Das Chaos Computer Buch - Monoskop
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<strong>Das</strong> <strong>Chaos</strong> <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />
Welcome to the<br />
NASA-Headquarter<br />
von Andy Müller-Maguhn und Reinhard Schrutzki<br />
Wer einen elektronischen Informationsdienst betreibt, ist vor Oberraschungen<br />
nicht sicher. Die ausgefallensten Wünsche werden an einen<br />
herangetragen, und das nicht nur über die Datenleitung.<br />
«Du hast doch einen ILatex-Hauptanschluß . . . » Ein etwas atemloser<br />
Anrufer war am Telefon.<br />
«Wir hängen mit unserem Modem fest. <strong>Das</strong> Ding legt nicht mehr<br />
auf. Du mußt uns jetzt aus der Leitung werfen. »<br />
Ob es denn nicht ausreiche, einfach die Stromversorgung zu unterbrechen,<br />
damit das Modem auflegt, fragte ich.<br />
«Quatsch. Ich sitze hier zu Hause und arbeite mit meinem Akustikkoppler.<br />
Damit hab ich einen Firmenrechner angewählt, und das Modem<br />
dort hängt jetzt. Wenn die morgen zur Arbeit kommen und das<br />
Modem hängt immer noch, dann fliegt die ganze Sache auf. Also wähl<br />
dich rein und wirf uns raus.»<br />
«Aber das geht doch nicht, wenn das Modem hängt», wagte ich zu<br />
widersprechen.<br />
«Natürlich geht das. Die Kiste ist doch am Netz. Machst du nun,<br />
oder machst du nicht?»<br />
Ich machte.<br />
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<strong>Das</strong> <strong>Chaos</strong> <strong>Computer</strong> <strong>Buch</strong><br />
Die erste Station der Reise war eine Universität irgendwo im Süden<br />
der Republik (NUA 456221xxyyy). Die Netzwerkadresse wußte mein<br />
Anrufer offenbar auswendig. «Verbindung hergestellt. . . »,<br />
kommentierte die computergesteuerte Vermittlungsstelle der Post und<br />
übergab an den angerufenen Rechner. Der Rechner fragte gleichmütig<br />
nach dem Benutzernamen.<br />
«Tja, mal sehen. Welchen nehmen wir denn da. . .?» Mein Telefonpartner<br />
überlegte kurz.<br />
«Gib mal ein: ALLAH. Paßwort ist MOHAMMED. » Der ferne<br />
<strong>Computer</strong> ließ seine Zugbrücke herab.<br />
«Jetzt mußt du dich wieder nach Hamburg schalten lassen. Dazu<br />
gibst du ein: SET HOST 42. »<br />
Der Universitätsrechner gab unmißverständlich zu verstehen, daß<br />
ALLAH diesen Befehl nicht benutzen dürfe. Mein Datenreiseführer<br />
seufzte, es schien ihn aber nicht weiter zu stören.<br />
«Gut. Dann müssen wir der Kiste sagen, daß wir das doch dürfen.<br />
Frag mal, was ALLAH alles machen darf. Der Befehl heißt SHOW<br />
PROCESS/PRIVILEGES. Da müßte dann irgendwas von SETPRV<br />
stehen. Wenn nicht, wird's umständlich. »<br />
Wir hatten Glück.<br />
Mein Reiseführer erläuterte, daß SETPRV das Recht bedeute,<br />
sämtliche Zugriffsprivilegien zu verändern. Was wir dann auch taten.<br />
Der Befehl SET PROCESS/PRIVILEGES=ALL verschaffte uns<br />
sämtliche Zutrittsrechte zu dem Rechner im fernen Süden. Der vorher<br />
verbotene Befehl, sich zu einem anderen Rechner durchschalten zu<br />
lassen, machte jetzt keine Probleme mehr. Im übrigen ging plötzlich<br />
alles so schnell und reibungslos, daß ich kaum noch in der Lage war,<br />
mehr zu tun, als blindlings den Anweisungen meines <strong>Computer</strong>-<br />
Cicerone zu folgen. Auf unsere Anforderung hin erhielten wir eine<br />
Liste der aktuellen Prozesse und konnten uns denjenigen heraussuchen,<br />
der für das hängengebliebene Modem verantwortlich war. Mit<br />
dem martialisch klingenden Befehl KILL wurde dieser Prozeß abgebrochen,<br />
und das Modem war wieder frei. Mein Anrufer hatte es jetzt<br />
eilig, das Gespräch zu beenden, um selbst wieder auf Datenreise zu<br />
gehen. Und weg war er.<br />
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