Kaktus September 2011 - Grüne Solingen
Kaktus September 2011 - Grüne Solingen
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Fraktion in Aktion<br />
20<br />
in Gräfrath, wo er in den letzten 10 bis 12 Jahren ein Grundstück<br />
bzw. Gebäude nach dem anderen kaufte, meist verbunden mit<br />
hochfliegenden Plänen, die oftmals nicht eingehalten wurden.<br />
Liegt es da nicht auf der Hand, das Geschäftsgebaren des Herrn<br />
Integration gestalten<br />
Bereits vor einigen Jahren hat die Stadt <strong>Solingen</strong> in einem<br />
recht aufwändigen Beteiligungsverfahren und mit Hilfe von externen<br />
Fachleuten ein Integrationskonzept erarbeitet, das als „Vision<br />
Zusammenleben 2010“ natürlich über das genannte Jahr hinaus<br />
fortgeschrieben werden sollte. Es war anerkannter politischer Wille,<br />
„das friedliche Zusammenleben Aller in <strong>Solingen</strong> zu garantieren<br />
durch eine stärkere Partizipation und Einbindung der ausländischen<br />
Bevölkerung“, so die offizielle Lesart. Als <strong>Grüne</strong> haben wir<br />
das Projekt natürlich unterstützt, die politische und gesellschaftliche<br />
Teilhabe aller EinwohnerInnen unserer Stadt war schon immer<br />
Ziel unseres politischen Engagements.<br />
Verwaltungsentwurf überarbeiten<br />
In der Juni-Sitzung des Zuwanderungs- und Integrationsrates<br />
wurde nun der Verwaltungsvorschlag für das „Interkulturelle Gesamtkonzept<br />
2020. Vision 2020.“ vorgelegt. Die politischen VertreterInnen<br />
baten um Verschiebung der Entscheidung, da binnen<br />
weniger Tage eine kritische Durchsicht kaum zu leisten war. Das<br />
hat Oberbürgermeister Norbert Feith in der Presse kritisiert und<br />
den Parteien vorgeworfen, sie wollten das Integrationskonzept behindern<br />
und verzögern. Das ist ziemlicher Unsinn! Im Gegenteil –<br />
gerade der ZuWi hat doch ein großes Interesse daran, ein konkretes<br />
Maßnahmenpaket mit klaren politischen und gesellschaftlichen<br />
Zielen zu verabschieden, als Leitfaden für Verwaltungshandeln und<br />
zukünftige politische Entscheidungen!<br />
Allerdings sollten die Maßnahmen auf Grundlage aktueller Daten<br />
erarbeitet werden. Und die liegen erst in der <strong>September</strong>-Sitzung<br />
vor. Zeit genug also, um sich mit dem Verwaltungsentwurf<br />
intensiv zu beschäftigen.<br />
Bereits jetzt haben wir feststellen können, dass die Anregungen<br />
aus der letzten Ratsperiode, die aufgrund der Evaluation des<br />
2010er Konzeptes im Integrationsrat erarbeitet wurden, keinen<br />
Eingang in den Verwaltungsentwurf gefunden haben. Das muss<br />
nachgearbeitet werden! Und auch die Klage der Vereine und Verbände,<br />
nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt worden zu<br />
sein, muss erst genommen werden. Gleiches gilt für die Akteure in<br />
den einzelnen Stadtquartieren, die aus unserer Sicht sehr viel stärker<br />
einbezogen werden müssen. Es gibt neben Vereinen und Verbänden<br />
eine Vielzahl von Einrichtungen, dezentral organisiert, deren<br />
MitarbeiterInnen mit hohem Engagement und meist kleinem<br />
Budget sehr gute Arbeit leisten.<br />
Lapawa besonders kritisch zu sehen – vor allen Dingen nach dem<br />
völligen Verfall des Gräfrather Bahnhofs?<br />
Manfred Krause<br />
Und schließlich muss der Integrationsbegriff einmal grundsätzlich<br />
diskutiert werden. Im Verwaltungsentwurf wird er als Frage<br />
des Wollens, des Verhaltens und der inneren Einstellung der ausländischen<br />
Bevölkerung gesehen. Also als deren Bringschuld. Fakt<br />
ist jedoch, dass nachweislich massive Zugangsbarrieren für MigrantInnen<br />
zu den Institutionen und Regeldiensten sowie bezüglich<br />
einer gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe insgesamt<br />
bestehen. Der Abbau institutioneller Barrieren muss also explizit<br />
als Ziel eines solchen Konzeptes formuliert werden.<br />
Eigentlich müsste man sogar noch weiter gehen: Ähnlich, wie<br />
im Schulbereich sollte der Begriff Inklusion den der Integration<br />
ersetzen. Denn hier wie dort geht es vor allem um eine Aufhebung<br />
des Gegensatzes von Mehrheits- und Minderheitsangehörigen mit<br />
dem Anspruch der Mehrheit, die Minderheit aufnehmen zu wollen<br />
nach dem Motto: Wir definieren die gesellschaftlichen Strukturen,<br />
ihr dürft mitmachen, wenn ihr euch gut benehmt. Inklusion hingegen<br />
geht davon aus, dass wir alle gleichberechtigt unser Gemeinwesen<br />
gestalten und von daher alle gemeinsam die Verantwortung<br />
dafür tragen, dass Diskriminierung nicht passiert, weder<br />
strukturell noch im persönlichen Umgang. Demzufolge hat jeder<br />
einzelne eine Bringschuld. Auch da muss nachgearbeitet werden.<br />
Wir haben an dieser Stelle nur einige wenige Kritikpunkte genannt,<br />
es gibt weit mehr, die wir in einem entsprechenden Änderungsantrag<br />
in die nächste Sitzung des Integrationsrates einbringen<br />
werden. Es wäre schön, wenn der bisher gute Ruf <strong>Solingen</strong>s im<br />
Bereich Integration durch ein konkretes, umsetzbares Integrationskonzept<br />
untermauert würde!<br />
Susanne Fingscheidt