4 4 4 4 4 4 - HSG Marbach/Rielingshausen
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S chon<br />
Chronik<br />
Fußball<br />
zu Beginn des zweiten<br />
Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts<br />
treffen sich „Freunde des<br />
Fußballsports“ hin und wieder<br />
im Gasthaus zur Krone, um sich<br />
zur Pflege dieser Sportart zu verabreden.<br />
Nach dem Erwerb des<br />
Spielplatzes auf der Schillerhöhe<br />
durch den Turnverein wird im<br />
September 1920 eine Fußballabteilung<br />
im TV gegründet. Sie<br />
schließt sich bald danach dem<br />
Süddeutschen Fußballverband<br />
an und beginnt im gleichen Monat<br />
mit Fußballwettspielen. Der Postillon<br />
meldet nach einer 0:5-Niederlage<br />
im ersten Wettspiel gegen<br />
Winnenden, „es hat sich<br />
aber auch gezeigt, daß die Fußballabteilung<br />
des TV <strong>Marbach</strong> als<br />
Anfängerin in absehbarer Zeit ein<br />
nicht zu unterschätzender Gegner<br />
zu werden verspricht“.<br />
Die Pflichtspiele führen die erste<br />
und zweite Mannschaft der<br />
Abteilung im „XI. Kreis der Turnerschaft“<br />
in einen Bereich von<br />
Backnang und Waiblingen bis<br />
Leonberg und Stuttgart. In <strong>Marbach</strong><br />
werden die Spiele auf<br />
dem Spielplatz bei der Schillerhöhe<br />
ausgetragen. Der Zulauf<br />
zum Fußballsport ermöglicht es,<br />
schon bald eine dritte Mannschaft<br />
zu gründen. Etwa acht<br />
Jahre nach ihrer Gründung kann<br />
die Fußballabteilung auch eine<br />
Jugendmannschaft in den Spielbetrieb<br />
integrieren.<br />
Zwistigkeiten zwischen der Deutschen<br />
Turnerschaft und dem Fußballverband<br />
führen 1924 zur Einführung<br />
des Handballspiels und<br />
zur Gründung einer der ersten<br />
Handballabteilungen in Württem-<br />
berg. Die Handballmannschaft<br />
setzt sich überwiegend aus den<br />
bisherigen Fußballspielern zusammen.<br />
Vereinzelt werden in<br />
den Folgejahren noch Fußballspiele<br />
der TV-Spielabteilung ausgetragen,<br />
doch der Schwerpunkt<br />
der Spielart verlagert sich bis zu<br />
dessen zwangsweisen Auflösung<br />
1933 auf den Arbeiter-Turnverein<br />
„Vorwärts“.<br />
In den Jahren des dritten Reiches<br />
werden die Fußballmannschaften<br />
der wieder gegründeten<br />
Abteilung des TV auch zu Propagandaspielen<br />
herangezogen und<br />
müssen ihren Beitrag zur Linderung<br />
der Not der Ärmsten bei<br />
sogenannten „Winterhilfsspielen“<br />
leisten. Der „Reichsbund für Leibeserziehung“<br />
verpflichtet in den<br />
30er Jahren die Fußballer neben<br />
den anderen Sportvereinen zur<br />
Teilnahme bei den eingeführten<br />
Reichssportwochen. Dabei<br />
verstärken die Fußballer auch<br />
mal den Schwimmverein, der zu<br />
einem Fußballspiel gegen den<br />
Ruderverein antreten muss. Die<br />
Veranstaltungen des <strong>Marbach</strong>er<br />
Stadtlaufs in den Jahren vor dem<br />
2. Weltkrieg werden mit Spielen<br />
und Turnieren der ballsporttreibenden<br />
Mannschaften des Turn-<br />
Fußballmannschaften auf dem TV-Plätzle<br />
vereins in Fußball, Handball und<br />
Faustball abgerundet, wobei diese<br />
Abteilungen auch Läufer für<br />
die Rundenläufe stellen müssen.<br />
Als Fußballspieler dieser Zeit<br />
werden genannt: Haussmann,<br />
Huber, Schmid, Häfner, Schäfer,<br />
Hüttner, Stiegler W., Wieland,<br />
Buyer, Büchele und Günther.<br />
Die Geschlossenheit und Verbundenheit<br />
innerhalb der Fußballabteilung<br />
des TV zeigt sich<br />
auch bei gemeinsamen Veranstaltungen<br />
außerhalb des Sports.<br />
Die Teilnahme bei Ausflügen des<br />
Hauptvereins und selbstorganisierte<br />
Veranstaltungen dieser Art<br />
zum Besuch von befreundeten<br />
Mannschaften und ehemaligen<br />
Sportkameraden in der näheren<br />
und weiteren Umgebung ziehen<br />
sich durch die Geschichte des<br />
Fußballs beim Turnverein <strong>Marbach</strong>.<br />
Doch diese scheinbare<br />
Harmonie erhält zu Beginn der<br />
50er Jahre erste Risse.<br />
Die Fußballabteilung im Turnverein<br />
strebt die Selbständigkeit an.<br />
Interne Kommunikationsprobleme<br />
auf den Führungsebenen, die<br />
über Monate schwelenden Meinungsverschiedenheiten<br />
über<br />
die Verteilung der Zuschüsse an<br />
Handball- und Fußballabteilung<br />
und die Unzufriedenheit über diverse<br />
Verhältnisse im und ums<br />
Turnerheim führen zur unvermeidlichen<br />
Trennung. Am 4. Juli<br />
1952 beschließen die Fußballer<br />
bei ihrer Hauptversammlung das<br />
