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Der Kreistag - Landkreis Miltenberg

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.2 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

Grußwort<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

es war eine tiefgreifende Reform,<br />

die 1972 aus dem Fleckerlteppich<br />

der bayerischen<br />

<strong>Landkreis</strong>e größere und effizientere<br />

Einheiten schuf. Für<br />

die Verwaltung wurde vieles<br />

einfacher, doch niemand<br />

wusste, ob sich die Städte<br />

und Gemeinden im neuen<br />

<strong>Landkreis</strong> zusammenfinden.<br />

Es galt, gewachsene Strukturen,<br />

historische Verbindungen<br />

und sentimentale Befindlichkeiten<br />

zu überwinden.<br />

Heute, 40 Jahre später, hat<br />

sich die Reform bestens bewährt.<br />

Es wäre nicht nachvollziehbar,<br />

wenn im Zuge<br />

der weltweiten globalen Vernetzung<br />

in Bayern Verwaltungseinheiten<br />

auf kleinstem<br />

Nenner bestünden. Die Familie<br />

der 71 bayerischen <strong>Landkreis</strong>e<br />

hat sich als leistungsstarke<br />

und bürgernahe Institution<br />

entwickelt und etabliert.<br />

Doch am wichtigsten sind die<br />

Menschen. Diese haben zueinander<br />

gefunden und sie<br />

identifizieren sich mit ihrem<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong>.<br />

Von mir abgelehnt wird deshalb<br />

die bundesweit diskutierte<br />

Wiedereinführung der<br />

alten Autokennzeichen. Bei<br />

allem Verständnis für den<br />

Wunsch von Heimatnostalgikern,<br />

ihre alten Autokennzeichen<br />

zurückzuerhalten, wäre<br />

dies neben einem erheblichen<br />

zusätzlichen Verwaltungsaufwand<br />

ein Schritt zurück in die<br />

Vergangenheit und würde die<br />

gewonnene <strong>Landkreis</strong>identität<br />

wieder unnötig belasten.<br />

Mit dieser Sonderbeilage<br />

möchten wir den Leserinnen<br />

und Lesern einen Überblick<br />

über die <strong>Landkreis</strong>geschichte<br />

der vergangenen 40 Jahre<br />

geben sowie einen Ausschnitt<br />

der vielen Angebote und<br />

Möglichkeiten zeigen, welche<br />

die Lebensqualität positiv<br />

gestalten. Mein Dank gilt allen<br />

Mitwirkenden und Firmen,<br />

welche die Herausgabe dieser<br />

Sonderbeilage ermöglicht haben.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> hat<br />

sich zu einer homogenen Gemeinschaft<br />

entwickelt. Mein<br />

Wunsch ist, dass diese Gemeinschaft<br />

auch künftig Bestand<br />

haben wird.<br />

Dies wünscht Ihr Landrat<br />

Roland Schwing<br />

40 Jahre <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong><br />

Nach heftigen Diskussionen wurde der Grundstein für den heutigen <strong>Landkreis</strong> gelegt<br />

Wie schnell doch die Zeit<br />

vergeht: Schon stattliche 40<br />

Jahre ist es her, dass der<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> aus<br />

der Taufe gehoben wurde.<br />

Die Gebietsreform im Jahr<br />

1972 schlug Pflöcke ein: Die<br />

Zahl der <strong>Landkreis</strong>e und<br />

kreisfreien Städte in Bayern<br />

sank von 191 auf heute 96,<br />

die Zahl der Gemeinden<br />

sank im Verlauf der Jahre<br />

von 7010 auf heute 2056. Die<br />

Grenzen der Regierungsbezirke<br />

veränderten sich –und<br />

auch am Untermain entstand<br />

aus drei <strong>Landkreis</strong>en ein<br />

neues Gebilde: der <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong>.<br />

Schon vor 1972 hatte sich<br />

abgezeichnet, dass etwas<br />

Bedeutendes passieren<br />

könnte –sorecht glauben<br />

mochten das aber nur wenige<br />

in den <strong>Landkreis</strong>en<br />

<strong>Miltenberg</strong> und Obernburg.<br />

Schließlich hatte der damalige<br />

Landtagsabgeordnete<br />

Friedel Speth während einer<br />

CSU-Veranstaltung in<br />

Großheubach den Vorschlag<br />

gemacht, die beiden <strong>Landkreis</strong>e<br />

zusammenzuführen<br />

Speths Vorstoß war die Zustimmung<br />

der CSU-Landtagsfraktion<br />

zu einer geplanten<br />

Neustrukturierung<br />

der damals über 140 bayerischen<br />

<strong>Landkreis</strong>e vorausgegangen.<br />

Reform heftig diskutiert<br />

<strong>Der</strong> <strong>Miltenberg</strong>er <strong>Kreistag</strong><br />

hielt 1971 eine <strong>Landkreis</strong>gebietsreform<br />

für überflüssig<br />

–schließlich war <strong>Miltenberg</strong><br />

nach Auffassung der Kommunalpolitiker<br />

groß und finanzstark<br />

genug, um eigenständig<br />

zu bleiben. Einige<br />

Politiker dachten sogar darüber<br />

nach, durch eine Änderung<br />

der Bundesländergrenzen<br />

und die Eingliederung<br />

einiger baden-württembergischer<br />

Gemeinden<br />

auf eine Einwohnerzahl von<br />

80000 zu kommen –diese<br />

Zahl galt als Richtzahl für<br />

die Eigenständigkeit eines<br />

<strong>Landkreis</strong>es. Dass dies nicht<br />

gelingen konnte, liegt auf<br />

Landrat Karl Oberle (rechts) wurde am 31. Juli 1972 von Richard<br />

Henn vereidigt.<br />

der Hand.<br />

So wie in <strong>Miltenberg</strong><br />

wurde auch im <strong>Landkreis</strong><br />

Obernburg heftig über die<br />

Reform diskutiert. Mit 70000<br />

Einwohnern hielten sich<br />

auch die nördlichen Nachbarn<br />

für stark genug, eigenständig<br />

zu bleiben. Sie wiesen<br />

darauf hin, dass die<br />

80000-Einwohner-Grenze<br />

dank starken Bevölkerungsanstiegs<br />

in wenigen Jahren<br />

erreicht werde.<br />

Reform nicht aufzuhalten<br />

Aber auch hier setzte sich<br />

schließlich die Erkenntnis<br />

durch, dass man die Reform<br />

wohl nicht aufhalten könne.<br />

Dennoch pochte man darauf,<br />

dass im Falle einer Zusammenlegung<br />

Obernburg<br />

Kreissitz sein sollte. Die<br />

Argumentation war einleuchtend:<br />

Im Umkreis von<br />

einigen Kilometern lebten<br />

39000 Menschen –mehr<br />

Bürger als damals im kompletten<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong>.<br />

Entschieden wandten<br />

sich die Obernburger zudem<br />

gegen die Pläne der Bayerischen<br />

Staatsregierung, im<br />

Falle der <strong>Landkreis</strong>reform<br />

Gemeinden in andere<br />

<strong>Landkreis</strong>e umzusiedeln.<br />

Trotz der Wünsche nach<br />

Eigenständigkeit am Untermain:<br />

Aufzuhalten war die<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

<strong>Landkreis</strong>reform nicht mehr<br />

–trotz aller Bemühungen<br />

und eines gescheiterten<br />

Volksbegehrens. Nur wenige<br />

Monate nach dem Beschluss<br />

im Januar 1971, selbstständig<br />

bleiben zu wollen, wandelte<br />

sich die Stimmung im<br />

<strong>Kreistag</strong> <strong>Miltenberg</strong>: Mit 19<br />

zu 14 Stimmen hob das<br />

Gremium am 8. September<br />

1971 seinen im Januar gefassten<br />

Beschluss auf. Mit 20<br />

zu 13 Stimmen sprach man<br />

sich für einen Zusammenschluss<br />

mit dem <strong>Landkreis</strong><br />

Obernburg aus; <strong>Miltenberg</strong><br />

sollte aber Kreisstadt bleiben.<br />

Am liebsten wäre dem<br />

Gremium der Name »<strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong>« gewesen,<br />

aber auch einem Doppelnamen<br />

»<strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong>-<br />

Obernburg« oder einem Namen<br />

wie »Spessart-Odenwald-Kreis«<br />

wollte man sich<br />

nicht verschließen. Als historisches<br />

Datum bleibt der<br />

28. Juni 1972 im Gedächtnis:<br />

Damals fand die letzte Sitzung<br />

des <strong>Miltenberg</strong>er<br />

<strong>Kreistag</strong>s unter Landrat Richard<br />

Galmbacher statt.<br />

Karl Oberle vereidigt<br />

Am 31. Juli 1972 kam der<br />

neue <strong>Kreistag</strong> des <strong>Landkreis</strong>es<br />

<strong>Miltenberg</strong>, der damals<br />

59 selbstständige Gemeinden<br />

umfasste, erstmals<br />

in <strong>Miltenberg</strong> zusammen. Im<br />

Sitzungssaal, der später abgerissen<br />

wurde, war unter<br />

anderem der damalige unterfränkischeRegierungspräsident<br />

Dr. Robert Meixner<br />

zu Gast. Landrat Karl<br />

Oberle wurde in der Sitzung<br />

von Dr. Richard Henn vereidigt,<br />

dem zu jener Zeit ältesten<br />

Kreisrat. In der Sitzung<br />

wurde auch die Frage<br />

geregelt, wer den Landrat<br />

vertreten sollte: Richard<br />

Galmbacher und Regierungsdirektor<br />

Anton Vogel<br />

als Vertreter im Amt. In<br />

seiner Antrittsrede stellte<br />

der frisch vereidigte Landrat<br />

unter anderem fest, dass<br />

nicht alles Wünschenswerte<br />

finanzierbar sei. Eine Aus-<br />

Vor rund 40 Jahren entstand dieses Bild anlässlich der ersten Sitzung des neuen <strong>Kreistag</strong>s <strong>Miltenberg</strong> im Sitzungssaal des <strong>Miltenberg</strong>er<br />

Landratsamts. Links stehend ist der damals neu gewählte Landrat Karl Oberle zu sehen, vorne (fünfter von rechts) ist unter anderem<br />

Kreisrat Ludwig Ritter zu erkennen, der dem Gremium auch heute noch angehört.


27. SEPTEMBER 2012 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG | 3<br />

sage, die noch heute gültig ist.<br />

Doch welche Stadt sollte<br />

Kreissitz werden? Diese Frage<br />

entwickelte sich zum Krimi,<br />

denn neben <strong>Miltenberg</strong> und<br />

Obernburg warfen auch Erlenbach<br />

und Wörth ihren Hut<br />

in den Ring. Wobei Wörth<br />

sich nur bewarb, falls Obernburg<br />

nicht den Zuschlag bekommen<br />

sollte.<br />

<strong>Miltenberg</strong> wurde Kreissitz<br />

Eine Abstimmung im <strong>Kreistag</strong><br />

sollte die Kreissitz-Frage<br />

entscheiden. Und so entfielen<br />

in der Sitzung am 21. November<br />

1972 in der Stadtprozeltener<br />

Stadthalle auf <strong>Miltenberg</strong><br />

28 Stimmen, auf<br />

Obernburg 31. <strong>Der</strong> neue<br />

<strong>Landkreis</strong> sollte laut einem<br />

40:21-Stimmen-Beschluss den<br />

Namen der Stadt tragen, die<br />

von der Staatsregierung als<br />

Kreissitz festgelegt wurde. <strong>Der</strong><br />

Rest ist Geschichte: Die<br />

Staatsregierung setzte sich<br />

über das Votum des <strong>Kreistag</strong>s<br />

hinweg und gab <strong>Miltenberg</strong><br />

als Kreisstadt den Vorzug –<br />

und damit den Namen <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong>.<br />

Gerichte zusammengelegt<br />

Einiges, was sich im Zuge der<br />

Einrichtung des neuen <strong>Landkreis</strong>es<br />

<strong>Miltenberg</strong> änderte,<br />

hat noch heute Bestand.<br />

So wurden beispielsweise die<br />

Finanzämter Amorbach und<br />

Obernburg zu einem neuen<br />

Finanzamt zusammengefasst<br />

mit Hauptsitz in Obernburg<br />

und einer Außenstelle in<br />

Amorbach; die Amtsgerichte<br />

Obernburg und <strong>Miltenberg</strong><br />

wurden zu einem neuen<br />

Amtsgericht mit Sitz in<br />

Obernburg und einer Zweigstelle<br />

in <strong>Miltenberg</strong> zusammengefasst.<br />

Aus zwei Gesundheitsämtern<br />

wurde eines in <strong>Miltenberg</strong><br />

mit Außenstelle Obernburg;<br />

1996 wurde das Gesundheitsamt<br />

in das Land-<br />

ratsamt <strong>Miltenberg</strong> integriert.<br />

Einige Jahre später wurde<br />

auch ein neues Kreditinstitut<br />

geboren: Auf Vorschlag von<br />

Landrat Roland Schwing<br />

stimmte der <strong>Kreistag</strong> zu, aus<br />

den Kreissparkassen <strong>Miltenberg</strong>-Amorbach<br />

und Obernburg-Klingenberg<br />

die Sparkasse<br />

<strong>Miltenberg</strong>-Obernburg<br />

zu schaffen.<br />

Auch viele Verbände aus<br />

dem Nord- und Südlandkreis<br />

folgten in den nächsten Jahren<br />

dem Vorbild der Politik<br />

und schlossen sich zu Kreisverbänden<br />

zusammen.<br />

Doch zurück zum <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong> und seiner Verwaltung:<br />

Entgegen so mancher<br />

Befürchtung wurde kein<br />

neues Landratsamt gebaut,<br />

Die Gemeinden des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Miltenberg</strong><br />

