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punkt 02 2011 - FINAL ZUR RZHP.indd - Der Grüne Punkt

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Duales System Deutschland GmbH<br />

10 Fischer Mike sorgt<br />

sich um sein Meer<br />

16<br />

20<br />

<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

Seltene Metalle: hohes<br />

Recyclingpotenzial<br />

Saubere Lösung: Nachhaltigkeit<br />

bei Kärcher


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Fotos: Gregor Lengler; TeeGschwendner GmbH; Alfred Kärcher GmbH & Co. KG<br />

10<br />

17<br />

20<br />

EDITORIAL Seite 04<br />

MOMENTAUFNAHME Seite 05<br />

KOMPAKT Seite 06<br />

ESSAY<br />

Rohstoff sicherheit als Grundpfeiler für<br />

mittelständisches Wachstum Seite 08<br />

TITEL<br />

Kapitän Mike Hilger fi scht alten Abfall: Er ist einer von<br />

20 Fischern, die bei „Fishing for Litter“ mitmachen Seite 10<br />

IM FOKUS<br />

Schätze aus der Abfalltonne: In der Wiederverwertung<br />

seltener Metalle steckt großes Potenzial Seite 16<br />

KÖPFE<br />

Kuhdung für Spitzen-Tee – Th omas Holz von<br />

TeeGschwendner fördert nachhaltigen Teeanbau in Nepal Seite 17<br />

INTERNATIONAL Seite 18<br />

AUS DER PRAXIS<br />

Kärcher ist führend im Bereich Reinigung und vertraut in<br />

puncto Entsorgung auf die Experten des <strong>Grüne</strong>n <strong>Punkt</strong>s Seite 20<br />

SERVICE Seite 24<br />

NACHGEFRAGT Seite 26<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: <strong>Der</strong> <strong>Grüne</strong> <strong>Punkt</strong> – Duales System<br />

Deutschland GmbH, Frankfurter Straße 720–726,<br />

51145 Köln<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Klaus Hillebrand<br />

Redaktion: Norbert Völl, Martina Lützeler-Pauli;<br />

<strong>punkt</strong>@gruener-<strong>punkt</strong>.de<br />

Text, Gestaltung und Realisation: komm.passion<br />

GmbH, Düsseldorf, www.komm-passion.de<br />

Lithografi e: peters produktion GmbH, Erftstadt<br />

Druck: das druckhaus, Korschenbroich<br />

Titelfoto: Gregor Lengler<br />

klimaneutral<br />

gedruckt<br />

Zertifikatsnummer:<br />

651-53124-1011-1100<br />

www.climatepartner.com<br />

INHALT<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

<strong>02</strong><br />

03


<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

schon seit fast zwei Jahren bemüht sich die Politik um ein neues Kreislaufwirtschaft<br />

sgesetz. Die Reform ist notwendig, um eine entsprechende Richtlinie der<br />

Europäischen Union in deutsches Recht umzusetzen. Das Ziel ist, mehr Abfallvermeidung,<br />

Wiederverwendung und stoffl iches Recycling statt der Verbrennung<br />

und Beseitigung von Müll zu erreichen.<br />

Dabei geht es nicht zuletzt um die Frage, ob und in welchem Maße Recycling<br />

zur Rohstoff versorgung der Wirtschaft beitragen kann. Dies könnte bereits<br />

in wenigen Jahren über den Erfolg oder Misserfolg einer Volkswirtschaft<br />

entscheiden. Deutschland hat im internationalen Vergleich auf diesem Gebiet<br />

bereits Erhebliches erreicht. Nirgendwo sonst wird so viel getrennt gesammelt,<br />

und nirgendwo sonst ist das Verpackungsrecycling bei so viel Leistung so günstig wie in Deutschland. <strong>Der</strong><br />

<strong>Grüne</strong> <strong>Punkt</strong> hat dieses System aufgebaut und zum Erfolg geführt. Entscheidend dafür sind zwei Merkmale:<br />

1. Was in den Gelben Sack und in die Gelbe Tonne sowie in die Glascontainer gehört, ist weitgehend<br />

standardisiert. Das hält die Kosten niedrig, denn dadurch können Sortierung und Verwertung deutschland-,<br />

ja europaweit ausgeschrieben werden.<br />

2. Die Entsorgung und das Recycling von Verpackungen werden vollständig von den Inverkehrbringern<br />

bezahlt. Da Hersteller und Handel für die Kosten geradestehen müssen, haben sie ein Interesse an einem<br />

möglichst effi zienten Recycling. Das garantiert der Wettbewerb, der weit intensiver ist als etwa in der Restmüllentsorgung.<br />

<strong>Der</strong> Königsweg für noch mehr Recycling besteht daher in der Öff nung der Gelben Tonne für weitere<br />

Wertstoff e, der Organisation über das duale System und der Finanzierung wie bei Verpackungen über die<br />

erweiterte Produzentenverantwortung. Stattdessen forderten die privaten Entsorger, die Abfallwirtschaft<br />

vollständig zu liberalisieren. Die Kommunen dagegen wollten durchsetzen, dass ausschließlich sie in<br />

Zukunft für die Wertstoff sammlung aus privaten Haushalten zuständig sind. Beide Wege, also totale<br />

Liberalisierung und völlige Rekommunalisierung, führen in eine Sackgasse. Gewerbliche Sammlungen<br />

recyceln nur Wertstoff e, die gewinnbringend verkauft werden können – die Wertstofft onne aber wird auf<br />

absehbare Zeit ein Zuschussgeschäft bleiben.<br />

Sollten die Kommunen für eine dann einheitliche Wertstoff sammlung zuständig werden, würde jede Stadt<br />

und jeder Landkreis, ja oft sogar jede einzelne Gemeinde ihre eigenen Vorstellungen umsetzen, was und<br />

wie an Wertstoff en gesammelt werden soll. Die Folge wären eine Kostenexplosion und weniger Recycling.<br />

Die gute Absicht der Europäischen Union, für mehr Recycling zu sorgen, würde damit konterkariert. Es<br />

braucht daher eine konsequente politische Entscheidung zugunsten der Rohstoff sicherung für die Zukunft<br />

unserer Volkswirtschaft .<br />

Ihr<br />

Stefan Schreiter<br />

Vorsitzender der Geschäft sführung<br />

LIEBE LESERINNEN<br />

UND LESER,<br />

Ihre Meinung ist gefragt<br />

Was sagen Sie zur Reform des<br />

Kreislaufwirtschaftsgesetzes?<br />

Schreiben Sie uns Ihre Meinung unter<br />

<strong>punkt</strong>@gruener-<strong>punkt</strong>.de.<br />

EDITORIAL<br />

Fotos: Andreas Teichmann/DSD GmbH; Mirko Siakkou-Flodin (www.mo-metallkunst.de)


MOMENTAUFNAHME<br />

Im Galopp durch die arabische Metropole<br />

Dubai: Aus 35 gebrauchten Auto- und fünf<br />

alten Motorradreifen hat der Wilhelmsdorfer<br />

Metallkünstler Mirko Siakkou-<br />

Flodin ein imposantes Pferd konstruiert.<br />

Drei Meter ist der Rappe hoch und bildet<br />

einen starken Kontrast zu dem pompösen<br />

Luxus-Wohnhauskomplex „Jumeirah<br />

Beach Residence“, vor dem die Skulptur<br />

aufgebaut wurde.<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

04<br />

05


In den Ökobungalows auf Chumbe Island<br />

wird das Regenwasser recycelt und<br />

über Solarzellen, die sich auf dem Dach<br />

befi nden, aufgewärmt.<br />

Getankt wird an der Steckdose<br />

LAUT- UND EMISSIONSLOS DURCH DIE STADT<br />

Durch München rollen mehr als 3.000 Taxen. Seit Juni <strong>2011</strong> gehört das erste Elektrotaxi Deutschlands dazu. Getankt wird nicht am<br />

Zapfh ahn, sondern an der Steckdose. Die Taxizentrale Isarfunk hat in München das erste Elektrotaxi in Deutschland eingeführt –<br />

einen Mitsubishi-Kleinwagen i-MiEV. Betrieben wird der umweltfreundliche Wagen mit Strom aus zu 100 Prozent erneuerbaren<br />

Energien des Energieversorgers und Kooperationspartners Green City. Das Fahrzeug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 130<br />

Kilometern in der Stunde und hat bei voller Ladung eine Reichweite von rund 100 Kilometern. Danach muss die Batterie sechs<br />

Stunden wieder aufgeladen werden.<br />

Zunächst ist für den umweltfreundlichen Wagen<br />

eine einjährige Testphase geplant. In dieser<br />

Zeit sammeln und bewerten der ADAC und die<br />

Münchner Forschungsstelle für Energiewirtschaft<br />

alle Betriebsdaten wie zum Beispiel Reichweite<br />

und Batteriekapazität. So wolle man die<br />

„Machbarkeit des reinen Elektroantriebs im Taxiverkehr“<br />

testen, sagt Christian Hess, Geschäft sführer<br />

von Isarfunk. ●<br />

Mehr Informationen unter: www.isarfunk.de<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

BÄUME PFLANZEN STATT<br />

HANDTÜCHER WASCHEN<br />

Hoteleigene Naturschutzprojekte und Bioessen am Buff et: Nachhaltiger<br />

Urlaub liegt im Trend. Laut einer Studie der Forschungsgemeinschaft<br />

Urlaub & Reisen (FUR) und des WWF buchen mittlerweile<br />

acht Prozent der Deutschen bewusst entsprechende Reisen. Off enbar<br />

wird es für Urlauber immer wichtiger, nicht nur Erholung, sondern<br />

auch eine intakte Umwelt zu erleben.<br />

Genächtigt wird dabei oft in so genannten „Öko-Hotels“, die rundum<br />

verantwortlich wirtschaft en. Neben dem Recycling von Abwasser<br />

steht in vielen der Unterkünft e etwa der umweltgerechte Einsatz von<br />

Waschmitteln auf der Tagesordnung. Manche Hotels pfl anzen sogar<br />

Bäume für jedes Handtuch, das mehrfach verwendet wird.<br />

Für besonders vorbildliche Reiseanbieter gibt es ein eigenes Siegel: Bereits<br />

