Gruppenhaltung ohne Ferkelschutzstand Wir lassen ... - Schweine.at
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02Z030068, P.b.b.<br />
Verlagspostamt 1200 Wien, DVR-Nr.0956015<br />
www.schweine.<strong>at</strong> Magazin<br />
Fach- & Mitteilungsbl<strong>at</strong>t des Verbandes<br />
Österreichischer <strong>Schweine</strong>bauern<br />
Ausgabe Österreich 2/2011<br />
Für das Wohl der Tiere<br />
und Menschen sorgen!
Magazin<br />
IMPRESSUM<br />
3 Inhalt<br />
Nicht mit uns!<br />
<strong>Gruppenhaltung</strong> <strong>ohne</strong><br />
<strong>Ferkelschutzstand</strong><br />
<strong>Wir</strong> <strong>lassen</strong> uns nicht<br />
erdrücken!<br />
Haltungsmanagement<br />
Stressfreies<br />
<strong>Schweine</strong>verladen<br />
PRRS - ein wichtiger<br />
Faktor<br />
Wieselburger Messe<br />
So kann man mit einer Berufsgruppe, die tagtäglich für<br />
das Wohl der Tiere und die Versorgung mit heimischen<br />
Lebensmitteln sorgt, nicht umgehen! > Seite 4<br />
In Österreich gibt es Bestrebungen, die Aufstallung ferkelführender<br />
Sauen in Ferkelschutzständen innerhalb<br />
der Abferkelbucht zu verbieten ... > Seite 12<br />
1.200 Teilnehmer bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung<br />
des VÖS am 23. März unterstreichen<br />
die Existenzangst der <strong>Schweine</strong>bauern ... > Seite 15<br />
Um rentable Leistungen erzielen zu können, sind ein<br />
hoher Gesundheitsst<strong>at</strong>us und das Wohlbefinden im<br />
Bestand Grundbedingungen ... > Seite 26<br />
Das Verladen von Ferkel und Mastschweinen soll so<br />
wenig wie möglich Stress aufkommen <strong>lassen</strong>, sowohl<br />
für Mensch, als auch für die <strong>Schweine</strong> ... > Seite 28<br />
Das Porzine Reproduktive und Respir<strong>at</strong>orische Syndrom<br />
(PRRS) zählt weltweit zu den wichtigsten und wirtschaftlich<br />
bedeutendsten Erkrankungen in der <strong>Schweine</strong>produktion<br />
... > Seite 32<br />
Mit mehr als 300 000 Besuchern ist die Wieselburger<br />
Messe eine der größten Landwirtschaftsfachmessen -<br />
heuer vom 30. Juni – 3. Juli > Seite 34<br />
Herausgeber u. Verleger: Verband Österreichischer <strong>Schweine</strong>bauern (VÖS), Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/33417 21 DW31, E-Mail: office@schweine.<strong>at</strong><br />
IBAN-Nr. AT 71 3200 0000 0384 2333, BIC-Nr.: RLNWATWW<br />
Für den Inhalt verantwortlich: Ing. Georg Mayringer, VÖS-Geschäftsführer<br />
Schwerpunkte<br />
Redaktion: Mag. Heinz u. Susanne Ebner GmbH, Sandwirtgasse 9/6, 1060 Wien, Tel.+ Fax: 01/96 7 16 36, E-Mail: ebner@fresco.<strong>at</strong><br />
Ständige Autoren: Dr. Peter Knapp, Dr. Johann Schlederer, DI Johann Stinglmayr, Hans Peter Bäck, Ing. Franz Strasser<br />
Anzeigen: Regina Söncksen, Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/334 17 21 DW31<br />
Druck: Leykam Druck GmbH&CoKG, Bickfordstr.21, 7201 Neudörfl<br />
Titelfoto: VÖS / Harald Klemm Mit freundlicher Unterstützung von<br />
Tel: 02269/2501 Tel.: 03453/40600 Tel.: (Mast) 0732/6902 – 1329 (Ferkel) 07242/47441
Alois Breisler<br />
VÖS-ObmannStv.<br />
Der Inhalt wird vom VÖS und der gesamten<br />
Landwirtschaftsvertretung klar abgelehnt.<br />
Sollte es hier kein Einlenken des Gesundheitsministers<br />
geben, h<strong>at</strong> die Mitgliederversammlung<br />
dem Vorstand des VÖS auch eine klare<br />
Rückendeckung für die Klärung durch den<br />
Verfassungsgerichtshof gegeben. Die <strong>Schweine</strong>bauern<br />
zeigen hier klar ihre Kampfbereitschaft.<br />
Die Betriebe brauchen aber nun rasch<br />
Klarheit mit welchen Auflagen sie in den<br />
nächsten Jahren rechnen müssen!<br />
Existenzen nicht gefährden!<br />
Die im Verordnungsentwurf von BM Stöger<br />
vorgesehenen Verschärfungen der Tierhaltevorschriften<br />
in der Sauenhaltung würden die<br />
Nicht mit uns!<br />
heimischen Betriebe in ihrer Existenz gefährden.<br />
Binnen weniger Jahre würde die Selbstversorgung<br />
mit heimischem <strong>Schweine</strong>fleisch<br />
auf weit unter 60% fallen.<br />
Der Verband Österreichischer <strong>Schweine</strong>bauern<br />
kann die Argument<strong>at</strong>ion der Volksanwaltschaft,<br />
wonach die erste Tierhalteverordnung<br />
nicht den Zielbestimmungen des Tierschutzgesetzes<br />
entspricht, in keiner Weise nachvollziehen.<br />
Das Bundestierschutzgesetz wurde 2004<br />
von allen Parteien im Parlament beschlossen.<br />
Auch die 1. Tierhaltungsverordnung wurde zu<br />
diesem Zeitpunkt unter Mitarbeit der Wissenschaft<br />
erstellt. Die Argument<strong>at</strong>ion der Volksanwaltschaft<br />
verfolgt einen einseitigen<br />
Ans<strong>at</strong>z, nämlich nur die Betrachtung der<br />
Bewegungssitu<strong>at</strong>ion der Zuchtsau während<br />
eines kleinen Zeitabschnitts, nicht jedoch die<br />
Verbesserung der Überlebenschancen für die<br />
Ferkel. Wegen der durch den Gesundheitsminister<br />
ausgelösten Diskussion über eine Abänderung<br />
der 1. Tierhalteverordnung sind momentan<br />
aber alle heimischen <strong>Schweine</strong>bauern<br />
zutiefst verunsichert. Zusätzlich auferlegte<br />
Investitionen würden nicht nur die Sauenhalter,<br />
sondern die gesamte heimische <strong>Schweine</strong>fleischerzeugung<br />
in ihrer Existenz gefährden.<br />
Landwirtschaftsvertreter<br />
ziehen an einem Strang!<br />
Foto: Bauernzeitung / Maad<br />
So kann man mit einer Berufsgruppe, die tagtäglich für das Wohl der Tiere sorgt und<br />
die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln sichert, nicht umgehen! Mehr als<br />
1.200 <strong>Schweine</strong>bauern haben bei der Mitgliederversammlung des VÖS die Dram<strong>at</strong>ik<br />
der Situ<strong>at</strong>ion klar aufgezeigt. Der Anfang März von Gesundheitsminister Stöger ausgeschickte<br />
Entwurf zur Änderung der ersten Tierhalteverordnung würde die heimischen<br />
Betriebe in ihrer Existenz gefährden und hält die Branche nun schon seit<br />
Mon<strong>at</strong>en in Atem.<br />
Seit Bekanntwerden der Them<strong>at</strong>ik durch die<br />
Aufzeichnung der Bürgeranwaltssendung im<br />
ORF am 16.12. 2010 bzw. Ausstrahlung am 8.<br />
Jänner 2011 wurden von Seiten des VÖS zur<br />
Leitartikel<br />
4
Abwendung des Anschlages auf die heimische<br />
<strong>Schweine</strong>produktion zahlreiche Maßnahmen<br />
getätigt. Unzählige Sitzungen in den VÖS Gremien,<br />
Abstimmungsarbeiten mit der LK Österreich<br />
und dem Landwirtschaftsministerium<br />
und die detaillierte fachliche Aufarbeitung<br />
waren notwendig.<br />
Die hohe Beteiligung bei der außerordentlichen<br />
Mitgliederversammlung und mehr als<br />
15.000 unterschriebene Protestnoten an<br />
Bundesminister Stöger zeigten die Brisanz<br />
dieses Themas deutlich auf und unterstützen<br />
den VÖS und Landwirtschaftsvertreter bei den<br />
weiteren Verhandlungen.<br />
Gesamte Agrarpolitik steht<br />
hinter <strong>Schweine</strong>branche<br />
„Wer immer strengere Tierschutzauflagen für<br />
<strong>Schweine</strong>halter verlangt, gleichzeitig aber<br />
<strong>Schweine</strong>fleisch zu Billigstpreisen haben will,<br />
nimmt in Kauf, dass noch mehr bäuerliche<br />
Betriebe die <strong>Schweine</strong>haltung aufgeben müssen<br />
und die <strong>Schweine</strong>haltung ins Ausland<br />
abwandert“, warnt auch Landwirtschaftskammerpräsident<br />
Wlodkowski bei der Mitgliederversammlung<br />
vor neg<strong>at</strong>iven Folgen. „Die<br />
<strong>Schweine</strong>bauern brauchen verlässliche Rahmenbedingungen<br />
unter denen sie im europäischen<br />
Umfeld bestehen können!“ Präsident<br />
Fritz Grillitsch stößt ins selbe Horn: “Es ist<br />
von Minister Stöger verantwortungslos eine<br />
Verordnung in Begutachtung zu schicken<br />
<strong>ohne</strong> vorher eine umfangreiche Fachdiskussion<br />
auf breiter Basis und mit den Betroffenen<br />
zu führen. Österreichs <strong>Schweine</strong>bauern verkraften<br />
keine zusätzlichen Belastungen!“<br />
Breite Ablehnung<br />
des Verordnungsentwurfes<br />
Nicht nur der VÖS und Landwirtschaftskammer<br />
sprechen sich klar gegen den Inhalt der ruinösen<br />
Verordnung aus. Auch vom Landwirtschaftsministerium,<br />
<strong>ohne</strong> dessen Zustimmung<br />
der Gesundheitsminister die erste Tierhalteverordnung<br />
nicht verabschieden kann, kommen<br />
klare Worte. „Der vorliegende Entwurf<br />
nimmt weder auf den anerkannten Stand der<br />
wissenschaftlichen Erkenntnisse noch auf die<br />
ökonomischen Auswirkungen in geeigneter<br />
Weise bedacht“ stellte Dr. Konrad Blaas, Leiter<br />
der Abteilung Tierhaltung und Tierschutz des<br />
Lebensministeriums, in seiner Beurteilung des<br />
Entwurfes bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung<br />
fest. Der Landwirtschaftsminister<br />
wird diesem Entwurf daher nicht<br />
zustimmen und damit kann diese ruinöse Verordnung<br />
auch nicht in Kraft treten. Es bleibt<br />
aber noch offen, ob Volksanwalt Kostelka und<br />
Gesundheitsminister Stöger noch weitere<br />
5 Leitartikel<br />
Schritte setzen, um ihre geplanten<br />
Verschärfungen durchzusetzen. Volksanwalt<br />
Kostelka h<strong>at</strong> jedenfalls angedroht,<br />
das Thema vor dem Verfassungsgerichtshof<br />
behandeln zu wollen.<br />
<strong>Wir</strong>tschaft und Tierärzteschaft<br />
befürchten<br />
Verschlechterungen<br />
Auch Dr. Martina Gl<strong>at</strong>zl, Vizepräsidentin<br />
der Tierärztekammer, weist in der Podiumsdiskussion<br />
im Rahmen der Veranstaltung<br />
darauf hin, dass zahlreiche Studien<br />
höhere Ferkelverluste in freien Abferkelsystemen<br />
belegen. „Unter diesem Gesichtspunkt<br />
können solche Systeme<br />
nicht unterstützt werden.“ Prof. Josef<br />
Troxler von der Veterinäruniversität Wien<br />
wünscht sich zwar eine Weiterentwikklung<br />
der Tierschutzbestimmungen,<br />
räumt aber auch ein, dass die Betriebe<br />
mitten im Umstellungsprozess zur verpflichtenden<br />
<strong>Gruppenhaltung</strong> keine zusätzlichen<br />
Auflagen verkraften. Auf die starke<br />
intern<strong>at</strong>ionale Verflechtung des <strong>Schweine</strong>fleischmarktes<br />
verweist Schlachthofbetreiber<br />
Norbert Marcher bei seiner Beurteilung nach<br />
den Chancen auf Mehrerlösen, die von Befürwortern<br />
von höheren Auflagen oft in Aussicht<br />
gestellt werden: „Mehrkosten, die aufgrund<br />
höherer gesetzlicher Auflagen entstehen,<br />
können in diesem Umfeld nicht durch<br />
höhere Erlöse ausgeglichen werden. Bei offenen<br />
Grenzen brauchen wir vergleichbare Rahmenbedingungen.“<br />
Vom zuständigen Gesundheitsministerium<br />
h<strong>at</strong> sich leider kein Vertreter<br />
der Diskussion bei der Mitgliederversammlung<br />
gestellt.<br />
Branche braucht rasche Klarheit<br />
Die hohe Teilnehmerzahl bei unserer außerordentlichen<br />
Mitgliederversammlung ist ein klarer<br />
Apell an Gesundheitsminister Stöger, die<br />
Ängste der <strong>Schweine</strong>bauern ernst zu nehmen.<br />
Wer es wirklich ernst mit dem Tierschutz<br />
meint, muss mit den <strong>Schweine</strong>bauern zusammenarbeiten.<br />
Wenn man die <strong>Schweine</strong>haltung<br />
in Österreich unmöglich macht, ist den Tieren<br />
am wenigsten geholfen. Auch die Konsumenten<br />
bevorzugen klar österreichisches <strong>Schweine</strong>fleisch<br />
und wollen es weiterhin aus heimischen<br />
Betrieben beziehen. Alle beteiligten<br />
Verantwortungsträger sind nun gefordert,<br />
möglichst rasch wieder eine sichere und wettbewerbsfähige<br />
Rechtsbasis für die heimischen<br />
<strong>Schweine</strong>bauern zu schaffen. Nur so ist es realistisch,<br />
dass die Betriebe weiter in der Sparte<br />
bleiben und in Umbaumaßnahmen investieren.<br />
Mehr als<br />
15.000<br />
Unterschriften!<br />
Mehr als 15.000 haben die Protestnote an<br />
Bundesminister Stöger bereits unterschrieben.<br />
Ein herzliches Dankeschön seitens<br />
des VÖS an die großartige Beteiligung<br />
bei der Protestaktion. Jede einzelne<br />
Unterschrift unterstützt uns bei den weiteren<br />
Verhandlungen!<br />
Solange die Diskussion noch im Gange ist,<br />
können Sie auch noch unterschriebene<br />
Protestnoten an den VÖS schicken.<br />
Auf unserer Homepage ‚www.schweine.<strong>at</strong>‘<br />
finden Sie das Formular zum Ausdrucken.
Dr. Johann Schlederer<br />
Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse<br />
Und trotzdem steigt zurzeit die Nervosität, ob<br />
die Schwächephase vorübergehend ist, oder ob<br />
sie bereits ein Zeichen dafür ist, dass die Preiserwartung<br />
für das gesamte Jahr nach unten<br />
korrigiert werden muss. Keine Frage, dass in<br />
Anbetracht der Futterkostensitu<strong>at</strong>ion zumindest<br />
das Durchschnittsergebnis von 2008<br />
erreicht werden sollte bzw. müsste.<br />
PLH – Instrument mit<br />
Vor- und Nachteilen<br />
Die Gründe für die Marktschwäche sind vielfältig.<br />
Zu seltenes Grillwetter, aber auch die Auslagerung<br />
aus der PLH sollen maßgeblich beteiligt<br />
sein. Europaweit wurden 140.000 Tonnen beantragt<br />
und von Mitte Jänner bis Ende Februar eingelagert.<br />
Die Auslagerung läuft in den Mon<strong>at</strong>en<br />
Mai (28.000 Tonnen), Juni (52.000 Tonnen), Juli<br />
(24.000 Tonnen) und August (29.000 Tonnen).<br />
Klar ist, dass der Markt in der Einlagerungszeit<br />
entlastet und in der Auslagerungszeit belastet<br />
wird. Es wäre aber unangebracht, die PLH generell<br />
als unbrauchbar hinzustellen. Jedenfalls<br />
waren wir alle froh, als im Jänner das Dioxindesaster<br />
in Österreich ausblieb und eine rasche<br />
Preiserholung eintr<strong>at</strong>. Zudem ist die gesamte<br />
Einlagerungsmenge verteilt auf den gesamten<br />
Binnenmarkt doch eine marginale Größe. In der<br />
Einlagerungszeit wurden etwa 2% Wochenvolumen<br />
aus dem Markt genommen. In der Auslage-<br />
rungszeit kommt etwa 1% zum normalen<br />
Wochenvolumen hinzu, da der Auslagerungszeitraum<br />
doppelt so lang ist, wie der Einlagerungszeit-raum.<br />
Diese Menge sollte in dem Zeitraum<br />
Mai bis August durchaus gut verkraftbar sein,<br />
denn es ist dies die Phase, in der saisonal<br />
bedingt das Angebot immer rückläufig ist. Was<br />
mehr Gewicht h<strong>at</strong> und damit mehr Preisdruck<br />
ausübt, ist das Argument an sich. Das ständige<br />
Reden darüber, dass ausgelagert wird, lässt die<br />
Fleischhändler in ihrem Bestellverhalten zurückhaltender<br />
agieren, was in Folge Rückstau verursacht.<br />
Erstmals Hauspreise<br />
auch in Österreich<br />
Grafik 1: Nach rel<strong>at</strong>iv zufriedenstellendem <strong>Schweine</strong>preis gab es<br />
Einbußen im Mai. D<strong>at</strong>en: VLV<br />
Marktlage: Durchhänger<br />
oder mehr?<br />
Nachdem die Mon<strong>at</strong>e Februar, März und April hinsichtlich <strong>Schweine</strong>preis vergleichsweise<br />
zufriedenstellend ausgefallen sind (siehe Grafik1), war der Mai durch<br />
Preiseinbußen geprägt. Mit Minus 8 Cent in KW 20 und Minus 4 Cent in KW 21 fiel<br />
das Minus unerwartet kräftig aus. Dass zwischen der Preisanstiegsphase im Frühling<br />
und der Hochpreisphase im Sommer eine Preisschwäche eintreten kann, ist beinahe<br />
alljährlich feststellbar - also nichts Außergewöhnliches.<br />
In Kalenderwoche 21 und 22 gab es eine Diskrepanz<br />
zwischen Börsenpreis und der <strong>Schweine</strong>vermarktung<br />
außerhalb der Börse. Dies ist hierzulande<br />
im Gegens<strong>at</strong>z zu Deutschland unüblich,<br />
aber aus nichts Außergewöhnliches. Die österreichische<br />
<strong>Schweine</strong>börse, die von den drei Länderbörsen<br />
Styriabrid, Gut Streitdorf und VLV getragen<br />
wird, sieht sich ausschließlich für die eigenen<br />
Mitglieder verantwortlich und versucht<br />
Woche für Woche bei der Preisbildung das Bestmögliche<br />
zu erreichen. Da die Schlachtbranche<br />
bei den Preisverhandlungen oftmals uneinig ist,<br />
ist es unsere Verantwortung, den Preis wenn<br />
erforderlich auch <strong>ohne</strong> einvernehmlicher Zustimmung<br />
der Abnehmer<br />
zu fixieren. Dass dieser<br />
Börsenpreis außerhalb<br />
der Börse meist<br />
Eins zu Eins übernommen<br />
wird ist verständlich.<br />
Durch unsere<br />
transparente Darstellung<br />
kann jeder Landwirt<br />
aktuell das Börsenpreisniveauer-fahren<br />
und seinen direkten<br />
Schlachtbetrieb<br />
damit konfrontieren<br />
und unter Druck setzen.<br />
Es steht aber nirgends geschrieben, dass der<br />
Schlachtbetrieb einem einzelnen Landwirt den<br />
Börsenpreis zahlen muss, oder mehr, oder weniger,<br />
oder gänzlich völlig losgelöste Zahlungspraktiken<br />
an den Tag legt.<br />
In der jüngsten Hauspreisproblem<strong>at</strong>ik ging es<br />
nicht alleine um den Auszahlungspreis in den<br />
beiden genannten Wochen. Seit dem deutschen<br />
Dioxinskandal war es uns gelungen, die Preisdifferenz<br />
zu unseren Gunsten gegenüber Deutschland<br />
im Vergleich zum Jahreswechsel um zusätzliche<br />
5 Cent auszubauen. Dies war den intern<strong>at</strong>ional<br />
tätigen Schlachtunternehmen, die permanent<br />
im (Seite 16 beschriebenen unfairen) Wettbewerb<br />
mit deutschen Mitbewerbern stehen, ein<br />
zu starker Dorn im Auge, sodass man die Hauspreisansage<br />
als Mittel der Wahl heranzog, den<br />
Preisvorsprung zu Deutschland auf ein quasi<br />
akzeptiertes Niveau zurückzudrehen.<br />
Ausblick auf zweites Halbjahr<br />
Laut EU-Viehzählung sollte die Produktion im<br />
zweiten Halbjahr verglichen mit 2010 rückläufig<br />
sein. Vorsichtigerweise wird hinzugefügt, dass<br />
das Ausmaß schwer einschätzbar ist, da durch<br />
teilweise enorme Produktivitätssteigerung, insbesondere<br />
im Ferkelbereich, das prognostizierte<br />
Minus auch kompensiert werden könnte.<br />
