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am Beispiel der Dachmarke Südtirol - TTR Tirol Tourism Research ...

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Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als<br />

Entscheidungskriterium für die Urlaubswahl –<br />

<strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong> <strong>Südtirol</strong><br />

Manuela Kirchler<br />

1. Einleitung<br />

2. Stellenwert <strong>der</strong> Marke im <strong>Tourism</strong>us<br />

3. Die <strong>Dachmarke</strong> als markenstrategische Alternative zur Vermarktung von<br />

Destinationen<br />

3.1 Begriff und konzeptioneller Ansatz <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong><br />

3.2 Vor- und Nachteile <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong>nstrategie für Destinationen<br />

4. Wahrnehmung als Determinante des Konsumentenverhaltens<br />

4.1 Definition <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

4.2 Markenwahl und Urlaubsentscheidung<br />

5. <strong>Dachmarke</strong> <strong>Südtirol</strong><br />

5.1 <strong>Dachmarke</strong>nstrategie <strong>der</strong> Destination <strong>Südtirol</strong><br />

5.2 Forschungsergebnisse<br />

6. Resümee und Ausblick<br />

7. Literatur


Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als Entscheidungskriterium für die Urlaubswahl<br />

1. Einleitung<br />

Der Wettbewerb um den Gast nimmt weiter zu, die Destinationslandschaft wird zunehmend<br />

diversifizierter. Unter dem wachsenden Wettbewerb <strong>der</strong> Destinationsanbieter auf<br />

gesättigten Märkten um die Gunst <strong>der</strong> – im Verhältnis zum Angebot – wenigen Kunden,<br />

wird die Markierung von Produkten und Dienstleistungen zunehmend wichtiger. Immer<br />

mehr touristische Destinationsanbieter setzen daher auf die Bildung von <strong>Dachmarke</strong>n<br />

(vgl. Bieger/Ludwig, 2000; Scherhag, 2003). Den genannten Rahmenbedingungen stehen<br />

wesentliche Verän<strong>der</strong>ungen des Konsumentenverhaltens gegenüber. Zum einen<br />

werden steigende Ansprüche hinsichtlich touristischer Dienstleistungen gestellt, zum an<strong>der</strong>en<br />

nimmt die Schwelle <strong>der</strong> Wahrnehmung für eine Destination aus Sicht <strong>der</strong> Konsumenten<br />

stetig zu (vgl. Arpagaus, 2005). „Es reicht nicht mehr, „nur“ das naturräumliche<br />

Potential in Szene zu setzen; <strong>der</strong> reiseerfahrene Tourist von heute erwartet klar und eindeutig<br />

strukturierte Angebote, die in einer Form angeboten werden, die ihm die Reiseentscheidung<br />

erleichtert“ (Scherhag, 2003, S. 1).<br />

Die Herausfor<strong>der</strong>ung von Destinationen, welche zum Zweck <strong>der</strong> langfristigen Erfolgssicherung<br />

ihre Marktposition halten bzw. ausbauen möchten, besteht darin, <strong>der</strong>en einzelne<br />

Angebote in <strong>der</strong> unüberschaubaren Angebotsmenge sichtbar zu machen und zu profilieren,<br />

um dem Konsumenten eine eindeutige Identifikation des Reiseziels zu ermöglichen<br />

(vgl. Esch et al., 2005). Da sich <strong>der</strong> Reisende bei seiner Entscheidungsfindung mit einer<br />

Vielzahl von Destinationsangeboten konfrontiert sieht, von denen <strong>der</strong> größte Teil nicht<br />

über ein eigenständiges Profil verfügt und ihm so die Reiseunsicherheit nicht erleichtern<br />

kann, stellt <strong>der</strong> Aufbau von Marken bzw. <strong>Dachmarke</strong>n eine wesentliche Orientierung für<br />

Konsumenten dar (vgl. Homburg/Krohmer, 2003). „Brands can potentially play many<br />

roles in consumer decision making and choice behaviour” (Erdem et al., 2006, S. 34).<br />

Dies trifft jedoch nur dann zu, wenn es dem Markenanbieter gelingt, <strong>der</strong> Marke eine eigenständige<br />

Position in den Köpfen <strong>der</strong> Konsumenten zu verschaffen und sich in <strong>der</strong> Informationsflut<br />

sichtbar zu machen, um d<strong>am</strong>it die Marke in die Wahrnehmung <strong>der</strong> Konsumenten<br />

zu rücken. Die Wahrnehmbarkeit einer Marke sowie die Sichtbarkeit im Angebot<br />

sind entscheidende Bedingungen dafür, dass die Marke bei <strong>der</strong> Kaufentscheidung<br />

beachtet wird. Durch die zunehmende Informationsüberüberflutung wird dies jedoch erheblich<br />

erschwert (vgl. Kroeber-Riel/Weinberg, 2003).<br />

Ziel des Artikels ist es, einen theoretischen Einblick in die markenstrategische Option<br />

einer <strong>Dachmarke</strong> zu geben, sowie den kognitiven Prozess <strong>der</strong> Wahrnehmung zu beleuchten.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> theoretischen Grundlagen sowie <strong>der</strong> empirischen Untersuchung soll<br />

folgende Forschungsfrage beantwortet werden: Inwiefern kann ein touristisches Zielgebiet<br />

durch eine <strong>Dachmarke</strong>nstrategie in die Wahrnehmung <strong>der</strong> Gäste rücken und sich<br />

somit im Angebotsmeer <strong>der</strong> Destinationen sichtbar machen bzw. die Urlaubswahl beeinflussen?<br />