54 Veranstalter wurden mit dem Zertfi kat „CSR Tourism Certifi ed“<br />

ausgezeichnet, das für Verantwortung im Tourismus steht. Es wird von<br />

der Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung und dem EED-Tourism<br />

Watch vergeben. Reiseanbieter, die sich mit dem Siegel schmücken wollen,<br />

müssen dokumentieren, dass ihre Angebote sozial, ökologisch und<br />

ökonomisch sinnvoll ausgestaltet sind. Auf diese Weise können sie ihr<br />

Engagement zu einem echten Wettbewerbsvorteil machen. ●<br />

Einstecken, abwarten, losfahren: Das<br />

erste Elektrotaxi fährt in München.<br />

Fotos: RIEGER Bertrand/Getty Images; Felix Hörhager dpa/lby; fotolia; picture alliance/Frank May


SONGS ZUM WEGWERFEN<br />

Wer in London seine leere Getränkedose oder die Brötchentüte in den<br />

Müll wirft , bekommt was auf die Ohren. Sprechende und singende<br />

Mülleimer sollen die Bürger im Rahmen eines neuen Projekts dazu<br />

anregen, ihren Abfall nicht einfach auf die Straße zu werfen, sondern<br />

zu entsorgen.<br />

„I’m Singing in the Bin“ („Ich singe im Mülleimer“) oder „Rubbish<br />

Keeps Falling on my Head“ („Müll fällt weiter auf meinen Kopf “) ertönt<br />

es, wenn jemand seinen Abfall in eine Tonne geworfen hat. Seit<br />

Mitte Oktober stehen 25 Behälter in London sowie einzelne in Liverpool.<br />

Organisiert wird das Projekt von der Umweltschutzorganisation<br />

„Keep Britain Tidy“. Nach zwei Monaten sollen die Mülleimer auf<br />

Tour durch Großbritannien ziehen, um dann bei den Olympischen<br />

Spielen in London erneut aufgestellt zu werden. ●<br />

Was Blätter können, wird<br />

technisch imitiert.<br />

<strong>Der</strong> Natur abgeschaut<br />

SILIZIUM STATT<br />

BLATTGRÜN<br />

Forscher des Massachusetts<br />

Institute of Technology (MIT)<br />

haben ein künstliches Blatt entwickelt,<br />

mit dem ein Teil der<br />

pflanzlichen Photosynthese technisch<br />

nachgeahmt und zur Stromerzeugung<br />

genutzt werden kann.<br />

Das künstliche Blatt sieht aus wie eine spielkartengroße<br />

Solarzelle und besteht aus Silizium, mit dem die Sonnenenergie<br />

eingefangen wird, sowie aus elektronischen Bauteilen und speziellen<br />

Katalysatoren, die die chemische Reaktion beschleunigen. Steht<br />

das künstliche Blatt im Wasser und in der Sonne, produziert es die Gase<br />

Wasserstoff und Sauerstoff , die eine Brennstoff zelle versorgen. Auf diese<br />

Weise entsteht elektrische Energie, die etwa für Motoren oder im Haushalt<br />

genutzt werden kann. Die künstliche Photosynthese habe hierbei<br />

den Vorteil, dass sie Energie produziert, die sich für den Fall speichern<br />

lässt, dass die Sonne nicht scheint.<br />

In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Forscher versucht, ein<br />

künstliches Blatt zu entwickeln, scheiterten aber an zu teuren Materialien<br />

und Katalysatoren, die schnell funktionsunfähig wurden. Das<br />

künstliche Blatt des MIT bestehe dagegen aus günstigem Material und<br />

einem stabilen Katalysator. Dennoch erscheint das Prinzip vielversprechend.<br />

Das MIT geht davon aus, dass ihr künstliches Blatt mit der<br />

weiteren Erforschung und Optimierung zukünft ig kostengünstige und<br />

unbegrenzte Energie liefern kann. ●<br />

KOMPAKT<br />

ALTE SCHÄTZCHEN<br />

MIT POTENZIAL<br />

Das Recycling von Altfahrzeugen in der EU<br />

bleibt hinter den Möglichkeiten zurück. Laut<br />

Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission<br />

(GD Umwelt) werden nur 40 Prozent des gesamten<br />

Altfahrzeug-Abfallaufk ommens richtlinienkonform<br />

behandelt.<br />

Die Gründe: „Es mangelt in vielen EU-Mitgliedstaaten<br />

an verlässlichen, vergleichbaren<br />

und aktuellen Daten zum Stand von Altautobehandlung<br />

und -recycling“, sagt Rosalinde van<br />

der Vlies, stellvertretende Leiterin des Referats<br />

für Abfallmanagement bei der GD Umwelt. Das<br />

erschwere es der Kommission zu überprüfen,<br />

ob die Ziele für die Behandlung und Wiederverwertung<br />

von Altfahrzeugen auf nationaler<br />

Ebene erreicht werden. Zum anderen werden<br />

der EU viele Autowracks und damit wertvolle<br />

Rohstoff e durch illegale Verschiebungen entzogen.<br />

Ein weiteres Problem: „In einigen Ländern<br />

ist das Recycling von Autos noch nicht<br />

in den Köpfen angekommen“, sagt van der<br />

Vlies. Die EU aber sei zu großen Teilen von<br />

Rohstoffi mpor ten aus Drittländern abhängig.<br />

„Für die Zukunft ist es daher wichtig, dass wir<br />

Wertstoff e zurückgewinnen.“<br />

Eine Roadmap soll jetzt Abhilfe schaff en. Sie gibt<br />

vor, wie effi zientes Recycling gefördert werden<br />

kann. So soll bis 2015 EU-weit eine Recyclingquote<br />

von 85 Prozent des durchschnittlichen<br />

Fahrzeuggewichts pro Jahr erreicht werden. ●<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

06<br />

07


„ROHSTOFFSICHERHEIT ALS GRUNDPFEILER<br />

FÜR MITTELSTÄNDISCHES WACHSTUM“<br />

Deutschland ist wie kaum ein anderes<br />

Land von Rohstoffi mporten<br />

abhängig. Diese Abhängigkeit<br />

hat in den letzten Jahren eine neue<br />

Dimension erfahren. <strong>Der</strong> Bedarf an Rohstoff<br />

en steigt weltweit, vor allem in den<br />

aufstrebenden Schwellenländern. Hinzu<br />

kommen starke Konzentrationsbestrebungen<br />

bei der Förderung.<br />

Dies hat dazu geführt, dass die<br />

Rohstoff versorgung zunehmend<br />

zum Spielball politischer Interessen<br />

geworden ist.<br />

Jüngstes Beispiel ist die drastische<br />

Kürzung der Exporte seltener<br />

Erden durch China. Diese<br />

sind besonders für viele Hightech-<br />

Produkte – z. B. Solarzellen oder<br />

Telekommunikation – unverzichtbar.<br />

China ist für ca. 97 Prozent<br />

der weltweiten Förderung verantwortlich<br />

und hat damit faktisch<br />

ein Monopol. Die Exportkürzungen<br />

verknappen das Angebot.<br />

Starke Preissteigerungen und die Sorge vor<br />

Versorgungsengpässen sind die Folge.<br />

Deutschland ist ein Hochtechnologieland.<br />

Die sichere Versorgung mit<br />

Rohstoff en ist Grundvoraussetzung für<br />

die Zukunft sfähigkeit unseres Industriestandorts.<br />

Auch die beste und innovativste<br />

Produktidee lässt sich nur in industrielle<br />

Wertschöpfung, Wachstum und Arbeitsplätze<br />

umsetzen, wenn die für die Herstellung<br />

erforderlichen Rohstoff e ungehindert<br />

verfügbar sind. Dies sicherzustellen, ist die<br />

Herausforderung, vor der wir stehen.<br />

Deutschland und Europa können ihre<br />

Rohstoff armut nicht ändern. Was wir<br />

aber ändern können, ist der Umgang mit<br />

Rohstoff en. Rohstoff effi zienz und Recycling<br />

sind die natürlichen „Ressourcen“ eines<br />

rohstoff armen Landes. Jeder Rohstoff , der<br />

wiederverwertet wird, muss nicht importiert<br />

werden und senkt die Abhängigkeit<br />

von ausländischen Rohstoff exporteuren.<br />

Vor diesem Hintergrund gewinnt die Ver-<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

