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Im Fokus: Bert Brüggemann - Quartier

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Stiften gehen<br />

Mit der Elbphilharmonie soll in der HafenCity ein Konzerthaus der Superlative<br />

entstehen. Doch noch tobt der Streit über Baukosten, Baumängel und Termine.<br />

Trotz des Getöses arbeitet die Stiftung Elbphilharmonie erfolgreich und sammelt<br />

Geld für Hamburgs Wahrzeichen des 21. Jahrhunderts.<br />

Text: Bettina Mertl-Eversmeier, Fotos: Thomas Hampel<br />

„Die Hamburger bauen mit“, heißt es in einer Broschüre der<br />

Stiftung Elbphilharmonie. Und genau das trifft zu. Nicht nur<br />

Großmäzene, wie das Ehepaar Greve oder Michael Otto, haben<br />

sich für das Konzerthaus auf dem Kaispeicher A engagiert. An<br />

der Stiftung, die im Oktober 2005 auf Initiative zweier Bankhäuser<br />

gegründet wurde, sind inzwischen etwa 7.500 Groß-<br />

und Kleinspender beteiligt. „Was uns besonders bestätigt, ist<br />

die Regelmäßigkeit, mit der die Stifter uns unterstützen“, sagt<br />

Geschäftsführerin Wibke Kähler-Siemssen. „Einige überweisen<br />

bereits zum 16. oder 17. Mal kleinere Beträge.“<br />

Bis heute sind für Bau und Programm der Elbphilharmonie<br />

etwa 68 Millionen Euro an Spenden und Zustiftungen zusammengekommen.<br />

Bis Frühjahr 2006 waren es schon mehr als 52<br />

Millionen. „Etwas Vergleichbares hat es in der Republik noch<br />

nie gegeben“, so Kähler-Siemssen. „Noch nie ist so viel Geld in<br />

so kurzer Zeit von Privatleuten für ein einziges Kulturprojekt<br />

zusammengetragen worden.“ <strong>Im</strong> März 2006 spürt der Spiegel<br />

einen ganz neuen Geist: „Was sich da ausdrückt, ist neu<br />

für Deutschland: Es ist Mäzenatentum nach amerikanischem<br />

Muster, Kommunitarismus, ideologiefreie Engagiertheit, Cando-Spirit.<br />

Eine Bürgerinitiative der neuen Zeit.“<br />

So viel Eintracht hat die Hansestadt selten erlebt. Die<br />

meisten Medien nehmen den Wasser-Wellen-Entwurf des<br />

berühmten Schweizer Architektenbüros Herzog & de Meuron<br />

wohlwollend bis begeistert auf. Und in der Bürgerschaftssitzung<br />

vom 28. Februar 2007 stimmen alle Abgeordneten für<br />

den Bau des Konzerthauses, obwohl schon damals klar war,<br />

dass der Anteil der Stadt an den Kosten deutlich höher ausfallen<br />

würde, als zunächst kalkuliert. Äußerungen wie die des früheren<br />

Stadtentwicklungssenators Wilfried Maier, der Parallelen<br />

zur Sixtinischen Kapelle zieht, spiegeln die Euphorie: „1508<br />

hat Michelangelo mit der Deckenbemalung begonnen und ist<br />

dann teurer geworden, so wie hier Herzog & de Meuron deut-<br />

ausgabe 11, september – november 2010<br />

lich teurer werden. Beides sind renommierte Adressen.“ Das ist<br />

nun drei Jahre her, eine gefühlte Ewigkeit. Wann auch immer<br />

die ersten Harmonien im Großen Saal erklingen werden, in<br />

letzter Zeit sind es vor allem Dissonanzen, die die Öffentlichkeit<br />

vernimmt: Die Stadt verklagt die Baufirma Hochtief auf<br />

Herausgabe verbindlicher Terminpläne. Ein parlamentarischer<br />

Untersuchungsausschuss soll klären, wer für die explodierenden<br />

Kosten verantwortlich ist – seit der Zustimmung der<br />

Bürgerschaft zum Bau haben sich diese mehr als vervierfacht.<br />

Und zwischen Herzog & de Meuron und Hochtief geht es zu<br />

wie in einer zerrütteten Promi-Ehe: Wechselseitig informieren<br />

sie die Öffentlichkeit über die Sünden des jeweils anderen, seien<br />

es nicht eingehaltene Termine, extravagante Details oder<br />

Baumängel. Einen verlässlichen Eröffnungstermin<br />

gibt es nach Angaben<br />

der Kulturbehörde derzeit<br />

nicht. Was ist schief gelaufen?<br />

Geschäftsführerin der Stiftung<br />

Kähler-Siemssen findet die Formel<br />

der ehemaligen Kultursenatorin<br />

Karin von Welck treffend, alle Beteiligten<br />

hätten die Komplexität<br />

des Projektes unterschätzt. „Allein<br />

schon die Lage des Grundstücks<br />

mitten in der Elbe hat Schwierigkeiten<br />

bereitet“, so die 37-Jährige.<br />

„Der Baugrund musste stabilisiert,<br />

Kultur stiftung elbphilharmonie<br />

Wibke Kähler-Siemssen,<br />

Geschäftsführerin der Stiftung<br />

die unteren Stockwerke mussten hochwassersicher gemacht<br />

werden. Es ist ja auch nicht einfach ein Konzerthaus, das entsteht.<br />

Das Bauwerk wird später neben den drei Konzertsälen<br />

auch ein Parkhaus enthalten, ein Hotel und Wohnungen.“ Vor<br />

allem der Bau des Großen Saals gestaltet sich komplex. Um<br />

sicherzustellen, dass das Publikum Schostakowitsch hört und<br />

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