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Gefördert unter SOCRATES Programm - Grundtvig 1<br />
(Projekt Nr. 229959-CP-1-2006-DE-GRUNDTVIG-G1)
ProHealth<br />
Handbuch<br />
September 2008<br />
Für kommerzielle Zwecke sind die Vervielfältigungen<br />
der Kursmaterialen<br />
einschließlich des Handbuchs und CDs<br />
nicht gestattet.<br />
Die zum Handbuch gehörigen Kursmaterialien<br />
sind zu erwerben. Bitte kontaktieren<br />
Sie uns:<br />
Europäisches Bildungswerk für Beruf<br />
und Gesellschaft gGmbH<br />
Hegelstrasse 2<br />
39104 Magdeburg<br />
www.ebg.de<br />
Tel: +49 391 59 75 820<br />
h.baykan@ebg.de<br />
Für weitere Informationen besuchen Sie<br />
unsere Homepage:<br />
www.prohealthcourse.eu<br />
Redaktion<br />
Europäisches Bildungswerk für<br />
Beruf und Gesellschaft gGmbH,<br />
Aschaffenburger Str. 6A<br />
10779 Berlin<br />
Layout<br />
Andreas Hartwig,<br />
www.happy-graphics.de<br />
Druck<br />
cdb Concept Druckhaus Berlin GmbH<br />
info@concept-druchaus.de<br />
Dementi:<br />
Diese Publikation wurde von den teilnehmenden<br />
Organisationen des proHealth-<br />
Projektes zusammengetragen und<br />
herausgegeben. Die in dieser Publikation<br />
enthaltenen Informationen reflektieren<br />
nicht unbedingt Konsens oder<br />
Dissens mit den Ansichten der Europäischen<br />
Kommission.<br />
Haftungsausschuss: Die proHealth Projektmaterialien<br />
enthalten nicht alle verfügbaren<br />
Informationen über Kräuterund<br />
Naturheilmittel.<br />
Alle Kräuter und Naturmittel haben Risiken<br />
und Nutzen. Der Arzt muss die Risiken<br />
der Kräuter- und Naturheilmittelanwendung<br />
gegen den erwarteten Gewinn<br />
abwägen. Wir empfehlen nachdrücklich,<br />
alle Probleme, die Sie<br />
möglicherweise haben, mit Ihrem Arzt<br />
oder Apotheker zu besprechen.
Inhaltsverzeichnis<br />
<br />
0 Vorwort ............................................................................................................4<br />
1 Einleitung ........................................................................................................6<br />
2 Durchführungsmodalitäten..............................................................................7<br />
2.1 Auszug aus dem Kalender zum Sammeln von Heilpflanzen ..........................8<br />
2.2 Empfehlungen zur Materialbeschaffung ..........................................................8<br />
3 Methodischer Ansatz zur Durchführung des Kurses ......................................9<br />
4 Inhalte und didaktisch/methodische Hinweise zu den Modulen ................10<br />
5 Beispiel für die didaktische Gestaltung eines Moduls anhand Modul 3 ......12<br />
5.1 Zeitlicher Umfang ..........................................................................................12<br />
5.2 Ziele der Theoriestunden ..............................................................................12<br />
5.2.1 Hintergrundinformationen zu den Theoriestunden ....................................12<br />
5.2.1.1 Heilpflanzen ..................................................................................................12<br />
5.2.1.1.1 Anwendungsmöglichkeiten ............................................................................13<br />
5.2.1.2 Entsäuerung....................................................................................................15<br />
5.2.1.3 Heilfasten........................................................................................................16<br />
5.2.1.4 Simonton-Methode ........................................................................................18<br />
5.2.1.5 Ordnungstherapie ..........................................................................................19<br />
5.2.1.5.1 Tätigkeitsbereiche der Ordnungstherapie......................................................20<br />
5.2.1.6 Ernährungstherapie........................................................................................22<br />
5.2.2 Ergänzende Hinweise zu den Theoriestunden ..............................................23<br />
5.3 Ziele der praktischen Übungen......................................................................23<br />
5.3.1 Inhalte von praktischen Übungen ................................................................24<br />
5.3.2 Ergänzende Hinweise zu den praktischen Übungen ....................................24<br />
5.3.2.1 Rezepte............................................................................................................24<br />
5.3.2.2 Wissenstest’s ..................................................................................................25<br />
5.3.2.3 Zusätzliche Folien ..........................................................................................26<br />
5.4 Vorschlag zur konkreten Ablaufplanung am Beispiel von 3 h ......................28<br />
5.4.1 Beschreibung des Kennenlernspiels – Steckbrief der Sinne..........................29<br />
6 Didaktisch/methodische Hinweise zu Modul 1 ............................................30<br />
6.1 Zeitlicher Umfang ..........................................................................................30<br />
1
6.2 Ziele der Theoriestunden ..............................................................................30<br />
6.2.1 Hintergrundinformationen zu den Theoriestunden ....................................30<br />
6.2.1.1 Die Wurzeln der Medizin in Griechenland ..................................................30<br />
6.2.1.2 Kulturelle Wurzeln der bulgarischen Medizin –<br />
die Rolle der Kräutertherapie ........................................................................33<br />
6.2.1.3 Zur Geschichte der Anwendung von Heilkräutern in Deutschland..............37<br />
6.2.1.4 Zu den kulturellen Wurzeln der Medizin in der Türkei - Lokman Hakim ..39<br />
6.2.1.5 Die kulturellen Wurzeln der Heilpflanzen in der Slowakei ..........................39<br />
6.2.2 Ergänzende Hinweise zu den Theoriestunden ..............................................41<br />
7 Didaktisch/methodische Hinweise zu Modul 2 ............................................41<br />
7.1 Zeitlicher Umfang ..........................................................................................41<br />
7.2 Ziele der Theoriestunden ..............................................................................41<br />
7.2.1 Hintergrundinformationen zu den Theoriestunden......................................41<br />
7.2.1.1 Hintergrund für Ganzheitlichkeit, Krankheit und Gesundheit....................42<br />
7.2.1.1.1 Ganzheitlichkeit ............................................................................................42<br />
7.2.1.1.2 Gesundheit ....................................................................................................42<br />
7.2.1.1.3 Krankheit........................................................................................................45<br />
7.2.1.1.3.1 Fettleibigkeit ..................................................................................................45<br />
7.2.1.1.3.2 Asthma............................................................................................................48<br />
7.2.1.1.3.3 Häufige Erkrankungen der Verdauungsorgane ............................................50<br />
7.2.2 Ergänzende Hinweise zu den Theoriestunden ..............................................53<br />
7.3 Ziele der praktischen Übungen......................................................................53<br />
7.3.1 Inhalte der praktischen Übungen..................................................................53<br />
7.3.2 Ergänzende Hinweise zu den praktischen Übungen ....................................53<br />
8 Didaktisch/methodische Hinweise zu Modul 4 ............................................53<br />
8.1 Zeitlicher Umfang ..........................................................................................53<br />
8.2 Ziele der Theoriestunden ..............................................................................53<br />
8.2.1 Hintergrundinformationen zu den Theoriestunden ....................................54<br />
8.2.1.1 Informationen über Kräuter, Kräuterzubereitungen und Phytomedizin ......54<br />
8.2.1.2 Einige Richtlinien für Produkte der Kräutermedizin ....................................55<br />
8.2.1.3 Richtlinie für den Anbau und für die Sammelpraxis von Phytomedizin......56<br />
8.2.1.4 Schutzmaßnahmen für das Sammeln pharmazeutischer Kräuter ................56<br />
2
8.2.1.5 Verordnungs- und Rechtsprobleme................................................................57<br />
8.2.1.6 Kräuterzubereitungen ....................................................................................57<br />
8.2.1.7 Pharmakologische Aspekte von Kräutermitteln ............................................58<br />
8.2.1.8 Einzelne Kräuter oder Kräuterkombinationen..............................................59<br />
8.2.1.9 Erwerb von Kräuterprodukten ......................................................................60<br />
8.2.1.10 Ökologisch angebaut oder natürlich gewachsen? ..........................................60<br />
8.2.1.11 Einige Heilpflanzen im Überblick ................................................................60<br />
8.2.2 Ergänzende Hinweise zu den Theoriestunden ..............................................64<br />
8.3 Ziele der praktischen Übungen......................................................................64<br />
8.3.1 Inhalte von praktischen Übungen ................................................................65<br />
8.3.2 Ergänzende Hinweise zu den praktischen Übungen ....................................65<br />
9 Didaktisch/methodische Hinweise zu Modul 5 ............................................65<br />
9.1 Zeitlicher Umfang ..........................................................................................65<br />
9.2 Ziele der Theoriestunden ..............................................................................65<br />
9.2.1 Hintergrundinformationen zu den Theoriestunden ....................................66<br />
9.2.1.1 Historischer Hintergrund ..............................................................................66<br />
9.2.1.2 Traditionelle und moderne Medizin – wo ist die Schnittstelle? ....................67<br />
9.2.1.3 Fazit ................................................................................................................68<br />
9.2.2 Ergänzende Hinweise zu den Theoriestunden ..............................................69<br />
10 Hinweise zur Selbstkontrolle des erworbenen Wissens ................................69<br />
10.1 Fragebögen......................................................................................................69<br />
10.1.1 Kräuterquiz ....................................................................................................69<br />
10.1.2 Ernährungsfragebogen 1 ................................................................................70<br />
10.1.3 Lebensmittelkreis............................................................................................72<br />
10.1.4 Bleiben Sie in Bewegung ................................................................................73<br />
10.1.5 Gesundheitsfragebogen ..................................................................................74<br />
10.1.6 Ernährungsfragebogen 2 ................................................................................75<br />
11 Hinweise zur Nutzung der CD-ROMs............................................................77<br />
12 Schlussbemerkungen......................................................................................78<br />
13 Literaturverzeichnis ........................................................................................79<br />
14 Bildverzeichnis................................................................................................80<br />
3
Vorwort<br />
<br />
Das vorliegende Arbeitsmaterial für die Teilnehmer am Kurs „proHealth“ wurde im Rahmen<br />
eines Projektes der Europäischen Union erstellt.<br />
Gute Gesundheit ist ein Zustand des physischen und mentalen Wohlbefindens, welcher<br />
nötig ist, ein sinnvolles, angenehmes und produktives Leben zu leben. Einen guten Gesundheitszustand<br />
zu erreichen, bedeutet nicht nur auf Krankheitssymptome zu reagieren,<br />
sondern Gesundheit aktiv zu fördern und Krankheiten vorzubeugen. Es gibt Unterstützung<br />
für die EU-Bürger mehr Verantwortung für ihre eigene Gesundheit zu übernehmen, hinsichtlich<br />
der Gesundheitsförderung und der Behandlung von Krankheiten. Die Bürger sollten<br />
darin bestärkt werden, eine aktive Rolle für ihre Gesundheitssorge zu übernehmen.<br />
Lebenslanges Lernen umfasst den Wissenserwerb der Bürger für persönliche und soziale<br />
Zwecke und somit das Erlernen des Know-How’s, wie die eigene Gesundheit geschützt werden<br />
kann. Die bewusste Planung von Aktivitäten zum Gesundheitsschutz und zur Prävention<br />
von Krankheiten, Hilfe bei der Beschaffung entsprechender Informationen sowie Anleitung<br />
und Beratung für erwachsene Lernende, ist das Anliegen des proHealth-Projektes.<br />
Ungesunde Verhaltensweisen wie schlechte Ernährung, Mangel an Aktivität, Tabakkonsum<br />
sowie Übergewicht und Stress sind Risikofaktoren für viele chronische Beschwerden und<br />
Krankheiten. Auch wenn all die Fakten bekannt sind, ist es schwierig, die Aufmerksamkeit<br />
der Menschen zu erlangen und ihnen einen gesunden Lebensstil nahe zu bringen. Vor diesem<br />
Hintergrund beabsichtigt das Projekt, die Menschen für das Thema zu interessieren,<br />
indem es ihr Augenmerk auf traditionelle und historische Aspekte der Gesundheit lenkt<br />
und den ganzheitlichen, vorbeugenden Gesundheitsansatz verfolgt.<br />
Ziel des Projektes ist es, interessierten Laien, also Bürgerinnen und Bürgern der Länder der<br />
Europäischen Union ohne besondere medizinische Vorbildung, das über Jahrhunderte in unseren<br />
Völkern gesammelte Wissen über die gesundheitsfördernde Wirkung unserer heimischen<br />
Heilkräuter wieder zu erschließen. Ehe dieses Alltagswissen unserer Vorfahren völlig<br />
im Dunkel der Geschichte verschwindet, wollen wir es aufgreifen und wiederbeleben. Es soll<br />
4
uns in einer Welt der Technisierung und Industrialisierung helfen, uns mit einfachen Mittel<br />
gesund zu erhalten.<br />
Im Vordergrund der Zusammenstellung der gesundheitsfördernden und heilenden Wirkung<br />
von Heilkräutern steht die Gesundheitsprophylaxe. Sich eine frischen, selbst gesammelten<br />
Tee aufbrühen, eine einfache Salbe für die tägliche Pflege zusammen rühren, eine Kompresse<br />
aus Kräutern anfertigen, die gegen Müdigkeit und Verspannung hilft, das sind Dinge, die<br />
jeder Laie schnell selbst erlernen kann. Die angestrebte gesundheitsprophylaktische Wirkung<br />
stellt sich doppelt ein. Die Wirkstoffe von Heilkräutern wie Kamille, Pfefferminze, Melisse,<br />
Salbei und anderer entfalten ihre lindernde Wirkung. Das Gefühl, selbst etwas mit einfachen<br />
Mitteln und ohne Kosten für sich bewirken zu können, fördert das eigene Glücksgefühl.<br />
Nicht zuletzt vertieft es die für viele Menschen besonders in den Städten bereits nahezu verloren<br />
gegangene Verbindung zur Natur.<br />
Gesundheitsprophylaxe, also Vorbeugung gegen Erkrankungen, steht im Zentrum unserer Bemühungen.<br />
In einer Zeit, in der Medizin zum einen immer komplexer, zum anderen auch<br />
immer teurer wird, ist es wichtig, selbst etwas für die Erhaltung der eigenen Gesundheit tun<br />
zu können. Dazu gehört auch, die Wiederherstellung der Gesundheit bei einer kleinen Erkältung<br />
unterstützen zu können, eine leichte Muskelverspannung z.B. nach einer längeren ungewohnten<br />
Wanderung durch eine Massage mit einem warmen duftenden Öl beeinflussen<br />
zu können oder eine Magenverstimmung mit einem Tee zu vertreiben.<br />
Aber unsere Heilkräuter können natürlich mehr als wir als Laien sehen. In der Hand des<br />
Pharmazeuten und des Mediziners, richtig bearbeitet und dosiert, vermögen sie zu heilen.<br />
Dieses Gebiet wollen wir jedoch nicht betreten. Falsch dosiert kann das einfachste Kraut<br />
zum Gift werden. Es sei daher an dieser Stelle ausdrücklich betont: das in diesem Material<br />
gesammelte Wissen ist für den vorbeugenden Einsatz von Heilkräutern vorgesehen. Erkrankungen,<br />
die über ein leichtes kurzzeitiges Unwohlsein hinausgehen, gehören in Behandlung<br />
eines Arztes. Vorsicht ist auch geboten, wenn bereits chronische Erkrankungen z.B. des Herz-<br />
Kreislaufes, des Magen-Darm-Systems oder des Stoffwechsels vorliegen. Viele Heilkräuter<br />
haben wie jede Medizin Nebenwirkungen. Es ist für den Laien nahezu unmöglich, alle diese<br />
Nebenwirkungen zu ergründen und sie auszuschließen. Sollten Sie also zu jenen Menschen<br />
gehören, die leider bereits eine längere Erkrankung haben, fragen Sie bitte unbedingt ihren<br />
behandelnden Arzt oder ihren Apotheker, welche Pflanze sie unbedenklich verwenden können.<br />
Und bedenken sie zudem, dass die Dosierung entscheidet, wie ein Mittel wirkt.<br />
Trotz dieser warnenden Worte möchten wir ihnen jedoch Mut machen. Nutzen sie den<br />
Reichtum der Natur, um sich gesund zu erhalten. Genießen sie eine Wanderung, um Heilkräuter<br />
zu suchen und zu finden. Saugen sie den Duft der ätherischen Öle ein, die in unseren<br />
Kräutern enthalten sind, und spüren sie ihre wohltuende Wirkung.<br />
Die Mitarbeiter an diesem Projekt kommen aus sehr unterschiedlichen Berufen. Medizinische<br />
Laien, Biologen, Heilpraktiker, Pharmazeuten und Ärzte haben sich zusammengefunden,<br />
um das vorliegende Kompendium und den dazugehörigen Lehrgang zu entwickeln. Wir<br />
hoffen, er befähigt sie, sich mit Hilfe der Natur besser gegen den Stress des Alltags zu wappnen.<br />
Vergessen Sie aber nicht, Heilkräuter sind keine Alleskünstler. Erst in Verbindung mit einer<br />
ausgewogenen Ernährung und einer Lebensweise reich an Bewegung und frischer Luft kann<br />
es uns gelingen, Krankheit und Alter wirksam zu widerstehen.<br />
5
1 Einleitung<br />
<br />
Das Projekt „proHealth“ konzentriert sich auf Gesundheitserziehung und Information und<br />
stärkt die Verantwortung, persönliche Anstrengungen zu unternehmen, um Gesundheit, Balance<br />
und Wohlbefinden mit einem holistischen Ansatz zu erreichen. Es will die Eigenverantwortung<br />
für das persönliche Wohlbefinden und für das Verhindern von Krankheiten<br />
motivieren.<br />
Das konkrete Ziel des Projektes ist die Verbesserung der Erreichbarkeit und Attraktivität von<br />
Bildungs- und Informationsmöglichkeiten für Erwachsene, um ein Bewusstsein für Gesundheitsthematiken<br />
zu entwickeln und ihnen dabei zu helfen Wissen und Kompetenzen<br />
zu erwerben, mit denen sie ihre eigene Gesundheit schützen können. ProHealth ist interdisziplinär<br />
(Pharmazie, Landwirtschaft, Medizin, Pädagogik, Geschichte der Medizin) und<br />
vereinigt Gesundheit und lebenslanges Lernen, indem es durch interessante Ansätze (Kultur,<br />
Geschichte, Kräuter/Pflanzen) fesselt. Das Projekt trägt außerdem zur europäischen Vereinheitlichung<br />
und zum Dialog der Kulturen bei. Sein Ziel ist es, einen Kurs mit 5 Modulen für<br />
eine breite Zielgruppe zu entwickeln. Hauptaktivitäten sind die Entwicklung und Durchführung<br />
des Kurses, Aufwertung und Mainstreaming des Projektes. Hauptergebnis des Projektes<br />
ist die Entwicklung des Kurses mit 5 Modulen, eine Website, ein Handbuch, Flyer,<br />
Handreichungen und Broschüren.<br />
Die Ziele des Projektes sind die Entwicklung eines sensiblen Lebensstils, der Eigenverantwortung<br />
für die Gesundheitserhaltung, sowie die Schaffung eines internationalen Netzwerkes,<br />
um auch die Öffentlichkeit zu sensibilisieren; das Informieren über Grundlagen der<br />
Gesundheitserhaltung, Risikofaktoren sowie Zusammenspiel von Gesundheit und Lebensstil,<br />
Gewohnheiten, Ernährung etc.; Erklärung und Diskussion zur Begründung der traditionellen<br />
Medizin einschließlich kultureller Hintergründe und ihre Verbindung zur modernen<br />
Medizin, zu identifizieren, welche Wirkung Pflanzen haben, die Gewinnung und Nutzung<br />
pflanzlicher Wirkstoffe für eine optimale Gesundheit Sowie die Schaffung einer Plattform<br />
zwischen moderner Medizin, Pharmazie, traditioneller Medizin, Landwirtschaft, Agrotourismus<br />
und Lebenslangen Lernens in den Partnerländern, und dadurch Erzielung von Synergieeffekten.<br />
Am Projekt „proHealth“ beteiligen sich acht Partner aus fünf verschiedenen Staaten, wie Europäische<br />
Bildungswerke für Beruf und Gesellschaft e.V., Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg<br />
e.V., Patienteninformation für Naturheilkunde e.V., Berliner Gesellschaft<br />
Türkischer Mediziner e.V. (Deutschland), DIAN Publishing-Education-Consulting (Griechenland),<br />
Health Care Association (Bulgarien), EuroProjektservice s.r.o. (Slowakei), Farmakognozi<br />
ve Fitoterapi Dernegi (Türkei).<br />
6
2 Durchführungsmodalitäten<br />
<br />
Das Handbuch zum Kurs „proHealth“ richtet sich an Multiplikatoren, also Kursleiter, die sich<br />
für das Thema ganzheitliche Gesundheitsprävention und die Anwendung von Heilpflanzen<br />
im Alltag interessieren. Es soll ihnen helfen, das im Rahmen des Projektes gesammelte und<br />
auf den beigefügten Datenträgern gespeicherte Wissen an interessierte Laien zu vermitteln.<br />
Das Handbuch stellt daher keine vollständige, chronologische Stoffsammlung dar. Es ist als<br />
methodische Handreichung zu sehen. Die einzelnen Kapitel geben einen Stoffüberblick über<br />
alle Module. Anhand von Modul 3 wird eine detaillierte Planung der Umsetzung vorgestellt.<br />
Auch diese ist als exemplarisches Beispiel zu sehen, nicht als zwingende Vorlage. Dem Kursleiter<br />
wird empfohlen vor Beginn des Kurses das Handbuch komplett zu lesen, da auf Verknüpfungen<br />
zwischen den einzelnen Modulen im laufenden Text verwiesen wird und dort<br />
zusätzlich methodische Hinweise gegeben werden.<br />
Die wissenschaftliche Ausarbeitung und Evaluation der Inhalte sowie der Didaktik/Methodik<br />
erfolgte kapitelweise durch die Vertreter der beteiligten Einrichtungen bzw. Länder.<br />
Jene Kapitel, die sich mit nationalen Besonderheiten befassen, können problemlos durch<br />
andere, national gefärbte Inhalte ersetzt werden. Z.B. verlangt die Kräuterwanderung eine inhaltliche<br />
Anpassung an regionale Vorkommen.<br />
Die inhaltlich vollständige Umsetzung des Kurses verlangt eine Planung über mehrere Monate<br />
hinweg. Zur Organisation des Projektes wäre zu empfehlen, zu Beginn des Jahres, aber<br />
frühestens Ende Januar/ Februar den Einstieg vorzunehmen, damit die Pflanzen, Blumen,<br />
Kräuter und Gewürze aus der Natur so viel und so gut wie möglich, Einsatz und Anwendung<br />
finden können.<br />
Im Winter bzw. im zeitigen Frühjahr (Januar bis März) empfiehlt es sich, die theoretische<br />
Einführung in die Thematik anzubieten. Anhand von Tinkturen, Tees und anderen Heilkräutervorräten<br />
aus dem vergangenen Jahr können die wichtigsten Grundlagen anschaulich<br />
vermittelt werden. In dieser Zeit häufig auftretende Infekte können mit den Tees behandelt<br />
werden und so das Interesse an der nachhaltigen Beschäftigung mit Heilkräutern durch eigene<br />
Erfahrung geweckt bzw. vertieft werden.<br />
Da der Anbau und die Entwicklung der Heilkräuter immanenter Bestandteil des Kurses<br />
sind, bietet es sich an, im Mai Veranstaltungen durchzuführen, die sich mit diesen Themen<br />
beschäftigen und die Teilnehmer anregen, z.B. einen kleinen Kräutergarten anzulegen.<br />
Die Hauptsammelzeit von wild wachsenden Heilkräutern ist die Zeit von April bis September.<br />
Jetzt empfiehlt sich die Kräuterwanderung. Es ist je nach Region aber auch möglich,<br />
mehrere Kräuterwanderungen durchzuführen und den Teilnehmern die Möglichkeit einzuräumen,<br />
sich einen breiten Vorrat heimischer Kräuter zur sofortigen oder späteren Verarbeitung<br />
anzulegen.<br />
Der zeitliche Umfang der einzelnen Kursveranstaltungen sollte 1,5 bis 3 Stunden nicht überschreiten.<br />
Gerade wenn die Kursteilnehmer ältere Menschen oder Personen, die im kon-<br />
7
zentrierten Zuhören ungeübt sind, wird mit kürzeren Veranstaltungen ein größerer Effekt erreicht.<br />
Eine andere Variante ist die Durchführung 2-3-tägiger Seminare. Sie bietet den Vorteil, dass<br />
sich die Teilnehmer ganz ungestört auf die Themen konzentrieren können und z.B. Wissensvermittlung,<br />
Anfertigen von Endprodukten (Tees etc.) und Anwendungsübungen ganzheitlich<br />
durchgeführt werden können. Auch Kräuterwanderungen, die mit der sofortigen<br />
Verarbeitung der gesammelten Pflanzen verbunden werden, sind zu empfehlen. Sie geben<br />
den Teilnehmern eine besondere Form der Sicherheit, alles richtig gemacht zu haben.<br />
Die Teilnehmerzahl der Kurse sollte 15 nicht überschreiten, um den Stoff gut individualisieren<br />
zu können. Eine Mindestteilnehmerzahl von 6-8 Personen ist zu empfehlen.<br />
2.1 Auszug aus dem Kalender zum Sammeln von Heilpflanzen<br />
Nachfolgend einige Beispiele zu welcher Jahreszeit bzw. in welchen Monaten die Pflanzen zu<br />
ernten sind, die im Kurs vorgestellt werden:<br />
Gänseblümchen (Bellis perennis) April - Dezember<br />
Löwenzahn (Taraxacum officinale) Mai – Oktober<br />
Brennnessel (Urtica dioica) März – Oktober<br />
Ringelblume (Calendula officinalis) Juni – August<br />
Pfefferminze (Mentha piperita) März – September<br />
Salbei (Salvia officinalis) ganzjährig<br />
Lavendel (Lavandula angustifolia) Juni - August<br />
Thymian (Thymus vulgaris) Mai – Oktober<br />
Holunderblüten (Sambucus nigra) Mai – Juni<br />
Schafgarbe (Achillea millefolium) Juni – September<br />
Spitzwegerich (Plantago lanceolata) Juni – August<br />
Rosmarin (Rosmarinus officinalis) Juni – August<br />
Selbstverständlich können auch alle aufgeführten Pflanzen in getrocknetem Zustand Anwendung<br />
finden.<br />
2.2 Empfehlungen zur Materialbeschaffung<br />
Zur Durchführung des Kurses und um einen reibungslosen Ablauf in den zur Verfügung stehenden<br />
Stunden zu gewährleisten, wird eine Grundausstattung mit verschiedenen Materialien<br />
empfohlen.<br />
Diese könnte wie folgt aussehen.<br />
- mehrere Schüsseln in unterschiedlichen Größen, je nach Verwendungszweck<br />
8
(die Anzahl richtet sich nach der Anzahl der Kursteilnehmer),<br />
- 1-2 Herdplatten,<br />
- 1-2 Wasserkocher,<br />
- verschiedene Teekannen, Tassen, große und kleine Siebe,<br />
- Töpfe und Pfannen zur Herstellung von Salben,<br />
- Flaschen zur Herstellung von verschiedenen Ölsorten,<br />