Als Beispiel dafür kann man Dänemark anführen.<br />
Hier wurde im letzten Jahr die Zahl der abgesetzten<br />
Ferkel um 0,7 Stück pro Zuchtsau im<br />
Jahr gesteigert, was einem Plus von ca. 3%<br />
gleichkommt. Heißt: Trotz Rückgang des Zuchtsauenbestandes<br />
um 2% steigt die Marktleis-tung<br />
um 1%.<br />
EU-weit wird von einem erfolgreichen Drittlandexport<br />
gesprochen. Es wird eine neuerliche<br />
Rekordmenge in diesem Bereich erwartet. Insbesondere<br />
Japan setzt nach dem Atomdesaster verstärkt<br />
auf sichere <strong>Schweine</strong>fleischimporte aus<br />
der EU, primär aus Dänemark. Was abermals<br />
nicht einschätzbar ist, ist der Wechselkurs, der<br />
momentan für die Exporte wieder ungünstig ist,<br />
da der Euro wieder an Härte zugenommen h<strong>at</strong>.<br />
Markt<br />
6
Mit dem Rüssel in Brüssel<br />
Ergebnis „High Level Group“:<br />
Was ist davon zu erwarten?<br />
Die Anfang Dezember von der belgischen<br />
Regierung initiierte und in der Folge in vier<br />
Tagungsterminen abgehaltene, hochrangige<br />
Expertenrunde tagte Anfang Mai zum vierten<br />
und vorläufig letzten Mal. Dabei wurde versucht<br />
ein Ergebnis der vorangegangenen Meetings<br />
zu formulieren und entsprechende<br />
Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Weitgehend<br />
einig war man sich, dass die aktuelle<br />
Lage am <strong>Schweine</strong>markt krisenhaft ist und<br />
die Rahmenbedingungen für die <strong>Schweine</strong>halter<br />
verbessert werden sollten. Wie dies<br />
geschehen könnte, wurde sehr differenziert<br />
dargestellt. Während der überwiegende Teil<br />
der Vertreter der Meinung war, dass eine stärkere<br />
Bewirtschaftung der Rohstoffmärkte<br />
(z.B. Getreide) günstigere und stabilere Preise<br />
bringen würde, wurde von vielen auch eine<br />
stärkere Kontrolle der übermächtigen Handelsketten<br />
gefordert. In diesem Zusammenhang<br />
verdichteten sich die Forderungen, die<br />
Erzeugergemeinschaften zu unterstützen um<br />
am Markt zu mehr Gleichgewicht bei der Aufteilung<br />
der Wertschöpfung zu kommen.<br />
Die „High Level Group“ war eine sogenannte<br />
erweiterte Ber<strong>at</strong>ungsgruppe der Kommission,<br />
die neben der üblicherweise zwei- bis dreimal<br />
jährlich tagenden Ber<strong>at</strong>ungsgruppe zusätzlich<br />
um n<strong>at</strong>ionale Vertreter, d. h. Ministerialbeamte<br />
aus den einzelnen Ländern, erweitert<br />
wurde. Verwunderung, bzw. Verärgerung,<br />
machte sich im Kreis der normalen Ber<strong>at</strong>ungsgruppe<br />
breit, als die Ministerialbeamten<br />
von beinahe allen Ländern der Zusammenfassung,<br />
die von den Experten der Land- und<br />
Fleischwirtschaft erstellt wurde, überwiegend<br />
die Zustimmung verweigerten. Den Gipfel der<br />
Geschmacklosigkeit in diesem Zusammenhang<br />
lieferte der Vertreter des deutschen<br />
Ministeriums namens Claus Bormut, der in<br />
seinen abschließenden Bemerkungen sinngemäß<br />
meinte, dass er nicht verstehe, warum<br />
man über Krisenszenarien in der Branche<br />
diskutieren musste, wenngleich es in<br />
Deutschland <strong>ohne</strong>hin keine Krise am <strong>Schweine</strong>markt<br />
gebe.<br />
Meine Schlussfolgerung daraus: Der EU-Kommission<br />
dürfte es nach der abschließenden<br />
7 Markt<br />
Diskussion leicht fallen, alle gut gemeinten<br />
R<strong>at</strong>schläge aus der erweiterten Expertengruppe<br />
in Ermangelung geschlossener Zustimmung<br />
nicht weiter verfolgen zu müssen.<br />
Deutsche Billigstlöhne drücken<br />
unseren <strong>Schweine</strong>preis<br />
Bereits des Öfteren haben wir im VÖS-Magazin<br />
auf das Problem der Dumpinglöhne in<br />
deutschen Schlachtbetrieben hingewiesen,<br />
die zur Folge haben, dass das nach Österreich<br />
exportierte <strong>Schweine</strong>fleisch ebenfalls zu<br />
Dumpingpreisen bei uns vertrieben wird.<br />
Einen Funken Hoffnung, dass sich daran<br />
zumindest mittelfristig etwas ändern könnte,<br />
darf man an diversen Initi<strong>at</strong>iven auf brüsseler<br />
Ebene knüpfen. Zum einen wurde von<br />
französischer und belgischer Seite dieser<br />
Missstand bei der Kommission schriftlich<br />
deponiert, zum anderen wird nun auch das<br />
europäische Parlament in dieser Sache aktiv.<br />
So wurde von den sozialdemokr<strong>at</strong>ischen Mitgliedern<br />
des Europäischen Parlaments unter<br />
dem Vorsitz der deutschen Gewerkschafterin<br />
Jutta Steinruck eine Tagung initiiert, die am<br />
5. Mai abgehalten wurde. Thema: Neues Sozialdumping<br />
– Alarmierende Situ<strong>at</strong>ion in der<br />
<strong>Schweine</strong>fleischindustrie. Und was dabei<br />
berichtet und diskutiert wurde, ist in der T<strong>at</strong><br />
alarmierend. Primär stand Deutschland und<br />
hier wiederum die Firma Tönnies aus Rheda<br />
Wiedenbrück im Zentrum der Kritik. Laut<br />
Bernd Maiweg von der deutschen Gewerkschaft<br />
Nahrung, Genuss und Gaststätten<br />
beschäftigt beispielsweise die Fa. Tönnies nur<br />
mehr 10% eigene Arbeitnehmer. Der Rest der<br />
in diesem Unternehmen beschäftigten Leutealso<br />
90% - sind mittel- und osteuropäische<br />
Arbeitnehmer, die in Werkverträgen eingesetzt<br />
werden.<br />
Diese Arbeiter unterliegen dem Arbeitsrecht<br />
des Entsendelandes, beispielsweise Rumänien<br />
oder Bulgarien, wo keine gesetzlichen Lohnuntergrenzen<br />
bekannt sind. Auch in Deutschland<br />
gibt es keinen Mindestlohn, was diese<br />
moderne Sklaverei erst ermöglicht.<br />
Zudem wird das EU-weite Regelwerk der<br />
Arbeitskräfteüberlassung sehr liberal ausgelegt,<br />
sodass es sogar legal ist, dass beispielsweise<br />
die Firma Tönnies 3.700 Arbeitnehmer<br />
von insgesamt 4.700 mit Stundenlöhnen von<br />
ca. 3,50 Euro abspeisen kann. Selbiges wird<br />
von der Firma Danish Crown, die sich dem<br />
Schlachtbetrieb D&S gekauft h<strong>at</strong> und ebenfalls<br />
das deutsche Lohndumping-Regelwerk<br />
nützen kann. Etwas besser in dieser Betrachtung<br />
steigen Westfleisch und die Firma Vion<br />
aus.<br />
Üblicherweise ist es nicht unsere Sache, sich<br />
in deutsche Gewerkschaftsprobleme einzumischen,<br />
wäre da nicht der Zusammenhang mit<br />
dem Fleisch-Preis-Dumping gegeben, welches<br />
uns in Österreich tagtäglich die <strong>Schweine</strong>produktion<br />
gefährdet.<br />
Je nach Produktbeschaffenheit resultiert die<br />
Nettowertschöpfung von zerlegtem <strong>Schweine</strong>fleisch<br />
zwischen 60% und 80% aus Lohnarbeitskosten.<br />
In der Endkalkul<strong>at</strong>ion ergibt<br />
sich demnach ein unfassbarer Wettbewerbsvorteil<br />
von ca. 30 Euro pro zerlegtem<br />
Schwein, bzw. ca. 30 Cent pro Kilogramm.<br />
Hinzu kommen die Kostenvorteile des günstigeren<br />
<strong>Schweine</strong>einkaufspreises und der<br />
Schlachthofstruktur.<br />
Ingesamt ist es kein Wunder, dass dann die<br />
österreichische Fleischindustrie dem Lockruf<br />
des Billigrohstoffes aus Deutschland unterliegt.<br />
Ich hoffe sehr, dass sich auch Österreich von offizieller<br />
Seite in Brüssel gegen diesen Missstand<br />
erhebt.<br />
Dr. Johann Schlederer<br />
Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse
Hans-Peter Bäck<br />
Koordin<strong>at</strong>or Ferkelausschuss<br />
Preisausschläge und Vermarktungsprobleme sind<br />
eine Sache – die andere und zumindest genauso<br />
drückende, ist das Umfeld, in dem sich der Ferkelerzeuger<br />
derzeit bewegt beziehungsweise dem<br />
er ausgesetzt ist.<br />
<strong>Wir</strong> befinden uns in einem entscheidenden Jahr.<br />
Einem Jahr, in dem viele Weichen gestellt werden,<br />
wie es mit der <strong>Schweine</strong>produktion in<br />
Österreich weitergehen wird. Es gilt die Umstellung<br />
auf die <strong>Gruppenhaltung</strong> in einem schwierigen<br />
Umfeld zu bewältigen und es scheint, dass<br />
die Anpassung auf die hohen Futterpreise nicht<br />
in der Geschwindigkeit von st<strong>at</strong>ten geht, wie es<br />
der Produzent benötigt. Auf dem europäischen<br />
Markt herrscht durch die Vormachtstellung<br />
Deutschlands mit der äußerst aggressiven Vermarktungsstr<strong>at</strong>egie<br />
ein gnadenloser Verdrängungskampf.<br />
Alle reden von Strukturwandel, als<br />
hätte es den nie gegeben. N<strong>at</strong>ürlich ist er im<br />
Gange, n<strong>at</strong>ürlich drehen sich die Räder immer<br />
schneller. Aber wie soll eine bäuerliche, kleinstrukturierte<br />
und kreislauforientierte Landwirtschaft<br />
gegen Mitbewerber bestehen, die in vielen<br />
Weichenstellung in der<br />
Ferkelproduktion<br />
Die Ferkelproduktion erlebt derzeit eine Phase, in der es wieder einmal den<br />
Anschein h<strong>at</strong>, als sei man am Markt der schwächste Teilnehmer. Das erste Halbjahr<br />
war bisher von zwei einschneidenden Ergebnissen geprägt, der Futterknappheit und<br />
dem Dioxinskandal mit all seinen neg<strong>at</strong>iven Folgen für die Abs<strong>at</strong>z- und Preislage.<br />
Dingen Vorteile haben und nicht immer lauter<br />
sind. Lohndumping und massive Investitionsförderungen<br />
sind Vorteile, die unsere Landwirtschaft<br />
durch die günstige Flächen- und Eigentumsstruktur<br />
nur sehr schwer ausgleichen kann.<br />
Und dann schlägt man die Zeitung auf und liest<br />
Berichte, die Einkommen der Bauern wären so<br />
stark gestiegen, dass man sowieso zu viele Subventionen<br />
beziehe und viele Dinge mehr. Einen<br />
Tag später, beim nächsten „Lebensmittelskandal“,<br />
werden wiederum mehr Kontrollen gefordert.<br />
Diese sollen selbstverständlich von der<br />
Landwirtschaft getragen werden, denn teurer<br />
darf ja sowieso nichts werden, um nur ja nicht<br />
den zweiten Urlaub zu gefährden.<br />
Auf die „Tierschutzdeb<strong>at</strong>te“ will ich gar nicht<br />
näher eingehen, aber ich frage mich schon, wie<br />
sich in diesem stark verunsicherten Umfeld Investitionen<br />
in Bezug auf die <strong>Gruppenhaltung</strong><br />
umsetzen <strong>lassen</strong> werden. Gerade hier h<strong>at</strong> die<br />
bäuerliche Ferkelproduktion noch vieles in sehr<br />
kurzer Zeit zu bewältigen.<br />
Ferkelproduktion muss<br />
erhalten werden<br />
Für die Aufrechterhaltung der gesamten österreichischen<br />
Wertschöpfungskette in der<br />
<strong>Schweine</strong>produktion ist es von größter Bedeutung,<br />
dass die Ferkelerzeugung nicht wegbricht.<br />
<strong>Wir</strong> werden unsere Preisvorteile auf<br />
dem Mastschweinesektor nur behaupten können,<br />
wenn in Österreich weiter ausreichend<br />
Ferkel produziert werden. Es wird keine AMA<br />
und Regionalzuschläge mehr geben, wenn die<br />
Grundversorgung mit ausschließlich österreichischer<br />
Ware nicht mehr gegeben ist.<br />
Fällt die Marktposition im Lebensmittelhandel,<br />
der im Frischfleisch fast zur Gänze und in<br />
der Verarbeitungsware immer mehr auf österreichische<br />
Erzeugnisse zurückgreift, wird es<br />
eine sehr harte Landung im europäischen<br />
Wettbewerb geben.<br />
Damit würde man sich aber auch Zustände<br />
einkaufen, die auch der vielzitierte Konsument<br />
sicher nicht will. Zustände, wie diverse<br />
Futtermittelskandale durch Nitrofen und Dioxin<br />
oder dem EHEC-Erreger in Lebensmittel,<br />
haben wir in Österreich nicht.<br />
Unsere Kontrollsysteme und unsere Eigenverantwortung<br />
haben bisher gehalten und wir<br />
würden uns daher auch wünschen, dass wir<br />
dann in Krisenzeiten entsprechend breit<br />
unterstützt werden. <strong>Wir</strong> brauchen Investitionsförderungen,<br />
um konkurrenzfähig zu<br />
bleiben und wir brauchen auch die Unterstützung<br />
der Politik, die uns die Rechtssicherheit<br />
in der Produktion geben muss.<br />
Dieser Sommer könnte einer der schwierigsten<br />
in der Ferkelvermarktung werden, den es je<br />
gab. Darum ersuchen wir alle unsere Kunden,<br />
jeden einzelnen Mäster, uns zu helfen, damit<br />
wir wenigstens den Abs<strong>at</strong>z von österreichischen<br />
Ferkeln so halbwegs sicherstellen können.<br />
Ferkelmarkt<br />
8
Genomische Selektion -<br />
Revolution in der <strong>Schweine</strong>zucht?<br />
Die genomische Selektion ist das aktuelle Thema in der Rinderzucht und der Praxiseins<strong>at</strong>z<br />
h<strong>at</strong> dort gestartet. Bringt diese neue Methode der Zuchtarbeit auch für die<br />
<strong>Schweine</strong>zucht Vorteile?<br />
Die genomische Selektion erfolgt auf der Basis<br />
einer genomischen Zuchtwertschätzung. Bei<br />
diesem neuen Verfahren wird der enorme technologische<br />
Fortschritt bei der Genotypisierung<br />
von verschiedenen Organismen genutzt. Es ist<br />
heute möglich mit sogenannten SNP Chips<br />
(SNP=single nucleotide polymorphisms) mehrere<br />
Tausend genetische Marker aus der Erbinforamtion<br />
(DNA) einer Zelle zu identifizieren. Diese<br />
Marker sind zufällig über die Erbinform<strong>at</strong>ion<br />
des Tieres verteilt. Ziel ist es nun die Markerinform<strong>at</strong>ionen<br />
mit den t<strong>at</strong>sächlichen Leistungen<br />
des Tieres in Verbindung zu bringen, um damit<br />
eine höhere Treffsicherheit bei der Zuchtauswahl<br />
zu erzielen.<br />
Zwei Schritte<br />
Im ersten Schritt müssen die Markereffekte in<br />
einer Referenzpopul<strong>at</strong>ion (Zuchtherde) geschätzt<br />
werden. Dazu brauchen wir die Leistungsinform<strong>at</strong>ion<br />
eines Merkmals. Bei der<br />
Fruchtbarkeit werden zum Beispiel die Eigenleistung<br />
der Mutter oder bei Ebern die Nachkommenleistungen<br />
der Töchter herangezogen. Alle<br />
Tiere der Referenzpopul<strong>at</strong>ion werden genotypisiert.<br />
Mit komplexen Rechenmethoden werden<br />
dann die Markereffekte geschätzt. Ziel des<br />
Rechenverfahrens ist es herauszufinden, in welcher<br />
Form die Kombin<strong>at</strong>ionen der tausenden<br />
Marker mit der Leistung in Beziehung stehen.<br />
Dazu braucht es mindestens 1500 genotypisierte<br />
Tiere mit sicherer Leistungsinform<strong>at</strong>ion.<br />
In einem zweiten Schritt werden diese Inform<strong>at</strong>ionen<br />
für die Zuchtpraxis genutzt. Die Zuchtkandid<strong>at</strong>en<br />
werden mit den gleichen SNP Markern<br />
typisiert wie die Referenztiere. Bei der<br />
genomischen Zuchtwertschätzung wird die konventionelle<br />
Zuchtwertschätzung aus den Leistungsinform<strong>at</strong>ionen<br />
und die Zuchtwertschätzung<br />
aus den genomischen Inform<strong>at</strong>ionen kombiniert.<br />
Der Vorteil ist, dass unmittelbar nach<br />
der Geburt eines Tieres die DNA analysiert und<br />
ein genauerer Zuchtwert berechnet werden<br />
kann, <strong>ohne</strong> dass eine Leistung vorliegt.<br />
9 Zucht<br />
Nutzen<br />
In der Rinderzucht wird die Möglichkeit der frühen<br />
Selektion bei der Stierauswahl als großer<br />
Vorteil gesehen. Dadurch können Prüfkosten<br />
gespart und das Gener<strong>at</strong>ionsintervall gekürzt<br />
werden. In der Schweinzucht werden die selektierten<br />
Kandid<strong>at</strong>en sofort in der Reinzucht eingesetzt.<br />
Damit ist das Gener<strong>at</strong>ionsintervall<br />
bereits heute sehr kurz. Die Kosten für die Leistungsprüfung<br />
können ebenfalls nicht wesentlich<br />
gesenkt werden. Feldd<strong>at</strong>en werden derzeit<br />
rel<strong>at</strong>iv kostengünstig erhoben und Inform<strong>at</strong>ionen<br />
aus der Prüfst<strong>at</strong>ion brauchen wir weiterhin<br />
um die Schätzwerte für die Markereffekte<br />
aktuell zu halten. Dazu kommt, dass in Kreuzungszuchtprogrammen<br />
die genomische Selektion<br />
in mehreren Reinzuchtlinien durchgeführt<br />
werden muss. Dies vervielfacht n<strong>at</strong>ürlich die<br />
Kosten.<br />
Genauere Zuchtwerte<br />
Bei der Selektion von Mutterlinien auf Fruchtbarkeit<br />
lässt sich zeigen, dass mit genomischen<br />
Zuchtwerten die Genauigkeit bei der Vorauswahl<br />
der Eber von ca. 22% auf ca. 40% verbessert<br />
werden kann. Denn erst wenn die Töchterleistungen<br />
vorliegen, werden die Zuchtwerte<br />
genauer (>80%). Die Treffsicherheit für gute<br />
Eber wird damit<br />
erhöht und der<br />
Zuchtfortschritt kann<br />
um den Faktor 1,3<br />
beschleunigt werden.<br />
Kosten<br />
Trotz ständiger Entwicklung<br />
der Labortechnik<br />
sind die<br />
Kosten für die Genotypisierung<br />
sehr<br />
hoch. Um eine zuverlässige<br />
Aussage zu<br />
treffen, brauche ich eine große Referenzpopul<strong>at</strong>ion.<br />
Um das System zu etablieren sind also<br />
sehr große risikoreiche Anfangsinvestitionen<br />
nötig.<br />
Gemeinsames Projekt<br />
Die österreichische <strong>Schweine</strong>zucht wäre nicht in<br />
der Lage alleine eine genomische Selektion aufzubauen.<br />
Um den großen Unternehmen nicht<br />
alleine das Feld zu über<strong>lassen</strong>, sind die Zuchtverbände<br />
im VÖS in ein intern<strong>at</strong>ionales Forschungsprojekt<br />
eingestiegen. Im Förderverein<br />
Biotechnologie Forschung (FBF) wird gemeinsam<br />
mit Deutschland und der Schweiz das Projekt<br />
„pigGS“ gestartet. Die zuverlässigen und<br />
umfangreichen Leistungsd<strong>at</strong>en und die laufend<br />
erhobenen Gewebeproben aus Österreich sind<br />
hier von großem Nutzen.<br />
Revolution?<br />
Dr. Peter Knapp<br />
Koordin<strong>at</strong>or VÖS-Zuchtausschuss<br />
Eine Revolution in der <strong>Schweine</strong>zucht ist nicht<br />
zu erwarten. Die genomische Selektion bietet<br />
aber eine zusätzliche Möglichkeit den Zuchtfortschritt<br />
zu erhöhen. Mit intern<strong>at</strong>ionaler<br />
Zusammenarbeit werden die notwendigen<br />
Erfahrungen gesammelt, um mögliche praxistaugliche<br />
Systeme aufzubauen.<br />
Ein intern<strong>at</strong>ionales Projekt zur genomischen Selektion bei der<br />
Fruchtbarkeit wird gestartet.