Heute hat der <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong><br />

32 Gemeinden. Als die<br />

Altlandkreise <strong>Miltenberg</strong> und<br />

Obernburg existierten, waren<br />

es sogar 66 selbstständige Gemeinden.<br />

Dass daraus 32 wurden,<br />

lag nicht nur an der <strong>Landkreis</strong>reform<br />

des Jahres 1972,<br />

sondern auch an der bayerischen<br />

Gebietsreform, die in den<br />

70er Jahren in vielen Orten für<br />

heftigste Diskussionen sorgte.<br />

In der nachfolgenden Übersicht<br />

sind die Gemeinden fett eingefärbt,<br />

die es heute noch als<br />

selbstständige Gemeinden gibt.<br />

<strong>Der</strong> Altlandkreis <strong>Miltenberg</strong><br />

hatte einst insgesamt 31<br />

selbstständige Gemeinden:<br />

Amorbach, Beuchen, Boxbrunn,<br />

Breitendiel, Bürgstadt, Eichenbühl,<br />

Fechenbach, Großheubach,<br />

Hambrunn, Heppdiel,<br />

Kirchzell, Kleinheubach, Laudenbach,<br />

Mainbullau, <strong>Miltenberg</strong>,<br />

Neunkirchen, Ottorfszell,<br />

Das Landratsamt <strong>Miltenberg</strong> vor 40 Jahren: Das Gebäude war schnell zu klein, so dass es umfangreich saniert und erweitert werden musste.<br />

Preunschen, Reichartshausen,<br />

Reistenhausen, Richelbach,<br />

Riedern, Rüdenau, Schippach,<br />

Schneeberg, Umpfenbach,<br />

Watterbach, Weckbach, Weilbach,<br />

Wenschdorf und<br />

Windischbuchen. Die Zahl dieser<br />

Gemeinden reduzierte sich<br />

aufgrund der Gemeindegebietsreform<br />

auf 13. Dabei wurde<br />

im Jahr 1971 sogar die neue<br />

Gemeinde Collenberg geboren,<br />

die aus Fechenbach, Reistenhausen<br />

und Kirschfurt entstand.<br />

<strong>Der</strong> Altlandkreis Obernburg<br />

hatte einst sogar 35 Gemeinden:<br />

Dornau, Ebersbach, Eichelsbach,<br />

Eisenbach, Elsenfeld,<br />

Erlenbach, Eschau, Großwallstadt,<br />

Hausen, Hobbach,<br />

Hofstetten, Kleinwallstadt,<br />

Klingenberg, Leidersbach, Mechenhard,<br />

Mömlingen, Mönchberg,<br />

Niedernberg, Obernburg,<br />

Pflaumheim, Röllbach, Röllfeld,<br />

bauliche Veränderungen waren<br />

aber unumgänglich.<br />

So musste das Gebäude in<br />

<strong>Miltenberg</strong> Anfang der 90-er<br />

Jahre saniert und erweitert<br />

werden, aber auch in Obernburg<br />

wurde kräftig saniert. In<br />

Obernburg blieb und bleibt<br />

die Verwaltung des Landratsamts<br />

vertreten –egal ob<br />

Kraftfahrzeugzulassungsstelle,<br />

Bauamt, Sozialamt oder Jugendamt.<br />

Geändert hat sich<br />

im Vergleich von heute zu<br />

damals dennoch sehr viel: So<br />

bekam der <strong>Landkreis</strong> mit seinen<br />

Abteilungen immer mehr<br />

Aufgaben zugewiesen, was<br />

nicht nur zu deutlich höheren<br />

Haushalten, sondern auch zu<br />

deutlich mehr Beschäftigten<br />

geführt hat. So hatte der erste<br />

Roßbach, Rück, Schippach,<br />

Schmachtenberg, Soden, Sommerau,<br />

Streit, Sulzbach, Trennfurt,<br />

Volkersbrunn, Wenigumstadt,<br />

Wildensee und Wörth.<br />

Durch die <strong>Landkreis</strong>reform des<br />

Jahres 1972 wurden Pflaumheim<br />

und Wenigumstadt dem<br />

<strong>Landkreis</strong> Aschaffenburg zugeschlagen,<br />

aus den aufgeführten<br />

Gemeinden wurden später aufgrund<br />

der Gebietsreform 15<br />

selbstständige Städte und Gemeinden.<br />

Vom Altlandkreis Marktheidenfeld,<br />

der aufgelöst und in den<br />

neuen <strong>Landkreis</strong> Main-Spessart<br />

integriert wurde, bekam der<br />

neue <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> im<br />

Zug der <strong>Landkreis</strong>reform 1972<br />

die Kommunen Breitenbrunn<br />

(1976 in Faulbach eingemeindet),<br />

Dorfprozelten, Stadtprozelten,<br />

Neuenbuch (1978 in<br />

Stadtprozelten eingemeindet),<br />

Faulbach und Altenbuch.<br />

<strong>Landkreis</strong>haushalt 1973 ein<br />

Volumen von rund 71,8 Millionen<br />

Mark –umgerechnet<br />

etwa 36,7 Millionen Euro. Die<br />

Kreisumlage lag bei 60 Prozent.<br />

1992, nach 20 Jahren, lag<br />

das Haushaltsvolumen bei<br />

127,9 Millionen Mark (65,4<br />

Millionen Euro) bei einer<br />

Kreisumlage von 40 Prozent.<br />

Heute, wieder 20 Jahre später,<br />

kommt der aktuelle Haushalt<br />

des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Miltenberg</strong>,<br />

der mittlerweile von der kameralistischen<br />

auf die doppische<br />

Buchhaltung umgestellt<br />

wurde, auf ein Volumen von<br />

104.605.795 Euro bei einer<br />

Kreisumlage von 46 Prozent.<br />

Aus 170 Mitarbeitern am<br />

Jahresende 1972 wurden 20<br />

Jahre später 373 Beschäftigte,<br />

heute sind es rund 440.<br />

Und noch eines hat sich<br />

geändert: Aus den Krankenhäusern<br />

Erlenbach und <strong>Miltenberg</strong><br />

wurde im Jahr 1995<br />

eine GmbH, später nach dem<br />

Verkauf an die Rhön-Klinik<br />

AG die Kliniken <strong>Miltenberg</strong>-<br />

Erlenbach. Heute übernimmt<br />

der börsennotierte Konzern<br />

aus Bad Neustadt die bürgernahe<br />

Krankenhausversorgung<br />

und hält die Ausstattung auf<br />

dem neuesten Stand.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong><br />

umfasst 715,68 Quadratkilometer,<br />

mit Stand vom 31.<br />

Dezember 2011 hat er 127823<br />

Einwohner. Umgerechnet bedeutet<br />

dies eine Bevölkerungsdichte<br />

von 179 Einwohnern<br />

pro Quadratkilometer.<br />

Im Vergleich zum Jahr 1971<br />

hat sich allerdings geografisch<br />

einiges geändert: Im Zuge der<br />

<strong>Landkreis</strong>reform wurden die<br />

Gemeinden Wenigumstadt<br />

und Pflaumheim aus dem<br />

damaligen <strong>Landkreis</strong> Obernburg<br />

dem <strong>Landkreis</strong> Aschaffenburg<br />

zugeschlagen, dafür<br />

bekam der neue <strong>Landkreis</strong> die<br />

Kommunen Dorfprozelten,<br />

Stadtprozelten, Altenbuch<br />

und Faulbach aus dem damaligen<br />

<strong>Landkreis</strong> Marktheidenfeld.<br />

Die Galerie der Landräte, zu sehen im ersten Stock des <strong>Miltenberg</strong>er<br />

Landratsamts neben dem großen Sitzungssaal.


.6 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

Luftbild von Bürgstadt Foto: Victoria Schilde<br />

Impressum<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

Main-Echo-Spezial<br />

»40 Jahre <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong>«<br />

Verantwortlich für<br />

redaktionellen Inhalt:<br />

Landratsamt <strong>Miltenberg</strong>, Pressestelle<br />

Texte:<br />

Dietmar Andre, Birgit Dacho,<br />

Heinz Linduschka, Wolfgang Röcklein,<br />

Gerhard Rüth, Winfried Zang<br />

Bilder:<br />

Landratsamt <strong>Miltenberg</strong>/Archiv/<br />

Gerda Gross<br />

Anzeigenleitung: Werner Naumann<br />

Gestaltung: Fabian Schüßler<br />

Titel: Simone Meckel<br />

Verlag und Druckerei:<br />

Main-Echo GmbH &Co. KG<br />

Weichertstraße 20<br />

63741 Aschaffenburg


.8 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

27. SEPTEMBER 2012


.10 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

»<strong>Landkreis</strong>reform war nötig«<br />

Drei politische Urgesteine erinnern sich an die Diskussionen rund um die <strong>Landkreis</strong>reform 1972<br />

40 Jahre ist es her, dass der<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> offiziell<br />

aus der Taufe gehoben wurde,<br />

doch bereits 1971 begannen<br />

die Diskussionen: Sollen die<br />

<strong>Landkreis</strong>e <strong>Miltenberg</strong> und<br />

Obernburg selbstständig bleiben?<br />

Wenn nicht, wo soll der<br />

Sitz des Landratsamts sein? Es<br />

ist nicht einfach, Kreispolitiker<br />

zu finden, die von den Anfangsjahren<br />

des <strong>Landkreis</strong>es<br />

erzählen können. Lokalpolitiker<br />

aus dem südlichen <strong>Landkreis</strong>,<br />

die zu jener Zeit das<br />

politische Geschehen entscheidend<br />

mitbestimmten wie<br />

Hans Reffel, Ludwig Büttner,<br />

Albrecht Wörner und Hermann<br />

Schwarz, leben nicht<br />

mehr. Glücklicherweise gibt es<br />

aber noch Politiker wie Alois<br />

Kirchgäßner (Erlenbach) und<br />

Ludwig Ritter (Mömlingen),<br />

beide <strong>Kreistag</strong>smitglieder der<br />

ersten Stunde. Aber auch Dr.<br />

Heinz Kaiser, der 1976 in den<br />

<strong>Kreistag</strong> nachrückte, hat noch<br />

viele Eindrücke aus jener Zeit.<br />

»Habe dafür gekämpft«<br />

Ludwig Ritter, der 1970 für die<br />

CSU in den Landtag eingezogen<br />

war, spricht davon, dass<br />

Innenminister Merk im Jahr<br />

1971 eine große Chance darin<br />

sah, eine Gebietsreform in<br />

Angriff zu nehmen. Für Ritter<br />

selbst gab es nie einen Zweifel<br />

daran, dass die <strong>Landkreis</strong>reform<br />

notwendig war. »Ich habe<br />

dafür gekämpft«, blickt er zurück,<br />

»auch wenn es zu Hause<br />

manchmal auf die Ohren gab.«<br />

Alois Kirchgäßner (CSU) hat<br />

sich ebenfalls für den neuen<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> eingesetzt.<br />

»Die größeren <strong>Landkreis</strong>e<br />

sind finanziell besser<br />

gerüstet für die anstehenden<br />

Aufgaben«, hatte er damals<br />

beobachtet. Und Dr. Heinz<br />

Kaiser (SPD), der zu jener Zeit<br />

an der Universität Würzburg<br />

am Lehrstuhl für Geografie<br />

promovierte und 1976 in den<br />

<strong>Kreistag</strong> nachrückte, führt als<br />

ein Argument für die Reform<br />

an, dass auch die Fachleute in<br />

der Landesplanung in wissenschaftlichen<br />

Publikationen für<br />

eine Reform der <strong>Landkreis</strong>e<br />

plädiert hätten. »Die <strong>Landkreis</strong>reform<br />

war unumgänglich«,<br />

ist Kaiser überzeugt.<br />

Doch wie war die Stimmung<br />

in der Bevölkerung? Ludwig<br />

Alois Kirchgäßner, Ludwig Ritter, Heinz Kaiser<br />

Zum Thema »40 Jahre <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong>« äußern sich<br />

diese drei <strong>Landkreis</strong>politiker –<br />

zwei sind noch heute im<br />

<strong>Kreistag</strong> aktiv, einer ist im<br />

Ruhestand. Sie haben die<br />

Entstehung des <strong>Landkreis</strong>es<br />

entweder als damalige Mitglieder<br />

des <strong>Kreistag</strong>s miterlebt<br />

(Alois Kirchgäßner und Ludwig<br />

Ritter) oder sind kurz nach<br />

der Entstehung des neuen<br />

Gebildes zum <strong>Kreistag</strong> gestoßen<br />

(Dr. Heinz Kaiser).<br />

Alois Kirchgäßner (84, Erlenbach)<br />

war von 1966 bis 1972<br />

Kreisrat im <strong>Landkreis</strong> Obernburg,<br />

von 1972 bis 1984<br />

Kreisrat im <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong>.<br />

Er war zudem von 1964<br />

Ritter dazu: »Die Menschen im<br />

Nordlandkreis waren für die<br />

Reform, aber der Kreissitz<br />

sollte im Norden des <strong>Landkreis</strong>es<br />

liegen.« Für ihn persönlich,<br />

so Ritter, wäre Erlenbach<br />

der ideale Standort für<br />

das neue Landratsamt gewesen<br />

–auch wenn das einen Neubau<br />

bedeutet hätte. Alois Kirchgäßner<br />

erinnert sich, dass die<br />

Reform »in der allgemeinen<br />

Bevölkerung kein großes Thema<br />

war.« Nur in den Gebietskörperschaften<br />

und in der Politik<br />

sei diskutiert worden. Und<br />

auch Dr. Heinz Kaiser kann<br />

sich nicht an größere Diskussionen<br />

der Bürger erinnern –<br />

lediglich in den Gebieten am<br />

Rand des neuen <strong>Landkreis</strong>es<br />

wie etwa im Südspessart. Bemühungen,<br />

im südlichen<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> mit einem<br />