- verschiedene Wickel, Kompressen oder auch Taschentücher, Geschirrtücher<br />
und Handtücher,<br />
- Badethermometer,<br />
- Messbecher und Nudelholz,<br />
- verschiedene Pflanzen, Kräuter und Kohlsorten.<br />
Es sollten immer genügend Materialien für Partnerübungen vorhanden sein, so dass jeder<br />
Teilnehmer aktiv arbeiten kann.<br />
3 Methodischer Ansatz zur Durchführung des Kurses<br />
Der Kursleiter sollte bereits Erfahrungen im Umgang mit Heilkräutern und der Naturmedizin<br />
haben und über zusätzliches medizinisches, botanisches oder pharmakologisches Basiswissen<br />
verfügen. Die beigefügten Datenträger enthalten ausführliches Material zu allen<br />
Themen, welches durch regional verfügbares Material vervollkommnet werden sollte. Eine<br />
Hilfe kann für den Kursleiter die Zusammenarbeit mit Apothekern oder ausgewiesenen Ärzten<br />
für Naturheilkunde sein. Es ist auch denkbar, dass dieser Personenkreis einzelne Themen<br />
direkt vermittelt. Allerdings muss bedacht werden, dass die Kursteilnehmer medizinische<br />
Laien sind und z.B. keine Kenntnis der medizinischen Fachsprache oder z.B. der lateinischen<br />
Bezeichnungen der Pflanzen besitzen. Ein zu hoher Grad an Wissenschaftlichkeit kann daher<br />
entmutigend wirken. Die auf der CD-ROM „MODULE“ gespeicherten Präsentationen können<br />
in Teilen ausgedruckt und den Teilnehmern als Handreichung übergeben werden. Bei<br />
dieser Verfahrensweise empfiehlt es sich, die Materialien vor Abhandlung des Moduls auszugeben,<br />
um den Teilnehmern die Möglichkeit einzuräumen, das Handmaterial während<br />
des Vortrags individuell zu ergänzen. Seitens des Kursleiters können auch Zusatzmaterialien<br />
erarbeitet werden, die den Teilnehmern zur Verfügung stehen. So bietet es sich während der<br />
Kräuterwanderung an, gemeinsam ein Herbarium herzustellen bzw. es mit Pflanzen zu füllen.<br />
Das vorliegende Material enthält auch ein Beispiel für ein Kennenlernspiel und verschiedene<br />
Tests. Sie dienen dazu, den Stoff methodisch abwechslungsreich aufzubereiten.<br />
Die Tests sind als Selbstkontrolle, nicht als Kontrollinstrumentarium zu verstehen. Weitere<br />
Anregungen z.B. in Form von Rezepten finden Kursleiter zu diesem Thema in der reichlich<br />
vorhandenen Ratgeberliteratur, die auch im Literaturverzeichnis sowie in den Quellen benannt<br />
wird.<br />
9
4 Inhalte und didaktisch/methodische Hinweise zu den Modulen<br />
Modul 1<br />
In Modul 1 werden die kulturellen Wurzeln unserer modernen Medizin betrachtet.<br />
Modul 2<br />
In Modul 2 werden die medizinischen Grundlagen zur Entstehung von Krankheiten behandelt.<br />
Anhand von Ergebnissen aus Gesundheits- und Krankheitsstatistiken der beteiligten<br />
Partnerländer werden die Themen Prävention von Erkrankungen, Risiken für die<br />
Entstehung von Krankheiten und der Einfluss des Lebensstils auf die Gesundheit behandelt.<br />
Die Vorstellung des Modulinhaltes erfolgt unter ganzheitlichen Gesichtspunkten.<br />
Modul 3<br />
In Modul 3 wird Grundlagenwissen über die Bedeutung, die Ziele und die Methoden der Naturheilkunde<br />
vermittelt. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der Kräuter- und Pflanzenheilkunde<br />
und deren praktischer Anwendung im Rahmen der Gesundheitsvorsorge und<br />
Krankheitsvorbeugung.<br />
Modul 4<br />
In Modul 4 werden Informationen zu pharmakologischen Aspekten der Kräutermedizin gegeben.<br />
Des Weiteren werden Hinweise zur Sammelpraxis von Kräutern in der Natur gegeben<br />
und die damit verbundenen Risiken erläutert. Modul 4 gibt in Form von Monografien einen<br />
Überblick über die bekanntesten Heil- und Gewürzpflanzen Europas.<br />
Modul 5<br />
In Modul 5 werden die Bestandteile der modernen Medizin und der Naturmedizin erläutert<br />
und aufgezeigt wie beide Systeme zusammen im Sinne der Komplementärmedizin wirken<br />
können.<br />
10
Die nachfolgende Tabelle gibt einen thematischen Überblick über die einzelnen Module sowie<br />
einen Vorschlag zur Stundenaufteilung.<br />
Module 1 Geschichte der Medizin<br />
Kurs 1 (3 h) Einleitung<br />
Kurs 2 (3 h) Das antike Griechenland<br />
Kurs 3 (3 h) Slowakei<br />
Kurs 4 (3 h) Türkei<br />
Kurs 5 (3 h) Deutschland<br />
Kurs 6 (3 h) Bulgarien<br />
Kurs 7 (3 h) Zusammenfassung<br />
Kurs 8 (3 h) Evaluation und Diskussion<br />
Module 2 Medizinische Basisinformationen und ganzheitliche Prävention<br />
Kurs 1 (3 h) Lebensstil und Erkrankungsrisiken<br />
Kurs 2 (3 h) Behandlung des Übergewichtes<br />
Kurs 3 (3 h) Übergewicht und die Entstehung von Folgeerkrankungen<br />
Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Koronare Herzerkrankungen<br />
Kurs 4 (3 h) Arthritis, Metabolisches Syndrom<br />
Kurs 5 (3 h) Atmungssystem<br />
Kurs 6 (3 h) Verdauung<br />
Kurs 7 (3 h) Krebs<br />
Kurs 8 (3 h) Evaluation und Diskussion<br />
Module 3 Informationen über Naturmedizin zur Gesunderhaltung und Prävention<br />
mit dem Schwerpunkt auf Kräutermedizin und Phytotherapie<br />
Kurs 1 (3 h) Ganzheitlichkeit<br />
Kurs 2 (3 h) Schlüsselziele der Naturmedizin<br />
Kurs 3 (3 h) Kräutermedizin / Phytotherapie<br />
Kurs 4 (3 h) Ordnungstherapie und Ernährungstherapie<br />
Kurs 5 (3 h) Hydrotherapie<br />
Kurs 6 (3 h) Thermotherapie<br />
Kurs 7 (3 h) Zusammenfassung<br />
Kurs 8 (3 h) Evaluation und Diskussion<br />
Module 4 Heil,-Aroma -und Würzpflanzen<br />
Kurs 1 (3 h) Häufig kultivierte Heil, -Aromaund<br />
Würzpflanzen in Europa<br />
Kurs 2 (3 h) Kräuter und Kräutertherapie<br />
Kurs 3 (3 h) Richtlinien der Landwirtschaft und Sammelpraxis<br />
Kurs 4 (3 h) Heilkräuter und Aufbereitung und Aufbewahrung, Informationen<br />
über pharmakologische Aspekte der Kräutermedizin<br />
Kurs 5 (3 h) Monografien<br />
Kurs 6 (3 h) Monografien<br />
Kurs 7 (3 h) Monografien<br />
Kurs 8 (3 h) Evaluation und Diskussion<br />
Module 5 Das Komplementäre der modernen Medizin und der Naturmedizin<br />
Kurs 1 (3 h) Das Komplementäre der modernen Medizin und der Naturmedizin<br />
Kurs 2 (3 h) Bedeutung der Naturmedizin<br />
Kurs 3 (3 h) Entwicklung der Heilpflanzenverwendung<br />
Kurs 4 (3 h) Sicherheit und Effizienz der Kräutermedizin<br />
Kurs 5 (3 h) Traditionelle Medizin / Moderne Medizin<br />
Kurs 6 (3 h) Von der traditionellen Medizin zur modernen Medizin<br />
Kurs 7 (3 h) Evaluation und Diskussion des 5. Moduls<br />
Kurs 8 (3 h) Zusammenfassung und Evaluation<br />
der Module 1 bis 5<br />
11
5 Beispiel für die didaktische Gestaltung eines Moduls anhand<br />
Modul 3<br />
5.1 Zeitlicher Umfang<br />
Theorie 14 Stunden<br />
Praxis 10 Stunden<br />
5.2 Ziele der Theoriestunden<br />
Grobziele des 3. Moduls:<br />
- die Teilnehmer sollen die verschiedenen Methoden<br />
der Heilpflanzenanwendung kennen lernen,<br />
- die Teilnehmer sollen Grundlagenwissen über die Bedeutung, die Ziele und<br />
die Methoden der Naturheilkunde erlangen,<br />
Feinziele des 3. Moduls:<br />
- verschiedene Formen der Heilpflanzenzubereitung nennen können,<br />
- die Zweckbestimmung von Tees differenziert betrachten können,<br />
die Grundlagen der Teeverarbeitung kennen lernen,<br />
- Grundlagen über die Verwendung von Salben auf Heilpflanzenbasis erfahren,<br />
- den Unterschied zwischen Wickeln und Kompressen nennen können,<br />
- wichtige Hinweise zur Verwendung von Umschlägen kennen lernen,<br />
- die wichtigsten Informationen über das Zusammenwirken von<br />
Heilpflanzenpräparaten und Bädern kennen lernen,<br />
- eine Vielzahl von Aufbereitungsmethoden nennen können,<br />
- Heilpflanzen kennen lernen, die bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt<br />
werden können,<br />
5.2.1 Hintergrundinformationen zu den Theoriestunden<br />
5.2.1.1 Heilpflanzen<br />
Das Wissen um Heilwirkungen von Pflanzen findet sich in jedem Kulturkreis. In den europäisch<br />
geprägten Kulturen erfährt dieses Wissen zur Zeit eine Renaissance. Wegen des Waren<br />
und Kulturaustausches weltweit halten jetzt auch ausländische Pflanzen Einzug in unsere<br />
Gewürzküchen, Hausapotheken oder Apotheken.<br />
Die ungesunde Lebensweise der Konsumgesellschaft bedingt die Zunahme und Unbeherrschbarkeit<br />
von Zivilisationskrankheiten. Als Gegenreaktion folgte die Rückbesinnung<br />
auf natürlichere Lebensweisen, sowie naturheilkundliche Praktiken zur Prophylaxe und Therapie.<br />
Parallel damit geht ein geschärftes Bewusstsein in Bezug auf die Grenzen und Nebenwirkungen<br />
schulmedizinischer Therapien und den Glauben an den Fortschritt.<br />
Eng verbunden mit der Rückbesinnung auf ein Eingebundensein in die Natur ist das Inter-<br />
12
esse an pflanzlichen Heilmitteln.<br />
Überall werden pflanzliche Präparate als Medikament oder sog. Ergänzungsmittel der Nahrung<br />
angeboten. Die meisten frei verkäuflichen Pflanzen oder pflanzlichen Präparate sind<br />
sorgfältig ausgewählt oder zusammengestellt.<br />
Angeboten werden in Apotheken, Reformhäusern, Kräuterläden usw. Mono und Mischpräparate,<br />
die im Krankheitsfall und zur Gesunderhaltung unterschiedlich angewendet werden.<br />
Es gibt sie zum Einnehmen oder Einreiben, als Tees oder Badezusätze oder auch in<br />
Kosmetika.<br />
Die naturheilkundlich ausgerichteten Mediziner haben seit mindestens einem Jahrzehnt das<br />
Wissen um die Phytopharmaka neu entdeckt. Die Weiterbildung zum Arzt für Naturheilkunde<br />
beinhaltet immer auch Therapien mit Phytopharmaka. Man arbeitet mit der Pharmaindustrie<br />
zusammen und erstellt auch wieder erprobte handschriftliche Rezepturen.<br />
5.2.1.1.1 Anwendungsmöglichkeiten<br />
Alle intensiveren Anwendungen sollten eher als Kur (ca. 3-6 Wochen), denn als Dauerbehandlung<br />
verstanden werden. Am bequemsten innerlich und äußerlich anzuwenden sind<br />
Tinkturen.<br />
Johanniskraut:<br />
Die Pflanze hat eine ausgeprägt beruhigende und antidepressive Wirkung ohne müde zu machen.<br />
Sie kann z.B. vor Prüfungen eingenommen werden. Als sog. Rotöl wirkt sie bei rheumatischen<br />
Beschwerden, aber auch bei Sonnenbrand. Das Öl kann zur Steigerung der<br />
Wirksamkeit leicht erwärmt werden. In größeren Mengen vor allem innerlich angewendet,<br />
erhöht Hypericin reversibel die Lichtempfindlichkeit der Haut.<br />
Holunderblüten:<br />
Eignen sich ganz besonders als Tee oder Medikament bei Erkältungskrankheiten. Die Pflanze<br />
bewirkt außerdem ähnlich der Lindenblüte, dass der Körper schwitzt.<br />
Brennnesseln:<br />
Sind bewährt zum Ausscheiden über die Nieren, wobei auf reichliche Zufuhr von Flüssigkeit<br />
zu achten ist. Junge Triebe eignen sich als Tee und warm gewaschen als Salat. Am wirksamsten<br />
ist der Presssaft. Die Wurzeln werden gleichermaßen verwendet.<br />
Salbei:<br />
Enthält u.a. eine östrogenartige Substanz, die hormonelle Unausgewogenheiten bei Männern<br />
und Frauen in der Pubertät und in den Wechseljahren inklusive Osteoporose ausgleicht,<br />
die Bereitschaft zur Empfängnis erhöht und beim Abstillen hilft. In der<br />
Schwangerschaft ist Salbei zu meiden. Die Pflanze wirkt innerlich und äußerlich antiseptisch<br />
und antihydrotisch (schweißhemmend). Sie eignet sich bei Halsentzündungen auch zum Gur-<br />
13
geln. Salbei wirkt außerdem ausgleichend bei Diabetes Typ 2 und darf bei Substitution von<br />
Insulin nicht angewendet werden.<br />
Weißdorn:<br />
Ist ein geprüftes Therapeutikum bei leichter bis mittelschwerer Herzinsuffizienz und bei<br />
Herzrhythmusstörungen. Apotheken-Präparate kann der Arzt verschreiben.<br />
Kamille:<br />
Heilwirksam ist nur ein bestimmtes, selten wild wachsendes Kamillengewächs. Die Pflanze<br />
enthält u.a. eine dem Cortison ähnliche Substanz. Die Kamille wirkt äußerlich und innerlich<br />
angewendet spasmolytisch, antiseptisch und heilungsfördernd auf Haut und Schleimhäute.<br />
Die Anwendung bei Spülungen, Bädern und Inhalationen ist allgemein bekannt.<br />
Kamille dämpft innerlich angewendet nervöse Magen- und Darmprobleme und hilft auch bei<br />
Sodbrennen.<br />
Pfefferminze:<br />
Wirkt krampflösend und sedierend.<br />
Heidelbeeren:<br />
Die Früchte sind bewährt bei Durchfall und werden deshalb auch in Apotheken als Phytopharmazeutikum<br />
angeboten.<br />
Thymian:<br />
Wirkt antibakteriell, expektorierend und bronchospasmolytisch und kann als Öl zum Einreiben<br />
gekauft werden.<br />
Rosmarin:<br />
Wirkt anregend auf den Kreislauf und wird vorrangig in Badezusätzen angeboten.<br />
Spitzwegerich:<br />
Die frischen Blätter können unmittelbar auf Insektenstiche zur Linderung aufgelegt werden.<br />
Tinkturen sind adstringierend (zusammenziehend), antiseptisch (gegen Wundinfektionen)<br />
und bewährt zur Heilung von Wunden, als Augenbad und in Tees bei Problemen mit den<br />
Nebenhöhlen. Tee wirkt schleimlösend und entzündungshemmend bei Erkrankungen der<br />
unteren Atemwege.<br />
Löwenzahn:<br />
Fördert die Ausscheidung über Darm und Blase und die Entgiftung über die Leber und wirkt<br />
bei Hautunreinheiten und rheumatischen Beschwerden, sowie Verdauungsproblemen. Die<br />
jungen Blätter können als Salat verzehrt werden.<br />
Schafgarbe:<br />
14
Wirkt bei Durchblutungsstörungen und Krampfadern, ist innerlich wie äußerlich blutstillend.<br />
Eine ca 4-wöchige Teekur hilft z.B. bei zu starken Monats- oder anderen Blutungen.<br />
Bäder mit dem Sud finden Anwendung bei Hämorrhoidal-Behandlungen (Vorsicht!: zu warmes<br />
Wasser oder Neigung zu Allergie).<br />
Ingwer:<br />
ist wirksam als Antiemetikum, d.h. es hilft gegen Übelkeit und Erbrechen, auch bei Reisekrankheit<br />
und in der Schwangerschaft. Frischer Ingwer hat zudem ähnlich anregende Wirkung<br />
wie Kaffee. Ingwertee spendet in kalten Jahreszeiten Wärme.<br />
Ginseng:<br />
Vor allem der koreanische Ginseng wird zur Stärkung des Allgemeinbefindens eingenommen.<br />
Am besten wirken die pulverisierten Wurzeln. Die Pflanze wirkt regulierend auf den<br />
Zucker- und den Cholesterinspiegel und darf bei hohem Blutdruck nicht über längere Zeit<br />
genommen werden.<br />
5.2.1.2 Entsäuerung<br />
Synonyme:<br />
Azidosebehandlung, Übersäuerungsbehandlung, Entschlackung<br />
Definition:<br />
Für die Gesundheit ist ein angemessenes Verhältnis zwischen Säuren und Basen in Blut, Zellen<br />
und den Geweben unbedingt erforderlich. Je nach Organ oder Gewebe ist diese Balance<br />
wiedergegeben mit dem pH-Wert unterschiedlich. Der Hauptteil der Säuren wird durch die<br />
Stoffwechseltätigkeit im Körper gebildet, die Basen müssen immer zugeführt werden. Bei<br />
der Entsäuerungsbehandlung gilt das Hauptinteresse dem Bindegewebe, da sich dort die<br />
Säuren als Stoffwechselendprodukte, die nicht ausgeschieden werden, ablagern. Daneben<br />
führen auch andere mit der Nahrung, über die Atmung und die Haut aufgenommene Schadstoffe<br />
zu einer "Verschlackung" des Gewebes, da diese dort abgelagert werden und mehr oder<br />
weniger die normalen Stoffwechselvorgänge blockieren. Bewegungsmangel, verbunden mit<br />
zu geringer Sauerstoffaufnahme über die Lungen, unterstützt diesen Mechanismus. Sind die<br />
Pufferkapazitäten erschöpft (dazu bedient sich der Körper auch der Mineralien, die er aus<br />
Knochen und Zähnen löst), machen sich sog. Zivilisationskrankheiten breit. Mehrere Prinzipien<br />
zur Balancierung des Säure-Basen-Gleichgewichts spielen eine Rolle: Verminderung der<br />
Zufuhr von Säuren durch die Ernährung (weniger schwarzer Tee, Kaffee, Alkohol, Süßigkeiten,<br />
Fleisch, Getreideprodukte u.a.) Verringerung der Säurebildung im Körper (Vermeidung<br />
von Stress nicht nur beim Essen bzw. Einbau von entspannenden Maßnahmen in das<br />
Leben, Vermeidung gärender Speisen) Förderung der Ausscheidung von Säuren über die<br />
Lungen (vertiefte Atmung, z. B. in Verbindung mit Bewegung), über die Haut (Kneippsche<br />
Anwendungen wie Trockenbürsten, Wechselduschen, Leber- oder Leibwickel und Sauna)<br />
15
und über die Nieren (viel trinken von Wasser oder Heilwasser, Tees). Basenpräparate einzunehmen<br />
ist nicht immer sinnvoll und bei manchen (Herz- und Lungen-)Erkrankungen nicht<br />
erwünscht. Wenn man diese nehmen möchte, sollte es in Absprache mit dem Arzt und nur<br />
kurmäßig erfolgen. Ein sinnvoller Einstieg in eine Entsäuerung kann eine Fastenkur sein.<br />
Indikationen:<br />
Eine Säure-Basen-Balance zur Vorbeugung von Erkrankungen herzustellen, ist für jeden empfehlenswert.<br />
Eine gezielte Entsäuerung durchzuführen ist angezeigt bei folgenden (chronischen)<br />
Erkrankungen: Rheuma, Gicht, Asthma, Autoimmunkrankheiten; außerdem:<br />
Allergien, Arteriosklerose, Venenleiden, Zahnerkrankungen (Karies, Parodontose), Magen-<br />
Darmerkrankungen (Pilze, Geschwüre, Entzündungen), Erschöpfung, Muskelverhärtungen,<br />
Hauterkrankungen, Osteoporose, Wirbelsäulenbeschwerden u.a.<br />
Kontraindikationen:<br />
Zum Überschuss an Basen, der Alkalose, kommt es durch zu schnelle, tiefe Atmung (Angst,<br />
Erregung), Verlust von Magensäure (Erbrechen), durch Medikamente und Störungen im<br />
Haushalt bestimmter Hormone. Da diese Zustände im Allgemeinen von kurzer Dauer sind<br />
und die Alkalose im Blut sichtbar wird, hat sie auf das Bindegewebe in der Regel keinen Einfluss.<br />
Echte Kontraindikationen dürften daher selten sein.<br />
Stand der Diskussion (Erfahrungsbasierte Einschätzung):<br />
Da in der Schulmedizin im Wesentlichen nur der Blut-pH gemessen wird und dessen Veränderung<br />
behandlungsbedürftig erscheint, ist eine Säure-Basen-Therapie ein komplementärmedizinisches<br />
Verfahren.<br />
5.2.1.3 Heilfasten<br />
Synonyme:<br />
Therapeutisches Fasten<br />
Definition:<br />
Heilfasten ist die Bezeichnung für unterschiedliche Formen des Fastens meist unter ärztlicher<br />
Kontrolle bei bestimmten Krankheiten (therapeutisches Fasten). Durch weitgehenden Nahrungsentzug<br />
bei gezielter Auswahl einiger, weniger Nahrungsmittel und reichliche Flüssigkeitszufuhr<br />
wird dem Organismus eine Ruhepause gegeben mit der Möglichkeit zur<br />
Regeneration physiologischer Funktionen. Die Kuren beginnen oft mit einer einleitenden<br />
Phase, mitunter mit Einlauf und/oder Abführmitteln und enden mit einer ca. 3-tägigen<br />
Phase des Nachfastens mit Umstellung auf eine normale vollwertige Ernährung.<br />
Indikationen:<br />
Heilfastenkuren sind zweckmäßig als kurzfristig umstimmende Maßnahme und/oder Überleitung<br />
zu einer vollwertorientierten Ernährung. Obwohl es vorrangig nicht um Gewichts-<br />
16
verlust geht, macht sich der Fettverlust für die Belastung der Wirbelsäule und der Gelenke<br />
allgemein bemerkbar und die Blutfett- und Blutzuckerwerte können positiv beeinflusst werden.<br />
Besonders bei chronischen Erkrankungen, wie Neurodermitis, Rheuma oder Progressive<br />
chronische Polyarthritis sind Linderungen der Beschwerden bekannt.<br />
Kontraindikationen:<br />
Abzuraten ist bei Psychosen, schweren Depressionen, Leberzirrhose, Magersucht, gastrointestinale<br />
Ulcera, Tuberkulose, Krebs, Zustand nach schweren Erkrankungen oder Operationen,<br />
bei Behandlung mit Antikoagulantien. Eingeschränkte Kontraindikationen gelten für<br />
Schwangere und Stillende.<br />
Stand des Wissens (Evidenzbasierte Einschätzung):<br />
Die Art der Fastenkur ist bei mehr als 5 Tagen immer mit einem Arzt abzusprechen. Bei<br />
Krankheitserscheinungen ist ärztliche Betreuung unumgänglich und nach sorgfältiger schulmedizinischer<br />
Diagnostik sind mit erfahrenen Ärzten Nutzen und Risiko der Kur abzuwägen,<br />
bzw. andere Behandlungsmethoden vorzuziehen.<br />
Stand der Diskussion (Erfahrungs-basierte Einschätzung):<br />
Heilfastenkuren sind in Mode, oft in Kombination mit Wanderungen in der Gruppe. Zur<br />
reinen Gewichtsreduktion sind sie ungeeignet, da die Gewichtsreduktion immer mit einer<br />
Umstellung der Ess- und meist auch der Lebensgewohnheiten zusammenhängt. Übergewichtige<br />
können die Kur auf mehr als 3 Wochen ausdehnen. Ein normalgewichtiger gesunder<br />
Mensch überlebt ca. 60 Tage ohne feste Nahrung.<br />
Verbreitung:<br />
Im deutschsprachigen Raum recht verbreitet über Einzel- und Gruppeninitiativen, sowie<br />
Fachkräfte für Ernährung.<br />
Anmerkungen:<br />
Das Heilfasten ist seit Jahrtausenden in therapeutischer Anwendung, oft auch im Zusammenhang<br />
mit religiösen Vorstellungen.<br />
17
5.2.1.4 Simonton-Methode<br />
<br />
Einführung:<br />
Die aktiven psychischen Übungen im Zusammenhang mit schweren Erkrankungen bestehen<br />
hauptsächlich aus Meditations- und Visualisierungs-Übungen. Visualisierungen gehören<br />
zur Oberstufe des Autogenen Trainings. Sie brauchen den entspannten Alpha-Zustand.<br />
Für den Krebspatienten ist es besonders wichtig, sich mit seiner Krankheit positiv auseinander<br />
zu setzen. Er lernt mit Hilfe der Übungen Vertrauen zu fassen zu den angebotenen Hilfen<br />
und zu seinen Selbstheilungskräften, die inzwischen mit Hilfe der<br />
Psychoneuroimmunologie messbar sind. Er lernt im Vertrauen auf seine „innere Weisheit“<br />
Verzweiflung und Wut, Hoffnungslosigkeit und Schuldgefühle loszulassen. Dabei geht es<br />
nicht um irrationale Erwartungen, sondern um sehr konkrete Ziele. Allzu positives Denken<br />
wird korrigiert zugunsten des Machbaren.<br />
Eng verbunden mit den genannten Übungen sind künstlerische Betätigungen, in denen der<br />
Patient seinen Gefühlen ohne Worte Ausdruck verleihen kann. Die Qualität des Gestalteten<br />
liegt nicht in äußerlicher Schönheit, sondern in der Wahrheit der Gestaltung. Künstlerische<br />
Aktivitäten bedeuten lebendig zu sein.<br />
Für Betroffene gibt es zu all diesen Aktivitäten in Gruppen, sei es Tanz, Malen, Töpfern,<br />
Theater spielen usw.<br />
In den Simonton-Gruppen geht die Verbalisierung, Meditation oder Visualisierung auch<br />
immer wieder in künstlerische Aktivität über, wie Bewegung und Malen.<br />
Wie funktioniert die Simonton-Methode?<br />
Simonton geht davon aus, dass Denkmuster Gefühle produzieren und unsere Gefühle unsere<br />
Gesundheit beeinflussen. Der Mensch funktioniert in seiner Ganzheit von Körper, Geist<br />
und Seele. Überzeugungen sind aber erlernt und können ausgetauscht werden.<br />
Weder die religiöse Zugehörigkeit, noch der Widerspruch zu Simontons Prinzipien sind dabei<br />
von Belang.<br />
Entscheidend ist, aufgeschlossen zu bleiben gegenüber Neuem und, dass Lebensstil und Gesundheit<br />
zusammenpassen.<br />
Einige Beispiele, für Meinungsinhalte, die hinterfragt und überdacht werden:<br />
- Der Patient fragt, ob die Krankheit ihm etwas sagen will und,<br />
wie seine echten Bedürfnisse aussehen.<br />
- Der Patient lernt, eigene Maßstäbe zu setzen und danach zu leben.<br />
- Der Patient übt sich und anderen zu vergeben.<br />
- Der Patient achtet auf Rückmeldungen seines Körpers.<br />
Alle Denkmodelle oder Übungen beinhalten kein Pflichtprogramm. Dennoch wird dem Patienten<br />
geraten, sich ein eigenes Programm zusammen zu stellen für Monate bis Jahre. Alle<br />
Vorsätze werden so formuliert, dass sie ohne große Anstrengungen einzuhalten sind.<br />
18
Am wichtigsten sind der Spaß und die Freude an der Sache.<br />
- Der Patient sucht sich für seine kleinen Übungen einen Ort der Ruhe.<br />
- Denkinhalte werden aufgeschrieben und, sofern sie der Gesundung nicht<br />
dienlich sind, durch machbare positive Modelle ersetzt.<br />
- Der Nutzen in Bezug auf die Gesundung wird mit 5 speziellen Fragen ermittelt:<br />
1. Beruhen die eigenen Überzeugungen und Denkinhalte auf Fakten?<br />
2. Helfen mir diese Denkinhalte mein Leben und meine Gesundheit<br />
zu schützen?<br />
3. Helfen mir diese Denkinhalte meine kurz- und langfristigen Ziele<br />
zu erreichen?<br />
4. Helfen mir diese Denkinhalte meine wichtigsten Konflikte (mit mir selbst oder<br />
mit anderen Menschen) zu lösen, zu vermeiden oder zu bewältigen?<br />
5. Helfen mir diese Denkinhalte, mich zu fühlen, wie ich mich fühlen möchte?<br />
(diese 5 Fragen wurden von Dr. Maultsby, Professor der Psychiatrie an<br />
der Howard Universität, USA erstellt)<br />
- Alle mit Lust und Liebe ausgeführten Betätigungen werden in einer Spieleliste<br />
zusammengestellt. Der Patient kann sich mit diesen Tätigkeiten regelmäßig<br />
belohnen.<br />
- Meditiert wird z.B. zu Aspekten der Erkrankung, des Schmerzes, des Vertrauens,<br />
der inneren Weisheit, der Angst und, wenn möglich auch dem Tod.<br />
- Bei allen Übungen geht es nicht um die Erkrankung des Patienten,<br />
sondern um das LEBEN, die Zeit, die er erlebt.<br />
5.2.1.5 Ordnungstherapie<br />
Die Lebensführung steht als Prophylaxe für jede Art von Naturheilkunde im Vordergrund.<br />
Für naturheilkundlich arbeitende Ärzte sind ihre Maxime in der Ordnungstherapie zusammengefasst.<br />
Die Bedeutung ist allgemeingültig.<br />
Geschichtliche Einführung:<br />
Der Begriff wurde von Sebastian Kneipp eingeführt als eine seiner fünf Therapiesäulen.<br />
Heute umfasst der Begriff die ganzheitliche Betrachtungs- und Denkweise zur Indikationsstellung<br />
und Steuerung der Prophylaxe und Therapiemaßnahmen. Die ganzheitliche Betrachtungsweise<br />
weicht von dem alten naturwissenschaftlichen eher monokausalen<br />
Denkschema ab und bezieht unberechenbare Regulationssysteme des lebenden Organismus<br />
mit ein. Der Heilerfolg ist somit vor allem abhängig von der Regenerationsfähigkeit des erkrankten<br />
Systems.<br />
Therapieziele:<br />
Angestrebt wird eine gesunde Lebensführung, die die Stabilität der Lebensfunktionen und<br />
19
die Belastbarkeit der Regelkreise zum Ziel hat. Die Therapie konzentriert sich zudem nicht<br />
auf einzelne Symptome, sondern auf die Gesamtheit aller Lebensfunktionen. Zudem betrachtet<br />
die Ordnungstherapie auch die symptomlose Reaktionsstarre als pathologisch.<br />
Die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg der Therapie ist deshalb das psychotherapeutische<br />
Gespräch und die Motivation des Patienten. Die Interaktion zwischen Arzt und Patient<br />
stellt hier besonders hohe Ansprüche an das Vorbild und Geschick des Arztes, den Patienten<br />
zu überzeugen, aber auch an die Mündigkeit und Mitarbeit des Patienten.<br />
Zur Therapie gehört das regelmäßige Erheben eines Gesamtstatus, bei dem Reaktions- und<br />
Verhaltensmuster bzw. deren Änderung in der Familie und im weiteren sozialen Umfeld des<br />
Patienten mit berücksichtigt werden.<br />
Eine Indikation zur Ordnungstherapie ist immer gegeben. Sie sollte nicht erst einsetzen,<br />
wenn organmedizinische Maßnahmen nicht mehr greifen. Koordination und Harmonisierung<br />
der Einzelmaßnahmen obliegen dem Arzt. Die Akzeptanz der Maßnahmen ist erfahrungsgemäß<br />
umso größer, je therapieresistenter und eher psychisch bedingt die<br />
Erkrankungen sind.<br />
Konzept und Ansprüche der Ordnungstherapie spiegeln sich in ihren Grundregeln:<br />
- Selbsterfahrung des Therapeuten ist Voraussetzung für die Behandlung, d.h. der<br />
Arzt ändert nicht stellvertretend am Patienten eigene Verhaltensmuster.<br />