VON DR. MICHAEL FUCHS<br />

sorgung der Industrie mit Sekundärrohstoff<br />

en immer mehr an Bedeutung. Recycling<br />

ist daher auch ein wichtiges Element<br />

der Rohstoff strategie der Bundesregierung<br />

und verschiedener Initiativen auf nationaler<br />

und EU-Ebene. Ich bin sicher, dass die effi -<br />

ziente Nutzung und Wiederverwertung von<br />

Dr. Michael Fuchs<br />

„Umgang mit Rohstoffen ändern“<br />

Rohstoff en sich immer mehr zu einem zentralen<br />

Wettbewerbsfaktor und zur Schlüsselkompetenz<br />

für moderne Hochtechnologie-Volkswirtschaft<br />

en entwickeln wird.<br />

Deutschland nimmt beim Th ema Rohstoff<br />

effi zienz und Recycling international<br />

eine Vorreiterrolle ein. Bei einigen Materialien,<br />

z. B. Kupfer, hat Deutschland mit 54<br />

Prozent die höchste Recyclingquote weltweit.<br />

Aber auch die Recyclingraten anderer<br />

wichtiger Rohstoff e können sich sehen lassen.<br />

Sie betragen beispielsweise 35 Prozent<br />

bei Aluminium, 59 Prozent bei Blei oder<br />

90 Prozent bei Stahl. Im Verpackungsbereich<br />

werden mittlerweile fast 80 Prozent<br />

erreicht. Hochwertige Verfahren und Stoff -<br />

kreisläufe haben sich dabei nicht nur in den<br />

„traditionellen“ Verwertungsbereichen wie<br />

dem Metall-, Papier- oder Glasrecycling<br />

etabliert, sondern konnten auch in anderen<br />

Bereichen wie z. B. der Verwertung von Altautos<br />

oder Elektrogeräten Fuß fassen.<br />

Schon heute ersetzt das Recycling von<br />

Abfällen Rohstoffi mporte der deutschen<br />

Industrie von jährlich über zehn Milliarden<br />

Euro. Das entspricht etwa 14 Prozent<br />

aller heute in Deutschland eingesetzten<br />

Rohstoff e. Mit der hohen Recyclingquote<br />

leis tet die deutsche Abfallwirtschaft einen<br />

bedeutenden Beitrag zur Ressourceneffi zienz<br />

und auch zum Klimaschutz. Allein 20<br />

Prozent der erreichten CO2-Re duktion gehen auf das Konto der<br />

Recycling industrie. Das ist der<br />

höchste Beitrag einer einzelnen<br />

Branche in Deutschland. Angesichts<br />

dieser Erfolge verwundert<br />

es nicht, dass die deutsche Abfall-<br />

und Recyclingtechnik mittlerweile<br />

weltweit führend ist und<br />

sich mehr und mehr zu einem<br />

Exportschlager entwickelt.<br />

Diese Erfolge sind in erster<br />

Linie das Verdienst der<br />

vielen innovativen, gerade auch<br />

mittelständischen Unternehmen<br />

der privaten Entsorgungswirtschaft<br />

. Sie sind aber auch das Ergebnis<br />

klug gesetzter politischer Rahmenbedingungen.<br />

Es war der christdemokratische<br />

Umweltminister Klaus Töpfer, der Anfang<br />

der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts<br />

mit der Verpackungsverordnung<br />

einen Paradigmenwechsel in der Abfallpolitik<br />

vollzogen hat: <strong>Der</strong> Produzent hat<br />

die Verantwortung für sein Produkt nicht<br />

mehr nur für die Nutzungsphase. Zum<br />

ersten Mal mussten sich die Hersteller<br />

darüber Gedanken machen, was am Lebensende<br />

eines Produktes passiert.<br />

<strong>Der</strong> Aufwand für die Beseitigung bzw.<br />

Wiederverwertung eines Produkts wurde<br />

wie Material- oder Lohnkosten zu integralen<br />

Bestandteilen der Kostenkalkulation.<br />

Plötzlich wurde es attraktiv, über<br />

Wiederverwertung nachzudenken. Dieser<br />

Ansatz, möglichst viele Rohstoff e in<br />

den Stoffk reislauf zurückzubringen, wird<br />

angesichts der zunehmenden Bedeutung<br />

von Sekundärrohstoff en für unsere Volkswirtschaft<br />

immer wichtiger. Die zentra-<br />

Fotos: DSD GmbH


le Frage lautet: Was können wir tun, um<br />

möglichst viele Rohstoff e aus dem Abfall<br />

zurückzugewinnen? Als Ökonom mit<br />

klarem ordnungspolitischem Kompass<br />

setzte Klaus Töpfer dabei auf staatliche<br />

Rahmenbedingungen, die Konkurrenz<br />

und Anbietervielfalt fördern. Die ordnungsrechtlich<br />

erzwungene Erweiterung<br />

der Produzentenverantwortung hat die<br />

Entwicklung leistungsfähiger Sortierund<br />

Verwertungsanlagen erst interessant<br />

gemacht. Das Ergebnis sind die hervorragend<br />

funktionierenden, wettbewerbsfähigen<br />

Systeme, die wir heute in der<br />

Entsorgungswirtschaft haben.<br />

Die Kommunen allein hätten es<br />

nie geschafft , die Hersteller zu<br />

zwingen, ihre Produkte den Anforderungen<br />

dieser Anlagen anzupassen.<br />

Nicht umsonst hat die<br />

deutsche Kreislaufwirtschaft s-<br />

und Abfallgesetzgebung international<br />

Vorbildcharakter.<br />

Jetzt geht es darum, den regulatorischen<br />

Rahmen so weiterzuentwickeln,<br />

dass das privatwirtschaft<br />

liche Engagement<br />

weiter gefördert wird. Das ist<br />

auch der Auft rag des Koalitionsvertrages.<br />

Dort heißt es: „Wir<br />

wollen die Abfallwirtschaft und<br />

das Ressourcenmanagement im europäischen<br />

Kontext weiterentwickeln. Unser<br />

Ziel ist eine ökologisch und ökonomisch<br />

effi zientere sowie verbraucherfreundlichere<br />

Ausrichtung der Abfallwirtschaft .<br />

Vorrang hat die Abfallvermeidung.“<br />

Mit der Novellierung des Kreislaufwirtschaft<br />

sgesetzes, das sich gegenwärtig im<br />

parlamentarischen Beratungsverfahren<br />

befi ndet, setzen wir die Vorgaben aus dem<br />

Koalitionsvertrag um. Mit der neuen fünfstufi<br />

gen Abfallhierarchie werden die Weichen<br />

konsequent auf Abfallvermeidung<br />

und Recycling gestellt.<br />

Als Wirtschaft spolitiker ist es mir besonders<br />

wichtig, dass der Zugang zu<br />

werthaltigen Abfällen im Wettbewerb erfolgt,<br />

an dem sich private und kommunale<br />

* v.l.: Stefan Schreiter (<strong>Der</strong> <strong>Grüne</strong> <strong>Punkt</strong>), Ursula Heinen-<br />

Esser (Parl. Staatssekretärin im Bundesumweltministerium),<br />

Petra Hannen (Moderatorin), Dr. Frank Heinricht<br />

(Heraeus), Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/Die <strong>Grüne</strong>n),<br />

Horst Meierhofer (FDP)<br />

Erzeuger gleichermaßen beteiligen können.<br />

Wettbewerb ist gut und entlastet die<br />

Bürger. Es darf nicht sein, dass die Existenz<br />

privater Entsorgungsunternehmen allein<br />

vom „Goodwill“ der Kommunen abhängt.<br />

<strong>Der</strong> Gesetzentwurf sieht deshalb eine<br />

maßgebliche Stärkung der Privaten bei der<br />

gewerblichen Sammlung gegenüber der<br />

gegenwärtigen Rechtslage vor. Dies dient<br />

der Rechtssicherheit aller Beteilig ten und<br />

setzt die Vorgaben der Abfallrahmenrichtlinie<br />

europarechtskonform um.<br />

Eine weitere wichtige Weichenstellung<br />

ist die geplante flächendeckende<br />

Parlamentarischer Abend*<br />

„Recycling ist Rohstoffsicherheit“<br />

Einführung einer Wertstofft onne. Die<br />

Zeiten, in denen es beim Recycling vor<br />

allem um Margen und Mengen ging,<br />

sind vorbei. Wer heute auf dem Markt<br />

für Sekundärrohstoff e erfolgreich sein<br />

will, muss die gleiche Qualität wie bei<br />

Neuware bieten. Die geplante Wertstoff -<br />

tonne unterstützt diese Entwicklung. In<br />

ihr sollen Verpackungen und stoff gleiche<br />

Nichtverpackungen gemeinsam erfasst<br />

werden. Die Wertstofft onne bedeutet<br />

mehr Recycling und damit eine bessere<br />

Versorgung der Industrie mit Sekundärrohstoff<br />

en und mehr Klimaschutz. <strong>Der</strong><br />

Gesetzentwurf zum Kreislaufwirtschaft sgesetz<br />

stellt die Weichen in Richtung<br />

einer wettbewerblichen Lösung. Besonders<br />

erfreulich ist, dass Umwelt- und<br />

Wirtschaft spolitiker beim Abfallrecht an<br />

einem Strang ziehen. Das ist nicht selbstverständlich<br />

und spricht für die Ausgewogenheit<br />

des Gesetzentwurfs. Jetzt gilt<br />

es, das Erreichte gegenüber den Ländern<br />

und Kommunen zu verteidigen.<br />

ESSAY<br />

Die Vorschläge des Bundesrates zielen<br />

auf eine Rekommunalisierung der Abfallentsorgung.<br />

Die Bundesregierung hat in<br />

ihrer Stellungnahme die Vorstellungen des<br />

Bundesrates richtigerweise zurückgewiesen.<br />

Die Rekommunalisierung wäre ein<br />

Rückschritt in längst überwundene Zeiten.<br />

Wir müssen aber auch realistisch sein:<br />

Das Kreislaufwirtschaft sgesetz ist zustimmungspfl<br />

ichtig. Wir haben deshalb noch<br />

ein hartes Stück Arbeit vor uns.<br />

Die Basis ist gelegt: Die Kreislaufwirtschaft<br />

s- und Abfallgesetzgebung<br />

und die 1991 in Kraft getretene<br />

Verpackungsverordnung haben<br />

eine moderne, innovative<br />

Recyclingindus trie in Deutschland<br />

geschaff en, die europa- und<br />

weltweit führend ist. Dieser Erfolg<br />

ist hart erarbeitet: Die Unternehmen<br />

in der Recyclingwirtschaft<br />

haben in den vergangenen Jahren<br />

viel Geld in die Entwicklung<br />

technisch anspruchsvoller Prozesse<br />

gesteckt, um immer mehr<br />

Kunststoff e und Metalle aus dem<br />

Restmüll herauszuschleusen. Die<br />

Novellierung des Kreislaufwirtschaft<br />

sgesetzes muss die Voraussetzung<br />

dafür schaff en, dass diese<br />

Erfolgsgeschichte fortgeschrieben wird.<br />

<strong>Der</strong> Gesetzentwurf der Bundesregierung<br />

setzt den richtigen Rahmen: Er unterstreicht<br />

das Primat des Recyclings und sorgt<br />

gleichzeitig für einen fairen Interessenausgleich<br />

zwischen den privaten Entsorgungsunternehmen<br />

und den Kommunen.<br />

Die Ökonomen des Instituts der deutschen<br />

Wirtschaft haben errechnet, dass die<br />

Recycling- und Entsorgungsunternehmen<br />

in den vergangenen 15 Jahren jährlich um<br />

14 Prozent gewachsen sind. Das ist siebenmal<br />

so viel wie die deutsche Volkswirtschaft<br />

insgesamt, die im gleichen Zeitraum<br />

um durchschnittlich zwei Prozent im Jahr<br />

wuchs. Nun gilt es, diese Erfolgsgeschichte in<br />

den nächs ten 15 Jahren fortzuschreiben. ●<br />

Dr. Michael Fuchs, stellvertretender Vorsitzender<br />

der CDU/CSU-Fraktion und Vorsitzender<br />

des Parlamentskreises Mittelstand,<br />

hielt diesen Vortrag zur Eröff nung des Parlamentarischen<br />

Abends in Berlin zum Th ema<br />

„Recycling ist Rohstoff sicherheit“.<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

