„Via Claudia Augusta“
„Via Claudia Augusta“
„Via Claudia Augusta“
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3/2011<br />
Zur Geschichte der Via <strong>Claudia</strong> Augusta<br />
Bis 15. v. Chr. gab es zwar Pfade<br />
und Wege im Gebiet des heutigen<br />
Andrian, aber kein ausgebautes<br />
Straßennetz. Die <strong>„Via</strong> <strong>Claudia</strong> <strong>Augusta“</strong><br />
wurde im Zuge der Eroberung<br />
des rätischen Raumes geplant<br />
und errichtet, ausgerichtet auf die<br />
Bedürfnisse des römischen Heeres.<br />
Diese römische Heerestraße, die<br />
Norditalien mit dem süddeutschen<br />
Raum verband, führte, vom Gebiet<br />
des heutigen Meran bzw. Vinschgau<br />
kommend, auf der rechten<br />
Etschtalseite über Andrian nach<br />
Eppan. Der militärischen Eroberung<br />
folgte die punktuelle Besiedelung<br />
des Talbodens.<br />
Für das Andrianer Gebiet ist dieser<br />
Prozess ansatzweise durch Funde<br />
aus römischer Zeit belegt („in Andrian“<br />
berichtete bereits).<br />
Der bei Andrian vorbeiführende<br />
Teil der Via <strong>Claudia</strong> Augusta verästelte<br />
sich offensichtlich, so dass<br />
wir nicht nur von einer Straße, sondern<br />
von einem Straßennetz sprechen<br />
können. So führte bei Perdonig<br />
ebenfalls eine Straße vorbei,<br />
Überreste einer Bebauung aus römischer<br />
Zeit dokumentieren dies.<br />
Ob es sich bei dem Weg von Perdonig<br />
aus in Richtung Tisens/Nals<br />
um eine ausgebaute Straße handelte,<br />
ist noch nicht klar. Für Andrian,<br />
das Richtung Nals über einen spätmittelalterlichen<br />
Plattenweg verfügt,<br />
ist die Forschungslage keineswegs<br />
besser.<br />
Die Errichtung der Via <strong>Claudia</strong> Augusta<br />
setzte ein sorgfältiges Geländestudium<br />
und eine Vermessung<br />
voraus, um die bestmögliche Trassenführung<br />
zu ermitteln.<br />
Für die Sicherheit dieser Straße war<br />
eine Gendarmerie zuständig, eine<br />
militärische Polizeitruppe, die sogenannten<br />
Beneficiarien, die nach<br />
einem halben bzw. nach einem Jahr<br />
abgelöst und durch neue Truppen<br />
ersetzt wurde, um eine Verbrüderung<br />
mit der einheimischen Bevölkerung<br />
zu verhindern, die für den<br />
baulichen Erhalt der Straße per Dekret<br />
zuständig war.<br />
Neben Angehörigen des römischen<br />
Heeres nutzten Beamte und in<br />
staatlichem Auftrag tätige Getreidetransporteure<br />
die Infrastruktur<br />
der Via <strong>Claudia</strong> Augusta mit Herbergen<br />
und Wachtposten, der „nor-<br />
male Reisende“ konnte sie zwar<br />
benutzen, war aber von den priviligierten<br />
Einrichtungen ausgeschlossen.<br />
Auch die staatliche Geheimpolizei<br />
des Römischen Reiches, die sogenannten<br />
Frumentarier, nutzte die<br />
Straße für ihre Spitzel- und Spionagedienste,<br />
manchmal wurden<br />
auf diesem Weg auch Mordaufträge<br />
erledigt, um Gegner zu beseitigen.<br />
Die Via <strong>Claudia</strong> Augusta war sicherlich<br />
eine „technische Meisterleistung“<br />
des zentralistischen und<br />
expandierenden römisches Staates.<br />
Funde von Gebrauchsgegenständen<br />
und Münzen, von Handwerkszeugen<br />
könnten durchaus, zufällig<br />
oder geplant, in den kommenden<br />
Jahren in Andrian entdeckt werden,<br />
zumal man hier eventuell bereits<br />
in römischer Zeit die Etsch<br />
Richtung Terlan überquerte, nicht<br />
erst bei Sigmundskron, und An-<br />
drian ein Handels-, Handwerks-<br />
und Beherbergungsort war *.<br />
Jürgen Fricker<br />
(* vollständiger Text liegt im Gemeindeamt<br />
auf)<br />
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