Diese Frage wurde in einer quantitativen empirischen Erhebung im Juni<br />

2007 mittels standardisiertem Fragebogen anhand <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong> <strong>Südtirol</strong> näher untersucht.<br />

Die empirischen Daten unterstützen die allgemeine Festsstellung <strong>der</strong> Literatur,<br />

dass <strong>Dachmarke</strong>n im Allgemeinen zunehmend wichtiger für touristische Kauf- und Ur-<br />

2


Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als Entscheidungskriterium für die Urlaubswahl<br />

laubsentscheidungen werden.<br />

2. Stellenwert <strong>der</strong> Marke im <strong>Tourism</strong>us<br />

Warum gerade auf die Destinationsmarke gesetzt wird, erklärt sich wie folgt:<br />

- Konsumenten orientieren sich hauptsächlich an komplexen Leistungsbündeln,<br />

die nur von Destinationen erbracht werden können.<br />

- Zunehmende Wahrnehmungsschwierigkeiten durch Konsumenten und d<strong>am</strong>it<br />

Konzentration auf starke Marken sind feststellbar.<br />

- Es zeigt sich eine steigende Wirkungsschwelle des Marketings, sodass die Konzentration<br />

von markenstrategischen Mitteln <strong>am</strong> starken „geistigen Anker“ unerlässlich<br />

wird (vgl. Bieger/Ludwig, 2000, S. 337).<br />

Die Bildung einer Destinationsmarke kann die Möglichkeit für die jeweilige Destination<br />

eröffnen, sich von an<strong>der</strong>en Angeboten abzusetzen bzw. abzugrenzen. Sie verliert durch<br />

die Markierung die beliebige Austauschbarkeit und gewinnt zudem an Identität (vgl.<br />

ebenda, 2000, S. 337f).<br />

3. Die <strong>Dachmarke</strong> als markenstrategische Alternative zur<br />

Vermarktung von Destinationen<br />

3.1 Begriff und konzeptioneller Ansatz <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong><br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong> werden sämtliche Produkte eines Unternehmens unter einer einheitlichen<br />

Marke angeboten. In <strong>der</strong> Literatur werden für den Begriff <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong> auch<br />

Synonyme wie Progr<strong>am</strong>m-, Unternehmens- o<strong>der</strong> Company-Marke verwendet (vgl. Becker,<br />

2005, S. 390). Allgemein stellt die <strong>Dachmarke</strong> eine übergeordnete Marke mit hohem<br />

Wie<strong>der</strong>erkennungswert und großer Akzeptanz bei <strong>der</strong> Zielgruppe dar und bewirbt<br />

selbst keine eigentlichen Leistungen (vgl. ebenda, 2004, S. 647). Voraussetzung für die<br />

Bildung einer <strong>Dachmarke</strong> ist eine starke Ursprungsmarke, die es von ihrer spezifischen<br />

Positionierung her erlaubt, als <strong>Dachmarke</strong> zu fungieren (vgl. Schnei<strong>der</strong> et al., 2003, S.<br />

345).<br />

Laut Becker wird diese Strategie vor allem dann verfolgt, wenn<br />

das Produkt- bzw. Dienstleistungsprogr<strong>am</strong>m zu umfangreich bzw. zu groß für<br />

eine ökonomische Einzelmarkenstrategie ist (z.B. TUI AG).<br />

3


Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als Entscheidungskriterium für die Urlaubswahl<br />

4<br />

sich Zielgruppe und Positionierung <strong>der</strong> Progr<strong>am</strong>mteile nicht o<strong>der</strong> nicht essentiell<br />

voneinan<strong>der</strong> unterscheiden (z.B. Beratungsunternehmen Mc Kinsey, Allianz<br />

Versicherungen, etc.).<br />

das Produktprogr<strong>am</strong>m bzw. wesentliche Teile davon Trends unterliegen (z.B.<br />

Prada, Gucci, Dior etc.) (vgl., 2005, S. 647).<br />

Die <strong>Dachmarke</strong>nstrategie ist außerdem dann zu wählen, wenn es sich um Produkte,<br />

Dienstleistungen o<strong>der</strong> Unternehmungen mit gleichem Preis- und Qualitätsniveau handelt<br />

und wenn den Marken an<strong>der</strong>e <strong>Dachmarke</strong>n als Konkurrenz gegenüberstehen. Unter Umständen<br />

kann die <strong>Dachmarke</strong> auch durch ein zweites Markenzeichen (Untermarke) ergänzt<br />

werden, dabei soll die <strong>Dachmarke</strong> Zugehörigkeit signalisieren und die Untermarke<br />

individualisieren. <strong>Dachmarke</strong>nstrategien eignen sich im Beson<strong>der</strong>en dazu einen emotionalen<br />

Bedürfnisbereich und wertorientierte Inhalte abzudecken (vgl. Mayerhofer, 1997,<br />

S. 111).<br />

Für touristische Destinationen finden sich bisher nahezu ausschließlich Ansätze <strong>der</strong><br />