08<br />

09


Drei Mann auf einem Boot: Kapitän Mike Hilger,<br />

Sohn Marc und Azubi Devin Stieg machen mit bei<br />

dem Projekt „Fishing for Litter“.<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

FISCHER<br />

FISCHT


Fotos: Gregor Lengler (8)<br />

TITEL<br />

MIKE<br />

ALTEN ABFALL<br />

Was Fischer in der Ostsee aus ihren Netzen holen, ist<br />

weltweit ein Problem. Immer mehr Abfall landet in den<br />

Ozeanen, mit dramatischen Folgen für die Natur. Mit dem<br />

NABU-Projekt „Fishing for Litter“ soll die Ostsee von Abfall<br />

befreit werden. Mike Hilger ist einer von 20 Fischern,<br />

die auf Fehmarn und in Heiligenhafen mitmachen.<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

10<br />

11


<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong>


<strong>Der</strong> Kutter „Andrea“ auf hoher See.<br />

Nach vier Stunden Schleppzeit wird<br />

das Netz wieder eingeholt und der<br />

Fang auf dem Kutter verarbeitet.<br />

Neben den Fischen landet regelmäßig<br />

Abfall im Netz.<br />

TITEL<br />

Mike Hilger schaut von seinem Kapitänsführerhaus<br />

in den Hafen Burgstaaken. Es ist noch früh, bunte<br />

Fähnchen an den umliegenden Schiff en fl attern in<br />

der frischen Brise, Fangnetze glitzern in der aufgehenden Sonne,<br />

das Kreischen der Möwen ist auch von weitem zu hören. „Leinen<br />

los“, ruft der Kapitän seiner Besatzung zu. Die Motoren dröhnen<br />

laut, als der Kutter sich in Bewegung setzt, die Gespräche<br />

verstummen. Doch viel zu reden gibt es ohnehin nicht, jeder<br />

weiß, was er zu tun hat. In Windeseile werden die Fender aus<br />

dem Wasser gezogen und die Netze eingerollt, während Hilger<br />

die „Andrea“ ins off ene Meer steuert.<br />

Nach fünf Seemeilen ist die Mannschaft in einem Gebiet angekommen,<br />

in dem sie Dorsch und Scholle fi schen wollen. „Du<br />

musst das Brett losmachen“, tönt es erneut aus dem Steuerhaus.<br />

Gemeint sind damit die Scherbretter, die ins Wasser gelassen<br />

werden und nach außen drift en, damit das Netz zu den Seiten<br />

hin off en bleibt. Seile laufen über eine dicke Rolle, es klappert<br />

und rattert, während die Crew dafür sorgt, dass das 80 Meter<br />

lange Netz in den Tiefen des Meeres versinkt.<br />

Seit 30 Jahren arbeitet Hilger auf See. <strong>Der</strong> 47-Jährige, der mit seiner<br />

Familie auf Fehmarn lebt, ist hier aufgewachsen und kennt<br />

die Ostsee und ihre Fanggebiete wie kaum ein anderer. Seit zwei<br />

Jahren ist Sohn Marc mit an Bord. Mit wilder Romantik hat die<br />

Fischerei wenig zu tun. Die Arbeit ist hart, auch mit Ölkleidung<br />

kriecht bei Regen und Kälte die Feuchtigkeit in die Knochen. Oft<br />

sind es viele Tage, manchmal auch Wochen, die sie von ihren Familien<br />

getrennt sind, wenn sie auf Fangreisen unterwegs sind. Die<br />

Preise schwanken ständig und statt Fisch landet den Fischern regelmäßig<br />

Abfall im Netz. „Ich hab schon Autoreifen drin gehabt,<br />

Dosen und jede Menge Plastik“, erzählt Hilger. Nicht unbedingt<br />

die natürlichen Bewohner der Ostsee. Bis vor kurzem hat er nicht<br />

gewusst, was er damit machen soll. Zum einen gibt es keine Vorkehrungen<br />

an Bord der Kutter, um den Abfall zu lagern. Zum anderen<br />

sind die Möglichkeiten für Müllsammlung und -trennung<br />

in vielen Häfen unzureichend oder sogar kostenpfl ichtig. Doch<br />

seit Mai <strong>2011</strong> ist er einer von rund 20 Fischern, die bei dem Projekt<br />

„Fishing for Litter“ mitmachen.<br />

Big Bags für den Abfall<br />

„Fishing for Litter“ ist ein in Deutschland einzigartiges Pilotprojekt,<br />

das der NABU mit regionalen Partnern und der <strong>Der</strong> <strong>Grüne</strong><br />

<strong>Punkt</strong> – Duales System Deutschland GmbH (DSD) ins Leben<br />

gerufen hat. „Litter“ ist das englische Wort für Abfall. Ziel ist<br />

es, regionale Strukturen zur eff ektiven Müll entsorgung in ausgewählten<br />

Häfen an der Ostseeküste aufzubauen und gleichzeitig<br />

mehr über Zusammensetzung und Herkunft des Abfalls<br />

zu erfahren. Dabei setzen die Initiatoren auf das Engagement<br />

der Fischer aus den Fischereigenossenschaft en Fehmarn und<br />

Heiligenhafen. Diese erhalten vom NABU kos tenlose Sammelsäcke,<br />

so genannte Big Bags, in denen der Müll auf See gesammelt<br />

und transportiert werden kann. „Die Fischer sind nicht als<br />

Müllsammler auf dem Meer unterwegs, sondern bringen nur<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

12<br />

13


Auf seinem Kutter sammelt Mike Hilger den Abfall zunächst<br />

in einem Big Bag. Im Hafen wird der Abfall in einem Container<br />

entsorgt, der nur von den Fischern genutzt wird.<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