DI Hans Stinglmayr<br />
Koordin<strong>at</strong>or Ausschuss<br />
Recht und Politik<br />
Der VÖS, die LK Österreich und das LW-Ministerium<br />
sind sich in ihren Stellungnahmen darüber<br />
einig, dass vor allem der Verzicht auf den<br />
Ferkelschutzkäfig unmöglich ist und lehnen<br />
deshalb den Verordnungsentwurf ab.<br />
Verzweifelte Sauenhalter<br />
Die heimischen Sauenhalter stehen in einer tiefen<br />
Sinnkrise. Schuld daran trägt die aktuelle<br />
Tierschutzdiskussion über Kastenstände. Diese<br />
Verunsicherung der Bauern führte in den letzten<br />
6 Mon<strong>at</strong>en zu einem völligen Stillstand im<br />
Investitionsgeschehen auf den Bauernhöfen.<br />
Die möglichen Auswirkungen dieser Entwikklungen<br />
haben dram<strong>at</strong>isches Potential, wenn<br />
man weiß, dass noch ca. 40 – 50% aller heimischen<br />
Sauenhalter ihre Warteställe auf <strong>Gruppenhaltung</strong><br />
umstellen müssen und nur mehr 18<br />
Mon<strong>at</strong>e Zeit verbleiben bis zum Ende der Übergangszeit<br />
31.12.2012.<br />
Viele von ihnen haben bereits fertige Konzepte,<br />
die sie in den letzten Jahren erarbeitet haben<br />
und so umsetzen wollten. Völlig überarbeitete<br />
Raumkonzepte in allen Produktionseinheiten<br />
waren häufig notwendig, um zukünftig den<br />
deutlich höheren Pl<strong>at</strong>zbedarf für die tragenden<br />
Sauen bewerkstelligen zu können. Zahlreiche<br />
Bäuerinnen und Bauern standen unmittelbar<br />
vor der Umsetzung ihrer Planungen. Und dann<br />
passierte zu Jahreswechsel der Supergau für die<br />
heimische <strong>Schweine</strong>branche: mitten in die sehr<br />
sensiblen Betriebsentwicklungsmaßnahmen von<br />
tausenden Betrieben wurde eine neue Dimension<br />
der Tierschutzdiskussion eröffnet. Mit brachialer<br />
Gewalt versuchen selbsternannte Tierschützer<br />
gemeinsam mit der Volksanwaltschaft<br />
und populistischer Parteifunktionären eine<br />
ganze Produktionssparte in den Ruin zu treiben,<br />
indem sie Änderungen von Verordnungen<br />
anstreben, die eine wirtschaftliche Sauenhaltung<br />
für die heimischen Bauern innerhalb der<br />
europäischen Union unmöglich machen würde.<br />
Konkret wird gefordert, dass der Ferkelschutzkäfig<br />
und die Einzelhaltung im Deckzentrum in<br />
Kastenstanddiskussion setzt unsere<br />
Ferkelproduktion aufs Spiel!<br />
Die Möglichkeit zur Stellungnahme zum Abänderungsentwurf der 1. Tierhalteverordnung,<br />
den Minister Stöger herausgegeben h<strong>at</strong>, ist seit 4. April 2011 abgelaufen.<br />
Im Entwurf wurde weitgehend das „Schweizer Modell“ übernommen, das bis auf<br />
wenige Ausnahmen die freie Abferkelung <strong>ohne</strong> Ferkelschutzkäfig und die <strong>Gruppenhaltung</strong><br />
der Sauen bereits unmittelbar nach dem Decken vorschreibt.<br />
einem Alleingang Österreichs verboten werden<br />
soll, und dies nur mit wenigen Jahren Übergang.<br />
Auswirkungen<br />
n<strong>at</strong>ionaler Alleingänge<br />
Weil eben die praktizierenden Bauern am<br />
besten wissen was das für sie bedeuten würde,<br />
macht sich immer mehr Verzweiflung breit. Diese<br />
Verzweiflung ist nachvollziehbar, wenn man<br />
die Auswirkungen ähnlicher Vorgehensweisen<br />
in England und vor allem Schweden betrachtet.<br />
Schweden - das immer als Musterland des Tierschutzes<br />
herhalten muss, h<strong>at</strong> 1988 den Ferkelschutzkorb<br />
verboten. Mehr über die Entwikklung<br />
der <strong>Schweine</strong>produktion im nächsten<br />
Beitrag, Seite 11.<br />
England<br />
Auch in England bestehen seit 1999 deutlich<br />
höhere Tierschutzstandards als in der übrigen<br />
EU. Neben der Einzelhaltung von Sauen ist auch<br />
die Ferkelkastr<strong>at</strong>ion verboten. Diese Auflagen<br />
führten innerhalb weniger Jahre zu einer Halbierung<br />
der Zuchtsauenpopul<strong>at</strong>ion in England.<br />
1997 wurden noch 800.000 Zuchtsauen gehalten.<br />
2010 waren es nur mehr 400.000 Sauen.<br />
Die Selbstversorgung an <strong>Schweine</strong>fleisch liegt<br />
aktuell nur mehr bei 49 %. Die fehlende Menge<br />
kommt zur Gänze aus Holland, Deutschland und<br />
Spanien.<br />
Schweiz<br />
Auch die Schweiz kann nur mehr einen Teil der<br />
höheren Produktionskosten, die durch das Verbot<br />
des Ferkelschutzkäfiges auftreten, über<br />
höhere Produktpreise abdecken. Auch in diesem<br />
Nicht-EU-Land bröckelt zunehmend die Bereitschaft<br />
der Konsumenten höhere Preise als in<br />
anderen Nachbarländern zu bezahlen. Die Preise<br />
stehen von Jahr zu Jahr mehr unter Druck.<br />
Und dies obwohl die Schweiz nicht am freien<br />
Warenverkehr der EU beteiligt ist.<br />
Schlechter Markt kommt dazu<br />
Neben diesem schwierigen rahmenpolitischen<br />
Thema bricht nun auch noch der europäische<br />
Ferkelmarkt innerhalb weniger Wochen völlig<br />
ein. Der Abs<strong>at</strong>z gestaltet sich äußerst schwierig<br />
und der Preis geht in den Keller. Auch die heimischen<br />
Ferkelerzeuger sind voll und ganz von<br />
diesen Entwicklungen betroffen.<br />
Schon heute kann festgehalten werden, dass<br />
das Jahr 2011 wirtschaftlich gesehen ein Krisenjahr<br />
für die heimischen Ferkelerzeuger wird.<br />
Es wird weit unter dem langjährigen Durchschnitt<br />
zu liegen kommen.<br />
Derzeitige Situ<strong>at</strong>ion<br />
ist unerträglich<br />
Wenn es nicht innerhalb weniger Wochen zu<br />
einer vertretbaren Lösung in der Tierschutzdeb<strong>at</strong>te<br />
zum Kastenstand kommt, werden viele<br />
Sauenhalter in ganz Österreich eine klare Entscheidung<br />
gegen die Fortführung ihrer Ferkelerzeugung<br />
treffen. Die derzeitige Rechtsunsicherheit<br />
ist für die betroffenen Bauern unerträglich<br />
und macht es ihnen unmöglich langfristig<br />
abzuschreibende Investitionen zu tätigen.<br />
Die Situ<strong>at</strong>ion scheint derzeit fast ausweglos<br />
zu sein. Auf der einen Seite steht das<br />
Verbot des Ferkelschutzkäfiges, dem die Landwirtschaft<br />
nicht zustimmen kann, weil selbst<br />
wissenschaftliche Arbeiten belegen, dass es<br />
derzeit kein praxistaugliches Altern<strong>at</strong>ivmodell<br />
gibt. Auf der anderen Seite steht die Androhung<br />
der Volksanwaltschaft vor den Verfassungsgerichtshof<br />
zu ziehen, um dort die Sachlage<br />
klären zu <strong>lassen</strong>. Diese rechtliche Klärung<br />
könnte bis zu 2 Jahre dauern.<br />
Obwohl die Landwirtschaft den Gang zum Verfassungsgerichtshof<br />
nicht scheut, ist auch<br />
klar, dass vielen betroffenen Betrieben, vor<br />
allem in der Umstellung auf die <strong>Gruppenhaltung</strong>,<br />
die Zeit davonläuft.<br />
Recht und Politik<br />
10
Schweden fährt <strong>Schweine</strong>produktion<br />
an die Wand<br />
Im Rahmen der Diskussion um die Verschärfung der Halterichtlinien von Zuchtsauen<br />
wird neben der Schweiz auch immer wieder Schweden als vorbildhaft und erstrebenswert<br />
seitens der Tierschutzorganis<strong>at</strong>ionen angeführt. Bei der jüngst abgehaltenen<br />
Studienreise des VLV-Ausschusses wurde inspiziert, was von dieser Forderung zu<br />
halten ist und welche Auswirkungen dies für Land- und Fleischwirtschaft auch in<br />
Österreich haben könnte.<br />
Der Ursprung der schwedischen Situ<strong>at</strong>ion liegt in<br />
einer intensiven, gesellschaftspolitischen Tierschutzdiskussion<br />
in den 80er-Jahren, die von der<br />
bekannten Kinderbuchautorin Astrid Lindgren<br />
(Pippi Langstrumpf) betrieben wurde und bereits<br />
1988, also noch lange vor Schwedens EU-Beitritt<br />
im Jahr 1995 zu folgendem Regelwerk führte,<br />
welches auch heute noch gilt:<br />
• Einstreu auf allen Produktionsstufen<br />
• Freie Abferkelung, durchgehend<br />
<strong>Gruppenhaltung</strong><br />
• Mindestens 6 m 2 Fläche in der Abferkelbox<br />
• Mindestens 1 m 2 Fläche pro Mastschwein<br />
• Vollspaltenverbot, mindestens zwei Drittel<br />
planbefestigter Boden<br />
• Kopieren des Schwanzes verboten<br />
Böses Erwachen nach EU-Beitritt<br />
Schwedens<br />
Von damals 11.000 <strong>Schweine</strong>haltern stehen<br />
heute nur mehr 1.200 in der Produktion. Von 4<br />
Millionen Stück Schlachtschweinen fiel die Jahresproduktion<br />
auf unter 3 Millionen, der Selbstversorgungsgrad<br />
sank von 100% auf ca. 70%.<br />
Der Strukturwandel wurde rapide beschleunigt,<br />
die verbliebenen <strong>Schweine</strong>halter zählen 200 bis<br />
500 Zuchtsauen in ihren Stallungen, überwiegend<br />
mit angeschlossener Mast. Pro 100 Zuchtsauen<br />
und pro 1000 Mastplätze ist jeweils eine<br />
Arbeitskraft erforderlich. Und der Strukturwandel<br />
ist weiter voll im Gange. Von allen offiziellen<br />
Vertretern der schwedischen <strong>Schweine</strong>bauern<br />
wird wegen der aktuellen Marktlage ein<br />
weiterer Einbruch der Produktion um ein Viertel<br />
befürchtet.<br />
Deutschland und Dänemark<br />
profitieren<br />
Nachdem der <strong>Schweine</strong>fleischkonsum in<br />
Schweden nicht rückläufig ist, sondern nach<br />
wie vor steigt und sich Richtung österreichischem<br />
Niveau (38 kg pro Kopf) bewegt, wird<br />
der Verlust der heimischen Produktion durch<br />
Importe kompensiert. Die schwedische<br />
11 Tierhalteverordnung<br />
Fleischindustrie deckt daher verstärkt den<br />
Rohstoffbedarf durch Importe aus Dänemark<br />
und Deutschland. Und mit den Fleischimporten<br />
wird auch das Preisniveau aus Dänemark<br />
und Deutschland importiert.<br />
Konsequenz: Mit 20% höheren Produktionskosten<br />
und dem Erzeugerpreis der konventionellen<br />
Produktion in Dänemark und Deutschland<br />
ist in Schweden keine nachhaltige Produktion<br />
möglich.<br />
Nachs<strong>at</strong>z: Ein ähnliches Szenario würde wohl<br />
auch in Österreich ablaufen.<br />
Genossenschaften machten Pleite<br />
Mit dem Einbruch der Produktion ging auch<br />
der Zusammenbruch der genossenschaftlichen<br />
Vieh- und Fleischvermarktung in Schweden<br />
einher. Vor ca. 10 Jahren wurde die größte<br />
Genossenschaft SCAN von finnischen Investoren<br />
übernommen. Auch die zweitgrößte<br />
Genossenschaft ereilte das selbige Schicksal.<br />
Hier tr<strong>at</strong> mit Danish Crown ein dänischer Investor<br />
auf den Plan. Der Niedergang der genossenschaftlichen<br />
Fleischunternehmen war eine<br />
logische Konsequenz der hohen Tierschutzauflagen,<br />
bzw. der daraus resultierenden<br />
hohen Kosten. Diese wurden in den ersten<br />
Jahren nach EU-Beitritt von den Genossenschaften<br />
abgepuffert, d. h. finanziert, sie<br />
konnten aber am Markt nicht umgesetzt werden.<br />
Solange bis sie<br />
eben pleite waren.<br />
Nachdem nun ausländische<br />
Investoren<br />
in Schweden das<br />
Sagen haben, wird<br />
auf Befindlichkeiten<br />
der schwedischen<br />
Bauern weniger Wert<br />
gelegt und das intern<strong>at</strong>ionalePreisniveau<br />
schlägt voll auf<br />
die Bauern durch<br />
<strong>ohne</strong> Rücksicht auf<br />
deren wirtschaftliche<br />
Situ<strong>at</strong>ion.<br />
Dr. Johann Schlederer<br />
Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse<br />
Desol<strong>at</strong>e Interessensvertretung<br />
Solange die Genossenschaften noch in schwedischer<br />
Hand waren, wurden die erforderlichen<br />
Rahmenbedingungen durch bäuerliche<br />
Vertreter mitgestaltet, sei dies im Bereich der<br />
Ber<strong>at</strong>ung oder im Bereich der Marktpreis-,<br />
bzw. Richtliniengestaltung. Diese Einflussnahme<br />
ist seit Jahren nicht mehr gegeben.<br />
Der Organis<strong>at</strong>ionsgrad der schwedischen<br />
<strong>Schweine</strong>bauern ist in Folge auf ein ganz niedriges<br />
Niveau abgesackt. Es gibt zum Beispiel<br />
keine ernst zu nehmende n<strong>at</strong>ionale Notierung.<br />
Die Preise werden ausschließlich zwischen<br />
einzelnem Landwirt und einzelnem Schlachtunternehmen<br />
ausgehandelt. Die Bauern werden<br />
mittels mehr oder weniger großen<br />
Zuschlägen am Gängelband herum, bzw. in die<br />
Irre geführt. In der Konsequenz bedeutet das,<br />
dass Schweden trotz der ca. 20% höheren Produktionskosten<br />
im Ranking der europäischen<br />
Erzeugerpreise im letzten Drittel liegt.<br />
Conclusio: Man kann den schwedischen<br />
<strong>Schweine</strong>bauern nur r<strong>at</strong>en, sich schleunigst<br />
starke Erzeugergemeinschaften aufzubauen<br />
und damit wieder mit Geschlossenheit Einfluss<br />
auf Marktkräfte zu gewinnen.<br />
Als VÖS und Ö-Börse haben wir unsere zweckdienliche<br />
Hilfe bereits angeboten.<br />
Selbst in Schweden sind solche Bilder nur Showprogramm. Foto: Strasser
Verbot der Kastenstände hätte<br />
f<strong>at</strong>ale Auswirkungen!<br />
In Österreich gibt es durch die von der Volksanwaltschaft vertretene Missstandsfeststellung Bestrebungen, die<br />
Aufstallung ferkelführender Sauen in Ferkelschutzständen (Kastenständen) innerhalb der Abferkelbucht zu verbieten<br />
und einen früheren Beginn der <strong>Gruppenhaltung</strong> zu fordern. Prof. Dr. Steffen Hoy beschreibt die Konsequenzen<br />
für die österreichischen Betriebe, wenn solche Vorgaben umgesetzt werden würden.<br />
Mit Ausnahmen von drei Ländern (Niederlande,<br />
Schweden, Großbritannien) haben alle EU-Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />
die Vorgaben des Artikels 3.4 der<br />
EU-Richtlinie 120/2008/EG bezüglich Zeitpunkt<br />
und Dauer der <strong>Gruppenhaltung</strong> tragender Sauen<br />
1:1 in n<strong>at</strong>ionales Recht übernommen.<br />
<strong>Gruppenhaltung</strong> von Sauen<br />
Danach ist die <strong>Gruppenhaltung</strong> ab dem 29. Trächtigkeitstag<br />
bis eine Woche vor dem voraussichtlichen<br />
Abferkeltermin ab dem 1.1.2013 zwingend<br />
vorgeschrieben. Mit dem Gebot zur <strong>Gruppenhaltung</strong><br />
tragender Sauen ab dem 1.1.2013 sind die<br />
Ferkelerzeugerbetriebe mit der gravierendsten<br />
Veränderung der Haltungsbedingungen seit vielen<br />
Jahren konfrontiert.<br />
Die Umsetzung dieser Verordnung stellt die<br />
Betriebe vor ganz erhebliche Herausforderungen.<br />
Mit der Umstellung auf die <strong>Gruppenhaltung</strong><br />
befürchten die Sauenhalter nicht unbegründet,<br />
dass Leistungsminderungen (höhere Umrauscherr<strong>at</strong>e,<br />
niedrigere Wurfgröße lebend geborener Ferkel)<br />
und gesundheitliche Schäden (z. B. Klauenund<br />
Gliedmaßenschäden) auftreten.<br />
Zudem <strong>lassen</strong> sich Aborte in Gruppenbuchten<br />
schwerer erkennen. Eine Ursache für die Probleme<br />
sind die Rangkämpfe zwischen den Sauen nach<br />
der Bildung der Gruppen. Diese Kämpfe <strong>lassen</strong><br />
sich allerdings nicht unterbinden und sind völlig<br />
normal. Die Kämpfe haben die biologische Funktion,<br />
eine soziale Rangordnung auszubilden, die<br />
dann für Ruhe in der Gruppe sorgt und weitere<br />
Kämpfe verhindert.<br />
Der kritischste Zeitraum der Gruppenbildung und<br />
damit des Beginns der <strong>Gruppenhaltung</strong> unter dem<br />
Aspekt der embryonalen Sterblichkeit und somit<br />
auch der Fruchtbarkeitsleistung ist der erste<br />
Mon<strong>at</strong> nach dem Belegen. In den ersten 2 bis 3<br />
Tagen nach der Befruchtung sind die befruchteten<br />
Eizellen während der Wanderung im Eileiter zur<br />
Gebärmutter gut geschützt. Etwa am 18./19.<br />
Trächtigkeitstag beginnt die Einnistung in die<br />
Gebärmutterschleimhaut. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
ist das ein störungsanfälliger Entwicklungsabschnitt,<br />
da die Embryonen im Uterus „schwimmen“.<br />
Vor allem Rangkämpfe mit starken Stößen<br />
in die Bauch-/Flankenregion sind ein Risiko und<br />
können zum Absterben von über 20 bis 30% der<br />
Embryonen führen. Im schlimmsten Fall kann es<br />
zum Verlust der Trächtigkeit und zum Umrauschen<br />
kommen.<br />
Tierhalteverordnung<br />
12
Nachteilige Beeinflussungen<br />
Die Reduzierung der embryonalen Sterblichkeit –<br />
soweit technisch möglich – h<strong>at</strong> aus ethischer und<br />
tierschutzrechtlicher Sicht eine hohe Priorität.<br />
Eine Verbesserung der „Welfare-Situ<strong>at</strong>ion“ für die<br />
Sau darf nicht mit dem Anstieg embryonaler oder<br />
fetaler Verluste einhergehen. Die nachweislich<br />
stärksten Auswirkungen auf die embryonalen Verluste,<br />
die Umrauscherquote, die Wurfgröße, die<br />
Zahl der Würfe je Sau und Jahr und die Anzahl<br />
abgesetzter (verkaufter) Ferkel je Sau und Jahr<br />
h<strong>at</strong> der Beginn der Gruppierung in der 2. und 3.<br />
(4.) Trächtigkeitswoche. In diesem Zeitraum sollte<br />
eine Gruppenbildung unbedingt vermieden<br />
werden. Es liegen auch einige wissenschaftliche<br />
Untersuchungen und Praxisauswertungen vor, die<br />
den neg<strong>at</strong>iven Einfluss einer Gruppierung in der<br />
ersten Trächtigkeitswoche bezüglich Ferkelindex,<br />
Umrauscherquote und Wurfgröße nachweisen,<br />
allerdings sind die Aussagen dazu nicht einheitlich.<br />
Grundsätzlich kann ein früher Gruppierungszeitraum<br />
nach Abklingen der Brunstsymptome bei<br />
optimaler Gestaltung von Haltung, Fütterung,<br />
Stallklima und Management (inklusive Vorgruppierung<br />
der Sauen unmittelbar nach dem Absetzen<br />
– besonders in kleinen stabilen Sauengruppen<br />
mit etwa 8 bis 12 Tieren/Gruppe) <strong>ohne</strong> gravierende<br />
Auswirkungen auf die embryonale Sterblichkeit<br />
und die Fruchtbarkeit der Sauen bleiben.<br />
Allerdings ist zu befürchten, dass in vielen Betrieben<br />
aus objektiven (z. B. stallbauliche Gegebenheiten)<br />
oder subjektiven Gründen (die <strong>Gruppenhaltung</strong><br />
stellt deutlich höhere Anforderungen an<br />
das Management) es doch zu einem Anstieg der<br />
frühembryonalen Sterblichkeit und zu einer<br />
Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit der Sauen<br />
kommt.<br />
Zukünftige Entwicklungen konzentrieren sich auf<br />
eine optimale Gestaltung der Gruppenbildung,<br />
insbesondere in kleinen Gruppen, um die unvermeidlichen<br />
Rangkämpfe zu einem Zeitpunkt<br />
(unmittelbar nach dem Absetzen der Ferkel) und<br />
an einem Ort (Arena, Stimu-Bucht) st<strong>at</strong>tfinden zu<br />
<strong>lassen</strong>, zu bzw. an dem sie keinen Schaden bei den<br />
Sauen und/oder den Embryonen hervorrufen.<br />
Einzelhaltung von Sauen<br />
Die Haltung von ferkelführenden Sauen in Ferkelschutzständen<br />
(= Kastenständen) steht im Einklang<br />
mit geltendem EU- und n<strong>at</strong>ionalem österreichischem<br />
Recht.<br />
Eine Auswertung der weltweit durchgeführten<br />
Untersuchungen zur Haltung von Sauen in der<br />
Abferkelbucht mit oder <strong>ohne</strong> <strong>Ferkelschutzstand</strong><br />
ergab insgesamt 26 Arbeiten, darunter 24 Vergleichsauswertungen.<br />
In nahezu allen Untersuchungen<br />
zum direkten Vergleich beider Systeme<br />
13 Tierhalteverordnung<br />
Differenz der Ferkelverluste bei nicht fixierter Haltung gegenüber der fixierten Haltung<br />
von Sauen in der Abferkelbucht (Beispiel: im Betrieb 1 waren die Verluste bei nicht<br />
fixierter Haltung der Sauen um 21,9% höher als bei fixierter Haltung im Kastenstand)<br />
Abb. 1: Weniger Verluste bei Haltung von Sauen mit fixierter Haltung.<br />
werden von den Autoren zum Teil deutlich höhere<br />
Ferkelverluste bei der Haltung von Sauen <strong>ohne</strong><br />
Ferkelschutzkorb (Kastenstand) angegeben (siehe<br />
Grafik oben).<br />
In 21 Untersuchungen weltweit waren die Ferkelverluste<br />
zum Teil fast doppelt so hoch wie bei der<br />
Haltung der fixierten Sauen. Lediglich in zwei<br />
Studien tr<strong>at</strong>en bei der Haltung <strong>ohne</strong> Ferkelschutzkorb<br />
(jeweils 15,9%) geringere Verluste im Vergleich<br />
zum Ferkelschutzkorb (18,7 bzw. 20,2%)<br />
auf, wobei Verluste von 20,2 % sehr hoch sind.<br />
In weiteren zwei Studien <strong>ohne</strong> Vergleich zur<br />
Kastenstandhaltung werden bei Haltung <strong>ohne</strong> Ferkelschutzkorb<br />
hohe Verlustr<strong>at</strong>en (17 bis 25%)<br />
angegeben. Nur eine schweizerische Betriebsanalyse<br />
(keine Vergleichsuntersuchung) ermittelte<br />
identische Verlustquoten in beiden Haltungssyste-<br />
men, wobei die Autoren eine nicht definierte<br />
Anzahl an Betrieben von der Auswertung ausschlossen.<br />
In Österreich fanden umfangreiche Untersuchungen<br />
in Gießhübl (Projekt: Beurteilung von Abferkelbuchten,<br />
Nr. 1437) zum Vergleich von 3 Systemen<br />
<strong>ohne</strong> Fixierung der Sau und von 5 Systemen<br />
mit Kastenstand st<strong>at</strong>t. Die Ferkelsterblichkeit lag<br />
in den Buchten mit Kastenstand zwischen 15,5<br />
und 17,9%, die in den Buchten mit freier Bewegung<br />
<strong>ohne</strong> Ferkelschutz zwischen 19,1 bis 23,1%.<br />
Ferkelverluste bei freier Haltung der Sauen in dieser<br />
Größenordnung sind ethisch und tierschutzrechtlich<br />
nicht hinnehmbar und für den Betriebsleiter<br />
frustrierend und demotivierend (wenn jedes<br />
4. bis 5. Ferkel haltungsbedingt tot getreten oder<br />
erdrückt wird oder verendet).