- Der Therapeut macht sich seine eigenen Gefühle dem Patienten gegenüber bewusst<br />
und nutzt sein Wissen nicht zur Sicherung der eigenen Position oder als Waffe.<br />
- Regelmäßige Supervision sichert den Erfolg der Behandlung ohne gleich bleibende<br />
sich wiederholende Untersuchungs- und Gesprächsmuster unter Registrieren aller<br />
Veränderungen und Fortschritte.<br />
- Beginn und Ende der Interaktion enthalten wichtige Botschaften vom Patienten, da<br />
die Therapie sich auf den Patienten konzentriert<br />
5.2.1.5.1 Tätigkeitsbereiche der Ordnungstherapie<br />
Wie ist der Informationszustand des Patienten?<br />
- Der Patient erstellt eine Skala persönlicher Prioritäten in Bezug auf Anerkennung,<br />
Liebe, Sicherheit, Unabhängigkeit.<br />
- Ist die berufliche Tätigkeit aus der Sicht des Patienten sinnvoll?<br />
- Werden Ruhephasen in einem bestimmten Rhythmus des Tages, der Woche, des<br />
Jahres eingehalten?<br />
- Wie wirken sich religiöse- oder weltanschauliche Perspektiven auf die Behandlung<br />
des Patienten aus und welche Haltung prägt ihn gegenüber Medikamenten und<br />
anderen Therapien?<br />
- Achtet der Patient auf Regelmäßigkeiten von Organfunktionen z.B. bei der<br />
Verdauung, dem Schlaf- Wachrhythmus?<br />
20
- Sieht der Patient in seinem Leben einen Sinn, sucht er sich Aufgaben?<br />
Wie ist der Energiezustand des Patienten?<br />
- Wie ausgewogen sind Leistung und Erholung, Schwäche und Geschwindigkeit oder<br />
die Stärke von Organfunktionen z.B. des Herzens oder Magens?<br />
- Möchte der Patient Nahrung aus eher biologischem Anbau, achtet er auf den Ge<br />
schmack und den Wert der Nahrung?<br />
Wie ist der Gewebezustand des Patienten?<br />
- Welche Nährstoffe führt sich der Patient zu, mit welchen Giftstoffen ist er belastet?<br />
- Sind Gewebe geschädigt, leidet er z.B. an Über- oder Untergewicht?<br />
- Nimmt sich der Patient genügend Zeit zum Essen?<br />
- Nimmt der Patient Medikamente regelmäßig ein?<br />
Wie ist der Informationstand in Bezug auf die Umwelt?<br />
- Wie ist der Stellenwert des Partners, der Familie und der Sexualität?<br />
- Wie behandeln sich die Angehörigen bei vergleichbaren Symptomen?<br />
- Wie gestaltet sich der Umgang mit Haustieren?<br />
Wie ist der energetische Zustand des Wohnbereichs?<br />
- Nehmen elektrische oder geopathogene Störfelder auf den Schlafplatz Einfluss?<br />
- Welche Schlafgewohnheiten hat der Patient in Bezug auf Kälte/Wärme und<br />
frischer Luft?<br />
- Welche Körperteile bedeckt der Patient gerne oder deckt er zuerst ab?<br />
- Wie sind der Wärmeerhalt und die Sonneneinstrahlung für den Wohnbereich?<br />
Wie ausgeprägt ist das Umweltbewusstsein?<br />
- Was weiß der Patient über Umweltgifte und versucht er sich zu schützen?<br />
- Was weiß er über die Nahrung?<br />
- Welche Verkehrsmittel benutzt er?<br />
Wie ist der Informationsaustausch zwischen dem Patienten und seiner Umwelt?<br />
- Welche wiederkehrenden Probleme gibt es zu anderen Menschen, auch zum Arzt?<br />
- Hat oder hatte er einen eigenen Bereich, den er nicht mit anderen teilt?<br />
- Wohin verreist der Patient gerne, an ein und denselben Ort oder wechselnd?<br />
- Sucht der Patient eher Aktivität oder eher Entspannung?<br />
- Steht er gern früh auf oder schläft er gerne lange?<br />
- Wo in der Wohnung, am Ort, hält er sich gerne auf?<br />
- Welche Hobbys hat er?<br />
- Wie ist die Wohnung eingerichtet, eher zweckmäßig oder eher verspielt?<br />
21
Wie ist der Energieaustausch mit der Umwelt?<br />
- Welche Rolle spielt die Körperpflege?<br />
- Welche Rolle spielen die Kinder?<br />
- Welche Familienmitglieder reagieren selbst mit Symptomen auf die Symptome des<br />
Patienten oder seine Gesundung?<br />
- Müssen Angehörige auch versorgt werden?<br />
- Welche Einstellung hat der Patient zu Bewegung, zu Licht, Sonne, Natur, Luft,<br />
Kälte und Wärme?<br />
- Hält der Patient Termine ein, ist er pünktlich?<br />
Welche Beziehung hat der Patient zu seinen Körperfunktionen<br />
- Wie ist seine Einstellung zu Stoffwechselvorgängen?<br />
- Beachtet der Patient seine Ausscheidungen wie Kot, Urin, Schweiß, Atem, Speichel?<br />
- Gibt es einen Krankheitsgewinn, d. h. zieht er Nutzen, Vorteile oder Privilegien aus<br />
der Krankheit, die er als Gesunder nicht hätte oder genießt er durch die<br />
Erkrankung mehr Aufmerksamkeit?<br />
5.2.1.6 Ernährungstherapie<br />
Durch die Ernährung wird die Autoregulation des Organismus beeinflusst. Es können so<br />
Krankheiten bedingt oder begünstigt, aber auch präventiv oder kurativ behandelt werden.<br />
Die organbezogene Therapie hilft vor allem als Kurzzeittherapie gegenüber der ganzheitlich<br />
orientierten, dauerhafter wirksamen Therapie.<br />
Die biochemische Ernährungsforschung konzentriert sich bei der Analyse von Nahrungsmitteln<br />
auf die prozentualen Anteile von Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten, sowie den Energiegehalt<br />
in kcal oder Joule. Seit einiger Zeit werden zunehmend auch die Art der Fette,<br />
Vitamine, Faseranteile als Ballaststoffe, aber auch Farbstoffe, Konservierungsmittel u.Ä. benannt.<br />
Die Deklarierung der hinzugefügten künstlichen Stoffe ist jedoch unzureichend, ja verschleiernd<br />
und irreführend und der biologische Wert der Nahrungsmittel ist vom<br />
Verbraucher schwerlich einzuschätzen.<br />
Ernährung bedeutet aber eben nicht nur Sättigung, sondern auch Gesundheit und Genuss.<br />
Die Zusammenhänge zwischen chronischen Erkrankungen und falscher Ernährung sind oft<br />
nicht direkt erkennbar oder sie werden sogar in Kauf genommen.<br />
Zu den ordnungstherapeutischen Aspekten beim Essverhalten zählen:<br />
- Ruhe zum Essen einhalten, gut kauen und einspeicheln<br />
- Mahlzeit bei leichter Sättigung beenden<br />
- Hauptmahlzeit bis 15.00 Uhr, Abendmahlzeit bis 19.00 Uhr und nur leichte Kost<br />
- Frischkost zuerst essen<br />
- den Verzehr von Zucker und Weißmehlprodukten einschränken<br />
22
Vollwertig essen bedeutet:<br />
- Lebensmittel bevorzugen, die frisch sind und wenig bzw. gar nicht industriell<br />
verarbeitet wurden sowie unter guten ökologischen Bedingungen angebaut wurden<br />
- Frischkost und pflanzliche Kost bevorzugen<br />
- Konserven, Fertigprodukte und Genussgifte meiden<br />
- nicht regelmäßig Fleisch essen auch nicht unbedingt täglich Milchprodukte<br />
Neuere Forschungen ergaben Hinweise darauf, dass eine Eiweißüberernährung zur Ablagerung<br />
von Proteinen an den Basalmembranen von Geweben und im Bindegewebe führt. Dadurch<br />
werden der Stoffaustausch zwischen Kapillargefäßen und Organzellen behindert und<br />
Zuckerkrankheit, erhöhte Fettwerte im Blut und Bluthochdruck begünstigt.<br />
Jeder lebende Organismus ist in der Lage über den Zellstoffwechsel Energie zu produzieren.<br />
Die Energiegewinnung erfolgt in den Mitochondrien durch Aktivierung von Sauerstoff.<br />
Säure-Basen-Haushalt:<br />
Der menschliche Organismus muss für den gesunden Zellstoffwechsel überschüssige Säuren<br />
ausscheiden, entgiften oder abpuffern. Dabei hilft ihm u. a. Bewegung.<br />
Sinnvoll bei der Ernährung sind daher die Aufnahme von Basenbildnern und das Meiden<br />
von Säurebildnern.<br />
Säurebildner sind: Zucker und Weißmehl, Kaffee, Tee, Fleisch, gehärtete Fette<br />
Basenbildner sind: Obst, Gemüse, Nüsse, Mandeln, Rohmilch, Sahne, Butter, Joghurt<br />
5.2.2 Hinweise zu den Theoriestunden<br />
Die Inhalte des Moduls 3 sind aufbereitet als Powerpointpräsentation auf der CD-ROM Module<br />
(siehe Anlage zum Handbuch) zu finden.<br />
Internetquellen zu Modul 3:<br />
http://www.aerztegesellschaftheilfasten.de/<br />
www.gesundheit.de/heilpflanzen-lexikon/<br />
www.simontoncenter.com<br />
http://www.dge.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=15<br />
5.3 Ziele der praktischen Übungen<br />
Feinziele des 3. Moduls – praktischer Teil:<br />
- die Teilnehmer sollen verschiedene Formen der Heilpflanzenzubereitung kennen<br />
lernen,<br />
- die Teilnehmer sollen die Herstellung eines Duftkissens mit ätherischen Ölen<br />
kennen lernen,<br />
- die Teilnehmer sollen verschiedene Teezubereitungsformen praktisch erfahren,<br />
- die Teilnehmer sollen erfahren, wie die Herstellung von Badezusätzen mit Heil<br />
pflanzeninhaltsstoffen aussieht,<br />
23
- die Teilnehmer sollen die Wirkung eines Wickels erfahren,<br />
- die Teilnehmer sollen ihre eigenen Essgewohnheiten kritisch hinterfragen können.<br />
5.3.1 Inhalte von praktischen Übungen<br />
Praktische Übungen zu Heilpflanzen:<br />
Herstellen von Tees, Salben, Tinkturen, Kissen, Ölen und Wickeln.<br />
Praktische Übungen zur Ordnungstherapie:<br />
Die Teilnehmer versuchen in der Rolle des Patienten, von sich ein Konzept nach den Regeln<br />
der Ordnungstherapie zu erstellen und schreiben dieses auf.<br />
Sie überlegen, bei welchen Punkten Änderungen sinnvoll wären und welche Vorsätze innerhalb<br />
eines selbst gesetzten Zeitrahmens umsetzbar wären.<br />
Die Zielsetzung wird für 1 Tag, 1 Woche, 1 Monat, 1 Jahr klein genug bemessen, um ohne<br />
Frust eingehalten zu werden und größere Ziele angehen zu können.<br />
Praktische Übung zur Ernährungstherapie:<br />
Wir schreiben auf, welche Essgewohnheiten und Vorlieben unserer Angehörigen der Gesunderhaltung<br />
oder Genesung dienen oder abträglich sind.<br />
Herstellen eines Birchner- Benner- Müslis.<br />
Aufstellen eines Ernährungsfahrplans nach den 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.<br />
Praktische Übungen zur Hydro- und Thermotherapie:<br />
Herstellen eines Kohlwickels und einer Birkenblätterkompresse.<br />
Simulieren eines Armgusses mit einem Stück Schlauch.<br />
Herstellen von Bädern mit Badezusätzen.<br />
5.3.2 Ergänzende Hinweise zu den praktischen Übungen<br />
5.3.2.1 Rezepte<br />
Kohlwickel:<br />
Von einem Weißkohl (frische Bioqualität) die äußeren Blätter und den Strunk entfernen<br />
und ihn kurz in warmem Wasser waschen. Die Blätter mit einem Nudelholz abrollen, so dass<br />
die Blattrippen aufbrechen und Saft austritt. Blätter in 3-4 Lagen auf die Haut auflegen und<br />
mit einem Tuch abdecken. Ein zweites Tuch und eventuell eine Wolldecke darüber zum<br />
Warmhalten. Den Wickel wechseln, wenn sich die Blätter verfärben oder matschig werden.<br />
Anwendung bei offenen Wunden, Geschwüren, Quetschungen, Bandscheibenproblemen;<br />
bei chronischen Entzündungen und zur Leberentgiftung den Kohlwickel über Nacht anwenden.<br />
24
Birkenblätter-Kompresse:<br />
Zur Anregung der Nierenfunktion: Mit halbem Liter Wasser 20 g Birkenblätter übergießen<br />
und 10 Minuten ziehen lassen, dann abseihen. Ein großes Tuch darin tauchen und ausdrücken.<br />
Wenn es auf erträgliche Wärme abgekühlt ist, auf die gesamte Nierengegend auflegen.<br />
Mit einem weiteren Tuch abdecken, eine Wärmeflasche auflegen und mit einer<br />
Wolldecke warm halten. Dies 1-2 Mal täglich 30-60 Minuten anwenden bis die Beschwerden<br />
abgeklungen sind.<br />
Birchner-Benner-Müsli:<br />
Siehe Präsentation Modul 3 Seite 71.<br />
5.3.2.2 Wissenstest’s<br />
In Kapitel 10 sind die für diesen Kurs erstellten Wissenstests als Kopiervorlage zu finden. Folgende<br />
Wissenstests sind in Modul 3 einsetzbar:<br />
- Kräuterquiz<br />
- Saftquiz<br />
- Ernährungsfragebogen 1<br />
- Bleiben Sie in Bewegung<br />
- Gesundheitsfragebogen<br />
- Ernährungsfragebogen 2 (Wissenstest)<br />
- Lebensmittelkreis<br />
25
5.3.2.3 Zusätzliche Folien<br />
<br />
26
27
5.4 Vorschlag zur konkreten Ablaufplanung am Beispiel von 3 h<br />
Zeit Inhalt method. Hinweise Material<br />
Kurzvortrag Powerpoint-<br />
10` Vorstellen des Projektes und präsentation<br />
der Teilnehmer - Ziel des Projektes<br />
10` Kennenlernspiel Spiel<br />
Steckbrief der Sinne (siehe 5.4.1)<br />
15` Thema: Ganzheitliche Gesundheit Vortrag Powerpoint-<br />
Ziele der Naturheilkunde präsentation<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
Ganzheitliche Gesundheit<br />
Der Idealfall ein prakt. Beispiel<br />
Campodimele<br />
15` 1. Schlüsselziel Selbstheilungskräfte aktivieren Vortrag Powerpoint-<br />
Entgiftung präsentation<br />
Wege der Entgiftung Beispiele für Pflanzen<br />
praktische Übungen zur Entgiftung der Haut,<br />
Gallenblase, Nieren, Darm, Leber Material:<br />
35` Brennnesseltee und Salbeitee kochen, Distelöl und prakt. Übungen Teelöffel, Essl.,<br />
Zitronensaft (Entgiftung der Leber und des Darms), 2Tassen<br />
besprechen der notwendigen Flüssigkeitsmen- Wasserkocher,<br />
ge tgl. pro Erwachsenen (3 Liter zur Entgiftung versch. Tee-<br />
der Haut und der Nieren) sorten Öle,<br />
Zitronensaft,<br />
Saftpresse<br />
Messer<br />
5` Hausaufgabe besprechen Hausaufgabe<br />
Beobachtung und Beschreibung Ölziehen am<br />
Morgen nach dem Aufstehen<br />
35` Entsäuerung Vortrag Powerpoint-<br />
Tee - Löwenzahn, Brennessel präsentation<br />
Gesunde Ernährung - Folie Ernährungspyramide(Modul2)<br />
Folie 10 Regeln<br />
DGE(Modul2)<br />
Entsäuerung über die Haut - Backsalz Backsalz,<br />
40` Anschauung der Materialien Gesprächskreis Teesorten,<br />
Heublumen usw.<br />
15` Reflexion - Stuhlkreis Blitzlicht<br />
Wie fühle ich mich?<br />
Welche Anregungen habe ich erhalten? Selbstreflexion<br />
Was hat mir gut gefallen? (Schatzkiste) jeder TN soll<br />
seine Anre- Stifte/2Blätter<br />
Was hat mir nicht gefallen? (Papierkorb) gungen aufschreiben<br />
und in den Papierkorb<br />
/Schatzkiste werfen<br />
90 min gesamt<br />
28
5.4.1 Beschreibung des Kennenlernspiels – Steckbrief der Sinne<br />
Durch dieses Spiel sollen sich die Teilnehmer am Kurs auf heitere Art und Weise besser<br />
kennen lernen. Untereinander und erste Gespräche untereinander entstehen.<br />
Titel: Steckbrief der Sinne<br />
Material/ Bedingungen: für jeden Teilnehmer ein Blatt Papier, farbige Stifte, Tesakrepp<br />
Zeit: 5 – 10 Minuten<br />
Ablauf: Die Teilnehmer finden sich zu Paaren und setzen sich<br />
zusammen an einen Tisch. Jeder malt das gesucht des anderen.<br />
Das ist nicht ganz wörtlich zu nehmen. Es reicht ein rundes<br />
Mondgesicht mit angedeuteten Ohren, Augen, Nase und<br />
Mund. Dabei erfolgt eine gegenseitige Erkundung persönlicher<br />
Vorleiben. So steht schließlich auf dem fertigen Kunstwerk<br />
zu lesen:<br />
- an den Ohren, was der Partner gern hört,<br />
- an den Augen, was er gern sieht,<br />
- an der Nase, was er gern riecht, und<br />
- am Mund, was er gern schmeckt.<br />
29
6 Didaktisch/methodische Hinweise zu Modul 1<br />
6.1 Zeitlicher Umfang<br />
Theorie 24 Stunden<br />
6.2 Ziele der Theoriestunden<br />
- die Teilnehmer sollen in den Themenkomplex Heilpflanzenkunde eingeführt<br />
werden und die wichtigsten Begriffe und geschichtlichen Persönlichkeiten<br />
kennen lernen,<br />
- Feinziele des 1. Moduls:<br />
- die Teilnehmer sollen das Konzept des gesamten Kurses kennen lernen,<br />
- die Teilnehmer sollen die geschichtliche Entwicklung der Heilpflanzenkunde<br />
in verschiedenen Ländern kennen lernen,<br />
- die Teilnehmer sollen die Wurzeln unserer modernen Medizin erkennen,<br />
6.2.1 Hintergrundinformationen zu den Theoriestunden<br />
6.2.1.1 Die Wurzeln der Medizin in Griechenland<br />
Die Grundlage der modernen Medizin ist in der Medizin der antiken Griechen zu finden.<br />
Es gab Ärzte, die wissenschaftliche Beobachtungen machten und Medizin praktizierten. Chirurgische<br />
Eingriffe wurden vorgenommen und Kräuter angewendet. Es gab sogar Spezialisten,<br />
u.a. Gynäkologen, die sich auf Geburten und Frauenkrankheiten spezialisierten.<br />
Während die griechische Medizin, besonders vom 5. Jahrhundert v. Chr. an, zunehmend<br />
wissenschaftliche Methoden anwandte um Kuren zu entwickeln, gab es trotzdem immer noch<br />
Menschen, die die Medizin als Religion ansahen.<br />
Die antiken Griechen (Hellenen) machten wichtige Entdeckungen zum menschlichen Körper<br />
und zur Gesundheit. Bis zum 6. Jh. v. Chr. konzentrierten sich medizinische Praktiken<br />
hauptsächlich auf klinische Methoden, die die Beobachtung mit einbezogen. Entdeckungen<br />
wurden gemacht, indem zuerst die menschliche Anatomie mit den Methoden der Sektion<br />
und Vivisektion studiert wurde und über diese Erkenntnisse dann Wege zur Heilung gefunden<br />
wurden. Auch Pflanzen und Kräuter wurden zur Heilung eingesetzt und schließlich<br />
die Chirurgie, die unter Nutzung verschiedener chirurgischer Instrumente am menschlichen<br />
Körper praktiziert wurde.<br />
Bevor sich die Wissenschaftlichkeit in der Medizin entwickelte, sahen die meisten Menschen<br />
die Medizin noch als Religion an und glaubten, dass Aberglaube, böse Geister und Bestrafungen<br />
von den Göttern geschickte Krankheiten zur Folge hatten.<br />
Der bekannteste antike griechische Arzt Hippokrates machte verschiedene wichtige medizinische<br />
Entdeckungen im alten Griechenland. Er wurde auf der Insel Kos geboren, lebte von<br />
460 v. Chr. - 377 v. Chr. und wird als der 'Vater der Medizin' angesehen. Er war der erste<br />
30
Mensch, der die Medizin zu einem Beruf machte und die Medizin als Wissenschaft und nicht<br />
als Religion betrachtete. Hippokrates verfasste einen Eid, den noch heute jeder neue Arzt<br />
schwört. Hippokrates und seine Anhänger betrachteten eher die Ursache einer Krankheit als<br />
die Symptome. Hippokrates sah, dass Krankheiten von natürlichen Ursachen herrührten; er<br />
entdeckte, dass der Gedanke vom Gehirn kam und nicht vom Herzen, und er sah, dass der<br />
Körper als Ganzes behandelt werden musste und nicht nur als eine Reihe von Teilen.<br />
Die Theorie der vier Flüssigkeiten stammte von den Werken Aristoteles’. Die Idee von den<br />
Flüssigkeiten wird gewöhnlich Claudius Galen zugeschrieben, einem griechischen Arzt des<br />
2. Jh. Obwohl Claudius Galen nicht der Urheber der Theorie der vier Flüssigkeiten war,<br />
machte er diese jedoch bekannt. Jahrhunderte zuvor, im 4. Jh. v. Chr., schrieb schon Hippokrates<br />
von den Körperflüssigkeiten in seinem Hippokratischen Corpus. Der Arzt glaubte,<br />
dass der Körper aus vier Komponenten oder “vier Flüssigkeiten” gemacht ist. Die vier Komponenten<br />
sind: Blut, das im Herzen gebildet wird – Frühling – Luft, Schleim im Gehirn –<br />
Winter – Wasser, Gelbe Galle in der Leber – Sommer – Feuer und Schwarze Galle in der Milz<br />
– Herbst – Erde. Hippokrates argumentierte, dass wenn diese vier Flüssigkeiten aus der Balance<br />
kämen, Krankheiten aufträten. Der ideale Platz für eine gute Balance der Flüssigkeiten<br />
wäre (natürlich) im Zentrum der griechischen Kultur, nämlich in der Ägäis in und um Athen<br />
zu finden. Die Komponenten wurden jeweils mit einer anderen Jahreszeit verbunden. Die<br />
Ärzte glaubten, dass einige Krankheiten etwas mit verschiedenen Jahreszeiten gemeinsam<br />
hatten, z.B. Fieber war wie Sommer/Feuer. Gesundheit wurde als eine richtige Balance der<br />
vier Flüssigkeiten angesehen, wenn diese Flüssigkeiten aus dem Gleichgewicht gerieten, trat<br />
eine Krankheit auf. Die Behandlung dieser Krankheit war ein Versuch, die Balance der vier<br />
Flüssigkeiten wieder herzustellen; dies konnte durch eine Diät, Bewegung, die Verordnung<br />
von Abführmitteln, Diuretika oder Brechmittel und Aderlass erfolgen.<br />
Die Ärzte wandten eine wichtige Praxis an, genannt Vivisektion (das Aufschneiden lebender<br />
Tiere zwecks medizinischer Forschung [Collins Australian Dictionary 2004]). Obwohl das<br />
eine grausame Praxis war, hätte die Medizin ohne sie nicht so fortschreiten und den heutigen<br />
Stand erreichen können. In alten Zeiten wurden neben Tieren auch Menschen aufgeschnitten.<br />
Vivisektion und Sektion waren die Wege, auf denen Anatomen die Anatomie des<br />
menschlichen Körpers und seine Wirkungsweise entdeckten. Vivisektion war eine extrem<br />
emotionale Angelegenheit. Die Menschen glaubten nicht, dass das Aufschneiden eines Menschen<br />
nach seinem Tode, geschweige denn bei lebendigem Leibe respektvoll sei und so wurde<br />
es in einigen Ländern verurteilt. Im Ptolomäischen Zeitalter in Ägypten jedoch wurde es für<br />
die Griechen und anderen Anatomen möglich, Sektionen und Vivisektionen in einem freien<br />
und unbeschränkten Umfeld durchzuführen. Dieser Einstellungswandel war auf die philosophischen<br />
Lehren des Aristoteles zurückzuführen. Die jederzeit verfügbaren Kriminellen, die<br />
zur Vivisektion benutzt werden konnten, machte diese kontroverse Praxis möglich.<br />
Aristoteles hat niemals die Neigung gehabt, einen Menschen zu öffnen, obwohl er viele Sektionen<br />
und Vivisektionen an Tieren durchführte, die als dem Menschen nahe stehend’ angesehen<br />
wurden, wie Berberaffen, Hunde und Schweine. Die einzigen Gelegenheiten zum<br />
Studieren der menschlichen Anatomie waren die Sektionen von verwundeten Personen.<br />
31
Durch Vivisektion fanden die Anatomen heraus, dass das Herz Blut pumpt und der Mensch<br />
durch die Lunge atmet. Sie schnitten Fleisch von den Tieren und beobachteten, wie es sich<br />
unabhängig vom Herz bewegte als Beweis für Arterien und entdeckten das Nervensystem bei<br />
lebendigen Hirnen.<br />
Die Griechen wussten, dass Gesundheit und Fitness ihre Lebensqualität beeinflusste. Die<br />
meisten Menschen begannen, sich Gedanken über den Umfang ihrer körperlichen Aktivität<br />
zu machen, darüber, was sie aßen, tranken und achteten darauf, dass sie genug schliefen. Die<br />
alten Griechen begannen, mit religiösen Methoden zu heilen und dann wurden wissenschaftliche<br />
Methoden angewandt. Das Heilen, das erfolgreich war, hat niemals Medizin einbezogen,<br />
die die Funktion der heutigen modernen Antibiotika hat. Sie waren in der Lage,<br />
Wunden mit Alkohol und bestimmten Kräutern zu desinfizieren, wenn jedoch eine Infektion<br />
erst einmal vorhanden war, gab es wenig , was sie tun konnten, außer das Immunsystem<br />
zu stärken und zu hoffen. Folglich starben in alten Zeiten viele Menschen an nur geringfügigen<br />
Verletzungen, indem sich sogar kleine Schnittverletzungen als fatal erwiesen.<br />
Kräuter und Salben wurden zum Heilen benutzt. Zum Beispiel benutzten sie Brennnessel als<br />
Tonikum und Blutreiniger und Senf als Mittel gegen Bakterien und Pilze. Sie erwarben viel<br />
von ihrem Wissen über ätherische Öle von den Ägyptern. Sie benutzten Olivenöl bei der<br />
Parfümherstellung und das Aroma der Sonnenblume zur Entspannung oder Erbauung.<br />
Jene, die Medizin als Religion ansahen, beteten zu Apollo – dem Gott der Medizin und seinem<br />
Sohn Äskulap – dem Gott des Heilens. Der Äskulapkult, eine Religion und ein Therapiesystem<br />
war vom 5. Jh. v. Chr. bis noch ins 4. Jh. n. Chr. auf seinem Höhepunkt. Die<br />
Anbeter bauten in Äskulaps Namen große Tempelkomplexe im ganzen Mittelmeerraum. Die<br />
gesamte Zeit und bis in die Ära des Römischen Reiches hinein, besuchten die Menschen<br />
diese Tempel, um geheilt zu werden. Im Äskulapion (einem der Tempel) wurde von einem<br />
Patienten erwartet, dass er an einer Reihe von Ritualen teilnahm, von denen man glaubte,<br />
sie würden den Kranken heilen. Zu diesen Ritualen gehörten, Opfer zu bringen, Massagen<br />
von Ärzten, vorbereitende Reinigungsbäder, Fasten und schließlich das Verbringen einer<br />
Nacht auf Gottesboden (dem Tempel), ein Prozess, der als ‘Ausschlafen’ (griech. Enkoimesis,<br />
lat. Inkubation – incubare [in oder auf etwas liegen]) bekannt ist. Schlangenzungen wurden<br />
ein Symbol des Heilens und blieben eine Zutat in medizinischen Tränken bis hinein ins Mittelalter.<br />
Äskulap wurde oft dargestellt mit einem Stab, um den sich eine Schlange windet; und<br />
der Schlangenstab wurde das Symbol der Medizin.<br />
Das Heilen durch Medizin war nicht immer erfolgreich. Wenn eine Person gar nicht geheilt<br />
werden konnte und so krank war, dass nichts zu seiner Hilfe getan werden konnte, wurde die<br />
Erlaubnis zur Euthanasie gewährt. Die Anhänger von Pythagoras waren mit der Euthanasie<br />
nicht einverstanden, aber wenn sie vorhersahen, dass er/sie ein elendes und unwürdiges<br />
Leben haben würde, wurde der Wunsch des Leidenden respektiert.<br />
Einige Gesundheitsprobleme konnten nicht durch die Anwendung von Kräutern oder Salben<br />
geheilt werden und bedurften anderer Mittel. Nur wenn es absolut nötig war und erst<br />
nach einer angemessenen Beobachtungszeit und gründlicher Überlegung griff der Arzt zu<br />
chirurgischen Mitteln. Zu einer Zeit ohne Anästhesie waren diese Eingriffe extrem schmerz-<br />
32
haft und auch nicht immer erfolgreich. Ein chirurgischer Eingriff wurde normalerweise erst<br />
vorgenommen, wenn der Patient den Mut und der Arzt gute Instrumente und Erfahrung<br />
hatte. Die Überlebenschancen des Patienten waren besser, wenn Kopf und Bauch nicht betroffen<br />
waren. Die Trepanation war eine chirurgische Operation, die durchgeführt wurde, um<br />
böse Geister aus dem Kopf des Patienten zu befreien. Es bestand zu damaliger Zeit eine Verbindung<br />
zwischen der Religion und starken Kopfschmerzen. Es wurde angenommen, dass der<br />
betroffene Patient böse Geister in sich hatte und diese mussten herausgelassen werden.<br />
Ein flüchtiges Lesen von Celsus’ Zusammenfassung von chirurgischen Praktiken, wie sie im<br />
1. Jh. existierten, zeigte eine sichere Kenntnis der menschlichen Anatomie. Eine chirurgische<br />
Salbe wurde manchmal nach der Reinigung einer Wunde benutzt, die aposticon chirurgicum<br />
genannt wurde. Die Form vieler medizinischer Instrumente im Altertum ist<br />
unverändert geblieben und sie werden noch heute so genutzt. Die heutigen Instrumente werden<br />
im Gegensatz zu damals, nur zur Chirurgie genutzt. Aus Mangel an Kenntnissen zur Hygiene,<br />
benutzten sie die gleichen Instrumente für andere Zwecke.<br />
Galen erwähnte, dass das Schabeisen, ein gebogenes Metallstück mit einem Griff zum Abkratzen<br />
von Öl und Schweiß vom Körper nach körperlicher Aktivität oft benutzt wurde, um<br />
in kleine Öffnungen zu gelangen, so dass Galen sagte,“ Nachdem Sie das Fett von einem<br />
Eichhörnchen in einem Schabeisen erhitzt haben, führen Sie es in den Hörkanal ein.“<br />
Die Erfindung dieses Instruments bedeutete, sie verbesserten sich mit dem Ersinnen neuer<br />
Formen. Nach und nach wurden neue Metalle und Legierungen gefunden, um schärfere<br />
Kanten und billigere Geräte zu schaffen. Die meisten Instrumente waren aus Bronze gemacht<br />
und gelegentlich aus Silber. Eisen wurde niemals verwendet, da es bei den Griechen verboten<br />
war und so aus religiösen Gründen niemals benutzt wurde. Einige Instrumente eher von<br />
Klingenmachern hergestellt, die auf medizinische Instrumente spezialisiert waren, als von gewöhnlichen<br />
Handwerkern. Die Römer beschäftigten viele griechische Ärzte und durch sie verbreiteten<br />
sich die griechischen Entdeckungen in der Medizin allmählich in der gesamten<br />