<strong>Dachmarke</strong>nstrategie. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass <strong>der</strong> einzelne Betrieb<br />

bzw. Ort, aber auch einzelne <strong>Tourism</strong>usregionen nicht die finanzielle Kraft für einen eigenständigen<br />

bzw. wirks<strong>am</strong>en Markenauftritt aufbringen können. Für eine Region ist es<br />

deshalb in Zukunft entscheidend, auf die Bündelung des Angebotes und <strong>der</strong> finanziellen<br />

Mittel unter dem Schirm o<strong>der</strong> dem Dach einer starken Marke zu bauen, um so für den<br />

einzelnen Anbieter Wahrnehmung, Bekanntheit und Image zu erhöhen (vgl. Schörcher,<br />

1999, S. 78f). Die einzelnen Leistungsbestandteile, die durch ihre unterschiedliche<br />

Kombination zur Erstellung <strong>der</strong> Ges<strong>am</strong>tleistung beitragen, sind nur schwer voneinan<strong>der</strong><br />

abzugrenzen und lassen sich demzufolge auch nicht differenziert im Wettbewerb positionieren.<br />

Da die <strong>Dachmarke</strong> eine gemeins<strong>am</strong>e Vermarktung unter einem einheitlichen<br />

N<strong>am</strong>en sowie einer einheitlichen Corporate Identity ermöglicht, scheint diese Strategie<br />

vor allem deshalb geeignet, da die einzelnen Akteure, die zur Erstellung <strong>der</strong> Ges<strong>am</strong>tleistung<br />

beitragen, weiterhin als eigenständige Unternehmer auftreten und dabei nicht ihre<br />

Identität aufgeben müssen. Lediglich <strong>der</strong>en Leistungen werden unter einem gemeins<strong>am</strong>en<br />

Dach vermarktet (vgl. Scherhag, 2003, S. 262).<br />

Für die Wahrnehmung des Konsumenten stellt die gleiche Markierung <strong>der</strong> Angebote<br />

sowie <strong>der</strong> Leistungspakete (in <strong>der</strong> Regel Logo bzw. Wort-/Bildlaut), die durch die<br />

<strong>Dachmarke</strong>nstrategie erreicht werden kann, eine Vereinfachung bei <strong>der</strong> Urlaubsreiseentscheidung<br />

dar (vgl. Pompl, 1996, S. 165).


Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als Entscheidungskriterium für die Urlaubswahl<br />

3.2 Vor- und Nachteile <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong>nstrategie für Destinationen<br />

Die <strong>Dachmarke</strong>nstrategie bündelt die Aktivitäten innerhalb einer Destination unter einem<br />

einheitlichen N<strong>am</strong>en und einer einheitlichen Corporate Identity. Durch den gemeins<strong>am</strong>en<br />

Auftritt nach außen werden zum einen Kräfte gebündelt, eine klare Botschaft<br />

kommuniziert, und zum an<strong>der</strong>en werden in hohem Maße Wie<strong>der</strong>erkennbarkeit sowie<br />

Orientierung im stetig zunehmenden Destinationsangebot für den Konsumenten gewährleistet.<br />

<strong>Dachmarke</strong>n eignen sich insbeson<strong>der</strong>e zur Abdeckung eines emotionalen Bedürfnisbereichs<br />

und wertorientierter Inhalte. Gefahren für Destinationen mit <strong>Dachmarke</strong>nstrategien<br />

können unter an<strong>der</strong>em darin liegen, dass grundsätzlich durch eine gemeins<strong>am</strong>e<br />

Botschaft nicht unterschiedliche, heterogene Zielgruppen gemeins<strong>am</strong> angesprochen werden<br />

können. Nachstehende Übersicht fasst die wesentlichen Vor- und Nachteile <strong>der</strong><br />

<strong>Dachmarke</strong>nstrategie zus<strong>am</strong>men.<br />

VORTEILE NACHTEILE<br />

Alle Destinationsleistungen bzw. -produkte tragen<br />

den notwendigen Markenaufwand gemeins<strong>am</strong><br />

Eine eingeführte <strong>Dachmarke</strong> erlaubt relativ leicht<br />

die Einführung neuer Destinationsleistungen und<br />

-produkte<br />

Jedes neue Produkt/je<strong>der</strong> neue Leistungsbestandteil<br />

kann <strong>am</strong> Goodwill <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong> partizipieren<br />

(Starthilfe)<br />

Die Destination kann sich auch in kleineren Teilmärkten<br />

engagieren<br />

Kurze Produktlebenszyklen (z.B. Trends) bei einzelnen<br />

Produkten/Leistungsbestandteilen gefährden<br />

nicht die ges<strong>am</strong>te Ökonomie <strong>der</strong> Marke<br />

Man ist nicht auf den aufwendigen Prozess <strong>der</strong><br />

Suche nach neuen schutzfähigen Marken bei <strong>der</strong> Neueinführung<br />

von Produkten/Leistungsbestandteilen<br />

angewiesen<br />

Abbildung 1: Vor- und Nachteile <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong>nstrategie<br />

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Becker, 2006, S. 198; Scherhag, 2003, S. 251.<br />

4. Wahrnehmung als Determinante des<br />

Konsumentenverhaltens<br />

Eine klare Profilierung eines ganzen Progr<strong>am</strong>ms<br />

unter einer Marke ist nur schwierig zu realisieren<br />

Die Konzentration auf einzelne Zielgruppen ist<br />

im Prinzip nicht möglich<br />

Als Positionierung kann nur eine allgemeine, eher<br />

unspezifische Lage gewählt werden<br />

Auf Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Profilierung einzelner<br />