Volksbegehren die <strong>Landkreis</strong>reform<br />

doch noch zu verhindern,<br />

scheiterten –und so<br />

kam die <strong>Landkreis</strong>reform doch.<br />

<strong>Kreistag</strong> neu gewählt<br />

Das Gremium mit 60 Sitzen<br />

wurde neu gewählt und kam<br />

erstmals am 31. Juli 1972 im<br />

ehemaligen Sitzungssaal des<br />

<strong>Miltenberg</strong>er Landratsamts<br />

zusammen. Als Landrat wurde<br />

Karl Oberle vereidigt, sein<br />

Stellvertreter wurde Richard<br />

Galmbacher. Stellvertreter<br />

Oberles im Amt war Anton<br />

Vogel, damals noch Beamter<br />

im Landratsamt, später Bürgermeister<br />

von <strong>Miltenberg</strong>.<br />

Oberle (CSU) war damals der<br />

einzige Kandidat; die anderen<br />

Parteien hatten auf Gegenkandidaten<br />

verzichtet.<br />

<strong>Der</strong> neue <strong>Kreistag</strong> wuchs<br />

relativ schnell zusammen –<br />

vielleicht auch deshalb, weil<br />

die »großen« Entscheidungen,<br />

wie die Wahl des Kreissitzes<br />

(<strong>Miltenberg</strong>) und die des<br />

<strong>Landkreis</strong>namens (<strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong>) von der Staatsregierung<br />

getroffen wurden und<br />

der <strong>Kreistag</strong> hierzu nur gehört<br />

wurde. »Die Parteien mussten<br />

sich zusammenraufen«, erinnert<br />

sich Heinz Kaiser –vor<br />

allem, als es um die Verteilung<br />

der Listenplätze ging. Aber<br />

auch dieses Problem habe man<br />

gut gelöst. Alois Kirchgäßner<br />

verweist in seinem Rückblick<br />

an das »ein oder andere<br />

Spannungsfeld« –etwa als es<br />

um die Investitionen in die<br />

Kreiskrankenhäuser in Erlenbach<br />

und <strong>Miltenberg</strong> ging.<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

Drei politische Urgesteine, die das Entstehen des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Miltenberg</strong> in den Jahren vor und nach 1972 hautnah miterlebt haben: Dr. Heinz<br />

Kaiser (links), Alois Kirchgäßner (Mitte) und Ludwig Ritter. Alle sind sich in ihrer Einschätzung einig, dass die <strong>Landkreis</strong>reform unumgänglich<br />

war.<br />

bis 1988 Bürgermeister der<br />

Stadt Erlenbach.<br />

Ludwig Ritter (77, Mömlingen)<br />

war von 1966 bis 1972 Kreisrat<br />

im <strong>Landkreis</strong> Obernburg,<br />

seit 1972 bis heute ist er<br />

Mitglied des <strong>Kreistag</strong>s im<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong>. Von<br />

1970 bis 2003 vertrat der die<br />

Belange des <strong>Landkreis</strong>es im<br />

Landtag.<br />

Dr. Heinz Kaiser (71, Erlenbach)<br />

rückte 1976 für den<br />

verunglückten Kreisrat Hubert<br />

Bierbichler in den <strong>Kreistag</strong><br />

des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Miltenberg</strong><br />

nach und ist hier bis heute<br />

tätig. Von 1978 bis 2008 war<br />

er Mitglied des Bayerischen<br />

Landtags.<br />

Wie der <strong>Kreistag</strong> wuchs<br />

auch der <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong><br />

in den nächsten 40 Jahren zusammen.<br />

Dass sich im <strong>Kreistag</strong><br />

ein gutes Klima entwickelte,<br />

führen Ritter, Kirchgäßner und<br />

Kaiser auch auf die Person des<br />

Kreisrats und CSU-Fraktionsvorsitzenden<br />

Eduard Schmitt<br />

zurück, der mit seiner ausgleichenden<br />

Art auch überparteilich<br />

für gute Stimmung<br />

sorgte.<br />

»Eine Rivalität wie etwa die<br />

im <strong>Landkreis</strong> Main-Spessart<br />

zwischen Marktheidenfeld,<br />

Lohr, Gemünden und dem<br />

Kreissitz Karlstadt gibt es im<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> nicht«,<br />

meint Dr. Heinz Kaiser auf die<br />

Frage nach der Einheit des<br />

<strong>Landkreis</strong>es <strong>Miltenberg</strong>. »Im<br />

<strong>Landkreis</strong> gibt es keine Grenzen«,<br />

findet auch Alois Kirchgäßner.<br />

Für Ludwig Ritter ist<br />

es keine Frage, dass das Zusammenwachsen<br />

gelungen ist.<br />

»Die Einzigen, die sich heute<br />

etwas zurückgesetzt fühlen,<br />

sind die Leute aus dem Südspessart«,<br />

schränkt Ritter ein,<br />

»aber das stimmt nicht.«<br />

Schließlich habe der <strong>Landkreis</strong><br />

schon viel für den Südspessart<br />

getan, sagt Ritter.


.12 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

»Alles ist im Fluss«<br />

Gespräch mit Landrat Roland Schwing anlässlich des 40-jährigen <strong>Landkreis</strong>jubiläums<br />

Herr Schwing, der <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong> wird in diesem Jahr<br />

40 Jahre alt. Welche Erinnerungen<br />

haben Sie persönlich an<br />

die Jahre 1971/1972, als der<br />

<strong>Landkreis</strong> aus der Taufe gehoben<br />

wurde?<br />

Ich habe zu jener Zeit in<br />

Karlsruhe studiert und immer,<br />

wenn ich am Wochenende<br />

zu Hause war, habe<br />

ich die Diskussion mitbekommen.<br />

In Erinnerung ist<br />

mir geblieben, dass vor allem<br />

die Ortsvereine der<br />

Parteien in den beiden Altlandkreisen<br />

kräftig um Mitglieder<br />

geworben haben, um<br />

komplette Listen anbieten<br />

zu können. Da mein Vater<br />

Bürgermeister und Kreisrat<br />

war, war ich immer gut informiert.<br />

Landrat Karl Oberle hat in seiner<br />

Antrittsrede im Jahr 1972<br />

unter anderem beklagt, dass das<br />

Kirchturmdenken in den Gemeinden<br />

weit verbreitet ist. Sind<br />

Oberles Gedanken auch heute<br />

noch aktuell?<br />

Kirchturmdenken hat es<br />

schon immer gegeben und<br />

wird es auch weiter geben,<br />

aber mittlerweile nur noch<br />

in abgeschwächter Form<br />

und nur da, wo es konkrete<br />

Probleme gibt oder wo man<br />

denkt, dass man etwas verliert.<br />

Ich denke da etwa an<br />

Projekte der interkommunalen<br />

Zusammenarbeit –<br />

wenn Standesämter zusammengelegt<br />

werden sollen<br />

und die Bürger denken, dass<br />

sie nicht mehr in ihrer Heimatgemeinde<br />

heiraten können.<br />

Oder wenn es um<br />

Schulsanierungen oder<br />

Straßenbau geht. Dennoch<br />

ist das gottseidank kein<br />

Vergleich mehr zu früher..<br />

Haben Sie den Eindruck, dass<br />

der <strong>Landkreis</strong> schon komplett<br />

zusammengewachsen ist?<br />

Schließlich wurden drei <strong>Landkreis</strong>es<br />

teilweise zusammengeführt<br />

und manchmal meint man,<br />

gewisse Rivalitäten zwischen<br />

Nord und Süd auszumachen.<br />

Rivalität an sich ist ja nichts<br />

Schlechtes. Rivalität spornt<br />

an, ist eine Art Wettbewerb.<br />

Man kann meiner Meinung<br />

nach uneingeschränkt sagen,<br />

dass der <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong> in weiten Teilen<br />

eine Einheit geworden ist.<br />

Die Leute denken nicht<br />

mehr in Altlandkreisen.<br />

Hier ist vieles richtig gemacht<br />

worden. Man hat<br />

nicht versucht, mit knappen<br />

Mehrheiten etwas durchzusetzen,<br />

sondern hat stets die<br />

einzelnen <strong>Landkreis</strong>teile mit<br />

einbezogen –egal ob bei<br />

Schulbauten oder beim<br />

Straßenbau. Ich habe mich<br />

etwa im Bauausschuss dafür<br />

eingesetzt, dass im Straßenbauprogramm<br />

auch wenig<br />

befahrene Straßen in<br />

kleine Gemeinden saniert<br />

werden –auch wenn das<br />

wirtschaftlich nicht der<br />

große Coup ist. Man muss<br />

auch den entfernteren Gemeinden<br />

oder Ortsteilen das<br />

Gefühl geben, dass sie dazugehören<br />

und sie uns<br />

wichtig sind.<br />

Dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> geht<br />

es gut, die Arbeitslosigkeit ist<br />

niedrig. Mit Sorge betrachten<br />

viele Bürger aber den Südspessart.<br />

Die Bevölkerung<br />

schrumpft, die kommunalen<br />

Haushalte sind klamm, die Zahl<br />

der Arbeitsplätze vor Ort nimmt<br />

ab. Gibt es für den Südspessart<br />

eine Zukunft?<br />

Für den Südspessart gibt es<br />

eine Zukunft, sonst würde<br />

sich der Kreis nicht schon<br />

seit vielen Jahren so intensiv<br />

bemühen. Ich habe<br />

Verständnis dafür, dass sich<br />

der Südspessart in seiner<br />

Rolle noch nie so richtig<br />

wohlgefühlt hat. Von seiner<br />

In mehreren Bauabschnitten hat der <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> das Schulzentrum Elsenfeld generalsaniert und<br />

umgebaut –hier ein Motiv von der Einweihung des vierten Bauabschnitts im Jahr 2010, als die Schüler in<br />

den neuen Räumen den Gästen einige Experimente zeigten.<br />

Lage her war er früher im<br />

<strong>Landkreis</strong> Marktheidenfeld<br />

als auch jetzt geografisch am<br />

Rand.<br />

Es war schon immer mein<br />

Bestreben, da, wo der<br />

<strong>Landkreis</strong> Einfluss hat, diesen<br />

auch zu nutzen. So ist<br />

etwa der Ausbau der Kreisstraßen<br />

im Südspessart bis<br />

auf ein kleines Stück zwischen<br />

Ortsende Altenbuch<br />

und der <strong>Landkreis</strong>grenze<br />

abgeschlossen. Hier hat der<br />

Kreis viele Millionen Euro<br />

investiert, andere <strong>Landkreis</strong>teile<br />

sind da nicht so<br />

gut weg gekommen. Ich habe<br />

mich auch persönlich<br />

sehr stark dafür gemacht,<br />

dass die Ortsumgehung<br />

Faulbach gebaut werden<br />

kann. Dadurch ist eine bessere<br />

Anbindung der Region<br />

an die A3 gegeben, davon<br />

verspreche ich mir eine<br />

Menge. Im Industriegebiet<br />

in Faulbach gibt es viele<br />

tolle Betriebe, die werden<br />

davon sicher auch profitieren.<br />

<strong>Der</strong> Südspessart ist<br />

kein strukturschwaches<br />

Gebiet, auch wenn die ganz<br />

großen Betriebe fehlen. Es<br />

ist allerdings problematisch,<br />

dass bis auf Faulbach keine<br />

Ortsumgehung vorhanden<br />

ist. Damit sich eine Region<br />

entwickeln kann, ist aber<br />

eine gute Verkehrsinfrastruktur<br />

als Voraussetzung<br />

für die Mobilität notwendig.<br />

Da es sich dabei aber um<br />

Staatsstraßen handelt, ist<br />

das Sache des Staatlichen<br />

Bauamts. Was zudem für<br />

den Südspessart spricht, ist<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

In vielen Bereichen wurde in den vergangenen vier Jahrzehnten schon gute Arbeit geleistet, findet Landrat Roland Schwing, dennoch bleiben<br />

ihm und seinem Nachfolger im Amt noch zahlreiche Aufgaben erhalten.<br />

das ILEK-Projekt. Die politisch<br />

Verantwortlichen haben<br />

erkannt, dass es nur<br />

gemeinsam geht. Ich bin mir<br />

sicher, dass dabei etwas<br />

Zukunftsfähiges herauskommen<br />

wird.<br />

<strong>Der</strong> demografische Faktor wird<br />

auch im <strong>Landkreis</strong> Auswirkungen<br />

haben. Die Bevölkerungszahl<br />

wird sinken, die Gesellschaft<br />

wird altern. Welchen<br />

Beitrag kann der <strong>Landkreis</strong><br />

leisten, damit er auch in dieser<br />

Hinsicht zukunftsfähig bleibt?<br />

<strong>Der</strong> <strong>Landkreis</strong> wird zukunftsfähig<br />

bleiben, da habe<br />

ich keine Sorge. Es sind in<br />

der Vergangenheit viele<br />

richtige Entscheidungen<br />

getroffen worden. Vor allem<br />

die dramatisch zurückgehenden<br />

Geburtenraten, auch<br />

bundesweit, sind schon fast<br />

nicht mehr erklärbar. Es<br />

sind noch nie umfangreichere<br />

Leistungen für Familien<br />

auf den Weg gebracht<br />

worden als in den letzten<br />

Jahren. Dieses Problem, das<br />

daraus erwächst, werden wir<br />

nicht alleine mit Geld lösen<br />

können. Wir brauchen eine<br />

veränderte Einstellung zu<br />

Kindern und Rahmenbedingungen<br />

für Familien –<br />

gerade im beruflichen Bereich,<br />

dass etwa Mütter ihren<br />

Beruf wenigstens teilweise<br />

ausüben können. <strong>Der</strong><br />

<strong>Landkreis</strong> kann da mithelfen,<br />

aber die entscheidenden<br />

Weichen müssen Andere<br />

stellen. Ich sage den<br />

Fortsetzung auf Seite 14


27. SEPTEMBER 2012 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG | 13


.14 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

Bürgermeistern immer wieder,<br />

dass wir eine gute Infrastruktur<br />

brauchen –quasi<br />

von der Wiege bis zur Bahre.<br />

Das beinhaltet das Vorhalten<br />

von Kinderbetreuung,<br />

Bildung, Arbeitsplätzen,<br />

Freizeitmöglichkeiten,<br />

ärztlicher Versorgung und<br />

Angeboten für Senioren –<br />

also die ganze Palette der<br />

Daseinsvorsorge.<br />

Bildung ist ein gutes Stichwort.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> hat<br />