antiken Welt. Griechenland war das Geburtsland einiger der wichtigsten medizinischen Pioniere<br />
in der Menschheitsgeschichte. Durch fortwährende Studien brachten sie die Menschen<br />
dazu, dass sie die Medizin nicht mehr als Religion ansahen. Ihr Studium der Krankheiten und<br />
des menschlichen Körpers nach wissenschaftlicher Methode bewirkte das fortgeschrittene<br />
medizinische Wissen, das wir heute haben.<br />
6.2.1.2 Kulturelle Wurzeln der bulgarischen Medizin – die Rolle<br />
der Kräutertherapie<br />
Die Geschichte der traditionellen bulgarischen Medizin beginnt in den Zeiten der Thraker,<br />
Slawen und Urbulgaren.<br />
Der vorgeschichtliche Geist der Thraker erreicht zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr.<br />
seinen Höhepunkt, aber die Spuren des thrakischen Kulturerbes sind ein Teil der Spiritualität<br />
und des Charakters der heutigen Bulgaren (Pavlova, 1981).<br />
Die Thraker kombinierten die Heilkraft der Kräuter, des Wassers, der Luft und des Essens<br />
33
mit magischen Ritualen, um Gesundheit zu fördern und Krankheiten zu behandeln (Aleksiev,<br />
1981). Zu den kostbarsten Errungenschaften der alten Medizin, die von den Thrakern<br />
vererbt wurden, gehört das Heilen mit Kräutern und Musik (Pavlova, 1981). Orpheus, der im<br />
6. Jahrhundert v. Chr. in Thrakien lebte, war nicht nur ein populärer Musiker, Sänger und<br />
Philosoph, sondern auch der erste große Arzt und Begründer der Musiktherapie und wurde<br />
als Gott angesehen.<br />
Eine der ältesten Studien zur Harmonie ist der Orphismus, der die Rolle der übersinnlichen<br />
Wahrnehmung bei der Erhaltung des inneren Organismus als auch der Verbindung zur Umwelt<br />
unterstreicht. Mit sehr großem Erfolg heilte Orpheus mit Kräutern. Es ist kein Zufall,<br />
dass die Heberlia rhodopensis die Orpheusblume genannt wird.<br />
Der Name dieses Krauts entstammt auch der Tatsache, dass es im Berg Rodopi gefunden<br />
wurde, wo Orpheus lebte. In den meisten europäischern Ländern ist Orpheus als Schutzheiliger<br />
der Pharmazie berühmt (Dimitrova, 1996).<br />
In den Büchern vieler Autoren des Altertums werden Orpheus` Fähigkeiten zum Heilen erwähnt.<br />
Laut Pausanias’ „war Orpheus jedem überlegen und hatte die Macht, Gottes Geheimnisse<br />
zu enthüllen und Heilmittel zuzubereiten, die Gottes Ärger verhindern konnten.“<br />
Nur die alten Priester hatten das Privileg und die Macht, Ärzte zu sein und wandten die Behandlungsmethoden<br />
des thrakischen Therapiesystems an. Es fußte hauptsächlich auf Wasser-<br />
und Kräuterbehandlung, Musiktherapie, dem Zitieren von guten Worten nach der<br />
Methode von Salmonix. Einige dieser Methoden wurden von der zeitgenössischen bulgarischen<br />
Medizin übernommen und werden bis heute praktiziert.<br />
Die niedrige Entwicklungsstufe der slawischen Stämme beeinflusste die Entwicklung ihrer<br />
Kultur und medizinischen Ansichten. Was sie über die Rolle von Gesundheit und Krankheit<br />
für Leben und Tod glaubten war ein Teil der slawischen Kultur und enthält eine große Anzahl<br />
magischer Elemente. Aber diese Tatsache schließt nicht das Vorhandensein rationaler<br />
Behandlungsmethoden aus, wobei die Kräutertherapie einen führenden Platz einnimmt.<br />
Die alten Slawen glaubten, dass viele der Kräuter heilig sind und verehrten Eiche, Bergahorn<br />
und Linde. Die göttlichen Bäume wurden geschützt, um ihre Kraft zu erhalten und die Kraft<br />
des Quellwassers in ihrer Nähe.<br />
Das Wissen über die magische Wirkung des Artemisia absinirum (vgl. Abb. in der Präsentation),<br />
dass hauptsächlich von den slawischen Frauen respektiert wurde, wird bis heute bewahrt.<br />
Heilig und mit großer Heilkraft waren die Steine, die die Form des menschlichen Körpers<br />
oder einzelner Organe hatten. Natürlich konnte all die Kraft, die von Pflanzen kam, von<br />
Steinen und den mächtigen Bäume den Menschen nur erreichen und ihn heilen durch die<br />
slawischen Priester.<br />
Die Wissenschaftler sind kategorisch der Meinung, dass die medizinische Kultur der Proto-<br />
Bulgaren auf einem höheren Niveau war als das der Slawen (Apostolov, 1996, Dimitrova,<br />
1996). Die Vorfahren der Bulgaren achteten und respektierten den Zauber, die reinigenden<br />
Kräfte und die Schutzkraft der Natur – das Wasser, die Steine, die Bäume und alle Pflanzen.<br />
Die tägliche Körperpflege und das Säubern waren obligatorisch für dieses alte Nomaden-<br />
34
volk. Es gibt klare Belege über ihre chirurgischen Fähigkeiten, die durch die Priester ausgeübt<br />
wurden. Nur die Priester konnten die medizinische Kunst praktizieren und die Kräutertherapie<br />
auch für chirurgische Eingriffe nutzen – Bilsenkraut, Mohn, Hanf (Apostolov,<br />
1994).<br />
Die Geschichte der bulgarischen Medizin während des Mittelalters steht in Bezug zu der allgemeinen<br />
Verantwortung der Ärzte und der Kleriker, der Medizin und der christlichen Religion<br />
bei der Heilung der kranken und leidenden Menschen.<br />
Die Gründung des bulgarischen Staates im Jahre 681 leitet die bulgarische Geschichte des<br />
Mittelalters ein und sein Ende ist der Fall unter das türkische Joch im Jahr 1396. Die Nähe<br />
zum Byzantinischen Kaiserreich, das seinen kulturellen Höhepunkt während des 6. Jahrhunderts<br />
hatte (Pavlova,1981), die Akzeptanz des Christentums 865, die Schaffung und Verbreitung<br />
der slawischen Schrift im 9. und im 10. Jh. schuf die Voraussetzung dafür, dass<br />
Bulgarien eines der mächtigsten und in kultureller Hinsicht fortgeschrittensten europäischen<br />
Länder wurde. Die Errungenschaften der mittelalterlichen bulgarischen Medizin sind weit<br />
über die Grenzen Bulgariens hinaus anerkannt. Wenn man die Gründe für den medizinischen<br />
Fortschritt des Bulgariens des Mittelalters sucht, ist einer der offensichtlichsten und<br />
aufgedeckten zugrunde liegenden Gründe die Bekehrung zum Christentum.<br />
Mit einer Entscheidung des Ersten Konzils von Nicäa (heute Iznik, Türkei) beschließt die<br />
Kirche im Jahr 325 die Aufgabe zu übernehmen, sich um die kranken und leidenden Menschen<br />
zu sorgen. Nach dem Vorbild der orthodoxen Ostkirche werden Klosterkrankenhäuser<br />
geschaffen.<br />
Laut Prof. Mutafov akzeptiert die heutige Geschichte, dass es während des frühen Mittelalters<br />
drei Kategorien von Ärzten gab: a) die geistlichen Ärzte, b) die Laienärzte und c) die<br />
Volksheiler (Mutafov 2001).<br />
Es soll unterstrichen werden, dass außer den Geistlichen andere Mitglieder der orthodoxen<br />
Kirche auch Medizin praktiziert haben (Apostolov, 1994). Die Geschichte hat das Andenken<br />
an St. Ivan Rilski Miraculous, St. Patriarhi Evtimii, Hadzhi Evtimii, die georgischen<br />
Mönchsärzte Joan Patricii und Antoan Ikaltoeli bewahrt. Die Hauptzentren der mittelalterlichen<br />
Klostermedizin waren Rila, Bachkovsky, Troyanski, Osogovski, Kuklenski, Bitolski<br />
und viele andere Klöster. Die Namen der berühmten Bogomils waren auch unter den großen<br />
Heilern des mittelalterlichen Bulgariens – Vasilii Vrach, Pope Bogomil selbst, Jeremia,<br />
Simon.<br />
Die für jene Zeit hoch entwickelte bulgarische Klostergemeinschaft oder “religiöse Medizin”<br />
(Vassilev, 1985), nutzte die Heilmethoden der traditionellen Volksmedizin, indem sie sie mit<br />
einer Reihe von Methoden und Hilfsmitteln, die der byzantinischen Medizin entnommen<br />
waren, bereicherte.<br />
In dieser Zeit machten die Hochkultur und das medizinische Wissen es möglich (Staikova,<br />
1981), dass in Bulgarien wissenschaftliche Bücher mit medizinischem Inhalt übersetzt und<br />
geschrieben wurden, die unter den Leuten verbreitet wurden: Ein Wort über die heiligen<br />
Brüder Kosma und Damian“, Die Hillendarski Medizinsammlung“, Zeleinik“, „Praktika“, „<br />
Für die Natur und den Menschen“. Sie werden verteilt von den Ufern des Atlantik bis nach<br />
35
Kleinasien und regen die Aufklärung in Europa an. Das hohe Niveau der mittelalterlichen<br />
Theorie und Praxis in Bulgarien ist ein Resultat des fruchtbaren Einflusses des reichen antiken<br />
Erbes kombiniert mit der christlichen Kultur. Indem es 1396 unter das türkische Joch<br />
fiel ist das wirtschaftliche, geistige und kulturelle Leben in Bulgarien auf Jahrhunderte voraus<br />
schonungslos ruiniert.<br />
Während der ersten 4 Jahrhunderte der osmanischen Herrschaft gab es praktisch kein öffentliches<br />
Gesundheitswesen und die einzige medizinische Hilfe, die die bulgarische Bevölkerung<br />
erhielt, kam von den Heilmönchen, die Volksmedizin praktizierten. Leider<br />
schränkten die Klöster ihre medizinischen und Heilaktivitäten weitestgehend ein, nachdem<br />
ihnen ihr Land genommen worden war.<br />
Ungeachtet der schwierigen Zeiten, vervollkommnten die bulgarischen Geistlichen die Kunst<br />
des Heilens und praktizierten Medizin, indem sie versuchten, die osmanischen Hekims und<br />
Heiler zu ersetzen. Dabei folgten sie ihrer humanitären Mission und dem Glauben den Menschen<br />
der Gegend zu helfen. Sie waren die gebildesten Menschen jener Zeit (Balachev, 1985).<br />
Die Namen von Sofroni Vrachanski, Neofit Rilski, Jeromonah Hadzhi Evtimii, Pfarrer Ivan<br />
Nikolov, der Mönch Arsenii, der Klostervorsteher des Rilaklosters Jeromonah Josif (1833),<br />
zwei Heilmönche aus dem Preobrazhenski –Kloster – Vater Matei Preobrazhenski und Vater<br />
Ieromonah Neofit Kalchev als auch die unbekannten Heilmönche des bis heute erhaltenen<br />
Krankenhauses des Antonski-Klosters „St. Georgi Zograf“ gehören zu den geachteten Heilern<br />
in unserer Geschichte.<br />
Es ist wichtig hervorzuheben, dass sie in ihrer medizinischen Praxis ähnliche Methoden der<br />
heutigen Psychotherapie anwandten.<br />
Während der bulgarischen Renaissance spielte die Volks- und Klostermedizin trotz der ersten<br />
Ärzte mit abgeschlossenem Studium weiterhin eine große Rolle im Leben der bulgarischen<br />
Bevölkerung. Sogar am Ende des 19. Jhrd. suchten die Menschen medizinischen Rat von berühmten<br />
Heilern, wie Hadzhi Evtimii (1800-1880), Klostervorsteher des Glozhenski Klosters<br />
und Vater Matei Preobrazhenski (1825-1875). Die populärsten Therapiemethoden der Mönche<br />
und Volksheiler waren eine Kombination aus Gebeten gegen die Krankheiten und einer<br />
Kräuter/Öltherapie.<br />
Die kulturellen Wurzeln der bulgarischen Medizin basieren auf der Kräutertherapie. Das<br />
kostbare Wissen der Heiler aus alter bulgarischer Zeit ist Gegenstand wissenschaftlichen Interesses<br />
und Basis für die Entwicklung der pharmazeutischen Industrie. In dieser Hinsicht<br />
gibt es viele Medikamente, die auf Kräutern basieren, welche in Bulgarien entwickelt und produziert<br />
werden.<br />
Zusammenfassend könnten wir sagen, dass jedes Mal, wenn ein Mensch unter Verwendung<br />
dieser Mittel geheilt wird, wir an die Bedeutung des großen kulturellen Erbes der Bulgaren<br />
erinnert wird und wie wichtig es ist, nicht die Kraft der Natur zu vergessen, die am häufigsten<br />
unseren Vorfahren geholfen hat zu überleben.<br />
36
6.2.1.3 Zur Geschichte der Anwendung von Heilkräutern in<br />
Deutschland<br />
Die Geschichte der Schulmedizin ist eine Geschichte der Zubereitung und Anwendung von<br />
Heilpflanzen.<br />
Schon vor 6000 Jahren wurden nachweislich Heilpflanzen und -kräuter bei gesundheitlichen<br />
Beschwerden eingesetzt. Ihre Popularität erreichte im Mittelalter einen Höhepunkt und geriet<br />
im Zeitalter der Aufklärung und der damit verbundenen neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse,<br />
hier besonders auf dem Gebiet der Chemie, fast in Vergessenheit.<br />
In moderner Zeit besinnen sich viele Menschen der Tradition der Kräuterkunde und die<br />
Kräuterheilkunde gewinnt an Anerkennung. Selbst die Pharmaindustrie versucht den Heilpflanzen<br />
noch unbekannte Wirkstoffe zu entlocken, um mit deren Wirkung weitere Fortschritte<br />
in der Medizin voranzutreiben. „In Deutschland werden zur Zeit etwa 600 bis 700<br />
Pflanzen zu medizinischen Zwecken genutzt“. (www.aok.de) Vielfach beruht die heutige Anwendung<br />
auf seit Jahrhunderten gesammelten Erfahrungswerten und Traditionen.<br />
Die wohl bekannteste Vertreterin der Heilkräuterlehre ist Hildegard von Bingen(1099-<br />
1179). Ihre Popularität hat in den letzten Jahren besonders in deutschem Raum beträchtlich<br />
zugenommen. Die Abhandlung „Physica der Heilpflanzen“, mit der sie eine Beschreibung der<br />
Wirkung von Heilpflanzen lieferte, ist die Grundlage vieler Fachbücher der Kräuterheilkunde,<br />
die zunehmend verlegt und von einer größeren Leserschaft erworben werden.<br />
Ein noch weiterer Blick in unsere Vergangenheit lohnt sich. Bereits im Alten Testament<br />
wurde die Verwendung von Heilkräutern in Form von Salben und/oder Bädern erwähnt.<br />
Auch Hippokrates (460-377 v. Chr.), der berühmteste Arzt der Antike, ging davon aus, dass<br />
jedem Menschen natürliche Heilkräfte innewohnen, die es über vernünftige Lebensweise<br />
und richtige Ernährung zu unterstützen galt. Er verabreichte bestimmte Nahrungsmittel verstärkt,<br />
um dadurch eine Heilwirkung zu erreichen. (vgl. www.wellness-gesund.info.de und<br />
www.hufgarden.de) Seine Auffassung von Heilkunde erlebt heute eine Renaissance. Im Eid<br />
des Hippokrates kommt die Bedeutung seiner Auffassung für die Medizin zum Ausdruck.<br />
Pedanios Dioscurides (100 n. Chr.), ebenfalls ein Grieche, schrieb das Werk DE MATERIA<br />
MEDICA LIBRI V, in welchem er Heilpflanzen benannte und ihr Vorkommen und ihre<br />
medizinische Wirkung darlegte. Dieses Werk hatte seine Gültigkeit im gesamten Mittelalter<br />
bis zur Neuzeit.<br />
Ein anderer Arzt, Claudius Galenos (131-201 n. Chr.) verabreichte Heilkräuterauszüge in bestimmten<br />
Dosierungen und Mischungen. Das Verfahren verschiedene Stoffe miteinander<br />
zu vermischen, um eine größere Heilwirkung zu erlangen - „Galenik“ - ist in der Medizin und<br />
Pharmazie auch heute noch anerkannt. (vgl. www.tee.org/heilpflanzen.de)<br />
Der orientalischen Heilkunst war der Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit<br />
bzw. Krankheit schon früh bekannt. Ibn Sina (Avicenna) um 1000 n. Chr. gab in seinen Medizinbüchern<br />
zahlreiche Hinweise auf eine ausgewogene Ernährung und deren Bedeutung für<br />
die Gesundheit. „Der Arzt und Botaniker Abu Muhammed Ibn al-Baitar beschrieb um 1230<br />
n. Chr. Im „Kitab algami“ über 1400 pflanzliche Heilmittel und ihre Rezepturen“. (www.wi-<br />
37
kipedia.de)<br />
„In unseren Breiten waren es vor allem die Klöster, die sich um die Heilkräuter verdient<br />
machten“. (www.wellness-gesund.de) Die Benedektiner legten schon im frühen Mittelalter<br />
Kräutergärten an. Mönche brachten von ihren Reisen einheimische und fremdländische<br />
Heilkräuter mit und kultivierten sie in ihren ausgedehnten Klostergärten.<br />
Karl der Große (ca. 810 n. Chr.) erließ eine amtliche Verfügung über die Verwaltung seiner<br />
Besitztümer – das CAPITULARE DE VILLIS. Ein Kapitel beschäftigte sich mit dem Anbau<br />
von Nutz- und Heilpflanzen in Burg- und Klöstergärten (vgl. www.hufgarden.de und FINK-<br />
HENSELER, 1995, 30). Das CAPITULARE enthielt auch eine beträchtliche Anzahl an Heilkräuter,<br />
die den deutschen Mönchen zur damaligen Zeit gut bekannt gewesen sein müssen.<br />
Das Wirken heilkundiger Frauen und Männer bekämpfte die mittelalterliche Kirche. Was<br />
nicht ausgerottet werden konnte, wurde christianisiert. Namen von Heilpflanzen, wie Barbarakraut<br />
und Johanniskraut zeugen von diesem Prozess. Zwar konnte das Wissen um die<br />
Heilkräfte nicht vollständig ausgelöscht werden, aber der Aberglaube im einfachen Volk gedieh.<br />
Was von Mund zu Mund weitergegeben werden konnte, wurde ausgeschmückt und<br />
mit abergläubischem Volksglauben und kirchlichem Wunderglauben vermischt. In weisen<br />
Frauen und Männern wurden Hexen und Verbündete des Teufels gesehen, die der Verfolgung<br />
durch die Inquisition ausgeliefert waren. (vgl. www.tee.org/heilpflanzen.de)<br />
Das große Werk der heiligen Hildegard von Bingen –„Physica“- stellt eine Art volkstümlicher<br />
Heilmittellehre und Naturgeschichte dar. Die besondere Bedeutung und der Wert der<br />
Physica liegen darin begründet, dass die gelehrte Nonne ihre Überlieferungen unmittelbar<br />
aus dem Volk schöpfte sowie eigene Naturbeobachtungen und Anschauungen beschrieb.<br />
(vgl. FINK- HENSELER, 1995, 36/37)<br />
Nach der Erfindung des Buchdrucks durch Johann von Gutenberg wurden neben biblischen<br />
Schriften vor allen Dingen Bücher über Heilpflanzen und deren Wirkung gedruckt – diese<br />
wurden zumeist von Ärzten verfasst. Die bis dahin mühselige Vervielfältigung von Büchern<br />
über Abschriften von Mönchen, wurde abgelöst und die Bücher nicht mehr hinter Klostermauern<br />
verborgen. Bis heute bekannt sind die Werke des Medizinprofessors Leonard Fuchs<br />
(1501-1566). Das NEW KREUTER-BUCH fußt auf den Überlieferungen griechischer Medizin<br />
und Heilkunde. (vgl. www.hufgarden.de)<br />
Im 16. Jahrhundert gerieten die Anschauungen des Galenos in Kritik. Vor allen Paracelsus<br />
(1493-1541) - Philippus AureolusTheophrastus Bombastus von Hohenheim – erbrachte neue<br />
fruchtbare Ideen. Die Chemie – Alchimia – war ihm das Wichtigste, da sie dazu verhalf, aus<br />
Pflanzen und Mineralien die wirksamsten Bestandteile, die Essenzen, auszuscheiden. Trotzdem<br />
waren die reinen Pflanzenmittel für ihn von großer Bedeutung; er wolle sie nur unvermischt<br />
zur reinen Wirkung kommen lassen. (vgl. FINK- HENSELER, 1995, 49)<br />
Sebastian Kneipp (1821-1897) erwarb sein Wissen über Heilpflanzenkunde über das Sammeln<br />
eigener Erkenntnisse und beschränkte die bis zu dieser Zeit übliche Anwendungsvielfalt<br />
auf ein modernes Maß. (vgl. www.wellness-gesund.info.de) Er bezog die Heilkraft<br />
mildwirkender Pflanzen in sein Konzept der Naturheilkunde unter ganzheitlichen Gesichtspunkten<br />
ein.<br />
38
„Paracelsus führte die Chemie in die Apotheken ein. Damit geriet die Pflanzenheilkunde<br />
ins Hintertreffen, aber hat bis heute nie aufgehört, die Rolle zu spielen, die sie von Anbeginn<br />
aller menschlichen Kultur gespielt hat – die der unmittelbarsten und natürlichsten Heilkunde“.<br />
(SAUPE, 1986, 10)<br />
6.2.1.4 Zu den kulturellen Wurzeln der Medizin in der Türkei -<br />
Lokman Hakim<br />
Da das Wort “Lokman” nicht aus der arabischen Sprache stammt, nimmt man an, dass dieser<br />
Name aus irgendeiner anderen Sprache kommt. Lokman Hâkim, ein Mythos in der islamischen<br />
und türkischen Kultur, war ein Mediziner und Pharmakologe seiner Zeit. Vieles, was<br />
von ihm erzählt wird, ist legendär. Die Araber sagen dass er um 1100 v. Chr. lebte, ein tiefschwarzer<br />
Äthiopier mit wolligem Haar war und der Sohn von Baura, der ein Sohn oder<br />
Enkel einer Schwester Hiob’s war. Einige westliche Leute behaupten, dass Lokman oft mit<br />
Äsop verwechselt wird, der auch ein Neger war und der, so scheint es, einige von Lokmans<br />
Fabeln zu seinem eigenen Nutzen adaptierte. Äsop lebte 500 Jahre nach Lokman.<br />
Lokman Hâkim war vielleicht am berühmtesten für sein langes Leben, das wahrscheinlich sieben<br />
Adlerleben (ca. 560 Jahre) entsprach, als auch für seinen Glauben, den er in dem Geheimnis<br />
der Unsterblichkeit fand. Er hat alle Heilungen für Krankheiten und das Elixier der<br />
Unsterblichkeit in einem schwarzen Buch gesammelt. Eines Tages traf Lokman Hâkim den<br />
Todesengel auf der Misisbrücke. Der Engel war neidisch und stieß ihn und das schwarze<br />
Buch in den Ceyhan-Fluss in Adana, das der südliche Teil der Türkei ist. Danach, so glaubt<br />
man, beschloss er zu reisen und später lebte er in einer Höhle in Assuan (Ägypten). Er starb<br />
in Bagdad (Irak) oder Ramala (Palästina) nach arabischer Lesart, während die Türken glaubten,<br />
dass er in Tarsus (Türkei) oder Uskup (Mazedonien) starb und dort begraben ist.<br />
In der islamischen Kultur gleicht sein Ruhm dem Salomons in der christlichjüdischen Welt.<br />
Der Prophet Mohammed zitierte ihn als eine Autorität und benannte das 31. Kapitel des<br />
Koran nach ihm. Von Lokmans persönlichen Leben ist alles, was wir wissen, das, was von seinen<br />
Sprichwörtern und von Anekdoten geschlossen wird. Aber er war sowohl als weiser<br />
Mann, im Türkischen “hâkim”, und Arzt, ebenfalls “hâkim” im Türkischen, akzeptiert. In<br />
der türkischen Kultur ist er als Meister aller Ärzte akzeptiert und kannte die Pflanzen sehr<br />
gut, von denen er viele Kräuterzubereitungen für alle Arten von Krankheiten machte. Deshalb<br />
nannte man in der Türkei die meisten nicht lizenzierten Kräuterläden “Lokman Hakim’s<br />
Laden”, inspiriert von seinem Namen und seiner Mission.<br />
6.2.1.5 Die kulturellen Wurzeln der Heilpflanzen in der Slowakei<br />
Seit Urzeiten spielen Heilpflanzen die wichtigste Rolle in der Herstellung von therapeutischen<br />
und verschiedenen Zubereitungen, die bei populären ärztlichen Behandlungen benutzt<br />
werden, indem die Erfahrungen einfacher Menschen die Quelle für die Nutzung dieser<br />
Heilpflanzen sind. In den vergangenen Jahrhunderten wurden ca. 600 bis 800 Arten für<br />
39
Heilzwecke genutzt (Horvatova und Horvath, 1968).<br />
Es gibt Beweise dafür, dass schon in der Altslawischen Zeit (etwa 900 n.Chr.) viele Pflanzen<br />
genutzt wurden. Im Laufe des 17. Jh. erwarben die Bauern die Fähigkeit, Gemüse– und Pflanzenöle<br />
herzustellen. Diese essentiellen Öle wurden von so genannten „Ölmännern“ aus Ostund<br />
Westeuropa exportiert. (Haban, Cerna und Dancak, 2001).<br />
Die reisenden Ölmänner bereiteten die Öle zu und boten sie zusammen mit anderen pharmazeutischen<br />
Präparaten in den Dörfern feil. Essentielle Öle, gewonnen durch Destillation<br />
oder Pressen verschiedener Pflanzenteile, wurden als Grundlage vieler Behandlungen benutzt<br />
bei der Praxis, die während des 18. und 19. Jahrhunderts weit verbreitet wurde.<br />
In diesem kurzen Überblick über Traditionen populärer Behandlungen ist es notwendig,<br />
auch die Pflanzenkundler, d.h. die Menschen, die Heilpflanzen abgaben, um spezifische<br />
Krankheiten zu heilen, zu erwähnen. In den Regionen, wo sie tätig waren, waren diese „populären<br />
Ärzte“ hoch angesehen.<br />
Wegen ihrer therapeutischen Wirkstoffe, die sie enthalten, sind die Heilpflanzen wichtige Hilfen<br />
bei der Therapie von Krankheiten in der Humanmedizin. Bezogen auf die Slowakische<br />
Geschichte setzt die heutige moderne Phytotherapie in unserem Land die reichen Traditionen<br />
des populären Behandelns fort. Natürlich präzisiert die Entwicklung der Naturwissenschaften<br />
mit ihren exakten Untersuchungsmethoden den therapeutischen Effekt der in<br />
diesen Pflanzen enthaltenen Wirkstoffe und den therapeutischen Wert einer jeden Pflanze.<br />
Heutzutage werden 150 bis etwa 200 Heilpflanzen in der offiziellen Therapie bzw. im populären<br />
Behandeln genutzt. (Horvatova and Horvath, 1968) Die Heil-, Aroma- und Würzpflanzen<br />
werden in der Slowakischen Republik hauptsächlich genutzt in: der Phytotherapie,<br />
Veterinärmedizin, Humanmedizin, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie; sie haben additive,<br />
ökologische, dekorative und sanitärhygienische Funktionen und positiven Einfluss auf das<br />
Wassersystem, Bodenkonservierung und Pflanzenweiden für Bienen. (Salamon, 1991).<br />
Die Heil-, Aroma- und Würzpflanzen in der Slowakischen Republik stammen von natürlichen<br />
Rohmaterialreserven an Pflanzen, die der Genpool dieser Pflanzen sind und der Einführung<br />
von neuen Pflanzen aus dem Ausland. Unsere gegenwärtige Forschung und<br />
Entwicklung ist orientiert auf:<br />
- Sammelexpeditionen für genetische Ressourcen,<br />
- die Bestimmung von Chemotypen,<br />
- den Schutz von genetischen Ressourcen in der slowakischen Genbank und<br />
Visionen zu ihrer Einführung in die Agrarproduktion mit pharmazeutischer Verarbeitung<br />
und Nutzung. (Haban, 1996)<br />
Drogen, d.h. getrocknete Heil- und Aromapflanzen oder deren Teile (Wurzeln, Blätter, Blüten,<br />
Früchte, Samen, Grünteile) oder Pflanzenprodukte (Balsam, Harze, Glykoside, essentielle<br />
Öle …) werden gewonnen durch:<br />
- Sammeln in der Natur (individuell oder organisiert)<br />
- Vertragslieferungen seitens des Kleinanbaus und<br />
- Kultivierung in großem Maßstab in landwirtschaftlichen Betrieben. (Salamon, 1991)<br />
40
6.2.2 Ergänzende Hinweise zu den Theoriestunden<br />
Die Inhalte des Moduls 1 sind aufbereitet als Powerpointpräsentation auf der CD-ROM MO-<br />
DULE (siehe Anlage zum Handbuch) zu finden.<br />
Internetquellen zu Modul 1:<br />
www.aok.de<br />
www.hufgarden.de<br />
www.tee.org/heilpflanzen.de<br />
www.wellness-gesund.info.de<br />
www.wikipedia.de<br />
7 Didaktisch/methodische Hinweise zu Modul 2<br />
7.1 Zeitlicher Umfang<br />
Theorie 14 Stunden<br />
Praxis 10 Stunden<br />
7.2 Ziele der Theoriestunden<br />
Ziele der Theoriestunden<br />
Grobziel des 1. Moduls:<br />
- die Teilnehmer sollen die ganzheitliche Sichtweise auf die Gesundheitsförderung<br />
und die Prävention von Erkrankungen kennen lernen,<br />
- die Teilnehmer sollen Krankheitsrisiken erkennen,<br />
Feinziele des 1. Moduls:<br />
- die Teilnehmer sollen für einen gesundheitsfördernden Lebensstil sensibilisiert<br />
werden,<br />
- die Teilnehmer sollen sich ihrer eigenen Verantwortung für einen gesunden<br />
Lebensstil bewusst werden und davon profitieren,<br />
- die Teilnehmer können medizinische Basisinformationen zu verschiedenen<br />
Erkrankungen nennen,<br />
- die Teilnehmer sollen Strategien zur Vermeidung von gesundheitlichen<br />
Risiken erfassen,<br />
7.2.1 Hintergrundinformationen zu den Theoriestunden<br />
In diesem Modul wird die ganzheitliche Sichtweise auf Gesundheit und Krankheit verdeutlicht.<br />
Die Bedeutung von Ernährung und Bewegung und deren Auswirkungen auf einen gesunden<br />
Lebensstil sollen vermittelt werden.<br />
Es werden kurz die wichtigsten Aspekte einer gesunden Ernährung erläutert. Weiter werden<br />
Übergewicht und Fettleibigkeit und damit verbundenen Störungen thematisiert. Asthma<br />
und schließlich Störungen des Verdauungssystems werden erläutert.<br />
Das Hauptziel ist es, grundlegende medizinische Informationen über sehr häufig beobachtete<br />
41
Krankheiten und medizinische Beschwerden zu geben und das Bewusstsein für Veränderungen<br />
im Grundlebensstil und deren enorme Auswirkung auf das Wohlbefinden einer Person<br />
zu wecken.<br />
7.2.1.1 Hintergrund für Ganzheitlichkeit, Krankheit und Gesundheit<br />
7.2.1.1.1 Ganzheitlichkeit<br />
Ganzheitlichkeit (von holos, einem griechischen Wort, das alles, ganz, total bedeutet) ist der<br />
Gedanke, dass all die Eigenschaften eines gegebenen Systems (eines biologischen, chemischen,<br />