Ferkelverluste würden<br />
ekl<strong>at</strong>ant ansteigen!<br />
Im Mittel lässt sich für die Haltung der Sauen<br />
<strong>ohne</strong> Fixierung ein Wert für die Ferkelverluste in<br />
Höhe von 21,1%, für die Aufstallung der Sauen<br />
mit Fixierung demgegenüber ein Wert von 16,2%<br />
kalkulieren.<br />
Damit würden die Ferkelverluste mindestens um<br />
4,9% steigen, wenn bundesweit in Österreich die<br />
fixierte Haltung von Sauen in der Abferkelbucht<br />
verboten würde. Unterstellt man die landesweit<br />
ausgewiesenen Saugferkelverluste von 12,3%,<br />
würden die Ferkelverluste sogar um 8,8% ansteigen.<br />
Pro Jahr werden in Österreich (285.000 Sauen mal<br />
2,25 Würfe/Sau und Jahr mal 11,4 lebend geborene<br />
Ferkel) etwa 7.310.250 Ferkel lebend geboren.<br />
Eine Steigerung der Ferkelverluste um 4,9%<br />
bedeutet kalkul<strong>at</strong>orisch einen Anstieg der Ferkelverluste<br />
um 358.202 Ferkel pro Jahr. Eine Zunahme<br />
der Ferkelverluste um 8,8% führt rechnerisch<br />
zu einer Erhöhung der Anzahl getöteter (erdrückter,<br />
verletzter und gestorbener) bzw. verendeter<br />
Ferkel um 643.302 Stück pro Jahr. Der Tod von 358<br />
Tausend bis 643 Tausend Saugferkeln müsste billigend<br />
akzeptiert werden,<br />
wenn für die Sauen in<br />
den Abferkelbuchten die<br />
nicht fixierte Haltung<br />
ferkelführender Sauen<br />
geboten wäre.<br />
Aus Tierschutzsicht sind<br />
diese Todeszahlen nicht<br />
hinnehmbar, solange es<br />
keine praktikable Lösung<br />
gibt, bei der die Sau frei<br />
laufen kann und gleichzeitig<br />
die Ferkelverluste<br />
in einem vertretbaren<br />
Rahmen bleiben.<br />
Die Senkung der Ferkelverluste<br />
und damit der<br />
Schutz des Lebens von<br />
Ferkeln h<strong>at</strong> nach Abwägung<br />
verschiedener ethischer<br />
und tierschutzrechtlicher<br />
Aspekte den<br />
höheren Wert als eine<br />
zeitlich befristete Einengung<br />
der Bewegung der<br />
Muttersauen, zumal ab<br />
dem 01.01.2013 die<br />
durchgängige <strong>Gruppenhaltung</strong><br />
tragender Sauen<br />
in Österreich und in der<br />
Europäischen Union<br />
<strong>ohne</strong>hin Realität wird.<br />
Die Einzelhaltung der Sau<br />
im <strong>Ferkelschutzstand</strong><br />
führt nicht zu Schmer-<br />
zen, Leiden oder Schäden. Auch wird die Häufigkeit<br />
von MMA als infektiöse Faktorenkrankheit<br />
nicht primär durch die Haltung von Sauen im<br />
Kastenstand beeinflusst, es sei denn, es herrscht<br />
Zugluft in der Bucht, was leicht zu unterbinden<br />
ist. Die Häufigkeit von Erkrankungen und Verletzungen<br />
der Ferkel steht – mit Ausnahme der höheren<br />
Quote an Trittverletzungen bei nicht fixierter<br />
Haltung der Sauen – nicht in einem primären<br />
ursächlichen Zusammenhang mit der Aufstallung<br />
der Sau. Vielmehr sind es das M<strong>at</strong>erial und die<br />
Gestaltung des Fußbodenbereiches, die sich als<br />
schadensträchtig bei mangelnder Qualität erweisen<br />
können.<br />
Bei der freien Haltung der Sauen in der Abferkelbucht<br />
treten im Zusammenhang mit dem Abliegen<br />
und dem Positionswechsel der Sau für die Ferkel<br />
gefährliche Situ<strong>at</strong>ionen auf, die oft – auch nach<br />
der Gießhübler Untersuchung – für Ferkel tödlich<br />
enden. Der Kastenstand (<strong>Ferkelschutzstand</strong> bzw.<br />
-korb) verlangsamt nachweislich das Abliegen und<br />
Drehen der Sauen und rettet damit Ferkelleben.<br />
Die vorliegenden physiologischen Untersuchungen<br />
geben keinen Anlass zu der Annahme, dass Sauen<br />
im Kastenstand schwerer Angst ausgesetzt sind.<br />
Weder die Herzfrequenz (inklusive der Herzschlag-<br />
variabilität) noch die Körpertemper<strong>at</strong>ur als mögliche<br />
belastungs- oder angstanzeigende Indik<strong>at</strong>oren<br />
unterschieden sich zwischen den geprüften Haltungssystemen.<br />
Solange Abferkelbuchten mit freier Bewegung der<br />
ferkelführenden Sauen in der breiten Praxis der<br />
EU-Mitgliedssta<strong>at</strong>en unter den Aspekten von Tierschutz<br />
und Tiergesundheit nicht sicher funktionieren<br />
und zu einer erhöhten Ferkelsterblichkeit<br />
führen, muss dringend von einem n<strong>at</strong>ionalen<br />
Alleingang abger<strong>at</strong>en werden, da nach dem jetzigen<br />
Erkenntnisstand der Tod einer großen Zahl an<br />
Ferkeln billigend in Kauf genommen werden müsste,<br />
was ethisch auf keinen Fall zu vertreten ist.<br />
Positive Entwicklungen<br />
nicht gefährden!<br />
Gegenwärtig sind intensive Bestrebungen im Gange,<br />
die Abferkelbuchten weiter zu entwickeln, so<br />
dass sie den vielfältigen Ansprüchen von Sau, Ferkeln<br />
und Tierbetreuern entsprechen. Diese Entwicklung<br />
sollte in jedem Falle abgewartet werden.<br />
Prof. Dr. Steffen Hoy<br />
J. L. Universität Gießen<br />
<strong>Gruppenhaltung</strong><br />
14
Foto: Bauernzeitung / Maad<br />
„<strong>Wir</strong> <strong>lassen</strong> uns nicht erdrücken!“<br />
1.200 Teilnehmer bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des VÖS am 23. März unterstreichen die<br />
Existenzangst der <strong>Schweine</strong>bauern. Anfang März h<strong>at</strong> Gesundheitsminister Stöger einen Entwurf zur Änderung<br />
der ersten Tierhalteverordnung in Begutachtung geschickt. Die darin vorgesehenen Verschärfungen der Tierhaltevorschriften<br />
in der Sauenhaltung würden die heimischen Betriebe in ihrer Existenz gefährden und halten die<br />
Branche seit Mon<strong>at</strong>en in Atem. Binnen weniger Jahre würde die Selbstversorgung mit heimischem <strong>Schweine</strong>fleisch<br />
auf weit unter 60% fallen. Die Dram<strong>at</strong>ik der Situ<strong>at</strong>ion machte die Einberufung einer außerordentlichen<br />
Mitgliederversammlung notwendig.<br />
„Mit Eurem zahlreichen Erscheinen heute<br />
bringt Ihr eindrucksvoll zum Ausdruck, dass<br />
man so nicht mit einer Berufsgruppe umgehen<br />
kann, die sich täglich – und das 365 Tage im<br />
Jahr – um das Wohl und die Gesundheit der<br />
Tiere bemüht ist, und letztlich das Ziel verfolgt,<br />
Qualität zu produzieren, hochwertige<br />
Produkte zu liefern und zur Lebensmittelsicherheit<br />
eine großen Beitrag zu leisten.“,<br />
brachte Obmann Lederhilger die Stimmung<br />
der <strong>Schweine</strong>bauern bei der Eröffnung der Veranstaltung<br />
auf den Punkt. Der Saal der Messehalle<br />
in Wieselburg war bis auf den letzten<br />
Pl<strong>at</strong>z gefüllt. Sogar in der angrenzenden<br />
Nachbarhalle wurde eine Videowand aufgestellt<br />
und rund zusätzliche 200 Personen fanden<br />
auch dort einen Pl<strong>at</strong>z.<br />
In verschiedenen Fachvorträgen wurde den<br />
besorgten <strong>Schweine</strong>bauern die umfangreiche<br />
M<strong>at</strong>erie im Detail erläutert.<br />
15 Mitgliederversammlung<br />
Das Gesundheitsministerium, welches den Verordnungsentwurf<br />
erarbeitet und in Begutachtung<br />
geschickt h<strong>at</strong>, stellte trotz Einladung<br />
keinen Vortragenden zur Verfügung und wollte<br />
sich der Diskussion nicht stellen.<br />
Dr. Konrad Blaas zeigte auf, wie das BMLFUW<br />
mit dem Entwurf zur Änderung der 1. THVO in<br />
der Sauenhaltung umgeht. Bei der Begutachtung<br />
muss Rücksicht auf die Zielsetzung des<br />
TSchG, sowie Bedachtnahme auf den anerkannten<br />
Stand der wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse und die ökonomischen Auswirkungen<br />
genommen werden. Der vorliegende<br />
Entwurf nimmt weder auf den anerkannten<br />
Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
noch auf die ökonomischen Auswirkungen in<br />
geeigneter Weise bedacht.<br />
Fazit: Das BMLFUW kann diesem Entwurf<br />
daher nicht zustimmen!<br />
Dr. Konrad Blaas, BMLFUW - Abteilung<br />
Tierhaltung/Tierschutz Foto: Bauernzeitung / Maad
Präsident Wlodkowski stellte sich gemeinsam<br />
mit Dr. Blaas und Univ.-Prof. Troxler der<br />
Diskussion. Foto: Bauernzeitung / Maad<br />
Bauernbundpräsident NR Fritz Grillitsch<br />
warnte vor ruinösen Auflagen.<br />
Foto: Bauernzeitung / Maad<br />
Präsident Wlodkowski mahnt vor einem<br />
SUPERGAU in der <strong>Schweine</strong>wirtschaft, wenn<br />
jetzt wieder Investitionen getätigt werden<br />
müssten. Die Jugend ist grundsätzlich bereit<br />
Risiko einzugehen.<br />
Dennoch muss für die nächsten 20 bzw. 25<br />
Jahren eine gewisse Rechtssicherheit gegeben<br />
sein. Sonst ist es keinem Landwirt zumutbar<br />
in der Sparte <strong>Schweine</strong>produktion weiterzuarbeiten.<br />
Weiters gilt es, die Vorteile für die Konsumenten<br />
klar aufzuzeigen. Er möchte, dass an BMG<br />
Stöger folgendes signalisiert wird:<br />
• Die Entscheidungen müssen in Zusammenarbeit<br />
mit Fachleuten getroffen werden<br />
und<br />
• Unbedingt gilt es Rücksicht auf die Lage<br />
im übrigen Europa zu nehmen. Österreich<br />
soll keine Einzelaktion auf Kosten der<br />
österreichischen <strong>Schweine</strong>produzenten<br />
setzen.<br />
„Die heimischen <strong>Schweine</strong>bauern brauchen<br />
eine praxistaugliche Weiterentwicklung des<br />
Tierschutzes, keine ruinösen Auflagen, die<br />
Österreich im Alleingang umsetzt“, kritisierte<br />
Bauernbundpräsident Grillitsch unter dem<br />
Beifall von 1.200 Landwirten vor allem die<br />
fehlende Praxistauglichkeit im vorliegenden<br />
Entwurf.<br />
„Der Gesundheitsminister und sein Tierschutz-<br />
Adl<strong>at</strong>us Peter Kostelka stehen derzeit unter<br />
besonderer Beobachtung. Mit einer ‚Aktion<br />
Planquadr<strong>at</strong>’ bemühen wir uns unermüdlich,<br />
einerseits aufzuklären über die wirtschaftliche<br />
Realität in der Fleischbranche, andererseits auf<br />
die Schutzmaßnahmen für Ferkel hinzuweisen,<br />
damit Stöger zu einer umfassenden Einschätzung<br />
kommen kann. Es ist hinlänglich bekannt<br />
und bewiesen, dass 500.000 Ferkel vor dem<br />
Erdrücken durch die Muttersau bewahrt werden,<br />
wenn das Tier nach dem Wurf vorübergehend<br />
in einem Ferkelschutzkorb gehalten<br />
wird“, erklärte ein entschlossener Bauernbund-<br />
Präsident, man werde derartige Versäumnisse<br />
und Gesetzeswillkür nicht hinnehmen.<br />
„Für Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich<br />
gibt es volle Rückendeckung, eine derart ruinöse<br />
Verordnung nicht zu unterschreiben“, stellte<br />
Bauernbund-Präsident Grillitsch bei der Versammlung<br />
abschließend klar.<br />
Aufgeheizte Stimmung<br />
bei der Diskussion<br />
Prof. Troxler (Veterinäruniversität)<br />
Univ.-Prof. Dr. Josef Troxler, Tierschutzethologe<br />
an der Veterinäruniversität Wien, stellte sich<br />
der Diskussion und vertr<strong>at</strong> vor den VÖS-Bauern<br />
nach eigenem Bekunden „die Gegenseite“.<br />
Sein Anliegen für eine Weiterentwicklung des<br />
Tierschutzes nahmen ihm die Bauern - trotz<br />
mehrfacher emotionaler Protestrufe - zu guten<br />
Teilen auch ab. Troxler seinerseits zeigte aber<br />
auch Einsicht zum Standpunkt der Bauernschaft,<br />
dass es derzeit kein (!) praxistaugliches<br />
Verfahren zur freien Abferkelung gebe. Er<br />
gestand zu, dass der für die Neufassung der<br />
Haltungsverordnung gewählte Zeitpunkt sehr<br />
ungünstig sei.<br />
Seiner Meinung nach h<strong>at</strong> es immer Veränderungen<br />
in der Tierhaltung geben. Das wichtigste<br />
Ziel dabei ist, dass die positiven Auswirkungen<br />
immer überwiegen müssen.<br />
„Die besten Tierschützer sind die Bauern selber!“<br />
Diese Aussage h<strong>at</strong> zu großem Beifall in<br />
der Halle bei den Anwesenden beigetragen.<br />
Vizepräs. Dr. Gl<strong>at</strong>zl (Tierärztekammer)<br />
Auch die österreichische Tierärzteschaft gab<br />
eine klare Beurteilung ab. Dr. Martina Gl<strong>at</strong>zl,<br />
Vizepräsidentin der Tierärztekammer, bewertet<br />
den Verordnungsentwurf des Gesundheitsministers<br />
als „unverantwortlich“ und h<strong>at</strong> dies auch<br />
in einer Expertise an das Ministerium festgehalten.<br />
Vor allem in der Abferkelbucht seien die<br />
nachweislich erhöhten Erdrückungsverluste bei<br />
Ferkeln „extrem tierschutzrelevant“. Zudem solle<br />
die Verordnung auch dem Schutz des Betreuungspersonals<br />
Rechnung tragen. Auch Bauern<br />
und Tierärzte „wollen ihr Leben und ihre Hände<br />
und Arme schützen“, so die Praktikerin.<br />
Norbert Marcher (Schlachthofbesitzer)<br />
Norbert Marcher, vom gleichnamigen Villacher<br />
Familienunternehmen, bekundet die Unterstützung<br />
des Bauernstandpunktes. Die heimische<br />
Fleischbranche stehe für eine Jahreswertschöpfung<br />
in Milliardenhöhe und gebe<br />
rund 20.000 Mitarbeitern Beschäftigung.<br />
Aufgrund des freien Marktzugangs belaufe<br />
sich das Warenaustauschverhältnis mit der EU<br />
auf jährlich etwa drei Millionen <strong>Schweine</strong> bei<br />
einer heimischen Eigenproduktion von fünf<br />
Millionen Tieren. Mehrerlöse für höhere Tierschutzauflagen<br />
seien am Markt nicht darstellbar.<br />
VÖS Obmann Lederhilger<br />
Ein n<strong>at</strong>ionaler Alleingang Österreich bei verschärften<br />
Tierschutzauflagen würde zu einer<br />
klaren Wettbewerbsbenachteiligung führen!<br />
Es gilt zu unterstreichen, dass sich die Landwirte<br />
sicher nicht dem Tierschutz verschließen!<br />
„Tierschutz ist wichtig, aber mit Augenmaß<br />
und mit Blick auf die Europäische<br />
Union.“<br />
„Auch ich als Bäuerin möchte geschützt werden,<br />
nicht nur die Sau und die Ferkel“, mit<br />
dieser Feststellung h<strong>at</strong> die südsteirische Bäuerin<br />
K<strong>at</strong>harina Gründl dem Auditorium aus<br />
Mitgliederversammlung 16
dem Herzen gesprochen und erntete tosenden<br />
Applaus.<br />
„Wie kann ich meine Kinder <strong>ohne</strong> Sorge zu<br />
den Ferkeln <strong>lassen</strong>, wenn die Sau nichts anderes<br />
will, als ihre Ferkel zu verteidigen.“ „Soll<br />
ich meinen Kindern, die Interesse an der Mitarbeit<br />
am Betrieb haben, sagen, wir müssen in<br />
5 Jahren wieder umbauen. Das werden wir<br />
aber finanziell nicht schaffen und wir müssen<br />
zusperren?“ Gründl hofft auf eine faire<br />
gemeinsame Lösung.<br />
Ein Landwirt aus Krems wirft BM Stöger vor,<br />
dass er die <strong>Schweine</strong>bauern nicht anhören<br />
wolle. Er ließ ausrichten, dass er diese Verordnung<br />
umsetzen müsse und die Interessensvertretung<br />
die Möglichkeit habe, sich einzubringen.<br />
„Es ist nur ein politisches Ping-Pong-<br />
Spiel zwischen den beiden Großparteien.“<br />
„So viele Leute wollen heute nicht umsonst<br />
nach Wieselburg gekommen sein. Es haben<br />
schon viele Ferkelproduzenten aufgehört, weil<br />
die Auflagen im Tierschutz nicht mehr zu tragen<br />
seien. Änderungen sind gut und wichtig,<br />
aber nicht auf Kosten der Bauern! Die besten<br />
Tierschützer sitzen alle in diesem Saal!“<br />
Josef Burchhart von der <strong>Schweine</strong>zentrum<br />
Gießhübl stellt klar: „Der Versuch in Gießhübl<br />
h<strong>at</strong> klar gezeigt, dass in Systemen mit freier<br />
Abferkelung deutlich höhere Erdrückungsverluste<br />
auftreten. Die Wissenschaft muss das<br />
auch sagen, wenn die Systeme noch nicht ausgereift<br />
sind!“<br />
„Wie sollen wir den Spag<strong>at</strong> schaffen? Die Weltbevölkerung<br />
wächst rasant. <strong>Wir</strong> müssen mehr<br />
produzieren, die Produktion wird uns aber<br />
immer mehr erschwert! Andere Länder werden<br />
es schaffen, denn dort werden die Standards<br />
nicht verschärft. <strong>Wir</strong> sind die Verlierer! Es darf<br />
nicht sein, dass wir in Österreich die höchsten<br />
Standards haben, aber die billigsten Preise<br />
bekommen!“<br />
DI Ricarda Groiss-Besenhofer<br />
Ing. Georg Mayringer<br />
(VÖS)<br />
Zahlreiche Wortmeldungen unterstrichen die ernstzunehmenden Sorgen aller Beteiligten über<br />
den inakzeptablen Entwurf des Gesundheitsministers. Foto: Bauernzeitung / Maad<br />
17 Mitgliederversammlung<br />
BESCHLÜSSE<br />
Für die weitere Diskussion h<strong>at</strong> die Mitgliederversammlung<br />
des VÖS auch klare Beschlüsse<br />
gefasst.<br />
Beschluss zur Missstandsfeststellung<br />
Die VÖS-Generalversammlung fordert die<br />
Volksanwaltschaft auf, den Vorwurf der<br />
system<strong>at</strong>ischen Tierquälerei zurück zu nehmen!<br />
Beschluss zum Entwurf der 1. THVO<br />
Die VÖS-Generalversammlung…<br />
• lehnt den Inhalt zur Sauenhaltung<br />
strikt ab<br />
• ist zu keinen faulen Kompromissen bereit<br />
• steht notfalls zu einer Klärung durch den<br />
VfGH<br />
Beschluss für echten und ehrlichen<br />
Tierschutz<br />
Die VÖS-Generalversammlung…<br />
• wehrt sich gegen überzogene Tierhaltevorschriften<br />
zu Lasten der heimischen<br />
Betriebe!<br />
• verlangt, dass Weiterentwicklungen im<br />
Tierschutz auf EU-Ebene passieren.<br />
• ist gegen n<strong>at</strong>ionale Alleingänge!<br />
Beschluss zur Gesprächsbereitschaft<br />
Der VÖS erneuert sein Gesprächsangebot und<br />
fordert sachliche Gespräche!<br />
Beschluss für weitere Protestmaßnahmen<br />
Die VÖS-Generalversammlung bevollmächtigt<br />
den Obmann und den Vorstand notfalls zu<br />
härteren Protestmaßnahmen zu greifen!<br />
Alle Beschlüsse wurden in der Mitgliederversammlung<br />
E I N S T I M M I G beschlossen<br />
und genehmigt.<br />
Wie Norbert Marcher, Schlachthofbesitzer<br />
aus Kärnten, bekunden zahlreiche Vertreter<br />
der <strong>Wir</strong>tschaft die Bauernstandpunkte<br />
zu unterstützen. Foto: Bauernzeitung / Maad<br />
Wie auch Fr. K<strong>at</strong>harina Gründl, Bäuerin<br />
aus der Steiermark, verlangen alle Bauern<br />
eine faire, gemeinsame Lösung für sich<br />
und ihre Kinder! Foto: Bauernzeitung / Maad
Das beste Schnitzel kommt aus Österreich<br />
Mit Schnitzelkostproben machten NÖ Bäuerinnen auf die Unsinnigkeit des von Minister Stöger geplanten Verbots<br />
