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Sir Simon Rattle dirigiert Mozarts drei letzte Sinfonien Film mit Live ...

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Alles nur<br />

geklaut<br />

und doch<br />

überzeugend<br />

Die <strong>Film</strong>musik zu Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum<br />

Szene en aus a »2<br />

»2 001: Odyssee<br />

ssee im We Weltraum a «<br />

Donaueschinger Musiktage 1961. Genau<br />

vierzig Jahre nach der Gründung dieses ältesten<br />

Festivals für zeitgenössische Musik<br />

kommt es in der kleinen badischen Fürstenstadt<br />

zu einer Sensation. Das Publikum<br />

bejubelt lange das soeben uraufgeführte<br />

Orchesterwerk »Atmosphères«. Und die Begeisterung<br />

obsiegt: Das Große Orchester<br />

des Südwestfunks, wie es sich damals noch<br />

nannte, spielt das stetig fl uktuierende, in<br />

sich atmende und doch statisch wirkende<br />

Der <strong>Film</strong>komponist<br />

hatte die Klangmagie<br />

nicht getroffen.<br />

So verwendet der<br />

Regisseur kurzerhand<br />

Ligetis Musik.<br />

Klangfarbenstück noch einmal. Solches erlebt<br />

die Musikwelt nur selten, und es ist wohl<br />

die schönste Auszeichnung für jeden Komponisten.<br />

Der Urheber der prismatischen<br />

Luftlandschaft, die bald zu einem Klassiker<br />

der jüngeren Musikgeschichte avanciert,<br />

heißt György Ligeti. Fünf Jahre zuvor ist er<br />

aus Ungarn über Wien in die Bundesrepublik<br />

gefl ohen. Anderthalb Jahre lebt er zunächst<br />

in Köln, fi ndet hier Anschluss an die<br />

Avantgarde, arbeitet im Studio für elektronische<br />

Musik des WDR, kehrt dann nach<br />

Wien zurück. Er komponiert unermüdlich.<br />

Bis Mitte der 1960er Jahre entstehen etliche<br />

bedeutende und starke Werke, darunter<br />

»Aventures«, »Requiem« und »Lux aeterna«,<br />

Werke, die später auch in Schulbüchern ihren<br />

Platz fi nden.<br />

Doch noch früher lernen diese Kompositionen<br />

schon Leute kennen, die lieber ins<br />

Kino gehen als in den Konzertsaal. Als der<br />

amerikanische Regisseur Stanley Kubrick in<br />

den 1960ern in Großbritannien seinen epochalen<br />

Science-Fiction-<strong>Film</strong> »2001: Odyssee<br />

im Weltraum« für den Hollywood-Giganten<br />

Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) dreht, ist er<br />

<strong>mit</strong> dem gelieferten Score des renommierten<br />

<strong>Film</strong>komponisten Alex North unzufrieden.<br />

Der hatte die von Kubrick gewünschte<br />

Klangmagie nicht getroffen. So verwendet<br />

Kubrick kurzerhand die Plattenaufnahmen<br />

<strong>mit</strong> Ligetis Musik. Erst später erfährt der<br />

Komponist davon und ist »not amused«, der<br />

Regisseur hatte weder ihn noch seinen Verlag<br />

um Erlaubnis gebeten, geschweige denn<br />

informiert, also bleiben auch die Tantiemen<br />

aus. Ein Prozess wegen Urheberrechtsverletzung<br />

wird angestrengt, Streitwert 30.000<br />

US-Dollar. Doch ehe es dazu kommt, einigt<br />

man sich auf ein Zehntel. Und so erklingen<br />

die Passagen aus den vier Ligeti-Kompositionen<br />

»Atmosphères«, »Aventures«, dem<br />

Kyrie aus »Requiem« und »Lux aeterna«<br />

in Kubricks SciFi-Streifen nun legal und<br />

»ligeti-miert«. Wie MGM die Rechtsfragen<br />

bei Richard Strauss’ berühmter Tondichtung<br />

»Also sprach Zarathustra« und bei Aram<br />

Khatchaturians Ballettsuite »Gajaneh« geklärt<br />

hat, steht in den Sternen. Denn beide<br />

Komponisten bzw. ihre Verlage haben ebenso<br />

