DIE CHARGE - Gontermann-Peipers
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4 | Wir bei GP<br />
Die ste Charge<br />
Abguss der Charge Nr. 25.000 in die Kokille für die Walze 79406<br />
Am 10. Mai 2011 gegen 14:00 Uhr nahm am Lichtbogenofen<br />
(LBO)1 im GP-Werk Marienborn alles seinen gewohnten Lauf.<br />
Das Schmelzgefäß wurde langsam gekippt und 32.600 kg frisch<br />
geschmolzenen Kerneisens ergossen sich in die bereit stehende<br />
Pfanne. Alles lief routiniert und für die eingespielte Ofenmannschaft<br />
unspektakulär wie immer ab. Dennoch war es ein historischer<br />
Moment, nämlich die 25.000ste Charge, die dort abgestochen<br />
wurde. Anschließend musste alles wieder schnell gehen und<br />
das Flüssigeisen vergossen werden. Es diente zur Herstellung einer<br />
Verbund-Walze mittlerer Größe mit der Walzennummer 79406<br />
und der Qualität AST70X für den Kunden Severstahl in Russland.<br />
Das dafür benötigte Manteleisen kam vom LBO-Ofen 5.<br />
Natürlich wurden zum „runden“ Jubiläum Fotos gemacht. Auch<br />
GP-Rentner Gerhard Müller aus Niederdielfen war gerne aus<br />
diesem Anlass gekommen. Er schaute an seinem alten Arbeitsplatz<br />
vorbei und hatte neben seinen Erinnerungen einen ganzen<br />
Stapel Fotos aus einem langen Arbeitsleben mitgebracht.<br />
Der heute 82-Jährige war von 1951 bis 1988 im Werk Marienborn<br />
tätig, lange Jahre in der Gießerei und später im Walzenversand,<br />
wo er u. a. auch die erste Schwerstwalze (für die Dillinger Hüttenwerke)<br />
mit verladen half. Am LBO-Ofen 1 erlebte er 1958 den<br />
Guss der ersten Charge mit.<br />
Als Gerhard Müller 1951 in Marienborn anfing, standen nach seiner<br />
Erinnerung vier Kupolöfen, zwei Flammöfen, ein SM Ofen mit<br />
der größten Kapazität von 30 bis 40 Tonnen und ein Konverter in<br />
der Gießerei. Zunächst war er mit für die Beschickung der Kupolöfen<br />
zuständig. Als der um 1958 errichtete erste LBO-Ofen im<br />
Jahr darauf in Betrieb genommen wurde, drängte sich zunächst<br />
niemand nach dem neuen Arbeitsplatz. „Wir waren natürlich<br />
alle unerfahren. Zwischen der Bedienung des gewohnten Kupolofens<br />
und des neuen LBO-Ofens gab es große Unterschiede.<br />
Der Schmelzablauf war ganz anders und die Kapazität viel größer“,<br />
erinnert er sich. Zudem rechnete er mit Sonntagsarbeit,<br />
wodurch der geliebte Fußball zu kurz zu kommen drohte.<br />
Dennoch nahm er die neue berufliche Herausforderung an, als ihn<br />
eines Tages der damalige Betriebsleiter Hermann Kämpfer zur ersten<br />
Schicht einteilte („Gerhard, Montag gehste an den E-Ofen“).<br />
Gerhard Müller war zunächst mitverantwortlich für die Beschickung<br />
des LBO-Ofens: „Anfangs habe ich an der Lore geschaffen,<br />
später dann vorne am Abstich“. Zuschlagstoffe wie etwa Mangan,<br />
die außerhalb der Kranbahn gelagert wurden, mussten bei Wind<br />
und Wetter mit einer schweren Schubkarre mit Eisenrädern zum<br />
Ofen gefahren werden. Und während der Mittagsschicht habe<br />
man immer die Legierung zustellen müssen für die Frühschicht.