punkt 02 2011 - FINAL ZUR RZHP.indd - Der Grüne Punkt
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SCHÄTZE AUS DER ABFALLTONNE<br />
Metallische Rohstoffe werden weltweit immer knapper – und landen in Deutschland trotzdem noch größtenteils im<br />
Abfall. Dabei steckt im Recycling der seltenen Metalle großes Potenzial zur Entlastung der Wirtschaft.<br />
Weltweit ist Deutschland Vorreiter beim Sortieren und<br />
Recyceln von Massenrohstoff en wie Glas oder Papier.<br />
Doch die Kreislauff ührung von metallischen und<br />
mineralischen Rohstoff en wird in der Ressourcenpolitik bisher<br />
vernachlässigt. Dabei leidet die deutsche Industrie unter den steigenden<br />
Materialkosten, obwohl hierzulande wertvolle stoffl iche<br />
Ressourcen schlummern, die etwa in alten Handys verbaut und bereits<br />
bezahlt wurden. Stoff e, die zu den so genannten strategischen<br />
Rohstoff en zählen, weil sie zwingend für Zukunft stechnologien<br />
benötigt und kaum durch Alternativen<br />
ersetzt werden können. Doch bisher<br />
werden die ausgedienten Geräte<br />
nicht als Rohstoff quelle genutzt,<br />
sondern als wertloser Abfall<br />
behandelt.<br />
Recycling könnte die<br />
sichere Verfügbarkeit<br />
knapper Rohstoff<br />
e sicherstellen.<br />
Doch die Realität<br />
sieht anders<br />
aus. Strategische<br />
Rohstoff e wie die<br />
seltenen Erden<br />
werden laut dem<br />
Rat für Nachhaltige<br />
Entwicklung<br />
(RNE) derzeit<br />
europaweit nur<br />
zu durchschnittlich<br />
knapp einem Prozent<br />
wieder gewonnen – der<br />
Rest landet im Abfall. Mit<br />
verheerenden Folgen für<br />
die Wirtschaft , denn im Zuge<br />
der weltweiten Knappheit steigen<br />
die Preise für Rohstoffi mporte: „Viele<br />
deutsche Unternehmen fürchten, durch diese<br />
hohen Preise bald von der globalen Rohstoff versorgung<br />
abgeschnitten zu werden“, sagt Armin Rockholz, Umweltexperte<br />
beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag.<br />
Vielschichtige Ursachen<br />
Unausgereift e Technologien sowie ein Mangel an gesetzlichen<br />
Richtlinien sind die Ursache dafür, dass strategische Rohstoff e<br />
bisher selten recycelt werden. So bemängelt die EU-Kommission<br />
derzeit die Novelle des deutschen Kreislaufwirtschaft sgesetzes<br />
<strong>punkt</strong>_<strong>02</strong>/<strong>2011</strong><br />
Ob Rennräder, LED oder Festplatten – in<br />
vielen Gegenständen schlummern wichtige<br />
stoffl iche Ressourcen, wie zum<br />
Beispiel der strategische Rohstoff<br />
seltene Erden.<br />
IM FOKUS<br />
dafür, dass sie die in der EU-Abfallrahmenrichtlinie vorgesehene<br />
fünfstufi ge Abfallhierarchie verwässere. Gegenstand der EU-Kritik<br />
ist die „Heizwertklausel“, durch die Abfallverbrennung und<br />
-recycling unter bestimmten Bedingungen gleichgesetzt werden.<br />
„Die deutschen Umweltverbände haben sich gemeinsam mit dem<br />
NABU intensiv dafür eingesetzt, dass Wiederverwendung und<br />
Recycling gemäß der fünfstufi gen Abfallhierarchie Priorität genießen.<br />
Die Stellungnahme der EU ist ein Erfolg für die Umwelt“,<br />
kommentiert NABU-Bundesgeschäft sführer Leif Miller<br />
die Neuigkeiten. „Als Konsequenz fordern wir<br />
jetzt von Bundestag und Bundesregierung<br />
deutliche ökologische Verbesserungen<br />
beim Kreislaufwirtschaft<br />
sgesetz.“<br />
Für den Aufb au einer<br />
Kreislaufwirtschaft für<br />
strategische Rohstoff e<br />
empfi ehlt der Rat für<br />
Nachhaltige Entwicklung<br />
der Bundesregierung<br />
eine<br />
Roadmap. „Wie<br />
Deutschland<br />
zum Rohstoffland<br />
wird“ heißt<br />
die Vision, die<br />
unter anderem<br />
eine rechtlich bindende<br />
Definition<br />
für strategische Rohstoff<br />
e vorsieht. Zudem<br />
schlägt der Rat vor, die<br />
Hersteller von Produkten<br />
stärker für deren spätere Recyclingfähigkeit<br />
verantwortlich<br />
zu machen. Die Wissenschaft ler des<br />
deutschen Öko-Instituts wiederum sprechen<br />
sich für den Aufb au eines europäischen<br />
Netzwerks von Akteuren aus Wirtschaft , Wissenschaft<br />
und Politik aus, um auf diese Weise Know-how zu bündeln und<br />
grenzüberschreitende Projekte zu ermöglichen.<br />
Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen könnte Deutschland nach<br />
Einschätzung des Rates für Nachhaltige Entwicklung nicht nur<br />
seine führende Rolle auf dem grünen Zukunft smarkt ausbauen,<br />
sondern zudem seine Abhängigkeit von den angespannten Rohstoff<br />
märkten verringern. ●<br />
Fotos: Bloomberg via Getty Images; fotolia (12); TeeGschwendner GmbH (3)