Anspruch auf Tantieme, weil siebzig Jahre<br />

nach dem Tod des Urhebers hierzulande<br />

der rechtliche Schutz währt. Strauss starb<br />

1949 und Khatchaturian erst 1978, zehn Jahre<br />

nach der endgültigen Fertigstellung des<br />

<strong>Film</strong>s.<br />

Die collagierte Musik, der zusammengeklaubte<br />

Soundtrack des 141 Minuten dauernden<br />

<strong>Film</strong>epos ist viel diskutiert worden,<br />

gerade auch deshalb, weil sie nicht aus einem<br />

Originalscore besteht. Doch das Geschick,<br />

das Stanley Kubrick hier – wie auch<br />

in anderen seiner <strong>Film</strong>e, gelegentlich wieder<br />

unter Verwendung von Ligeti-Kompositionen<br />

– beweist, überzeugt vollends. Diese<br />

12 13<br />

Mixtur-Praxis von nur Zitiertem oder häufi ger in Verbindung <strong>mit</strong><br />

Neukomponiertem hat in der <strong>Film</strong>welt längst Fuß gefasst. Eine große<br />

Rarität ist es, diese <strong>Film</strong>musik live und vollständig im Konzertsaal<br />

zu hören – parallel zum Leinwandgeschehen. Zumal »2001: A Space<br />

Odyssey« kein Stummfi lm ist. Im Konzert in der Kölner Philharmonie<br />

<strong>dirigiert</strong> Frank Strobel, ein großer <strong>Film</strong>-Kenner und Könner solcher<br />

Projekte, die NDR Radiophilharmonie und den Chor. Dazu läuft<br />

natürlich der <strong>Film</strong> – <strong>mit</strong> deutschen Untertiteln –, den György Ligeti<br />

übrigens wunderbar und auch den Einsatz seiner Musik gelungen<br />

fand. Stefan Fricke<br />

Konzerttermin<br />

12.01.2013 Samstag 20:00<br />

NDR Chor<br />

NDR Radiophilharmonie<br />

Frank Strobel Dirigent<br />

2001: Odyssee im Weltraum (Großbritannien 1968) 141 Min.<br />

Regie: Stanley Kubrick<br />

Buch: Stanley Kubrick, Arthur C. Clarke<br />

Mit: Keir Dullea, Gary Lockwood, William Sylvester u. a.<br />

Original <strong>mit</strong> deutschen Untertiteln<br />

€ 45,– 38,– 32,– 25,– 18,– 18,–<br />

2012 | 2013<br />

FORUM ALTE MUSIK KÖLN<br />

WDR 3 SONNTAGSKONZERTE | 17 UHR<br />

SO 16.12.12 | 17 UHR | TRINITATISKIRCHE<br />

OLTREMONTANO<br />

WIM BECU – leitung<br />

GESUALDO CONSORT AMSTERDAM<br />

HARRY VAN DER KAMP – leitung<br />

„symphoniae sacrae“ – giovanni gabrieli zum<br />

400. todestag<br />

SO 13.01.13 | 17 UHR | TRINITATISKIRCHE<br />

DOROTHEE MIELDS – sopran<br />

HAMBURGER RATSMUSIK<br />

SIMONE ECKERT – leitung<br />

„come again“ – john dowland zum 450. geburtstag<br />

SO 03.03.13 | 17 UHR | TRINITATISKIRCHE<br />

CANTUS CÖLLN | CONCERTO PALATINO<br />

KONRAD JUNGHÄNEL – leitung<br />

„marienvesper“ – geistliche musik für den<br />

salzburger dom<br />

SO 21.04.13 | 17 UHR | TRINITATISKIRCHE<br />

HANA BLAZIKOVÁ – sopran<br />

CORDARTE<br />

„jauchzet dem herrn“ – geistliche solo-kantaten<br />

und kammermusik von johann schop,<br />

johann philipp förtsch, dietrich buxtehude,<br />

heinrich ignaz franz biber, johann heinrich<br />

erlebach und johann philipp krieger<br />

SO 02.06.13 | 17 UHR | WDR-FUNKHAUS<br />

ANDREAS STAIER – pianoforte<br />

DANIEL SEPEC – violine<br />

ROEL DIELTIENS – violoncello<br />

m+k e.V.<br />

„beethoven und schubert“ – trios es-dur op. 70,2<br />

und b-dur d 928<br />

Beginn: jeweils 17 Uhr<br />

Orte: WDR Funkhaus, Klaus-von-Bismarck-Saal, Wallrafplatz 5<br />

Trinitatiskirche, Am Filzengraben 6<br />

Karten: 18 EUR (12 EUR ermäßigt)<br />

mspering@hotmail.com<br />

Info und Tickets: 02 21-55 25 58 | www.forum-alte-musik-koeln.de

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