über 40 Millionen Euro für den<br />

Umbau und die Sanierung des<br />

Schulzentrums Elsenfeld ausgegeben,<br />

nun wurde im <strong>Kreistag</strong><br />

ein Schulbauprogramm für<br />

weitere 40 Millionen Euro beschlossen.<br />

Warum ist dem<br />

<strong>Landkreis</strong> die Bildung so wichtig?<br />

Bildung war für uns schon<br />

immer ein Megathema, man<br />

muss nur auf die Vielzahl<br />

von Schulen im Kreis<br />

schauen. Diese Investitionen<br />

tätigen wir aus Überzeugung.<br />

<strong>Der</strong> Rohstoff Geist ist<br />

der einzige Rohstoff, den<br />

wir in unbegrenzter Menge<br />

zur Verfügung haben. Wir<br />

müssen allen jungen Menschen<br />

die bestmögliche<br />

Startrampe bieten, damit sie<br />

ihr späteres Leben erfolgreich<br />

gestalten können. Das<br />

geht nur über ein gut ausgebautes<br />

und gut erreichbares<br />

Bildungssystem. Für<br />

mich gehört das dreigliedrige<br />

Bildungssystem dazu,<br />

das aber vor allem unter<br />

dem relativ frühen Übertritt<br />

in die Realschule und dem<br />

massiven Geburtenrückgang<br />

leidet. Wichtig ist die<br />

Durchlässigkeit des Schulsystems,<br />

so dass auch die<br />

sogenannten »Spätzünder«<br />

ihren Weg gehen können.<br />

Die Hochschulreife kann<br />

man heute auf vielen Wegen<br />

erlangen –auch für Mittelschüler<br />

ist das problemlos<br />

möglich. Das spricht für<br />

unser Bildungssystem. Hier<br />

in der Region gibt es durch<br />

unsere breite mittelständische<br />

Basis zudem viele interessante<br />

und gut bezahlte<br />

Berufe, die auch für Mittelschüler<br />

Perspektiven bieten.<br />

Die Gestaltung der Energiewende bleibt eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben<br />

im <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong>.<br />

Apropos Wirtschaft: <strong>Der</strong> <strong>Landkreis</strong><br />

hat sich zu einem Kreis<br />

entwickelt, der stark von der<br />

Produktion geprägt ist. Hat er<br />

angesichts der Globalisierung<br />

und der immer weiter voranschreitenden<br />

Verlagerung von<br />

Fertigungen in andere Länder<br />

mit dieser Wirtschaftsstruktur<br />

eine Chance?<br />

Unsere ausgezeichnete<br />

wirtschaftliche Lage haben<br />

wir mit Sicherheit der Tatsache<br />

zu verdanken, dass<br />

wir unsere Produktionsbetriebe<br />

nicht vergrämt haben<br />

und nicht versucht haben,<br />

diese krampfhaft durch<br />

Dienstleister zu ersetzen.<br />

Ohne Produktion würden<br />

wir hier alt aussehen. Es<br />

gibt sogar eine Reihe von<br />

Betrieben, die mit ihrer<br />

Fertigung aus Fernost wieder<br />

zurückkommen, weil sie<br />

die verlässlichen Rahmenbedingungen<br />

hier schätzen.<br />

Massenproduktion werden<br />

wir hier allerdings nicht<br />

bekommen, vielmehr hochwertige<br />

Produkte. Dafür<br />

haben wir auch das Knowhow.<br />

Ich verweise nur auf<br />

Einrichtungen wie ZEWIS,<br />

ZENTEC und Hochschule<br />

Aschaffenburg. Wir werden<br />

uns aber permanent anpassen<br />

müssen, sonst sind wir<br />

weg. Hier gilt besonders:<br />

Wer nachlässt, besser zu<br />

werden, hat aufgehört, gut<br />

zu sein.<br />

Eine auffällige Entwicklung der<br />

letzten Jahre sind die zahlreichen<br />

Netzwerke, die entstanden<br />

sind. Warum ist der <strong>Landkreis</strong><br />

hier so aktiv?<br />

Die Netzwerke, die wir in<br />

den letzten Jahren aufgebaut<br />

haben, sind einer der<br />

Gründe, warum es in der<br />

Region so gut läuft. Wir<br />

werden zu Recht als »Region<br />

der Kooperation« bezeichnet.<br />

Das ging los mit<br />

der Gründung der Initiative<br />

Bayerischer Untermain und<br />

der Gründung des »Flagg-<br />

schiffs« ZENTEC. Dadurch<br />

sind wir mit den Unternehmen<br />

in Kontakt gekommen<br />

und arbeiten gut zusammen.<br />

Auch das Netzwerk in das<br />

Rhein-Main-Gebiet hinein<br />

ist sehr wichtig. Hier sind<br />

wir über ZENTEC in allen<br />

wichtigen Wirtschaftsfördereinrichtungen<br />

vertreten.<br />

Vergessen darf man ebenfalls<br />

nicht das Dreiländer-<br />

Netzwerk, wo sich die<br />

Odenwald-Landräte regelmäßig<br />

treffen und auf verschiedensten<br />

Gebieten wie<br />

Tourismus, Straßenbau und<br />

Katastrophenschutz zusammenarbeiten.<br />

Für diese<br />

Netzwerke brauchen wir in<br />

der Regel keine riesigen Finanzmittel,<br />

aber wir profitieren<br />

davon unheimlich<br />

und bekommen Anschübe.<br />

Wenn man dies alles hört,<br />

wundert es nicht, dass der<br />

<strong>Landkreis</strong> in Sachen Lebensqualität<br />

in vielen Umfragen weit<br />

oben steht.<br />

Stimmt! All das führt dazu,<br />

dass die Menschen hier in<br />

allen Bereichen gute Bedingungen<br />

vorfinden und<br />

sich wohlfühlen. Das schlägt<br />

sich jährlich in Umfragen<br />

nieder, wo wir fast immer<br />

unter den Top 5sind. Wenn<br />

84 Prozent der Befragten<br />

sagen, dass sie hier gerne<br />

leben und arbeiten, dann ist<br />

das eine Bestätigung, dass<br />

wir Vieles richtig gemacht<br />

haben. Das hat nicht nur die<br />

Politik zu verantworten,<br />

sondern auch Firmen, Organisationen<br />

und die Menschen,<br />

die sich hier vielfältig<br />

und ehrenamtlich engagieren.<br />

Heißt das, dass Sie und Ihr<br />

Nachfolger im Amt sich zufrieden<br />

zurücklehnen können?<br />

Nein, alles ist im Fluss. In<br />

Sachen Infrastruktur,<br />

Schulen, Krankenhäuser,<br />

Sicherheit sind wir gut dabei,<br />

das haben wir in weiten<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

Als wichtigen Schritt für die verkehrliche Erschließung des Südspessarts bezeichnet Landrat Roland Schwing den Bau der Umgehung von Faulbach.<br />

Unser Bild entstand beim Spatenstich der Umgehung im Oktober 2011.<br />

Bereichen gut erledigt. In<br />

Sachen Senioren haben wir<br />

mit dem Seniorenpolitischen<br />

Gesamtkonzept schon sehr<br />

gute Vorarbeit geleistet,<br />

aber auch da müssen wir<br />

weiter dranbleiben, ebenso<br />

mit der Förderung des Ehrenamts.<br />

Ein bisschen stolz<br />

bin ich auf den Bereich des<br />

Jugendamts. Hier haben wir<br />

eine breite Palette an präventiven<br />

Maßnahmen aufgebaut.<br />

Das wird sich hundertprozentig<br />

auszahlen!<br />

Wir wollen weg vom Image<br />

als »Kinderwegnehmbehörde«<br />

hin zu einer BeratungsundUnterstützungsorganisation.<br />

Uns ist es auch gelungen,<br />

binnen eines Jahres<br />

zusammen mit den Kommunen<br />

flächendeckend die<br />

Jugendsozialarbeit an<br />

Schulen einzuführen. Wir<br />

werden aber noch stark gefordert<br />

sein mit der Breitbandversorgung<br />

aller Kommunen<br />

im <strong>Landkreis</strong>. Darum<br />

wird sich auch mein<br />

Nachfolger kümmern müssen.<br />

Die Gebiete, in denen<br />

das nicht gelingt, werden die<br />

strukturschwachen Gebiete<br />

der Zukunft sein.<br />

Bei der Energiewende stehen<br />

wir erst ganz am Anfang,<br />

das müssen wir zusammen<br />

mit den Kommunen<br />

angehen. Wir als<br />

<strong>Landkreis</strong> versuchen aber,<br />

in Sachen regenerativer<br />

Energien und Energiemanagement<br />

Vorbild zu sein.<br />

Wir könnten sofort 12 Millionen<br />

Euro in Energiesparmaßnahmen<br />

in Gebäude<br />

investieren, denn wir<br />

haben für alle kreiseigenen<br />

Gebäude Energiesparpotenziale<br />

untersuchen lassen.<br />

Und auch weit vor Fukushima<br />

haben wir mit den<br />

Kollegen in Aschaffenburg<br />

ein Klimaschutzkonzept in<br />

Auftrag gegeben, das umgesetzt<br />

werden muss. Wir<br />

haben also noch viel Arbeit<br />

vor uns.


27. SEPTEMBER 2012 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG | 15


.16 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

27. SEPTEMBER 2012


.20 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

<strong>Der</strong> Landrat und der <strong>Kreistag</strong><br />

Roland Schwing steht seit 1986 an der Spitze der <strong>Landkreis</strong>verwaltung –Drei Stellvertreter<br />

An der Spitze der <strong>Landkreis</strong>verwaltung<br />

steht seit 1. November<br />

1986 Roland Schwing.<br />

Er trat die Nachfolge von Karl<br />

Oberle als Landrat an. Seine<br />

Wahl erfolgte am 12. Oktober<br />

1986. Schwing wurde 1990,<br />

1996, 2002 und 2008 jeweils<br />

mit großer Mehrheit wiedergewählt.<br />

Am 19. April 1949 in Röllbach<br />

geboren, nahm Roland<br />

Schwing nach dem Abitur im<br />

Jahr 1969 das Studium der<br />

Wirtschaftswissenschaften an<br />

der Universität Karlsruhe auf.<br />

Dieses schloss er im Jahr 1973<br />

als Diplom-Wirtschaftsingenieur<br />

ab. Seitdem arbeitete er<br />

selbstständig im elterlichen<br />

Betrieb.<br />

<strong>Der</strong> politische Werdegang<br />

Roland Schwings begann im<br />

Jahr 1969, als er der CSU und<br />

der Jungen Union (JU) beitrat.<br />

Zehn Jahre lang war er<br />

Kreisvorsitzender der JU und<br />

sechs Jahre stellvertretender<br />

Bezirksvorsitzender dieser<br />

Organisation. Seit 1975 ist<br />

Roland Schwing Mitglied des<br />

CSU-Bezirksvorstandes und<br />

des Parteitages der CSU. Darüber<br />

hinaus gehörte er<br />

mehrere Jahre dem JU-<br />

Deutschlandtag und dem<br />

CSU-Parteiausschuss an.<br />

Kommunalpolitisch arbeitet<br />

Roland Schwing seit 1984 im<br />

<strong>Kreistag</strong> mit.<br />

Aufgrund seiner vielfältigen<br />

Aktivitäten zur Modernisierung<br />

der Verwaltung des<br />

Landratsamts <strong>Miltenberg</strong><br />

wurde er in den Innovationsring<br />

»Kreisverwaltung der<br />

Zukunft« berufen. 1997 wurde<br />

er vom Bayerischen <strong>Landkreis</strong>tag<br />

mit der Leitung des<br />

Pilotprojekts »Verwaltungsreform«<br />

beauftragt und wurde<br />

damit auch Leiter des Bayerischen<br />

Innovationsrings, einem<br />

Zusammenschluss von 21<br />

<strong>Landkreis</strong>en.<br />

Landrat Roland Schwing ist<br />

zudem Verwaltungsratsvorsitzender<br />

der Sparkasse <strong>Miltenberg</strong>-Obernburg.<br />

<strong>Der</strong> Landrat<br />

ist zudem seit Mai 2002 erster<br />

Vizepräsident des Bayerischen<br />

<strong>Landkreis</strong>tages und Mitglied<br />

des Präsidiums des Deutschen<br />

<strong>Landkreis</strong>tags.<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

Landrat Roland Schwing (zweiter von rechts) mit der stellvertretenden Landrätin Claudia Kappes sowie seinen weiteren Stellvertretern Edwin<br />

Lieb (links) und Jürgen Reinhard (rechts).<br />

Landrat Roland Schwing mit dem <strong>Kreistag</strong> zu Beginn der laufenden Wahlperiode.<br />

Landrat Roland Schwing<br />

wird in kommunalen Angelegenheiten<br />

vertreten von<br />

Claudia Kappes (CSU) Jürgen<br />

Reinhard (CSU) sowie Edwin<br />

Lieb (Freie Wähler). Vertreter<br />

des Landrats im Amt und somit<br />

zuständig für staatliche<br />

Aufgaben ist Dietmar Fieger.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Kreistag</strong><br />

Gremium wird alle sechs Jahre gewählt<br />

<strong>Der</strong> <strong>Kreistag</strong> ist das Hauptorgan<br />

des <strong>Landkreis</strong>es; er entscheidet<br />

über alle grundlegenden<br />

Angelegenheiten des<br />

<strong>Landkreis</strong>es. Die laufenden<br />

Geschäfte der <strong>Landkreis</strong>verwaltung<br />

werden vom Landrat<br />

erledigt, der die Beschlüsse<br />

des <strong>Kreistag</strong>s ausführt. Alle<br />

Sitzungen des <strong>Kreistag</strong>s und<br />

seiner Ausschüsse sind öffentlich,<br />

so dass sich jeder<br />

Bürger einen Eindruck verschaffen<br />

kann, welche Entscheidungen<br />

getroffen werden.<br />

Die Öffentlichkeit ist nur bei<br />

wenigen Punkten ausgeschlossen,<br />

wenn es etwa um<br />

Grundstücks- oder Personalangelegenheiten<br />

geht. <strong>Kreistag</strong><br />

und Landrat werden alle sechs<br />

Jahre von den Bürgern des<br />

<strong>Landkreis</strong>es gewählt –die<br />

nächste Wahl steht im Jahr<br />

2014 an. Aufgrund des Erreichens<br />

der Altersgrenze kann<br />

sich Landrat Roland Schwing<br />

nicht mehr zur Wiederwahl<br />

stellen.<br />

Entsprechend der Einwohnerzahl<br />

des <strong>Landkreis</strong>es verfügt<br />

der <strong>Landkreis</strong> über 60<br />

<strong>Kreistag</strong>smitglieder. Im <strong>Kreistag</strong><br />

gibt es sechs Fraktionen.<br />

Vorsitzende sind Dietmar<br />

Andre (CSU), Dr. Ulrich<br />

Schüren (SPD), Dr. Hans Jürgen<br />

Fahn (Freie Wähler), Jens<br />

Marco Scherf (Bündnis 90/Die<br />

Grünen), Erich Stappel (Neue<br />

Mitte) und Dr. Heinz Linduschka<br />

(FDP).<br />

Als Einzelgruppierung ist<br />

die ÖDP/BLU vertreten.<br />

Das Ergebnis der letzten <strong>Kreistag</strong>swahl<br />

Bei der letzten Wahl ergab sich<br />

im Jahr 2008 folgendes<br />

Ergebnis:<br />

CSU 43,11<br />

SPD 18,95<br />

FWG 15,14<br />

Grüne 7,41<br />

Neue Mitte 5,97<br />

FDP 5,24<br />

ÖDP/BLU 4,18<br />

Sitzverteilung:<br />

CSU 27<br />

SPD 12<br />

FWG 9<br />

Grüne 4<br />

Neue Mitte 3<br />

FDP 3<br />

ÖDP/BLU 2


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.22 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

