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Gruppenhaltung ohne Ferkelschutzstand Wir lassen ... - Schweine.at

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02Z030068, P.b.b.<br />

Verlagspostamt 1200 Wien, DVR-Nr.0956015<br />

www.schweine.<strong>at</strong> Magazin<br />

Fach- & Mitteilungsbl<strong>at</strong>t des Verbandes<br />

Österreichischer <strong>Schweine</strong>bauern<br />

Ausgabe Österreich 2/2011<br />

Für das Wohl der Tiere<br />

und Menschen sorgen!


Magazin<br />

IMPRESSUM<br />

3 Inhalt<br />

Nicht mit uns!<br />

<strong>Gruppenhaltung</strong> <strong>ohne</strong><br />

<strong>Ferkelschutzstand</strong><br />

<strong>Wir</strong> <strong>lassen</strong> uns nicht<br />

erdrücken!<br />

Haltungsmanagement<br />

Stressfreies<br />

<strong>Schweine</strong>verladen<br />

PRRS - ein wichtiger<br />

Faktor<br />

Wieselburger Messe<br />

So kann man mit einer Berufsgruppe, die tagtäglich für<br />

das Wohl der Tiere und die Versorgung mit heimischen<br />

Lebensmitteln sorgt, nicht umgehen! > Seite 4<br />

In Österreich gibt es Bestrebungen, die Aufstallung ferkelführender<br />

Sauen in Ferkelschutzständen innerhalb<br />

der Abferkelbucht zu verbieten ... > Seite 12<br />

1.200 Teilnehmer bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung<br />

des VÖS am 23. März unterstreichen<br />

die Existenzangst der <strong>Schweine</strong>bauern ... > Seite 15<br />

Um rentable Leistungen erzielen zu können, sind ein<br />

hoher Gesundheitsst<strong>at</strong>us und das Wohlbefinden im<br />

Bestand Grundbedingungen ... > Seite 26<br />

Das Verladen von Ferkel und Mastschweinen soll so<br />

wenig wie möglich Stress aufkommen <strong>lassen</strong>, sowohl<br />

für Mensch, als auch für die <strong>Schweine</strong> ... > Seite 28<br />

Das Porzine Reproduktive und Respir<strong>at</strong>orische Syndrom<br />

(PRRS) zählt weltweit zu den wichtigsten und wirtschaftlich<br />

bedeutendsten Erkrankungen in der <strong>Schweine</strong>produktion<br />

... > Seite 32<br />

Mit mehr als 300 000 Besuchern ist die Wieselburger<br />

Messe eine der größten Landwirtschaftsfachmessen -<br />

heuer vom 30. Juni – 3. Juli > Seite 34<br />

Herausgeber u. Verleger: Verband Österreichischer <strong>Schweine</strong>bauern (VÖS), Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/33417 21 DW31, E-Mail: office@schweine.<strong>at</strong><br />

IBAN-Nr. AT 71 3200 0000 0384 2333, BIC-Nr.: RLNWATWW<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Ing. Georg Mayringer, VÖS-Geschäftsführer<br />

Schwerpunkte<br />

Redaktion: Mag. Heinz u. Susanne Ebner GmbH, Sandwirtgasse 9/6, 1060 Wien, Tel.+ Fax: 01/96 7 16 36, E-Mail: ebner@fresco.<strong>at</strong><br />

Ständige Autoren: Dr. Peter Knapp, Dr. Johann Schlederer, DI Johann Stinglmayr, Hans Peter Bäck, Ing. Franz Strasser<br />

Anzeigen: Regina Söncksen, Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/334 17 21 DW31<br />

Druck: Leykam Druck GmbH&CoKG, Bickfordstr.21, 7201 Neudörfl<br />

Titelfoto: VÖS / Harald Klemm Mit freundlicher Unterstützung von<br />

Tel: 02269/2501 Tel.: 03453/40600 Tel.: (Mast) 0732/6902 – 1329 (Ferkel) 07242/47441


