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Sir Simon Rattle dirigiert Mozarts drei letzte Sinfonien Film mit Live ...

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Christian Tetzlaff begegnet den überragenden Werken der Musikgeschichte<br />

<strong>mit</strong> staunender Bewunderung und bescheidener<br />

Selbstverständlichkeit. Der Violinist erdet sein Können im Handwerk<br />

und fi ndet zur Kunst in der Hingabe. Seit über zwanzig Jahren<br />

steht er als Solist auf den Podien der internationalen Konzertsäle.<br />

Vor fast zwanzig Jahren gründete er <strong>mit</strong> Elisabeth Kufferath (Violine),<br />

Hanna Weinmeister (Viola) und seiner Schwester Tatjana<br />

Tetzlaff (Violoncello) das Tetzlaff Quartett: »Wenn man in der Lage<br />

ist, Geige auf hohem Niveau zu spielen und hätte nicht die Möglichkeit,<br />

Schuberts G-Dur-Quartett oder Bergs ›Lyrische Suite‹ zu<br />

musizieren, dann wäre das doch ein Schaden und ein Verlust für<br />

die eigene künstlerische Tätigkeit! Ich möchte all die Stücke spielen,<br />

wo sich der Ausdruck an die äußersten Ränder der Existenz<br />

wagt«, so Christian Tetzlaff über sein kammermusikalisches Engagement.<br />

Christian Tetzlaff will <strong>mit</strong> einer<br />

gewissen Naivität musizieren.<br />

Er möchte die Zuhörer an ihr<br />

eigenes Innerstes führen und sie<br />

fühlen lassen, dass wir alle aus<br />

demselben Stoff sind.<br />

Die »Lyrische Suite« von Alban Berg steckt voller Chiffren für die<br />

leidenschaftliche Affäre des verheirateten Komponisten <strong>mit</strong> der<br />