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27. SEPTEMBER 2012


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Y M<br />

<strong>Der</strong> bekannte Chemiker Hermann Staudinger stand Pate für den<br />

Namen dieser Bildungseinrichtung in Erlenbach. Um welche<br />

Schulform handelt es sich?<br />

N G<br />

In dieser Staatlichen Berufsschule wurde ein Kompetenzzentrum<br />

für Berufe der Informationstechnologie eingerichtet. In welcher<br />

Stadt im nördlichen <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> steht diese Berufsschule?<br />

M - S -<br />

Rund 800 Schüler besuchen diese Obernburger Schule, die im Jahr<br />

2011 ihr 60-jähriges Bestehen feierte. Wie heißt diese Bildungseinrichtung?<br />

In Elsenfeld wurde diese Bildungseinrichtung für über 40 Millionen Euro umgebaut und generalsaniert –<br />

hier ein Blick in die neue Aula. Wie lautet der Oberbegriff für die Einrichtung, in der das Julius-Echter-Gymnasium<br />

und die Staatliche Realschule untergebracht sind?<br />

Preise zu gewinnen<br />

Preisausschreiben anlässlich des 40-jährigen <strong>Landkreis</strong>jubiläums<br />

Kennen Sie den <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong>? Können Sie Gebäude<br />

und Plätze identifizieren?<br />

Dann nehmen Sie am<br />

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<strong>Miltenberg</strong> anlässlich<br />

seines 40-jährigen Bestehens<br />

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Mitmachen ist einfach.<br />

Werfen Sie einen Blick auf die<br />

Bilder, die auf zwei Seiten<br />

verteilt sind und versuchen Sie<br />

herauszubekommen, um welche<br />

Liegenschaft des <strong>Landkreis</strong>es<br />

es sich handelt. Tragen<br />

Sie die Lösung in die weißen<br />

Kästchen ein. Um es einfacher<br />

Lösungswort<br />

zu machen, sind einige Kästchen<br />

bereits ausgefüllt.<br />

Tragen Sie den oder die<br />

Buchstaben in den blau umrandeten<br />

Kästchen in der Reihenfolge<br />

der Bildnummern<br />

(von Bild 1bis Bild 10) in das<br />

Lösungskästchen ein. Bei korrektem<br />

Ausfüllen ergibt sich<br />

das Lösungswort.<br />

Die richtige Lösung kann<br />

per E-Mail (gewinnspiel@lramil.de)<br />

oder per Post (Landratsamt<br />

<strong>Miltenberg</strong>, Büro des<br />

Landrats, Brückenstraße 2,<br />

63897 <strong>Miltenberg</strong>) bis einschließlich<br />

Montag, 15. Oktober,<br />

eingeschickt werden.<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

1 S Z M 2<br />

R S<br />

3<br />

J S<br />

H<br />

Diese Preise gibt es zu gewinnen:<br />

1. bis 5. Platz: 5x2Eintrittskarten<br />

für den Sommerrausch<br />

2013, 6. Platz: Führung<br />

für bis zu 15 Personen durch<br />

das Landratsamt <strong>Miltenberg</strong>,<br />

Fragerunde mit Landrat Roland<br />

Schwing sowie Abschluss<br />

mit Essen in der Vinothek, 7.<br />

bis 9. Platz 3x2Eintrittskarten<br />

für das Neujahrskonzert<br />

2013 des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Miltenberg</strong>,<br />

10. bis 20. Platz: je ein<br />

Buch »Geschichten in Sagen<br />

und Bildern im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong>« von Dr. Werner<br />

Trost.<br />

4 5<br />

Die 1973 erbaute Realschule wurde im Jahr 2008 in Anlehnung an einen bekannten Bürger<br />

<strong>Miltenberg</strong>s umbenannt. Wie heißt der Namenspate der Schule, die sich in <strong>Miltenberg</strong>-Nord<br />

befindet?


27. SEPTEMBER 2012 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG | 27<br />

In dieser Elsenfelder Halle findet in jedem Jahr der Tag des Sports statt, der vom Sportreferat des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Miltenberg</strong> und dem BLSV veranstaltet wird. Wie heißt sie?<br />

7<br />

P K - A<br />

B S<br />

Diese <strong>Miltenberg</strong>er Schule wird zurzeit umgebaut, da in ihr ein Kompetenzzentrum für Körperpflege/Friseure<br />

entsteht. Bis Sommer 2014 sollen diese Arbeiten beendet sein. Um welche Schulform handelt es<br />

sich?<br />

9<br />

L M<br />

In <strong>Miltenberg</strong> steht dieses Gebäude, in dem große Teile der Verwaltung des<br />

<strong>Landkreis</strong>es <strong>Miltenberg</strong> untergebracht. Wie heißt dieser Bau?<br />

10<br />

8<br />

J Z<br />

Gesucht ist der Name, der Pate für diese Elsenfelder Förderschule<br />

für Kinder mit Lernschwierigkeiten im Grund- und Hauptschulalter<br />

stand.<br />

L B<br />

In diesem Ämtergebäude im Fährweg 35 ist das Staatliche Schulamt untergebracht; zuletzt<br />

wurde der Bau im Jahr 2009 teilsaniert. In welcher Stadt steht das Gebäude?<br />

K<br />

6


.30 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

Beste Voraussetzungen für Bildung<br />

<strong>Der</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> hat seit 1972 über 250 Millionen Euro in seine Schulen investiert<br />

Dass Bildung die Grundlage der<br />

Zukunftschancen der Menschen<br />

ist, ist heute eine allgemein<br />

anerkannte Tatsache. Vor<br />

40 Jahren war das noch anders.<br />

Da begann man, sich mit dem<br />

Thema intensiv öffentlich auseinanderzusetzen.<br />

Heftigen<br />

Diskussionen über den Bildungsnotstand<br />

und die deutsche<br />

Bildungskatastrophe<br />

folgten große Anstrengungen<br />

im Bildungsbereich. Heute ist<br />

ein Zustand erreicht, der dem<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> den Ehrentitel<br />

»Schullandkreis« eingebracht<br />

hat.<br />

Volksschulen<br />

Die größten Veränderungen<br />

hatten die Volksschulen zu<br />

meistern. Die Landschulreform<br />

schaffte die sogenannten<br />

Zwergschulen (ein- oder zweiklassige<br />

Schulen) ab und gliederte<br />

diese in Verbandsschulen<br />

ein. Nach einigen Änderungen<br />

durch die Gemeindegebietsreform<br />

gab es in den 32 Gemeinden<br />

des <strong>Landkreis</strong>es neben einer<br />

privaten Montessori-Schule<br />

29 staatliche Volksschulen<br />

(fünf Grund-, vier Haupt-, elf<br />

Grund- und Hauptschulen und<br />

neun Grund- und Teilhauptschulen).<br />

Von diesen wurden 13<br />

als Verbandsschulen geführt.<br />

Die Hauptschulreform ermöglichte<br />

seit 1999 den Erwerb des<br />

mittleren Bildungsabschlusses<br />

in sogenannten M-Zügen.<br />

Dieser Zustand blieb erhalten,<br />

solange mehr als 50 Prozent<br />

der Schüler des <strong>Landkreis</strong>es<br />

diese Schulen besuchten;<br />

2002 waren dies immerhin noch<br />

10.970 (57,5 Prozent) von<br />

19.076. Mit nur 7367 Schülern<br />

bieten die Volksschulen heute<br />

ein völlig anderes Bild. Ausgelöst<br />

wurden die Veränderungen<br />

durch die Einführung der<br />

sechsstufigen Realschule 2002,<br />

ein geändertes Übertrittsverhalten<br />

und den Geburtenrückgang.<br />

Während in Bayern in<br />

den letzten Jahren knapp 40<br />

Prozent der Schüler Hauptschulen<br />

absolvierten, rechnet<br />

Dass dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> die Bildung sehr wichtig ist, zeigt sich am Schulzentrum Elsenfeld: Über 40 Millionen Euro wurden in den Umbau<br />

und die Generalsanierung dieser Einrichtung gesteckt.<br />

man in 15 Jahren nur noch mit<br />

28 Prozent.<br />

Man versucht nun, möglichst<br />

viele Schulstandorte durch<br />

Kooperationen von Gemeinden<br />

zu sichern und durch weitere<br />

Reformen die Leistungsfähigkeit<br />

der Hauptschulen zu verbessern.<br />

2011 wurden alle<br />

Hauptschulen des <strong>Landkreis</strong>es<br />

in Mittelschulen umgewandelt<br />

(insgesamt 16, zwölf davon in<br />

Verbindung mit Grundschulen).<br />

Daneben gibt es noch 13<br />

eigenständige Grundschulen.<br />

Die Aufwertung der Hauptschulen<br />

hat zum Ziel, möglichst<br />

alle Absolventen in eine Berufsausbildung<br />

zu bringen.<br />

Dazu dienen sowohl eine stärkere<br />

berufspraktische Orien-<br />

tierung als auch erweiterte<br />

schulische Angebote vor allem<br />

durch Ganztagsbetreuung, sei<br />

es in offener oder gebundener<br />

Form.<br />

Die Jugendsozialarbeit an<br />

Schulen, deren Trägerschaft<br />

und fachliche Leitung der<br />

<strong>Landkreis</strong> 2011 übernommen<br />

hat, soll soziale Benachteiligungen<br />

von Schülern ausgleichen<br />

und helfen, individuelle<br />

Beeinträchtigungen zu überwinden,<br />

Konflikte zu lösen und<br />

Integration zu fördern.<br />

Förderschulen, Inklusion<br />

Vor einer großen Herausforderung<br />

stehen die Schulen bei<br />

der Umsetzung eines durch die<br />

UN-Behindertenkonvention für<br />

Im Rahmen des neuen, 40 Millionen Euro umfassenden Schulbauprogramms soll auch das Johannes-<br />

Butzbach-Gymnasium <strong>Miltenberg</strong> generalsaniert werden.<br />

völkerrechtlich verbindlich erklärten<br />

inklusiven Schulsystems,<br />

bei dem Behinderte und<br />

Nichtbehinderte gemeinsam<br />

beschult werden.<br />

Die Idee, das Recht der Behinderten<br />

auf eine möglichst optimale<br />

Bildung durchzusetzen, ist<br />

nicht neu. Sie trägt auch die<br />

Förderschulen des <strong>Landkreis</strong>es.<br />

In den Schulzentren unterhält<br />

der <strong>Landkreis</strong> Schulen<br />

zur individuellen Lernförderung<br />

mit je einer Klasse für<br />

Schüler mit sozial-emotionalem<br />

Förderbedarf: die ab 1996 neu<br />

erbaute Heinrich-Ernst-Stötzner-Schule<br />

in <strong>Miltenberg</strong> und<br />

die ab 1997 generalsanierte Janusz-Korzcak-Schule<br />

in Elsenfeld.<br />

In deren unmittelbarerer<br />

Nähe betreibt der Verein<br />

für Lebenshilfe mit finanzieller<br />

Unterstützung des <strong>Landkreis</strong>es<br />

<strong>Miltenberg</strong> die Richard-Galmbacher-Schule<br />

zur individuellen<br />

Lebensbewältigung, an der<br />

geistig und mehrfach behinderte<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

gefördert werden. Als sinnvolle<br />

Ergänzung der Angebote<br />

wurde in Zusammenarbeit mit<br />

dem Verein für Lebenshilfe in<br />

Großheubach eine Behindertenwerkstätte<br />

eingerichtet.<br />

Auch die Dr.-Albert-Liebmann-Schule<br />

zur individuellen<br />

Sprachförderung (Träger Caritas)<br />

ist in einigen Orten des<br />

<strong>Landkreis</strong>es vertreten. Sie will<br />

Kinder mit Sprachstörungen<br />

vor allem im Vorschul- beziehungsweise<br />

Grundschulalter<br />

nach sprachtherapeutischer<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

Förderung zum Besuch der<br />

Regelschulen befähigen.<br />

1993 gründeten der <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong> sowie die Stadt<br />

und der <strong>Landkreis</strong> Aschaffenburg<br />

im Kloster Himmelthal die<br />

Elsava-Schule zur Erziehungshilfe<br />

mit integrierter<br />

heilpädagogischer Tagesstätte.<br />

Träger ist seit dem Jahr 1999<br />

das Stiftungsamt Aschaffenburg.<br />

Schulpflichtige Kinder<br />

und Jugendliche aus der Region<br />

Untermain mit hohem Erziehungsbedarf<br />

werden dort<br />

ganztägig betreut.<br />

Berufliche Bildung<br />

Die geschilderten Angebote<br />

dienen dazu, alle jungen Menschen<br />

auf ein selbstbestimmtes<br />

Leben vorzubereiten, wozu eine<br />

Berufstätigkeit nötig ist.<br />

Deshalb war die Erhaltung der<br />

wohnortnahen Berufsschulstandorte<br />

in <strong>Miltenberg</strong> und<br />

Obernburg immer ein besonderes<br />

Anliegen des <strong>Landkreis</strong>es.<br />

1972 und 1984 wurden<br />

moderne Lehrwerkstätten geschaffen<br />

und erweitert, um<br />

Fachkräfte in Metalltechnik,<br />

Kfz-Technik, Elektrotechnik,<br />

Holztechnik, Bautechnik, Ernährung,<br />

Hauswirtschaft,<br />

Wirtschaft, Gesundheit und<br />

Körperpflege gründlich zu<br />

qualifizieren: Seit 2003 werden<br />

beide Berufsschulen unter der<br />

Bezeichnung Berufsschule<br />

<strong>Miltenberg</strong>-Obernburg geführt<br />

mit angeschlossener Berufli-<br />

Fortsetzung auf Seite 32


.32 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

Die ehemalige Kreisstadt Obernburg hat sich zu einem Bildungsschwerpunkt entwickelt, wie diese Luftaufnahme zeigt: In unmittelbarer Nachbarschaft zueinander befinden sich die<br />