Alois Breisler<br />

VÖS-ObmannStv.<br />

Der Inhalt wird vom VÖS und der gesamten<br />

Landwirtschaftsvertretung klar abgelehnt.<br />

Sollte es hier kein Einlenken des Gesundheitsministers<br />

geben, h<strong>at</strong> die Mitgliederversammlung<br />

dem Vorstand des VÖS auch eine klare<br />

Rückendeckung für die Klärung durch den<br />

Verfassungsgerichtshof gegeben. Die <strong>Schweine</strong>bauern<br />

zeigen hier klar ihre Kampfbereitschaft.<br />

Die Betriebe brauchen aber nun rasch<br />

Klarheit mit welchen Auflagen sie in den<br />

nächsten Jahren rechnen müssen!<br />

Existenzen nicht gefährden!<br />

Die im Verordnungsentwurf von BM Stöger<br />

vorgesehenen Verschärfungen der Tierhaltevorschriften<br />

in der Sauenhaltung würden die<br />

Nicht mit uns!<br />

heimischen Betriebe in ihrer Existenz gefährden.<br />

Binnen weniger Jahre würde die Selbstversorgung<br />

mit heimischem <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

auf weit unter 60% fallen.<br />

Der Verband Österreichischer <strong>Schweine</strong>bauern<br />

kann die Argument<strong>at</strong>ion der Volksanwaltschaft,<br />

wonach die erste Tierhalteverordnung<br />

nicht den Zielbestimmungen des Tierschutzgesetzes<br />

entspricht, in keiner Weise nachvollziehen.<br />

Das Bundestierschutzgesetz wurde 2004<br />

von allen Parteien im Parlament beschlossen.<br />

Auch die 1. Tierhaltungsverordnung wurde zu<br />

diesem Zeitpunkt unter Mitarbeit der Wissenschaft<br />

erstellt. Die Argument<strong>at</strong>ion der Volksanwaltschaft<br />

verfolgt einen einseitigen<br />

Ans<strong>at</strong>z, nämlich nur die Betrachtung der<br />

Bewegungssitu<strong>at</strong>ion der Zuchtsau während<br />

eines kleinen Zeitabschnitts, nicht jedoch die<br />

Verbesserung der Überlebenschancen für die<br />

Ferkel. Wegen der durch den Gesundheitsminister<br />

ausgelösten Diskussion über eine Abänderung<br />

der 1. Tierhalteverordnung sind momentan<br />

aber alle heimischen <strong>Schweine</strong>bauern<br />

zutiefst verunsichert. Zusätzlich auferlegte<br />

Investitionen würden nicht nur die Sauenhalter,<br />

sondern die gesamte heimische <strong>Schweine</strong>fleischerzeugung<br />

in ihrer Existenz gefährden.<br />

Landwirtschaftsvertreter<br />

ziehen an einem Strang!<br />

Foto: Bauernzeitung / Maad<br />

So kann man mit einer Berufsgruppe, die tagtäglich für das Wohl der Tiere sorgt und<br />

die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln sichert, nicht umgehen! Mehr als<br />

1.200 <strong>Schweine</strong>bauern haben bei der Mitgliederversammlung des VÖS die Dram<strong>at</strong>ik<br />

der Situ<strong>at</strong>ion klar aufgezeigt. Der Anfang März von Gesundheitsminister Stöger ausgeschickte<br />

Entwurf zur Änderung der ersten Tierhalteverordnung würde die heimischen<br />

Betriebe in ihrer Existenz gefährden und hält die Branche nun schon seit<br />

Mon<strong>at</strong>en in Atem.<br />

Seit Bekanntwerden der Them<strong>at</strong>ik durch die<br />

Aufzeichnung der Bürgeranwaltssendung im<br />

ORF am 16.12. 2010 bzw. Ausstrahlung am 8.<br />

Jänner 2011 wurden von Seiten des VÖS zur<br />

Leitartikel<br />

4


Abwendung des Anschlages auf die heimische<br />

<strong>Schweine</strong>produktion zahlreiche Maßnahmen<br />

getätigt. Unzählige Sitzungen in den VÖS Gremien,<br />

Abstimmungsarbeiten mit der LK Österreich<br />

und dem Landwirtschaftsministerium<br />

und die detaillierte fachliche Aufarbeitung<br />

waren notwendig.<br />

Die hohe Beteiligung bei der außerordentlichen<br />

Mitgliederversammlung und mehr als<br />

15.000 unterschriebene Protestnoten an<br />

Bundesminister Stöger zeigten die Brisanz<br />

dieses Themas deutlich auf und unterstützen<br />

den VÖS und Landwirtschaftsvertreter bei den<br />

weiteren Verhandlungen.<br />

Gesamte Agrarpolitik steht<br />

hinter <strong>Schweine</strong>branche<br />

„Wer immer strengere Tierschutzauflagen für<br />

<strong>Schweine</strong>halter verlangt, gleichzeitig aber<br />

<strong>Schweine</strong>fleisch zu Billigstpreisen haben will,<br />

nimmt in Kauf, dass noch mehr bäuerliche<br />

Betriebe die <strong>Schweine</strong>haltung aufgeben müssen<br />

und die <strong>Schweine</strong>haltung ins Ausland<br />

abwandert“, warnt auch Landwirtschaftskammerpräsident<br />

Wlodkowski bei der Mitgliederversammlung<br />

vor neg<strong>at</strong>iven Folgen. „Die<br />

<strong>Schweine</strong>bauern brauchen verlässliche Rahmenbedingungen<br />

unter denen sie im europäischen<br />

Umfeld bestehen können!“ Präsident<br />

Fritz Grillitsch stößt ins selbe Horn: “Es ist<br />

von Minister Stöger verantwortungslos eine<br />

Verordnung in Begutachtung zu schicken<br />

<strong>ohne</strong> vorher eine umfangreiche Fachdiskussion<br />

auf breiter Basis und mit den Betroffenen<br />

zu führen. Österreichs <strong>Schweine</strong>bauern verkraften<br />

keine zusätzlichen Belastungen!“<br />

Breite Ablehnung<br />

des Verordnungsentwurfes<br />

Nicht nur der VÖS und Landwirtschaftskammer<br />

sprechen sich klar gegen den Inhalt der ruinösen<br />

Verordnung aus. Auch vom Landwirtschaftsministerium,<br />

<strong>ohne</strong> dessen Zustimmung<br />

der Gesundheitsminister die erste Tierhalteverordnung<br />

nicht verabschieden kann, kommen<br />

klare Worte. „Der vorliegende Entwurf<br />

nimmt weder auf den anerkannten Stand der<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisse noch auf die<br />