den Abfall mit, den sie sowieso in ihren Netzen fi nden“, erklärt<br />

Kim Detloff , Referent für Meeresschutz beim NABU.<br />

Auch auf der „Andrea“ steht schon ein Big Bag bereit. Nach vier<br />

Stunden Schleppzeit holt Hilger das Netz wieder ein. Das geht<br />

zwar maschinell, trotzdem muss seine Mannschaft genau darauf<br />

achten, dass die Seile und das Netz, ohne sich zu verheddern, wieder<br />

auf die dicke Rolle gespult werden. Eine feuchte Angelegenheit,<br />

denn immer wieder klatscht das Netz gegen das Schiff , Wasser<br />

spritzt, einzelne Fische, die sich von außen am Netz verfangen<br />

haben, fallen auf den Boden. In der Luft hängt ein strenger Geruch<br />

von Seetang, Meerwasser und Fisch. Wie ein nasser Sack hängt<br />

das pralle Ende des Netzes am Haken und mit einem dumpfen<br />

Aufprall fallen 600 Kilogramm Fisch in einen viereckigen Trog.<br />

Während sein Sohn und Azubi Devin die Fische nach Größe<br />

sortieren und ausnehmen, zieht Hilger einen langen Plastiksack<br />

und ein buntes Blech aus dem Fischberg. „So was hab ich häufi g<br />

im Netz“, erzählt der 47-Jährige. „Das macht auch uns keinen<br />

Spaß, denn der Müll hat Folgen für die Fischerei.“ So können<br />

Bleche etwa das Netz zerreißen, Plastikschläuche sich in Schiff sschrauben<br />

verheddern. Es gibt Fischer, die hatten halbleere<br />

Farb eimer im Netz, deren Deckel sich öff nete und damit den gesamten<br />

Fang vernichteten. Doch nicht nur das: Die ökologischen<br />

Folgen des Abfalls im Meer sind verheerend.<br />

Vögel verwechseln Plastik mit Nahrung<br />

Bisher wurden diese in Deutschland nur für die Nordsee dokumentiert.<br />

Hier landen jährlich etwa 20.000 Tonnen Abfall im<br />

Meer. Hauptverursacher sind laut Umweltbundesamt der Tourismus,<br />

die Schiff fahrt und die Fischerei. Ein Großteil des Abfalls<br />

ist Plastik, das teilweise hunderte Jahre braucht, bis es komplett<br />

zersetzt ist. Bis dahin lassen Wellen und Licht es in winzige Teile<br />

zerfallen. Ein großer Anteil davon sinkt mit der Zeit auf den Meeresboden,<br />

der Rest schwimmt an der Oberfl äche oder wird an die<br />

Küsten gespült. „Vor allem Seevögel verwechseln Plastikteile mit<br />

Nahrung und schlagen sich damit den Bauch voll“, erklärt Detloff<br />

. „Sie fühlen sich satt, verhungern aber, weil der Magen voller<br />

Müll ein ständiges Sättigungsgefühl hervorruft .“ Andere sterben<br />

an Infektionen oder inneren Blutungen, weil die Magenwände<br />

verletzt werden. Kleinste Plastikpartikel werden von Fischen gefressen<br />

und können über die Nahrungskette auch beim Menschen<br />

landen. Robben und andere Meeresbewohner können ebenfalls<br />

Opfer des Mülls werden.<br />

„Mit ‚Fishing for Litter‘ wollen wir herausfi nden, wie die Situation<br />

in der Ostsee ist, und gleichzeitig ein Bewusstsein für die Problematik<br />

schaff en“, erklärt Detloff . Die erste Reaktion einiger Fischer<br />

war zunächst verhalten. „Viele haben nicht das Vertrauen,<br />

dass es der Naturschutz ehrlich mit ihnen meint“, sagt Detloff .<br />

Doch inzwischen machen immer mehr Fischer mit, weil sie mit<br />

den Naturschützern ein gemeinsames Anliegen sehen. Für Mike<br />

Hilger war schnell klar, dass er das Projekt unterstützen würde.<br />

„Zum Beruf des Fischers gehört, sich ständig auf neue Heraus-


forderungen einzustellen“, sagt Hilger. „Fisch ist ein hochwertiges<br />

Lebensmittel, wir handeln hier mit wertvollen Ressourcen<br />

und wollen so fi schen, dass auch künft ige Generationen davon<br />

leben können.“ Seine Ware trägt daher auch das MSC-Siegel<br />

(Marine Stewardship Council). Es wurde 1997 unter anderem<br />

von der Umweltorganisation WWF ins Leben gerufen und steht<br />

für den Einsatz umweltverträglicher Fangmethoden und für eine<br />

verantwortungsvolle Nutzung von Beständen.<br />

Fisch „löschen“, Abfall entsorgen<br />

Es ist Mittagszeit, als die „Andrea“ wieder im Hafen von Burgstaaken<br />

anlegt. Vor der Fischereigenossenschaft spazieren Touristen<br />

mit einem Fischbrötchen am Kai entlang. Manche fotografi eren<br />

die Kutter, die hier nach und nach einlaufen und ihren Fang abliefern.<br />

Kapitän Hilger und seine Crew „löschen“ als Erstes den Fisch,<br />

das heißt, er wird auf Eis in Boxen gelegt. Danach geht die Ware<br />

direkt zum Verkauf an die Genossenschaft . Den Müll entsorgt<br />

Hilger kostenlos in einem Container, der seit Beginn des Projekts<br />

hinter der Genossenschaft steht und für den nur die Fischer einen<br />

Schlüssel haben. Sind die Container voll, wird der gefi schte Abfall<br />

durch DSD in das Recyclingzentrum Hörstel gebracht. Hier wird<br />

der Abfall sortiert und analysiert und die Erkenntnisse werden<br />

erstmalig systematisch dokumentiert.<br />

Auch Hilger ist auf die Ergebnisse gespannt, hat er doch auf seinen<br />

Fangreisen schon so manches aus dem Meer gezogen, das<br />

durch die Strömung hunderte Seemeilen weit verteilt wurde. Er<br />

hat die Hoff nung, dass sich mit dem Projekt die Bedingungen<br />

verbessern. „Ich möchte nachhaltig fi schen, das kommt uns allen<br />

zugute, den Fischern, der Umwelt, der Insel und auch den<br />

Auf zu neuen Fängen:<br />

die Crew sticht wieder in See.<br />

TITEL<br />

Verbrauchern.“ Bis dahin wird es noch etwas dauern, Zeit, die er<br />

für andere Dinge nutzt. <strong>Der</strong>weil plant er seinen nächsten Urlaub<br />

mit seiner Familie in der Türkei. Entspannen, faulenzen und<br />

schwimmen am Strand – ohne Meer geht es eben nicht. ●<br />

„Fishing for Litter“<br />

„Fishing for Litter“ wird seit 2003 in der<br />

Nordsee und dem Nordostatlantik von der<br />

Organisation KIMO durchgeführt. Inzwischen<br />

beteiligen sich Fischer aus Schottland, England<br />

und den Niederlanden daran. In Deutschland hat<br />

der NABU im Mai <strong>2011</strong> ein entsprechendes Pilotprojekt<br />

gestartet, das erste seiner Art im Ostseeraum.<br />

Die <strong>Der</strong> <strong>Grüne</strong> <strong>Punkt</strong> – Duales System<br />

Deutschland GmbH unterstützt das Projekt mit<br />

Logistik und Know-how und leistet damit einen<br />

Beitrag zur Bekämpfung des Müllproblems im<br />

Meer. Die anfallenden Wertstoffe werden in einer<br />

eigenen Anlage sortiert und analysiert, um Aufschluss<br />

über deren Art und Zusammensetzung zu<br />

bekommen. Anschließend wird der Abfall verwertet<br />

oder entsorgt.<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

14<br />

15


SCHÄTZE AUS DER ABFALLTONNE<br />

Metallische Rohstoffe werden weltweit immer knapper – und landen in Deutschland trotzdem noch größtenteils im<br />

Abfall. Dabei steckt im Recycling der seltenen Metalle großes Potenzial zur Entlastung der Wirtschaft.<br />

Weltweit ist Deutschland Vorreiter beim Sortieren und<br />

Recyceln von Massenrohstoff en wie Glas oder Papier.<br />

Doch die Kreislauff ührung von metallischen und<br />

mineralischen Rohstoff en wird in der Ressourcenpolitik bisher<br />

vernachlässigt. Dabei leidet die deutsche Industrie unter den steigenden<br />

Materialkosten, obwohl hierzulande wertvolle stoffl iche<br />

Ressourcen schlummern, die etwa in alten Handys verbaut und bereits<br />

bezahlt wurden. Stoff e, die zu den so genannten strategischen<br />

Rohstoff en zählen, weil sie zwingend für Zukunft stechnologien<br />

benötigt und kaum durch Alternativen<br />

ersetzt werden können. Doch bisher<br />

werden die ausgedienten Geräte<br />

nicht als Rohstoff quelle genutzt,<br />

sondern als wertloser Abfall<br />

behandelt.<br />

Recycling könnte die<br />

sichere Verfügbarkeit<br />

knapper Rohstoff<br />

e sicherstellen.<br />

Doch die Realität<br />

sieht anders<br />

aus. Strategische<br />

Rohstoff e wie die<br />

seltenen Erden<br />

werden laut dem<br />

Rat für Nachhaltige<br />

Entwicklung<br />

(RNE) derzeit<br />

europaweit nur<br />

zu durchschnittlich<br />

knapp einem Prozent<br />

wieder gewonnen – der<br />

Rest landet im Abfall. Mit<br />

verheerenden Folgen für<br />

die Wirtschaft , denn im Zuge<br />

der weltweiten Knappheit steigen<br />

die Preise für Rohstoffi mporte: „Viele<br />

deutsche Unternehmen fürchten, durch diese<br />

hohen Preise bald von der globalen Rohstoff versorgung<br />

abgeschnitten zu werden“, sagt Armin Rockholz, Umweltexperte<br />

beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag.<br />

Vielschichtige Ursachen<br />

Unausgereift e Technologien sowie ein Mangel an gesetzlichen<br />

Richtlinien sind die Ursache dafür, dass strategische Rohstoff e<br />

bisher selten recycelt werden. So bemängelt die EU-Kommission<br />

derzeit die Novelle des deutschen Kreislaufwirtschaft sgesetzes<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

Ob Rennräder, LED oder Festplatten – in<br />

vielen Gegenständen schlummern wichtige<br />

stoffl iche Ressourcen, wie zum<br />

Beispiel der strategische Rohstoff<br />

seltene Erden.<br />

IM FOKUS<br />

dafür, dass sie die in der EU-Abfallrahmenrichtlinie vorgesehene<br />

fünfstufi ge Abfallhierarchie verwässere. Gegenstand der EU-Kritik<br />

ist die „Heizwertklausel“, durch die Abfallverbrennung und<br />

-recycling unter bestimmten Bedingungen gleichgesetzt werden.<br />

„Die deutschen Umweltverbände haben sich gemeinsam mit dem<br />

NABU intensiv dafür eingesetzt, dass Wiederverwendung und<br />

Recycling gemäß der fünfstufi gen Abfallhierarchie Priorität genießen.<br />

Die Stellungnahme der EU ist ein Erfolg für die Umwelt“,<br />

kommentiert NABU-Bundesgeschäft sführer Leif Miller<br />

die Neuigkeiten. „Als Konsequenz fordern wir<br />

jetzt von Bundestag und Bundesregierung<br />

deutliche ökologische Verbesserungen<br />

beim Kreislaufwirtschaft<br />

sgesetz.“<br />

Für den Aufb au einer<br />

Kreislaufwirtschaft für<br />

strategische Rohstoff e<br />

empfi ehlt der Rat für<br />

Nachhaltige Entwicklung<br />

der Bundesregierung<br />

eine<br />

Roadmap. „Wie<br />

Deutschland<br />

zum Rohstoffland<br />

wird“ heißt<br />

die Vision, die<br />

unter anderem<br />

eine rechtlich bindende<br />

Definition<br />

für strategische Rohstoff<br />

e vorsieht. Zudem<br />

schlägt der Rat vor, die<br />

Hersteller von Produkten<br />

stärker für deren spätere Recyclingfähigkeit<br />

verantwortlich<br />

zu machen. Die Wissenschaft ler des<br />

deutschen Öko-Instituts wiederum sprechen<br />

sich für den Aufb au eines europäischen<br />

Netzwerks von Akteuren aus Wirtschaft , Wissenschaft<br />

und Politik aus, um auf diese Weise Know-how zu bündeln und<br />

grenzüberschreitende Projekte zu ermöglichen.<br />

Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen könnte Deutschland nach<br />

Einschätzung des Rates für Nachhaltige Entwicklung nicht nur<br />

seine führende Rolle auf dem grünen Zukunft smarkt ausbauen,<br />

sondern zudem seine Abhängigkeit von den angespannten Rohstoff<br />

märkten verringern. ●<br />

Fotos: Bloomberg via Getty Images; fotolia (12); TeeGschwendner GmbH (3)


KUHDUNG FÜR TEE<br />

IN SPITZENQUALITÄT<br />

In Nepal verändert sich eine Teeregion. Thomas Holz sorgt dafür, dass in<br />

dem kleinen Ort Fikkal die Teebauern ihren Tee biologisch anbauen und<br />

gleichzeitig gewinnbringend vermarkten können.<br />

Teetesten gehört zum Berufsalltag von Thomas Holz.<br />

Doch statt sich die kostbaren Blätter schicken zu lassen,<br />

fährt der Geschäft sführer der TeeGschwendner GmbH<br />

lieber dorthin, wo seine Leidenschaft wächst. Vier Mal im Jahr<br />

fl iegt der 54-Jährige nach Nepal in das kleine Dorf Fikkal. Ein<br />

Ort, zu dem er eine ganz persönliche Beziehung hat. „Mister<br />

Th omas“ wird er hier genannt und mit Blumen und einem traditionellen<br />

Tanz begrüßt. Fikkal, das im wichtigsten Teedistrikt<br />

Nepals liegt, steht im Mittel<strong>punkt</strong> des Bio-Teeanbauprojekts, das<br />

