Realismus - Heinrich Detering
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„An der Mitternachtsseite des Ländchens Österreich<br />
zieht ein Wald an die dreißig Meilen lang seinen<br />
Dämmerstreifen westwärts, beginnend an den Quellen des<br />
Flusses Thaya und fortstrebend bis zu jenem Grenzknoten,<br />
wo das böhmische Land mit Österreich und<br />
Bayern zusammenstößt. Dort, wie oft die Nadeln bei<br />
Kristallbildungen, schoß ein Gewimmel mächtiger Joche und Rücken<br />
gegeneinander und schob einen derben Gebirgsstock empor, der nun von<br />
drei Landen weithin sein Waldesblau zeigt und ihnen allerseits wogiges<br />
Hügelland und strömende Bäche absendet. Er beugt, wie seinesgleichen<br />
öfter, den Lauf der Bergeslinie ab, und sie geht dann mitternachtwärts<br />
viele Tagereisen weiter. Der Ort dieser Waldschwenkung nun, vergleichbar<br />
einer abgeschiednen Meeresbucht, ist es, in dessen Revieren sich das<br />
begab, was wir uns vorgenommen zu erzählen. Vorerst wollen wir es<br />
kurz versuchen, die zwei Punkte jener düsterprächtigen Waldesbogen<br />
dem geneigten Leser vor die Augen zu führen, wo die Personen der<br />
Geschichte lebten und handelten, ehe wir ihn zu ihnen selber geleiten.“<br />
(Adalbert Stifter, Der Hochwald)