der Kastenstände aufmerksam. Die rund 150 teilnehmenden Bäuerinnen verköstigten an die 6.000 Konsumenten<br />
und befragten sie nach ihren Vorlieben beim <strong>Schweine</strong>fleischkonsum.<br />
Eine Aktion der bäuerlichen Art gab es vom 20.<br />
bis 21. Mai 2011 bei Spar und Merkur. Bei landesweit<br />
insgesamt 27 Lebensmittelmärkten verteilen<br />
NÖ Bäuerinnen Kostproben von Schnitzeln<br />
aus heimischem <strong>Schweine</strong>fleisch.<br />
In einer Pressekonferenz im Betrieb der Fam.<br />
Ganzberger in Hürm, Bezirk Melk, haben die<br />
NÖ Bauernbunddirektorin Klaudia Tanner, LK-<br />
NÖ-Vizepräsidentin Theresia Meier, NÖ Landesbäuerin<br />
Maria Winter und der Obmann der<br />
Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf, Josef Hieger,<br />
die Aktion der Bäuerinnen vorgestellt.<br />
Hintergrund der Aktion ist das von Gesundheitsminister<br />
Alois Stöger (SPÖ) geplante Verbot<br />
der in den Abferkelabteilen üblichen Ferkelschutzkörbe,<br />
welche Babyferkel vor dem<br />
Erdrücken durch die Sau schützen. Diese<br />
Gesetzgebung würde die heimischen Sauenhalter<br />
vor existenzielle Probleme stellen. Diese<br />
einseitige Benachteiligung der heimischen<br />
Landwirtschaft könnte sehr schnell die Produktion<br />
in Österreich gefährden.<br />
Lange Transportwege -<br />
importiertes Risiko<br />
In Ländern wie Holland oder Dänemark habe<br />
der österreichische Tierschutz keinen Zugriff.<br />
Die Bauern seien aus ureigenstem Interesse am<br />
Wohl der Tiere interessiert.<br />
„<strong>Wir</strong> verwehren uns nicht gegen den Tierschutz,<br />
aber er muss auch machbar sein“, so stellte LK-<br />
NÖ-Vizepräsidentin Theresia Meier den Standpunkt<br />
der bäuerlichen Interessenvertretung<br />
dar. Problem<strong>at</strong>isch sei es, wenn bei offenen<br />
Märkten einseitig n<strong>at</strong>ionale Erschwernisse vorgeschrieben<br />
würden. Dies wäre eine Benachteiligung<br />
der heimischen Produktion und hätte<br />
verstärkte Importe zur Folge. „Jedes importierte<br />
Lebensmittel ist auch importiertes Risiko“,<br />
meinte Theresia Meier in Anspielung auf die<br />
Ereignisse der jüngeren Vergangenheit. Die<br />
Konsumenten können darauf vertrauen, dass<br />
<strong>Schweine</strong>fleisch aus Österreich vom Stall bis<br />
zum Fleischregal einer unabhängigen Kontrolle<br />
unterliegt und regionale Herkunft, Qualität<br />
sowie Frische garantiert werden kann.<br />
Heimische Ware erwünscht<br />
Auch Gut Streitdorf-Obmann Josef Hieger stellte<br />
nachteilige Aspekte der Importproblem<strong>at</strong>ik<br />
dar. Hieger verdeutlichte die großen Anstrengungen<br />
der Bauern, der heimischen Lebensmittelwirtschaft<br />
und auch des Handels zur Herkunftssicherung<br />
der Lebensmittel. Hieger: „Die<br />
Stöger-Verordnung bedeutet stark zunehmende<br />
Ferkelimporte. Das gefährdet unsere regionalen<br />
Qualitätsprogramme wie beispielsweise das<br />
Donaulandschwein oder sogar auch die Eigenmarken<br />
des Handels und das AMA-Gütesiegel.“<br />
Dies sei eindeutig gegen die Interessen der Konsumenten,<br />
die beim Fleischeinkauf heimische<br />
Ware wünschen.<br />
Sehr positives Konsumentenecho<br />
Hunderte Kundenkontakte an jedem der 27<br />
Standorte und ein durchwegs sehr positives<br />
Echo bei den angesprochenen Konsumenten –<br />
auf diese erfreuliche Bilanz ihrer Aktionstage<br />
„Das beste Schnitzel stammt aus Österreich“<br />
kann die Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen<br />
NÖ verweisen. Landesbäuerin Maria Winter<br />
dankt namens der Organis<strong>at</strong>ion, an der der NÖ<br />
Bauernbund, der Verband Österreichischer<br />
<strong>Schweine</strong>produzenten und die LK NÖ beteiligt<br />
waren, insbesondere den Handelsketten Merkur<br />
und Spar für deren Unterstützung. Auch den<br />
etwa 150 Bäuerinnen an der „Front“ und den<br />
vielen mitarbeitenden Händen im Hintergrund<br />
spricht die Landesbäuerin ihren Dank aus. Winter:<br />
„Die durchwegs sehr positiven Rückmeldungen<br />
der etwa 6.000 kontaktierten Konsumenten<br />
rechtfertigen den vollen Eins<strong>at</strong>z.“<br />
Interessant verliefen die Gespräche zwischen<br />
Bäuerinnen und KonsumentInnen: Vielen KonsumentInnen<br />
war die Diskussion um Tierhaltungsbestimmungen<br />
und die Sorge der Landwirtschaft<br />
um die Zukunft gar nicht bekannt.<br />
Im Gespräch zeigten sie aber viel Verständnis<br />
für die Anliegen der Bäuerinnen und unterstützen<br />
diese zu einem sehr hohen Grad, was auch<br />
die Umfrageergebnisse belegen.<br />
Das Umfrageergebnis im Detail<br />
59% der befragten KonsumentInnen gaben an,<br />
dass sie mehrmals mon<strong>at</strong>lich <strong>Schweine</strong>fleisch<br />
essen, 19% greifen mehrmals jährlich zu<br />
<strong>Schweine</strong>fleisch und nur 3% essen nie <strong>Schweine</strong>rnes.<br />
Dabei achten die KonsumentInnen laut<br />
ihren Angaben zu 62% darauf, dass sie immer<br />
AMA-Gütesiegelqualität kaufen, 26% meistens,<br />
8% manchmal und 3% nie. Sehr hohe Zustimmung<br />
geben die KonsumentInnen zur Frage, ob<br />
sie auch in Zukunft <strong>Schweine</strong>fleisch aus kontrollierter<br />
österreichischer Herkunft von bäuerlichen<br />
Betrieben genießen wollen: für 83% ist<br />
das sehr wichtig, für 15% wichtig und nur 2%<br />
ist das egal. Die heimischen Produzenten konnten<br />
vor allem mit Schmackhaftigkeit, Frische,<br />
regionaler Herkunft und der Preiswürdigkeit<br />
punkten.<br />
Josef Hieger, Maria Winter, Theresia Meier, Klaudia Tanner. Foto: NÖ LWK<br />
DI Elfriede Schaffer/<br />
DI Ricarda Groiss-Besenhofer<br />
Tierhalteverordnung<br />
18
porki & welsch: Südsteirisches Genussfest<br />
Genuss mit <strong>Schweine</strong>fleisch<br />
Bei herrlichem Sonnenschein und sommerlichen Temper<strong>at</strong>uren ging mit einer Woche Verspätung das Genussfest<br />
„porki & welsch“ in St. Veit am Vogau über die Bühne. Die Kombin<strong>at</strong>ion <strong>Schweine</strong> und Wein lockt jährlich einige<br />
tausende Besucher nach St. Veit am Vogau.<br />
Festobmann Josef Kowald konnte neben zahlreichen<br />
Ehrengästen, wie Landesr<strong>at</strong> Hans Seitinger<br />
und Präsident Gerhard Wlodkowski,<br />
einige tausend Besucherinnen und Besucher<br />
aus weiten Teilen der Steiermark begrüßen.<br />
„Wer nicht genießt, wird ungenießbar“, mit<br />
diesen Worten forderte Pfarrer Karl Tropper<br />
zum Genießen auf. Spezialitäten aus <strong>Schweine</strong>fleisch,<br />
wie Grillteller, Grillspieß, Schweinsbr<strong>at</strong>en<br />
und Spanferkel, harmonierten hervorragend<br />
zu den frischen fruchtigen Weinen,<br />
allen voran zum Welschriesling.<br />
Am Mega-Welschstand gab es alle Welschrieslung-Finalisten<br />
der Steirischen Landesweinkost<br />
zu verkosten, das sind Weine von mehr<br />
als 30 Produzenten.<br />
Viele Gäste nutzten den schönen Tag für einen<br />
19 Bericht<br />
Radausflug nach St. Veit – das E-Bike, Hauptpreis<br />
der großen Verlosung – konnten die<br />
Schülerinnen und Schüler der Fachschule Neudorf<br />
mit nach Hause nehmen.<br />
Ein Festbesucher brachte es auf den Punkt:<br />
„Dieser Mix aus Genuss und Volkskultur auf<br />
dem wunderschönen Pl<strong>at</strong>z vor der Wallfahrtskirche<br />
ist einmalig. Besonders begeistert<br />
haben mich die Kindervolkstanzgruppe und<br />
die Trachtenmodeschau der Fachschule St.<br />
Johann.“<br />
Für die Styriabrid ist dies eine sehr wichtige<br />
Veranstaltung um einerseits das Image des<br />
<strong>Schweine</strong>fleisches zu verbessern und andererseits<br />
eine tolle Kommunik<strong>at</strong>ionspl<strong>at</strong>tform für<br />
unsere Mitgliedsbetriebe und den Konsumenten.<br />
Viele Gäste erfreuten sich am vielfältigen<br />
kulinarischen und kulturellen Angebot.<br />
Foto: Styriabrid<br />
Die auf dem Genussfest angebotenen zahlreichen kulinarischen<br />
Genüsse wie z.B. Spanferkel und Grillspieß waren auch ein optischer<br />
Leckerbissen. Foto: Styriabrid
Eliteausbildung:<br />
Diplom-Fleischsommelier<br />
Auf vielfache Anregung aus Landwirtschaft, Industrie, Handel und Gastronomie h<strong>at</strong> sich die AMA entschlossen,<br />
analog zur bereits sehr erfolgreich vom WIFI angebotenen Ausbildung zum Käsesommelier, ein umfassendes<br />
Ausbildungsprogramm rund um das Thema Fleisch zu erstellen.<br />
Die Ausbildung zum Fleischsommelier / zur<br />
Fleischsommelière soll alle Personen ansprechen,<br />
die schon jetzt mit dem Thema Fleisch<br />
befasst sind und ihr Wissen nicht nur auf eine<br />
breitere Basis stellen, sondern auch zu allen<br />
Teilaspekten vertiefen wollen. Die ersten<br />
angehenden Diplom-Fleischsommeliers weltweit<br />
waren bereits auf Exkursion bei der Firma<br />
Großfurtner/Uzenaich (siehe Foto.)<br />
Zielsetzung<br />
Analog zum Sommelier, der ein Experte für<br />
Weine und andere alkoholische Getränke ist,<br />
wurde vor einigen Jahren die Idee des Käsesommeliers<br />
geboren und ein umfangreiches<br />
Ausbildungsprogramm für Käseexperten erarbeitet,<br />
das seither mit großem Erfolg vom<br />
WIFI angeboten wird.<br />
Was liegt also näher, als dieses Konzept auf<br />
eine weitere große und in unserer Ernährung<br />
wesentlichen Produktgruppe anzuwenden, in<br />
der Ber<strong>at</strong>ung und Know-how eine bedeutende<br />
Rolle spielen: Fleisch.<br />
Der ausgebildete Fleischsommelier h<strong>at</strong> zu<br />
allen Themenbereichen im Zusammenhang mit<br />
Fleisch umfassendere Kenntnisse als der<br />
Durchschnitt in seiner Zielgruppe. Er ist erster<br />
Ansprechpartner als Experte zu allen Fragen<br />
aus Theorie und Praxis rund ums Fleisch und<br />
dank profunder Kenntnisse ein engagierter<br />
Vertreter von Fleisch als Teil einer ausgewogenen<br />
Ernährung.<br />
Je nach Vorkenntnissen und beruflicher Ausrichtung<br />
können die Beweggründe, sich zum<br />
Fleischsommelier ausbilden zu <strong>lassen</strong>, ganz<br />
unterschiedlich sein. Die erworbenen Fachkenntnisse<br />
können dazu dienen, um<br />
• beruflich s<strong>at</strong>telfest zu sein<br />
• im Berufsleben einen Vorsprung zu haben<br />
• Fachkenntnisse vertiefen und ergänzen<br />
• kompetente und fachlich fundierte<br />
Ber<strong>at</strong>ung anbieten zu können<br />
• Einkauf und/oder Zubereitung optimieren<br />
zu können<br />
• Genuss für den Gast zu maximieren<br />
Die Unterteilung des Lehrganges in 3 Module,<br />
die über maximal 3 Mon<strong>at</strong>e gestreut sein sollen,<br />
gibt auch Berufstätigen die Möglichkeit,<br />
den Kurs zu absolvieren.<br />
Zielgruppen<br />
Die Ausbildung zum Fleischsommelier richtet<br />
sich an alle interessierten Personen, die fun-<br />
dierte Kenntnisse zum Thema Fleisch erlangen<br />
wollen:<br />
• Personen aus Produktion und Verkauf<br />
(Fleischer und Fleischfachverkäufer)<br />
• Personen aus dem Lebensmittelhandel<br />
(Feinkostverkäufer, Regalbetreuer,<br />
Fleischer)<br />
• Personen aus der Gastronomie (Koch,<br />
Kellner, <strong>Wir</strong>te)<br />
• Feinkostinspektoren (firmeninterne MA<br />
und Behörden)<br />
• Einkäufer und Köche aus der Gemeinschaftsverpflegung<br />
(Großküchen und<br />
C<strong>at</strong>ering)<br />
• Ernährungsber<strong>at</strong>er, Diätologen (freiberuflich<br />
oder angestellt in Spitälern,<br />
San<strong>at</strong>orien, Kuranstalten, Thermen)<br />
• Lebensmittelber<strong>at</strong>er (Qualifizierung in<br />
landwirtschaftlichen Bereichen)<br />
• Priv<strong>at</strong>personen mit besonderem Interesse<br />
am Thema Fleisch<br />
Voraussetzung zur Teilnahme sind mindestens<br />
3 Jahre Berufserfahrung in einem einschlägigen<br />
Bereich.<br />
Für Priv<strong>at</strong>personen ist eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung oder mindestens 3 Jahre<br />
entsprechende Berufserfahrung nötig.<br />
AMA<br />
20
Start war im März 2011<br />
Am 14. März 2011 war es dann endlich so weit. Nach mehr als zweijährigen<br />
Vorbereitungsarbeiten für Konzept, Lehrinhalte und Unterlagen<br />
begann der 1. Lehrgang in Zusammenarbeit mit dem WiFi OÖ in<br />
Linz. 16 Merkur-Fleischverantwortliche unter der Leitung von Herrn<br />
Direktor Ringhofer und Verkaufsleiter Herrn Decker waren die Teilnehmer<br />
des 1. Lehrganges. In der Zwischenzeit wurde das Ausbildungsprogramm<br />
abgeschlossen - nach der Prüfung am 30.Juni werden die ersten<br />
Fleischsommeliers mit ihren Diplomen ausgezeichnet. Somit h<strong>at</strong> ein<br />
sehr aufwendiges Projekt seinen positiven Anfang genommen. Die<br />
diplomierten Fleischsommeliers werden künftig als Botschafter pro<br />
Fleisch ihr Wissen entsprechend einsetzen können und somit einen<br />
wesentlichen Beitrag zur Qualitätsverbesserung in diesem Sektor beitragen.<br />
Durchführung: 8 Vortragstage - 1 Tag Exkursion - 5 Praxistage - 1 Tag<br />
Prüfung<br />
Kosten: pro Kursteilnehmer für das gesamte Seminarprogramm ca.<br />
2.000 Euro<br />
Prüfungsordnung: Voraussetzung für das Antreten zur Prüfung sind<br />
• 75% Anwesenheit an den Seminartagen<br />
• Abgeben einer Facharbeit, für die ein Thema nach eigenem Interesse<br />
gewählt werden kann oder aus 5 vorgegebenen Themen ausgewählt<br />
werden kann, mindestens eine Woche vor dem Prüfungstermin.<br />
Am Prüfungstag wird eine schriftliche und anschließend eine kommissionelle<br />
Prüfung abgelegt.<br />
Module des Seminars<br />
Der Diplomlehrgang umfasst 3 Module, die jeweils fünf Schulungstage<br />
umfassen.<br />
I. Basismodul<br />
Kulturgeschichte / Fleischkonsum heute / Definition von Fleisch /<br />
Fleischprodukte / Nutztierhaltung intern<strong>at</strong>. / Landwirtschaft und<br />
Nutztierhaltung / Fleischmarkt, Fleischkonsum weltweit / Gesetzliche<br />
Vorschriften / Qualitätsmanagement / Praxistag (Exkursion)<br />
Landwirtschaft mit Grillabend / Fleisch in der Ernährung<br />
II. Fleischproduktion, -produkte, Qualitätsmanagement<br />
Fleischproduktion und Fleischverarbeitung / Fleischprodukte (n<strong>at</strong>ional,<br />
intern<strong>at</strong>ional) / Praxistag „Wurstproduktion“ / Teilstückkunde /<br />
Praxistag „Teilstückkunde“ / Qualitätsmanagement / Tierkrankheiten<br />
/ Qualitätssicherungssysteme<br />
III. Kulinarik und Abschlusstag<br />
Fleisch in der Küche – Theorie / Praxistag „Fleisch in der Küche I“ /<br />
Praxistag „Fleisch in der Küche II“ / Praxistag „Fleisch in der Küche<br />
III“ / Fleischgerichte (n<strong>at</strong>ional, intern<strong>at</strong>ional) / Ber<strong>at</strong>ungs- oder Verkaufsgespräch<br />
/ Vorbereitung auf die Prüfung<br />
Prüfung: Schriftliche Projektarbeit, schriftliche sowie mündliche<br />
und praktische kommisionelle Prüfung. Der Diplomlehrgang wir vom<br />
WIFI angeboten. Die Kursgebühr beträgt inkl. Prüfungsgebühr und<br />
Diplom Euro 1.990,- Als Trainer kann auf eine Reihe von anerkannten<br />
Fachleuten (Mag. Petra Kunz, Mag. Christian Putscher, DI Sigfried<br />
R<strong>at</strong>h, Hannes Rottensteiner, Dr. Karl Schedle, Johann Stabauer, Dr.<br />
Rudolf Stückler etc.) zurück-gegriffen werden, die ihre Fachthemen<br />
im Rahmen der Ausbildung unterrichten.<br />
21 AMA<br />
Ordnungsgemäße<br />
Tätowierung<br />
Eine gut lesbare Tätowierung der<br />
<strong>Schweine</strong> in Verbindung mit einem<br />
vollständig ausgefülltem SUS-<br />
Viehverkehrsschein bilden die<br />
Grundlage der Klassifizierung der<br />
Schlachtkörper. Die vollständige<br />
Lesbarkeit ist nicht nur gesetzlich<br />
vorgeschrieben, sondern n<strong>at</strong>ürlich<br />
auch für die „AMA -Gütesiegel<br />
Kennzeichnung“ relevant.<br />
Die Klassifizierer sind seitens der<br />
AMA–Marketing angehalten, auf<br />
die korrekten Tätowierungen zu<br />
achten und gegebenenfalls die<br />
Schlachtkörper aus dem Gütesiegelprogramm<br />
auszuschließen.<br />
Dabei spielt es keine Rolle, ob die<br />
Kennzeichnung unvollständig,<br />
unleserlich oder gar nicht vorhanden<br />
ist. Selbst wenn „nur“ das<br />
geschützte Tätowiersymbol nicht<br />
eindeutig zu erkennen ist, oder<br />
die Tätowierung nicht rechtzeitig,<br />
mindestens 30 Tage vor der<br />
Schlachtung, erfolgte, darf der<br />
Schlachtkörper nicht für das AMA-<br />
Gütesiegel-Programm freigegeben<br />
werden.<br />
Für eine korrekte Tätowierung ist<br />
deshalb auf den richtigen Umgang<br />
mit den Tieren und einen „funktionsfähigen“<br />
Tätowierstempel zu<br />
achten!<br />
Tätowierstempel<br />
• richtig und vollständig<br />
zusammengesetzt (spiegelverkehrt)<br />
• Ziffern und Symbole sollen<br />
spitz, nicht ausgebrochen oder<br />
rostig oder verschmutzt sein<br />
• genügend Farbe verwenden,<br />
einmal pro Tätowierung eintauchen<br />
• Farbkissen, Stempel und Ziffern<br />
nach Gebrauch gründlich reinigen<br />
TIPP<br />
Die Tätowierung ist nicht vollständig lesbar.<br />
• Probetätowierungen zum Beispiel<br />
auf Karton, Styropor oder<br />
ähnlichem machen!<br />
• Stempel, Buchstaben und<br />
Ziffern erhalten Sie unter anderem<br />
bei Ihrer Erzeugergemeinschaft.<br />
Das geschützte Tätowiersymbol<br />
erhalten AMA-Gütesiegelbetriebe<br />
bei der Agrarmarkt<br />
Austria Marketing.<br />
Auch andere Schlachtkörperfehler<br />
(z.B. Striemen, Kr<strong>at</strong>zspuren,<br />
Abszesse oder unbestimmte<br />
Hautveränderungen,..) führen<br />
dazu, dass „AMA-Gütesiegel tauglich“<br />
nicht gekennzeichnet werden<br />
darf.<br />
Ein tiergerechter Umgang, Sorgfalt<br />
bei der Tätowierung und eine<br />
gesicherte Herkunft der Schlachtkörper<br />
mittels korrekt ausgefülltem<br />
SUS-Viehverkehrsschein sollte<br />
deshalb nicht nur im Interesse<br />
des „Gütesiegel-Landwirts“ liegen,<br />
sondern im Sinne des Konsumenten<br />
selbstverständlich sein.