sozialen, ökonomischen, mentalen, linguistischen etc.) nicht einzig durch die Summe<br />
seiner Komponenten bestimmt oder erklärt werden können. Stattdessen bestimmt das System<br />
als Ganzes wesentlich wie sich die Teile verhalten.<br />
Das allgemeine Prinzip der Ganzheitlichkeit wurde präzise von Aristoteles zusammengefasst:<br />
“Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“<br />
7.2.1.1.2 Gesundheit<br />
Gesundheit ist der Zustand des vollständigen physischen, mentalen und sozialen Wohlbefindens<br />
und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechlichkeit. (siehe WHO)<br />
Es kann mit anderen Worten definiert werden als: Das Niveau der funktionalen und/oder<br />
metabolischen Wirksamkeit eines Organismus sowohl auf mikro(zellularem) als auch auf<br />
makro(sozialem) Niveau. Auf medizinischem Gebiet wird Gesundheit allgemein als eine Fähigkeit<br />
des Organismus zur wirksamen Reaktion auf Herausforderungen (Stressfaktoren) gesehen,<br />
um den „Balancezustand“, bekannt als Homeostase, effektiv wiederherzustellen.<br />
Der La Londe Bericht deutet darauf hin, dass es vier allgemeine ausschlaggebende Faktoren<br />
der Gesundheit gibt, die er „die menschliche Biologie“, „die Umgebung“, „den Lebensstil“<br />
und „die Organisation der Gesundheitspflege“ nannte. So wird die Gesundheit durch die<br />
Wissenschaft und medizinische Praxis erhalten, kann aber auch durch individuelle Bemühungen<br />
verbessert werden.<br />
Was kann ich tun, um meine Gesundheit zu verbessern?<br />
Physische Fitness, Gewichtsverlust, eine gesunde Ernährung, Stressmanagementtraining und<br />
das Beenden des Rauchens oder des Drogen- oder Alkoholmissbrauchs sind Beispiele für<br />
Schritte zur Verbesserung der Gesundheit.<br />
Worin besteht die Bedeutung der Bewegung?<br />
Körperliche Bewegung wird als wichtig zur Erhaltung der physischen Fitness einschließlich<br />
gesundem Gewicht, zum Aufbau und zur Erhaltung von gesunden Knochen, Muskeln und<br />
Gelenken, zur Förderung des physiologischen Wohlbefindens, zur Reduzierung chirurgischer<br />
Risiken und zur Stärkung des Immunsystems angesehen.<br />
Bewegung wird allgemein in Abhängigkeit von der Gesamtwirkung auf den menschlichen<br />
42
Körper in drei Typen unterteilt:<br />
Flexibilitätsübungen wie Stretching verbessern die Beweglichkeit der Muskeln und Gelenke.<br />
Aerobicübungen wie Gehen und Laufen zielen auf die Erhöhung der kardiovaskulären<br />
Ausdauer ab.<br />
- Anaerobicübungen wie Krafttraining oder Sprinten erhöhen die kurzzeitige<br />
Muskelstärke.<br />
Worin besteht die Bedeutung der Ernährung?<br />
Eine richtige Ernährung ist genauso wichtig für die Gesundheit wie Bewegung, wenn nicht<br />
sogar noch wichtiger. Wenn man sich sportlich bewegt, wird es noch wichtiger, eine gute Ernährung<br />
zu haben, um abzusichern, dass der Körper die richtige Relation an Makronährstoffen<br />
hat während er reichlich Mikronährstoffe erhält; das hilft dem Körper beim<br />
Erholungsprozess nach anstrengendem Training. Wenn dem Körper zu wenig Energie zugeführt<br />
wird (z.B. durch Diäten), geht er in den Hungermodus (Grundumsatz am Energiebedarf<br />
wird reduziert) über, der sich durch die Evolution entwickelt hat.<br />
Die Forschung legt nahe, dass die Produktion von Schilddrüsenhormonen durch wiederholte<br />
Diätenkuren und Kalorienreduzierung negativ beeinflusst werden kann. Richtige Pausen<br />
und Erholung sind ebenso wichtig für die Gesundheit wie Bewegung, ansonsten befindet<br />
sich der Körper in einem permanenten Risikozustand, der zu Verletzungen führen kann und<br />
kann somit seine Leistungsfähigkeit nicht verbessern bzw. passt sich nicht so an die Bewegung<br />
an, wie es sein müsste.<br />
Welche Bedeutung hat die Ernährungs- bzw. Lebensmittelpyramide?<br />
Die Ernährungs- bzw. Lebensmittelpyramide (hier von der Harvard School of Public Health<br />
entwickelt) ist eine Methode der grafischen Darstellung von Empfehlungen zur gesunden Ernährung.<br />
Auf der Grundlage ernährungsmedizinischer Erkenntnisse wird vorgegeben, wie<br />
viel von jeder Lebensmittelkategorie der Mensch täglich essen sollte. Es gibt verschiedene<br />
Modelle der Ernährungs- bzw. Lebensmittelpyramide. Zu den Empfehlungen der unterschiedlichen<br />
Modelle gibt es unter Fachleuten kontroverse Meinungen.<br />
Was sind unterschiedliche Lebensmittelgruppen?<br />
Ganz allgemein empfiehlt die Ernährungs- bzw. Lebensmittelpyramide die Aufnahme von<br />
verschiedenen Lebensmittelgruppen jeden Tag, obwohl die genauen Mengen für die Kalorienaufnahme<br />
von Geschlecht, Alter und Lebensweise abhängen:<br />
- Getreide: wenigstens die Hälfte des konsumierten Getreides sollte in Form von<br />
Vollkorngetreide verzehrt werden.<br />
- Gemüse: vorrangig dunkelgrünes und oranges Gemüse sowie Hülsenfrüchte.<br />
- Obst: vorrangig vielfältig, weniger Obstsäfte, diese jedoch ohne Zuckerzusatz.<br />
- Fette: am besten von Fisch, aus Nüssen und Pflanzen.<br />
- Milch und Milchprodukte: mindestens ¼ l Milch und 2 Scheiben Käse täglich.<br />
- Fleisch und Wurstwaren: vorrangig mageres Fleisch.<br />
43
Welche Nähr- und Wirkstoffe kommen in Lebensmitteln vor?<br />
PROTEINE (Eiweiße)<br />
Sie sind die Hauptelemente des Körpers. Sie bilden Knochen, Muskeln, Haut, Nerven;<br />
kurzum- einen großen Teil des Körpers. Während der Verdauung werden die Proteine zu<br />
Aminosäuren und der Körper wählt unter ihnen passende Elemente aus, die die Proteine ergeben,<br />
die körpereigenes Eiweiß aufbauen. Die wichtigsten tierischen Nahrungsmittel, die<br />
reich an Proteinen sind: Eier, Fleisch, Fisch, Käse und Milch und bei den pflanzlichen Nahrungsmitteln<br />
sind das: Brot, Kartoffeln, Nüsse, Walnüsse, Bohnen, Erbsen und Linsen. 1<br />
Gramm Protein liefert 4 Kalorien an Energie. 10-15% der täglichen Energie kommen von<br />
Proteinen. Ein Zuviel oder ein Zuwenig an Proteinen in unserer Ernährung ist schlecht für<br />
unsere Gesundheit.<br />
FETTE<br />
Sie sind eine andere Nahrungsmittelgruppe, die nötig ist für die Energie des Körpers. Fette<br />
bestehen aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Tierische Fette wie Butter, fettes<br />
Fleisch, Sahne, Käse und pflanzliche Fette wie jene, die aus Getreidesaaten, Nüssen, Walnüssen<br />
usw. gewonnen werden, spielen eine wichtige Rolle in einer ausgewogenen Ernährung.<br />
Aber ihr übermäßiger Konsum kann schädlich sein. Viele Ärzte glauben, dass einige<br />
Fette Herzkrankheiten befördern; so raten sie dazu, nicht zu viel davon zu konsumieren. 1<br />
Gramm Fett macht 9 Kalorien an Energie aus.<br />
VITAMINE<br />
Sie aktivieren einige Enzyme im Körper. Sie erhöhen die Widerstandsfähigkeit des Körpers,<br />
und einige Vitamine verhindern die Oxidation von Fettsäuren. Die früh entdeckten Vitamine<br />
wurden nach verschiedenen Buchstaben des Alphabets benannt. Später, als der Aufbau<br />
dieser chemischen Stoffe definiert wurde, wurden ihnen die wissenschaftlichen Namen<br />
wie Ascorbinsäure, Thiamin oder Riboflavin gegeben. Sie werden aber auch heute noch Vitamin<br />
A, B, C genannt. Da der Körper mit einer kleinen Menge an Vitaminen auskommt,<br />
ist kein Vitaminmangel bei Menschen mit ausgewogener Ernährung zu befürchten. Aber für<br />
einige Krankheiten empfehlen Ärzte, mehr Vitamine als gewöhnlich zu sich zu nehmen bis<br />
der Patient vollständig genesen ist. Unter normalen Bedingungen ist die Aufnahme von mehr<br />
Vitaminen als nötig unnütz, weil die meisten Vitamine nicht im Körper gespeichert werden.<br />
Sie werden mit dem Urin ausgeschieden und werden auch wasserlösliche Vitamine genannt.<br />
Die fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K) können im Fettgewebe des Menschen gespeichert<br />
werden.<br />
MINERALIEN<br />
Mineralien sind chemische Elemente und liegen meist in Form anorganischen Verbindungen<br />
vor, die der Körper braucht, um gesund zu bleiben. Jedes Mineral stärkt und vervollständigt<br />
die Effekte anderer nährender Elemente. Kalzium, das in Milch und Milchprodukten<br />
44
enthalten ist, spielt eine wichtige Rolle für den Zustand der Knochen und Zähne. Phosphor,<br />
der in Molkereiprodukten, Eigelb, Nüssen, Trockenbohnen enthalten ist, ist das Hauptelement<br />
der Knochen, Zähne, Muskeln und des Nervengewebes. Es ist erwiesen, dass Fluorid,<br />
das in Trinkwasser enthalten ist, den Zahnverfall verhindert.<br />
WASSER<br />
Die tägliche Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser ist ein Bestandteil der gesunden Ernährung.<br />
Die Flüssigkeitszufuhr insgesamt sollte 2,0 – 3,0 Liter täglich betragen. In dieser Menge<br />
enthalten, ist die täglich empfohlene Trinkmenge von 1,5 – 2,0 Liter Wasser.<br />
Wasser wird über die Nieren, Haut und durch Urin und Stuhl aus dem Körper ausgeschieden.<br />
Ein Erwachsener scheidet täglich 1-2 Liter Urin aus. Die Ausatmungsluft der Lunge ist<br />
feucht, wodurch weitere 0,5 Liter Wasser am Tag verloren gehen.<br />
Wasser wird auf zwei Wegen über die Haut abgegeben: durch das Verdunsten von fast 0,5 Litern<br />
täglich und durch Schwitzen. Das variiert entsprechend der Jahreszeit und der körperlichen<br />
Aktivitäten. Wird stark geschwitzt, verringert sich die Urinmenge. Die Menge an<br />
Wasser, das mit dem Stuhl ausgeschieden wird, beträgt fast 150-200 ml täglich. Bei gesunden<br />
Menschen ist das Verhältnis von aufgenommenem und abgegebenem Wasser gleich, das<br />
heißt, der Wasserhaushalt ist ausgeglichen.<br />
7.2.1.1.3 Krankheit<br />
Eine Krankheit ist ein anormaler Zustand eines Organismus, der Körperfunktionen beeinträchtigt.<br />
Bei Menschen wird der Begriff „Krankheit“ häufig umfassender gebraucht, um sich<br />
auf Bedingungen zu beziehen, die Unbehagen/Beschwerden, Funktionsstörungen/Fehlfunktionen,<br />
Kummer/Leiden, soziale Probleme und/oder Tod bei der belasteten Person hervorrufen,<br />
oder ähnliche Probleme für jene, die mit der Person in Kontakt stehen.<br />
In weiterem Sinne umfasst das Verletzungen, Behinderungen, Störungen, Syndrome, Infektionen,<br />
Einzelsymptome, normabweichendes Verhalten und atypische Varianten in Struktur<br />
und Funktion, während sie in anderem Kontext und zu anderen Zwecken als unterscheidbare<br />
Kategorien ange-sehen werden.<br />
Während viele Krankheiten biologische Prozesse mit zu beobachtenden Veränderungen von<br />
Organfunktionen oder Strukturen sind, betreffen andere vorwiegend Verhaltensveränderungen.<br />
Wann kann eine medizinische Beschwerde als Krankheit klassifiziert werden?<br />
Eine Beschwerde als Krankheit zu klassifizieren ist ein sozialer Wertungsakt und kann den<br />
sozialen Status der Person mit der Beschwerde (Patient) verändern. Einige Beschwerden (bekannt<br />
als kulturgebundene Syndrome) sind nur innerhalb einer speziellen Kultur als Krankheit<br />
anerkannt. Manchmal ist die Kategorisierung einer Beschwerde als eine Krankheit<br />
innerhalb der Kultur kontrovers.<br />
45
7.2.1.1.3.1 Fettleibigkeit<br />
<br />
Fettleibigkeit ist eine Krankheit, bei der übermäßiges Körperfett sich in solch einem Maße<br />
angelagert hat, dass die Gesundheit negativ betroffen werden kann.<br />
Ist es mehr als einfach nur Fett?<br />
Fettleibigkeit ist nicht nur eine kosmetische Angelegenheit, vielmehr eine chronische medizinische<br />
Krankheit, die zu Diabetes, hohem Blutdruck, Herzkrankheit, Gallensteinen und anderen<br />
chronischen Krankheiten führen kann.<br />
Wann bezeichnen wir die körperliche Situation einer Person als übergewichtig bzw. fettleibig?<br />
Gibt es eine Skala?<br />
Der Body-Mass-Index (BMI) ist eine nützliche allgemeine Richtschnur zur Bewertung des<br />
Körpergewichtes einer Person und ein guter Schätzer für den Körperfettanteil von Erwachsenen.<br />
Jedoch gibt der BMI keine Informationen zum prozentualen Anteil an Körperfett<br />
einer Person. Des Weiteren ist es ein üblicherweise gewähltes Maß für Forscher und Ärzte,<br />
die Übergewicht und Fettleibigkeit untersuchen.<br />
Die Berechungsformel für den BMI lautet:<br />
das Gewicht einer Person geteilt durch die Größe in Meter zum Quadrat (BMI= kg:m²)<br />
Ein BMI zwischen 19-25 bei allen Leuten im Alter von 20 oder darüber ist ein gesundes Gewicht.<br />
Fettleibigkeit liegt bei einem BMI ab 30 vor. Übergewicht stellt für den Menschen ein<br />
Risiko dar, ernsthafte Gesundheitsprobleme zu bekommen. Für Erwachsene, die 35 oder<br />
älter sind, bedeutet ein BMI von mehr als 27 Fettleibigkeit.<br />
Was macht eine Person übergewichtig?<br />
Das Gewicht einer Person wird durch die Balance zwischen Kalorienaufnahme und Energieabgabe<br />
bestimmt. Eine Person legt an Gewicht zu, wenn sie mehr Kalorien isst, als sie verbrennt<br />
und Gewichtsabnahme erfolgt durch das Essen von weniger Kalorien als verbrannt<br />
werden. Körperliche Inaktivität und zu reichliches Essen sind die häufigsten Gründe.<br />
Ist Übergewicht wirklich eine wichtige und medizinisch gefährliche Krankheit?<br />
Übergewicht nimmt weltweit rapide zu. Das Auftreten von Übergewicht hat sich von 1991<br />
bis 1998 fast verdoppelt. In Deutschland ist die Hälfte der Frauen übergewichtig und einer<br />
von drei Männern ist übergewichtig! Übergewicht ist nicht nur eine kosmetische Frage, sie<br />
ist ein ernsthaftes gesundheitliches Dilemma, das sich direkt schädlich auf die Gesundheit<br />
auswirkt. In den USA hängen fast 300 000 Todesfälle jährlich direkt mit Übergewicht zusammen,<br />
und mehr als 80% dieser Todesfälle treten bei Patienten mit einem BMI von über<br />
30 und mehr auf.<br />
Welche Faktoren tragen zu Übergewicht bei?<br />
46
Genetik:<br />
Personen neigen zu Übergewicht, wenn ihre Eltern übergewichtig sind, z.B. verursacht ein<br />
Leptinmangel Übergewicht, weil Leptin das Gewicht steuert, indem es dem Gehirn signalisiert,<br />
weniger zu essen, wenn die Körperfettvorräte zu hoch sind. Zurzeit wird eine Leptinersatztherapie<br />
erforscht.<br />
Übermäßiges Essen:<br />
Lebensmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt haben eine hohe Energiedichte (viele Kalorien<br />
in kleinen Nahrungsmengen) und führen zur Gewichtszunahme.<br />
Eine Ernährung reich an einfachen Kohlenhydraten:<br />
Eine Erhöhung der Blutglukoseniveaus führt zur Insulinabgabe durch die Bauchspeicheldrüse,<br />
und Insulin befördert das Wachstum von Fettgewebe und kann Gewichtszunahme<br />
bewirken. Einfache Kohlenhydrate (Zucker, Fruktose, Desserts, gezuckerte Getränke, Bier<br />
etc.) tragen zur Gewichtszunahme bei, weil sie schneller ins Blut resorbiert werden als komplexe<br />
Kohlenhydrate (Pasta, brauner Reis, Gemüse, Rohobst etc.) und somit eine stärkere<br />
Insulinabgabe nach den Mahlzeiten bewirken.<br />
Mahlzeitenrythmus:<br />
Übergewichtige Menschen essen seltener, dafür jedoch deutlich größere Mahlzeiten. Hierdurch<br />
steigt der Blutzuckerspiegel sprunghaft an. Der Körper muss große Mengen an Insulin<br />
in das Blut ausschütten, um den Blutzuckerspiegel zu senken.<br />
Durch die Einnahme von fünf kleineren Mahlzeiten über den Tag verteilt werden der Blutzuckerspiegel<br />
sowie der Cholesterinspiegel dauerhaft auf dem Idealniveau gehalten.<br />
Verlangsamter Stoffwechsel:<br />
Muskeln verbrennen mehr Fett als andere Gewebearten wie zum Beispiel Fettgewebe. Männer<br />
besitzen mehr Muskelmasse als Frauen. Daher ist der weibliche Stoffwechsel langsamer<br />
wodurch die Gewichtabnahme erschwert wird. Gewöhnlich verlieren Frauen im Alter Muskelgewebe<br />
oder nehmen zu, wenn Sie Ihre Kalorieneinnahme nicht an diesen Lebensabschnitt<br />
anpassen.<br />
Bewegungsmangel:<br />
Es ist wissenschaftlich belegt, dass Bewegungsmangel unabhängig vom Geschlecht oft mit<br />
Übergewicht einhergeht.<br />
Medikamenteneinnahme:<br />
Medikamente wie Antidepressiva, Entkrampfungsmittel, Medikationen bei Diabetes, Hormone<br />
wie zum Beispiel orale Kontrazeptive (Pille zur Empfängnisverhütung), der überwiegende<br />
Teil der Corticosteroide (Kortison) und sogar einige Medikamente gegen<br />
Bluthochdruck werden mit der Zunahme von Körpergewicht in Verbindung gebracht.<br />
47
Psychologische Faktoren:<br />
Bei einigen Personen werden die Essgewohnheiten emotional beeinflusst. Unwohlsein, Stress,<br />
Wut und Langeweile können bei dieser Gruppe ein ungezügeltes Essverhalten verursachen.<br />
Krankheiten:<br />
Insulinresistenz, das Polycystische Ovarsyndrom, Schilddrüsenunterfunktion und das Cushing-Syndrom<br />
werden ebenfalls mit der Gewichtszunahme in Verbindung gebracht.<br />
Ethnische Herkunft:<br />
Es wird vermutet, dass ethnische Faktoren den altersbedingten Beginn sowie die Schnelligkeit<br />
der Gewichtszunahme beeinflussen. Afroamerikanische und spanische Frauen neigen<br />
dazu, früher übergewichtig zu werden als beispielsweise kaukasische oder asiatische Frauen.<br />
Dies gilt auch für die Männer.<br />
Übergewicht im Kindesalter:<br />
Übergewicht im Kindesalter führt mit Sicherheit zu Übergewicht im frühen Erwachsenenalter.<br />
Übergewicht während der Pubertät, birgt eine große Gefahr für ein Fortbestehen des<br />
Übergewichts im Erwachsenenalter. Es wurde nachgewiesen, dass bereits ein überdurchschnittlich<br />
hohes Gewicht bei der Geburt (über 4000g) und zusätzlich eine übermäßige und<br />
falsche Ernährung der Säuglinge bereits zu Übergewicht im Kleinkindalter führen. Darüber<br />
hinaus wird hierdurch die Basis gelegt für Übergewicht im Erwachsenenalter sowie für Folgeerkrankungen<br />
wie Diabetes mellitus, Arteriosklerose, Fettstoffwechselstörungen, koronare<br />
Herzerkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfall.<br />
Übergewicht in den frühen 20iger Lebensjahren erhöht das Risiko zur Entstehung von Übergewicht<br />
im Alter von 35 Jahren.<br />
Hormone:<br />
Schwangerschaften, Wechseljahre (Menopause) und die Einnahme oraler Kontrazeptiva (Pillen<br />
mit hoher Östrogendosis/ Hormonaustauschtherapie) stellen Lebensabschnitte dar, während<br />
denen Frauen zur Gewichtszunahme neigen.<br />
Kann Übergewicht behandelt werden?<br />
Übergewicht ist schwer zu behandeln und hat hohe Rückfallquoten. Mehr als 95% derer, die<br />
Gewicht verlieren nehmen im Zeitraum von 5 Jahren wieder Gewicht zu.<br />
Der Kampf gegen Übergewicht stellt eine lebenslange Herausforderung dar und erfordert<br />
eine konsequente gesunde Ernährung, eine Steigerung der körperlichen Aktivität sowie regelmäßiges<br />
Training. Selbst ein moderater Gewichtsverlust von 5-10% des Anfangsgewichtes<br />
kann bereits zu einer signifikanten Verbesserung des Gesundheitszustandes durch die Senkung<br />
des Blutdruckes, des Diabetesrisikos und des Risikos einer Herzerkrankung führen,<br />
wenn dieser Gewichtsverlust auf Dauer gehalten werden kann.<br />
48
7.2.1.1.3.2 Asthma<br />
<br />
Asthma ist eine chronische Entzündung der bronchialen Atmungswege, die Schwellung und<br />
Zusammenziehen bewirkt und Schwierigkeiten beim Atmen bewirkt. Durch eine Spezialbehandlung<br />
ist die bronchiale Einengung reversibel.<br />
Chronisch entzündete Bronchien werden Allergenen (spezifische Auslöser) der Reizungen<br />
(nichtspezifische Auslöser) gegenüber übermäßig empfindlich und bleiben zeitweise in einem<br />
Zustand erhöhter Sensitivität; der so genannten „bronchialen Hyperaktivität“ (BHR). Menschen<br />
mit Asthma oder Allergie haben einen höheren Grad an BHR als die ohne. In Abhängigkeit<br />
vom Grad der BHR kann die Krankheit zwischen einer milden Form ohne<br />
Symptome und einer schweren mit chronischen Symptomen variieren.<br />
Wie oft tritt die Krankheit auf und ist es ausschließlich eine Kinderkrankheit?<br />
Die häufigste chronische Krankheit bei Kindern, die 1 von 15 betrifft. Bronchialasthma tritt<br />
in jedem Alter auf, aber vorwiegend in jungen Jahren. Die Hälfte entwickelt sich vor dem 10.<br />
Lebensjahr und ein weiteres Drittel tritt vor dem 40. Lebensjahr auf. In der Kindheit gibt es<br />
ein 2:1 (männlich/weiblich) Verhältnis, das sich bis zum Alter von 30 ausgleicht.<br />
Wie präsentiert sich die Krankheit?<br />
Die 4 anerkannten Hauptsymptome von Asthma sind: Kurzatmigkeit (mit Mühe oder<br />
nachts); pfeifender Atem (pfeifender oder zischender Laut während des Ausatmens); Husten<br />
(chronisch, nachts und am frühen Morgen schlimmer); Enge in der Brust (zusammen mit<br />
oder ohne die oben genannten Symptome).<br />
30% der betroffenen Patienten haben leichte, zeitweise (< als 2 Episoden/Woche) Asthmasymptome<br />
bei normalen Atemtests.<br />
30% haben eine leichte, andauernde (2 oder mehr Episoden/Woche) Symptome bei normalen<br />
Atemtests.<br />
40% haben mittlere oder Schwere andauernde (täglich/ständig) Symptome bei anormalen<br />
Atemtests.<br />
Asthma wird auf der Basis des Auftretens von pfeifendem Atem diagnostiziert und durch<br />
Atemtests bestätigt. Röntgenaufnahmen der Brust sind bei Asthmapatienten normal.<br />
Asthmaanfälle treten nachts auf. Bei Auftreten von Asthmaanfällen hat der Patient ein Gefühl<br />
der Einengung in der Brust, oft mit einem nichtproduktiven Husten. Die Atmung wird<br />
hörbar rasselnd und das Pfeifen in beiden Phasen der Atmung wird auffällig, die Ausatmung<br />
wird länger und die Patienten haben häufig Tachypnie (gesteigerte Atemfrequenz), Tachykardie<br />
(Herzrasen) mit einem leichten Bluthochdruck. Werden die frühen Warnsignale ignoriert,<br />
besteht das Risiko der Entwicklung eines „status asthmaticus“, da Asthmaanfälle ohne<br />
Behandlung nicht von selbst aufhören.<br />
„Status asthmaticus“ wird als ein verlängerter Anfall ohne Reaktion auf eine Therapie mit<br />
einem Bronchospasmolytikum (Arzneimittel zur Weitung der Bronchien) beschrieben. Der<br />
„status asthmaticus“ bedarf immer einer Notfallbehandlung!<br />
49
Gibt es eine medizinische Behandlung?<br />
Das Hauptziel der Asthmamedikation ist es, den Bronchospasmus (Verkrampfung der Bronchien)<br />
durch Bronchospasmolytika (Arzneimittel zur Weitung der Bronchien) zu lösen oder<br />
die Entzündung durch Kortikosteroide zu reduzieren. Als Inhalationsmittel werden Tabletten<br />
oder flüssige Arzneimittel bevorzugt, da sie direkt auf die Oberfläche der Atemwege und<br />
Atemwegsmuskulatur wirken, wo das Asthmaproblem beginnt. Ein anderer Vorteil ist die<br />
geringere Absorption im restlichen Körper mit weniger Nebenwirkungen verglichen mit der<br />
oralen Medikation.<br />
7.2.1.1.3.3 Häufige Erkrankungen der Verdauungsorgane<br />
- Reizdarm<br />
- Morbus Crohn<br />
- Colitis ulcerosa<br />
Die drei sehr häufig auftretenden Primärsymptome der o.g. Verdauungserkrankungen sind:<br />
- Verstopfung<br />
- Durchfall<br />
- Bauchschmerzen.<br />
Was sind entzündliche Darmerkrankungen?<br />
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa werden im Allgemeinen unter dem Begriff „entzündliche<br />
Darmerkrankungen“ zusammengefasst.<br />
Krankheitsperioden der Symptomfreiheit (Inaktivität) wechseln sich mit Perioden des Rückfalls<br />
(Aktivität) im Verlauf der Krankheit ab. Männer und Frauen sind zu gleichen Anteilen<br />
betroffen. Die entzündlichen Darmerkrankungen beginnen gewöhnlich während der Pubertät<br />
und dem frühen Erwachsenenalter. Sie können jedoch auch in der Kindheit oder im<br />
Alter auftreten.<br />
Was ist Morbus Crohn?<br />
Hierbei handelt es sich um eine chronische Erkrankung des Darmes, Sie ruft in erster Linie<br />
entzündliche Geschwürbildung (Darmdurchbrüche) des Dünn- und Dickdarm hervor. Darüber<br />
hinaus kann sich das Krankheitsbild über das gesamte Verdauungssystem, vom Mund<br />
bis zum After, ausbreiten.<br />
In Abhängigkeit von der betroffenen Körperstelle, der Ausdehnung und der Schwere der<br />
Entzündung können die Symptome Bauchschmerzen, Diarrhoe und Gewichtsverlust auftreten.<br />
Weniger häufig treten Appetitlosigkeit, Fieber, nächtliche Schweißausbrüche, Darmschmerzen<br />
und -blutungen auf.<br />
Gibt es eine Möglichkeit der Behandlung?<br />
Die Diagnose des Krankheitsbildes sowie die Behandlungsstrategie werden vom Arzt durchzuführen.<br />
50
Was ist Colitis ulcerosa?<br />
Hierbei handelt es sich um schwerwiegende chronische Entzündung des Mast- und Dickdarms<br />
mit Eiterung und Geschwürbildung. Bei Patienten mit Colitis ulcerosa führt die Entzündung<br />
des Dickdarmes zu Symptomen wie Bauchschmerzen, Durchfall und rektalen<br />
Blutungen.<br />
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa stehen in enger Beziehung zueinander.<br />
Welche Art von Komplikationen sind bekannt?<br />
Als Folge der durch die Entzündung des Darms hervorgerufenen Blutungen kann es zur Anämie<br />
kommen. Zur Behandlung kann die Einnahme von eisenhaltigen Präparaten aber auch<br />
die Gabe von Blutinfusionen erforderlich werden. Schwerwiegenden Entzündungen des<br />
Darms können zur Darmerweiterung, dem so genannten (toxischen Megakolon), führen.<br />
Hierdurch hervorgerufen können hohes Fieber, Dehydration, Mangelernährung, Bauchschmerzen<br />
und Blähungen auftreten. Darmdurchbrüchen kann durch einen chirurgischen<br />
Eingriff vorgebeugt werden.<br />
Eine chronische Colitis ulserosa kann in Darmkrebs resultieren. Das Risiko einer in Verbindung<br />
mit Colitis ulcerosa hervorgerufenen Darmkrebserkrankung, ist von der Schwere<br />
und der Lokalisation der Entzündungen sowie von der Krankheitszeitspanne (über 8 bis 10<br />
Jahren) abhängig. Eine Pancolitis (Entzündung des gesamten Dickdarms) von 10 Jahren und<br />
länger, erhöht das Risiko eines sich entwickelnden Darmkrebses um 10-20 % im Vergleich<br />
zur sonstigen Bevölkerung. Um Krebs vorzubeugen, ist daher eine jährliche Krebsvorsorgeuntersuchung<br />
erforderlich, mit der Option der Entnahme von Gewebeproben.<br />
Außerhalb des Darmtraktes auftretende Komplikationen in Verbindung zu den Entzündungen<br />
des Darms zu sehen beinhalten die Haut, Gelenke, Wirbelsäule, Augen, Leber und<br />
den Gallenweg mit diversen Symptomen wie schmerzhafte, erhabene Flecken an den Beinen<br />
(erythema nodosum), Augenschmerzen, die unter diesen Verhältnissen zu Beeinträchtigungen<br />
des Sehvermögens führen (Uveitis -Entzündung der Augenhaut-, Episkleritis -Entzündung<br />
der Lederhaut des Auges-) sowie Schwellung und Versteifung der Extremitäten und<br />
Gelenke. Bei 10% der Patienten entwickeln sich die Entzündungen der Gelenke zur Arthritis<br />
weiter. Schmerzen und Versteifungen der unteren Wirbelsäule sowie Verengung und Verstopfung<br />
der Leber- und Gallenwege, verursacht durch die Entzündung (sklerosierende<br />
Cholangitis), können zur Gelbfärbung der Haut führen. Periodisch auftretende bakterielle<br />
Infektionen und Leberinsuffizienz bis hin zur Leberzirrhose.<br />
Was ist das Reizdarm Syndrom?<br />
Das Reizdarm Syndrom ist eines der am häufigsten auftretenden Erkrankungen des Darms,<br />
von der schätzungsweise 15% der Bevölkerung betroffen sind. Am besten lässt sich das Krankheitsbild<br />