TeeGschwendner gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft<br />

für Technische Zusammenarbeit und der Gorkha Tea Estate<br />

realisiert.<br />

In Nepal wird Tee erst seit 140 Jahren angebaut. „Die Voraussetzungen<br />

sind gut, doch für das Land zwischen Indien und<br />

China ist die Vermarktung schwer“, erklärt Holz.<br />

„Man braucht eine Idee, um sich gegen die starke<br />

Konkurrenz zu behaupten.“ Nach zahlreichen Besuchen<br />

Nepals reift e seine Vision: nachhaltig hergestellter<br />

Tee in Spitzenqualität. „In Europa steigt<br />

die Nachfrage nach Biotee immer mehr“, sagt er.<br />

Mit einer entsprechenden Anbaumethode will<br />

er die Exportchancen der hiesigen Teebauern<br />

verbessern und gleichzeitig einen einzigartigen<br />

Tee in Deutschland anbieten.<br />

Wenn Holz in Fikkal ist, fährt er jeden<br />

Tag mit einem Geländewagen über<br />

Thomas Holz prüft in einem Teegarten<br />

die Qualität der Blätter.<br />

KÖPFE<br />

holprige Straßen zu den Teegärten, um mit den Bauern über<br />

Anbau und Ernte zu sprechen. Rund 220 machen inzwischen<br />

mit. Sie erhalten materielle und fi nanzielle Unterstützung sowie<br />

jede Menge Know-how über den biologischen Anbau und<br />

die optimale Verarbeitung. Biogasanlagen wurden errichtet<br />

und nach und nach bekommt jede Teebauernfamilie eine Kuh.<br />

Sie liefert nicht nur den wertvollen Naturdünger, der Dung<br />

versorgt gleichzeitig eine vierköpfi ge Familie mit so viel Biogas,<br />

wie täglich zum Kochen benötigt wird.<br />

Viele Teebauern kennt er seit Jahren<br />

<strong>Der</strong> große Deutsche mit den weißblonden Locken ist ein gerngesehener<br />

Gast und Holz selbst fühlt sich in Nepal beinahe heimisch.<br />

Manche der Teebauern kennt er schon seit vielen Jahren.<br />

„Die Menschen hier sind bezaubernd“, sagt er. „Ihre ruhige Art<br />

und die innere Zufriedenheit beeindrucken mich jedes Mal.“<br />

Verständigungsprobleme gibt es nicht. „Wir spielen oft Mikado,<br />

da braucht man keine Sprache“, sagt er und lacht. Für<br />

alles andere hat er einen lokalen Dolmetscher.<br />

Im November ist er wieder nach Nepal gefl ogen, um die<br />

Entwicklung des Projekts zu verfolgen und neue Sorten<br />

mit nach Deutschland zu bringen. Ab Mai 2012 werden<br />

sie das wertvolle Biozertifi kat tragen. „Es ist toll,<br />

wenn man eine Idee in die Tat umsetzen kann“, sagt<br />

er. „Es ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.<br />

<strong>Der</strong> Tee hat eine hervorragende Qualität, der Absatz<br />

der Bauern ist gesichert und ihre Erträge steigen.“ ●<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

16<br />

17


GOLDENES GATE<br />

IN GRÜNE STADT<br />

Im Land der Plastikbecher, Fastfood-Schachteln und spritfressenden Autos ist Umweltschutz immer noch nicht alltäglich.<br />

Doch in San Francisco ist das anders: Die Stadt an der Westküste ist laut der aktuellen Städtestudie „Green<br />

City Index“ die grünste Stadt Nordamerikas.<br />

San Francisco ist bis heute bekannt als aufgeklärte, liberale<br />

und weltoff ene Stadt. Seit einigen Jahren gibt es eine weitere<br />

Bewegung: Die Hochburg der Blumenkinder entwickelt<br />

sich zunehmend zu einem grünen Mekka des Kontinents.<br />

Ein Großteil der Busse im öff entlichen Nahverkehr fährt mit<br />

Biodiesel, die Einwohner nutzen Stofft aschen statt Plastiktüten<br />

und die California Academy of Science gilt als das grünste Museum<br />

der Welt. Das Gebäude wird mit recycelten Jeans gedämmt<br />

und ein Teil des Stroms mit Solarenergie selbst erzeugt.<br />

Mit der „Hornblower Hybrid“ geht es umweltfreundlich<br />

zur Insel Alcatraz.<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

Das sind nur einige Gründe, warum sich San Francisco beim<br />

„Green City Index“, die Siemens beim Forschungsinstitut Institute<br />

Economist Intelligence Unit in Auft rag gab, gegen 27 Städte<br />

durchgesetzt hat. Untersucht wurden die Kategorien Energieeffi<br />

zienz, energieeffi ziente Gebäude, Transportaufk ommen, Wasserqualität,<br />

Luft qualität, Abfallmanagement und Kohlendioxidemissionen.<br />

In fünf Kategorien landete San Francisco unter den<br />

besten fünf Städten und erreichte in der Kategorie Abfallmanagement<br />

Platz eins.<br />

<strong>Grüne</strong>s Dach für eine grüne Zukunft:<br />

die California Academy of Science.


Foto: Gary J. Weathers/Getty Images; Hornblower Cruises & Events; Bloomberg via Getty Images;<br />

Mitchell Funk/Getty Images; Lilyana Vinogradova/Getty Images; Karl Thomas/picture-alliance<br />

Seit 2009 verfügt die Stadt über ein Recycling- und Kompostierungsangebot<br />

für Bürger, Lebensmittelunternehmen und<br />

für Veranstaltungen. Heute werden 70 Prozent der Abfälle<br />

wiederverwertet. Darüber hinaus fi nanziert die Stadt gemeinsam<br />

mit Privatunternehmen eine Vielzahl von Umweltprogrammen.<br />

„Das Nachhaltigkeitsprogramm setzt auf<br />

mehreren Ebenen gleichzeitig an“, sagt die Umwelt-Direktorin<br />

der Stadt, Melanie Nutter. „Es muss gut für die Umwelt<br />

sein, aber sich gleichzeitig auch nach wirtschaft lichen Bedürfnissen<br />

richten.“<br />

Bürger engagieren sich<br />

Wenn es um das Engagement für die Umwelt geht, packen<br />

in San Francisco alle an: „Hier trifft man viele Bürger, die<br />

sich ernsthaft dafür interessieren und etwas verändern wollen“,<br />

erklärt Paul Pelosi, Präsident der Umweltkommission<br />

von San Francisco. Sogar der Weg zum Knast wird umweltfreundlich:<br />

So können Touristen mit der „Hornblower Hybrid“<br />

zur berühmten Gefängnisinsel Alcatraz schippern. Das<br />

Schiff , angetrieben mit Energie aus Wind, Sonne und Dieselkraft<br />

stoff , ist die erste Fähre in den USA mit einem umweltfreundlichen<br />

Antrieb. ●<br />

Die Menschen in San Francisco interessieren sich ernsthaft<br />

für Umweltschutz und trennen vorbildlich Abfall.<br />

INTERNATIONAL<br />

AUFRÄUMARBEITEN<br />

AM SCHWARZEN MEER<br />

Abfallfreies Wasser und schöne Landschaften: Mit einem Abfallprogramm<br />

will Rumänien die Wiederverwertungsquoten steigern.<br />

Let’s do it, Romania“ – unter diesem Motto hat ein Bündnis<br />

von Bürgern, Nichtregierungsorganisationen und Ministerien<br />

im September 2010 die rumänische Gesellschaft<br />

dazu aufgerufen, sich an öff entlichen Abfallsammelaktionen zu<br />

beteiligen. Ziel der Kampagne: das Umweltbewusstsein der Bevölkerung<br />

stärken. Denn insbesondere bei der Wiederverwertung<br />

von Reststoff en gibt es in dem osteuropäischen Land noch<br />

Handlungsbedarf: Nach Angaben des Statistischen Amts der<br />

Europäischen Union (Eurostat) wird dort erst ein Prozent des<br />

gesamten kommunalen Abfalls recycelt – im EU-Schnitt sind es<br />

23, in Deutschland sogar 48 Prozent.<br />

Damit Rumänien mehr Wertstoff e nutzt, hat die Europäische<br />

Union das „Operationelle Programm Umwelt“ ins Leben gerufen.<br />

Weil es bisher vor allem an der nötigen Infrastruktur zur Wiederaufb<br />

ereitung von Abfall mangelt, beginnt das Projekt mit kleinen<br />

Schritten: Mit Fördermitteln von insgesamt 1,2 Milliarden Euro<br />

soll bis 2013 der Bau von über hundert Kompostier- und Sortieranlagen<br />

vorangetrieben werden. Glas soll bis 2013 zu 60 Prozent<br />

recycelt werden statt wie bisher zu rund 35 Prozent. Für Plastik<br />

wird eine Steigerung der bisherigen Recyclingquote von 15 auf 23<br />

Prozent, für Holz von acht auf 15 Prozent angestrebt.<br />

Für deutsche Unternehmen aus der Recyclingbranche stellen die<br />

geplanten EU-Projekte eine große Chance dar: „Ihr Know-how<br />

ist bei der Umsetzung der einzelnen Vorhaben in Rumänien stark<br />

gefragt“, sagt Annika Pattberg von der deutschen Wirtschaft sförderungsgesellschaft<br />

Germany Trade & Invest. Doch laut Pattberg<br />

verzögert sich die Umsetzung der ambitionierten Umweltziele<br />

aufgrund der geringen Erfahrung der Verwaltung mit Projekten<br />

solcher Art. Erste Zeichen eines positiven Wandels sind dennoch<br />

bereits ersichtlich: So beteiligen sich mittlerweile über 1.400<br />

Unternehmen an dem im Jahr 2003 privat initiierten Recyclingsystem<br />

ecorom, das als Partnerorganisation des deutschen Systems<br />

„<strong>Grüne</strong>r <strong>Punkt</strong>“ die Verwertungs- und Recyclingpfl ichten der Industrie<br />

für Verpackungsabfälle übernimmt. ●<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