ökonomischen Auswirkungen in geeigneter<br />

Weise bedacht“ stellte Dr. Konrad Blaas, Leiter<br />

der Abteilung Tierhaltung und Tierschutz des<br />

Lebensministeriums, in seiner Beurteilung des<br />

Entwurfes bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung<br />

fest. Der Landwirtschaftsminister<br />

wird diesem Entwurf daher nicht<br />

zustimmen und damit kann diese ruinöse Verordnung<br />

auch nicht in Kraft treten. Es bleibt<br />

aber noch offen, ob Volksanwalt Kostelka und<br />

Gesundheitsminister Stöger noch weitere<br />

5 Leitartikel<br />

Schritte setzen, um ihre geplanten<br />

Verschärfungen durchzusetzen. Volksanwalt<br />

Kostelka h<strong>at</strong> jedenfalls angedroht,<br />

das Thema vor dem Verfassungsgerichtshof<br />

behandeln zu wollen.<br />

<strong>Wir</strong>tschaft und Tierärzteschaft<br />

befürchten<br />

Verschlechterungen<br />

Auch Dr. Martina Gl<strong>at</strong>zl, Vizepräsidentin<br />

der Tierärztekammer, weist in der Podiumsdiskussion<br />

im Rahmen der Veranstaltung<br />

darauf hin, dass zahlreiche Studien<br />

höhere Ferkelverluste in freien Abferkelsystemen<br />

belegen. „Unter diesem Gesichtspunkt<br />

können solche Systeme<br />

nicht unterstützt werden.“ Prof. Josef<br />

Troxler von der Veterinäruniversität Wien<br />

wünscht sich zwar eine Weiterentwikklung<br />

der Tierschutzbestimmungen,<br />

räumt aber auch ein, dass die Betriebe<br />

mitten im Umstellungsprozess zur verpflichtenden<br />

<strong>Gruppenhaltung</strong> keine zusätzlichen<br />

Auflagen verkraften. Auf die starke<br />

intern<strong>at</strong>ionale Verflechtung des <strong>Schweine</strong>fleischmarktes<br />

verweist Schlachthofbetreiber<br />

Norbert Marcher bei seiner Beurteilung nach<br />

den Chancen auf Mehrerlösen, die von Befürwortern<br />

von höheren Auflagen oft in Aussicht<br />

gestellt werden: „Mehrkosten, die aufgrund<br />

höherer gesetzlicher Auflagen entstehen,<br />

können in diesem Umfeld nicht durch<br />

höhere Erlöse ausgeglichen werden. Bei offenen<br />

Grenzen brauchen wir vergleichbare Rahmenbedingungen.“<br />

Vom zuständigen Gesundheitsministerium<br />

h<strong>at</strong> sich leider kein Vertreter<br />

der Diskussion bei der Mitgliederversammlung<br />

gestellt.<br />

Branche braucht rasche Klarheit<br />

Die hohe Teilnehmerzahl bei unserer außerordentlichen<br />

Mitgliederversammlung ist ein klarer<br />

Apell an Gesundheitsminister Stöger, die<br />

Ängste der <strong>Schweine</strong>bauern ernst zu nehmen.<br />

Wer es wirklich ernst mit dem Tierschutz<br />

meint, muss mit den <strong>Schweine</strong>bauern zusammenarbeiten.<br />

Wenn man die <strong>Schweine</strong>haltung<br />

in Österreich unmöglich macht, ist den Tieren<br />

am wenigsten geholfen. Auch die Konsumenten<br />

bevorzugen klar österreichisches <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

und wollen es weiterhin aus heimischen<br />

Betrieben beziehen. Alle beteiligten<br />

Verantwortungsträger sind nun gefordert,<br />

möglichst rasch wieder eine sichere und wettbewerbsfähige<br />

Rechtsbasis für die heimischen<br />

<strong>Schweine</strong>bauern zu schaffen. Nur so ist es realistisch,<br />

dass die Betriebe weiter in der Sparte<br />

bleiben und in Umbaumaßnahmen investieren.<br />

Mehr als<br />

15.000<br />

Unterschriften!<br />

Mehr als 15.000 haben die Protestnote an<br />

Bundesminister Stöger bereits unterschrieben.<br />

Ein herzliches Dankeschön seitens<br />

des VÖS an die großartige Beteiligung<br />

bei der Protestaktion. Jede einzelne<br />

Unterschrift unterstützt uns bei den weiteren<br />

Verhandlungen!<br />

Solange die Diskussion noch im Gange ist,<br />

können Sie auch noch unterschriebene<br />

Protestnoten an den VÖS schicken.<br />

Auf unserer Homepage ‚www.schweine.<strong>at</strong>‘<br />

finden Sie das Formular zum Ausdrucken.


Dr. Johann Schlederer<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse<br />