Selbständigmachen ihrer Abteilung.<br />
Man sieht besondere Vorteile<br />
bei den Toto-Zuschüssen<br />
und beim Entgegenkommen des<br />
Spielplatzvereins bei der Unterbringung<br />
in der Spielplatzhalle.<br />
Die <strong>Marbach</strong>er Zeitung berichtet<br />
über das Ergebnis der Abstimmung:<br />
„Unter feierlichem Glockengeläut<br />
(es war mittlerweile<br />
23 Uhr geworden und auch<br />
die Kirchenglocke machte sich<br />
selbständig) wurde das Abstimmungsergebnis<br />
bekannt gegeben.<br />
Das Läuten der Kirchenglocken<br />
wurde von den Fußballern<br />
als ein besonders günstiges<br />
Omen betrachtet.“ Der Verein<br />
gibt sich den Namen „FC <strong>Marbach</strong>“<br />
und wird unter der Leitung<br />
des bisherigen Abteilungsleiter<br />
W. Eberle als Vorstand geführt.<br />
Dass die Gründe „persönlicher,<br />
wirtschaftlicher und sportanschaulicher<br />
Art“ für die TV-Funktionäre<br />
nicht nachvollziehbar sind,<br />
liegt wohl an der unterschiedlichen<br />
Betrachtungsweise. Und<br />
um „die innere Geschlossenheit“<br />
des Turnvereins zu wahren und<br />
sie über „die Zahl seiner Abteilungen“<br />
zu stellen, kommt man<br />
beim TV <strong>Marbach</strong> in der Hauptversammlung<br />
vom Juli 1952<br />
überein, „sich in Zukunft nicht zu<br />
bekämpfen, sondern fair zusammenzuarbeiten“,<br />
zumal die letzte<br />
gemeinsame Ausschusssitzung<br />
„in gutem Geist und anständigem<br />
Ton stattfand“.<br />
Auch wenn zu dieser Zeit „im Gebäude<br />
des Turnvereins eine gewisse<br />
Stille“ entsteht, bewahrheiten<br />
sich für die weitere Zukunft<br />
die Unkenrufe der <strong>Marbach</strong>er<br />
Zeitung „Die Geschlossenheit<br />
des Rasen- und Turnsports, um<br />
die <strong>Marbach</strong> viel beneidet wurde,<br />
ist damit untergegangen“<br />
nicht. Die bisherige Fußballabteilung<br />
im Turnverein macht als FC<br />
<strong>Marbach</strong> ihren Weg, die weiter<br />
bestehenden Abteilungen feiern<br />
ebenso Erfolge und nach einem<br />
„kurzen Besinnen auf die fernere<br />
organisatorische und taktische<br />
Einstellung“ ist die „Weg- und<br />
Sinnrichtung trotz allem die alte<br />
geblieben: Frisch, fromm, fröhlich,<br />
frei!“ wie aus der Hauptversammlung<br />
der Turn- und Leichtathletikabteilung<br />
berichtet wird.<br />
Und mit der wieder geänderten<br />
Vereinsbezeichnung von „Sportvereinigung“<br />
zum alten Namen<br />
„Turnverein“ sind „die jetzigen<br />
Turner und Sportler dieses Vereins<br />
wieder besonders verpflichtet“.<br />
Zu diesen „jetzigen Sportlern“<br />
gehört Ende der 40er und Anfang<br />
der 50er Jahre auch ein<br />
Fußballspieler, der in mehrfacher<br />
Hinsicht national und international<br />
von sich reden machen wird:<br />
Rolf Geiger. Geboren in <strong>Marbach</strong><br />
schnürt er seine Kickstiefel zunächst<br />
als Jugendspieler beim<br />
TV <strong>Marbach</strong> und wechselt 1952<br />
zum FC <strong>Marbach</strong>. Nach Gastspielen<br />
bei Salamander Kornwestheim<br />
und den Stuttgarter Kickers<br />
spielt er beim VfB Stuttgart.<br />
Zwischen 1956 und 1964 trägt er<br />
achtmal das Trikot der deutschen<br />
Fußballnationalmannschaft. Sein<br />
Chronik<br />
Fußball<br />
Weg zur WM 1958 in Schweden<br />
scheint vorgezeichnet.<br />
B-Jugend des TV <strong>Marbach</strong> 1947/48<br />
hintere Reihe: M. Bärlin, A. Liebler,<br />
R. Geiger, J. Franz, H. Fund<br />
vordere Reihe: H. Wied, E. Theis,<br />
A. Pätzold, K. Boshart, H. Schmitt,<br />
vorne: G. Höhm<br />
Doch der Württembergische<br />
Fußballverband weist ihm bei<br />
seinen Einsätzen für die „Blauen“<br />
die Annahme von monatlichen<br />
320 Mark Handgeld nach und<br />
sperrt ihn für 9 Monate. Nach Ablauf<br />
dieser Frist erhält er wieder<br />
Einladungen von Bundestrainer<br />
Sepp Herberger für die Vorbereitung<br />
zur WM 1962. Rolf Geiger<br />
wechselt aber nach Italien und<br />
wird deshalb vom DFB geschnitten<br />
und nicht mehr berücksichtigt.<br />
Sepp Herberger kommentiert<br />
dies mit den wenig schmeichelnden<br />
Worte: „Du bist ein blöder<br />
Hund. So etwas kannst du dir<br />
doch nicht entgehen lassen.“<br />
Nach einer Saison kehrt er wieder<br />
zum VfB zurück und bringt es<br />
auf drei weitere Einsätze in der<br />
Nationalmannschaft. Zusammen<br />
mit Sepp Herberger verabschiedet<br />
er sich 1964 von seiner internationalen<br />
Karriere.<br />
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