als funktionale Erkrankung des Darms mit abnormer Darmfunktion beschreiben.<br />
Sowohl die Darmmuskulatur als auch die Nervenfunktion ist gehemmt, wodurch die Funktionsstörung<br />
des Darms hervorgerufen wird. Theorien zur Erklärung des Krankheitsbildes beinhalten<br />
eine Abweichung der Reizung der Nerven sowie der vom Nerv kommenden<br />
51
Reizverarbeitung sowie eine abnormale Stimulation der des Darms durch die motorischen<br />
Nerven. Die zwei wichtigsten Reaktionen auf Nervenreizungen des Darms sind die Kontraktion<br />
und die Entspannung der Muskel und der Organe wodurch die Ausscheidung von<br />
Flüssigkeiten und Schleim im Organ ermöglicht wird. Eine erschwerte Aufnahme (Absorption)<br />
von Laktose (Milchzucker) kann eine Verschlechterung der Symptome des Reizdarms<br />
hervorrufen, zumal nicht aufgenommener Zucker oftmals zur gesteigerten Gasbildung führt.<br />
Bei Patienten mit Reizdarm bläht sich oftmals im Verlauf des Tages der Bauch auf. Am Abend<br />
ist hier ein Maximum erreicht und am Morgen ist der normale Bauchumfang wieder erreicht,<br />
da die Bakterien im Darm im Vergleich zu Menschen ohne Reizdarm erhöhte Mengen von<br />
Gas produzieren. Es kommt zum Anstau des Gases im Dünndarm. Jedoch ist die Rolle der<br />
Gasproduktion noch nicht vollständig geklärt.<br />
Welche Symptome treten bei Reizdarm auf?<br />
Das Hauptsymptom beim Reizdarm ist die Darmverstopfung (hervorgerufen durch einen<br />
anormale Trägheit der Darmtätigkeit), Diarrhö (verursacht durch einen beschleunigten Transport)<br />
und Bauchschmerzen. Nebensymptome beinhalten die Störung des Stuhlganges und seiner<br />
Konsistenz, einen erhöhten Schleimanteil im Stuhl selbst und das subjektive Empfinden<br />
einer Aufblähung des Bauches (Blähungen).<br />
Übermäßiges bakterielles Wachstum kann zum verzögerten Transport des Nahrungsbreis<br />
durch den Dünndarm hervorrufen. Normalerweise sind die Gas produzierenden Bakterien<br />
auf den Dickdarm beschränkt. Bei übermäßigem Bakterienwachstum jedoch wandern die<br />
Bakterien bis in den Dünndarm. Dort begünstigt der erhöhte Anteil unverdauter Speisen die<br />
Gasproduktion. Die Gasbildung und/oder die Aufblähung des Bauchraumes verschärfen<br />
die Gasbildung und tragen somit zu einer erhöhten Flatulenz (Blähungen) und Diarrhö bei.<br />
Welche Therapien existieren?<br />
Reizdarm ist keine lebensbedrohende Erkrankung, wodurch Sie weniger im öffentlichen Interesse<br />
steht. Daher wird auch weniger Forschungsarbeit auf diesem Gebiet betrieben, so<br />
dass sich das Verständnis für die physiologischen Prozesse die zu Reizdarm führen nur langsam<br />
entwickeln.<br />
Auch ist die Forschung auf dem Gebiet von Reizdarm schwierig, da die Beschreibung der<br />
Symptome oftmals subjektiv ist und nicht auf wissenschaftlicher Objektivität basiert. Hierdurch<br />
ist auch die Einschätzung der Behandlungserfolge bei Medikamentengabe erschwert.<br />
Das fehlende Verständnis der physiologischen Prozesse die durch Reizdarm hervorgerufen<br />
werden, zieht im Allgemeinen die Behandlung der Symptome und nicht der Ursachen nach<br />
sich.<br />
Die Behandlung von Reizdarm beruft sich hauptsächlich auf die Medikamentengabe zur Behandlung<br />
der Blähungen, der Diarrhö und der Bauchschmerzen.<br />
Die Gabe von Antidepressiva sowie psychologische Behandlungen werden ebenfalls eingesetzt.<br />
Es ist zurzeit nicht klar, ob von der Umstellung der Essgewohnheiten ein großer Effekt,<br />
mit Ausnahme der gesteigerten Ballaststoffgabe, wodurch Verstopfungen<br />
52
entgegengewirkt werden kann, auf die Symptome von Reizdarm ausgeht.<br />
Obwohl die Hypothese aufgestellt wurde, dass Reizdarm durch Darmbakterien hervorgerufen<br />
wird (im Speziellen durch Massenpopulationen kleiner Darmbakterien) hat es hierzu bisher<br />
nur wenig ernsthafte Forschungsarbeiten gegeben, die diese These stützen können.<br />
7.2.2 Ergänzende Hinweise zu den Theoriestunden<br />
Die Inhalte des Moduls 2 sind aufbereitet als Powerpointpräsentation auf der CD-ROM Module<br />
(siehe Anlage zum Handbuch) zu finden. Modul 2 besteht aus 2 Teilen, die verbindlich<br />
vermittelt werden sollen.<br />
7.3 Ziele der praktischen Übungen<br />
Feinziele des 1. Moduls:<br />
- die Teilnehmer sollen durch Eigenaktivität in den praktischen Übungen ein verbessertes<br />
Körpergefühl entwickeln,<br />
- die Teilnehmer sollen in der Lage sein, ihr individuelles Wissen über Prävention<br />
und Gesundheitsförderung einzuschätzen,<br />
- die Teilnehmer sollen in der Lage sein, ihr erworbenes Wissen praktisch anzuwenden,<br />
7.3.1 Inhalte der praktischen Übungen<br />
- BMI Berechung,<br />
- Hüft-Taillen-Quotient messen und einschätzen,<br />
- Bewegungsübungen bei Atembeschwerden beim Asthma bronchiale durchführen<br />
- Wissenstest durchführen.<br />
7.3.2 Ergänzende Hinweise zu den praktischen Übungen<br />
Die Anleitungen zu den praktischen Übungen sind auf den Powerpointpräsentationen des<br />
Moduls 2 zu finden.<br />
Im Kapitel 10 sind die für diesen Kurs erstellten Wissenstests als Kopiervorlage zu finden. Folgende<br />
Wissenstests sind in Modul 2 einsetzbar.<br />
- Saftquiz<br />
- Ernährungsfragebogen 1<br />
- Bleiben Sie in Bewegung<br />
- Gesundheitsfragebogen<br />
- Ernährungsfragebogen 2 (Wissenstests)<br />
- Lebensmittelkreis<br />
53
8 Didaktisch/methodische Hinweise zu Modul 4<br />
8.1 Zeitlicher Umfang<br />
Theorie 8 Unterrichtsstunden<br />
Praxis 16 Unterrichtsstunden<br />
8.2 Ziele der Theoriestunden<br />
Grobziel des 4. Moduls:<br />
- die Teilnehmer sollen eine Einführung in die botanischen und pharmazeutischen<br />
Grundlagen der Heilpflanzenkunde erhalten,<br />
Feinziele des 4. Moduls:<br />
- die Teilnehmer sollen die häufigsten Heilpflanzen und Kräuter kennen lernen,<br />
- die Teilnehmer sollen die Regeln zum Aufbewahren von getrockneten Heilpflanzen<br />
kennen lernen,<br />
- Hinweise beim Sammeln von Heilpflanzen nennen können,<br />
- die Teilnehmer sollen die Bedeutung des Wortes Kräutermittel aus pharmazeutischer<br />
Sicht erklären können,<br />
- die Teilnehmer sollen den Prozess der Herstellung von Phytomedizin aus Heilpflanzen<br />
nachvollziehen können.<br />
8.2.1 Hintergrundinformationen zu den Theoriestunden<br />
8.2.1.1 Informationen über Kräuter, Kräuterzubereitungen und<br />
Phytomedizin<br />
Die Kultivierung von Heil-, Aroma- und Würzpflanzen, abgekürzt HAWP, hat eine lange,<br />
schriftlich belegte Tradition in der Agrarökologie Europas.<br />
Ihren Ursprung hat sie im Mittelmeerraum, wo in der Vergangenheit viele HAWP-Arten produziert<br />
wurden. Mit Blick auf die biologische Vielfalt gibt es etwa 130-150 HAWP-Arten, die<br />
in Europa kultiviert werden und 150-170 HAWP-Arten, die an ihren natürlichen Standorten<br />
gesammelt werden.<br />
Die am häufigsten in Europa kultivierten HAWP sind:<br />
Carum carvi L. Kümmel<br />
Coriandrum sativum L. Koriander<br />
Foeniculum vulgare Mill. Fenchel<br />
Silybum marianum (L.) Gaertn. Mariendistel<br />
Pimpinella anisum L. Anis<br />
Artemisia absinthium L. Wermuth<br />
Matricaria recutita L. Kamille<br />
Hypericum perforatum L. Johanniskraut<br />
54
Mentha piperita L. Pfefferminze<br />
Melissa officinalis L. Zitronenmelisse<br />
Lavandula angustifolia Mill. Lavendel<br />
Die am häufigsten in Deutschland verwendeten Heilpflanzen sind:<br />
Johanniskraut Fenchel<br />
Gingko Anis<br />
Baldrian Kümmel<br />
Hopfen Mariendistel<br />
Passionsblume Artischocke<br />
Kamille Thymian<br />
Salbei Mistel<br />
Pfefferminze Bärentraube<br />
Melisse Birkenblätter<br />
Schafgarbe Brennnessel<br />
Sennesblätter Spitzwegerich<br />
Weißdorn<br />
Kräutermedizin ist eine medizinische Zubereitung, die aus einer Pflanze hergestellt wird. Sie<br />
kann frische oder getrocknete Kräuter oder Kräuterteile beinhalten, ganze, gehackte, pulverisierte<br />
oder eine weiterentwickelte Form des Krauts, gewöhnlich hergestellt durch Extraktion<br />
mit einem Lösungsmittel wie Wasser oder Äthanol. Solche Kräuterzubereitungen werden oft<br />
so hergestellt, dass relativ feste chemische Parameter entstehen. Sie werden standardisierte Extrakte<br />
genannt. Diese Art von hergestellten Kräuterprodukten wird üblicherweise Phytomedizin<br />
genannt.<br />
Kräutersubstanzen sind hauptsächlich ganze, fragmentierte oder geschnittene Pflanzen, Pflanzenteile,<br />
Algen, Pilze, Flechten in unverarbeiteter, gewöhnlich getrockneter, aber auch manchmal<br />
in frischer Form. Kräutersubstanzen sind genau definiert durch den Pflanzenteil, der<br />
genutzt wird und den botanischen Namen nach binomischem System (Gattung, Art, Abart<br />
und Autor).<br />
Eine Kräuterzubereitung wird dadurch gewonnen, dass eine Kräutersubstanz einer Behandlung<br />
unterzogen wird, wie Extraktion, Destillation, Pressung, Fraktionierung, Reinigung,<br />
Konzentration oder Fermentierung (Gärung). Dazu gehören auch zerkleinerte oder pulverisierte<br />
Kräutersubstanzen, Tinkturen, Extrakte, essentielle Öle, gepresste Säfte.<br />
Die Wirkstoffe jedes medizinischen Produkts, die als Wirkstoffe ausschließlich eine oder<br />
mehrere Kräutersubstanzen oder eine oder mehrere Kräuterzubereitungen enthalten oder<br />
eine oder mehrere Kräutersubstanzen in Kombination mit einer oder mehreren solcher Kräutersubstanzen<br />
enthalten werden als Medizinische Kräuterprodukte bezeichnet.<br />
55
8.2.1.2 Einige Richtlinien für Produkte der Kräutermedizin<br />
- Richtlinie des Anbaus und der Sammelpraxis für Ausgangsstoffe herbalen Ursprungs<br />
(EMEA/HMPC/246816/2005; 20.2.2006)<br />
- Qualität der Kräutermedizinprodukte/ Traditionelle Produkte der Kräutermedizin<br />
(CPMP/QWP/2819/00 Rev. 1; 30.3.2006)<br />
- Testverfahren und Abnahmekriterien für Kräutermedizin, Kräutermedizinzubereitun<br />
gen und Produkte der Kräutermedizin/traditionelle Produkte der Kräutermedizin<br />
(CPMP/QWP/2820/00 Rev. 1; 30.3.2006)<br />
8.2.1.3 Richtlinie für den Anbau und für die Sammelpraxis von<br />
Phytomedizin<br />
Das Sammeln in natürlichen Lebensräumen kann spezielle Probleme darstellen, besonders<br />
hinsichtlich der Verwechslung mit ähnlichen Pflanzen, Umweltschädigung, schlecht qualifizierten<br />
Personals und eines Mangels an Kontrolle. Das Hauptziel ist es, die Verbrauchersicherheit<br />
durch die Schaffung angemessener Qualitätsstandards für Heilpflanzen/ pflanzliche<br />
Substanzen zu gewährleisten. Diese Richtlinie gibt Empfehlungen für Produzenten, wie die<br />
Kontamination auf ein Minimum reduziert werden kann.<br />
Wenn Pflanzen an ihrem natürlichen Standort gesammelt werden nennt man sie “wild gewachsen”.<br />
Wenn sie unter Nutzung von kommerziellen landwirtschaftlichen Techniken angebaut<br />
werden, nennt man sie “kultiviert”. Sammeln der Pflanzen von kultivierten Quellen<br />
sichert, dass die gesammelte Pflanze die gewünschte ist. Wenn ein Kraut “wild gewachsen”<br />
ist, gibt es eine größere Wahrscheinlichkeit, dass das falsche Kraut gepflückt wird, eine Situation,<br />
die zu ernsten Konsequenzen führen könnte. Nach dem Ernten haben die meisten<br />
Kräuter einen Feuchtigkeitsgehalt von 60 bis 80 % und können nicht ohne Trocknung gelagert<br />
werden. Ansonsten würden wichtige Bestandteile oder Mikroorganismen zerstört werden<br />
oder Mikroorganismen würden das Material kontaminieren.<br />
Die Mehrzahl der Kräuter benötigt relativ milde Bedingungen zum Trocknen. Handelsüblich<br />
werden die meisten Kräuter innerhalb einer Temperatur von 30-40 Grad getrocknet. Während<br />
des Trocknens darf das Pflanzenmaterial nicht beschädigt werden oder Verluste erleiden,<br />
die verhindern würden, dass es den anerkannten Standards entspricht. Bei richtiger<br />
Trocknung wird der Feuchtigkeitsgehalt des Krauts auf weniger als 14 % reduziert.<br />
Das Verlesen bezieht sich auf die Aussonderung des Teils der Pflanze, der verwendet werden<br />
soll, von den anderen Pflanzenteilen, Schmutz und anderen Fremdkörpern. Dieser Schritt<br />
erfolgt oft während des Sammelns. Obwohl es Maschinen gibt, die das Verlesen erledigen,<br />
wird es gewöhnlich von Hand durchgeführt.<br />
Das Mahlen oder Hacken eines Krauts bedeutet ein mechanisches Zerkleinern entweder der<br />
Blätter, der Wurzeln, der Samen oder anderer Pflanzenteile in sehr kleine Einheiten, die<br />
von größeren, groben bis zu feinem Pulver reichen. Mahlen wird bei der Produktion von<br />
Kräuterrohprodukten angewandt als auch in den Anfangsphasen von Extrakten.<br />
56
8.2.1.4 Schutzmaßnahmen für das Sammeln pharmazeutischer<br />
Kräuter<br />
Wenn Sie die Pflanzenart, die Sie sammeln möchten, gefunden haben, verletzen Sie sie nicht<br />
durch starkes Zerdrücken.<br />
Entwurzeln Sie die Pflanze nie, es sei denn, es ist speziell die Wurzel, die Sie benötigen. Achten<br />
Sie besonders darauf, dass Sie an der Stelle nicht alle dieser Pflanzen restlos abernten.<br />
Nehmen Sie nur den Teil der Pflanze, den Sie benötigen und lassen Sie einige Blüten stehen,<br />
um eine natürliche Wiederaussaat und ein Nachwachsen zu ermöglichen.<br />
Die Natur ist nicht unerschöpflich. Ein rücksichtsloses Sammeln selbst einer verbreiteten<br />
Pflanze kann zu ihrer Ausrottung führen.<br />
Viele Pflanzen sind giftig oder rufen schwere allergische Reaktionen hervor. Die Pflanzenbestimmung<br />
kann manchmal schwierig sein.<br />
8.2.1.5 Verordnungs- und Rechtsprobleme<br />
Die rechtliche Situation für Kräuterzubereitungen variiert von Land zu Land. In einigen ist<br />
die Phytomedizin gut etabliert, wohingegen sie in anderen als Nahrungsmittel, Nahrungsergänzungsmittel<br />
angesehen wird und therapeutische Ansprüche nicht erlaubt sind. Entwicklungsländer<br />
haben oft eine große Anzahl von traditionell genutzter Kräutermedizin und<br />
viel volkstümliches Wissen darüber, jedoch haben sie kaum irgendwelche Rechtskriterien, um<br />
diese traditionell genutzte Kräutermedizin als Teil ihres Arzneimittelrechts zu etablieren.<br />
8.2.1.6 Kräuterzubereitungen<br />
Kräuterpulver<br />
Gewöhnlich in Kapseln oder als Tabletten. Kräuterpulver haben üblicherweise eine einfache<br />
Verarbeitung und sind preisgünstig zu haben.<br />
Tees<br />
Kräuter werden als medizinische Tees zubereitet. Eine Infusion und ein Dekokt werden durch<br />
das Kombinieren von losen Kräutern in Wasser hergestellt;<br />
Dekokt: lose Kräuter werden in Wasser gekocht<br />
Infusionen: das Kraut wird mit kochendem Wasser überbrüht und ziehen gelassen<br />
Viele Pflanzen haben Wirkstoffe, die nicht in Wasser löslich sind. In solchen Fällen werden<br />
flüssige oder feste Extrakte hergestellt.<br />
Tinkturen<br />
Das Kraut wird für einige Stunden, Tage oder Wochen - abhängig vom Kraut - in ein Lösungsmittel<br />
(Alkohol oder Wasser) eingeweicht. Tinkturen werden meisten mit Alkohol gemacht.<br />
Tinkturen haben üblicherweise eine Konzentration von 1:5 oder 1:10. Das bedeutet,<br />
dass ein Teil des Kräutermaterials mit fünf oder zehn Teilen (gewichtsmäßig) der Flüssigkeit<br />
zubereitet wird. Eine Tinktur wird deshalb normalerweise als eine verdünntere Kräuterzubereitung<br />
angesehen.<br />
57
Flüssige Extrakte<br />
Flüssige Extrakte sind sehr viel konzentrierter als Tinkturen. Flüssige Extrakte haben normalerweise<br />
eine 1:1 Konzentration.<br />
Feste Extrakte<br />
Ein fester Extrakt stellt die konzentrierteste Form eines Kräuterprodukts dar. Er entsteht,<br />
wenn das gesamte Lösungsmittel verdunstet ist und einen festen Rückstand hinterlässt. Diese<br />
Rückstände bekommt man gewöhnlich in pulverisierter Form. Feste Extrakte haben typischerweise<br />
eine 1:2 oder 1:8 Konzentration.<br />
Standardisierte Extrakte:<br />
Eine Standardisierung ist notwendig, um die Wirkungen zu optimieren und reproduzierbare<br />
pharmakologische und klinische Studien zu garantieren und auch um einzelne Dosierungen<br />
einzustellen. Standardisierte Extrakte sind innerhalb einer annehmbaren Toleranz dem gegebenen<br />
Anteil einer Komponente mit therapeutischer Wirkung angepasst. Die Standardisierung<br />
wird durch die Anpassung des Extrakts an inaktives Material erreicht oder durch das<br />
Vermischen von Extraktchargen. Standardisierte Extrakte werden einer bestimmten Menge<br />
von Leitsubstanzen angepasst,<br />
- um reproduzierbare pharmakologische und klinische Studien zu garantieren<br />
- um einzelne Dosierungen individuell einzustellen.<br />
8.2.1.7 Pharmakologische Aspekte von Kräutermitteln<br />
Qualität<br />
Zurzeit werden ein oder zwei pharmakologisch aktive Komponenten in Kräutern und/oder<br />
Kräutermixturen für die Einschätzung der Qualität und der Authentizität der Kräutermedizin<br />
verwendet.<br />
Diese Art der Bestimmung gibt jedoch kein vollständiges Bild eines Kräuterprodukts, weil gewöhnlich<br />
mehrere Bestandteile für seine therapeutischen Wirkungen verantwortlich sind.<br />
Diese mannigfaltigen Bestandteile können synergetisch funktionieren und könnten kaum in<br />
aktive Teile getrennt werden.<br />
Es ist auch an vielen Pflanzen demonstriert worden, dass die ganze Pflanze oder der Rohextrakt<br />
viel effektiver ist als isolierte Bestandteile. Außerdem können die chemischen Bestandteile<br />
in Komponentenkräutern in den Kräutermedizinprodukten abhängig von der<br />
Erntesaison, Pflanzenherkunft, Trocknungsprozess und anderen Faktoren sein.<br />
So scheint es nötig zu sein, die meisten der phytochemischen Bestandteile des Kräuterprodukts<br />
zu bestimmen, um die Zuverlässigkeit und die Wiederholbarkeit der pharmakologischen<br />
und klinischen Forschung zu sichern, ihre Bioaktivitäten und die möglichen<br />
Nebenwirkungen der Wirkstoffe zu verstehen und die Qualitätskontrolle zu verbessern.<br />
Sicherheits -und Effizienzeinschätzungen<br />
Kräuter als Naturstoffe und deren Produkte sind von Natur aus anfällig für Kontaminationen<br />
verschiedenster Art und bei unbekannter Herkunft auch gelegentlich verfälscht oder ge-<br />
58
streckt. Deshalb müssen sie unter hohen Qualitätsstandards produziert werden. Es ist wichtig,<br />
dass für die Herstellung von Kräutermedizin, die international gehandelt wird, die gleichen<br />
Qualitäts-, Sicherheits- und Effizienzstandards gelten, die auch für pharmazeutische<br />
Produkte verwendet werden.<br />
Für die richtige Wirksamkeit einer Kräutertherapie müssen die folgenden Anweisungen befolgt<br />
werden:<br />
- Die Mittel müssen wiederholt und regelmäßig über einen längeren Zeitraum<br />
angewendet werden, besonders wenn die Krankheit chronisch ist.<br />
- Die Pflanzen müssen in der richtigen vorgegebenen Zeit gesammelt und so schnell wie<br />
möglich getrocknet werden, indem sie im Schatten gut ausgebreitet werden, es sei denn<br />
es ist speziell Sonne angezeigt. Die Wurzeln sollten gewaschen werden und dicke<br />
Wurzeln sollten vor dem Trocknen immer der Länge nach zerschnitten werden.<br />
Anweisungen:<br />
Gründlich getrocknete Pflanzen müssen in einem geschlossenen Glasbehälter an einem trokkenen<br />
dunklen Platz gelagert werden.<br />
Getrockneten Pflanzen sollten nicht länger als maximal 2 bis 3 Jahre gelagert werden, weil<br />
sie allmählich ihre therapeutische Wirkung verlieren.<br />
Es muss darauf geachtet werden, dass die Pflanze, die gesammelt oder gekauft wird, auch die<br />
arzneilich verwendete Pflanzenart ist.<br />
Wenn eine Woche nach Anwendung eines bestimmten Pflanzenmittels keine Wirkung eintritt,<br />
sollte ein Arzt konsultiert werden. Nicht jeder menschliche Organismus reagiert auf<br />
gleiche Weise.<br />
Die European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP) wurde 1989 gegründet, um<br />
einheitliche Kriterien für die Einschätzung der Phytomedizin festzulegen, um die wissenschaftliche<br />
For-schung zu unterstützen und um zur Akzeptanz der Phytotherapie auf europäischem<br />
Niveau beizutragen. Weiterhin sollen Kriterien für die Auswahl von Heilpflanzen<br />
zur Vorbereitung von ESCOP- Monografien festgelegt werden und diese in die Europäische<br />
Pharmakopöe (amtliches Arzneibuch) einbezogen werden. ESCOP- und WHO- Monografien<br />
werden in vielen Mitgliedsstaaten als eine Zusammenfassung bibliographischer Daten genutzt.<br />
1978 wurde die Kommission E als ein Bereich des damaligen Bundesgesundheitsamtes (BGA)<br />
gebildet, um die Sicherheit und Effizienz von 380 Kräuterarzneien, die in Deutschland verkauft<br />
werden, einzuschätzen. Positive und negative Monografien wurden vorbereitet und veröffentlicht.<br />
Monografien haben eine pharmakologische, toxikologische und klinische<br />
Dokumentation, wie sie auch bibliografische Daten haben können.<br />
Inspektionen, die Good Manufacturing Practice (GMP) betreffend, werden in allen Mitgliedsstaaten<br />
durchgeführt. Alle Mitgliedsstaaten wenden die Produktionserfordernisse der<br />
Direktive 75/319/EEC auf Kräutermedizinprodukte an. Das Ausgangsmaterial für medizinische<br />
Kräuterprodukte wird in allen Mitgliedsstaaten in Übereinstimmung mit der Euro-<br />
59
päischen Pharmakopöe kontrolliert.<br />
Auch die Meldesysteme der Mitgliedsstaaten für Nebenwirkungen überwachen die Kräutermedizinprodukte.<br />
8.2.1.8 Einzelne Kräuter oder Kräuterkombinationen<br />
Die Anwendung einzelner Kräuterzubereitungen oder die Kombinationen von max. 5 Heilpflanzen<br />
sollte für die Behandlung von Gesundheitsproblemen bevorzugt werden. Manchmal<br />
helfen Kombinationen besser.<br />
Ein im Gesundheitswesen Tätiger kann ein guter Berater sein. Auch ein Einzelhandelsgeschäft<br />
mit ausgebildetem Personal wird die Entscheidung erleichtern. Der Rat eines Experten<br />
in Kräutermedizin sollte in jedem Fall angenommen werden.<br />
8.2.1.9 Erwerb von Kräuterprodukten<br />
Das erste Kriterium sollte Qualitätskontrolle sein. Eine Kräuterfirma mit Qualitätssiegel<br />
kauft die besten Rohstoffe und wahrt strengste Qualitätsgarantien in ihren Herstellungsmethoden.<br />
Dazu gehört das Testen von Rohstoffen auf Verfälschungsmittel, Schwermetalle, Pestizide<br />
und Bakterien, das Bestimmen des Wirkstoffgehaltes. Eine Kräuterfirma mit<br />
Qualitätssiegel setzt das Testen auf Verunreinigungen und Bakterien auch während des Herstellungsprozesses<br />
fort. Ihre Etiketten und die Verpackung beschreiben genau, was das Produkt<br />
beinhaltet und sein Verfallsdatum. Dazu gehört der Gehalt sowohl an Kräutern im<br />
Produkt, als auch der von Füll- und Hilfsstoffen. Ein Beispiel: Bei einem flüssigen Produkt<br />
soll erkennbar sein, wie hoch die Konzentration an Alkohol und Glycerin ist. Firmenetiketten<br />
basieren auf Forschung und klinischen Informationen anstatt auf Hypothesen. Ausgebildete<br />
Verkäufer helfen abzusichern, dass der Kunde genaue und zuverlässige Informationen<br />
erhält.<br />
8.2.1.10 Ökologisch angebaut oder natürlich gewachsen?<br />
Ökologisch angebaut bedeutet, dass keine Pestizide, Herbizide, chemische Düngemittel oder<br />
Berieselung benutzt wurden, um die Pflanze zu produzieren, anzubauen oder zu konservieren.<br />
Wild gewachsen heißt normalerweise, dass das Kraut nicht in kontrolliertem Anbau, wie auf<br />
einer Farm, gewachsen ist. Wild gewachsene Kräuter werden gewöhnlich von einer erfahrenen<br />
Person in der Natur gepflückt. Das ist voller potentieller Probleme:<br />
- hinsichtlich der Auswirkungen auf die Umwelt!<br />
- hinsichtlich des Bestandes wild wachsender Kräutern!<br />
- hinsichtlich der unterschiedlichen Wachstumsbedingungen, denn diese können die<br />
Konzentration medizinischer Wirkstoffe entscheidend ändern.<br />
60
8.2.1.11 Einige Heilpflanzen im Überblick<br />
Anis - Pimpinella anisum L. (Apiaceae )<br />
Wirkung: schleimlösend, krampflösend, antibakteriell<br />
Anwendung: bei Magen- Darm- Erkrankungen und Infektionen der oberen Luftwege<br />
Artischoke - Cynara scolymus L. (Asteraceae)<br />
Wirkung: wirkt der Gallenstauung entgegen (cholagogue), diuretisch, cholesterinsenkend<br />
und leberschützend.<br />
Anwendung: erhöht den Kreislauf, stimuliert die Sekretion von Gallenflüssigkeit, zur Behandlung<br />
von Gelbsucht und Hepatitis, senkt den Cholesterinspiegel.<br />
Heidelbeere - Vaccinium myrtillus L. (Ericaceae)<br />
Wirkung: Antioxidant, hemmt die Anhäufung von Blutplättchen (reduziert Klebrigkeit und<br />
folglich eine Tendenz zum Verklumpen von Blutzellen), Adstringens. Hat einen leichten Entspannungseffekt<br />
auf die vaskulären glatten Muskeln und eine mögliche Rolle bei der Reduzierung<br />
von Faktoren, die mit chronischen Entzündungskrankheiten verbunden sind.<br />
Extrakte der Frucht hemmen Enzyme wie Elastase (eiweißspaltendes Verdauungsenzym aus<br />
der Bauchspeicheldrüse), was eine Verminderung von Kollagen hervorrufen kann. Das kann<br />
zu einer Reduzierung von Faktoren führen, die mit Entzündungskrankheiten verbunden<br />
sind, wie Arteriosklerose, Lungenemphysem und rheumatische Arthritis.<br />
Anwendung: In der europäischen Kräutermedizin, werden Zubereitungen von der Heidelbeerfrucht<br />
jetzt dazu benutzt, schlechte Mikrozirkulation zu verbessern, einschließlich Augenkrankheiten<br />
wie Nachtblindheit und diabetische Netzhauterkrankung. Die deutsche<br />
Kommission E hat eine positive Monografie über Heidelbeerfrüchte verfasst, die zur Behandlung<br />
von akutem Durchfall und milderen Entzündungen der Schleimhäute in Mund<br />
und Hals zugelassen sind. Moderne Laborstudien zu Heidelbeerextrakten haben eine Reihe<br />
von Wirkungen einschließlich antioxidantischer bestätigt, einer Fähigkeit, die die Anhäufung<br />
von Blutplättchen hemmt.<br />
Broccoli - Brassica oleracea var. italica (Brassicaceae)<br />
Wirkung: wirksam gegen Krebs und als Antioxidant<br />
Medizinische Anwendung: Gegen Prostatakrebs und einige andere Krebsarten<br />
Malve - Malva sylvestris L. (Malvaceae)<br />
Wirkung: bei trockenem Husten; Reizung der Mund-, Rachen- oder Magenschleimhaut<br />
Anwendung: Sie wird medizinisch innerlich als Linderungsmittel verwendet, wobei gekochte<br />
junge Blätter genommen werden, und äußerlich als „Weichmacher“, im Sinne eines natürlichen<br />
Mittels zur Hautbehandlung.<br />
Fenchel Foeniculum vulgare Miller subsp. vulgare var. vulgare (Bitter fennel) (Apiaceae)<br />
Foeniculum vulgare Miller subsp. vulgare var. dulce (Sweet fennel)<br />
61
Wirkung: entspannt den Schließmuskel und verringert Spasmen des Magen-Darm-Trakts,<br />
wirkt als Expektorans (fördert den Auswurf von Bronchialsekret) im Atmungstrakt, erhöht<br />
die mukoziliäre Clearance der Bronchien (Selbstreinigungsmechanismus), wirkt östrogenbildend,<br />
erhöht den Milchfluss.<br />
Anwendung: Dyspeptische Beschwerden des oberen Magen-Darm-Trakts, einschließlich<br />
Schmerzen, Übelkeit, Aufstoßen und Sodbrennen; chronische nicht-spezifische Kolitis mit<br />
Diarrhöe oder Verstopfung; Koliken bei Kleinkindern.<br />
Ingwer - Zingiber officinale Roscoe (Zingiberaceae)<br />