Und trotzdem steigt zurzeit die Nervosität, ob<br />

die Schwächephase vorübergehend ist, oder ob<br />

sie bereits ein Zeichen dafür ist, dass die Preiserwartung<br />

für das gesamte Jahr nach unten<br />

korrigiert werden muss. Keine Frage, dass in<br />

Anbetracht der Futterkostensitu<strong>at</strong>ion zumindest<br />

das Durchschnittsergebnis von 2008<br />

erreicht werden sollte bzw. müsste.<br />

PLH – Instrument mit<br />

Vor- und Nachteilen<br />

Die Gründe für die Marktschwäche sind vielfältig.<br />

Zu seltenes Grillwetter, aber auch die Auslagerung<br />

aus der PLH sollen maßgeblich beteiligt<br />

sein. Europaweit wurden 140.000 Tonnen beantragt<br />

und von Mitte Jänner bis Ende Februar eingelagert.<br />

Die Auslagerung läuft in den Mon<strong>at</strong>en<br />

Mai (28.000 Tonnen), Juni (52.000 Tonnen), Juli<br />

(24.000 Tonnen) und August (29.000 Tonnen).<br />

Klar ist, dass der Markt in der Einlagerungszeit<br />

entlastet und in der Auslagerungszeit belastet<br />

wird. Es wäre aber unangebracht, die PLH generell<br />

als unbrauchbar hinzustellen. Jedenfalls<br />

waren wir alle froh, als im Jänner das Dioxindesaster<br />

in Österreich ausblieb und eine rasche<br />

Preiserholung eintr<strong>at</strong>. Zudem ist die gesamte<br />

Einlagerungsmenge verteilt auf den gesamten<br />

Binnenmarkt doch eine marginale Größe. In der<br />

Einlagerungszeit wurden etwa 2% Wochenvolumen<br />

aus dem Markt genommen. In der Auslage-<br />

rungszeit kommt etwa 1% zum normalen<br />

Wochenvolumen hinzu, da der Auslagerungszeitraum<br />

doppelt so lang ist, wie der Einlagerungszeit-raum.<br />

Diese Menge sollte in dem Zeitraum<br />

Mai bis August durchaus gut verkraftbar sein,<br />

denn es ist dies die Phase, in der saisonal<br />

bedingt das Angebot immer rückläufig ist. Was<br />

mehr Gewicht h<strong>at</strong> und damit mehr Preisdruck<br />

ausübt, ist das Argument an sich. Das ständige<br />

Reden darüber, dass ausgelagert wird, lässt die<br />

Fleischhändler in ihrem Bestellverhalten zurückhaltender<br />

agieren, was in Folge Rückstau verursacht.<br />

Erstmals Hauspreise<br />

auch in Österreich<br />

Grafik 1: Nach rel<strong>at</strong>iv zufriedenstellendem <strong>Schweine</strong>preis gab es<br />

Einbußen im Mai. D<strong>at</strong>en: VLV<br />

Marktlage: Durchhänger<br />

oder mehr?<br />

Nachdem die Mon<strong>at</strong>e Februar, März und April hinsichtlich <strong>Schweine</strong>preis vergleichsweise<br />

zufriedenstellend ausgefallen sind (siehe Grafik1), war der Mai durch<br />

Preiseinbußen geprägt. Mit Minus 8 Cent in KW 20 und Minus 4 Cent in KW 21 fiel<br />

das Minus unerwartet kräftig aus. Dass zwischen der Preisanstiegsphase im Frühling<br />

und der Hochpreisphase im Sommer eine Preisschwäche eintreten kann, ist beinahe<br />