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19


<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

SAUBERE


Fotos: Alfred Kärcher GmbH & Co. KG (6)<br />

Die Alfred Kärcher GmbH & Co. KG ist seit über 75 Jahren<br />

mit innovativen Produkten rund um Reinigung und Wasseraufbereitung<br />

erfolgreich. Beim Thema saubere Entsorgung<br />

vertraut das schwäbische Familienunternehmen<br />

auf die Experten des <strong>Grüne</strong>n <strong>Punkt</strong>s. Mit Unterstützung<br />

der <strong>Grüne</strong>-<strong>Punkt</strong>-Tochter HPI Resource GmbH wurde<br />

jetzt das Entsorgungsmanagement der deutschen Standorte<br />

neu aufgestellt.<br />

Die Produkte dieses Unternehmens sind heute so berühmt,<br />

dass aus dem Markennamen ein umgangssprachliches<br />

Verb geworden ist: „Kärchern“ steht für<br />

die schonende und effi zientere Reinigung von Oberfl ächen mit<br />

Hilfe von Hochdruckreinigern.<br />

Weltweit beschäft igt die Alfred Kärcher GmbH & Co. KG 8.500<br />

Mitarbeiter in 50 Ländern. Die Produktpalette beschränkt sich<br />

längst nicht mehr nur auf Hochdruckreiniger, sondern umfasst<br />

ein breites Sortiment an Geräten und Komplettlösungen. Dazu<br />

gehören Kfz-Waschanlagen, Trink- und Abwasseraufb ereitungsanlagen.<br />

<strong>Der</strong> Umsatz lag im Jahr 2010 bei gut 1,5 Milliarden<br />

Euro, über 17 Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

Als einen Schlüssel zum Erfolg betrachtet Kärcher eine nachhaltige<br />

Wirtschaft sweise: „Nachhaltig zu wirtschaft en ist Kern der<br />

Kärcher-Strategie für einen langfristigen Erfolg und den Erhalt<br />

des Unternehmens“, sagt Axel Leschtar, Umweltmanager bei<br />

Kärcher. „Organisationen wie Stift ung Warentest überprüfen<br />

im Rahmen von Produkttests auch die Nachhaltigkeit von Produktion<br />

und Produkt. Das bietet zusätzlich die Möglichkeit, sich<br />

im Markt zu diff erenzieren.“ So hat Kärcher ein Lieferantenmanagementsystem<br />

entwickelt, das Kinderarbeit, Ausbeutung und<br />

unmenschliche Arbeitszeiten ausschließt und sicherstellt, dass<br />

zugelieferte Teile keine Schadstoff e enthalten.<br />

Investitionen in Umweltschutz<br />

Konsequent investieren die Schwaben in produkt- und standortbezogenen<br />

Umweltschutz. Bis 2<strong>02</strong>0 will die Firma den Kohlendioxidausstoß<br />

um 20 Prozent, verglichen mit 2007, verringern. Und<br />

erreicht das durch ein kluges Energiemanagement, das je nach<br />

Standort die Versorgung mit Strom und Wärme durch ein Holzhackschnitzelwerk,<br />

durch Sonnenenergie oder Geothermie umfasst.<br />

Die Mitarbeiter vermeiden Flüge zugunsten von Bahnfahrten,<br />

die Fahrt zur Arbeit mit dem öff entlichen Personennahverkehr<br />

sponsert Kärcher mit 50 Prozent, und wer täglich mit dem Fahrrad<br />

zum Werk kommt, kann an attraktiven Verlosungen teilnehmen.<br />

Auch nachhaltiges Abfallmanagement ist intern ein wichtiger<br />

Teil der Unternehmensstrategie. Umweltschulungen informieren<br />

die Mitarbeiter über das Th ema Abfallvermeidung. Abfallwegweiser<br />

und Infotafeln helfen, Abfälle sauber zu trennen<br />

und wo immer möglich zu vermeiden. So ist es Kärcher in den<br />

vergangenen Jahren gelungen, trotz gestiegener Produktion<br />

das Abfallaufk ommen weiter zu reduzieren – an den deutschen<br />

AUS DER PRAXIS<br />

Gesichtspfl ege für Präsidenten: Im<br />

Rahmen eines Kultursponsorings<br />

reinigte Kärcher die Präsidentenköpfe<br />

am Mount Rushmore in South<br />

Dakota (USA).<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

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<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

Wasser marsch für den Jumbo.<br />

Standorten von 2009 auf 2010 um 20 Prozent. Wichtige Partner<br />

beim Abfallmanagement sind der <strong>Grüne</strong> <strong>Punkt</strong> und seine Tochter,<br />

die HPI Resource GmbH. Gemeinsam mit den HPI-Experten hat<br />

Kärcher das Entsorgungssystem seiner deutschen Standorte völlig<br />

neu aufgestellt. Dadurch ist es gelungen, die Entsorgungskosten<br />

dauerhaft um etwa 15 Prozent zu senken.<br />

„Die HPI-Experten haben zunächst unser Entsorgungsmanagement<br />

komplett und sehr intensiv analysiert“, schildert Leschtar.<br />

Was wird wie in den Werken gesammelt? Wie viel Material fällt<br />

an? Wer entsorgt es wie und in welchem Rhythmus? Wie sind<br />

die Verträge mit den Entsorgungsunternehmen gestaltet, und<br />

was kosten sie? „Schon die Ergebnisse dieser Analyse waren sehr<br />

aufschlussreich“, so Leschtar. „Abfall ist bei uns ein eher kleiner<br />

Produktionsfaktor, das Know-how der HPI-Experten können<br />

wir daher selbst gar nicht haben.“<br />

Effi zientes Abfallmanagement<br />

In einem zweiten Schritt schlagen die HPI-Ingenieure dann Änderungen<br />

des Abfallmanagements vor. Wenn alles gut läuft , vergehen<br />

ab dem Zeit<strong>punkt</strong>, zu dem alle Daten vorliegen, nur drei<br />

bis vier Monate bis zu den ersten zählbaren Ergebnissen. „Es ist<br />

nicht so, dass ein Unternehmen wie Kärcher da viel falsch machen<br />

würde“, so Th omas Müller von HPI. „Im Gegenteil – Kärcher ist<br />

gut aufgestellt. Trotzdem gibt es Optimierungspotenzial.“<br />

Danach hat HPI für Kärcher eine Neuausschreibung der Entsorgungsleistungen<br />

durchgeführt. Die Vergabe im Wettbewerb<br />

führt zusätzlich zu den Optimierungen zu weiteren Einsparungen.<br />

„Wir haben einen sehr guten Marktüberblick – das ist<br />

eine wichtige Voraussetzung, um solche Ausschreibungen erfolgreich<br />

durchzuführen“, sagt Müller. Das Ergebnis ist ein wesentlich<br />

effi zienteres Abfallmanagement bei Kärcher – und die<br />

Umweltabteilung kann einen Beitrag zur dauerhaft en Kostensenkung<br />

des Unternehmens leisten.<br />

„HPI ist dabei nicht einfach nur Berater, der etwas empfi ehlt und<br />

sich nicht um die Folgen kümmert, sondern Dienstleister, der<br />

uns betreut“, lobt Leschtar. So prüft HPI sämtliche Rechnungen,<br />

die von Entsorgern an Kärcher gestellt werden, und sorgt für<br />

Abhilfe, sollte es Probleme bei der Entsorgung geben. Bezahlt<br />

wird HPI dafür von Kärcher nicht. „Das ist überhaupt das Interessanteste<br />

an diesem Vertrag“, freut sich Axel Leschtar. „HPI<br />

wird an der Einsparung, die wir erzielen, beteiligt. Nur wenn wir<br />

tatsächlich Geld sparen, profi tiert auch HPI.“<br />

Kärcher geht es dabei ähnlich wie vielen erfolgreichen Unternehmen:<br />

Das Abfallmanagement ist zwar eher ein Randthema,<br />

es kann aber große Kosten verursachen oder die Produktion<br />

beeinträchtigen, wenn Abfälle nicht rechtzeitig oder nicht effi zient<br />

entsorgt werden. Die Entsorgungsspezialisten vom <strong>Grüne</strong>n<br />

<strong>Punkt</strong> können hier wertvolle Hilfe leisten – Kärcher kann sich<br />

damit weiterhin darauf konzentrieren, neue innovative und umweltfreundliche<br />

Produkte zu entwickeln und herzustellen. ●


Zur Produktpalette gehört ein breites Sortiment<br />

an Reinigungsgeräten und -mitteln. Abfalltrennung<br />

ist bei Kärcher selbstverständlich.<br />

Außerdem befreien engagierte Auszubildende<br />

einmal im Jahr den Winnender Buchenbach<br />

und seine Ufer vom Müll.<br />

AUS DER PRAXIS<br />

WISSENSWERTES „GEKÄRCHERT“<br />

Auch das zählt zur Nachhaltigkeit bei Kärcher:<br />

Kärcher reinigt weltweit Denkmäler und Bauwerke<br />

im Rahmen seines gesellschaftlichen Engagements.<br />

1998 waren es zum Beispiel die Kolonnaden<br />

des Petersplatzes im Vatikanstaat und 2005 die<br />

Präsidentenköpfe am Mount Rushmore, USA.<br />

Kärcher stattet SOS-Kinderdörfer in Deutschland<br />

mit Reinigungsgeräten aus.<br />

Kärcher versteht die Mitarbeiter als entscheidenden<br />

Erfolgsfaktor und investiert in Weiterbildung,<br />

betriebliche Altersversorgung und<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sodass die<br />

Mitarbeiter überdurchschnittlich lange dem Unternehmen<br />

die Treue halten.<br />

i<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

22<br />

23


EINFACHER<br />

GEHT’S NICHT<br />

METRO-PARTNERPORTAL<br />

Bis ein voller Container mit Karton oder Folie abgeholt<br />

ist, entsteht eine Menge Papierkram. Nicht bei METRO<br />

Cash & Carry: <strong>Der</strong>en Großmärkte nutzen mit viel Begeisterung<br />

seit Anfang des Jahres ein Partnerportal des<br />

<strong>Grüne</strong>n <strong>Punkt</strong>s.<br />

Zwei oder drei Mausklicks, eine Eingabe, noch einmal die Richtigkeit<br />

der Auswahl bestätigen – und das war’s. Alles andere läuft<br />

vollautomatisch. So funktioniert das Management von Entsorgungsleistungen<br />

über das Partnerportal des <strong>Grüne</strong>n <strong>Punkt</strong>s für<br />

die METRO Cash & Carry Deutschland GmbH. Vorbei die Zeit,<br />

als mühsam über Telefon und Fax ein Termin vereinbart und<br />

die Dokumentation okumentation erledigt werden musste. Pro Entsorgungsauftauft<br />

rag waren so mehrere Dokumente hin und<br />

her zu u übermitteln und abzuheft en.<br />

Das METRO-Partnerportal METRO-Partnerportal erledigt auch das automatischch<br />

im Hintergrund. Nach der Eingabe<br />

benachrichtigt nachrichtigt das Portal Portal den richrichtigen Entsorger und kontrolliert, ob<br />

dieser den Auft rag bestätigt.<br />

Wiegescheine scheine und und Dokumentationntation<br />

werden<br />

genauso so ohne Zutun<br />

des Kunden unden verwaltet.<br />

Auf uf Wunsch sind<br />

Auswertungen ertungen möglich,<br />

um die ie Entsorgungsstruktur<br />

gezielt ezielt optimieren optimieren zu<br />

können. n.<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong> <strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