GRILLMANIA - der AMA-Grillclub<br />
erreicht ungeahnte Ausmaße<br />
Marktbeobachter können schon zu Beginn der heurigen Grillsaison einen wahren Boom feststellen. Noch nie<br />
wurden etwa so viele Grillgeräteverkauft und noch nie haben sich so viele Leute fürs Grillen interessiert.<br />
Auch diverse Magazine, Zeitungen und Handelsflugblätter<br />
widmen sich ganz intensiv diesem<br />
Thema. Und ehrlich: „Fleisch gehört zu<br />
Grillen so wie das Amen zum Gebet.“ Und<br />
wenn es ums Fleisch geht, gibt es eine Adresse:<br />
Der, vor knapp 4 Jahren ins Leben gerufene<br />
AMA-Grillclub ist in der Zwischenzeit eines der<br />
erfolgreichsten Abs<strong>at</strong>zförderungs-Projekte der<br />
AMA überhaupt. Mehr als 30.000 aktive Mitglieder<br />
nützen regelmäßig die Club-Vorteile.<br />
So erfolgte Anfang Mai die Verteilung des<br />
Magazins „Grillzeit“ in einer Auflage von<br />
sagenhaften 450.000 Stück über den Lebensmittelhandel.<br />
Dies ist im deutschsprachigen<br />
Raum wohl einmalig und wird durch das rege<br />
Interesse aus vielen Nachbarländern bestätigt.<br />
Zentrales Element ist die Internet-Homepage<br />
www.ama-grillclub.<strong>at</strong>, die neben einem brandaktuellen<br />
Auftritt auch von der facebook community<br />
geschätzt wird.<br />
Im Rahmen der Diplom-Fleischsommelier-Ausbildung<br />
h<strong>at</strong>ten die Teilnehmer einen Basis-<br />
Grillkurs zu absolvieren. Herr Direktor Ringhofer<br />
(REWE) war begeistert bei der Sache.<br />
Aber auch bereits mehr als 80 akkreditierte<br />
AMA-Grilltrainer in ganz Österreich werden<br />
heuer rund 350 Grillseminare für Interessierte<br />
anbieten.<br />
Somit kommen zur großen Fangemeinde wieder<br />
zirka 5.000 Seminarteilnehmer dazu. Wie<br />
gesagt, die AMA-Grillgemeinde wächst und<br />
wächst.<br />
Somit auch die Begeisterung zum Grillen. Versteht<br />
sich wohl von selbst, dass bei all unseren<br />
Aktivitäten dem <strong>Schweine</strong>fleisch eine<br />
entsprechende Bedeutung zugedacht wird. AMA-Grillclub-Anhänger.<br />
AMA 22
23 AMA<br />
„Fleisch bringt´s“<br />
Am 5. und 7. Mai h<strong>at</strong>te Jungbauer Ing. Stefan Gurt<br />
aus Preding eine Lauftruppe ,,junger Bauern" aus<br />
dem Bezirk Deutschlandsberg und Leibnitz zusammengetrommelt,<br />
um sich unter dem Motto "Fleisch<br />
bringt's" in eigener Werbung sportlich zu betätigen.<br />
Auslöser dieser Aktion waren die laufenden neg<strong>at</strong>iven Schlagzeilen<br />
in den Medien gegen die Landwirtschaft bzw. gegen die<br />
Fleischerzeuger. Mit der Unterstützung der Styriabrid GmbH und<br />
der AMA Agrar Markt Austria GmbH, welche die Startgelder und<br />
die Laufdressen sponserten, h<strong>at</strong>ten rund 20 Laufteilnehmer die<br />
Möglichkeit, den Businessmar<strong>at</strong>hon und den Welschlauf zu<br />
bestreiten.<br />
Um auf sich aufmerksam zu machen, wurden eigene Lauf-Shirts<br />
mit den Aufdrucken der beiden Sponsoren und dem Motto<br />
„FLEISCH MACHT FIT“ bzw. „FLEISCH BRINGT'S“ angefertigt.<br />
Der gewünschte Effekt wurde erzielt, die Zuschauer feuerten das<br />
Team an und sogar die Konkurenten, die vom „Fleisch bringt´s“-<br />
Team" überholt wurden, meinten, sie sollten auch mehr Fleisch<br />
essen, um auch so fit zu sein!<br />
Die Ergebnisse können sich sehen <strong>lassen</strong>, denn beim Businessmar<strong>at</strong>hon<br />
im Schwarzl Freizeitzentrum, wo 4500 Läufer ihrer Sportlichkeit<br />
nachkamen, konnte sich Johann Pinter mit einer Zeit<br />
von 41:23,3 Minuten den 38. Pl<strong>at</strong>z beim Viertelmar<strong>at</strong>hon (10,55<br />
km) erlaufen.<br />
In Wies beim Welschlauf erreichte Hans-Peter Kapfensteiner beim<br />
Viertelmar<strong>at</strong>hon (12,2 km) mit einer Zeit von 50:02 Minuten den<br />
5. Pl<strong>at</strong>z bei fast 3.000 Teilnehmern.<br />
Das gesamte Lauf-Team von „Fleisch bringt's“ möchte sich hiermit<br />
noch einmal bei den Sponsoren für die großartige Unterstützung<br />
bedanken und hofft auf ein Wiedersehen beim nächsten<br />
Mal!<br />
20 Laufteilnehmer laufen gegen die neg<strong>at</strong>iven Schlagzeilen<br />
in den Medien über die Landwirtschaft zur Hochform auf.
Umrauschquote im Sommer:<br />
Dissert<strong>at</strong>ion bringt neue Erkenntnisse<br />
Neben der Umrauschquote im Allgemeinen ist in der Praxis das Phänomen der höheren Umrauschquoten in den<br />
Sommermon<strong>at</strong>en bekannt. Verschiedene Meinungen bestehen bei Sauenhaltern, Ber<strong>at</strong>ern und Tierärzten über<br />
die Ursachen. Ein eindeutiges Urteil zu den Gründen findet sich auch in der Liter<strong>at</strong>ur nicht.<br />
Ö-Börsenchef Dr. Schlederer fand in seiner Dissert<strong>at</strong>ion neue Ansätze zur Problembehebung.<br />
Die Produktionsbedingungen in der Sauenhaltung<br />
sind in den einzelnen Betrieben sehr verschieden.<br />
Strukturiertes D<strong>at</strong>enm<strong>at</strong>erial liegt<br />
über die Haltungs- und Managementbedingungen<br />
nicht vor. Mit einer Erhebung der<br />
betrieblichen Gegebenheiten in der Sauenhaltung<br />
wurde diese Lücke geschlossen. Durch<br />
Verknüpfung der biologischen Leistungen,<br />
insbesondere der Umrauschquote, mit den<br />
betrieblichen Gegebenheiten in der Produktion<br />
sollte herausgefunden werden, unter welchen<br />
Bedingungen die unterschiedlichen<br />
Umrauschquoten in den VLV-Mitgliedsbetrieben<br />
im Jahresdurchschnitt und in den Sommermon<strong>at</strong>en<br />
zustande kommen.<br />
Ergebnisse im Bereich Stall<br />
Als ein Merkmal für günstiges Stallklima wurde<br />
die Porendecke angesehen. Im Abferkelabteil<br />
dürfte sich diese am stärksten auf die<br />
Umrauschquote auswirken. Die Betriebe mit<br />
einer Porendecke im Abferkelabteil erreichten<br />
sowohl in den Sommermon<strong>at</strong>en als auch in<br />
den übrigen Mon<strong>at</strong>en signifikant niedrigere<br />
Umrauschquoten (siehe Abb. 1).<br />
Die 104 Betriebe, die im Abferkelabteil die<br />
Luft über die Porendecke zuführen, erreichten<br />
Abb. 1: Umrauschquoten (Durchschnitt 2006 und 2007) der<br />
Betriebe mit und <strong>ohne</strong> Porendecke im Abferkelabteil in den<br />
Sommermon<strong>at</strong>en und in den übrigen Mon<strong>at</strong>en. D<strong>at</strong>en: Schlederer<br />
mit einer Sommerumrauschquote von 16,2%<br />
einen signifikant besseren Wert als jene 85<br />
<strong>ohne</strong> Porendecke, die eine Umrauschquote im<br />
Sommer von 20,69 % erzielten. In den übrigen<br />
Mon<strong>at</strong>en lagen 103 Betriebe mit Porendeckenlüftung<br />
hochsignifikant besser als 81 Betriebe<br />
<strong>ohne</strong> Porenlüftung (12,03% versus 15,66%).<br />
Offensichtlich ermöglicht die Porendeckenlüftung<br />
im Abferkelabteil für Sauen eine günstigere<br />
Stallklimaführung und damit eine bessere<br />
Sauerstoffversorgung als die anderen Lüftungssysteme.<br />
Eine gleichmäßige Zuluftverteilung<br />
bei gleichzeitiger Verhinderung von<br />
Zugluft sowie eine Pufferwirkung bei der<br />
Zulufttemper<strong>at</strong>ur vermindern die Schadgaskonzentr<strong>at</strong>ion<br />
und Temper<strong>at</strong>urschwankungen.<br />
Diese Eigenschaften dürften sich positiv auf<br />
das Wohlbefinden der Sauen auswirken.<br />
Ergebnisse im Bereich Besamung<br />
Laut Hypothese ist in Betrieben mit instrumenteller<br />
Besamung und Besamung mittels<br />
N<strong>at</strong>ursprung eine geringere Umrauschquote zu<br />
erwarten. Zum einen wird angenommen, dass<br />
in Zeiten, in denen kein künstliches Sperma<br />
verfügbar ist (Feiertage, Wochenenden), dieses<br />
Manko kompensiert werden kann, zum<br />
anderen sollen sexuell aktive Eber einen günstigeren<br />
Rauschestimulierungseffekt aufweisen<br />
als reine Sucheber.<br />
In den Sommermon<strong>at</strong>en als auch in den übrigen<br />
Mon<strong>at</strong>en ist im Durchschnitt die Umrauschquote<br />
in den Betrieben mit instrumenteller<br />
Besamung und auch mittels N<strong>at</strong>ursprung<br />
niedriger, ebenso die Streuung der Umrauschquote<br />
(Abb. 2).<br />
Die Differenz in den Umrauschquoten bei diesem<br />
Merkmal beträgt in den Sommermon<strong>at</strong>en<br />
-3,56%-Punkte (16,12 versus 19,69), in den<br />
übrigen Mon<strong>at</strong>en -3,08 %-Punkte (11,79 versus<br />
14,87).<br />
Die Betriebe (56%), die ganzjährig zu einer<br />
fixen Tageszeit besamten, erzielten eine Sommerumrauschquote<br />
von 19,21 %.<br />
Die Annahme, dass die Verlegung der Besamung<br />
im Sommer in die kühlere Tageszeit zu<br />
einer Verringerung der Umrauschquote führen<br />
würde, bestätigten die D<strong>at</strong>en nicht. Jene<br />
Betriebe (10 %) mit Verlegung der Besamung<br />
im Sommer in die kühlere Jahreszeit wiesen<br />
mit einer Umrauschquote von 20,43% sogar<br />
einen schlechteren Wert auf als die übrigen<br />
Betriebe. Die besten Werte (16,44%) erreichten<br />
jene Betriebe, die keine bestimmte Tageszeit<br />
zur Besamung vorgeben. Die Betriebe mit<br />
zeitlich ungebundener Besamung erzielten im<br />
Abb. 2: Umrauschquoten (Durchschnitt 2006 und 2007) der Betriebe<br />
mit Besamung auch mittels N<strong>at</strong>ursprung bzw. <strong>ohne</strong> N<strong>at</strong>ursprung in<br />
den Sommermon<strong>at</strong>en und übrigen Mon<strong>at</strong>en. D<strong>at</strong>en: Schlederer<br />
Management 24
Vergleich zu den Betrieben mit fixen Zeiten<br />
ein signifikant besseres Ergebnis.<br />
In den Sommermon<strong>at</strong>en betrug die Differenz<br />
2,95%-Punkte, in den übrigen Mon<strong>at</strong>en erzielten<br />
diese Betriebe zwar auch bessere Ergebnisse,<br />
die Unterschiede (1,97%-Punkte) sind<br />
nicht signifikant. In den Betrieben <strong>ohne</strong> zeitliche<br />
Vorgabe dürften die tierindividuell optimalen<br />
Zykluszeiten besser gefunden worden<br />
sein.<br />
Dies lässt den Schluss zu: <strong>Wir</strong>d die Besamung<br />
ganzjährig zu fixen Tageszeiten durchgeführt,<br />
so ist eher mit höheren Umrauschquoten zu<br />
rechnen, denn die tierindividuellen Verhaltensmuster<br />
dürften dabei zu geringe Beachtung<br />
finden.<br />
Ergebnisse im Bereich<br />
Tiergesundheit<br />
Die 125 Betriebe, die Sauen mit schlechter<br />
Aufzuchtleistung aus dem Bestand ausscheiden,<br />
erreichten im Sommer eine Umrauschquote<br />
von 16,79%. In den 64 Betrieben, die<br />
Sauen mit schlechter Aufzuchtleistung nicht<br />
ausschieden, betrug diese 21,02%. Auch in<br />
den übrigen Mon<strong>at</strong>en waren die Betriebe, die<br />
Sauen mit schlechter Aufzuchtleistung eliminierten,<br />
mit 12,35% signifikant besser als die<br />
anderen Betriebe mit 16,14% Umrauschquote.<br />
Die Verbesserung betrug in den Sommermon<strong>at</strong>en<br />
4,23%-Punkte, in den übrigen Mon<strong>at</strong>en<br />
3,79%-Punkte. In den Betrieben, in denen die<br />
Sauen mit schlechter Aufzuchtleistung nicht<br />
gezielt eliminiert wurden, streuen die<br />
Umrauschquoten stärker als in den anderen<br />
Betrieben .<br />
Ergebnisse im Bereich Fütterung<br />
Deutlich messbar ist der Unterschied bei ein-<br />
25 Management<br />
bzw. mehrmaligem Füttern im Abferkelabteil.<br />
Die sieben Betriebe, die im Abferkelabteil die<br />
Sauen nur einmal fütterten, erreichten in den<br />
Sommermon<strong>at</strong>en eine Umrauschquote von<br />
33,68%. Die 182 Betriebe, welche die Sauen<br />
zwei- bzw. dreimal täglich im Abferkelabteil<br />
fütterten, erreichten in den Sommermon<strong>at</strong>en<br />
eine Umrauschquote von 17,63%.<br />
In den übrigen Mon<strong>at</strong>en erzielten Betriebe mit<br />
einmaligem Füttern 27,30%, Betriebe mit<br />
zwei- und dreimaligem Füttern 13,80%. Die<br />
Differenz betrug in den Sommermon<strong>at</strong>en -<br />
16,05%-Punkte, in den übrigen Mon<strong>at</strong>en -<br />
13,50%-Punkte. Die Ergebnisse sind wegen der<br />
hohen Unterschiede trotz der geringen Anzahl<br />
von Betrieben mit einmaligem Füttern signifikant.<br />
Die Streuung ist sehr groß (Abb. 3).<br />
Die Fütterungshäufigkeit im Abferkelabteil<br />
erscheint besonders relevant für die<br />
Umrauschquote. Einmal Füttern pro Tag im<br />
Abferkelabteil sollte auf keinen Fall praktiziert<br />
werden!<br />
Zusammenfassung<br />
Abb. 3: Umrauschquoten (Durchschnitt 2006 und 2007) der Betriebe<br />
nach Häufigkeit der Futtergaben pro Tag im Abferkelabteil in<br />
den Sommermon<strong>at</strong>en und übrigen Mon<strong>at</strong>en. D<strong>at</strong>en: Schlederer<br />
Die Ergebnisse bringen wertvolle Erkenntnisse<br />
für die Ber<strong>at</strong>ung der Sauenhalter zur Senkung<br />
der Umrauschquote.<br />
Von der Vielzahl an Ber<strong>at</strong>ungsempfehlungen<br />
zur Senkung der Umrauschquote konnten<br />
einige als besonders relevant erkannt werden.<br />
Dass der Faktor Temper<strong>at</strong>ur einen hohen Einfluss<br />
ausübt, konnte bestätigt werden. Zudem<br />
dürften insbesondere im Abferkelabteil Stallklimafaktoren<br />
eine besondere Rolle spielen.<br />
Insgesamt auffälligstes Merkmal war die<br />
Porendeckenlüftung im Abferkelabteil.<br />
Sowohl in den Sommermon<strong>at</strong>en als auch in<br />
den übrigen Mon<strong>at</strong>en<br />
lagen Betriebe mit<br />
Porendecke bei den<br />
Umrauschquoten unter<br />
den Vergleichsbetrieben<br />
<strong>ohne</strong> Porendecke.<br />
Betriebe mit großen<br />
Problemen mit Fundament<br />
und Klauengesundheit<br />
der Sauen,<br />
lagen tendenziell<br />
signifikant über Betrieben<br />
<strong>ohne</strong> diese<br />
Probleme.<br />
Betriebe, die neben<br />
der instrumentellen<br />
Besamung auch<br />
N<strong>at</strong>ursprung einsetz-<br />
ten, erzielten signifikant niedrigere<br />
Umrauschquoten. Die Untersuchungen hinsichtlich<br />
Besamungszeitpunkt ergaben, dass<br />
Betriebe, die den Besamungszeitpunkt je nach<br />
Rauscheverhalten der Sauen variabel ansetzten,<br />
niedrigere Umrauschquoten erzielten als<br />
jene Betriebe, die ganzjährig zu fixen Tageszeiten<br />
besamten.<br />
Manche Betriebe impfen ihre Jungsauen nach<br />
dem Zukauf nicht gegen Parvovirose bzw. Rotlauf.<br />
Diese Betriebe erzielen signifikant höhere<br />
Umrauschquoten.<br />
Zum Ausscheiden von Sauen aus dem Bestand<br />
dürfte die schlechte Aufzuchtleistung das<br />
geeignetste Entscheidungskriterium sein. Betriebe,<br />
die nach diesem Merkmal ihre Sauen<br />
aus dem Bestand ausschieden, h<strong>at</strong>ten signifikant<br />
geringere Umrauschquoten im Vergleich<br />
zu anderen Kriterien.<br />
In wenigen Betrieben werden die Sauen im<br />
Abferkelabteil nur einmal pro Tag gefüttert.<br />
Von dieser in der Ber<strong>at</strong>ung nicht empfohlenen<br />
Arbeitsweise ist auch nach dem Ergebnis der<br />
Arbeit dringend abzur<strong>at</strong>en. Signifikant höhere<br />
Umrauschquoten wurden bei diesen Betrieben<br />
festgestellt.<br />
Auch der Fokus auf Merkmale, die besondere<br />
Einflussnahme auf das „summer infertility<br />
syndrome“ haben könnten, brachte plausible<br />
Ergebnisse. Die Porenlüftung im Abferkelabteil<br />
zeigte auch für die Sommermon<strong>at</strong>e einen<br />
zusätzlichen Vorteil. Insbesondere in den<br />
Sommermon<strong>at</strong>en konnten Betriebe mit flexiblen<br />
Tageszeiten für die Besamung niedrigere<br />
Umrauschquoten erzielen.<br />
Die Betriebe mit Hofabsamung erzielten in<br />
den Sommermon<strong>at</strong>en niedrigere Umrauschquoten,<br />
wenn sie ein Ejakul<strong>at</strong> auf mehr als 15<br />
Besamungsportionen verdünnten. Das einmalige<br />
Füttern pro Tag im Abferkelabteil führte<br />
auch in den Sommermon<strong>at</strong>en zu höheren<br />
Umrauschquoten.<br />
Manche, in der Fachliter<strong>at</strong>ur häufig genannte<br />
Meinungen zum „summer infertility syndrome“<br />
und Empfehlungen zur Senkung der<br />
Umrauschquote in den Sommermon<strong>at</strong>en wie<br />
zum Beispiel die genetische Veranlagung der<br />
Sauen aufgrund der Abstammung vom Wildschwein,<br />
Lichtprogramme im Deckabteil sowie<br />
diverse Futterzus<strong>at</strong>zstoffe für Sauen und Eber<br />
konnten in der Arbeit nicht untermauert werden.<br />
Dr. Johann Schlederer<br />
Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse
Jedes Haltungssystem in der <strong>Schweine</strong>mast<br />
kann immer nur so gut sein, wie die verantwortlichen<br />
Personen, die damit umgehen. So<br />
kann es in technisch einwandfrei ausgeführten<br />
Stallungen bei schlechtem Haltungsmanagement<br />
zu überdurchschnittlich hohen<br />
Tierverlusten kommen, während durch gute<br />
Tierbetreuung technische Mängel in Stallungen<br />
durchaus abgeschwächt werden können.<br />
Buchteneinrichtungen<br />
regelmäßig überprüfen<br />
Mastschweine stellen hohe Anforderungen an<br />
das Stallsystem. Vor jedem Einstallen sollen<br />
sämtliche Stalleinrichtungen auf ihre Funktionssicherheit<br />
und Tiergerechtheit geprüft<br />
werden. Besonderes Augenmerk ist auf den<br />
Boden in den einzelnen Buchten zu legen. Die<br />
Böden müssen rutschfest sein und dürfen keine<br />
Unebenheiten und Beschädigungen aufweisen.<br />
Gerade bei neuen Betonspaltenelementen<br />
kommt es aber sehr oft vor, dass scharfe Kanten<br />
und eine zu raue Oberfläche verstärkt zu Klauenverletzungen<br />
bei den Tieren führen. Sind<br />
Kotabwurfschlitze am Rand der Bucht vorhanden,<br />
müssen diese so ausgeführt sein, dass auch<br />
ausgewachsene Mastschweine sich die Gliedmaßen<br />
nicht einklemmen. Bei Strohstallungen ist<br />
immer für genügend Einstreu zu sorgen, um den<br />
Tieren genügend Trittsicherheit zu geben.<br />
Schadhafte Buchtenabtrennungen bedeuten<br />
ebenfalls ein erhöhtes Verletzungsrisiko für die<br />
Tiere und sind somit umgehend instand zu setzen,<br />
außerdem wird dadurch eine Unterbrechung<br />
der Kontaktstrukturen gewährleistet.<br />
Wohlbefinden und Gesundheit<br />
durch optimales Stallklima<br />
Der zweite wichtige Punkt um in der <strong>Schweine</strong>mast<br />
optimale Haltungsbedingungen zu<br />
schaffen, ist die Beurteilung des Stallklimas.<br />
Temper<strong>at</strong>ur und Zugfreiheit in den Abteilen<br />
haben oberste Priorität. Der Temper<strong>at</strong>uranspruch<br />
der Tiere ist in erster Linie vom<br />
Management<br />
Foto: Etlinger<br />
Haltungsmanagement in der <strong>Schweine</strong>mast –<br />
Voraussetzung für hohe Leistungen<br />
Um in der <strong>Schweine</strong>mast rentable Leistungen erzielen zu können, sind ein hoher Gesundheitsst<strong>at</strong>us und das<br />
Wohlbefinden im Bestand Grundbedingungen. Neben der Fütterung ist ein optimales Haltungsmanagement ein<br />
wichtiges Werkzeug für den Mäster um diese Grundbedingungen zu erreichen.<br />
Lebendgewicht abhängig (s. Diagramm 1).<br />
Die Temper<strong>at</strong>uren in den Stallungen sind möglichst<br />
konstant zu halten, da die thermoregul<strong>at</strong>orische<br />
Anpassungsfähigkeit der Tiere<br />
begrenzt ist. Schon 4-5°C Temper<strong>at</strong>urunterschied<br />