alljährlich feststellbar - also nichts Außergewöhnliches.<br />

In Kalenderwoche 21 und 22 gab es eine Diskrepanz<br />

zwischen Börsenpreis und der <strong>Schweine</strong>vermarktung<br />

außerhalb der Börse. Dies ist hierzulande<br />

im Gegens<strong>at</strong>z zu Deutschland unüblich,<br />

aber aus nichts Außergewöhnliches. Die österreichische<br />

<strong>Schweine</strong>börse, die von den drei Länderbörsen<br />

Styriabrid, Gut Streitdorf und VLV getragen<br />

wird, sieht sich ausschließlich für die eigenen<br />

Mitglieder verantwortlich und versucht<br />

Woche für Woche bei der Preisbildung das Bestmögliche<br />

zu erreichen. Da die Schlachtbranche<br />

bei den Preisverhandlungen oftmals uneinig ist,<br />

ist es unsere Verantwortung, den Preis wenn<br />

erforderlich auch <strong>ohne</strong> einvernehmlicher Zustimmung<br />

der Abnehmer<br />

zu fixieren. Dass dieser<br />

Börsenpreis außerhalb<br />

der Börse meist<br />

Eins zu Eins übernommen<br />

wird ist verständlich.<br />

Durch unsere<br />

transparente Darstellung<br />

kann jeder Landwirt<br />

aktuell das Börsenpreisniveauer-fahren<br />

und seinen direkten<br />

Schlachtbetrieb<br />

damit konfrontieren<br />

und unter Druck setzen.<br />

Es steht aber nirgends geschrieben, dass der<br />

Schlachtbetrieb einem einzelnen Landwirt den<br />

Börsenpreis zahlen muss, oder mehr, oder weniger,<br />

oder gänzlich völlig losgelöste Zahlungspraktiken<br />

an den Tag legt.<br />

In der jüngsten Hauspreisproblem<strong>at</strong>ik ging es<br />

nicht alleine um den Auszahlungspreis in den<br />

beiden genannten Wochen. Seit dem deutschen<br />

Dioxinskandal war es uns gelungen, die Preisdifferenz<br />

zu unseren Gunsten gegenüber Deutschland<br />

im Vergleich zum Jahreswechsel um zusätzliche<br />

5 Cent auszubauen. Dies war den intern<strong>at</strong>ional<br />

tätigen Schlachtunternehmen, die permanent<br />

im (Seite 16 beschriebenen unfairen) Wettbewerb<br />

mit deutschen Mitbewerbern stehen, ein<br />

zu starker Dorn im Auge, sodass man die Hauspreisansage<br />

als Mittel der Wahl heranzog, den<br />

Preisvorsprung zu Deutschland auf ein quasi<br />

akzeptiertes Niveau zurückzudrehen.<br />

Ausblick auf zweites Halbjahr<br />

Laut EU-Viehzählung sollte die Produktion im<br />

zweiten Halbjahr verglichen mit 2010 rückläufig<br />

sein. Vorsichtigerweise wird hinzugefügt, dass<br />

das Ausmaß schwer einschätzbar ist, da durch<br />

teilweise enorme Produktivitätssteigerung, insbesondere<br />

im Ferkelbereich, das prognostizierte<br />

Minus auch kompensiert werden könnte.<br />

Als Beispiel dafür kann man Dänemark anführen.<br />

Hier wurde im letzten Jahr die Zahl der abgesetzten<br />

Ferkel um 0,7 Stück pro Zuchtsau im<br />

Jahr gesteigert, was einem Plus von ca. 3%<br />

gleichkommt. Heißt: Trotz Rückgang des Zuchtsauenbestandes<br />

um 2% steigt die Marktleis-tung<br />

um 1%.<br />

EU-weit wird von einem erfolgreichen Drittlandexport<br />

gesprochen. Es wird eine neuerliche<br />

Rekordmenge in diesem Bereich erwartet. Insbesondere<br />

Japan setzt nach dem Atomdesaster verstärkt<br />

auf sichere <strong>Schweine</strong>fleischimporte aus<br />

der EU, primär aus Dänemark. Was abermals<br />

nicht einschätzbar ist, ist der Wechselkurs, der<br />

momentan für die Exporte wieder ungünstig ist,<br />

da der Euro wieder an Härte zugenommen h<strong>at</strong>.<br />

Markt<br />

6


Mit dem Rüssel in Brüssel<br />

Ergebnis „High Level Group“:<br />

Was ist davon zu erwarten?<br />

Die Anfang Dezember von der belgischen<br />

Regierung initiierte und in der Folge in vier<br />

Tagungsterminen abgehaltene, hochrangige<br />

Expertenrunde tagte Anfang Mai zum vierten<br />

und vorläufig letzten Mal. Dabei wurde versucht<br />

ein Ergebnis der vorangegangenen Meetings<br />

zu formulieren und entsprechende<br />

Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Weitgehend<br />

einig war man sich, dass die aktuelle<br />

Lage am <strong>Schweine</strong>markt krisenhaft ist und<br />

die Rahmenbedingungen für die <strong>Schweine</strong>halter<br />

verbessert werden sollten. Wie dies<br />

geschehen könnte, wurde sehr differenziert<br />

dargestellt. Während der überwiegende Teil<br />

der Vertreter der Meinung war, dass eine stärkere<br />

Bewirtschaftung der Rohstoffmärkte<br />

(z.B. Getreide) günstigere und stabilere Preise<br />

bringen würde, wurde von vielen auch eine<br />

stärkere Kontrolle der übermächtigen Handelsketten<br />

gefordert. In diesem Zusammenhang<br />

verdichteten sich die Forderungen, die<br />

Erzeugergemeinschaften zu unterstützen um<br />

am Markt zu mehr Gleichgewicht bei der Aufteilung<br />

der Wertschöpfung zu kommen.<br />

Die „High Level Group“ war eine sogenannte<br />

erweiterte Ber<strong>at</strong>ungsgruppe der Kommission,<br />

die neben der üblicherweise zwei- bis dreimal<br />

jährlich tagenden Ber<strong>at</strong>ungsgruppe zusätzlich<br />

um n<strong>at</strong>ionale Vertreter, d. h. Ministerialbeamte<br />

aus den einzelnen Ländern, erweitert<br />

wurde. Verwunderung, bzw. Verärgerung,<br />

machte sich im Kreis der normalen Ber<strong>at</strong>ungsgruppe<br />

breit, als die Ministerialbeamten<br />

von beinahe allen Ländern der Zusammenfassung,<br />

die von den Experten der Land- und<br />

Fleischwirtschaft erstellt wurde, überwiegend<br />

die Zustimmung verweigerten. Den Gipfel der<br />

Geschmacklosigkeit in diesem Zusammenhang<br />

lieferte der Vertreter des deutschen<br />

Ministeriums namens Claus Bormut, der in<br />

seinen abschließenden Bemerkungen sinngemäß<br />

meinte, dass er nicht verstehe, warum<br />

man über Krisenszenarien in der Branche<br />

diskutieren musste, wenngleich es in<br />

Deutschland <strong>ohne</strong>hin keine Krise am <strong>Schweine</strong>markt<br />