Progr<strong>am</strong>mteile kann keine Rücksicht genommen<br />

werden<br />

Innovationen können nicht spezifisch profiliert<br />

bzw. ausgelobt werden<br />

Im Falle des Scheiterns eines Produkts/einer Leistung<br />

ergeben sich Badwill-Transfereffekte auf die<br />

Marke und somit auf alle Produkte und Leistungsbestandteile<br />

Der Begriff des Konsumentenverhaltens umfasst alle beobachtbaren Handlungen von<br />

Konsumenten im Zus<strong>am</strong>menhang mit dem Kauf bzw. dem Konsum materieller und immaterieller<br />

Güter. Hierzu zählt beispielsweise auch die Wahl von Urlaubszielen. „The<br />

study of consumer behavior is the study of how individuals make decisions to spend<br />

their available resources (money, time, effort) on consumption-related items. It includes<br />

5


Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als Entscheidungskriterium für die Urlaubswahl<br />

the study of what they buy, why they buy it, how they buy it, when they buy it, where<br />

they buy it and how often they buy it.” (Schiffmann/Kanuk, 1991, S. 5)<br />

Das Konsumentenverhalten lässt sich auf Basis von vier Säulen erklären, die als sogenannte<br />

Determinanten für das Verhalten <strong>der</strong> Konsumenten ausschlaggebend sind (vgl.<br />

Kroeber-Riel/Weinberg, 1999, S. 224).<br />

6<br />

Aktivierende<br />

Determinanten<br />

Emotionen<br />

Motivation<br />

Einstellung<br />

Konsumentenverhalten<br />

Persönliche<br />

Determinanten<br />

Involvement<br />

Risikoempfinden<br />

Werte<br />

Situationsbedingte Kognitive<br />

Determinanten Determinanten<br />

Zeit<br />

Umwelt<br />

Konsumenten<br />

Information<br />

Lernen<br />

Wahrnehmung<br />

Wahrnehmung<br />

Entscheidungs-<br />

findung<br />

Abbildung 2: Säulen des Konsumentenverhaltens<br />

Quelle: Kuss, 2000; Kotler, 1996; Meffert, 1992; Kroeber-Riel/Weinberg, 1990; Trommsdorff, 1998, zit.n.<br />

Zehrer, 2007, S. 68 (übersetzt).<br />

4.1 Definition <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

Bei <strong>der</strong> Wahrnehmung handelt es sich um einen Teilprozess <strong>der</strong> Informationsverarbeitung,<br />

durch den <strong>der</strong> Konsument Kenntnis von sich selbst sowie von seiner Umwelt erhält<br />

(vgl. ebenda, S. 268). „In relation to the tourism product, it is the process of sorting and<br />

filtering the vast array of information about a particular area.“ (Piz<strong>am</strong>/Mansfeld, 1999, S.<br />

208) „In a broad sense, the topic of perception is concerned with the translation from the<br />

external, physical world to the internal, mental world that each of us actually experiences.”<br />

(Wilkie, 1990, S. 230) Das Ergebnis bzw. die Kenntnisgewinnung des Individuums<br />

„[…] ist ein subjektiv gefärbtes Bild <strong>der</strong> Realität, das dem Handeln in einer aktuellen<br />

Situation o<strong>der</strong> dem Aufbau eines Wissens- und Erfahrungsschatzes für Handeln<br />

in künftigen Situationen dient.“ (Bänsch, 2002, S. 70)<br />

Je<strong>der</strong> Konsument nimmt subjektiv wahr, was dazu führen kann, dass sich <strong>der</strong> Konsument<br />

auf die von ihm wahrgenommenen Tatsachen beruft und nicht vermag, seine Wahrnehmung<br />

als subjektiv-persönlich aufzufassen (vgl. Kroeber-Riel/Weinberg, 2003, S. 269).<br />

Dieser Aspekt hat weitreichende Auswirkungen auf die Wirks<strong>am</strong>keit von Marketingmaßnahmen,<br />

da eben nicht objektive Produkteigenschaften, Werbebotschaften usw. für<br />

das Konsumentenverhalten ausschlaggebend sind, son<strong>der</strong>n die subjektiv geprägte Wahrnehmung<br />

(vgl. Kuß/Tomczak, 2000, S. 30).


Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als Entscheidungskriterium für die Urlaubswahl<br />

Stimuli (S) Black Box Response (R)<br />

Marketing-Stimuli<br />

Umfeld-Stimuli<br />

Stimuli (S)<br />

Destinationswahl/<br />

Wechsel Urlaubsziel<br />

beobachtbare Sachverhalte nicht beobachtbare Sachverhalte beobachtbare Sachverhalte<br />

Abbildung 3: Black-Box des Konsumenten<br />

Eigene Darstellung in Anlehnung an Foscht/Swoboda, 2005, S. 29; Kroeber-Riel/<br />

Weinberg, 2003, S. 325ff.<br />

Wahrnehmung ist eine intervenierende Variable in <strong>der</strong> so genannten Black Box des Konsumenten<br />

(vgl. Abbildung 3). Es handelt sich um einen nicht beobachtbaren Sachverhalt,<br />

