Der Kreistag - Landkreis Miltenberg

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.42 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG »Ohne Kunst ist das Leben unvollständig« Das Kunstnetz –ein ganz besonderer Exportschlager des Landkreises Miltenberg »Ohne Kunst ist das Leben unvollständig« sagte vor rund zwei Jahren Professor Max Fuchs, als im Elsenfelder Bürgerzentrum das zehnjährige Bestehen des Kunstnetzes gefeiert werden konnte. Im Jahr 2000 riefen unter dem Dach des Kulturreferats im Landratsamt acht Künstlerinnen und Künstler als Gründungsteam das Netzwerk ins Leben. Mike Bauersachs, Petra Beddrich, Jürgen Bergert, Heiner Bergmann, Roland Frankenberger, Walter Rosam, Gabriele Schmidt und Josef Speth ahnten damals wohl noch nicht, welche Erfolgsgeschichte aus ihrer Idee erwachsen sollte. Walter Rosam prägte als künstlerischer Leiter in den ersten zehn Jahren das Projekt, bevor er sich aus der Leitung zurückzog, die heute ein Team unter der organisatorischen Leitung des Kulturreferats mit Gabriele Schmidt übernommen hat. Bis heute haben rund 60 Künstler und Kunsthandwerker mit Tausenden von Kindern und Jugendlichen zwischen drei und 20 Jahren kreativ gearbeitet, in Workshops, Seminaren und in großen Gemeinschaftsprojekten künstlerische Aktionen auf die Beine gestellt, deren Spuren überall in Landkreis zu sehen sind. Ein Angebot für alle Und ganz wichtig: Auch Familien, die finanziell schwächer sind, und Alleinerziehende sollen sich dieses Angebot leisten können. In Kindergärten und Schulen –und auch da gibt es keine Grenzen: Förderschulen, Grundschulen, Realschulen und Gymnasien sind mit Elan bei der Sache – schaffen die Kinder zusammen mit ihren Lehrkräften und den Kursleitern Gemeinschaftsprojekte, die das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Identifizierung mit der eigenen Schule und den Stolz auf die eigene Leistung fördern und stärken –dank vieler Sponsoren, unter denen der Bezirk Unterfranken ganz besonders wichtig ist, übrigens ohne Kosten für Kinder und Eltern! Professor Fuchs, eine unangefochtene Autorität in Sa- Mit Meißeln schaffen diese jungen Künstler aus einem Sandsteinblock ein Kunstwerk. chen künstlerische Arbeit mit und von Kindern, war spürbar begeistert über das Kunstnetz im Landkreis, sprach von einer »idealen Netzwerkstruktur«. Der Präsident des Deut- schen Kulturrates und Vorsitzende der Bundesvereinigung »Kulturelle Kinder- und Jugendbildung« und des Instituts für Bildung und Kultur ist seit mehr als 20 Jahren Direktor 27. SEPTEMBER 2012 der Akademie Remscheid für musische Bildung und Medienerziehung. Er formulierte das Credo, das die Aktiven im Kunstnetz seit fast zwölf Jahren antreibt: »Kunst ist Lebensmittel –also lebensnotwendig.« Was heißt das in der Praxis? Jahr für Jahr werden zahlreiche Kunst-Workshops angeboten, oft in Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen, in denen Kinder und Jugendliche unter der Leitung von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Landkreis ihre Kreativität ausleben können und damit immer wieder für große Begeisterung und auch für Überraschung sorgen –bei sich selbst, bei ihren Familien, aber oft auch bei den Kursleitern und bei der Öffentlichkeit, wenn die Werke in Ausstellungen präsentiert werden. Ganz wichtig: Niemand soll aus finanziellen Gründen an einer Teilnahme gehindert werden. Das Team um Gabriele Schmidt achtet immer sorgsam darauf, dass die Kursgebühren für jeden erschwinglich sind. Gerade in
