2 Die Besonderheiten der Bekleidungswirtschaft
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2 <strong>Die</strong> <strong>Beson<strong>der</strong>heiten</strong> <strong>der</strong> <strong>Bekleidungswirtschaft</strong> 55<br />
und Preislage <strong>der</strong> Bekleidung richten sich nach dem gewählten Genre 15 . Der<br />
Genregrad stellt aufgrund dessen ein relativ objektives Beurteilungskriterium<br />
dar. Demgegenüber spielt <strong>der</strong> Modegrad für die Bewertung <strong>der</strong> vom Kunden<br />
subjektiv empfundenen modischen Komponente eine zentrale Rolle. Gleichzeitig<br />
kann <strong>der</strong> Modegrad zur Operationalisierung <strong>der</strong> dynamischen Komponente<br />
herangezogen werden. Bekleidung lässt sich danach differenzieren in:<br />
Hochmodische Bekleidung, mit <strong>der</strong> eine konsequente Ausrichtung an<br />
herrschenden, sehr kurzfristigen Modetrends verfolgt wird. Der (psychologische)<br />
Produktlebenszyklus dieser Produkte ist so kurz (z. T. sogar nur wenige<br />
Wochen), dass eine Wie<strong>der</strong>beschaffung in <strong>der</strong> Regel nicht möglich ist. Da<br />
<strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Produkteinführung entscheidend ist, ist das Mo<strong>der</strong>isiko<br />
hochmodischer Ware sehr groß.<br />
Modische Bekleidungsware, die sich an kurz- bis mittelfristigen Trendzyklen<br />
orientiert. Bei Einhaltung von Grundtrends bezieht sich die Innovation in<br />
<strong>der</strong> Regel nur auf bestimmte Aspekte (z.B. Variation <strong>der</strong> Farbe, Schnittän<strong>der</strong>ung<br />
beim Kragen, Wechsel des Oberstoffmaterials). <strong>Die</strong> (psychologische)<br />
Lebensdauer <strong>der</strong> Produkte ist zwar kurz, aber deutlich länger als bei hochmodischer<br />
Bekleidung. Entsprechend ist die Wie<strong>der</strong>beschaffbarkeit dieser<br />
Produkte eher möglich und das Risiko, die Ware nicht absetzen zu können,<br />
geringer.<br />
Modisch neutrale Bekleidung (Basics) zeichnet sich durch einen geringen<br />
Neuheitsgrad und einen vergleichsweise langen (physischen) Produktlebenszyklus<br />
aus. Produkte wie Jeans, T-Shirts o<strong>der</strong> <strong>der</strong> klassische dunkelblaue<br />
Hosenanzug sind typische Basics. Sie können auch noch nach Jahren<br />
in ihrer ursprünglichen Gestaltung gekauft werden, wodurch sich das Absatzrisiko<br />
wesentlich verringert.<br />
Sieht man von wenigen hoch spezialisierten Nischenanbietern ab, produziert<br />
die Mehrzahl <strong>der</strong> Unternehmungen Bekleidung unterschiedlicher Genre- und<br />
Modegrade. Fertigt eine Unternehmung daneben noch Bekleidungsware unterschiedlicher<br />
Sparten, ist die Produktstruktur durch eine hohe Anzahl unterschiedlicher<br />
Produktvarianten charakterisiert. <strong>Die</strong>ser Variantenreichtum ist u.a.<br />
darauf zurückzuführen, dass sich die Gestaltung jedes Bekleidungsteils auf die<br />
interdependenten Variablen Form, Farbe, Faser und Design (vgl. Hermanns,<br />
15 In <strong>der</strong> Bekleidungsindustrie ist „Genre“ ein handelsüblicher Ausdruck für die qualitative Einstufung<br />
von Bekleidungsteilen unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Elemente Oberstoff, Formgestaltung, Passform,<br />
Ausstattung und Verarbeitung, vgl. Schierbaum, 1993, S. 153.