Ein Rückblick auf die vergangenen Monate - Mensch Umwelt ...
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I n den letzten Jahrzehnten wurden <strong>die</strong> artenreichen<br />
Regenwälder in Kalimantan,<br />
dem indonesischen Teil Borneos, rücksichtslos<br />
abgeholzt und in öde Palmöl-Plantagen<br />
verwandelt. Der Regenwald wird zugunsten<br />
von riesigen Monokulturen<br />
vernichtet, weil der Energiehunger der Industrie-<br />
und Schwellenländer immer größer<br />
wird und der Preis für Rohöl hoch ist. „Wir<br />
müssen weg vom Öl“, lautet <strong>die</strong> Devise von<br />
<strong>Umwelt</strong>minister Röttgen. Mit von der Partie<br />
ist natürlich <strong>die</strong> Landwirtschafts- und<br />
Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner,<br />
<strong>die</strong> <strong>auf</strong> nachwachsende Energieträger – ganz<br />
im Sinne der globalen Agrarindustrie – setzt<br />
und sich für <strong>die</strong> fatale Biosprit-Lüge im<br />
Frühjahr 2011 noch stark machte. Das Resultat<br />
<strong>die</strong>ser falschen Energiepolitik ist, dass<br />
der größte Teil des einstigen Naturpara<strong>die</strong>ses<br />
in Kalimantan unwiederbringlich<br />
verloren ist.<br />
Das „Tropenholz- und Palmöl-Kartell“<br />
sucht seit einigen Jahren nach neuen Regionen<br />
und hat neben anderen Ländern auch<br />
ein Auge <strong>auf</strong> Kamerun geworfen. Nach<br />
Schätzungen werden hier jedes Jahr 80 000<br />
Hektar Holz geschlagen.<br />
Inmitten eines Regenwald-Schutzgebietes<br />
mit hoher Biodiversität, in dem seltene<br />
Affenarten wie Drills und Gorillas,<br />
Waldelefanten und Leoparden leben, soll<br />
nun eine Palmöl-Plantage in der Größe von<br />
ca. 70 000 Hektar entstehen. Das zusammenhängende<br />
Ökosystem würde in zwei<br />
Teile zerschnitten, isolierte Schutzgebiete<br />
wären der Untergang für viele Tier- und<br />
Pflanzenarten.<br />
Die Organisation „All for Africa“ vermarktet<br />
<strong>die</strong> geplante Palmöl-Plantage als<br />
nachhaltiges Entwicklungsprojekt, das angeblich<br />
mehrere Zehntausend Arbeitsplätze<br />
für <strong>die</strong> heimische Bevölkerung schaffen<br />
würde. Es geht aber nicht um <strong>die</strong> Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen, sondern einzig und allein<br />
um den schnellen und großen Profit.<br />
Zuerst werden <strong>die</strong> wertvollen Tropenhölzer<br />
geschlagen und vermarktet, dann <strong>auf</strong> den<br />
frei gewordenen Flächen lukrative Palmöl-<br />
Plantagen angelegt. Doppelter Gewinn!<br />
Die Bevölkerung hat nur wenig davon, da<br />
sie <strong>auf</strong> den Plantagen bestenfalls für Niedriglöhne<br />
schuften dürfen. Die ca. 45 000<br />
<strong>Mensch</strong>en in 38 kleinen Dörfern am Rand<br />
der Naturschutzgebietes leben seit Generationen<br />
mit dem Regenwald im <strong>Ein</strong>klang.<br />
Durch <strong>die</strong> Rodung würde ihre gesamte Existenzgrundlage<br />
für immer zerstört werden.<br />
Die Regierung Kameruns hat bereits <strong>die</strong><br />
Erlaubnis für <strong>die</strong> Plantage erteilt – ohne <strong>die</strong><br />
Fotoquelle: Rettet den Regenwald/regenwald.org<br />
Naturkatastrophe durch <strong>Mensch</strong>enhand<br />
Erst Indonesien,<br />
jetzt Kamerun!<br />
Die Evolution brauchte rund 100 Millionen Jahre, um den tropischen<br />
Regenwald, in dem 90 Prozent der weltweit existierenden<br />
Flora und Fauna beheimatet sind, in seiner Pracht und Artenvielfalt<br />
entstehen zu lassen. Der <strong>Mensch</strong>heit ist es gelungen, innerhalb<br />
von 40 Jahren fast <strong>die</strong> Hälfte des globalen Regenwaldbestandes zu<br />
zerstören. Mit der Zerstörung der „grünen Lungen“ der Erde verschwinden<br />
auch viele Tier- und Pflanzenarten für immer und <strong>die</strong><br />
Klimaerwärmung nimmt zu.<br />
Zustimmung der lokalen Dörfer und Landeigentümer.<br />
Obwohl sich <strong>die</strong> einheimische<br />
Bevölkerung gegen das Projekt aussprach,<br />
hat „Herakles Farms“ <strong>die</strong> Palmsetzlinge bereits<br />
angeliefert und ist fest entschlossen,<br />
das gewinnträchtige Projekt durchzuziehen.<br />
Der weltweit agierende Konzern Blackstone<br />
soll laut informierten Kreisen das Projekt finanzieren.<br />
Kein Wunder, denn Blackstone<br />
ist zu 99 Prozent an der Firma Sithe Global<br />
beteiligt. Sithe Global unterstützt <strong>die</strong> Organisation<br />
„All for Africa“, <strong>die</strong> sich für Palmöl-Plantagen<br />
in Kamerun als Sozial-Projekte<br />
engagiert. Man schiebt sich <strong>die</strong> Bälle zu...<br />
Blackstone wurde bereits vom „SAVE Wild-<br />
UMWELTSCHUTZ<br />
life Conservation Fund“ um eine offizielle<br />
Stellungnahme gebeten; bisher hüllt sich<br />
der Konzern in Schweigen. Mit einer weltweiten<br />
Unterschriftenaktion soll nun Druck<br />
<strong>auf</strong> das Unternehmen sowie alle Beteiligten<br />
ausgeübt werden, damit <strong>die</strong> Zerstörung<br />
<strong>die</strong>ses wertvollen Ökosystems noch in letzter<br />
Sekunde gestoppt wird.<br />
Zuerst trifft <strong>die</strong> „Katastrophe“ durch<br />
<strong>Mensch</strong>enhand <strong>die</strong> Natur, dann trifft sie<br />
uns. Mitverantwortlich sind Politiker wie<br />
Aigner, Röttgen & Konsorten. Deshalb ist<br />
es Zeit für eine politische Zeitenwende...<br />
Stefan Bernhard Eck<br />
Redaktion ZEITENWENDE<br />
ZeitenWENDE Nr. 41<br />
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