binnen weniger Stunden führen zu<br />
Stress und Unruhe im Bestand. Um einen<br />
genauen Aufschluss über die Temper<strong>at</strong>urverhältnisse<br />
in den Stallungen zu haben, sollten<br />
folgende Punkte beachtet werden:<br />
• Regelmäßige Temper<strong>at</strong>urmessung in allen<br />
Stallbereichen – es empfiehlt sich ein<br />
Infrarot-Thermometer, welches leicht bei<br />
Kontrollgängen mitgenommen werden<br />
kann (s. Bild 1)<br />
• Minimum-Maximum-Thermometer in allen<br />
Stallabteilen<br />
• Regelmäßige Reinigung und Temper<strong>at</strong>urabgleich<br />
der Temper<strong>at</strong>urfühler<br />
• Richtige Positionierung der Temper<strong>at</strong>urfühler<br />
Neben falschen - vor allem zu niedrigen - Temper<strong>at</strong>uren<br />
wirken sich zu hohe Luftr<strong>at</strong>en und<br />
26
Zugluft mit hohen Luftgeschwindigkeiten neg<strong>at</strong>iv<br />
auf das Tierverhalten aus. Am Liegeverhalten<br />
der <strong>Schweine</strong> kann der Tierhalter sehr gute<br />
Rückschlüsse auf die Temper<strong>at</strong>ur- und Luftverhältnisse<br />
im Mastabteil ziehen. <strong>Schweine</strong> bevorzugen<br />
das Liegen in der Seitenlage mit gegenseitigem<br />
Körperkontakt. Ist die Liegeposition<br />
der Tiere verändert oder meiden die Tiere gewisse<br />
Bereiche in der Bucht ist dies ein Zeichen für<br />
ungünstige Temper<strong>at</strong>uren oder Zugluft. Um<br />
etwaige Fehlerquellen genau feststellen zu können,<br />
empfiehlt sich eine umfassende Lüftungsber<strong>at</strong>ung,<br />
die durch die Landwirtschaftskammern<br />
angeboten wird.<br />
Organis<strong>at</strong>ion der Arbeitsabläufe<br />
fördert die Tiergesundheit<br />
Durch eine durchdachte und konsequente Planung<br />
und Umsetzung von Arbeitsabläufen in<br />
der <strong>Schweine</strong>mast können Kontaktstrukturen<br />
unterbrochen, und somit das Risiko der Krankheitsübertragung<br />
minimiert werden.<br />
Neben der Infektion von Tier zu Tier ist die<br />
Übertragung über den Tierbetreuer eine häufige<br />
Ursache für gesundheitliche Probleme in Mastschweinebeständen.<br />
Grundstein für gesunde<br />
Tiere ist eine konsequente Personalhygiene.<br />
Eigene Arbeitskleidung für die Stallungen und<br />
die Einrichtung einer Hygieneschleuse sind für<br />
ein wirkungsvolles Hygienekonzept unumgänglich.<br />
Es muss besonders darauf geachtet werden,<br />
dass Arbeitswege im Stall immer von „jung“<br />
nach „alt“ geplant, und diese Routine auch<br />
konsequent eingehalten wird. Um die Verschleppung<br />
von Keimen gering zu halten, empfiehlt<br />
es sich, möglichst wenig in die Buchten<br />
zu steigen. In jedem Abteil sollten auch eigene<br />
Arbeitsgeräte (Schaufel, Besen, Treibhilfen, …)<br />
zur Verfügung stehen. Am Einfachsten ist es für<br />
die Tierbetreuer, wenn die Geräte für die einzelnen<br />
Abteile farblich gekennzeichnet sind.<br />
Wenn mehrere Personen für die Betreuung von<br />
Tierbeständen zuständig sind, ist eine regelmä-<br />
Bild 1: Ein Infrarot-Thermometer kann leicht bei allen Kontrollgängen<br />
schnell Auskunft über die aktuelle Temper<strong>at</strong>ur geben.<br />
Foto: Etlinger<br />
27<br />
Management<br />
ßige Dokument<strong>at</strong>ion der durchgeführten Arbeiten<br />
und Behandlungen erforderlich (s. Bild 2).<br />
Das Verbringen von Tieren sollte immer nach<br />
einem „Einbahn-System“ erfolgen. Beim<br />
Umstallen nach Möglichkeit immer mit den<br />
jüngsten Tieren beginnen, da bei älteren die<br />
Empfänglichkeit für Infektionen geringer ist.<br />
Erkrankte Tiere sind zeitgerecht nach dem<br />
Erkennen der Krankheit in ein abgesondertes<br />
Krankenabteil zu bringen. Eine Rückführung<br />
von Mastschweinen aus der Krankenbucht<br />
zum Bestand sollte auf keinen Fall passieren,<br />
da dadurch das Risiko einer Reinfektion<br />
besteht.<br />
Der Infektionsdruck von außen ist nur dann<br />
gering zu halten, wenn neben der Personalhygiene<br />
auch eine professionelle Ungezieferund<br />
Schadnagerbekämpfung durchgeführt<br />
wird. Auch Haustiere wie Hunde und K<strong>at</strong>zen<br />
sind potentielle Krankheitsüberträger, und<br />
haben daher in Mastställen nichts verloren.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die sachgerechte<br />
Verbringung und Lagerung von Kadavern.<br />
Der Lagerpl<strong>at</strong>z für verendete Tiere ist<br />
entsprechend zu befestigen und so zu pl<strong>at</strong>zieren,<br />
dass die Zufahrt für das Fahrzeug der<br />
Tierkörperverwertung außerhalb des Stallgeländes<br />
liegt.<br />
„Wurforientiertes Arbeiten“ –<br />
neuer Trend in der <strong>Schweine</strong>mast?<br />
„Wurforientiertes Arbeiten“ ist eine durchaus<br />
interessante Möglichkeit, vor allem für<br />
geschlossene Betriebe, um einen hohen Gesundheitsst<strong>at</strong>us<br />
im Maststall zu erreichen. Dieses<br />
Konzept beginnt bereits im Abferkelstall mit<br />
einem gezielten Wurfausgleich nach strikten<br />
Regeln. Den Ferkeln muss am ersten Tag die<br />
ausreichende Aufnahme von Kolostralmilch<br />
ermöglicht werden um einen ausreichenden<br />
Immunschutz aufzubauen. Das Versetzen von<br />
Ferkeln sollte auf das notwendige Maß zur Ret-<br />
tung überzähliger Ferkel reduziert werden. In<br />
der Ferkelaufzucht und der anschließenden<br />
Mast bleiben die Tiere aus ein bis zwei Würfen<br />
immer in einer Gruppe zusammen. Sehr gute<br />
Erfahrungen mit diesem Konzept machte man<br />
an der Versuchsanstalt Sterksel in den Niederlanden.<br />
Fazit<br />
Konsequent durchgeführte Managementmaßnahmen<br />
tragen wesentlich zum Erfolg in der<br />
<strong>Schweine</strong>mast bei. Sie sind meist kostengünstig<br />
umzusetzen und der Mäster wird durch<br />
eine gute Tiergesundheit, gute Leistungen<br />
und Freude an der Stallarbeit belohnt.<br />
Gottfried Etlinger<br />
LWK-NÖ<br />
Bild 2: Schriftliche Aufzeichnungen<br />
direkt im Stall erleichtern die Arbeit und<br />
verhindern Missverständnisse. Foto: Etlinger<br />
Diagramm 1: Vor dem Einstallen ist eine konstante Raumtemper<strong>at</strong>ur<br />
von 26°C anzustreben. Danach kann die Temper<strong>at</strong>ur mit<br />
steigendem Gewicht der Mastschweine schrittweise bis auf 18°C<br />
zur Ausstallung hin abgesenkt werden. D<strong>at</strong>en: Etlinger
Ing. Franz Strasser<br />
Ber<strong>at</strong>er LK-OÖ<br />
Verladerampe<br />
optimal ausrichten<br />
Geeignete Verladerampen sind nicht nur aus<br />
Gründen des Tierschutzes und der Seuchenvorbeuge<br />
vorgeschrieben, sondern auch zweckdienliche<br />
Notwendigkeit.<br />
Folgende Aspekte sind bei der Planung zu<br />
beachten:<br />
• Wie läuft die Hauptwindrichtung?<br />
• Kann ein LKW (evtl. mit Anhänger) ungehindert<br />
rangieren?<br />
• Einfahrtshöhe des Tores über 4,10 Meter?<br />
• Wie <strong>lassen</strong> sich kurze Treibwege innerhalb<br />
des Betriebes (evtl. Türdurchbruch) realisieren?<br />
• Kann eine einzige zentrale Verladestelle<br />
eingerichtet werden damit das Umstellen<br />
des LKW verhindert wird?<br />
• Können eventuell n<strong>at</strong>ürliche Geländegegebenheiten<br />
genutzt werden, damit der LKW<br />
tiefer steht?<br />
<strong>Schweine</strong>verladen<br />
<strong>ohne</strong> Stress!<br />
• Könnten Nachbarn oder andere Personen<br />
durch (oft nächtlichen) Lärm gestört<br />
werden?<br />
Idealerweise soll die Rampe eine Höhe von 50<br />
– 75 cm aufweisen und mindestens 2,5 m breit<br />
sein. Moderne <strong>Schweine</strong>-LKW haben eine verlängerbare<br />
Treppe, die auf die Rampe leicht<br />
schräg nach oben aufgelegt werden kann.<br />
Anhänger sind tiefer gebaut, sodass die Verladerampe<br />
nicht zu hoch sein darf. Wichtig ist die<br />
Pl<strong>at</strong>zierung auf der Hauptwindrichtung abgewandte<br />
Stallseite. Ist dies nicht möglich, so<br />
muss die Verladest<strong>at</strong>ion mit Wind- und Wetterschutz<br />
versehen werden. <strong>Schweine</strong>, die zeitlebens<br />
im Stall waren, kennen keinen Wind! Dementsprechend<br />
ängstlich verhalten sie sich und<br />
wollen unter Umständen nicht zur Stalltür hinaus.<br />
Zugluft bei den Türen entsteht aber auch<br />
durch die Lüftung, wenn ein starker Unterdruck<br />
im Gebäude aufgebaut ist.<br />
Vorsicht: Falls die Lüftungsanlage während der<br />
Verladung gedrosselt wird, muss diese unbedingt<br />
wieder hochgefahren werden.<br />
Auf der Rampe selbst sollte klar ersichtlich<br />
sein, wie weit der „Zuständigkeitsbereich“ des<br />
Chauffeurs geht. In der Praxis soll dem Transporteur<br />
nur bis zur Stalltür Einlass gewährt<br />
werden. Eine mit Spalten ausgelegte Verladebucht<br />
beschleunigt den Verladevorgang enorm.<br />
Gerne verständigt der LKW-Fahrer die Bauern<br />
während der Anfahrt. So können diese die einzelnen<br />
<strong>Schweine</strong> aus den Boxen „herausfangen“<br />
und zur Verladung vorbereiten. Von dort übernimmt<br />
der LKW-Fahrer die <strong>Schweine</strong>.<br />
Ausführung der Treibwege<br />
Foto: Strasser<br />
Das Verladen von Ferkel und Mastschweinen gehört zu den wiederkehrenden Tätigkeiten<br />
für Ferkelerzeuger und <strong>Schweine</strong>mäster. Dabei soll so wenig wie möglich<br />
Stress aufkommen, sowohl für Mensch, als auch für die <strong>Schweine</strong>.<br />
Ing. Franz Strasser von der BSP in Wels gibt dazu Tipps.<br />
Treibgänge sollten 100 bis 150 cm breit sein,<br />
eben oder leicht steigend und möglichst geradlinig<br />
verlaufen. Verengungen bremsen, wogegen<br />
breite Wege übers Eck den Verladevorgang ver-<br />
Management 28
flüssigen. <strong>Schweine</strong> dürfen auf ihrem letzten<br />
Gang nicht von im Stall verbleibenden Artgenossen<br />
abgelenkt werden. Daher sind die<br />
Buchtenabtrennungen in den Treibgängen unbedingt<br />
geschlossen und die Bodenoberfläche<br />
rutschfest auszuführen. Die seitlichen Abtrennungen<br />
bei Futtergängen sollen fixiert sein.<br />
Umfallende Bretter oder Gitter lenken die Tiere<br />
ab und kosten bei der Verladung nur unnötig<br />
Nerven und Zeit. <strong>Schweine</strong>, die über eine kleine<br />
Stufe runter oder über einen Spalt steigen müssen,<br />
beginnen sicher zu bocken. Ebenso bremsen<br />
blechig scheppernde Schachtabdeckungen unnötig.<br />
Aufgestreutes Stroh, Sägemehl oder Quarzsand<br />
fördert die Trittsicherheit, wenn die Wege<br />
verkoten und rutschig werden. Sehr praktisch<br />
sind mit Betonspalten ausgelegte Treibwege, da<br />
sie leicht sauber zu halten sind. Auch auf eine<br />
ausreichende Beleuchtung muss Wert gelegt werden.<br />
<strong>Schweine</strong> laufen dem Licht entgegen, dabei<br />
dürfen sie aber nicht geblendet werden.<br />
Nüchterung vor dem Transport<br />
<strong>Schweine</strong> sollen in der Regel mit einer Nüchterungszeit<br />
von 12 Stunden verladen werden. Viele<br />
Mäster füttern zur letzten Mahlzeit am Abend<br />
nur mehr 20%. Dies ist vor allem zweckmäßig,<br />
wenn zwischen 2:00 – 4:00 Uhr verladen wird.<br />
Futterleere <strong>Schweine</strong> sind aktiver, laufen zügiger<br />
und vertragen den Transportstress besser.<br />
Zusätzlich ist es Futtervergeudung, da der Nahrungsbrei<br />
bzw. Kot am Schlachthof entsorgt werden<br />
muss. Stärker verschmutzte Treibgänge und<br />
Rampen sind ein klares Zeichen für zu kurze<br />
Nüchterungszeiten. Fragen Sie diesbezüglich bei<br />
der nächsten <strong>Schweine</strong>verladung den Chauffeur,<br />
er kann unabhängig die Sache am besten beurteilen.<br />
Werden die <strong>Schweine</strong> am Autom<strong>at</strong>en oder Sensor<br />
ad libitum gefüttert, dann ist eine Nüchterungszeit<br />
von 8 Stunden einzuhalten.<br />
Vorsicht: Auch wenn nicht alle <strong>Schweine</strong> einer<br />
Box verladen werden, sollen die Nüchterungszeiten<br />
auf Rücksicht auf die zu schlachtenden Tiere<br />
eingehalten werden. Die noch verbleibenden<br />
<strong>Schweine</strong> holen die eine reduzierte Fütterung<br />
rasch auf.<br />
Ruhig und ge<strong>lassen</strong> verladen<br />
Dies ist oft leichter gesagt als getan! Stockschläge<br />
sind mit Sicherheit das verkehrte Hilfsmittel.<br />
Ein handliches aber stabiles Treibbrett wird gerne<br />
verwendet. Akustische Signale wie ein kräftiges<br />
„Hussa“ oder ein schriller Pfiff durch die<br />
Zähne bringen die <strong>Schweine</strong> auch mitunter zum<br />
Laufen. Mit übernervösen und sich sträubenden<br />
Tieren soll man sich nicht lange abgeben, sondern<br />
erst mit den letzten Verladegruppen mittreiben.<br />
29 Management<br />
Anzeichnen vor der Verladung . Foto: Strasser<br />
Seitliche Absperrung auf der Rampe kann je nach LKW-Position umgesteckt werden.<br />
Foto: Strasser<br />
Nachträglich vorgebaute Rampe. Foto: Strasser
Was Hänschen nicht lernt ...<br />
<strong>Schweine</strong>, die schon als Ferkel mehrmals umgetrieben<br />
wurden, gehen auch beim Verladen flotter.<br />
Daher soll man schon beim Einstallen daran<br />
denken, die Ferkel auch über längere Strecken<br />
rennen zu <strong>lassen</strong> und nicht zu fahren oder<br />
sogar zu tragen.<br />
Manche Mäster öffnen beim Stempeln die<br />
Boxentür. So h<strong>at</strong> man dabei mehr Pl<strong>at</strong>z und die<br />
<strong>Schweine</strong> lernen zu laufen.<br />
Rechtzeitig verkaufsfähige<br />
<strong>Schweine</strong> anzeichnen<br />
Damit die Verladung schnell vonst<strong>at</strong>ten geht<br />
zeichnet jeder <strong>Schweine</strong>mäster die Schlachtschweine<br />
an. Zum Erfassen des Gewichtes leisten<br />
transportable Einzeltierwaagen ihre Dienste.<br />
Dank einer gemeinsamen Ankaufsaktion im<br />
VLV und Styriabrid sind diese vermehrt im Eins<strong>at</strong>z:<br />
Direkt in das Abteil gestellt ist die Waage<br />
betriebsbereit und vermeiden unnötige Treibwege.<br />
Vereinzelt schätzen „alte Hasen“ unter den<br />
<strong>Schweine</strong>mäster verkaufsfähige <strong>Schweine</strong> mit<br />
Hilfe der Messung deren Brustumfanges: Wenn<br />
Eine Verladebox erleichtert das <strong>Schweine</strong>verladen und sichert den Gesundheitsst<strong>at</strong>us.<br />
Foto: Strasser<br />
Blutunterlaufene Stellen am Karree verursacht durch Stempelung bei der Verladung.<br />
Foto: Strasser<br />
am Rollmeter 105cm gemessen werden, dann<br />
sind die <strong>Schweine</strong> anzumelden. Eine Woche später<br />
bei der Abholung haben dieselben Tiere<br />
dann 108 cm und 93-98 kg Schlachtgewicht (je<br />
nach Körperlänge).<br />
Lebendverwiegung<br />
Manche Betriebsleiter wollen lebend verwiegen.<br />
Dies ist sicher berechtigt, um einerseits die Verkaufsgewichte<br />
bei der Verladung festzustellen,<br />
als auch den Schlachtverlust zu kontrollieren.<br />
T<strong>at</strong>sächlich h<strong>at</strong> nicht die Entfernung zum<br />
Schlachthof den größten Einfluss auf die Verluste,<br />
sondern vielmehr der Magerfleischanteil, die<br />
Nüchterungszeit und der Zuputz am Schlachthof.<br />
Schlachtverluste von 19,5 bis 20,5% sind je<br />
nach MFA% vertretbar. Um aber die Lebendverwiegung<br />
stressfrei und rasch durchzuführen,<br />
sind die Waagen auch der Verkaufspartiegröße<br />
anzupassen Die Industrie bietet flache Wiegedosen<br />
mit Verkabelung und Anzeige an. Der Landwirt<br />
fertigt dazu nur mehr die Pl<strong>at</strong>tform an, die<br />
sich in die Zentralgänge oder Rampe einbauen<br />
lässt. Dort kann in größeren Gruppen von 6-10<br />
<strong>Schweine</strong>n verwogen werden.<br />
Stückzahlkontrolle<br />
Gerade wenn die Verladung hektisch vor sich<br />
geht, passieren bei der Stückzahlangabe Fehler.<br />
Damit das nicht passiert haben erfahren Mäster<br />
verschieden Systeme:<br />
• Vor der Verladung werden im Stall die<br />
<strong>Schweine</strong> die zur Verladung kommen<br />
gezählt und aufgeschrieben.<br />
• Eine Person beschäftigt sich (nur!?) mit<br />
dem Zählen und schreibt mit.<br />
• Bei Lebendverwiegung werden Anzahl und<br />
Gewicht der Tiere aufgeschrieben.<br />
• Der Chauffeur zählt am Wagen in den Abteilungen<br />
(10er bis 12er Gruppen) nach.<br />
Nicht beim Verladen stempeln!<br />
Das Kennzeichnen der Schlachtschweine ist<br />
eine unangenehme Sache für Tier und Mensch.<br />
Laut Tierkennzeichnungsverordnung muss dies<br />
unbedingt 4 Wochen vor dem Verkauf erfolgen.<br />
Zusätzlich würde eine Stempelung bei der Verladung<br />
das betroffene Fleischgewebe in der<br />
Qualität beeinträchtigen.<br />
Blutunterlaufene Stellen bei wertbestimmenden<br />
Teilen ist die Folge. Gleichzeitig ist es angenehm,<br />
wenn man sich beim Verladen nicht um<br />
Stempel, Farbe, Kissen kümmern muss und beide<br />
Hände frei h<strong>at</strong> zum Dirigieren der <strong>Schweine</strong>.<br />
Management<br />
30
Österreichische Eliteversteigerung<br />
in St. Pölten 2011<br />
Es gibt bestimmte Ereignisse, an denen man zwangsläufig erkennen muss, wie<br />
schnell so ein Jahr vergeht. Eines dieser Ereignisse ist die Eliteversteigerung der<br />
österreichischen <strong>Schweine</strong>zuchtverbände.<br />
Zahlreiche Gäste aus dem Ausland fanden den<br />
Weg nach St. Pölten. Gleich mit einem Autobus<br />
angereist kam eine Deleg<strong>at</strong>ion aus Kro<strong>at</strong>ien.<br />
Mit Vertretern aus Bayern, vom Mitteldeutschen<br />
<strong>Schweine</strong>zuchtverband und aus Baden<br />
Württemberg war Deutschland stark vertreten.<br />
Ebenfalls begrüßen durften wir Gäste aus<br />
Ungarn, aus der Schweiz und last but not least<br />
den Repräsentanten österreichischer Genetik<br />
in Spanien, Herrn José Maria Baró aus K<strong>at</strong>alonien.<br />
Zur Bewertung<br />
Bei den Edelschwein-Ebern gewann der N<strong>at</strong>o-<br />
Sohn mit steirischen Vorfahren vor einem<br />
Buko-Sohn dessen Großv<strong>at</strong>er aus Westfalen<br />
abstammt. Beide Eber entstammen der Herdebuchzucht<br />
Gstöttenmayr aus Oberösterreich.<br />
Bei den Landrasse-Ebern holte sich Gold der<br />
Eber des Zuchtbetriebes Gressl aus Niederösterreich,<br />
ein Lask-Sohn welcher über Oberösterreich<br />
seinen Weg großväterlicherseits aus<br />
Niederbayern hierher gefunden h<strong>at</strong>. Reservesieger<br />
wurde der Eber mit der Standnummer<br />
16 vom Zuchtbetrieb Hauser aus Tirol, ein<br />
Sohn des Granini mit ebenso oberösterreichischen<br />
Vorfahren.<br />
Bei der diesjährigen gutbesuchten Eliteversteigerung konnten<br />
auch Gäste aus Deutschland, Kro<strong>at</strong>ien, Ungarn, Spanien und<br />
Schweiz zu begrüßt werden. Foto: Prissnitz<br />
31 Berichte<br />
Die Pietrain-Eber wurden aufgrund ihrer Angebotsgröße<br />
in die K<strong>at</strong>egorien „ältere“ und „jüngere“<br />
Eber unterteilt, wobei die Altersgrenze<br />
bei 240 Tagen angesetzt wurde. In der K<strong>at</strong>egorie<br />
der älteren Eber gewann den Siegertitel der<br />
Corky-Sohn aus steirischer Zucht des Betriebes<br />
Alois Romirer, vor einem Degen-Nachfahren<br />
vom Zuchtbetrieb Gerald Topf aus Niederösterreich.<br />
In der K<strong>at</strong>egorie der jüngeren Eber<br />