Main-Limes-Realschule, Staatliche Berufsschule, Berufsoberschule und Fachoberschule.<br />

cher Oberschule, bestehend aus<br />

Fachoberschule und Berufsoberschule.<br />

Beide Schulen stehen<br />

unter einheitlicher Leitung;<br />

beide Schulstandorte <strong>Miltenberg</strong><br />

und Obernburg konnten<br />

erhalten werden. Die Berufsschule<br />

wurde 2012 von mehr als<br />

2200 Schülern besucht, von<br />

denen 127 die Fachhochschulreife<br />

erwarben.<br />

Eine nachhaltige Sicherung<br />

der Berufsschulstandorte gelang<br />

in den letzten Jahren im<br />

Rahmen der Organisationsreform<br />

der bayerischen Berufsschulen<br />

mit der Ansiedlung der<br />

Kompetenzzentren »IT/Metalltechnik«<br />

in Obernburg,<br />

»Metalltechnik (Spengler/Anlagenmechaniker)«<br />

sowie<br />

»Körperpflege/Friseure« in<br />

<strong>Miltenberg</strong>, für das in den<br />

nächsten beiden Jahren noch<br />

einmal 2,75 Millionen Euro<br />

aufgewendet werden müssen.<br />

Zum reichhaltigen berufsbezogenen<br />

Bildungsangebot im<br />

<strong>Landkreis</strong> zählen auch die vom<br />

<strong>Landkreis</strong> gegründeten Berufsfachschulen:<br />

in Obernburg<br />

für kaufmännische Assistenten<br />

und in Erlenbach für Altenpflege<br />

(Träger BRK) und für<br />

Krankenpflege (»St.Hildegard«),<br />

betrieben von den Kliniken<br />

<strong>Miltenberg</strong>-Erlenbach.<br />

Realschulen, Gymnasien<br />

Im Altlandkreis <strong>Miltenberg</strong> gab<br />

es ursprünglich zwei klösterlich<br />

geleitete Mädchenrealschulen.<br />

Das <strong>Miltenberg</strong>er Institut wurde<br />

geschlossen; dafür wurde<br />

eine Realschule gegründet –<br />

heute Johannes-Hartung-Realschule<br />

–, die 1974 ihr neues<br />

Gebäude bezog, das ab 1997<br />

generalsaniert und erweitert<br />

wurde. Die Amorbacher Ein-<br />

richtung wird als Theresia-<br />

Gerhardinger-Realschule von<br />

der Diözese Würzburg weitergeführt<br />

und ist seit 1994 auch<br />

für Jungen geöffnet. Im Altlandkreis<br />

Obernburg bezog die<br />

Realschule, heute Main-Limes-<br />

Realschule, 1960 ihr neues Gebäude<br />

in Obernburg. Da der<br />

Andrang sehr groß war, wurde<br />

eine weitere staatliche Realschule<br />

in baulicher Einheit mit<br />

dem Julius-Echter-Gymnasium<br />

errichtet. Bald zeigte sich, dass<br />

die Räumlichkeiten im 1974<br />

fertiggestellten Schulzentrum<br />

Elsenfeld für beide Schulen<br />

nicht ausreichten. Deshalb<br />

entschloss sich der <strong>Kreistag</strong> zu<br />

einer Generalsanierung und<br />

Erweiterung ab 2002. Das 41-<br />

Millionen-Euro-Projekt war ein<br />

Kraftakt, der den Kreishaushalt<br />

zehn Jahre lang auch in<br />

schwierigsten finanziellen<br />

Zeiten belastete. Trotzdem<br />

konnte dank einiger staatlicher<br />

Sonderprogramme auch an<br />

anderen Kreisschulen investiert<br />

werden.<br />

An gymnasialen Angeboten gab<br />

es im Kreisgebiet ursprünglich<br />

nur das Johannes-Butzbach-<br />

Gymnasium in <strong>Miltenberg</strong> und<br />

das in Sachaufwandsträgerschaft<br />

der Stadt Amorbach stehende<br />

Karl-Ernst-Gymnasium.<br />

Viele der potenziellen Gymnasiasten<br />

im wachsenden Altlandkreis<br />

Obernburg wichen<br />

nach Aschaffenburg aus. Für<br />

sie wurde das Hermann-Staudinger-Gymnasium<br />

in Erlenbach<br />

gegründet, das 1965 den<br />

Unterrichtsbetrieb aufnahm<br />

und bereits 1972 über 1000<br />

Schüler hatte.<br />

Deshalb entschloss man sich,<br />

ein weiteres Gymnasium in Elsenfeld<br />

zu errichten, wo 1972<br />

der Unterricht mit 143 Schülern<br />

in je zwei 5.und 6. Klassen begann.<br />

Ab dem Schuljahr<br />

2012/13 werden im <strong>Landkreis</strong><br />

alle gymnasialen Zweige mit<br />

Ausnahme des humanistischen<br />

angeboten. Die Schülerzahlen<br />

erreichten 2010 ihren Höchststand<br />

(6497). 2012, nach Abgang<br />

des doppelten Abiturjahrgangs,<br />

gab es im <strong>Landkreis</strong><br />

3149 Gymnasiasten und 2949<br />

Realschüler. Da erwartet wird,<br />

dass in Bayern deren Anteil an<br />

den Absolventen in den nächsten<br />

15 Jahren konstant bleiben<br />

wird (beide etwa 31,5 Prozent),<br />

beschloss der <strong>Kreistag</strong> im März<br />

2012 einstimmig ein neues 40-<br />

Millionen-Programm zur Generalsanierung<br />

der Realschule<br />

Obernburg und der Gymnasien<br />

in <strong>Miltenberg</strong> und Erlenbach,<br />

wobei man möglichst parallel<br />

vorgehen will.<br />

Fachhochschule<br />

Einen bedeutenden Schub für<br />

die Infrastruktur der Region<br />

Untermain brachte die 1995<br />

gegründete FachhochschuleAschaffen-<br />

burg (seit 1. Oktober 2007<br />

Hochschule).<br />

<strong>Der</strong> Schwerpunkt des Studienangebots<br />

liegt im technischen<br />

und betriebswirtschaftlichen<br />

Bereich; dabei setzt sie<br />

auf Kooperation mit Unternehmen<br />

der Region. Unterstützt<br />

von den beteiligten<br />

Kommunen (<strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong>,<br />

Stadt Erlenbach), der<br />

IHK Aschaffenburg, dem KooperationsverbundFahrzeugsicherheit<br />

und dem Industrie<br />

Center Obernburg (ICO) hat die<br />

Hochschule im ICO das Zentrum<br />

für Wissenschaftliche<br />

Services und Transfer (ZEWIS)<br />

eingerichtet. Damit ist erstmals<br />

eine Hochschuleinrichtung<br />

auch im <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong><br />

verankert.<br />

Fazit: 2012 bietet der <strong>Landkreis</strong><br />

eine vielfältigere<br />

und differenziertere<br />

Bildungslandschaft<br />

als 1972;<br />

im Bereich<br />

der Zu-<br />

1996 errichtete der <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> die Heinrich-Ernst-Stötzner-Schule in <strong>Miltenberg</strong>.<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

ständigkeit des Kreises hat die<br />

Zahl der Schulen zugenommen,<br />

besonders bei der individuellen<br />

Förderung und der beruflichen<br />

Bildung. 2012 werden etwa 16,5<br />

Millionen Euro für Investitionen,<br />

laufende Aufwendungen<br />

und Schülerbeförderung ausgegeben.<br />

Überschlägt man die<br />

Ausgaben für Schulen und<br />

Schüler seit 1972, so kommt<br />

man in den Bereich von 500<br />

Millionen Mark. Eine stolze<br />

Summe!<br />

Was aber passiert, wenn<br />

2020 –wie zu erwarten –im<br />

Volksschulbereich nur noch gut<br />

4000 Schüler zu finden sind?<br />

Die Bildungspolitik bleibt eine<br />

spannende Herausforderung!


.36 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

Reizvolle Region<br />

zum Entdecken<br />

<strong>Der</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> profiliert sich<br />

zunehmend als attraktive Tourismusregion<br />

<strong>Der</strong> Tourismus ist im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong> ein nicht zu<br />

unterschätzender Wirtschaftsfaktor.<br />

Kein Wunder:<br />

Aufgrund der natürlichen<br />

Gegebenheiten und der Lage<br />

des <strong>Landkreis</strong>es mit den tief<br />

einschneidenden Fluss- und<br />

Bachtälern lädt die reizvolle<br />

Region zum Entdecken und<br />

Erleben ein.<br />

Städte und Dörfer mit ihren<br />

vielfach historisch gewachsenen<br />

Ortsbildern und eine<br />

Vielzahl von Kirchen und<br />

Schlössern geben Zeugnis einer<br />

bis zu 2000-jährigen kulturellen<br />

Vergangenheit. Diese<br />

einladende Landschaft, der<br />

Main –gleichermaßen als<br />

Trennung und Verbindung<br />

zwischen Spessart und Odenwald<br />

–sowie die Weinlagen<br />

sind Anziehungspunkt für<br />

viele Tagesgäste aus Rhein-<br />

Main sowie Urlauber aus dem<br />

gesamten Bundesgebiet.<br />

Magere Jahre überwunden<br />

Im Jahr 2011 wurden rund<br />

142000 Gästeankünfte verzeichnet<br />

bei fast 281000<br />

Übernachtungen. Die mageren<br />

Jahre der Krise, zwischen<br />

2003 und 2005, sind längst<br />

überwunden; die Zahl der<br />

Übernachtungen steigt ständig.<br />

Gegenüber dem Vorjahr<br />

steht beispielsweise ein Plus<br />

von über acht Prozent zu Buche.<br />

400 Hotelschiffe<br />

Vom Fremdenverkehr profitieren<br />

nicht nur unmittelbar<br />

beteiligte Betriebe wie Gastronomie<br />

und Hotellerie, sondern<br />

auch Wirtschaftszweige,<br />

die erst in zweiter Linie daran<br />

teilhaben. Dazu zählen etwa<br />

Einzelhandel, Freizeitanbieter,<br />

aber auch weitere Geschäfte.<br />

So haben im vergangenen<br />

Jahr rund 400 Hotelschiffe<br />

angelegt –Tendenz auch hier<br />

steigend.<br />

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />

ist allerdings in<br />

den letzten Jahren stetig zurückgegangen,<br />

sie liegt heute<br />

nur noch bei zwei Tagen.<br />

Grund hierfür: Die Region<br />

wird zunehmend für Wochenendurlaub,<br />

Zweit- oder<br />

Dritturlaub genutzt sowie für<br />

den Tagestourismus.<br />

Hier im <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong><br />

gibt es viel zu entdecken:<br />

Bei einer Tour entlang des<br />

Mains –obauf dem mit fünf<br />

Sternen ausgezeichneten<br />

Main-Radweg, auf einer<br />

Wanderung oder mit dem<br />

Fahrzeug –erblickt der Gast<br />

zahlreiche Burgen, Burgruinen<br />

und Kapellen, die ihre Geschichte<br />

erzählen.<br />

Ein Ausflug zur fürstlichen<br />

Kirche der Amorbacher Benediktinerabtei<br />

darf ebenso<br />

wenig fehlen wie ein Besuch<br />

im Kloster Engelberg, das mit<br />

einem herrlichen Ausblick<br />

über das Maintal lockt. Nach<br />

dem schweißtreibenden<br />

Aufstieg die 621 Stufen<br />

hinauf zum Gotteshaus kann<br />

sich der Besucher bei einer<br />

Einkehr in die Klosterschänke<br />

mit einer deftigen Brotzeit<br />

belohnen.<br />

Essen und Trinken<br />

Überhaupt spielt Essen und<br />

Trinken im Land am Main<br />

eine wichtige Rolle. Zahlreiche<br />

romantische Gasthäuser<br />

mit Spezialitäten der fränkischen<br />

Küche und oftmals<br />

hauseigenen Weinen stehen<br />

den Besuchern offen. <strong>Der</strong><br />

Wein spielt für den Gast eine<br />

überaus große Rolle –was<br />

nicht verwundert. Denn der<br />

Weinbau im <strong>Landkreis</strong> hat<br />

Tradition. Zahlreiche Häcker-<br />

wirtschaften und Weinlokale<br />

vermitteln ursprüngliche Atmosphäre<br />

bei anspruchsvollen<br />

Tropfen.<br />

Das milde Klima des Untermains<br />

sowie der Terrassenanbau<br />

auf den Buntsandsteinböden<br />

ermöglichen den<br />

Anbau der Wärme liebenden<br />

Spätburgunderreben. Heute<br />

sind die Spätburgunder-Rotweine<br />

das Aushängeschild der<br />

Winzer im <strong>Landkreis</strong> mit<br />

höchsten Auszeichnungen.<br />

Auch die Privatbrauereien, die<br />

noch heute nach dem historischen<br />

Reinheitsgebot ureigene<br />

Biersorten herstellen und mit<br />

Besichtigung und Bierproben<br />

locken, sollen nicht unerwähnt<br />

bleiben.<br />

Viele Veranstaltungen<br />

Wer Action sucht, findet sie<br />

beim historischen Weinfest<br />

auf der Clingenburg bei<br />

Gauklern, Feuerschluckern<br />

und weiterem mittelalterli-<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

Die alljährlich im Sommer stattfindende Drei-Länder-Radtour ist seit mehreren Jahren für viele Radfahrer der<br />

Höhepunkt des Jahres. Das Bild entstand in diesem Jahr beim Durchfahren des Erftals bei Eichenbühl.<br />

chem Spektakel. Ob Michaelismesse,<br />

Apfelblütenfest,<br />

Kartoffelfest –einen Grund<br />

zum Feiern gibt es im <strong>Landkreis</strong><br />

allemal. Vor allem im<br />

Frühjahr und Sommer kommt<br />

die Zeit der Stadtfeste und der<br />

Freilichtspiele. Ob Sommerrausch<br />

im Amorbacher Seegarten,<br />

Clingenburg-Festspiele<br />

oder der Kulturwochenherbst<br />

des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Miltenberg</strong> –<br />

Fortsetzung auf Seite 38<br />

<strong>Der</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> profiliert sich zunehmend als ausgezeichnete Region für den Radfahrtourismus. <strong>Der</strong> Main-Radweg wurde mit fünf Sternen ausgezeichnet, so dass immer<br />

mehr Radfahrer die Region entdecken. Bei einer Rast am Main kann man sich prima entspannen und der »Weißen Flotte« zuschauen.