ebenfalls verheirateten Hanna Fuchs. Die im Notentext motivisch<br />

eingravierten Initialen des heimlichen Paars (H – F – A – B), das<br />

Zitieren aus Wagners »Tristan und Isolde«, die unterlegte Verszeile<br />

27.02.2013 Mittwoch 20:00<br />

Tetzlaff Quartett<br />

Christian Tetzlaff Violine<br />

Elisabeth Kufferath Violine<br />

Hanna Weinmeister Viola<br />

Tanja Tetzlaff Violoncello<br />

Joseph Haydn Streichquartett C-Dur op. 20,2 Hob. III:32<br />

aus der Sammlung der »Sonnenquartette«<br />

Alban Berg Lyrische Suite für Streichquartett<br />

Ludwig van Beethoven Streichquartett a-Moll op. 132<br />

€ 25,–<br />

24.03.2013 Sonntag 18:00<br />

Christian Tetzlaff Violine<br />

Junge Deutsche Philharmonie<br />

Jonathan Nott Dirigent<br />

D<strong>mit</strong>rij Schostakowitsch Konzert für Violine und<br />

Orchester Nr. 1 a-Moll op. 99<br />

Gustav Mahler Sinfonie Nr. 9 D-Dur<br />

€ 32,– 27,– 21,– 16,– 12,– 10,– | Z: € 21,–<br />

PORTRÄT 20 21<br />

PORTRÄT<br />

Konzerttermine<br />

Baudelaires »Zu dir, du einzig Teure, dringt mein Schrei aus tiefster<br />

Schlucht ...« – sind all diese biografi schen Hinweise zum Verständnis<br />

der Musik wichtig? »Für den, der spielt, enorm!«, sagt Christian<br />

Tetzlaff. »Denn selbst, wenn man ahnt, dass hier die Verzweifl ung<br />

einer zum Sterben verurteilten Liebe zum Klingen gebracht wird,<br />

hilft es doch zu wissen, dass mein Gefühl mich nicht betrügt. Eine<br />

vertiefte Kenntnis verleiht dem Ausdruck noch einmal eine starke<br />

Kontur. Dabei ist Bergs musikalische Sprache so klar wie die<br />

Bachs, in der jede Entwicklung einer Seelenregung gleichkommt.<br />

Ich glaube nicht, dass es rein absolute Musik gibt, jedenfalls nicht<br />

bei den wirklich Großen.« So unentbehrlich dem Geiger selbst der<br />

Einblick in das persönliche Leben des Komponisten ist, so ambivalent<br />

erscheint ihm der Gewinn für das Publikum: »Natürlich ist eine<br />

Art von Programm außerordentlich hilfreich, weil man die Musik<br />

in einem größeren Zusammenhang wahrnimmt. Gleichzeitig wünsche<br />

ich mir natürlich, dass die Zuhörer während des Konzerts in<br />

den Emotionen ihrer eigenen Biografi e suchen. Denn die Situation<br />

von Verzweifl ung und größter Angst bietet die Musik aus sich heraus<br />

an.«<br />

Wie Bergs »Lyrische Suite« ist Ludwig van Beethovens Streichquartett<br />

in a-Moll ebenfalls nicht vom persönlichen Erleben des<br />

Komponisten zu trennen. »Auch aus diesem Werk«, erzählt Christian<br />

Tetzlaff, »spricht zunächst die Verzweifl ung, eine Verzweifl ung<br />

zum Tode angesichts schwerer Krankheit. Der folgt aber dann ein<br />

ganz wunderbarer, wie Beethoven selbst schreibt, ›heiliger Dankgesang<br />

eines Genesenden an die Gottheit‹ und ein mutiges sich<br />

wieder Aufrichten.« Empfi ndet Christian Tetzlaff Ehrfurcht angesichts<br />

des Beethovenschen Werkes? »Nein«, sagt er, »Ehrfurcht<br />

wäre vollkommen falsch und würde auch die Interpretation beeinträchtigen.<br />

Beethoven war ja, um es salopp zu formulieren, ein<br />

armer Hund, der kaum <strong>mit</strong> seinen Mitmenschen zurechtkam. Das<br />

macht ihn aber nicht klein, sondern seinen Kampf, durch die Kunst<br />

all das zu sublimieren, umso größer. Ich empfi nde dafür Liebe, Be-<br />

wunderung, Dankbarkeit und auch Mitgefühl. Und ich will <strong>mit</strong> einer<br />

gewissen Naivität musizieren. Das ginge unter der Last von Ehrfurcht<br />

gar nicht. Ich möchte die Zuhörer ja an ihr eigenes Innerstes<br />

führen und sie die Freude darüber fühlen lassen, dass wir alle aus<br />

demselben Stoff sind und zusammengehören. Beethoven hat über<br />

seine ›Missa solemnis‹ notiert ‚Von Herzen – Möge es wieder – Zu<br />

Herzen gehn!’ Das ist das Wesentliche unseres Berufes!«<br />

Nach dem Quartett-Abend in der Kölner Philharmonie, der <strong>mit</strong> einem<br />

der berühmten »Sonnenquartette« von Joseph Haydn eingeleitet<br />

wird, ist Christian Tetzlaff bereits einen Monat später wieder<br />

als Solist <strong>mit</strong> D<strong>mit</strong>rij Schostakowitschs erstem Violinkonzert zu<br />

Gast in der Domstadt. Der Komponist veröffentlichte sein Werk<br />

erst Jahre nach der Entstehung, weil es in der musikalischen Ausführung<br />

nicht den Vorgaben der sowjetischen Kulturdoktrin entsprach.<br />

Vernimmt man in der Traurigkeit, der Aufsässigkeit und<br />

dem anklagenden Gestus des Werkes nicht auch die Stimme des<br />

Komponisten? »Ja!«, antwortet Christian Tetzlaff ohne zu zögern,<br />

»und es ist eine beglückende und herausfordernde Aufgabe, sein<br />

Sprachrohr zu sein. Das fördert Emotionen zutage, die man sonst<br />

nur in besonderen Situationen von sich selber kennt. Schon dieser<br />

erste Satz ist eine ganz großartige Schöpfung. Es ist wie bei Gustav<br />

Mahler: Man fi ndet sich wieder in einer Verlorenheit, in die man<br />

sich gleichzeitig verlieben kann. So etwas erlebt man ja auch in<br />

der Natur. Wie wunderbar, dass in Köln darauf tatsächlich Mahlers<br />

neunte Sinfonie folgt!« Oliver Binder<br />

Ehrfurcht<br />

beeinträchtigt die<br />

Interpretation<br />

Der Kammermusiker und Konzertsolist Christian Tetzlaff<br />

Tetzlaff Quartett

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