<strong>der</strong> von einer Reihe von Faktoren abhängt. Zum einem vom Involvement bzw. vom Grad<br />

<strong>der</strong> Aufmerks<strong>am</strong>keit, zum an<strong>der</strong>en vom Grad <strong>der</strong> Eindeutigkeit <strong>der</strong> Stimuli und dem<br />

Ausmaß <strong>der</strong> Informationssuche. Aufgrund <strong>der</strong> Subjektivität <strong>der</strong> Wahrnehmung liegt die<br />

Wahrnehmung in entscheidendem Maß auch darin, wie viel unbewusste, subjektive Ergänzungen<br />

o<strong>der</strong> Weglassungen die aufgenommene Information verän<strong>der</strong>n, bevor die<br />

Realität entsteht. Selektion, Organisation und Interpretation definieren also den Prozess<br />

<strong>der</strong> Wahrnehmung. Daraus lässt sich ableiten, dass es für die Wahrnehmung entscheidend<br />

ist, welche Stimuli (abhängig vom Aktivierungsgrad) aufgenommen werden und<br />

wie sich diese zus<strong>am</strong>men mit an<strong>der</strong>en ges<strong>am</strong>melten Einzelinformationen aus dem Langzeitgedächtnis<br />

zu einem sinnvollen inneren Bild zus<strong>am</strong>mensetzen und anschließend verarbeitet<br />

werden. Die Wirkung dieses Prozesses liegt in <strong>der</strong> Kategorisierung <strong>der</strong> verarbeiteten<br />

Informationen sowie in <strong>der</strong> Gewinnung von Schlüssen, die für das weitere Verhalten<br />

des Konsumenten von Bedeutung sind.<br />

4.2 Markenwahl und Urlaubsentscheidung<br />

Da Konsumenten in <strong>der</strong> Regel zur Entscheidungsvereinfachung neigen und nicht völlig<br />

rational handeln, spielen Schlüsselinformationen - sogenannte information chunks - wie<br />

Marken eine entscheidende Rolle. Die zunehmende Informationsüberlastung macht es<br />

immer schwieriger die Marke in die Wahrnehmung <strong>der</strong> Konsumenten zu rücken. Gelingt<br />

es aber, dass <strong>der</strong> Konsument mit einer Marke positive Einstellungen o<strong>der</strong> Assoziationen<br />

verbindet, so hat dies eine enorme Bedeutung für sein Verhalten. Eine etablierte Marke<br />

bewirkt eine verfestigte Markenvorstellung und d<strong>am</strong>it ein Schema beim Konsumenten,<br />

nach dem er sich bei <strong>der</strong> Wahrnehmung richtet.<br />

„Je höher die innere Verbundenheit zu einer Marke ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass diese Marke auch wirklich gewählt wird“ (Geigenmüller, 2003, S. 53).<br />

Konsumenten mit high-Involvement und einer hohen Markenverbundenheit werden laut<br />

Warrington/Shim als markenloyal bezeichnet bzw. als Konsumenten, die nicht an einem<br />

Markenwechsel interessiert sind. Es existieren in diesem Fall fest verankerte Markenpräferenzen,<br />

was dazu führt, dass sich diese Konsumenten in einer entsprechenden Situation<br />

bewusst für eine Marke entscheiden. Wenn es sich hingegen um high-Involvement, aber<br />

7


Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als Entscheidungskriterium für die Urlaubswahl<br />

um eine geringe Markenverbundenheit handelt, so sind diese Konsumenten zwar motiviert<br />

Informationen zur Marke aufzunehmen, aber dennoch einem Markenwechsel nicht<br />

unbedingt zugeneigt. Bei low-Involvement und hoher Markenverbundenheit zeigen<br />

Konsumenten keine Absicht des Markenwechsels, da es sich hier um Routinekäufer mit<br />

hoher Markenpräferenz handelt (vgl., 2000, zit.n. Geigenmüller, 2003, S. 53).<br />

Urlaubsentscheidungen bzw. Konsumentenentscheidungen im Allgemeinen kommen<br />

dann zustande, wenn es für den Konsumenten darum geht, ein Bedürfnis zu befriedigen,<br />

welches durch den Vergleich des tatsächlichen mit dem erwünschten Zustand entstehen<br />

kann. Dabei muss <strong>der</strong> Unterschied zwischen erwünschtem und tatsächlichem Zustand<br />

jedoch ein gewisses Ausmaß haben, d<strong>am</strong>it ein Bedürfnis überhaupt wahrgenommen<br />

wird. Wird das Bedürfnis schließlich als hinreichend stark empfunden, so ist dies Auslöser<br />

für einen Entscheidungsprozess - vorausgesetzt, <strong>der</strong> Konsument geht davon aus, dass<br />

er mit <strong>der</strong> entsprechenden Entscheidung sein Bedürfnis befriedigen kann (z.B. Verfügung<br />

über notwendige finanzielle Mittel) (vgl. Kuß/Tomczak, 2000, S. 91f).<br />

5. <strong>Dachmarke</strong> <strong>Südtirol</strong><br />

5.1 <strong>Dachmarke</strong>nstrategie <strong>der</strong> Destination <strong>Südtirol</strong><br />

<strong>Südtirol</strong> hat sich durch die <strong>Dachmarke</strong> zum Ziel gesetzt, sich wirkungsvoll in den Köpfen<br />