Das Abfallmanagement der METRO-Großmärkte wird<br />

über das Partnerportal gesteuert, das Christoph<br />

Wollseifen, Leiter Organisation bei DSD, und Reinhart<br />

L. Meyer, Leiter Bereich Umwelt/Arbeitssicherheit bei<br />

METRO Cash & Carry, gemeinsam entwickelt haben.<br />

„Mich hat beeindruckt, wie schnell der <strong>Grüne</strong> <strong>Punkt</strong> das Portal<br />

umgesetzt hat und wie reibungslos und fehlerfrei es von Anfang<br />

an funktioniert hat“, freut sich Reinhart L. Meyer, Leiter Bereich<br />

Umwelt/Arbeitssicherheit bei METRO Cash & Carry Deutschland.<br />

„Das Portal zeigt, wie konsequent man die Internettechnologie<br />

für dieses Th ema nutzen kann – und wie einfach die<br />

Lösung aussieht.“ Die Anleitung für die METRO-Nutzer ist nur<br />

eine DIN-A4-Seite lang – und besteht zur Hälft e aus Bildern.<br />

Die Entwicklung des Portals dauerte von der ersten Idee bis zum<br />

Start gerade sechs Wochen. „Entscheidend für die erfolgreiche<br />

Umsetzung war die tolle Zusammenarbeit mit dem Kunden“,<br />

lobt Michael Wiener, Geschäft sführer Vertrieb Ve beim <strong>Grüne</strong>n<br />

<strong>Punkt</strong>. <strong>Punkt</strong>. „Die Begeisterung für das Projekt wwar<br />

auf beiden Seiten<br />

von Anfang an groß.“<br />

Das zeigte sich schon während der Pilotphase: Statt wie<br />

geplant parallel die bestehende Lösung Lösu per Telefon und<br />

Fax weiter zu nutzen, stiegen stiegen die METRO-Großmärkte<br />

M<br />

bereits nach kurzer Zeit gänz gänzlich auf das Partner-<br />

portal um. Probleme machte ma das nicht, das<br />

Portal verarbeitete die Daten D von Anfang an<br />

fehlerfrei. fehlerfrei. ●<br />

Mehr Informationen:<br />

Informatione<br />

Michael Hollmann, 0<strong>02</strong>203<br />

937-116,<br />

www.gruener-punk<br />

www.gruener-<strong>punkt</strong>.de/kundenportale<br />

Reinhart L. Meyer, Leiter Bereich Umwelt/<br />

Arbeitssicherheit bei METRO Cash & Carry,<br />

ist beeindruckt von dem neuen Portal.<br />

Fotos: DSD GmbH (2); SSPL via Getty Images


EU-VERORDNUNG FÜR<br />

ELEKTROSCHROTT<br />

<strong>Der</strong> Umweltausschuss des Europäischen Parlaments will mit<br />

einer strengeren Verordnung die Wiederverwertung von<br />

Elektroschrott antreiben. Die Abgeordneten verabschiedeten<br />

im Oktober <strong>2011</strong> Sammel- und Recyclingquoten und<br />

sprachen sich für gesonderte Wiederverwendungsziele sowie<br />

eine angemessene Behandlung des gesamten gesammelten<br />

Elektroschrotts aus. 2016 sollen mindestens 85 Prozent<br />

des jährlich anfallenden Mülls gesammelt und ordnungsgemäß<br />

behandelt werden. Mit der neuen Verordnung soll auch<br />

der illegale Export von Elektroschrott in Nicht-EU-Länder<br />

beendet werden. So dürfen ausschließlich nachweislich<br />

funktions tüchtige Geräte exportiert werden. ●<br />

6<br />

Festtags-<br />

Eier<br />

aus<br />

Boden-<br />

Haltung,<br />

gekocht<br />

und<br />

festlich<br />

gefärbt,<br />

aus<br />

Gew.-Kl.<br />

M.<br />

Heinrich Goertz GmbH & Co. KG<br />

Gewerbering 9<br />

41372 Niederkrüchten<br />

Tel.: <strong>02</strong>163/3387-0<br />

Fax: <strong>02</strong>163/338733<br />

Heinr.Goertz@t-online.de<br />

www.eier-goertz.de<br />

WENIGER CO 2<br />

DSD-KUNDE KREYENHOP & KLUGE<br />

HAT AUF BIOGAS UMGESTELLT<br />

Einer der größten europäischen Importeure für asiatische<br />

Lebensmittel, das in Oyten bei Bremen beheimatete<br />

Traditionsunternehmen Kreyenhop & Kluge<br />

(K&K), hat sein Energiekonzept modernisiert. Zentraler<br />

Baustein ist die Absorptions-Kälteanlage auf<br />

dem Werksgelände, die mit Biogas betrieben wird. Sie<br />

ist modular einsetzbar.<br />

Im Sommer wandelt sie die entstehende Wärmeenergie<br />

in Kälte um, die die konventionelle Kühltechnik<br />

entlastet. Im Winter dagegen wird die Biogas-Energie<br />

zum Heizen der Trockenhallen und Büroräume genutzt.<br />

Bei K&K kommen pro Woche 500 Tonnen Lebensmittel<br />

als Trocken- oder Tiefk ühlware an, die entsprechend<br />

gelagert, verwaltet und ausgeliefert werden<br />

müssen. Allein durch Lagerung und Verwaltung<br />

entstehen pro Jahr 1.132 Tonnen CO 2. Berechnungen<br />

ergaben, dass das neue Energiekonzept den CO 2-Ausstoß<br />

um 30 Prozent pro Jahr, also rund 340 Tonnen,<br />

reduzieren wird. Verstärkt wird das Umweltengagement<br />

der Oytener durch eine neue, effi zientere Lagerlogistik<br />

mit zentralisierter Kommissionierung, die<br />

viele Lkw-Kurzstrecken erspart. ●<br />

Kontakt: www.kreyenhop-kluge.com<br />

SERVICE<br />

24<br />

25


Judith Rakers<br />

i<br />

Judith Rakers ist seit 2005 Sprecherin<br />

der Tagesschau und moderiert<br />

mit Giovanni di Lorenzo die<br />

Talkshow „3 nach 9“. Im Mai <strong>2011</strong><br />

moderierte sie mit Stefan Raab<br />

und Anke Engelke den Eurovision<br />

Songcontest und bekam dafür<br />

den Deutschen Fernsehpreis.<br />

Judith Rakers lebt in Hamburg<br />

und verbringt ihre Freizeit gern in<br />

der Natur.<br />

<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />

NACHGEFRAGT<br />

HÜTTE STATT ROTER TEPPICH<br />

Nachrichtenprofi mit Hang zum Abenteuer: Judith<br />

Rakers ist mehr als die blonde Nachrichtensprecherin,<br />

die berichtet, was in der Welt passiert. Für persönliche<br />

Appelle an die Zuschauer, sich nachhaltig zu engagieren,<br />

ist hier kein Platz. Das macht sie lieber vor Ort und<br />

tauscht bei ihren Reisen ihr steriles Studio gegen eine<br />

kahle Lehmhütte. Wie zum Beispiel in Tansania, wo sie<br />

das Hilfswerk „World Vision“ unterstützt. <strong>punkt</strong> sprach<br />

mit ihr über Überzeugungsarbeit, Umweltbewusstsein<br />

und die Auswahl der Nachrichten.<br />

Werden Umweltthemen bei der Auswahl von Nachrichten<br />

wichtiger?<br />

Umweltthemen generieren immer mehr Aufmerksamkeit und<br />

sind zu einem echten Nachrichtenfaktor geworden. Wobei wir<br />

in der Tagesschau eher über die Umweltkatastrophe berichten.<br />

Was aber auch sein Gutes hat. Denn Nachricht ist immer noch<br />

das, was sich unterscheidet. Wenn wir also über Negatives, über<br />

Katastrophen berichten, so bedeutet das nichts anderes, als dass<br />

der Normalfall eher positiv aussieht.<br />

Was wäre eine größere Meldung wert?<br />

Die Biogasanlage, die ich als Patin für das Hilfswerk „World Vision“<br />

in Tansania gesehen habe. Sie zeigt, dass Umweltschutz nicht immer<br />

ein hochkomplexes Th ema sein muss und auch nicht den<br />

Industrienationen vorbehalten ist.<br />

Wie versuchen Sie, privat zum Umweltschutz beizutragen?<br />

Ich trenne den Müll und nutze den Gelben Sack, der in Hamburg<br />

ja gerne mal sträfl ich vernachlässigt wird. Ich habe regelrecht<br />

ein schlechtes Gewissen, wenn ich Abfall in die falsche<br />

Tonne werfe. Das Glas wird getrennt, das Papier ebenfalls<br />

und unsere Katzen taugen manchmal sogar als Biotonne. Ansonsten<br />

versuche ich Wasser zu sparen und nicht unnötig zu<br />

heizen.<br />

Sind Sie naturverbunden?<br />

Ja, sogar sehr, da ich in einer eher ländlichen Region mit vielen<br />

Haustieren aufgewachsen bin. Die frühkindliche Prägung ist<br />

hier mit Sicherheit ausschlaggebend. Ohne einen Blick ins <strong>Grüne</strong>,<br />

inmitten einer Betonwüste wäre ich nicht glücklich. ●<br />

Fotos: picture-alliance/Eventpress/Tillmann; Sebastian Widmann dpa/lno; Ursula Düren dpa/lby; Joerg Carstensen dpa/lnw


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Duales System Deutschland GmbH 51170 Köln

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