Wirkung: Die Kommission E billigte die innere Anwendung von Ingwer gegen Dyspepsie<br />
und Vorbeugung gegen Reisekrankheit.<br />
Ginseng Panax ginseng (Asian Ginseng)<br />
Panax quinquefolius (American Ginseng) (Araliaceae)<br />
Wirkung: adaptogen (verbesserte Anpassungsfähigkeit des Organismus an außergewöhnliche<br />
Belastungen und Schutz vor Infekten, durch Stärkung des Körpers bei Müdigkeits- und<br />
Schwächegefühl), immunomodulatorische Wirkung, verbessert sowohl die mentale als auch<br />
die physische Leistung, senkt die Blutglukose und reguliert den Blutdruck.<br />
Anwendung: Gegen Stress und für mentale Gesundheit, die physische und sexuelle Leistung<br />
wird erhöht.<br />
Grüner Tee - Camellia sinensis L. Kuntze (Syn. Thea sinensis) (Theaceae)<br />
Wirkung: Grüner Tee wird bei Magenverstimmung, Übelkeit, Diarrhöe, zur Vorbeugung<br />
gegen die Entstehung von Zahnkavität (Zahnhohlräume), zum Senken des Cholesterinspiegels,<br />
als Antioxidant, zur Krebsprophylaxe und als Stimulans angewendet.<br />
Anwendung: Grüner Tee als Infusion und Extrakte von seinen Blättern.<br />
Weißdorn - Crataegus monogyna Jacq. Emend. Lindm. (Rosaceae)<br />
Wirkung: Kardiotonisch (herzstärkend), weitet die Blutgefäße, entspannend und Antioxidant.<br />
Anwendung: Weißdorn wird heute zur Behandlung von Angina und Erkrankungen der Herzarterien<br />
angewendet. Es ist auch nützlich bei leichter Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen.<br />
Es funktioniert gut, es kann aber einige Monate dauern bis achtbare Ergebnisse<br />
erreicht werden. Wie viele Kräuter funktioniert Weißdorn im Einklang mit dem körpereigenen<br />
physiologischen Prozess und es dauert seine Zeit bis eine Veränderung eintritt. Man<br />
hat herausgefunden, dass Weißdorn den normalen Blutdruck wieder herstellen kann. Kombiniert<br />
mit Ginkgo biloba wird Weißdorn benutzt, schlechte Gedächtnisleistungen zu verbessern.<br />
Die Wirksamkeit hängt von der Leistungsfähigkeit seiner Antioxidantien ab.<br />
Hopfen - Humulus lupulus L. (Cannabinaceae)<br />
Wirkung: Tonikum, Diuretikum, Diaphoretikum, Stomachikum,<br />
62
Spasmolytikum und Sedativum.<br />
Anwendung: Hopfen wird als Sedativum genutzt, besonders in Extraktform kombiniert mit<br />
anderen sedativen Drogen, gegen Ruhelosigkeit, Übererregbarkeit, nervöse Schlaflosigkeit<br />
und Stresszustände. Außerdem ist es ein Tonikum, Diuretikum und Magenmittel.<br />
Süßholz - Glycyrrhiza glabra L. (Fabaceae)<br />
Wirkung: schleimlösend, hustenlindernd, antioxidant<br />
Anwendung: Bei Bronchialbeschwerden und Grippe als auch gegen Zwölffingerdarm- und<br />
Magengeschwüren.<br />
Linde Tilia cordata Mill.<br />
Tilia platyphyllos Scop. (Tiliaceae)<br />
Wirkung: Diaphoretisch (schweißtreibend), hypotensiv (blutdrucksenkend), antispasmodisch<br />
(krampflösend), diuretisch (harntreibend), sedativ (beruhigend, dämpfend).<br />
Anwendung: Linde wird angewendet, um Schwitzen bei fiebrigen Erkältungen und Infektionen<br />
anzuregen, Verstopfungen der Nase zu reduzieren und Halsreizungen und Husten zu<br />
lindern. Linde hat einen sedativen Effekt und wird bei nervösem Herzklopfen und hohem<br />
Blutdruck angewendet. Sie wird auch benutzt in Lotionen für juckende Haut.<br />
Brennnessel - Urtica dioica L. (Urticaceae)<br />
Wirkung: antioxidant, antimikrobiell, heilt Wunden und Furunkel, analgesisch (schmerzstillend),<br />
immunostimu-lant (immumsystemstärkend), hypotensiv (blutdrucksenkend), hypoglykämisch<br />
(blutzuckersenkend), entzündungshemmend<br />
Anwendung: oberirdische Teile werden für rheumatische Erkrankungen, Gebärmutterblutung<br />
und Ekzeme genutzt. Die Wurzeln anwendbar bei der Symptombehandlung bei Störungen<br />
im Harnsystem wie Nokturie (häufiges nächtliches Wasserlassen), Pollakisurie<br />
(häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen), Harnzwang und Harnverhalten bei bösartiger<br />
Prostatavergrößerung.<br />
Pfefferminze - Mentha x piperita L. (Lamiaceae)<br />
Wirkung: Gastrointestinal spasmolytisch (auf den Magen-Darm-Trakt bezogen, entkrampfend),<br />
windtreibend; erhöht die Produktion von Gallenflüssigkeit; reduziert die Hustenhäufigkeit;<br />
beruhigend für das zentrale Nervensystem; lokal anästhetisch.<br />
Anwendung: Angewendet bei der Behandlung von Symptomen von Verdauungsstörungen<br />
wie Dyspepsie, Blähungen und Gastritis.<br />
Purpurner Sonnenhut - Echinacea pallida (Nutt.) Nutt. (Asteraceae)<br />
Wirkung: Die Wirkung der Echinacea ist auf das unspezifische zellulare Immunsystem ausgerichtet.<br />
Die Anzahl der weißen Blutkörper und Milzzellen wird erhöht, die Leistung für die Phagocytose<br />
durch menschliche Granulocyten wird aktiviert und die Körpertemperatur erhöht.<br />
Anwendung: Fieber und Erkältungen. Die Wurzeln werden als unterstützende Therapie bei<br />
63
grippeähnlichen Infektionen genutzt.<br />
<br />
Rosmarin - Rosmarinus officinalis L. (Lamiaceae)<br />
Wirkung: Die ESCOP listet seine innere Anwendung für die Verbesserung von Leber- und<br />
Gallenfunktion und bei dyspeptischen Beschwerden und seine äußere Anwendung als Zusatztherapie<br />
bei rheumatischen Erkrankungen, peripheren Kreislaufstörungen, die Beschleunigung<br />
der Wundheilung und als mildes Antiseptikum auf.<br />
Anwendung: 4-6 g geschnittene Blätter für Infusionen, Pulver, Trockenextrakte und andere<br />
galenische Zubereitungen für die innere und äußere Anwendung.<br />
Salbei - Salvia officinalis L. (Lamiaceae)<br />
Wirkung: als Antioxidans, entzündungshemmend, antimikrobiell, windtreibend, schwach<br />
spasmolytisch, adstringierend, als Antitranspirant (hemmt Schwitzen). Stimulans und Tonikum<br />
für die Verdauung und das Nervensystem. Aktuelle Humanstudien haben positive Wirkung<br />
von Salbeiblättern auf die kognitive Leistung und die Stimmungslage bei gesunden<br />
jungen Probanden und die kognitive Funktion bei älteren Patienten mit schwacher und gemäßigter<br />
Ausprägung von Alzheimer gezeigt. Es wurde berichtet, dass die Anwendung des reinen<br />
Öls in größeren Dosen bei Kindern zu epileptischen Krämpfen führen kann. Deshalb<br />
sollte es nicht für Kinder empfohlen werden.<br />
Anwendung:<br />
Innerlich: Verdauungsstörungen wie Dyspepsie, Blähungen, schlechte Verdauung und Völlegefühl<br />
[37-40]; zur Reduzierung von exzessivem Schwitzen z.B. in der Menopause. Auch genommen<br />
als sanftes, stimulierendes Tonikum.<br />
Örtlich (als Mundspülung und zum Gurgeln): Entzündungen der Mund- oder Rachenschleimhaut,<br />
wie Pharyngitis, Tonsillitis, Stomatitis, Gingivitis und Glossitis.<br />
Baldrian - Valeriana officinalis L. (Valerianaceae)<br />
Wirkung: sedativ (beruhigend), leicht hypnotisierend, antispasmodisch, antihypertensiv und<br />
karminativ (gegen Blähungen).<br />
Anwendung: Tee und Tinktur aus Baldrianwurzel werden als Sedativum bei nervlicher Anspannung,<br />
Ruhelosigkeit, Einschlafschwierigkeiten, Stress und Angstzuständen angewendet.<br />
Außerdem ist es gut gegen rheumatische Schmerzen, Migräne und Kolitis.<br />
Walnuss - Juglans regia L. (Juglandaceae)<br />
Wirkung: adstringent, antifungal, bakterizid<br />
Innere Anwendung: bei Magen-Darm-Krankheiten, antidiuretisch (harntreibend).<br />
8.2.2 Ergänzende Hinweise zu den Theoriestunden<br />
Die Inhalte des Moduls 4 sind aufbereitet als Powerpointpräsentation auf der CD-ROM MO-<br />
DULE (siehe Anlage zum Handbuch) zu finden. Modul 4 besteht aus 2 Teilen, die unab-<br />
64
hängig voneinander genutzt werden können. Die Zielstellungen und verbindlichen Inhalte<br />
zu Modul 4 beziehen sich ausschließlich auf den ersten Teil der Powerpoint-Präsentation.<br />
Der zweite Teil der Powerpoint-präsentation zeigt alphabetisch geordnete Monografien verschiedener<br />
Heilpflanzen und Kräuter. Die Monografien können vom Kursleiter in anderen<br />
Modulen ebenfalls vorgestellt werden (vgl. Kapitel 11, PAGEREF _Ref203974856 \h 4).<br />
8.3 Ziele der praktischen Übungen<br />
Grobziel des 4. Moduls:<br />
- die Teilnehmer sollen anhand praktischer Erfahrungen verschiedene Heil- und<br />
Gewürzkräuter sammeln, aufbewahren und unterscheiden können,<br />
Feinziele des 4. Moduls:<br />
- die Teilnehmer sollen klassische Gewürz- und Küchenkräuter kennen lernen<br />
- die Teilnehmer sollen klassische Hausmittelkräuter z.B. Pfefferminze, Kamille,<br />
Meerrettich und Salbei kennen lernen,<br />
- die Teilnehmer sollen spezielle Arzneipflanzen z.B. Ringelblume, Holunder und<br />
Heidelbeeren kennen lernen,<br />
- die Teilnehmer sollen klassische Wildgemüse z.B. Bärlauch kennen lernen,<br />
- die Teilnehmer sollen Verwechslungen zwischen Heilpflanzen ausschließen können,<br />
- die Teilnehmer sollen die Bestanderhaltung und den Schutz der Artenvielfalt beim<br />
Sammeln berücksichtigen.<br />
8.3.1 Inhalte von praktischen Übungen<br />
Zu den praktischen Inhalten des 4. Moduls gehört eine mindestens 2-tägige Kräuterwanderung,<br />
die die Teilnehmer durch erfahrende Botaniker bzw. Pharmazeuten in die Lage versetzen<br />
soll, Heil-, Gewürz- und Küchenkräuter zu bestimmen.<br />
8.3.2 Ergänzende Hinweise zu den praktischen Übungen<br />
Während der Kräuterwanderung sollten die Teilnehmer fachkundlich geführt werden, da<br />
ausschließlich Fachleute, mit einem entsprechenden Berufsabschluss, die Teilnehmer so instruieren<br />
können, dass eintretende Gefahren, hinsichtlich Verwechslungen von Pflanzen<br />
etc., auszuschließen sind. An dieser Stelle soll auf die Verantwortung des Kursleiters für die<br />
Kursteilnehmer hingewiesen werden. Laien sind durchaus in der Lage Heilpflanzen zu identifizieren,<br />
jedoch sollten diese Kenntnisse nur für den Eigenbedarf eingesetzt werden und<br />
nicht im Rahmen dieses Kurses angewandt bzw. vermittelt werden.<br />
Schützen Sie Ihre Teilnehmer, indem Sie die Vermittlung dieses Wissens Fachleuten überlassen!<br />
9 Didaktisch/methodische Hinweise zu Modul 5<br />
9.1 Zeitlicher Umfang<br />
Theorie 24 Stunden<br />
65
9.2 Ziele der Theoriestunden<br />
<br />
Grobziel des 5. Moduls:<br />
- die Teilnehmer sollen einen Überblick über die Wirkungsweise der modernen Medizin<br />
und der traditionellen Medizin bekommen,<br />
Feinzeile des 5.Moduls:<br />
- die Teilnehmer sollen sich mit den Grenzbereichen und den Schnittstellen der<br />
modernen Medizin und der Naturmedizin auseinandersetzen,<br />
- die Teilnehmer erhalten einen Einblick in die Komplementärmedizin und erkennen<br />
ihre Bedeutung.<br />
9.2.1 Hintergrundinformationen zu den Theoriestunden<br />
9.2.1.1 Historischer Hintergrund<br />
Die Kräutermedizin ist eine populäre Form der Gesundheitsfürsorge geworden. Die Einnahme<br />
von Medizin auf Pflanzenbasis und anderer pflanzlicher Stoffe hat sich im Westen in<br />
den letzten Jahren um das Vielfache erhöht; zwischen 1990 und 2000 wurde in den USA ein<br />
Anstieg von über 380% verzeichnet. Der weltweite Verkauf von Kräuterprodukten, einschließlich<br />
Kräutermedizin beläuft sich schon auf über 100 Milliarden Dollar und soll bei der<br />
gegenwärtigen Wachstumsrate in den nächsten 20 Jahren die 1 Billion übersteigen. Historisch<br />
gesehen wurden unsere medizinischen Praktiken vor etwa zwei Jahrhunderten hauptsächlich<br />
von Medizin auf Pflanzenbasis dominiert. Dennoch nahm die medizinische Anwendung von<br />
Kräutern im Westen schnell ab, als berechenbarere synthetische Medikamente allgemein verfügbar<br />
wurden. Im Gegensatz dazu profitierten viele Entwicklungsländer weiterhin vom reichen<br />
Wissen der Pflanzenheilkunde. Zum Beispiel werden die Ayurveda- Medizin in Indien,<br />
die Kampo-Medizin in Japan, die traditionelle chinesische Medizin und die Unani-Medizin<br />
im Mittleren Osten und Südasien noch immer von einer großen Mehrzahl der Menschen angewendet.<br />
Kräutermedizin<br />
Historische Praktiken bestimmen die Art wie Kräutermedizin gestaltet und in der Praxis angewendet<br />
wird. Detaillierte Quellen sind Pharmakopöen, einheimisches Wissen, wissenschaftliche<br />
Literatur und andere dokumentierte Quellen. In einigen Fällen, z.B. China, gibt<br />
es gut definierte Verfahrensweisen, die gut in Pharmakopöen, die fast 200 Jahre zurückreichen,<br />
und anderen Monographien dokumentiert sind. Das ist jedoch nicht immer der Fall<br />
und in einigen Ländern wird die Wissensgrundlage konstant abgebaut. Die Einheimischen<br />
stellen im Allgemeinen fest, dass Kräutermedizin auf traditionelle Art zubereitet werden<br />
muss, um als solche bezeichnet zu werden. In der jüngsten Zeit der Kräuterrenaissance hat<br />
sich die Anwendung von Kräutermedizin in westlichen Gesellschaften über die letzten zwei<br />
Jahrzehnte beständig erweitert. In dieser Hinsicht gibt es einen anhaltenden Bedarf an der<br />
Katalogisierung der aktuellen Anwendungen von Heilpflanzen.<br />
66
Verschiedene bekannte Medikamente werden aus Pflanzen gewonnen. Dazu gehören Morphin,<br />
Digitoxin, Quinin, Ephedrin, Colchisin, Atropin, Reserpin und Taxol. Aktuelle Inhaltsstoffe,<br />
die in Nutrazeutika (gesundheitsfördernde Lebensmittel) und<br />
Nahrungsergänzungsmitteln vorkommen, sind z.B. Resvatrol, Omega-Fettsäuren, Lycopen,<br />
das Koenzym Q10, Bioflavonoide, Haiknorpel, Phytoöstrogene usw.<br />
Die Entwicklung in der Anwendung von Heilpflanzen<br />
Die jeweilig angewandte Pflanzenverarbeitung, Trocknung, mechanisches Zerkleinern, Lösungsextraktion<br />
( wässrige oder organische Lösungsmittel, z.B. Äthanol oder andere), beeinflusst<br />
die Endqualität der Kräuter.<br />
Analytische Verfahren können benutzt werden, um die in den Kräutersubstanzen vorhandenen<br />
Wirkstoffe zu bestimmen. Standardisierte Extrakte werden mit Äthanol entzogen und<br />
können als Phytomedizin bezeichnet werden. Unterschiede in den Niveaus der Wirkstoffe in<br />
Kräutersubstanzen können von der Örtlichkeit oder vom den jährlichen Wachstumszyklen<br />
abhängen. Kräuterprodukte werden als Kräutermaterial definiert, das Patienten verabreicht<br />
wird und sind Mixturen aus Kräutersubstanzen und anderen Bestandteilen. Die Bedeutung<br />
der Kräutermedizinpraktiken wird durch den Fakt belegt, dass 20% der Weltbevölkerung<br />
80% der Gesundheitsbetreuung erhalten.<br />
Ist die Regel „ Konsultieren Sie vor der Anwendung stets einen<br />
Fachmann“ bei Kräuterprodukten angemessen?<br />
Insgesamt kann Kräutermedizin das Risiko nachteiliger Wirkungen oder von Wechselwirkungen<br />
zwischen Medikamenten oder zwischen Nahrungsmitteln und Medikamenten in<br />
sich tragen, wenn sie nicht richtig beurteilt wird. Aber es gibt Fallberichte über ernsthaft<br />
nachteilige Erscheinungen nach der Gabe von Kräuterprodukten.<br />
In den meisten Fällen kam die Giftigkeit von verunreinigenden Substanzen und Verfälschung.<br />
Einige der Pflanzen, die in der Kräutermedizin genutzt werden, können auch hochgiftig<br />
sein. Die Einschätzung toxischer Wirkungen von Pflanzenbestandteilen einer<br />
Kräuterrezeptur bedarf detaillierter phytochemischer und pharmakologischer Untersuchungen.<br />
Es ist aber sicher anzunehmen, dass basierend auf menschlicher Erfahrung - verschiedene<br />
Kulturen die Verwendung giftiger Pflanzenstoffe schon eliminiert haben und aktuelle Berichte<br />
über Giftigkeit hauptsächlich auf eine falsche Identifikation oder Überdosierung zurückzuführen<br />
sind.<br />
Die Wirksamkeit der Medizin misst sich daran, wie eine Behandlung die Gesundheit und das<br />
Wohlbefinden verbessern kann. Das ist ein zentraler Punkt in der modernen Debatte über<br />
Kräutermedizin. Der Gebrauch dieser Gruppe von Medikamenten ist oft gerechtfertigt durch<br />
ihre lange Anwendung – in einigen Fällen seit prähistorischen Zeiten. Aber die jahrhundertealte<br />
Weisheit garantiert nicht zwangsläufig, dass das entsprechende Produkt bei angemessener<br />
Spezifität wirksam ist. Der Begriff „ wirksam“ hat jedoch eine relative Bedeutung,<br />
67
da er von den Vertretern der traditionellen Medizin (zu der auch die Kräutermedizin gehört)<br />
und den Verfechtern der so genannten modernen Medizin (konventionelle Medizin) unterschiedlich<br />
interpretiert werden kann.<br />
9.2.1.2 Traditionelle und moderne Medizin – wo ist die Schnittstelle?<br />
Die traditionelle Medizin<br />
Die traditionelle Medizin wendet die ganzheitliche Methode an, bei der die physische, spirituelle<br />
(die die mentale einschließt) und meistens das soziale Wohlergehen einer Person in Betracht<br />
gezogen werden, wenn eine Behandlung geplant wird. So kann der medizinische Wert<br />
eines Produktes in engem Zusammenhang mit seinen Ernährungs- und psychologischen<br />
Aspekten stehen. Obwohl diese Philosophie heutzutage nicht bewusst von vielen traditionellen<br />
Medizinern verfolgt wird, ist es eine natürliche Folge ihres Systems, dass die Wirksamkeit<br />
ihrer Behandlung nicht einfach nach physiologischen und biochemischen<br />
Indikatoren beurteilt werden kann.<br />
Die moderne Medizin<br />
Andererseits konzentriert sich die moderne Medizin basierend auf spezifische ethiopathologische<br />
Dinge doch mehr auf eine spezielle Krankheit. Obwohl die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) Gesundheit in Hinsicht auf das physische und mentale Wohlbefindens<br />
definiert hat, wendet die moderne medizinische Praxis de facto diese integrierte Methode in<br />
den meisten Fällen nicht an.<br />
Die soziokulturellen und philosophischen Fragen, die das Studium der Kräutermedizin komplizieren,<br />
können praktisch angewendet werden, wenn wir sie in unsere klinische Praxis integrieren<br />
können. Dies erfordert ein Verständnis, dass Gesundheit nicht nur eine<br />
medizinische Frage ist, sondern auch eine sozioökonomische und kulturelle.<br />
Die wissenschaftliche Rechtfertigung der Kräutermedizin<br />
Von den Verfechtern der konventionellen Medizin muss auch verstanden werden, dass ein<br />
Medikament nicht unbedingt ein reines Präparat sein muss. Wenn Droge als wirksames „Behandlungsmaterial“<br />
definiert ist, dann ist es leichter, sich auf einen gemeinsamen Punkt für<br />
unterschiedliche Medizinsysteme zu einigen. Wenn die Prinzipien zur Einschätzung der Wirksamkeit<br />
innerhalb der Grenzen der wissenschaftlichen Methoden flexibilisiert werden können,<br />
dann kann die Kräutermedizin ein Beispiel für die Herbeiführung eines Konsenses<br />
zwischen den verschiedenen Systemen sein.<br />
Von der traditionellen zur modernen Medizin<br />
Ein Weg, die philosophische Lücke zwischen diesen zwei Systemen zu minimieren (und so<br />
ein integriertes Herangehen einzuführen), ist das WHO-Konzept einer Gesundheit, die die<br />
besten Teile beider Systeme betont. Durch dieses „Ein Medizinsystem“ können wir in der<br />
Lage sein, die passenden Indikatoren für Wirksamkeit zu entwickeln und die praktische Methodik,<br />
um sie zu testen. Das erfordert Offenheit und Verständnis von beiden Seiten.<br />
68
9.2.1.3 Fazit<br />
<br />
Es gibt die Notwendigkeit mit chemischer Standardisierung, biologischen Untersuchungen,<br />
Tiermodellen und klinischen Versuchen an die wissenschaftliche Beweisführung und klinische<br />
Absicherung für Pflanzen und Pflanzenpräparate heranzugehen. Die existierenden Technologien<br />
sind nicht angemessen für vollständige Analysen der Bestandteile. In den meisten<br />
Entwicklungsländern sind die Kosten für Analysen und Standardisierung noch zu hoch, besonders<br />
für kleine Hersteller. Des Weiteren erschwerten die Nichtverfügbarkeit von Instrumenten<br />
und Infrastruktur, Fachwissen und Personal den Fortschritt bei der<br />
Standardisierungstechnologie. Unbearbeitete Drogen werden entsprechend der Pharmakopöemonographie<br />
standardisiert. Ein neues Paradigma zum Konzept der Standardisierung<br />
und therapeutischen Absicherung von Kräutermedizin könnte nötig sein, um das Problem<br />
anzugehen. Die Hauptherausforderung für die Wissenschaftler ist es deshalb, für die Standardisierung<br />
von Kräuterprodukten eine einfache, erschwingliche und zuverlässige Standarisierungsmethode<br />
oder ein Protokoll zu formulieren.<br />
9.2.2 Ergänzende Hinweise zu den Theoriestunden<br />
Die Inhalte des Moduls 5 sind aufbereitet als Powerpointpräsentation auf der CD-ROM MO-<br />
DULE (siehe Anlage zum Handbuch) zu finden.<br />
10 Hinweise zur Selbstkontrolle des erworbenen Wissens<br />
10.1 Fragebögen<br />
Die im Folgenden dargestellten Fragebögen sind ein Vorschlag, wie die einzelnen Kursstunden<br />
methodisch variiert werden können. Dem Kursleiter ist es freigestellt diese Fragebögen<br />
einzusetzen oder in adaptierter Form zu verwenden. Auch zum Einstieg in den Kurs, um mit<br />
den Kursteilnehmern ins Gespräch zu kommen, ist es möglich einen der Bögen einzusetzen.<br />
Die hier abgedruckten Fragebögen sind die Kopiervorlage für den Kursleiter und nicht auf<br />
der beiliegenden CD-ROM zu finden.<br />
Für das Kräuterquiz ist es notwendig, dass der Kursleiter eine diverse Anzahl an Kräutern und<br />
Gewürzen bereithält. Empfehlenswert sind Kräuter und Gewürze, die in den Kursen behandelt<br />
bzw. in den Monografien vorgestellt werden.<br />
10.1.1 Kräuterquiz<br />
Wer ist die beste Kräuterhexe oder der beste Kräutermeister?<br />
Welche Kräuter und Gewürze befinden sich in den nummerierten Gefäßen?<br />
Tasten, riechen und schmecken Sie!<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
8.<br />
69
10.1.2 Ernährungsfragebogen 1<br />
<br />
1. Welche Nährstoffe sind für die Energieversorgung des Körpers am wichtigsten?<br />
1 Vitamine<br />
2 Eiweiße<br />
3 Kohlenhydrate<br />
4 Hormone<br />
5 Alkohol<br />
6 Wasser<br />
7Fett<br />
8 Mineralstoffe<br />
2. Was verstehen Sie unter Kalorien oder Joule?<br />
1 Fettgehalt der Nahrung<br />
2 Kohlenhydratgehalt der Nahrung<br />
3 Anteil künstlicher Konservierungsmittel in der Nahrung<br />
4 Energiegehalt in Lebensmitteln<br />
5 Energieabgabe bei Bewegung<br />
6 Eiweißgehalt der Nahrung<br />
3. Wie viel Salz muss ein gesunder Erwachsener zusätzlich zu den üblichen<br />
Nahrungsmitteln aufnehmen?<br />
1 Eine Messerspitze<br />
2 Einen gestrichenen Teelöffel<br />
3 Einen gehäuften Teelöffel voll<br />
4 Einen gestrichenen Esslöffel<br />
5 Gar nichts, weil durch die üblichen Nahrungsmittel der Bedarf bereits gedeckt ist<br />
4. Was bewirken Ballaststoffe?<br />
1 Verstopfung<br />
2 Füllen den Magen und geben ein Sättigungsgefühl<br />
3 Sorgen für gute Verdauung<br />
4 Können Darmkrankheiten vorbeugen<br />
5 Entziehen dem Körper Mineralstoffe<br />
6 Machen dick<br />
7 Belasten den Kreislauf<br />
8 Bewirken gar nichts<br />
70
5. Wie soll man sich verhalten, wenn eine Brotscheibe schimmelige Stellen hat<br />
1 Man soll die schimmeligen Stellen wegschneiden<br />
2 Man soll die ganze Scheibe wegwerfen<br />
3 Man kann es für Brösel oder Brotsuppe verwenden<br />
4 Man kann es rösten, weil dann der Schimmel ungefährlich ist<br />
5. Man sollte es schnell verbrauchen<br />
6. Wählen Sie die Nahrungsmittel aus, die zum Abnehmen gut geeignet sind!<br />
1 Grüner Salat<br />
2 Fisch<br />
3 Limonade<br />
4 Reis<br />
5 Diabetiker-Lebensmittel<br />
6 Gebundene Suppen<br />
7 Mineralwasser<br />
8 Fruchtjogurt<br />
7. Wovon ist die Menge der Nahrungsmittel, die der Körper zum Leben benötigt, im<br />
Wesentlichen abhängig?<br />
1 Vom Alter<br />
2 Von der Tageszeit<br />
3 Vom Wassergehalt des Körpers<br />
4 Von der körperlichen Aktivität<br />
5 Vom Nahrungsangebot<br />
8. Welche körperlichen Leiden können durch eine Verminderung des Übergewichtes<br />
gebessert bzw. behoben werden?<br />
1 Krebs<br />
2 Bluthochdruck<br />
3 Tbc<br />
4 Grippe<br />
5 Diabetes mellitus<br />
6 Anämie/ Blutarmut<br />
Frage Frage<br />
1. 2,3,7 5. 2<br />
2. 4,5 6. 1,2,7<br />
3. 5 7. 1,4<br />
4. 2,3,4 8. 2,5<br />
von: Prof. Dr. Volker Pudel AUTHOR (veränderte Fassung)<br />
71<br />
Antworten
10.1.3 Lebensmittelkreis<br />
<br />
1. Wie heißen die Lebensmittelgruppen? Beschriften Sie die Grafik!<br />
2. Iss reichlich pflanzliche Lebensmittel! Welche Lebensmittel sind gemeint?<br />
3. Iss ausreichend tierische Lebensmittel! Welche Gruppen sind gemeint?<br />
4. Iss wenig Fett und fettreiche Lebensmittel! Was bedeutet das?<br />
5. Ordnen Sie die im Lebensmittelprospekt angebotenen Lebensmittel den Gruppen zu.<br />
Erfüllt das Angebot die Forderungen an vollwertiges Essen und Trinken?<br />
72
10.1.4 Bleiben Sie in Bewegung<br />
<br />
Überlegen Sie zu allen Fragen realistische Wünsche, die Sie auf Dauer realisieren können<br />
und wollen.<br />
1. Bewerten Sie Ihr Körpergewicht nach BMI.<br />
2. Sind Sie mit Ihrem Körpergewicht zufrieden? Sind Sie mit Ihrer Figur zufrieden?<br />
Welche Wünsche haben Sie?<br />
3. Sind Sie ein bewegungsfreudiger Mensch? Beschreiben Sie Ihr Bewegungsverhalten<br />
als Kind, Jugendlicher und heute.<br />
Alter in Jahren Einflüsse auf meine Mein Verhalten:<br />
Bewegungsbiografie<br />
5 Stadtwohnung, keine Spielplätze ab und zu Roller fahren<br />
4. Wie können Sie sich im Alltag mehr bewegen? Z.B. täglich Morgengymnastik, mit<br />
dem Rad zur Arbeit/ zum Einkaufen, Treppensteigen und zu Fuß gehen…<br />
5. Treiben Sie regelmäßig in Ihrer Freizeit Sport? Wenn ja, welche Sportart, wie oft?<br />
Z.B. Schwimmen, Joggen, Walking, Tennis, Tanzen …<br />
6. Sportangebote gibt es in Ihrer Nähe? Was würde Ihnen Spaß machen?<br />
Z.B. Wanderverein, Lauftreff, Schwimmbad, Wellness/Fitness-Club …<br />
73
10.1.5 Gesundheitsfragebogen<br />
Gewohnheiten:<br />
<br />
74<br />
Ja Nein<br />
Haben Sie sich bisher relativ wenig Gedanken ums Essen gemacht? ❍ ❍<br />
Essen Sie meist das, was gerade da ist? ❍ ❍<br />
Ist Ihnen Einkaufen und Kochen lästig? ❍ ❍<br />
Essen Sie gewöhnlich ziemlich schnell, d.h. höchstens 10 min pro Mahlzeit? ❍ ❍<br />
Verzichten Sie oft aufs Frühstück? ❍ ❍<br />
Essen Sie öfters im Stehen? ❍ ❍<br />
Naschen Sie häufig zwischendurch? ❍ ❍<br />
Essen Sie manchmal aus Langeweile, bei Stress, wenn Sie Probleme belasten? ❍ ❍<br />
Essen Sie manchmal so viel, dass Ihnen hinterher der Magen und das schlechte<br />
Gewissen drückt? ❍ ❍<br />
Essen Sie jeden Tag Fleisch? ❍ ❍<br />
Haben Sie in letzter Zeit wenig Gemüse, Salat und Obst gegessen? ❍ ❍<br />
Nehmen Sie sich nur an Wochenenden oder besonderen Gelegenheiten Zeit zum Essen? ❍ ❍<br />
Nehmen Sie lieber den Fahrstuhl oder die Rolltreppe, als die Treppen zu Fuß hoch zu steigen? ❍ ❍<br />
Legen Sie am liebsten nach der Arbeit die Füße hoch und ruhen sich aus? ❍ ❍<br />
Fahren Sie lieber mit Auto und Bus anstatt mit dem Fahrrad und gehen Sie selten zu Fuß? ❍ ❍<br />
Sind Sie unzufrieden mit Ihrer Figur, Ihrem Gewicht? ❍ ❍<br />
Wie viele der Fragen haben Sie mit “ja” beantwortet?<br />
Je weniger, umso besser für Sie. Wenn Sie jedoch relativ viele Fragen mit „ja“ beantwortet haben,<br />
sollten Sie etwas ändern.<br />
Überlegen Sie sich, welche Möglichkeiten für Sie in Ihrem Alltag in Frage kommen.