<strong>der</strong> Kunden zu verankern und somit die Schlagkraft auf dem Markt zu erhöhen, indem<br />

bestehende Einzelmarken unter einem gemeins<strong>am</strong>en Dach auftreten, ohne dabei ihre<br />

Identität aufzugeben. Es geht folglich nicht um Uniformität, son<strong>der</strong>n um einen wechselseitigen<br />

Imagetransfer, <strong>der</strong> durch eine visuelle Kl<strong>am</strong>mer und eine gemeins<strong>am</strong>en Botschaft<br />

garantiert werden soll. Eine gemeins<strong>am</strong>e Botschaft gab es bis zur Einführung <strong>der</strong><br />

<strong>Dachmarke</strong> im Jahr 2005 in <strong>Südtirol</strong> nicht (vgl. o.V., 2007a, online).<br />

Die <strong>Dachmarke</strong> vermarktet <strong>Südtirol</strong> nicht nur als touristisches Zielgebiet, son<strong>der</strong>n auch<br />

als Herkunftsland von Qualitätsprodukten. Dabei handelt es sich u.a. um landwirtschaftliche<br />

Produkte, welche mit dem Zusatz „Qualität aus <strong>Südtirol</strong>“ vermarktet werden.<br />

Durch die gemeins<strong>am</strong>e Markierung von touristischen Dienstleistungen und <strong>Südtirol</strong>er<br />

Produkten wird gewährleistet, dass gemeins<strong>am</strong>e Werte sowie Identität des Landes <strong>Südtirol</strong>s<br />

kommuniziert werden. „Nur wer diese Werte transportieren kann und für diese Werte<br />

steht, kann und soll die <strong>Dachmarke</strong> verwenden“ (Stofner, 2007, S. 22).<br />

5.2 Forschungsergebnisse<br />

Die <strong>Dachmarke</strong> <strong>Südtirol</strong>, welche eine gemeins<strong>am</strong>e Botschaft von <strong>Südtirol</strong> als Urlaubsland<br />

und Herkunftsland von qualitativ-hochwertigen Produkten kommuniziert, ist bei<br />

8


Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als Entscheidungskriterium für die Urlaubswahl<br />

den Gästen wenig bekannt. Dies kann darauf zurückzuführen sein, dass die <strong>Dachmarke</strong><br />

noch relativ jung ist und demnach noch nicht in die Wahrnehmung <strong>der</strong> Gäste gerückt ist.<br />

Von denjenigen, die die <strong>Dachmarke</strong> kennen, handelt es sich zum größten Teil um solche<br />

Gäste, die bereits öfter in <strong>Südtirol</strong> Urlaub gemacht haben. Warum primär diese Gäste die<br />

<strong>Dachmarke</strong> kennen, lässt sich vermutlich darauf zurückführen, dass die visuelle Darstellung<br />

<strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong> durch die hohe Medienpräsenz innerhalb <strong>Südtirol</strong>s (Imagekataloge,<br />

Veranstaltungen, etc.) die Bekanntheit und die Wahrnehmung bewirkt hat. Ein weiterer<br />

wichtiger Erkenntnispunkt im Zus<strong>am</strong>menhang mit <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong> ist, dass <strong>der</strong> Gast,<br />

welcher die <strong>Dachmarke</strong> kennt, eine positive Einstellung zur <strong>Dachmarke</strong> hat. Daraus<br />

kann geschlossen werden, dass das Bestreben dieser Gäste, die Beziehung zur <strong>Dachmarke</strong>,<br />

bzw. die Destination <strong>Südtirol</strong> als alternatives Urlaubsziel im opportunity set 1 beizubehalten,<br />

groß ist. Die positiven Einstellungen und die Assoziationen zur <strong>Dachmarke</strong><br />

lassen auf markenloyale - in dem Fall „südtiroltreue“ - Gäste schließen.<br />

Mehrheitlich wird <strong>Südtirol</strong> von den Gästen als eine starke Marke wahrgenommen. Dieses<br />

Ergebnis unterstreicht auch die theoretische Auffassung, dass Konsumenten aufgrund<br />

zunehmen<strong>der</strong> Wahrnehmungsschwierigkeiten sich verstärkt an starken touristischen<br />

Marken orientieren. <strong>Südtirol</strong> bietet als geistiger Anker Orientierung im Destinationsangebot<br />

und Entlastung aufgrund <strong>der</strong> Assoziation gewisser Informationen mit <strong>der</strong> Marke<br />

<strong>Südtirol</strong>. Zudem hat die Wahrnehmung <strong>Südtirol</strong>s als eine starke Marke von Seiten <strong>der</strong><br />

Gäste gezeigt, dass Konsumenten <strong>der</strong> Destination bzw. <strong>der</strong> Marke Vertrauen entgegenbringen,<br />

was wie<strong>der</strong>um für die Leistungserstellung eine sehr gute Voraussetzung darstellt.<br />

Wie in Kapitel 3.1 angeführt, ist es für die Bildung und den Erfolg von <strong>Dachmarke</strong>n eine<br />

Voraussetzung, dass eine starke Ursprungsmarke - die es von ihrer spezifischen Positionierung<br />

her erlaubt als <strong>Dachmarke</strong> zu fungieren - vorhanden ist. Im speziellen Fall <strong>der</strong><br />

