Leseprobe 3|2011 (PDF) - Deutsches Technikmuseum Berlin
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Einfach glänzend –<br />
Englische Silberkunst<br />
im Zucker-Museum<br />
Das Aufkommen von Zuckergefäßen (Dosen,<br />
Schalen, Streuer) und -geräten (Streulöffel,<br />
Zangen, Scheren) hängt eng mit dem<br />
gesteigerten Bedarf an Zucker nach Einführung<br />
und Verbreitung der „Luxusgetränke“<br />
Tee, Kaffee und Schokolade in<br />
Europa zusammen. Zunächst als Arzneien<br />
in Apotheken und Gewürzhandlungen verkauft,<br />
wurden sie im Laufe des 17. Jahrhunderts<br />
als Luxusgetränke geschätzt.<br />
Im Zucker-Museum werden dem Thema<br />
entsprechend die der Darreichung von<br />
Zucker dienenden Teile des umfangreichen<br />
Tafelsilbers gesammelt. Die mehrere hundert<br />
silberne Zuckergefäße und -geräte um-<br />
fassende Sammlung besteht aus deutschen,<br />
österreichischen und russischen sowie<br />
aus circa hundert englischen Sammlungsstücken.<br />
Zu diesen englischen Zuckerdosen,<br />
-schalen und -zangen gehören sowohl<br />
Stücke aus edlem (Silber) als auch aus<br />
unedlem Metall (Silber auf Kupfer oder<br />
Messing plattiert).<br />
Diese „Plated“-Gegenstände sind in einer<br />
um die Mitte des 18. Jahrhunderts völlig<br />
neu entwickelten, kostensparenden Herstellungstechnik<br />
gefertigt. Sie führte im<br />
19. Jahrhundert dazu, dass nun auch das<br />
gesamte Bürgertum einen neuen Abnehmerkreis<br />
für solche Silberwaren bildete.<br />
DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 3 | 2011<br />
Englisches Silber<br />
„Reines“ englisches Silber kann man auf<br />
den ersten Blick erkennen: Es wurde immer<br />
mit einem schreitenden Löwen gestempelt.<br />
Er zeigt von Edinburgh bis London Silber in<br />
Sterling-Qualität an.<br />
Die Stempelung (Punzierung) garantierte<br />
das ordnungsgemäße Abführen der auferlegten<br />
Steuern, diente aber gleichzeitig<br />
s<br />
Zuckerstreuer aus der Frühzeit von George III. Sterling-Silber, London 1761, Meister RP – R. Peaston. Zuckerschale aus der Zeit von<br />
George III. mit damals typischem "bright-cut-Dekor”. Sterling-Silber, innen feuervergoldet, London 1894, Meister TW – Thomas Wallis.<br />
Zuckerzange aus der Regency-Zeit, Sterling-Silber, London 1818, Meister WB – William Bateman. Fotos: Archiv Zucker-Museum<br />
auch zum Schutz des Käufers und der Krone<br />
vor Fälschungen.<br />
Englisches Silber lässt sich fast immer auf<br />
das Jahr genau datieren. Ein im Jahr 1300<br />
erlassenes Gesetz legte fest, dass jegliches<br />
Silber mit einem Leopardenkopf zu stempeln<br />
war. 1363 folgte die Marke des Silberschmiedes,<br />
der im letzten Viertel des<br />
15. Jahrhunderts die Jahresmarke hinzugefügt<br />
wurde. Sie wechselte jedoch nicht zum<br />
1. Januar eines Jahres, sondern wurde zu<br />
unterschiedlichen Daten festgelegt. Im Laufe<br />
der Zeit entstanden verschiedene Stadtgilden,<br />
die zur Unterscheidung eigene Stadtmarken<br />
herausgaben (etwa für London