gebe.<br />

Meine Schlussfolgerung daraus: Der EU-Kommission<br />

dürfte es nach der abschließenden<br />

7 Markt<br />

Diskussion leicht fallen, alle gut gemeinten<br />

R<strong>at</strong>schläge aus der erweiterten Expertengruppe<br />

in Ermangelung geschlossener Zustimmung<br />

nicht weiter verfolgen zu müssen.<br />

Deutsche Billigstlöhne drücken<br />

unseren <strong>Schweine</strong>preis<br />

Bereits des Öfteren haben wir im VÖS-Magazin<br />

auf das Problem der Dumpinglöhne in<br />

deutschen Schlachtbetrieben hingewiesen,<br />

die zur Folge haben, dass das nach Österreich<br />

exportierte <strong>Schweine</strong>fleisch ebenfalls zu<br />

Dumpingpreisen bei uns vertrieben wird.<br />

Einen Funken Hoffnung, dass sich daran<br />

zumindest mittelfristig etwas ändern könnte,<br />

darf man an diversen Initi<strong>at</strong>iven auf brüsseler<br />

Ebene knüpfen. Zum einen wurde von<br />

französischer und belgischer Seite dieser<br />

Missstand bei der Kommission schriftlich<br />

deponiert, zum anderen wird nun auch das<br />

europäische Parlament in dieser Sache aktiv.<br />

So wurde von den sozialdemokr<strong>at</strong>ischen Mitgliedern<br />

des Europäischen Parlaments unter<br />

dem Vorsitz der deutschen Gewerkschafterin<br />

Jutta Steinruck eine Tagung initiiert, die am<br />

5. Mai abgehalten wurde. Thema: Neues Sozialdumping<br />

– Alarmierende Situ<strong>at</strong>ion in der<br />

<strong>Schweine</strong>fleischindustrie. Und was dabei<br />

berichtet und diskutiert wurde, ist in der T<strong>at</strong><br />

alarmierend. Primär stand Deutschland und<br />

hier wiederum die Firma Tönnies aus Rheda<br />

Wiedenbrück im Zentrum der Kritik. Laut<br />

Bernd Maiweg von der deutschen Gewerkschaft<br />

Nahrung, Genuss und Gaststätten<br />

beschäftigt beispielsweise die Fa. Tönnies nur<br />

mehr 10% eigene Arbeitnehmer. Der Rest der<br />

in diesem Unternehmen beschäftigten Leutealso<br />

90% - sind mittel- und osteuropäische<br />

Arbeitnehmer, die in Werkverträgen eingesetzt<br />

werden.<br />

Diese Arbeiter unterliegen dem Arbeitsrecht<br />

des Entsendelandes, beispielsweise Rumänien<br />

oder Bulgarien, wo keine gesetzlichen Lohnuntergrenzen<br />

bekannt sind. Auch in Deutschland<br />

gibt es keinen Mindestlohn, was diese<br />

moderne Sklaverei erst ermöglicht.<br />

Zudem wird das EU-weite Regelwerk der<br />

Arbeitskräfteüberlassung sehr liberal ausgelegt,<br />

sodass es sogar legal ist, dass beispielsweise<br />

die Firma Tönnies 3.700 Arbeitnehmer<br />

von insgesamt 4.700 mit Stundenlöhnen von<br />

ca. 3,50 Euro abspeisen kann. Selbiges wird<br />

von der Firma Danish Crown, die sich dem<br />

Schlachtbetrieb D&S gekauft h<strong>at</strong> und ebenfalls<br />

das deutsche Lohndumping-Regelwerk<br />

nützen kann. Etwas besser in dieser Betrachtung<br />

steigen Westfleisch und die Firma Vion<br />

aus.<br />

Üblicherweise ist es nicht unsere Sache, sich<br />

in deutsche Gewerkschaftsprobleme einzumischen,<br />

wäre da nicht der Zusammenhang mit<br />

dem Fleisch-Preis-Dumping gegeben, welches<br />

uns in Österreich tagtäglich die <strong>Schweine</strong>produktion<br />

gefährdet.<br />

Je nach Produktbeschaffenheit resultiert die<br />

Nettowertschöpfung von zerlegtem <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

zwischen 60% und 80% aus Lohnarbeitskosten.<br />

In der Endkalkul<strong>at</strong>ion ergibt<br />

sich demnach ein unfassbarer Wettbewerbsvorteil<br />

von ca. 30 Euro pro zerlegtem<br />

Schwein, bzw. ca. 30 Cent pro Kilogramm.<br />

Hinzu kommen die Kostenvorteile des günstigeren<br />

<strong>Schweine</strong>einkaufspreises und der<br />

Schlachthofstruktur.<br />

Ingesamt ist es kein Wunder, dass dann die<br />

österreichische Fleischindustrie dem Lockruf<br />

des Billigrohstoffes aus Deutschland unterliegt.<br />

Ich hoffe sehr, dass sich auch Österreich von offizieller<br />

Seite in Brüssel gegen diesen Missstand<br />

erhebt.<br />

Dr. Johann Schlederer<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse


Hans-Peter Bäck<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ferkelausschuss<br />

Preisausschläge und Vermarktungsprobleme sind<br />

eine Sache – die andere und zumindest genauso<br />

drückende, ist das Umfeld, in dem sich der Ferkelerzeuger<br />

derzeit bewegt beziehungsweise dem<br />

er ausgesetzt ist.<br />

<strong>Wir</strong> befinden uns in einem entscheidenden Jahr.<br />

Einem Jahr, in dem viele Weichen gestellt werden,<br />

wie es mit der <strong>Schweine</strong>produktion in<br />

Österreich weitergehen wird. Es gilt die Umstellung<br />

auf die <strong>Gruppenhaltung</strong> in einem schwierigen<br />

Umfeld zu bewältigen und es scheint, dass<br />

die Anpassung auf die hohen Futterpreise nicht<br />

in der Geschwindigkeit von st<strong>at</strong>ten geht, wie es<br />

der Produzent benötigt. Auf dem europäischen<br />

Markt herrscht durch die Vormachtstellung<br />

Deutschlands mit der äußerst aggressiven Vermarktungsstr<strong>at</strong>egie<br />

ein gnadenloser Verdrängungskampf.<br />

Alle reden von Strukturwandel, als<br />

hätte es den nie gegeben. N<strong>at</strong>ürlich ist er im<br />

Gange, n<strong>at</strong>ürlich drehen sich die Räder immer<br />

schneller. Aber wie soll eine bäuerliche, kleinstrukturierte<br />

und kreislauforientierte Landwirtschaft<br />

gegen Mitbewerber bestehen, die in vielen<br />

Weichenstellung in der<br />

Ferkelproduktion<br />

Die Ferkelproduktion erlebt derzeit eine Phase, in der es wieder einmal den<br />

Anschein h<strong>at</strong>, als sei man am Markt der schwächste Teilnehmer. Das erste Halbjahr<br />

war bisher von zwei einschneidenden Ergebnissen geprägt, der Futterknappheit und<br />

dem Dioxinskandal mit all seinen neg<strong>at</strong>iven Folgen für die Abs<strong>at</strong>z- und Preislage.<br />