.38 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

Viele Wassersportler verbringen ihre Freizeit auf dem Main und genießen dabei auch die wunderschöne Landschaft.<br />

zahlreiche Veranstaltungen<br />

werden auf hohem Niveau<br />

geboten und bieten für jeden<br />

Geschmack etwas.<br />

Sucht man die sportliche<br />

Betätigung, hat man in der<br />

Urlaubsregion <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong><br />

die Qual der Wahl.<br />

Angeln an den Ufern des<br />

Mains und Golfen im bayerischen<br />

Odenwald sorgen für<br />

Entspannung und Erholung.<br />

Mehr Bewegung ist angesagt,<br />

wer den Churfranken-<br />

steig mit zwei Kletterpassagen<br />

zwischen Klingenberg und<br />

Erlenbach erklimmt. Ob<br />

Planwagenfahren im Spessart,<br />

Schwimmen im Niedernberger<br />

See, im Main oder in einem<br />

der zahlreichen Erlebnisbäder<br />

–für jeden ist etwas dabei.<br />

Ideal für Radfahrer<br />

Die Region ist ideal für Radfahrer<br />

oder Wanderer. Ein<br />

über 260 Kilometer langes und<br />

gut ausgebautes Radwegenetz<br />

Die Amorbacher Abteikirche gehört zum Pflichtprogramm jedes Touristen,<br />

der in den <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> kommt.<br />

bietet Möglichkeiten sowohl<br />

für den sportlichen Fahrer als<br />

auch für familienfreundliche<br />

Touren. Wer sportlich die<br />

Hügel des Spessarts oder<br />

Odenwalds erklimmen möchte,<br />

hat genügend Radstrecken zur<br />

Auswahl und kann sich die<br />

Steigungen mit einem E-Bike<br />

erleichtern, die an zahlreichen<br />

Verleihstationen bereitstehen.<br />

<strong>Der</strong> Mainradweg, vom ADFC<br />

als einziger Premiumradweg<br />

in Deutschland mit fünf Ster-<br />

nen ausgezeichnet, führt<br />

durch den <strong>Landkreis</strong> und lockt<br />

zahlreiche Gäste zum Durchradeln<br />

und Verweilen an.<br />

Immer auf ebener Strecke<br />

fahrend, lässt sich die Region<br />

ideal erkunden. Weitere<br />

Fernradwege wie der Drei-<br />

Länder-Radweg, der Rad-<br />

Achter und die Weinradreise<br />

führen durch den <strong>Landkreis</strong><br />

und sind professionell ausgeschildert.<br />

Wer lieber zu Fuß die Ge-<br />

Zünftige Blasmusik gehört zu jedem Fest im <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong>.<br />

gend erkunden möchte, genießt<br />

auf dem Fränkischen<br />

Rotweinwanderweg von<br />

Großostheim/Großwallstadt<br />

nach Bürgstadt herrliche<br />

Ausblicke in das Maintal und<br />

lernt die örtlichen Weinlagen<br />

kennen.<br />

Ob Nibelungensteig, Fränkischer<br />

Marienweg oder die<br />

regionalen ausgeschilderten<br />

Wanderwege –für jedes Interesse<br />

und Alter gibt es passende<br />

Touren.<br />

Hier gibt es Informationen zu allen Fragen rund um den Tourismus<br />

Die touristischen Arbeitsgemeinschaften<br />

informieren gerne und<br />

senden zu den vorgestellten Ausflugtipps<br />

Prospektmaterial zu:<br />

Mainland <strong>Miltenberg</strong> –Churfranken<br />

e.V.,Telefon<br />

09371/660 69 76,<br />

Internet: www.churfranken.de,<br />

E-Mail: info@churfranken.de<br />

Odenwald Tourismus GmbH,<br />

Telefon 06061/96597-0,<br />

Internet: www.odenwald.de,<br />

E-Mail: tourismus@odenwald.de<br />

Touristikverband e.V. Räuberland<br />

–das Herz im Spessart,<br />

Telefon 06092/1515, Internet:<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

www.spessartraeuberland.de,<br />

E-Mail: info@spessartraeuberland.de<br />

Landratsamt <strong>Miltenberg</strong>,<br />

Touristinfo, Telefon<br />

09371/50 1502, Internet:<br />

www.miltenberg.de,<br />

E-Mail: touristinfo@lra-mil.de


27. SEPTEMBER 2012 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG | 39


.40 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

Luftbild von Obernburg Foto: Victoria Schilde


.42 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

»Ohne Kunst ist das Leben unvollständig«<br />

Das Kunstnetz –ein ganz besonderer Exportschlager des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Miltenberg</strong><br />

»Ohne Kunst ist das Leben<br />

unvollständig« sagte vor rund<br />

zwei Jahren Professor Max<br />

Fuchs, als im Elsenfelder<br />

Bürgerzentrum das zehnjährige<br />

Bestehen des Kunstnetzes<br />

gefeiert werden konnte.<br />

Im Jahr 2000 riefen unter<br />

dem Dach des Kulturreferats<br />

im Landratsamt acht Künstlerinnen<br />

und Künstler als<br />

Gründungsteam das Netzwerk<br />

ins Leben. Mike Bauersachs,<br />

Petra Beddrich, Jürgen Bergert,<br />

Heiner Bergmann, Roland<br />

Frankenberger, Walter Rosam,<br />

Gabriele Schmidt und Josef<br />

Speth ahnten damals wohl<br />

noch nicht, welche Erfolgsgeschichte<br />

aus ihrer Idee erwachsen<br />

sollte.<br />

Walter Rosam prägte als<br />

künstlerischer Leiter in den<br />

ersten zehn Jahren das Projekt,<br />

bevor er sich aus der<br />

Leitung zurückzog, die heute<br />

ein Team unter der organisatorischen<br />

Leitung des Kulturreferats<br />

mit Gabriele Schmidt<br />

übernommen hat. Bis heute<br />

haben rund 60 Künstler und<br />

Kunsthandwerker mit Tausenden<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

zwischen drei und<br />

20 Jahren kreativ gearbeitet, in<br />

Workshops, Seminaren und in<br />

großen Gemeinschaftsprojekten<br />

künstlerische Aktionen auf<br />

die Beine gestellt, deren Spuren<br />

überall in <strong>Landkreis</strong> zu<br />

sehen sind.<br />

Ein Angebot für alle<br />

Und ganz wichtig: Auch Familien,<br />

die finanziell schwächer<br />

sind, und Alleinerziehende<br />

sollen sich dieses Angebot<br />

leisten können. In Kindergärten<br />

und Schulen –und<br />

auch da gibt es keine Grenzen:<br />

Förderschulen, Grundschulen,<br />

Realschulen und Gymnasien<br />

sind mit Elan bei der Sache –<br />

schaffen die Kinder zusammen<br />

mit ihren Lehrkräften und den<br />

Kursleitern Gemeinschaftsprojekte,<br />

die das Zusammengehörigkeitsgefühl,<br />

die Identifizierung<br />

mit der eigenen<br />

Schule und den Stolz auf die<br />

eigene Leistung fördern und<br />

stärken –dank vieler Sponsoren,<br />

unter denen der Bezirk<br />

Unterfranken ganz besonders<br />

wichtig ist, übrigens ohne<br />

Kosten für Kinder und Eltern!<br />

Professor Fuchs, eine unangefochtene<br />

Autorität in Sa-<br />

Mit Meißeln schaffen diese jungen Künstler aus einem Sandsteinblock<br />

ein Kunstwerk.<br />

chen künstlerische Arbeit mit<br />

und von Kindern, war spürbar<br />

begeistert über das Kunstnetz<br />

im <strong>Landkreis</strong>, sprach von einer<br />

»idealen Netzwerkstruktur«.<br />

<strong>Der</strong> Präsident des Deut-<br />

schen Kulturrates und Vorsitzende<br />

der Bundesvereinigung<br />

»Kulturelle Kinder- und Jugendbildung«<br />

und des Instituts<br />

für Bildung und Kultur ist seit<br />

mehr als 20 Jahren Direktor<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

der Akademie Remscheid für<br />

musische Bildung und Medienerziehung.<br />

Er formulierte<br />

das Credo, das die Aktiven im<br />

Kunstnetz seit fast zwölf Jahren<br />

antreibt: »Kunst ist Lebensmittel<br />

–also lebensnotwendig.«<br />

Was heißt das in der Praxis?<br />

Jahr für Jahr werden zahlreiche<br />

Kunst-Workshops angeboten,<br />

oft in Zusammenarbeit<br />

mit Kindergärten und Schulen,<br />

in denen Kinder und Jugendliche<br />

unter der Leitung von<br />

Künstlerinnen und Künstlern<br />

aus dem <strong>Landkreis</strong> ihre Kreativität<br />

ausleben können und<br />

damit immer wieder für große<br />

Begeisterung und auch für<br />

Überraschung sorgen –bei<br />

sich selbst, bei ihren Familien,<br />

aber oft auch bei den Kursleitern<br />

und bei der Öffentlichkeit,<br />

wenn die Werke in Ausstellungen<br />

präsentiert werden.<br />

Ganz wichtig: Niemand soll<br />

aus finanziellen Gründen an<br />

einer Teilnahme gehindert<br />

werden. Das Team um Gabriele<br />

Schmidt achtet immer<br />

sorgsam darauf, dass die<br />

Kursgebühren für jeden erschwinglich<br />

sind. Gerade in


27. SEPTEMBER 2012 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG | 43<br />

Malen unter Anleitung von Künstlern des Kunstnetzes: Das macht nicht nur Spaß, auch die Kreativität der Kinder wird gefördert.<br />

Zeiten, in denen der Zug zur<br />

Ganztagsschule immer stärker<br />

wird, erweist sich das Kunstnetz<br />

als unverzichtbar. »Wenn<br />

es das Kunstnetz nicht gäbe,<br />

man müsste es erfinden«, war<br />

ein häufig zu hörender Satz<br />

bei der Jubiläumsfeier –und er<br />

gilt heute mehr denn je.<br />

Kunstnetz weckt Kreativität<br />

Wie gut die Qualität der<br />

künstlerischen Arbeiten ist,<br />

konnten inzwischen Tausende<br />

von Besuchern in den Ausstellungen<br />

feststellen. Dass<br />

man zweimal den ersten Platz<br />

beim renommierten Wettbewerb<br />

»Kinder zum Olymp« erreichte,<br />

darf durchaus als eine<br />

Art Ritterschlag für das Projekt<br />

und für die Arbeit der KursleiterInnen<br />

angesehen werden.<br />

Dass so ganz »nebenbei« im<br />

Kunstnetz die Kreativität geweckt<br />

wird, die im Schulalltag<br />

oft verloren zu gehen droht,<br />

dass die Kinder und Jugendlichen<br />

in ihren Projekten glänzend<br />

zusammenarbeiten und<br />

damit das Projekt auch einen<br />

sozialen »Mehrwert« aufweist,<br />

dass auch Mädchen und Jungen,<br />

die im schulischen Alltag<br />

nicht so erfolgreich sind, in<br />

Sachen Kunst Bestätigung und<br />

Erfolgserlebnisse gewinnen<br />

und damit selbstsicherer werden,<br />

dass hier religiöse, ethnische<br />

und soziale Grenzen<br />

spielerisch überwunden werden<br />

–auch das sind unverzichtbare<br />

Vorzüge der Arbeit<br />

des Kunstnetzes.<br />

Ein Exportschlager ist das<br />

Kunstnetz inzwischen geworden,<br />

nicht nur in Bayern, sondern<br />

in ganz Deutschland. <strong>Der</strong><br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> ist damit<br />

so etwas wie Exportweltmeister<br />

in Sachen Kunst mit, durch<br />

und für Kinder und Jugendliche.<br />

Und noch zwei weitere<br />

Aktionen sorgen dafür, dass<br />

der Ehrentitel »Kunstlandkreis«<br />

keine Übertreibung ist.<br />

<strong>Der</strong> Jugendkulturpreis, der<br />

schon seit gut 30 Jahren Jahr<br />

für Jahr Hunderte von Kindern<br />

und Jugendlichen in Sachen<br />

Kunst und Musik zu Höchstleitungen<br />

animiert, und das,<br />

was seit sechs Jahren unter<br />

dem Titel »Abenteuer Kunst«,<br />

geleitet von Thea Nodes, immer<br />

dann angeboten wird,<br />

wenn der <strong>Landkreis</strong><br />

eine seiner hochrangigenKunstausstellungen<br />

in der<br />

Kochsmühle ausrichtet.<br />

Bei den aktiven<br />

Führungen werden<br />

die Bilder im Dialog<br />

mit den Kindern erarbeitet<br />

und dann<br />

heißt es: »Sucht euch<br />

in Ruhe euer Lieblingsbild<br />

aus, lasst<br />

euch von den Farben<br />

und Formen inspirieren,<br />

träumt von<br />

eurem Bild« –ein<br />

ganz anderer, aber<br />

sicher ein ganz<br />

spontaner und auf<br />

jeden Fall ein legitimer<br />

erster Zugang<br />

zur Kunst. »Träumt<br />

von eurem Bild« lautet<br />

die Aufforderung<br />

und am Ende kommen<br />

oft wirklich<br />

»traumhafte« Bilder<br />

heraus, die –Krönung<br />

des Traums! –<br />

dann für einige junge<br />

Künstler Jahr für Jahr<br />

mit dem Fritz-Schaefler-Preis,<br />

einem<br />

Förderpreis des<br />

<strong>Landkreis</strong>es <strong>Miltenberg</strong>,<br />

honoriert werden.<br />

Ganz wichtig<br />

dabei: die Unterstützung<br />

durch Christoph<br />

Schaefler, den Enkel<br />

des »Expressionisten aus dem<br />

Spessart«.<br />

Walter Rosam, der tatsächlich<br />

als »Vater des Kunstnetzes«<br />

gelten darf, hat kurz zusammengefasst,<br />

worin er die<br />

große Bedeutung des Kunstnetzes<br />

sieht: »Zwei Punkte<br />

unterscheiden das Kunstnetz<br />

aber immer noch deutlich von<br />

vielen anderen Angeboten.<br />

Das ist zum einen die seit zehn<br />

Jahren kontinuierlich durchgeführte<br />

und weiterentwickelte,<br />

speziell auf die Gegebenheiten<br />

des <strong>Landkreis</strong>es ausgerichtete<br />

und so auch nachhaltige<br />

Arbeit. Zum anderen zählt<br />

bei uns der Grundsatz, dass<br />

eine künstlerische und kreative<br />

Bildung für alle Kinder und<br />

Jugendlichen zugänglich sein<br />

sollte.«<br />

Wer sich über die Projekte<br />

informieren und lesen will, wie<br />

viel ehrenamtliche Arbeit investiert<br />

wurde und wird, kann<br />

das in der Broschüre »10 Jahre<br />

Kunstnetz« tun. Sie liegt im<br />

Kulturreferat des Landratsamts<br />

bereit, kann aber auch im<br />

Internet abgerufen werden<br />

unter http://kunstnetzmil.de/media/dokumente/10JahreKunstnetz_Broschuere-2010.pdf.