Destination <strong>Südtirol</strong> kann man aus den Ergebnissen darauf schließen, dass <strong>der</strong> Gast <strong>Südtirol</strong><br />

im Allgemeinen als eine starke Marke einstuft (=Ursprungsmarke), <strong>der</strong> Übergang<br />

zur <strong>Dachmarke</strong> (Wort-Bildlaut) beim Gast jedoch noch nicht wahrgenommen wurde.<br />

Wenngleich <strong>der</strong> Gast die <strong>Dachmarke</strong> noch nicht kennt, dennoch <strong>Südtirol</strong> als eine starke<br />

Marke einstuft, so kann im Rahmen dieser Untersuchung davon ausgegangen werden,<br />

dass sich das Ergebnis auf die junge <strong>Dachmarke</strong> zurückführen lässt, welche erst seit Januar<br />

2005 auf den Markt ist.<br />

Die Untersuchungen haben weiters ergeben, dass <strong>Südtirol</strong>er Qualitätsprodukte, welche<br />

unter <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong> vermarktet werden, die Urlaubsentscheidung nicht beeinflussen,<br />

wenngleich diese Produkte den Gästen bekannt sind.<br />

6. Resümee und Ausblick<br />

1 Das opportunity set steht für alle möglichen Alternativen bei <strong>der</strong> Reiseentscheidung. Der Konsument nimmt<br />

nur einen kleinen Teil dieser Alternativen wahr (vgl. Scherhag, 2003, S. 107).<br />

9


Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als Entscheidungskriterium für die Urlaubswahl<br />

Ziel des Artikels war es, aufzuzeigen ob eine touristische Destination durch eine <strong>Dachmarke</strong>nstrategie<br />

in die Wahrnehmung <strong>der</strong> Gäste rücken und somit die Reiseentscheidung<br />

zu Gunsten <strong>der</strong> Destination beeinflussen kann. Dabei ging es nicht nur um die Wahrnehmung<br />

des Wort-Bildlautes einer <strong>Dachmarke</strong>, son<strong>der</strong>n auch um die Wahrnehmung <strong>der</strong><br />

gebündelten Leistungen und Produkte.<br />

Die empirischen Daten unterstützen die auf die Theorie gestützten Ausführungen, dass<br />

Marken im Allgemeinen zunehmend wichtiger für touristische Kaufentscheidungen werden.<br />

Es konnte dargelegt werden, dass Marken in einem Umfeld des schier unüberschaubaren<br />

Destinationsangebots als Urlaubsmotiv berücksichtigt werden - vorausgesetzt,<br />

Konsumenten stehen den Marken positiv gegenüber. Im Rahmen <strong>der</strong> empirischen Erhebung<br />

konnte jedoch nicht eindeutig dargelegt werden, dass <strong>der</strong> Konsument die <strong>Dachmarke</strong><br />

als Signal für eine Urlaubsentscheidung wahrnimmt. Im speziellen Fall des empirischen<br />

Untersuchungsobjekts lässt sich dieses Ergebnis auf die sehr junge <strong>Dachmarke</strong><br />

deuten, welche erst im Jahr 2005 eingeführt wurde. Aus dem Grund wird diese Aussage<br />

nicht generalisiert. Nicht zuletzt daher, da empirisch nachgewiesen wurde, dass die Destination<br />

- wenngleich die <strong>Dachmarke</strong> nicht bekannt ist - als Marke wahrgenommen wird<br />

und diese Wahrnehmung auch als Motiv für die Destinationsentscheidung herangezogen<br />

wird.<br />

Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als Teilprozess <strong>der</strong> Informationsverarbeitung, stellt<br />

einen entscheidenden Faktor dar, ob eine Destination in das opportunity set eines (potentiellen)<br />

Gastes gelangt. Hat <strong>der</strong> Gast positiv besetzte Vorstellungen, sprich ein positives<br />

commitment zur touristischen <strong>Dachmarke</strong>, so hat dies eine überragende Bedeutung für<br />

seine Wahrnehmung. Ferner kann die Wahrnehmung dazu führen, dass die Urlaubsentscheidung<br />

zu Gunsten <strong>der</strong> jeweiligen Destination ausfällt. Voraussetzung in diesem Zus<strong>am</strong>menhang<br />

ist, dass <strong>der</strong> Gast einen bestimmten Mehrwert mit <strong>der</strong> jeweiligen Destination<br />

im Vergleich zu an<strong>der</strong>en „markierten“ Destinationen verbindet. Zudem ist entscheidend<br />

ob die <strong>Dachmarke</strong> für den Gast ein adäquates emotionales Profil aufweist. Den<br />

Anbietern von Destination kann es durch die Markierung bzw. durch die Bündelung <strong>der</strong><br />

Leistungen und Einzelmarken unter einem Dach gelingen, die Schwelle <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

für die Destination zu überwinden und somit die Urlaubswahl zu beeinflussen.<br />

Kritisch zu betrachten ist jedoch, inwieweit materielle Produkte unter <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong>,<br />

wie beispielsweise landwirtschaftliche Qualitätsprodukte, mit <strong>der</strong> Urlaubsentscheidung<br />

in Verbindung gebracht werden. Forschungsbedarf besteht in diesem Zus<strong>am</strong>menhang<br />

darin, zu untersuchen in wieweit ein Imagetransfer von den touristischen Leistungen auf<br />

die materiellen Produkte unter <strong>der</strong> <strong>Dachmarke</strong> erfolgen kann.<br />