27. SEPTEMBER 2012 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG | 43 Malen unter Anleitung von Künstlern des Kunstnetzes: Das macht nicht nur Spaß, auch die Kreativität der Kinder wird gefördert. Zeiten, in denen der Zug zur Ganztagsschule immer stärker wird, erweist sich das Kunstnetz als unverzichtbar. »Wenn es das Kunstnetz nicht gäbe, man müsste es erfinden«, war ein häufig zu hörender Satz bei der Jubiläumsfeier –und er gilt heute mehr denn je. Kunstnetz weckt Kreativität Wie gut die Qualität der künstlerischen Arbeiten ist, konnten inzwischen Tausende von Besuchern in den Ausstellungen feststellen. Dass man zweimal den ersten Platz beim renommierten Wettbewerb »Kinder zum Olymp« erreichte, darf durchaus als eine Art Ritterschlag für das Projekt und für die Arbeit der KursleiterInnen angesehen werden. Dass so ganz »nebenbei« im Kunstnetz die Kreativität geweckt wird, die im Schulalltag oft verloren zu gehen droht, dass die Kinder und Jugendlichen in ihren Projekten glänzend zusammenarbeiten und damit das Projekt auch einen sozialen »Mehrwert« aufweist, dass auch Mädchen und Jungen, die im schulischen Alltag nicht so erfolgreich sind, in Sachen Kunst Bestätigung und Erfolgserlebnisse gewinnen und damit selbstsicherer werden, dass hier religiöse, ethnische und soziale Grenzen spielerisch überwunden werden –auch das sind unverzichtbare Vorzüge der Arbeit des Kunstnetzes. Ein Exportschlager ist das Kunstnetz inzwischen geworden, nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland. Der Landkreis Miltenberg ist damit so etwas wie Exportweltmeister in Sachen Kunst mit, durch und für Kinder und Jugendliche. Und noch zwei weitere Aktionen sorgen dafür, dass der Ehrentitel »Kunstlandkreis« keine Übertreibung ist. Der Jugendkulturpreis, der schon seit gut 30 Jahren Jahr für Jahr Hunderte von Kindern und Jugendlichen in Sachen Kunst und Musik zu Höchstleitungen animiert, und das, was seit sechs Jahren unter dem Titel »Abenteuer Kunst«, geleitet von Thea Nodes, immer dann angeboten wird, wenn der Landkreis eine seiner hochrangigenKunstausstellungen in der Kochsmühle ausrichtet. Bei den aktiven Führungen werden die Bilder im Dialog mit den Kindern erarbeitet und dann heißt es: »Sucht euch in Ruhe euer Lieblingsbild aus, lasst euch von den Farben und Formen inspirieren, träumt von eurem Bild« –ein ganz anderer, aber sicher ein ganz spontaner und auf jeden Fall ein legitimer erster Zugang zur Kunst. »Träumt von eurem Bild« lautet die Aufforderung und am Ende kommen oft wirklich »traumhafte« Bilder heraus, die –Krönung des Traums! – dann für einige junge Künstler Jahr für Jahr mit dem Fritz-Schaefler-Preis, einem Förderpreis des Landkreises Miltenberg, honoriert werden. Ganz wichtig dabei: die Unterstützung durch Christoph Schaefler, den Enkel des »Expressionisten aus dem Spessart«. Walter Rosam, der tatsächlich als »Vater des Kunstnetzes« gelten darf, hat kurz zusammengefasst, worin er die große Bedeutung des Kunstnetzes sieht: »Zwei Punkte unterscheiden das Kunstnetz aber immer noch deutlich von vielen anderen Angeboten. Das ist zum einen die seit zehn Jahren kontinuierlich durchgeführte und weiterentwickelte, speziell auf die Gegebenheiten des Landkreises ausgerichtete und so auch nachhaltige Arbeit. Zum anderen zählt bei uns der Grundsatz, dass eine künstlerische und kreative Bildung für alle Kinder und Jugendlichen zugänglich sein sollte.« Wer sich über die Projekte informieren und lesen will, wie viel ehrenamtliche Arbeit investiert wurde und wird, kann das in der Broschüre »10 Jahre Kunstnetz« tun. Sie liegt im Kulturreferat des Landratsamts bereit, kann aber auch im Internet abgerufen werden unter http://kunstnetzmil.de/media/dokumente/10JahreKunstnetz_Broschuere-2010.pdf.
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