punkt 02 2011 - FINAL ZUR RZHP.indd - Der Grüne Punkt
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Auf seinem Kutter sammelt Mike Hilger den Abfall zunächst<br />
in einem Big Bag. Im Hafen wird der Abfall in einem Container<br />
entsorgt, der nur von den Fischern genutzt wird.<br />
<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />
den Abfall mit, den sie sowieso in ihren Netzen fi nden“, erklärt<br />
Kim Detloff , Referent für Meeresschutz beim NABU.<br />
Auch auf der „Andrea“ steht schon ein Big Bag bereit. Nach vier<br />
Stunden Schleppzeit holt Hilger das Netz wieder ein. Das geht<br />
zwar maschinell, trotzdem muss seine Mannschaft genau darauf<br />
achten, dass die Seile und das Netz, ohne sich zu verheddern, wieder<br />
auf die dicke Rolle gespult werden. Eine feuchte Angelegenheit,<br />
denn immer wieder klatscht das Netz gegen das Schiff , Wasser<br />
spritzt, einzelne Fische, die sich von außen am Netz verfangen<br />
haben, fallen auf den Boden. In der Luft hängt ein strenger Geruch<br />
von Seetang, Meerwasser und Fisch. Wie ein nasser Sack hängt<br />
das pralle Ende des Netzes am Haken und mit einem dumpfen<br />
Aufprall fallen 600 Kilogramm Fisch in einen viereckigen Trog.<br />
Während sein Sohn und Azubi Devin die Fische nach Größe<br />
sortieren und ausnehmen, zieht Hilger einen langen Plastiksack<br />
und ein buntes Blech aus dem Fischberg. „So was hab ich häufi g<br />
im Netz“, erzählt der 47-Jährige. „Das macht auch uns keinen<br />
Spaß, denn der Müll hat Folgen für die Fischerei.“ So können<br />
Bleche etwa das Netz zerreißen, Plastikschläuche sich in Schiff sschrauben<br />
verheddern. Es gibt Fischer, die hatten halbleere<br />
Farb eimer im Netz, deren Deckel sich öff nete und damit den gesamten<br />
Fang vernichteten. Doch nicht nur das: Die ökologischen<br />
Folgen des Abfalls im Meer sind verheerend.<br />
Vögel verwechseln Plastik mit Nahrung<br />
Bisher wurden diese in Deutschland nur für die Nordsee dokumentiert.<br />
Hier landen jährlich etwa 20.000 Tonnen Abfall im<br />
Meer. Hauptverursacher sind laut Umweltbundesamt der Tourismus,<br />
die Schiff fahrt und die Fischerei. Ein Großteil des Abfalls<br />
ist Plastik, das teilweise hunderte Jahre braucht, bis es komplett<br />
zersetzt ist. Bis dahin lassen Wellen und Licht es in winzige Teile<br />
zerfallen. Ein großer Anteil davon sinkt mit der Zeit auf den Meeresboden,<br />
der Rest schwimmt an der Oberfl äche oder wird an die<br />
Küsten gespült. „Vor allem Seevögel verwechseln Plastikteile mit<br />
Nahrung und schlagen sich damit den Bauch voll“, erklärt Detloff<br />
. „Sie fühlen sich satt, verhungern aber, weil der Magen voller<br />
Müll ein ständiges Sättigungsgefühl hervorruft .“ Andere sterben<br />
an Infektionen oder inneren Blutungen, weil die Magenwände<br />
verletzt werden. Kleinste Plastikpartikel werden von Fischen gefressen<br />
und können über die Nahrungskette auch beim Menschen<br />
landen. Robben und andere Meeresbewohner können ebenfalls<br />
Opfer des Mülls werden.<br />
„Mit ‚Fishing for Litter‘ wollen wir herausfi nden, wie die Situation<br />
in der Ostsee ist, und gleichzeitig ein Bewusstsein für die Problematik<br />
schaff en“, erklärt Detloff . Die erste Reaktion einiger Fischer<br />
war zunächst verhalten. „Viele haben nicht das Vertrauen,<br />
dass es der Naturschutz ehrlich mit ihnen meint“, sagt Detloff .<br />
Doch inzwischen machen immer mehr Fischer mit, weil sie mit<br />
den Naturschützern ein gemeinsames Anliegen sehen. Für Mike<br />
Hilger war schnell klar, dass er das Projekt unterstützen würde.<br />
„Zum Beruf des Fischers gehört, sich ständig auf neue Heraus-