Kaktus September 2011 - Grüne Solingen
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zudem von zeitaufwendiger Bürokratie entlastet. Und schließlich<br />
wurde darauf geachtet, dass die Gesetzesänderungen nicht zu einer<br />
Mehrbelastung der Kommunen führt. Im Gegenteil, liegt doch<br />
mit dem Vorschlag, nicht vereinnahmten Elternbeiträge zu kompensieren,<br />
wenn sich die Kommune im Gegenzug an einer verbesserten<br />
Personalausstattung beteiligen, ein Kompromiss auf dem<br />
Tisch, den die Kommunen jedoch zur Zeit noch ablehnen. Über ein<br />
Sonderprogramm wird zudem in zusätzliche Praktikumsplätze investiert.<br />
Die Volkshochschule -<br />
Bildung in öffentlicher Verantwortung ...<br />
... so lautet der Titel der vom Deutschen Volkshochschulverband<br />
(DVV) aktuell herausgegebenen Standortbestimmung. „Bildung<br />
für alle, unabhängig von sozialer Schicht, Geschlecht, Bildungsabschluss<br />
und Alter, Religion Weltanschauung und Staatsangehörigkeit:<br />
Das gehört zum Grundverständnis der Volkshochschulen.<br />
Niemand darf ausgeschlossen sein.“ postuliert die Präsidentin<br />
des DVV, Rita Süssmuth, zusammenfassend in dieser Schrift. Das<br />
ist der Anspruch. Und wie sieht die Realität aus?<br />
In der letzten Zweckverbandsversammlung der Bergischen VHS<br />
verkündete der Kämmerer der Stadt Wuppertal, dass der Bereich<br />
„Beschäftigung und Qualifizierung“ dauerhaft nicht finanziert werden<br />
kann und 2013 geschlossen wird.<br />
Der Anspruch wird von Finanzkürzungen überrollt<br />
Die sogenannte „Instrumentenreform“, die Arbeitsministerin<br />
Ursula von der Leyen vorbereitet hat, wird voraussichtlich im <strong>September</strong><br />
vom Bundestag verabschiedet. Das bedeutet, dass die<br />
Mittel für Maßnahmen, die zur Integration in den Arbeitsmarkt zur<br />
Verfügung stehen, drastisch reduziert und umverteilt werden. Diese<br />
Umverteilung basiert auf der Logik, dass bei boomender Konjunktur<br />
direkt auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden kann<br />
und dafür qualifiziert werden soll.<br />
Zukünftig können sogenannte „Arbeitsgelegenheiten“ – eher<br />
bekannt als 1-Euro-Jobs – nur noch für Arbeitslose mit besonderen<br />
Vermittlungshemmnissen angeboten werden. Gleichzeitig werden<br />
sie deutlich schlechter finanziert; pro Platz gibt es für die jeweiligen<br />
Träger monatlich pro Teilnehmer/in statt ca. 500,- Euro noch<br />
ca. 150,- Euro. Damit bricht den Trägern die finanzielle Grundlage<br />
für diese Beschäftigungsmaßnahmen weg. Auch bei einer sicher<br />
berechtigten, kritischen Betrachtung der 1-Euro-Jobs (schließlich<br />
wurden sie sogar vom Bundesrechnungshof als ineffizient beanstandet),<br />
bedarf es nach allen allgemein bekannten Erfahrungen<br />
unterstützender Maßnahmen für Menschen, die sich – meist<br />
schlecht qualifiziert – schwer tun, einen Platz auf dem begehrten<br />
ersten Arbeitsmarkt zu finden.<br />
Doch all diese Änderungen sind nur ein erster Schritt. Ab <strong>September</strong><br />
diesen Jahres geht es an die zweite Stufe des Revisionsgesetzes<br />
in der u.a. das Konzept der Familienzentren – die schon<br />
jetzt im ersten Schritt finanziell gestärkt werden - überprüft und<br />
generell ein neues Finanzierungssystem entwickelt werden soll.<br />
Die Zweiteilung des Arbeitsmarktes<br />
Thilo Schnor<br />
Der Paritätische Gesamtverband stellt dazu fest: „Die Sparbeschlüsse<br />
und die nach der Sommerpause im Deutschen Bundestag<br />
zur Verhandlung anstehende „Instrumentenreform“ bei der aktiven<br />
Arbeitsmarktpolitik führen zu einer immer stärkeren und immer<br />
einseitigeren Konzentration der arbeitsmarktpolitischen Bemühungen<br />
auf lediglich gut und schnell vermittelbare Arbeitslose.<br />
Gleichzeitig werden die Hilfen für diejenigen, die auf absehbare<br />
Zeit ohne realistische Chance auf eine Vermittlung sind, abgebaut<br />
oder erschwert. Die Konsequenz ist eine fatale Zweiteilung des Arbeitsmarktes.<br />
Langzeitarbeitslose und schwer Vermittelbare werden<br />
dabei zunehmend „auf der Strecke“ bleiben, wenn kein Kurswechsel<br />
eingeschlagen wird, darunter viele Menschen ohne Ausbildung,<br />
Menschen mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen,<br />
ältere Arbeitslose oder ohnehin benachteiligte Jugendliche.<br />
In einem gemeinsamen Aufruf mit Sozialverbänden, Gewerkschaften<br />
und Hochschulen wird die Bundesregierung zur arbeitsmarktpolitischen<br />
Umkehr und zur Umsetzung folgender Punkte<br />
aufgefordert :<br />
t eine Rücknahme der Sparbeschlüsse in der Beschäftigungsförderung,<br />
t mehr Handlungsspielräume für die Jobcenter vor Ort,<br />
t mehr sinnvolle Beschäftigungsangebote für schwer vermittelbare<br />
Langzeitarbeitslose und<br />
t die rechtliche und finanzielle Absicherung der Institutionen,<br />
die vor Ort die Leistungen für diese Personen erbringen, so etwa<br />
Beschäftigungsunternehmen oder Fortbildungseinrichtungen.<br />
Bildungsgerechtigkeit in der Region?<br />
Und damit sind wir wieder bei der Volkshochschule. Sie gehört<br />
zu den betroffenen Trägern. In Wuppertal werden zahlreiche Maßnahmen<br />
wegbrechen, in <strong>Solingen</strong> geht es u.a. um die Maßnahmen<br />
im Internetcafé. Sie könnten nur "gerettet" werden, wenn das ört-<br />
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Blickpunkt