Dingen Vorteile haben und nicht immer lauter<br />

sind. Lohndumping und massive Investitionsförderungen<br />

sind Vorteile, die unsere Landwirtschaft<br />

durch die günstige Flächen- und Eigentumsstruktur<br />

nur sehr schwer ausgleichen kann.<br />

Und dann schlägt man die Zeitung auf und liest<br />

Berichte, die Einkommen der Bauern wären so<br />

stark gestiegen, dass man sowieso zu viele Subventionen<br />

beziehe und viele Dinge mehr. Einen<br />

Tag später, beim nächsten „Lebensmittelskandal“,<br />

werden wiederum mehr Kontrollen gefordert.<br />

Diese sollen selbstverständlich von der<br />

Landwirtschaft getragen werden, denn teurer<br />

darf ja sowieso nichts werden, um nur ja nicht<br />

den zweiten Urlaub zu gefährden.<br />

Auf die „Tierschutzdeb<strong>at</strong>te“ will ich gar nicht<br />

näher eingehen, aber ich frage mich schon, wie<br />

sich in diesem stark verunsicherten Umfeld Investitionen<br />

in Bezug auf die <strong>Gruppenhaltung</strong><br />

umsetzen <strong>lassen</strong> werden. Gerade hier h<strong>at</strong> die<br />

bäuerliche Ferkelproduktion noch vieles in sehr<br />

kurzer Zeit zu bewältigen.<br />

Ferkelproduktion muss<br />

erhalten werden<br />

Für die Aufrechterhaltung der gesamten österreichischen<br />

Wertschöpfungskette in der<br />

<strong>Schweine</strong>produktion ist es von größter Bedeutung,<br />

dass die Ferkelerzeugung nicht wegbricht.<br />

<strong>Wir</strong> werden unsere Preisvorteile auf<br />

dem Mastschweinesektor nur behaupten können,<br />

wenn in Österreich weiter ausreichend<br />

Ferkel produziert werden. Es wird keine AMA<br />

und Regionalzuschläge mehr geben, wenn die<br />

Grundversorgung mit ausschließlich österreichischer<br />

Ware nicht mehr gegeben ist.<br />

Fällt die Marktposition im Lebensmittelhandel,<br />

der im Frischfleisch fast zur Gänze und in<br />

der Verarbeitungsware immer mehr auf österreichische<br />

Erzeugnisse zurückgreift, wird es<br />

eine sehr harte Landung im europäischen<br />

Wettbewerb geben.<br />

Damit würde man sich aber auch Zustände<br />

einkaufen, die auch der vielzitierte Konsument<br />

sicher nicht will. Zustände, wie diverse<br />

Futtermittelskandale durch Nitrofen und Dioxin<br />

oder dem EHEC-Erreger in Lebensmittel,<br />

haben wir in Österreich nicht.<br />

Unsere Kontrollsysteme und unsere Eigenverantwortung<br />

haben bisher gehalten und wir<br />

würden uns daher auch wünschen, dass wir<br />

dann in Krisenzeiten entsprechend breit<br />

unterstützt werden. <strong>Wir</strong> brauchen Investitionsförderungen,<br />

um konkurrenzfähig zu<br />

bleiben und wir brauchen auch die Unterstützung<br />

der Politik, die uns die Rechtssicherheit<br />

in der Produktion geben muss.<br />

Dieser Sommer könnte einer der schwierigsten<br />

in der Ferkelvermarktung werden, den es je<br />

gab. Darum ersuchen wir alle unsere Kunden,<br />

jeden einzelnen Mäster, uns zu helfen, damit<br />

wir wenigstens den Abs<strong>at</strong>z von österreichischen<br />

Ferkeln so halbwegs sicherstellen können.<br />

Ferkelmarkt<br />

8


Genomische Selektion -<br />

Revolution in der <strong>Schweine</strong>zucht?<br />

Die genomische Selektion ist das aktuelle Thema in der Rinderzucht und der Praxiseins<strong>at</strong>z<br />

h<strong>at</strong> dort gestartet. Bringt diese neue Methode der Zuchtarbeit auch für die<br />

<strong>Schweine</strong>zucht Vorteile?<br />

Die genomische Selektion erfolgt auf der Basis<br />

einer genomischen Zuchtwertschätzung. Bei<br />

diesem neuen Verfahren wird der enorme technologische<br />

Fortschritt bei der Genotypisierung<br />

von verschiedenen Organismen genutzt. Es ist<br />

heute möglich mit sogenannten SNP Chips<br />

(SNP=single nucleotide polymorphisms) mehrere<br />

Tausend genetische Marker aus der Erbinforamtion<br />

(DNA) einer Zelle zu identifizieren. Diese<br />

Marker sind zufällig über die Erbinform<strong>at</strong>ion<br />

des Tieres verteilt. Ziel ist es nun die Markerinform<strong>at</strong>ionen<br />

