br />
Mittel zur individuellen Abhebung und Abgrenzung von Gruppen und Personen,<br />
mit denen man nicht in Verbindung gebracht werden will.<br />
<strong>Die</strong> beson<strong>der</strong>e Auffälligkeit <strong>der</strong> Kleidung resultiert aus dem Umstand, dass die<br />
Verwendung öffentlich stattfindet. Häufig findet die Einordnung einer Person<br />
anhand ihrer Bekleidung statt. Mangels alternativer Kriterien zieht man Schlüsse<br />
von <strong>der</strong> Kleidung auf soziodemografische Merkmale und persönliche Eigenschaften<br />
einer Person. Kleidung besitzt aufgrund dieser Beachtung, die ihr zuteil<br />
wird, einen hohen Prestigewert (vgl. Brüne, 1989). Aus dieser sozialen<br />
Auffälligkeit resultiert das hohe, vom Konsumenten wahrgenommene Kaufrisiko,<br />
das die möglichen sozialen Folgen des Kaufes wi<strong>der</strong>spiegelt. Der Käufer<br />
empfindet Angst und Unsicherheit aufgrund <strong>der</strong> möglichen sozialen Folgen seiner<br />
Entscheidung.<br />
Darüber hinaus ist Bekleidung ein sehr komplexes Produkt. <strong>Die</strong>se Komplexität<br />
lässt sich insbeson<strong>der</strong>e aus den Differenzierungskriterien und dem Variantenreichtum<br />
ableiten. <strong>Die</strong> Merkmale zur Differenzierung von Bekleidung beziehen<br />
sich auf die jeweilige Zielgruppe (Geschlecht, Alter usw.), den Genre- und Modegrad<br />
sowie die Modeausrichtung (business, casual, elegant usw.) (vgl. Saviolo/<br />
Testa, 2002, S. 139 ff.; Fuchslocher, 1994, S. 181). Der größte Teil <strong>der</strong> Bekleidung<br />
wird als Konfektionsmode 14 von Unternehmungen angeboten, die in relativ<br />
großen Stückzahlen unabhängige Kollektionen produzieren. Menge, Qualität<br />
14 Hiervon unterscheidet sich die Mode <strong>der</strong> Haute Couture (Unikate zu extrem hohen Preisen) und<br />
Designer-Mode von selbständigen Designern (z. B. Wolfgang Joop, Donna Karan, Giorgio Armani,<br />
Donatella Versace), die zu sehr hohen Preisen weltweit angeboten wird.