Bericht von der Baustelle - Wengia Solodorensis
Bericht von der Baustelle - Wengia Solodorensis
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de. Seither neigt sich sogar die Westfassade,<br />
die eigentlich «hauseinwärts»<br />
geneigt sein sollte, in Richtung<br />
Westen gegen die Liegenschaft «Zum<br />
alten Stephan». Wenn also im Studentenlied<br />
«Grad aus dem Wirtshaus,<br />
da komm ich heraus» gesungen wird,<br />
dass die Laternen und die Häuser<br />
nicht mehr grade stehen können, trifft<br />
dies zumindest für die Liegenschaft<br />
Misteli tatsächlich zu!<br />
Markus Hochstrasser wird einen <strong>Bericht</strong><br />
verfassen, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> kantonalen<br />
Zeitschrift für Archäologie und Denkmalpflege<br />
publiziert wird. Vielleicht<br />
kann dieser Beitrag auch im «<strong>Wengia</strong>ner»<br />
veröffentlicht werden.<br />
Überraschungen auf <strong>der</strong> <strong>Baustelle</strong><br />
Nicht nur die Denkmalpfleger und<br />
Historiker, son<strong>der</strong>n auch die Bauherrschaft,<br />
die Architekten, Ingenieure<br />
und Bauunternehmer erleben manche<br />
Überraschung beim Umbau eines<br />
alten Hauses.<br />
Damit die vorhanden Pläne und<br />
Schnitte auf ihre Richtigkeit überprüft<br />
und die Konstruktionen <strong>der</strong> Balkenlagen<br />
erkannt werden konnten, die in<br />
jedem Stockwerk (ja sogar teilweise<br />
in jedem einzelnen Raum!) unterschiedlich<br />
konzipiert waren, musste<br />
aller Ballast aus dem Haus geräumt<br />
werden. Die komplexe Baugeschichte<br />
des Hauses, insbeson<strong>der</strong>e die Zusammenlegung<br />
verschiedener Häuser,<br />
spiegelte sich in <strong>der</strong> baulichen<br />
Struktur des Hauses wie<strong>der</strong>, was bisher<br />
nirgends dokumentiert war.<br />
Die Grösse des Bauvolumens liess<br />
sich bereits daran ablesen, dass bei<br />
<strong>der</strong> Abfuhr des Materials statt <strong>der</strong> geplanten<br />
15 Mulden über <strong>der</strong>en 30 ge-<br />
füllt wurden. Das Haus wurde immer<br />
grösser!<br />
In den diversen Estrichen wurden anstatt<br />
<strong>der</strong> erwarteten zwei Böden bis<br />
zu vier Lagen und sehr viel Füllmaterial<br />
gefunden, weil sich ein Hausteil<br />
vor über 60 Jahren wohl einmal um<br />
rund 70 cm gesenkt haben dürfte (z.B.<br />
oberhalb <strong>der</strong> «Altdeutschen Stube»).<br />
Diese Verschiebung hatte auch Auswirkungen<br />
auf den Dachstock, so<br />
dass dieser nun an einigen Stellen einer<br />
Sanierung bedarf.<br />
Auch die Böden vom 1. und 2. Stock<br />
sind sehr sanierungsbedürftig. Deren<br />
Balken wurden <strong>von</strong> <strong>der</strong> Last während<br />
<strong>der</strong> letzten 500 Jahre <strong>der</strong>art durchgebogen,<br />
dass es unverantwortlich wäre,<br />
darauf neue Wirtschafts- bzw.<br />
Wohnräume zu erstellen. Überdies<br />
verlangen die heutigen Bauvorschriften<br />
das Einbringen <strong>von</strong> Brandschutzmassnahmen,<br />
die im Haus bisher<br />
gänzlich fehlten.<br />
Derzeit sind im Haus praktisch bloss<br />
noch die tragenden Elemente vorhanden.<br />
Die Balkenlage des Bodens im<br />
zweiten Stock wurde massiv verstärkt,<br />
indem je<strong>der</strong> Holzbalken seitlich<br />
mit zwei eisernen «U-Träger» befestigt<br />
wurde. Die Art <strong>der</strong> Verstärkung<br />
des Bodens im 1. Stock (Beletage) ist<br />
heute noch Gegenstand <strong>von</strong> Gesprächen<br />
zwischen den Fachleuten, <strong>der</strong><br />
Denkmalpflege und <strong>der</strong> Bauherrschaft.<br />
Wir hoffen, innert einigen Tagen<br />
auch hier eine gangbare Lösung<br />
zu finden.<br />
Die Lukarnen zu den Wohnungen sind<br />
produziert und werden ab dem 27.<br />
Juni 2006 im Dachstock montiert<br />
werden.<br />
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