.44 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

Aus der Luft erschließt sich die Größe der Kreismülldeponie im Eichenbühler Ortsteil Guggenberg.<br />

Modernste Abfallwirtschaft<br />

Auf dem Weg von der Müllkippe hin zu einer modernen Entsorgungs- und Wertstoffwirtschaft<br />

Interkommunale Zusammenarbeit<br />

hat im <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong><br />

Tradition: Schon vor<br />

der <strong>Landkreis</strong>gebietsreform<br />

des Jahres 1972 gab es sowohl<br />

im Altlandkreis Obernburg als<br />

auch im Altlandkreis <strong>Miltenberg</strong><br />

zwischen einzelnen Gemeinden<br />

unter Beteiligung der<br />

<strong>Landkreis</strong>e Zusammenarbeit<br />

bei der Abfallbeseitigung.<br />

Dann begann mit der <strong>Landkreis</strong>gebietsreform<br />

1972 eine<br />

Zeit, in der das Umweltbewusstsein<br />

in Deutschland erwachte,<br />

sich rasend schnell<br />

entwickelte und in der öffentlichen<br />

Meinung große Bedeutung<br />

erlangte. Auch die Abfallwirtschaft<br />

begann ihren<br />

Weg von der Müllkippe zu einer<br />

geordneten Entsorgungsund<br />

Wertstoffwirtschaft.<br />

Deponien übernommen<br />

Blickpunkt Bayern: Im Jahr<br />

1970 wurde das bayerische<br />

Umweltministerium gegründet,<br />

Max Streibl wurde der erste<br />

Umweltminister Bayerns,<br />

Deutschlands und Europas.<br />

1972 wurde das erste Abfallbeseitigungsgesetz<br />

der Bundesrepublik<br />

Deutschland erlassen.<br />

Im Jahr 1973 folgte das<br />

erste Bayerische Abfallgesetz,<br />

das die Aufgabe der Abfallentsorgung<br />

den <strong>Landkreis</strong>en und<br />

kreisfreien Städten zuwies.<br />

Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong><br />

wurden nach der <strong>Landkreis</strong>gebietsreform<br />

die in den alten<br />

<strong>Landkreis</strong>en vorhandenen<br />

Deponien Sulzbach und Großheubach<br />

vom <strong>Landkreis</strong> übernommen<br />

und auf den damals<br />

möglichen technischen Stand<br />

gebracht. Die Deponie Sulzbach<br />

war von 1970 bis 1982 in<br />

Betrieb. Sie nahm bis 1982 die<br />

Abfälle aus den Nordgemeinden<br />

des <strong>Landkreis</strong>es auf.<br />

Parallel wurde die Deponie<br />

in Großheubach betrieben.<br />

Diese war als frühere Deponie<br />

des Marktes Großheubach und<br />

der Stadt <strong>Miltenberg</strong> ebenfalls<br />

vom <strong>Landkreis</strong> übernommen<br />

worden. Sie wurde vom <strong>Landkreis</strong><br />

von 1975 bis 1984 betrieben.<br />

Ortsrandkippen rekultiviert<br />

Parallel wurden die zahlreichen<br />

Ortsrandkippen der Gemeinden<br />

aufgelassen und rekultiviert.<br />

Die erste vom <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong> völlig neu, nach<br />

damaligem technischen Standard<br />

errichtete Kreismülldeponie<br />

war in Wörth. Die Pla-<br />

nungen begannen 1979; der<br />

erste Müll wurde im November<br />

1981 eingebracht. Es gab eine<br />

Basisabdichtung mit Sickerwassererfassung<br />

und Deponiegaserfassung.<br />

Eine Besonderheit im<br />

<strong>Landkreis</strong> war die Klärschlammdeponie<br />

Schippach,<br />

die von 1983 bis 1997 die landwirtschaftlich<br />

nicht verwertbaren<br />

Klärschlämme aus den<br />

Kläranlagen der Gemeinden<br />

aufnahm.<br />

Die steigende Müllmenge in<br />

den 80er Jahren veranlasste<br />

den <strong>Landkreis</strong> bereits im Jahr<br />

1984, mit der Standortsuche für<br />

Seit 1994 lässt der <strong>Landkreis</strong> Abfälle im Gemeinschaftskraftwerk<br />

Schweinfurt verbrennen.<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

eine Nachfolgedeponie für die<br />

Kreismülldeponie Wörth zu<br />

beginnen. Im November 1986<br />

fiel die Entscheidung zugunsten<br />

des Standortes Guggenberg<br />

und im November 1989 wurden<br />

dort die ersten Abfälle abgelagert.<br />

Entsorgung gesichert<br />

Mit dem Standort Guggenberg<br />

hat der <strong>Landkreis</strong> für Jahrzehnte<br />

die Entsorgung der abzulagernden<br />

Abfälle gesichert<br />

und die Weichen für ein abfallwirtschaftliches<br />

Zentrum<br />

gestellt. Im Jahr 2012 gibt es<br />

am Standort Guggenberg eine<br />

Deponie für Abfälle der Deponieklasse<br />

II und eine Deponie<br />

für Abfälle der Deponieklasse 0<br />

(gering belastete mineralische<br />

Abfälle). Ein Altdeponieabschnitt<br />

ist in Deponieklasse I<br />

eingestuft und befindet sich in<br />

der Restverfüllung und im Abschluss.<br />

<strong>Der</strong> Standort verfügt über<br />

alle Einrichtungen einer modernen<br />

Deponie. Vor Ort stehen<br />

für die Bürgerinnen und<br />

Bürger des <strong>Landkreis</strong>es auch<br />

ein Wertstoffhof und eine<br />

Problemabfallannahmestelle<br />

Fortsetzung auf Seite 46


.46 | 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG<br />

Mit der Müllumladestation Erlenbach wurde ein neues abfallwirtschaftliches Zentrum im Einwohnerschwerpunkt des <strong>Landkreis</strong>es geschaffen.<br />

Zahlreiche Bürger nutzen die Einrichtung, um ihre Abfälle geordnet zu entsorgen.<br />

27. SEPTEMBER 2012<br />

zur Verfügung. Ebenfalls am<br />

Standort betreibt die Firma<br />

Herhof ein Kompostwerk für<br />

die Bioabfälle aus dem <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Miltenberg</strong> und dem<br />

hessischen Odenwaldkreis.<br />

Im Oktober 1986 führte der<br />

<strong>Landkreis</strong> die sogenannte gemischte<br />

Wertstofftonne zur<br />

gemeinsamen Erfassung der<br />

Wertstoffe Papier, Metalle,<br />

Glas, Kunststoffe und Textilien<br />

ein und war damit Vorreiter in<br />

Sachen Wertstoffwirtschaft.<br />

Die Altglaserfassung wurde<br />

zusätzlich über Altglascontainer<br />

optimiert.<br />

Bereits im Juni 1992 wurde<br />

im <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong> zur<br />

weiteren Entlastung der Deponien<br />

auf Grundlage der<br />

Verpackungsverordnung die<br />

getrennte Erfassung von<br />

Leichtverpackungen über den<br />

gelben Wertstoffsack eingeführt.<br />

Parallel wurde die bisherige<br />

gemischte Wertstofftonne<br />

zur Altpapiertonne und<br />

nahm auch die Karton- und<br />

Papierverpackungen auf. Für<br />

Altglas wurde das vorhandene<br />

Altglascontainernetz ausgebaut<br />

und auf farbgetrennte Altglaserfassung<br />

erweitert.<br />

Kompostplatz errichtet<br />

Die Erfassung der Bioabfälle<br />

aus den Haushaltungen wurde<br />

mit verschiedenen Erfas-


27. SEPTEMBER 2012 40 JAHRE LANDKREIS MILTENBERG | 47<br />

sungssystemen erprobt, darunter<br />

auch die sogenannte<br />

Mehrkammertonne. Dafür und<br />

für die Grüngutverwertung<br />

wurde der Kompostplatz Erlenbach<br />

auf- und ausgebaut.<br />

Nach einer europaweiten Ausschreibung<br />

wurde das Kompostwerk<br />

Guggenberg durch<br />

die Firma Herhof im Betreibermodell<br />

errichtet und ging<br />

Mitte 1997 in Betrieb. Parallel<br />

wurde die Biotonne flächendeckend<br />

eingeführt. Allerdings<br />

entschied sich der <strong>Landkreis</strong>,<br />

die Förderung der Eigenkompostierung<br />

beizubehalten, so<br />

dass auch heute noch bei der<br />

Biotonne lediglich ein Anschlussgrad<br />

von 47 Prozent<br />

besteht.<br />

Bereits Anfang der 80er<br />

Jahre war in den Planungen<br />

des Freistaates Bayern für die<br />

Region Bayerischer Untermain<br />

eine Müllverbrennungsanlage<br />

vorgesehen und es wurde sogar<br />

ein Raumordnungsverfahren<br />

für zwei Standorte im Raum<br />

Aschaffenburg eingeleitet.<br />

Auch der <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong><br />

beschäftigte sich mit derartigen<br />

Überlegungen und liebäugelte<br />

mit dem damals neuen Thermoselect-Verfahren.<br />

Aber dann bot sich im<br />

Herbst 1993 völlig überraschend<br />

für alle Verantwortlichen<br />

die Möglichkeit zur Be-<br />

Auf der ehemaligen Kreismülldeponie in Wörth betreibt der Energiezweckverband Wörth einen Solarpark mit einer Leistung von 1044 Kilowattpeak.<br />

Dafür wurden fast drei Millionen Euro investiert.<br />

teiligung am Gemeinschaftskraftwerk<br />

Schweinfurt. Am 31.<br />

Januar 1994 fasste der <strong>Kreistag</strong><br />

bereits die hierfür erforderlichen<br />

Beschlüsse und bereits im<br />

April 1994 rollten die ersten<br />

Mülltransporte in Richtung<br />

Gemeinschaftskraftwerk<br />

Schweinfurt. Infolge des Anschlusses<br />

an das Gemeinschaftskraftwerk<br />

baute der<br />

<strong>Landkreis</strong> 1998 die Müllumladestation<br />

Erlenbach und damit<br />

ein neues abfallwirtschaftliches<br />

Zentrum im Einwohner-<br />

schwerpunkt des <strong>Landkreis</strong>es.<br />

Heute bietet der <strong>Landkreis</strong><br />

seinen Bürgern und auch Gewerbe/Industrie<br />

ein umfassendes<br />

Angebot an Hol- und<br />

Bringsystemen und die ordnungsgemäße<br />

Entsorgung der<br />

Abfälle aus allen Lebenslagen.<br />

Im Holsystem werden Restmüll,<br />

Bioabfall, Altpapier und<br />

über den gelben Sack Plus<br />

stoffgleiche Nichtverpackungen<br />

gesammelt. Auf Abruf<br />

werden Sperrmüll, Altholz,<br />

Altschrott und Elektrogroßge-<br />

räte beim Bürger abgeholt.<br />

Für Problemabfälle organisiert<br />

der <strong>Landkreis</strong> <strong>Miltenberg</strong><br />

flächendeckende Sammlung in<br />

allen Ortschaften des <strong>Landkreis</strong>es.<br />

Diese werden ergänzt<br />

durch Problemabfallsammelstellen<br />

auf den Wertstoffhöfen<br />

Erlenbach und Guggenberg.<br />

Im Bringsystem stehen die<br />

Wertstoffhöfe Erlenbach und<br />

Guggenberg für jeweils rund 40<br />

verschiedene Abfall- und<br />

Wertstofffraktionen zur Verfügung;<br />

für Garten- und<br />

Grünabfälle aus den privaten<br />

Haushalten und an die Müllabfuhr<br />

angeschlossenen<br />

Grundstücken darüber hinaus<br />

noch 27 Grüngutsammelplätze.<br />

Zur Entsorgung mineralischer<br />

Abfälle wie Erdaushub<br />

und Bauschutt stehen am<br />

Standort Guggenberg eine Deponie<br />

der Deponieklasse 0für<br />

gering belastete mineralische<br />

Abfälle und eine Deponie der<br />

Deponieklasse II für höher<br />

belastete mineralische Abfälle<br />

zur Verfügung.

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