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Leseprobe 3|2011 (PDF) - Deutsches Technikmuseum Berlin

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12<br />

eine betrügerische Steuerhinterziehung nicht<br />

mehr möglich.<br />

Die Silberqualität auf<br />

dem europäischen Festland<br />

Die Situation im übrigen Europa war in Bezug<br />

auf die Silberqualität unterschiedlich.<br />

Bis ins 18. Jahrhundert waren in Deutschland<br />

im Allgemeinen Silberlegierungen von<br />

s<br />

Zuckerstreuer im Queen-Anne-Stil. Galvanisch versilbert auf<br />

unedlem Grundmetall. England, um 1880. Hersteller<br />

JD & Sons.<br />

812,5/1000 oder 875/1000 Silber vorgeschrieben,<br />

die in Not- und Kriegszeiten bis<br />

auf 500/1000 oder gar 375/1000 Silberanteil<br />

absanken. Ab 1871 war 800er Silber<br />

üblich (800/1000), der Silberanteil demnach<br />

erheblich geringer als beim englischen Silber.<br />

Das Silber hatte eine reichseinheitliche<br />

Stempelung mit dem Halbmond und der<br />

Kaiserkrone. Das französische Silber besaß<br />

durchweg einen hohen Feingehalt. Am<br />

Ende des 18. Jahrhunderts waren in Paris<br />

959/1000, in der Provinz zum Teil etwas<br />

niedrigere Legierungen vorgeschrieben.<br />

Belgien, die Niederlande und Österreich-<br />

Ungarn erlaubten im 19. Jahrhundert den<br />

Gebrauch von zwei oder drei Legierungen<br />

mit Feingehalten zwischen 750/1000 und<br />

933/1000.<br />

PIated-Waren<br />

„Plated“ bedeutet plattiert und bezieht sich<br />

auf ein Verfahren, bei dem zwei Metalle<br />

durch Walzen zusammengeschweißt werden.<br />

Das unedlere Metall wird mit dem edleren<br />

Metall verbunden, indem man es durch<br />

zwei Walzen dreht. Dabei entsteht durch den<br />

hohen Druck Hitze und es entwickelt sich<br />

eine Verschweißung zwischen den beiden<br />

Metallschichten. Durch die Erhitzung beim<br />

Walzen wird die Verbindung der beiden<br />

Metalle so innig, dass das Rohmaterial zu<br />

einem Blech kaschiert und dieses sowohl<br />

getrieben als auch ziseliert werden kam.<br />

Die beste Qualität dieser Verarbeitungsmethode<br />

in Bezug auf Verarbeitung, Robustheit<br />

und Solidität besitzt das Sheffield Plated, das<br />

der Messerschmied Thomas Boulsover im<br />

Jahre 1743 in Sheffield entwickelte. Auch an<br />

anderen Orten in England, wie in Birmingham<br />

oder London, wurden Metalle plattiert.<br />

Das häufig benutzte Kupferblech wurde auf<br />

einer Seite durch Aufwalzen einer Silberfolie<br />

mit einem fest haftenden Überzug versehen,<br />

die Rückseite meist verzinnt.<br />

Kurz vor 1770 kamen Verfahrenstechniken<br />

auf, mit deren Hilfe man die Kupfer-<br />

DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM BERLIN 3 | 2011<br />

bleche auf beiden Seiten plattieren konnte.<br />

Die Veredelung von Gebrauchsmetallen<br />

durch das Aufwalzen von Silber oder Gold<br />

ist jedoch sehr kostspielig, da das Material<br />

(zum Beispiel beim Silver-Plated) einen recht<br />

hohen Edelmetallanteil aufweist.<br />

Galvanisches Verfahren<br />

Später wurde der Begriff auch auf das gal-<br />

s Zuckerstreuer aus frühviktorianischer Zeit. Sterling-Silber, London,<br />

1851. Gefertigt in der Silberschmiede Robert Hennell III &<br />

Sons (RH). Die 1736 gegründete Werkstatt besteht bis heute.<br />

vanische oder elektrolytische Verfahren<br />

angewendet. So umfasst der Begriff „Plated“<br />

heute in England zum einen nach den<br />

alten Verfahren hergestellte Objekte, die<br />

sehr hoch gehandelt werden, zum anderen<br />

auch die galvanische Veredelung auf unterschiedlichen<br />

Grundmetallen. Die dabei aufgetragene<br />

Schicht beträgt hier jedoch kaum<br />

1/10 mm. Auf diese Weise kam man mit<br />

bedeutend weniger Silber aus, da die Auftragsdicke<br />

kontrolliert und dünner gehalten<br />

werden konnte (heute üblicherweise 5–18<br />

µm bei Schmuck und etwa 36 µm bei<br />

Gebrauchsgegenständen). Um 1800 setzte<br />

sich das galvanische Verfahren endgültig<br />

durch, da die elektrolytische Veredelung<br />

wesentlich preisgünstiger war als das Aufwalzen<br />

einer edleren Metallschicht (Plattie-

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