10.1.6 Ernährungsfragebogen 2<br />
Wissenstest<br />
<br />
Welche der Aussagen sind richtig und welche sind falsch? Kreuzen Sie an!<br />
Falsch Richtig<br />
1. Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe stecken vorwiegend im Mehlkörper<br />
und Keimling eines Getreidekorns. ❍ ❍<br />
2. Die Gesundheitskampagne lautet: 4 am Tag - Gemüse und Obst ❍ ❍<br />
3. Lebensmittel, die mit dem Jodsiegel versehen sind, sind besser als solche, bei<br />
denen kein jodiertes Kochsalz zugesetzt wurde. ❍ ❍<br />
4. Tiefgefrorenes Gemüse ist eine Alternative für Frisches. ❍ ❍<br />
5. Mindestens einmal pro Woche Seefisch essen, so lautet die Empfehlung. ❍ ❍<br />
6. Fett ist lebensnotwendig, denn es versorgt uns mit Fettsäuren und wasserlöslichen<br />
Vitaminen. ❍ ❍<br />
7. Unsere Knochen brauchen täglich Calcium in Form von Milch, Käse oder<br />
anderen Milchprodukten. ❍ ❍<br />
8. Mit einer Stunde Sport in der Woche lässt sich der tägliche Energieverbrauch<br />
deutlich steigern. ❍ ❍<br />
9. Wir sollten täglich reichlich stärkereiche Lebensmittel wie Brot, Nudeln und<br />
Reis essen, aber wenig fettreiche Produkte. ❍ ❍<br />
10. Wer vollwertig essen und trinken möchte, darf nicht naschen. ❍ ❍<br />
11. Ein BMI zwischen 25 und 29.9 bedeutet Normalgewicht. ❍ ❍<br />
75
Wissenstest (Lösungen)<br />
<br />
Welche der Aussagen sind richtig und welche sind falsch? Kreuzen Sie an!<br />
1. Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe stecken vorwiegend im Mehlkörper<br />
76<br />
Falsch Richtig<br />
und Keimling eines Getreidekorns. ❍ ❍<br />
2. Die Gesundheitskampagne lautet: 4 am Tag - Gemüse und Obst ❍ ❍<br />
3. Lebensmittel, die mit dem Jodsiegel versehen sind, sind besser als solche, bei<br />
denen kein jodiertes Kochsalz zugesetzt wurde. ❍ ❍<br />
4. Tiefgefrorenes Gemüse ist eine Alternative für Frisches. ❍ ❍<br />
5. Mindestens einmal pro Woche Seefisch essen, so lautet die Empfehlung. ❍ ❍<br />
6. Fett ist lebensnotwendig, denn es versorgt uns mit Fettsäuren und wasserlöslichen<br />
Vitaminen. ❍ ❍<br />
7. Unsere Knochen brauchen täglich Calcium in Form von Milch, Käse oder<br />
anderen Milchprodukten. ❍ ❍<br />
8. Mit einer Stunde Sport in der Woche lässt sich der tägliche Energieverbrauch<br />
deutlich steigern. ❍ ❍<br />
9. Wir sollten täglich reichlich stärkereiche Lebensmittel wie Brot, Nudeln und<br />
Reis essen, aber wenig fettreiche Produkte. ❍ ❍<br />
10. Wer vollwertig essen und trinken möchte, darf nicht naschen. ❍ ❍<br />
11. Ein BMI zwischen 25 und 29.9 bedeutet Normalgewicht. ❍ ❍
11 Hinweise zur Nutzung der CD-ROMs<br />
Im Anhang des Handbuches befinden sich 2 CD-ROMs, die zur Durchführung und inhaltlichen<br />
Gestaltung der Kurse gedacht sind.<br />
Die erste CD-ROM „MODULE“ enthält die für die einzelnen Module aufbereiteten Folien im<br />
Powerpointformat.<br />
Diese Folien führen inhaltlich durch alle Kurse und sind als verbindliche Materialien in den<br />
Kursen einzusetzen. Dem Kursleiter ist vorbehalten, einzelne Folien nicht zu präsentieren bzw.<br />
in anderen Kursen, als im Handbuch beschrieben und auf CD-ROM zugeordnet, einzusetzen.<br />
Bspw. können Folien aus Modul 2 in Modul 3 verwendet werden. Eine Dopplung der Folien ist<br />
ebenfalls möglich, da einzelne Themen in anderen Modulen in einem anderen Zusammenhang<br />
erklärt werden können. Diese Wiederholungen sind von den Autoren auch erwünscht, da die<br />
Methode der „Wiederholung im anderen Kontext“ zur Festigung des erlernten Wissens beiträgt.<br />
Der 2. Teil des Moduls 4 stellt verschiedenen Heilpflanzen in Form von Monografien vor. Dem<br />
Kursleiter ist es freigestellt, diese Pflanzenmonografien kompakt, innerhalb eines Kurses bzw.<br />
ergänzend während der anderen Kurse, in die Themen einzubinden. Z.B. ist es sinnvoll, die<br />
Brennnessel in Modul 3 im Zusammenhang mit dem Thema Entsäuerung vorzustellen.<br />
Die zweite CD-ROM „VIDEOS“ enthält Zusatzmaterialien zur inhaltlich/methodischen Gestaltung<br />
der Kursinhalte von Module 3 und 5 in Form von Kurzfilmen. Hierbei ist es dem Kursleiter<br />
überlassen die Videos je nach Interesse der Kursteilnehmer einzusetzen. In den Kurzfilmen<br />
werden die Methoden der Herstellung von Wickeln, Auflagen und Kompressen demonstriert.<br />
Die Kurzfilme sind ausschließlich in deutscher Sprache vertont, jedoch werden die Anwendungen<br />
sehr detailliert dargestellt, so dass der Zuschauer auch ohne verbale Erklärungen die Inhalte<br />
der Kurzfilme nachvollziehen kann. Dazu gehören folgende thematische Videos:<br />
- feuchtheiße Kompresse am Knie,<br />
- Ölkompresse als Blasenauflage,<br />
- Ölkompresse im Nacken,<br />
- ruckzuck Dampfkompresse,<br />
- kühle Quarkauflage,<br />
- Zwiebelauflage am Ohr,<br />
- feuchtheiße Nierenauflage,<br />
- temperierter Quarkwickel,<br />
- Wadenwickel beim Kind,<br />
- feuchtheißer Bauchwickel,<br />
- und feuchtheißer Brustwickel.<br />
Zur Unterstützung des Lernprozesses der Teilnehmer sollte der Kursleiter im Anschluss an die<br />
Videodemonstration, einige Anwendungen von den Teilnehmern in Partnerarbeit praktisch herstellen<br />
lassen.<br />
77
12 Schlussbemerkungen<br />
<br />
Die Beschäftigung mit den regionalen Ressourcen für die Förderung und Stabilisierung der Gesundheit,<br />
wie Heilkräuter sie darstellen, ist in den letzten Jahren „Mode“ geworden. Es gibt kaum<br />
ein europäisches Land, in dem nicht eine Vielfalt an Publikationen zu diesem Thema erschienen ist.<br />
Auch die moderne Medizin hat sich in letzter Zeit verstärkt der Phytotherapie zugewandt.<br />
Dennoch ist es falsch, die Beschäftigung mit Naturmedizin als Modeerscheinung abzutun. Sie drückt<br />
viel mehr ein wachsendes (Gesundheits-)Bewusstsein der Menschen aus. Schnelllebigkeit von Produkten<br />
der Nahrungsmittelindustrie, zunehmende Hektik des Lebens befördern einerseits Oberflächlichkeit,<br />
wecken aber andererseits als genau gegenteiligem Effekt den Wunsch nach Einhalten,<br />
nach Besinnung auf Natürliches und Natur als Ausdruck von Stetigkeit und Wahrhaftigkeit. Hinzu<br />
kommt, dass die Preisentwicklung auf dem Pharmasektor und die zunehmende Unterversorgung<br />
weiter Gebiete durch Apotheken zugunsten einer Konzentration in riesigen Einkaufszentren viele<br />
Menschen zwingen, bei gesundheitlichen Problemen auf Mittel zurück zu greifen, die vor Ort vorhanden<br />
sind.<br />
Daher verwundert es nicht, dass das Interesse an dem vorliegenden Projekt sehr breit war. Die einzelnen<br />
Partner brachten sehr unterschiedliche Vorstellungen ein. Ursprünglich geplant als Kurs für<br />
Laien wie Hausfrauen, Rentner, eine breite Palette mehr oder weniger Interessierter, entbrannte<br />
schon bald die Diskussion um wissenschaftliche Sachverhalte. Wie weit geht die Verantwortung des<br />
Kursleiters für selbst hergestellte Präparate und deren Wirkung, sollen Laien überhaupt angeregt<br />
werden, selbst Präparate herzustellen oder gefährden wir damit ihre Gesundheit, wie tief muss das<br />
vermittelte Wissen sein, was passiert, wenn im Kurs gesammelte Pflanzen später mit hochgiftigen<br />
Pflanzen verwechselt werden, sollten nicht besser nur Pharmazeuten oder Ärzte den Kurs durchführen,<br />
wie verhalten wir uns zur traditionellen Schulmedizin – keine der Fragen war unberechtigt.<br />
Dennoch, das bearbeitete Thema ist interessant und es ist vor allem wichtig! Gesundheitsvorsorge,<br />
Selbsthilfe bei kleinen Beschwerden, Besinnung auf die eigene Verantwortung und einfache Möglichkeiten<br />
ihrer Wahrnehmung sind ein Gebot der Zeit.<br />
Die Projektgruppe hat sich daher bemüht, ein Material zusammenzustellen, welches vielfache Umsetzungsmöglichkeiten<br />
bietet und in erster Linie anregen soll, sich mit der Thematik unkompliziert<br />
auseinander zu setzen. Die einzelnen Kursbausteine wurden in Pilotkursen in mehreren Ländern ausprobiert.<br />
Dabei erwies es sich als Vorteil, dass die Nutzung regionaler Ressourcen finanziell wenig<br />
aufwendig ist. Die Natur bietet nahezu kostenlos sehr viel Anschauungsmaterial. Allerdings empfiehlt<br />
es sich, die regionalen Festlegungen zum Natur- und Pflanzenschutz zu beachten.<br />
Methodisch bewanderte Kursleiter können das Material auch gut für unterschiedliche Altersgruppen<br />
adaptieren und so z.B. auch Kinder an die Natur und ihre Reichtümer heranführen.<br />
Ist das Interesse erst einmal geweckt, haben die Kursteilnehmer gute Erfahrungen mit ihren selbst<br />
gesammelten und aufbereiteten Präparaten gemacht, haben sie auf der Suche nach Pflanzen gelernt,<br />
aufmerksam hinzuschauen, erschließen sie sich einen Lebensraum auf neue Art, der für viele Menschen<br />
in den großen Bevölkerungsballungsräumen schon fast verloren schien.<br />
Gesundheitsfürsorge gewinnt auf diese Art eine völlig neue Dimension, die wir uns als Projektgruppe<br />
sehr wünschen.<br />
78
13 Literaturverzeichnis<br />
Literatur zu Modul 1<br />
Aleksijew, A.: Nationale Konferenz zur Geschichte der Medizin, T. 2, Sofia 1981, S.279-282<br />
Apostolow, M.: Istoria na sdraweopaswaneto i sestrinskoto djelo, Sofia Petschjatitza na Isdatjelstwo<br />
BAN, 1996, S.10<br />
Apostolow, M.: Istoria na Medizinata i sozialnowo djelo, Sofia, Isdatjelstwo na BAN, 1994, S.1994,<br />
S.42<br />
Bachmann, R., M.; Burghardt, L.: Kneippen, Gondrom Verlag, Bindlach, 2002<br />
Balatschew, A.: Duchownitzi-letzitjeli w minalogo i sega, Sbornik pokladi, wtori nationalen Kongress<br />
po Istoria na Medizina, belinko Trnowo, 1-4 Noembri 1985, S.20<br />
Dimitrova, Zl.: The heirs of Orpheus – Bulgarian medicine and pharmacy over the centuries in<br />
The Pharmacy, Editiones Roche, Basel, 1996, p. 91.<br />
Fink - Henseler, R. W.: Naturrezepte aus der Hausapotheke, Bewährte Hausmittel für die gesamte<br />
Familie, Gondrom Verlag, Bindlach, 1995<br />
Haban, M.: Pestovanie liecivych rastlin. Nitra, UVTIP NOI Bratislava. 141 p., 1996<br />
Haban, M., Cerna, K.; Dancak, I.: Koreninove rastliny. Nitra, UVTIP NOI Bratislava. 160 p., 2001<br />
Horvatova, E.; Horvath P.: Lieky a liecebna cinnost turcianskych olejkarov v 18.storoci a na zaciatku<br />
19.storocia. Slovensky narodopis 16(5):463-505, 1968<br />
Mugafow, St.: W. Schoschewa, obschtopedagogitscheskaja i defektologitscheskaja deontologia<br />
Plowdiv, Makros 2000, 2001, s.35<br />
Pawlowa, W.: 1300 godini istoritschesko raswitje na medizinata w bulgarskata drschawa, Sbornik pokladi<br />
- Prwi nationalen kongress po istoria na medizinata, Schumen, 1981, S. 4-5<br />
Salamon, I.: The importance of medicinal plants in Czechoslovakia. Focus on Herbs 1(7):1 7, 1991<br />
Saupe, J.: Der Natur- Doktor, Gesundheit aus Heilpflanzen, Naumann und Göbel<br />
Verlagsgesellschaft, Köln, 1986,<br />
Staikowa, R.: Elementi na fisikalnaja medizina w medizinskata praktika w srednowekowia Bulgaria<br />
i pres Wüsraschdaneto, Prwi nationalen kongress po istoria na medizinata, Schumen, 1981, Sbornik<br />
resjumeta, S. 345<br />
Wasiljew, Wl.: Otschenka na staroblgarskata knischnina kato iswor sa istoria na medizinata w Bulgaria,<br />
Wtori nationalen kongress po istoria belinko Trnowo, 1-4 Noembri 1985, S.44<br />
Weltbild (Hrsg.): Hildegard von Bingen, Die umfassende Hildegard – Heilkunde für ein gesundes<br />
und aktives Leben, Weltbild – Verlag, Augsburg,<br />
Wurzer, W.: Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen, Ihre Anwendung und ihre natürliche<br />
Heilkraft, Neuer Kaiser Verlag, Klagenfurt, 1994<br />
Literatur zu Modul 3<br />
Lützner, H.; Million, H.: Rheuma und Gicht, Selbstbehandlung durch Ernährung; 6. Aufl. (2001);<br />
126 Seiten; Urban & Fischer; München – Jena<br />
Wilhelmi de Toledo, F.: Buchinger-Heilfasten: Ein Erlebnis für Körper und Geist (2003); TRIAS-Verlag;<br />
Stuttgart<br />
Bierbach, E.; Herzog, M.: Handbuch Naturheilpraxis – Methoden und Therapiekonzepte. Verlag<br />
Urban & Fischer, München – Jena: 2005. 1134 Seiten.<br />
79
14 Bildverzeichnis<br />
Bildverzeichnis zu Modul 2<br />
<br />
Bild 1: https://www.herzfaktoren.de/index.php?ID=1013, 02.07.2007, 18.30 Uhr<br />
Bild 2: http://en.wikipedia.org/wiki/Obesity, 29.04.2008, 11.47 Uhr<br />
Bild 3: aus KELLOGG (Deutschland) GmbH Foliensatz<br />
Bild 4: aus KELLOGG (Deutschland) GmbH Foliensatz<br />
Bild 5: aus Grundlagen der Ernährung AID, Foliensatz<br />
Bild 6: aus DGE Foliensatz, Vollwertig essen und trinken – nach den 10 Regeln der DGE, 2000<br />
Bild 7: http://www.doktorkarl.de/lexikon/inlets/inletdiabetesall.html, 29.04.2008, 11.21 Uhr<br />
Bild 8: http://www.doktorkarl.de/lexikon/inlets/inletdiabetesall.html, 29.04.2008, 11.22 Uhr<br />
Bild 9: http://www.health-care-information.org/health/heart/high-blood-pressure.html,<br />
29.04.2008, 11.54 Uhr<br />
Bild 10: http://www.medem.com/medlb/article_detaillb.cfm?article_ID=ZZZZ183223E&sub_<br />
cat=272, 29.04.2008, 12.20 Uhr<br />
Bild 11: http://www.medicinenet.com/coronary_artery_disease_screening_tests_cad/article.htm,<br />
29.04.2008, 12.22 Uhr<br />
Bild 12: http://tubonerdigans81.blogspot.com/, 29.04.2008, 12.53 Uhr<br />
Bild 13: http://www.cvtechnologies.com/products/cellfx_mechanism.htm,<br />
29.04.2008, 12.41 Uhr<br />
Bild 14: http://training.seer.cancer.gov/module_anatomy/unit9_4_resp_passages4_<br />
bronchi.html, 29.04.2008, 13.15 Uhr<br />
Bild 15: http://en.wikipedia.org/wiki/Asthma, 29.04.2008, 12.57 Uhr<br />
Bild 16: aus Krankenpflege, Juchli, Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1991<br />
Bild 17: aus Krankenpflege, Juchli, Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1991<br />
Bild 18: aus Krankenpflege, Juchli, Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1991<br />
Bild 19: http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Stomach_colon_rectum_<br />
diagram.svg, 29.04.2008, 13.26 Uhr<br />
Bild 20: http://www.mc-club.ch/morbus-crohn/kompetenznetz_schema_crohn.gif,<br />
29.04.2008, 13.32 Uhr<br />
Bild 21: http://www.crohnsite.be/images/stories/voor_artikels/vormen%20colitis%<br />
20ulcerosa.jpg, 29.04.2008, 13.36 Uhr<br />
Bild 22: http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Normal_cancer_cell_division_from_<br />
NIH.png, 29.04.2008, 13.39 Uhr<br />
80
Projekt flyer<br />
Projektpartner<br />
..................................................................<br />
Europäische Bildungswerke<br />
für Beruf und Gesellschaft e.V.<br />
Hegelstr. 2<br />
39104 Magdeburg<br />
Deutschland<br />
h.baykan@ebg.de<br />
Türkischer Bund in<br />
Berlin-Brandenburg e.V.<br />
Tempelhofer Ufer 21<br />
10963 Berlin<br />
Deutschland<br />
www.tbb-berlin.de<br />
info@tbb-berlin.de<br />
Patienteninformation für<br />
Naturheilkunde e.V.<br />
Akazienstr. 28<br />
10823 Berlin<br />
Deutschland<br />
www.datadiwan.de/pi<br />
pi@datadiwan.de<br />
Berliner Gesellschaft<br />
Türkischer Mediziner e.V.<br />
Postfach 330108<br />
14171 Berlin<br />
DIAN Publishing-Education-Consulting<br />
89, M.Voda St.<br />
10440 Athen<br />
Griechenland<br />
www.dian.gr<br />
pmdian@otenet.gr<br />
Health Care Association<br />
98, Patriarch Evtimii str.<br />
8000 Burgas<br />
Bulgarien<br />
info@hca.burgasnet.com<br />
Euro-Projektservice s.r.o.<br />
Hronska 9/11<br />
97667 Zavadka nad Hronom<br />
Slowakei<br />
euro-pro@stonline.sk<br />
Slovak University of Agriculture in Nitra<br />
Tr. A. Hlinku 2<br />
94976 Nitra<br />
Slowakei<br />
www.uniag.sk<br />
Ansprechpartner für Interessenten am Kurs proHealth:<br />
miroslav.haban@uniag.sk<br />
Die Idee<br />
Farmakognozi ve Fitoterapi Dernei<br />
06100 Sihhiye-Ankara<br />
Türkei<br />
www.ffd.org.tr<br />
bilgesen@gazi.edu.tr<br />
Herr Dr. Dunkel<br />
Erwachsenenbildungszentrum des Europäischen Bildungswerk für Beruf und Gesellschaft gGmbH<br />
Maxim Gorki Straße 14<br />
39108 Magdeburg<br />
Tel.: 0391 54 10 73 8<br />
<br />
...................................................................................<br />
Das Projekt „proHealth“ konzentriert sich auf Gesundheitserziehung und Information<br />
und stärkt die Verantwortung, persönliche Anstrengungen zu unternehmen, um Gesundheit,<br />
Balance und Wohlbefinden mit einem holistischen Ansatz zu erreichen. Es will die<br />
Eigenverantwortung für das persönliche Wohlbefinden und für das Verhindern von<br />
Krankheiten motivieren.<br />
Das konkrete Ziel des Projektes ist die Verbesserung der Erreichbarkeit und Attraktivität<br />
von Bildungs- und Informationsmöglichkeiten für Erwachsene, um ein Bewusstsein für<br />
Gesundheitsthematiken zu entwickeln und ihnen dabei zu helfen Wissen und Kompetenzen<br />
zu erwerben, mit denen sie ihre eigene Gesundheit schützen können. ProHealth<br />
ist interdisziplinär (Pharmazie, Landwirtschaft, Medizin, Pädagogik, Geschichte der Medizin)<br />
und vereinigt Gesundheit und lebenslanges Lernen, indem es durch interessante<br />
Ansätze (Kultur, Geschichte, Kräuter/Pflanzen) fesselt. Das Projekt trägt außerdem zur<br />
europäischen Vereinheitlichung und zum Dialog der Kulturen bei. Sein Ziel ist es, einen<br />
Kurs mit 5 Modulen für eine breite Zielgruppe zu entwickeln. Hauptaktivitäten sind die<br />
Entwicklung und Durchführung des Kurses, Aufwertung und Mainstreaming des Projektes.<br />
Hauptergebnis des Projektes ist die Entwicklung des Kurses mit 5 Modulen, eine<br />
Website, ein Handbuch, Flyer, Handreichungen und Broschüren.<br />
Ziele<br />
...................................................................................<br />
www.prohealthcourse.eu<br />
.............................................................................................................................................<br />
Entwicklung eines sensiblen Lebensstils, der Eigenverantwortung für die Gesundheitserhaltung,<br />
sowie die Schaffung eines internationalen Netzwerkes, um auch die<br />
Öffentlichkeit zu sensibilisieren<br />
Informationen über Grundlagen der Gesundheitserhaltung, Risikofaktoren sowie<br />
Zusammenspiel von Gesundheit und Lebensstil, Gewohnheiten, Ernährung etc. geben<br />
Erklärung und Diskussion zur Begründung der traditionellen Medizin einschließlich<br />
kultureller Hintergründe und ihre Verbindung zur modernen Medizin, zu identifizieren,<br />
welche Wirkung Pflanzen haben, die Gewinnung und Nutzung pflanzlicher<br />
Wirkstoffe für eine optimale Gesundheit<br />
Schaffung einer Plattform zwischen moderner Medizin, Pharmazie, traditioneller<br />
Medizin, Landwirtschaft, Agrotourismus und Lebenslangen Lernens in den Partnerländern,<br />
und dadurch Erzielung von Synergieeffekten<br />
......... ................................<br />
........................................................<br />
Modul 1<br />
Kulturelle Wurzeln<br />
Finanziert durch das SOKRATES Programm – Grundtvig 1<br />
(Projekt Nr. 229959-CP-1-2006-DE-GRUNDTVIG-G1)<br />
Kurs mit 5 Modulen<br />
....................................................................................<br />
Modul 2<br />
Grundlagen:<br />
Wie Lebensstil und Gewohnheiten zu Krankheiten führen<br />
Modul 3<br />
Informationen über Kräuter, pharmakologische Aspekte und Exkursionen<br />
Modul 4<br />
Traditionelle Medizin<br />
Modul 5<br />
Bestandteile der modernen und traditionellen Medizin<br />
....................................................................................................................................<br />
Orte und Zeiten<br />
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Die Treffen und Workshops finden statt in:<br />
o Berlin, Deutschland, 15./16. Dezember, 2006<br />
o Varna, Bulgarien, 11./12. Mai, 2007<br />
o Nitra, Slowakei, 6.-8. Dezember, 2007<br />
o Antalya, Türkei, Juni 2008<br />
Internationale Konferenz und finaler Workshop in:<br />
o Athen, Griechenland, September 2008<br />
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Projektdauer<br />
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01.10.2006 – 30.09.2008 (24 Monate)<br />
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