In Zeiten, in denen Destination zunehmend homogener und somit austauschbar werden,<br />

stellt die <strong>Dachmarke</strong> einen zentralen Erfolgsfaktor für die Zukunft dar, da sie bei vorhandenem<br />

commitment und einem gewissen Mehrwert die Wahrnehmung bewirkt und<br />

die Urlaubsentscheidung zu beeinflussen vermag.<br />

Factbox<br />

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Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als Entscheidungskriterium für die Urlaubswahl<br />

Eine <strong>Dachmarke</strong> kann als übergeordnete Marke einen hohen Wie<strong>der</strong>erkennungswert<br />

bieten, Zugehörigkeit signalisieren, aber trotzdem mit Untermarken individualisieren.<br />

<strong>Dachmarke</strong>n eignen sich vor allem für emotionale Bedürfnisbereiche<br />

und wertorientierte Inhalte.<br />

Bei <strong>der</strong> Wahrnehmung handelt es sich um einen komplexen, nicht beobachtbaren<br />

Vorgang in <strong>der</strong> Black Box des Konsumenten. Da Konsumenten in <strong>der</strong> Regel zur<br />

Entscheidungsvereinfachung tendieren, spielen information chunks, wie Marken,<br />

eine entscheidende Rolle bei <strong>der</strong> Entscheidungsfindung. Ein positives commitment<br />

zur Marke ist dabei entscheidend.<br />

Konsumenten orientieren sich aufgrund zunehmen<strong>der</strong> Wahrnehmungsschwierigkeiten<br />

verstärkt an starken touristischen Marken: <strong>Dachmarke</strong>n werden im unüberschaubaren<br />

Destinationsangebot als Urlaubsmotiv berücksichtigt.<br />

<strong>Dachmarke</strong>n stellen in Zeiten, in denen Destination zunehmend homogener und<br />

somit austauschbar werden, einen zentralen Erfolgsfaktor für die Zukunft dar.<br />

7. Literatur<br />

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im alpinen Raum. In: Pechlaner, H., Bieger, T., Bausch, T. (Hrsg.): Erfolgskonzepte<br />

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Marketing-Managements. 8, überarbeitete und erweiterte Auflage, München.<br />

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In: Esch, F-R. (Hrsg.): Mo<strong>der</strong>ne Markenführung. Grundlagen - Innovative<br />

Ansätze - Praktische Umsetzungen. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte<br />

Auflage, Wiesbaden.<br />

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Esch, F-R., Wicke, A., Rempel, J. (2005): Herausfor<strong>der</strong>ungen und Aufgaben des Markenmanagements.<br />

In: Esch., F-R. (Hrsg.): Mo<strong>der</strong>ne Markenführung. Grundlagen –<br />

Innovative Ansätze – Praktische Umsetzungen. 4., vollständig überarbeitete und<br />

erweiterte Auflage, Wiesbaden.<br />

Foscht, T., Swoboda, B. (2005): Käuferverhalten. Grundlagen – Perspektiven - Anwendungen.<br />

2. Auflage, Wiesbaden.<br />

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Die Wahrnehmung von <strong>Dachmarke</strong>n als Entscheidungskriterium für die Urlaubswahl<br />

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Homburg, C., Krohmer H. (2003): Marketingmanagement. Strategie – Instrumente –<br />

Umsetzung – Unternehmensführung. Mannheim.<br />

Kroeber-Riel, W., Weinberg, P. (2003): Konsumentenverhalten. 8., aktualisierte und ergänzte<br />

Auflage, München.<br />

Kuß, A., Tomczak T. (2000): Käuferverhalten. 2., völlig neu bearbeitete Auflage, Stuttgart.<br />

Mayerhofer, W. (1997): Imagetransfer – Die Nutzung von Erlebniswelten für die Positionierung<br />

von Län<strong>der</strong>n, Produktgruppen und Marken. Wien.<br />

Pompl, W. (1996): Touristikmanagement 2. Qualitäts-, Produkt-, Preismanagement. Berlin.<br />

Scherhag, K. (2003): Destinationsmarken und ihre Bedeutung im touristischen Wettbewerb.<br />

Dissertation <strong>am</strong> Institut für BWL, Fachbereich Strategisches <strong>Tourism</strong>usmanagement<br />

und Marketing, Universität Trier, Köln.<br />

Schnei<strong>der</strong>, M., Kahn, D., Zehnhäuser, M., Haring, W. (2003): Integrale Markenführung.<br />

14 Grundsätze, wie Markenwert geschaffen, geschützt, berechnet und vermehrt<br />

wird. Bern [u.a].<br />

Schörcher, U. (1999): Das Marketing für Deutschland unter dem Dach <strong>der</strong> Deutschen<br />

Zentrale für <strong>Tourism</strong>us. Forum <strong>Dachmarke</strong>nstrategien. In: <strong>Tourism</strong>us Journal.<br />

1/1999, Jg. 3, Stuttgart, S. 75 – 86.<br />

Zehrer, A. (2007): Quality Evaluation of <strong>Research</strong> Performance. The Quality of <strong>Tourism</strong><br />

Journals. H<strong>am</strong>burg.<br />

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