gewann ein Wado-Sohn ebenfalls vom Zuchtbetrieb<br />
Topf, vor einem Fug<strong>at</strong>o-Sohn aus dem<br />
Zuchtbetrieb Josef Huber aus Niederösterreich.<br />
In der Edelschweinklasse erzielte der Siegereber<br />
1.900 Euro, der Reservesieger belegte in<br />
punkto Kaufpreis den zweiten Pl<strong>at</strong>z mit dem<br />
Endgebot von 1.600 Euro. Beide Eber gehen<br />
nun an die Besamungsst<strong>at</strong>ion Steinhaus.<br />
Bei den Landrasse-Ebern war schon etwas<br />
mehr Farbe im Spiel da auch Zuchtbetriebe<br />
diesmal zum Zug kamen, der Siegereber wurde<br />
für 2.000,- Euro von der Besamungsst<strong>at</strong>ion<br />
Hohenwarth gekauft und der Reservesieger<br />
ging zum gleichen Preis an den Zuchtbetrieb<br />
Thaler aus Oberösterreich.<br />
Spannend wurde es dann bei den Pietrainebern.<br />
In der K<strong>at</strong>egorie der älteren Eber wechselte<br />
der Siegereber für 2.300,- Euro nach<br />
Martin Prissnitz<br />
Verband NÖ <strong>Schweine</strong>züchter<br />
Mitteldeutschland zum dortigen Zuchtverband,<br />
sein Reservesiegerkollege indes braucht<br />
nur einmal die Donau queren bis nach Hohenwarth,<br />
Ing. Grießler kaufte ihn für 2.400,-<br />
Euro.<br />
Bei den jüngeren Pit’s liefen die Vertreter Bayerns<br />
und Baden-Württembergs zu ihrer<br />
Höchstform auf. Gleich beim ersten dargebotenen<br />
Eber, dem Siegereber vom Betrieb Topf,<br />
ging das Bieterduell zwischen Herrn Weber<br />
und Herrn Schlauderer los und nach langem<br />
und zähem Bieten bewies Herr Weber das längere<br />
Durchhaltevermögen und bekam den<br />
Zuschlag bei sage und schreibe 5.200,- Euro.<br />
Diesen guten Wind ausnutzend kam auch der<br />
unmittelbar folgende Reservesiegereber auf<br />
seine Kosten bzw. auf den wohlverdienten<br />
Zuschlag, denn auch er ging nach Baden-<br />
Württemberg für den „Schnäppchenpreis“ von<br />
immerhin 4.000,- Euro.<br />
Und zu guter Letzt, und ich finde es war ein<br />
würdiger Abschluss für eine so gelungene Veranstaltung,<br />
wurde auch der zuletzt aufgetriebene<br />
Eber mit der Standnummer 49 quasi als<br />
Abrundung von Herrn Weber für Baden-Württemberg<br />
gekauft. 4.200,- Euro ließ er für diesen<br />
Pavia-Sohn vom Züchter Topf springen.<br />
Vor allem die jüngeren Pietrain erzielten heuer wieder sens<strong>at</strong>ionelle<br />
Top-Preise! Foto: Prissnitz
Dr. Bettina Exel<br />
<strong>Schweine</strong>besamung Gleisdorf<br />
Aus dieser starken Varianz heraus vermutet<br />
man auch die unterschiedliche Ausprägung<br />
des klinischen Bildes auf den landwirtschaftlichen<br />
Betrieben. Hinzu kommt oftmals noch<br />
die Interaktion mit andern Krankheitserregern,<br />
so dass es sehr unterschiedliche Auswirkungen<br />
einer PRRS-Erkrankung geben kann.<br />
Das klinische Bild von PRRS ist einerseits<br />
durch Fruchtbarkeitsprobleme, wie Aborte,<br />
Umrauscher, tot oder lebensschwachgeborene<br />
Ferkel gekennzeichnet, andererseits spielen<br />
auch Lungenentzündungen in der Aufzucht<br />
und Mast eine entscheidende Rolle. Vielfach<br />
wird die Erkrankung durch Sekundärerreger<br />
verkompliziert, so dass sich auch die wirtschaftlichen<br />
Schäden durch ein Auseinanderwachsen<br />
der Tiere potenzieren.<br />
<strong>Wir</strong>tschaftliche Auswirkungen<br />
In Nordamerika sind die Folgen von PRRS am<br />
landwirtschaftlichen Betrieb, sowohl im Hinblick<br />
auf die Tiergesundheit als auch auf die<br />
wirtschaftlichen Folgen sehr gut untersucht.<br />
Allerdings sind diese D<strong>at</strong>en nur sehr bedingt<br />
auf Österreich umlegbar. Zu allererst ist<br />
hauptsächlich ein anderer Virustyp für die<br />
Erkrankungen verantwortlich und zudem sind<br />
die Betriebsstrukturen in keinster Weise mit<br />
der Steiermark vergleichbar.<br />
Untersuchungen<br />
in der Steiermark<br />
Blutuntersuchungen bei einem Eber zur Feststellung des PRRSV-<br />
St<strong>at</strong>us. Foto: Exel<br />
PRRS ein wichtiger Faktor in der<br />
steirischen <strong>Schweine</strong>erzeugung?<br />
Das Porzine Reproduktive und Respir<strong>at</strong>orische Syndrom (PRRS) zählt weltweit zu<br />
den wichtigsten und wirtschaftlich bedeutendsten Erkrankungen in der <strong>Schweine</strong>produktion.<br />
Das Syndrom wird durch das PRRS-Virus hervorgerufen. Das Virus ist<br />
durch eine sehr hohe Variabilität gekennzeichnet.<br />
Um die Auswirkungen auf steirische Betriebe zu<br />
untersuchen wurde vom TGD-Steiermark ein<br />
Projekt finanziert, das in Kooper<strong>at</strong>ion mit der<br />
<strong>Schweine</strong>Ber<strong>at</strong>ung Steiermark (SBS) und der<br />
Veterinärmedizinischen Universität in Wien<br />
durchgeführt wurde. Es soll darüber Aufschluss<br />
bringen, wie sich eine PRRSV-Infektion in der<br />
heimischen <strong>Schweine</strong>produktion auswirkt. Das<br />
konkrete Ziel war es, die Auswirkungen einer<br />
chronischen PRRSV-Infektion auf die Reproduktionsleistung<br />
von Sauen zu untersuchen.<br />
Zusätzlich wurde der Einfluss ausgewählter<br />
Managementfaktoren auf die Fruchtbarkeit<br />
untersucht. Insgesamt wurden in 130 steirischen<br />
Ferkelerzeugerbetrieben Blutproben entnommen<br />
und auf PRRSV-Antikörper mittels ELI-<br />
SA (IDEXX HerdCheck PRRS2RX) untersucht.<br />
Zudem wurde ein ausführlicher Managementfragebogen<br />
ausgefüllt, um so detailliertere Aussagen<br />
treffen zu können.<br />
Ergebnisse der Untersuchung<br />
Die aktuelle Seroprävalenz, d.h. die Anzahl<br />
PRRSV-Antikörper positiver Betriebe, liegt in<br />
der Steiermark auf Betriebsebene bei 46,2%.<br />
Auf Grund der Betriebserhebungen und der<br />
fehlenden akuten klinischen Symptom<strong>at</strong>ik<br />
kann auf eine endemische Infektion der<br />
Betriebe geschlossen werden. In Abbildung 1<br />
ist die Verteilung der PRRSV-Antikörper neg<strong>at</strong>iven<br />
und positiven Betrieben dargestellt. In<br />
12,3% der Betriebe wurde der Bestand 3x pro<br />
Jahr mit der MLV Vakzine Porcillis® PRRS<br />
lebend geimpft.<br />
Um eine bessere Auswertbarkeit der Betriebe<br />
zu erhalten wurden die Betriebe in Gruppen<br />
zusammengefasst. Die größte Gruppe h<strong>at</strong> die<br />
Charakteristika, dass alle einen Produktionsrhythmus<br />
haben, ebenso wie einen Eber, der<br />
Abferkelstall im Rein-Raus-Verfahren betrieben<br />
wird und mit einer Zwangs Bei- und Entlüftung<br />
ausgest<strong>at</strong>tet ist.<br />
Zusammenfassend gab es in den Fruchtbarkeitsmerkmalen,<br />
wie Umrauscher, lebendgeborene<br />
und totgeborene Ferkel pro Sau und Jahr,<br />
so wie der Zwischenwurfzeit keinen signifi-<br />
Abb. 2: Vergleich der Säugezeitverluste der PRRS-geimpften,<br />
PRRS-Antikörper-neg<strong>at</strong>iven und PRRS-Antikörper-positiven<br />
Betriebe. Quelle: Peinhart<br />
Tiergesundheit 32
kanten Unterschied zwischen den PRRS-Antikörper<br />
neg<strong>at</strong>iven und den endemisch infizierten<br />
Betrieben. Dies lässt sich vermutlich durch<br />
die im Vergleich kleinen Betriebsstrukturen<br />
und damit durch eine sehr gute Durchseuchung<br />
der Bestände erklären.<br />
Im Hinblick auf die Säugezeitverluste konnte<br />
allerdings ein tendenzieller Unterschied festgestellt<br />
werden. In Abb. 2 ist dargestellt, wie<br />
sich der unterschiedliche PRRS-St<strong>at</strong>us auf die<br />
Säugezeitverluste auswirkt.<br />
Große Unterschiede zeigten sich allerdings<br />
zwischen den Impfbetrieben und den anderen<br />
Betrieben. Im Durchschnitt h<strong>at</strong>ten die Impfbetriebe<br />
um 2,2 lebendgeborene Ferkel weniger<br />
pro Sau und Jahr. Wobei die Umrauschr<strong>at</strong>e um<br />
durchschnittlich 4% höher lag als bei den<br />
anderen Betrieben.<br />
Fazit<br />
Zusammenfassend kann festgehalten werden,<br />
dass PRRSV in den steirischen Betrieben andere<br />
Auswirkungen h<strong>at</strong> als in den deutlich größer<br />
strukturierten nordamerikanischen.<br />
Die endemische Infektion mit PRRS spielt<br />
weniger Rolle und h<strong>at</strong> nur geringen Einfluss<br />
auf die Reproduktionsleistung. Allerdings<br />
kann PRRS sehr wohl in der Säugezeit Schäden<br />
anrichten, ebenso scheint PRRS insbesondere<br />
in der Aufzucht ein zusätzlicher Faktor im Hinblick<br />
auf die Tiergesundheit zu sein.<br />
Im Hinblick auf die PRRSV-Lebendimpfung<br />
kann festgehalten werden, dass die Impfschem<strong>at</strong>a<br />
nicht eins zu eins übertragen werden<br />
können. Vielmehr müssen sie an die steirischen<br />
Begebenheiten angepasst werden, damit<br />
sie auch dementsprechend erfolgreich sind.<br />
Abb. 1: Verteilung der PRRSV-Antikörper<br />
positiven und neg<strong>at</strong>iven Betriebe in der<br />
Steiermark. Quelle: Peinhart<br />
33<br />
Tiergesundheit / Bericht<br />
<strong>Schweine</strong>Zucht Steiermark:<br />
Generalversammlung<br />
Bei der Generalversammlung der <strong>Schweine</strong>-<br />
Zucht Steiermark konnte Obmann Blasius<br />
Gsöls am Donnerstag, 10. März 2011 im<br />
Gasthof Schwarz in Paurach zahlreiche Gäste<br />
begrüßen.<br />
„In der Landwirtschaft sind wir laufend Veränderungen<br />
ausgesetzt und in vielen<br />
Diskussionen müssen wir leider eine<br />
Abwehrposition einnehmen“ so Obmann<br />
Gsöls am Beginn seines Berichtes. Es freut<br />
ihn ganz besonders, dass die Zuchtbetriebe<br />
ihre Leistungen im Jahr 2010 weiter steigern<br />
konnten. Derzeit sind wir bei bereits<br />
24,7 aufgezogenen Ferkel/Sau/Jahr.<br />
Eine enorme Leistungssteigerung<br />
der<br />
steirischen Zuchtbetriebe,<br />
zu der er allen<br />
Züchtern gr<strong>at</strong>ulierte.<br />
Durch die schwieriger<br />
werdenden Rahme<br />
n b e d i ng u nge n<br />
wird es für die Zuchtbetriebe<br />
noch wichtiger<br />
sein, neben der<br />
hohen genetischen<br />
Qualität auch in entsprechenderTiergesundheit<br />
zu investieren,<br />
so Geschäftsführer<br />
Tschiggerl in seinem<br />
Bericht.<br />
Die <strong>Schweine</strong>zucht bietet ihren Mitgliedsbetrieben<br />
dazu ein neues Konzept an. Auch<br />
der neue Herdebuchplaner wird über das<br />
Verbundsystem einen noch größeren Fortschritt<br />
der <strong>Schweine</strong>Zucht Steiermark<br />
sichern.<br />
Insgesamt ist es erfreulich, dass die Verkaufszahlen<br />
trotz der schwierigen Situ<strong>at</strong>ion<br />
im letzten Jahr leicht gesteigert werden<br />
konnten. Besonders die Aktivitäten der SZS<br />
im Ausland haben sich beim Jungsauenabs<strong>at</strong>z<br />
positiv ausgewirkt.<br />
Die heimische Genetik kann auf enorme Leistungssteigerungen<br />
verweisen. Grafik: SZS<br />
Für überdurchschnittliche Leistungen ausgezeichnete Betriebe: Tierzuchtdirektor DI<br />
Johann Bischof, Michael Lembäcker, Alois Romirer, Johannes Lukas, Obmann Blasius<br />
Gsöls, Anton Schlacher, Blasius Gsöls jun., Raimund Tüchler, Helmut Rumpf, Franz<br />
Schadl, Alois Telser, Maria Gl<strong>at</strong>zer, Franz Holler, Edith Holler, GF DI Raimund Tschiggerl,<br />
Gabi Niederl (nicht am Foto Anton Prödl). Foto: SZS
Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf<br />
lädt zur Wieselburger Messe<br />
Mit mehr als 550 Ausstellern und 300 000 Besuchern ist die Wieselburger Messe eine der größten Landwirtschaftsfachmessen<br />
in Österreich.<br />
Die Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf ist<br />
heuer mit einem großen Ber<strong>at</strong>ungsstand in<br />
der Halle für Land- & Forstwirtschaft auf der<br />
Messe vom 30. Juni bis 3. Juli vertreten.<br />
Schwerpunktmäßig werden seitens der Erzeugergemeinschaft<br />
Gut Streitdorf Inform<strong>at</strong>ionen<br />
Oberösterreich<br />
<strong>Schweine</strong>zuchtverband OÖ<br />
Ried 12. Juli 2011<br />
Ried 23. August 2011<br />
Ried 4. Oktober 2011<br />
Beginn: 11 Uhr<br />
Ab Hof: Tel.: 07242/27884-41<br />
oder: www.szv.<strong>at</strong><br />
zu aktuellen Trends am <strong>Schweine</strong> - bzw. Rindermarkt<br />
gegeben. Nachdem sich die EZG seit<br />
mittlerweile zwei Jahren auch mit dem Aufbau<br />
von Qualitätsprogrammen im Gastronomiebereich<br />
beschäftigt, werden neben den bestehenden<br />
Programmen, wie AMA – Gütesiegel,<br />
30. Juni - 3. Juli<br />
Auf der Messe wird insbesondere auch über die neuen Qualitätsprogramme der Erzeugerorganis<strong>at</strong>ion<br />
im Gastronomiebereich informiert. Foto: Gut Streitdorf<br />
Zuchtschweine-Verkauf<br />
Steiermark<br />
SZS.-<strong>Schweine</strong>Zucht Steiermark<br />
Geschäftsstelle in Gleisdorf -<br />
Tel.: 03112/5484 oder www.szs.or.<strong>at</strong><br />
Burgenland<br />
Bgld. <strong>Schweine</strong>zucht- u. Ferkelvermarktungs<br />
GmbH. Tel.: 02617/2217<br />
auch die Gastronomieprogramme Donauland<br />
Schwein, Tullnerfelder Schwein, Donauland<br />
Rind sowie Alpenvorland Rind und Donauland<br />
Lamm präsentiert bzw. Inform<strong>at</strong>ionen darüber<br />
weitergegeben.<br />
Gerade in unsicheren Zeiten wo Marktschwankungen<br />
bzw. generelle Diskussionen über die<br />
Tierhaltung zunehmen, ist eine starke Erzeugerorganis<strong>at</strong>ion<br />
am Markt wichtiger denn je.<br />
Aber auch für die Landwirte ist es von großer<br />
Bedeutung über die aktuellen Rahmenbedienungen<br />
und Einflüsse auf dem Markt informiert<br />
zu sein. Die Erzeugergemeinschaft versucht<br />
mit den Markenprogrammen den österreichischen<br />
Markt sowohl im Lebensmitteleinzelhandel<br />
sowie in der Gastronomie im Sinne<br />
der Landwirtschaft weiter zu steigern.<br />
Die Erzeugergemeinschaft vermarktete im<br />
Jahr 2010 rund 700.000 <strong>Schweine</strong>, 53.000 Rinder,<br />
724.000 Ferkel und 12.000 Lämmer. Der<br />
Ums<strong>at</strong>z betrug im Vorjahr nahezu 190 Millionen<br />
Euro. Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll,<br />
welche Marktbündelung und Marktposition für<br />
die niederösterreichischen Landwirte durch<br />
die Erzeugerorganis<strong>at</strong>ion geschaffen wurde.<br />
Eine Landwirtschaftsmesse soll auch zum<br />
gegenseitigen Erfahrungsaustausch bzw. für<br />
Ber<strong>at</strong>ungen dienen. Außendienstmitarbeiter<br />
der einzelnen Produktionsbereiche und Fachexperten<br />
stehen für Sie zur Diskussion bereit.<br />
Gerade eine Veranstaltung wie die Wieselburger<br />
Messe bietet immer wieder eine gute Pl<strong>at</strong>tform<br />
für einen Inform<strong>at</strong>ions- und Meinungsaustausch<br />
über die einzelnen Bereiche in der<br />
Fleischproduktion.<br />
Niederösterreich<br />
VNS - Mon<strong>at</strong>licher Ab-Hof-Verkaufsk<strong>at</strong>alog<br />
kann angefordert werden unter<br />
02269/2218-18 oder unter www.vns.or.<strong>at</strong><br />
Kärnten<br />
Landesverband der Kärntner <strong>Schweine</strong>züchter<br />
- Tel.: 0463/5850-1502<br />
Verkäufe ab Hof unter 0463/5850-1504<br />
Wieselburger Messe 34
35<br />
Die STYRIABRID -<br />
ein steirisches<br />
TOP Unternehmen<br />
Die Styriabrid, die Vorteilsgemeinschaft der Steirischen<br />
<strong>Schweine</strong>bauern, h<strong>at</strong> auch heuer wieder zur<br />
mittlerweile bereits 39. Mitgliederversammlung in<br />
die Rosenhalle St. Stefan im Rosental eingeladen.<br />
Der Andrang an Mitwirkenden, Mitgliedern und<br />
zahlreichen Ehrengästen war auch in diesem Jahr<br />
bemerkenswert.<br />
Styriabrid-Obmann ÖR Josef Polz konnte zahlreiche Ehrengäste in<br />
der vollgefüllten Halle in St. Stefan i. R. begrüßen. In seinem<br />
Bericht geht er auf die turbulenten <strong>Schweine</strong>märkte ein.<br />
Besonders der heurige Dioxinskandal, die Missstandsfeststellung<br />
und Änderungen im Bau- und Raumordnungsgesetz fordern von den<br />
<strong>Schweine</strong>bauern sehr viel. Wenn hier nicht entgegengesteuert wird,<br />
befürchtet Obmann Polz Produktionsrückgänge in Österreich.<br />
DI Tschiggerl hob im Mastschweinebereich das neue Mastschweineber<strong>at</strong>ungsangebot<br />
hervor, worauf die Mitgliedsbetriebe sehr rasch<br />
reagiert haben und einen Mehrerlös von über 2 Euro je Mastschwein<br />
erreichten. Insgesamt erzielten die Styriabridbauern einen Mehrerlös<br />
von über 1,5 Mio. Euro bei den Qualitätsprogrammen.<br />
TANN Geschäftsführer Siegfried Weinkogl betont die gute<br />
Zusammenarbeit mit der Styriabrid und möchte künftig noch stärker<br />
und intensiver in der Frage Regionalität mit der Styriabrid<br />
zusammenarbeiten, um beiderseits Vorteile daraus zu ziehen.<br />
VÖS Obmann KR Walter Lederhilger erwähnte, dass die Veranstaltung<br />
in Wieselburg die Geschlossenheit der VÖS aufgezeigt h<strong>at</strong>.<br />
Bezüglich der Kastenstandhaltung informieren Tierschutzorganis<strong>at</strong>ionen<br />
die Konsumenten derzeit völlig falsch, hier wird man entsprechend<br />
gegensteuern.<br />
Präsident ÖR Gerhard Wlodkowski betonte in seinen Ausführungen,<br />
dass es sehr wichtig sei in schwierigen Zeiten geschlossen in der<br />
Branche aufzutreten. Gerade die Missstandsfeststellung bezüglich<br />
Diskussion Ferkelschutzkorb habe gezeigt, dass dies absolut notwendig<br />
ist. Derzeit arbeiten Tierschutzorganis<strong>at</strong>ionen sehr emotional<br />
über die „Vermenschlichung“ der Tiere.<br />
v.l.n.r.: Tann Geschäftsführer Siegfried Weinkogl, Obmannstellvertreter<br />
Alois Decker, Mag. Josef Töglhofer, Obmann ÖR Josef<br />
Polz, Gremialvorsteher Johann Kaufmann, VÖS Obmann KR Walter<br />
Lederhilger, Referent Udo Pollmer und Styriabrid Geschäftsführer<br />
DI Raimund Tschiggerl. Foto: Styriabrid<br />
Bericht / Wieselburger Messe<br />
Wieselburger Messe:<br />
Diskussionspl<strong>at</strong>tform<br />
für <strong>Schweine</strong>branche<br />
Die Jahre 2011 und 2012 werden für die Ferkelproduktion eine große<br />
Herausforderung. Die Getreide- und Maispreise der Ernte 2010 haben<br />
einige <strong>Schweine</strong>mäster veranlasst, die Ernte zu verkaufen. Allein in<br />
Niederösterreich gingen dadurch ca. 10.000 Mastplätze verloren. Es ist<br />
auch ein hohes Preisniveau für die Ernte 2011 zu erwarten. Die Veredelungssparten<br />
haben bis heute die gestiegenen Futterkosten nicht<br />
umsetzen können. Zu den ständig steigenden Be-triebskosten kommen<br />
noch die aktuellen Diskussionen rund um die baulichen Veränderungen<br />
hinzu. Viele spezialisierte Ferkelerzeuger sind auch aufgrund der<br />
Diskussion um den „Ferkelschutzkorb“ im Abferkelbereich verunsichert.<br />
Das Verbot des Kastenstandes ab 1.1.2013 im Wartebereich trägt<br />
ebenfalls dazu bei, künftige Investitionen genau zu überlegen.<br />
All diese Fragen werden uns in der nächsten Zeit beschäftigen und es<br />
bedarf von Seiten der Branche höchste Anstrengung um auch in<br />
Zukunft im europäischen Wettbewerb bestehen zu können und die Ferkelproduktion<br />
<strong>at</strong>traktiv zu gestalten.<br />
<strong>Wir</strong> laden Sie ein, mit uns diese Themen zu diskutieren.<br />
Besuchen Sie uns auf der Wieselburger Messe in der Zeit vom<br />
30.06.2011 bis 03.07.2011 auf unserem Stand in der Halle<br />
12. Gerne geben wir Ihnen Auskunft und stehen für weitere<br />
Inform<strong>at</strong>ionen zur Verfügung.