mit den t<strong>at</strong>sächlichen Leistungen<br />

des Tieres in Verbindung zu bringen, um damit<br />

eine höhere Treffsicherheit bei der Zuchtauswahl<br />

zu erzielen.<br />

Zwei Schritte<br />

Im ersten Schritt müssen die Markereffekte in<br />

einer Referenzpopul<strong>at</strong>ion (Zuchtherde) geschätzt<br />

werden. Dazu brauchen wir die Leistungsinform<strong>at</strong>ion<br />

eines Merkmals. Bei der<br />

Fruchtbarkeit werden zum Beispiel die Eigenleistung<br />

der Mutter oder bei Ebern die Nachkommenleistungen<br />

der Töchter herangezogen. Alle<br />

Tiere der Referenzpopul<strong>at</strong>ion werden genotypisiert.<br />

Mit komplexen Rechenmethoden werden<br />

dann die Markereffekte geschätzt. Ziel des<br />

Rechenverfahrens ist es herauszufinden, in welcher<br />

Form die Kombin<strong>at</strong>ionen der tausenden<br />

Marker mit der Leistung in Beziehung stehen.<br />

Dazu braucht es mindestens 1500 genotypisierte<br />

Tiere mit sicherer Leistungsinform<strong>at</strong>ion.<br />

In einem zweiten Schritt werden diese Inform<strong>at</strong>ionen<br />

für die Zuchtpraxis genutzt. Die Zuchtkandid<strong>at</strong>en<br />

werden mit den gleichen SNP Markern<br />

typisiert wie die Referenztiere. Bei der<br />

genomischen Zuchtwertschätzung wird die konventionelle<br />

Zuchtwertschätzung aus den Leistungsinform<strong>at</strong>ionen<br />

und die Zuchtwertschätzung<br />

aus den genomischen Inform<strong>at</strong>ionen kombiniert.<br />

Der Vorteil ist, dass unmittelbar nach<br />

der Geburt eines Tieres die DNA analysiert und<br />

ein genauerer Zuchtwert berechnet werden<br />

kann, <strong>ohne</strong> dass eine Leistung vorliegt.<br />

9 Zucht<br />

Nutzen<br />

In der Rinderzucht wird die Möglichkeit der frühen<br />

Selektion bei der Stierauswahl als großer<br />

Vorteil gesehen. Dadurch können Prüfkosten<br />

gespart und das Gener<strong>at</strong>ionsintervall gekürzt<br />

werden. In der Schweinzucht werden die selektierten<br />

Kandid<strong>at</strong>en sofort in der Reinzucht eingesetzt.<br />

Damit ist das Gener<strong>at</strong>ionsintervall<br />

bereits heute sehr kurz. Die Kosten für die Leistungsprüfung<br />

können ebenfalls nicht wesentlich<br />

gesenkt werden. Feldd<strong>at</strong>en werden derzeit<br />

rel<strong>at</strong>iv kostengünstig erhoben und Inform<strong>at</strong>ionen<br />

aus der Prüfst<strong>at</strong>ion brauchen wir weiterhin<br />

um die Schätzwerte für die Markereffekte<br />

aktuell zu halten. Dazu kommt, dass in Kreuzungszuchtprogrammen<br />

die genomische Selektion<br />

in mehreren Reinzuchtlinien durchgeführt<br />

werden muss. Dies vervielfacht n<strong>at</strong>ürlich die<br />

Kosten.<br />

Genauere Zuchtwerte<br />

Bei der Selektion von Mutterlinien auf Fruchtbarkeit<br />

lässt sich zeigen, dass mit genomischen<br />

Zuchtwerten die Genauigkeit bei der Vorauswahl<br />

der Eber von ca. 22% auf ca. 40% verbessert<br />

werden kann. Denn erst wenn die Töchterleistungen<br />

vorliegen, werden die Zuchtwerte<br />

genauer (>80%). Die Treffsicherheit für gute<br />

Eber wird damit<br />

erhöht und der<br />

Zuchtfortschritt kann<br />

um den Faktor 1,3<br />

beschleunigt werden.<br />

Kosten<br />

Trotz ständiger Entwicklung<br />

der Labortechnik<br />

sind die<br />

Kosten für die Genotypisierung<br />

sehr<br />

hoch. Um eine zuverlässige<br />

Aussage zu<br />

treffen, brauche ich eine große Referenzpopul<strong>at</strong>ion.<br />

Um das System zu etablieren sind also<br />

sehr große risikoreiche Anfangsinvestitionen<br />

nötig.<br />

Gemeinsames Projekt<br />

Die österreichische <strong>Schweine</strong>zucht wäre nicht in<br />

der Lage alleine eine genomische Selektion aufzubauen.<br />

Um den großen Unternehmen nicht<br />

alleine das Feld zu über<strong>lassen</strong>, sind die Zuchtverbände<br />

im VÖS in ein intern<strong>at</strong>ionales Forschungsprojekt<br />

eingestiegen. Im Förderverein<br />

Biotechnologie Forschung (FBF) wird gemeinsam<br />

mit Deutschland und der Schweiz das Projekt<br />

„pigGS“ gestartet. Die zuverlässigen und<br />

umfangreichen Leistungsd<strong>at</strong>en und die laufend<br />

erhobenen Gewebeproben aus Österreich sind<br />

hier von großem Nutzen.<br />

Revolution?<br />

Dr. Peter Knapp<br />

Koordin<strong>at</strong>or VÖS-Zuchtausschuss<br />

Eine Revolution in der <strong>Schweine</strong>zucht ist nicht<br />

zu erwarten. Die genomische Selektion bietet<br />

aber eine zusätzliche Möglichkeit den Zuchtfortschritt<br />

zu erhöhen. Mit intern<strong>at</strong>ionaler<br />

Zusammenarbeit werden die notwendigen<br />

Erfahrungen gesammelt, um mögliche praxistaugliche<br />

Systeme aufzubauen.<br />

Ein intern<strong>at</strong>ionales Projekt zur genomischen Selektion bei der<br />

Fruchtbarkeit wird gestartet.


DI Hans Stinglmayr<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ausschuss<br />

Recht und Politik<br />

Der VÖS, die LK Österreich und das LW-Ministerium<br />

sind sich in ihren Stellungnahmen darüber<br />

einig, dass vor allem der Verzicht auf den<br />

Ferkelschutzkäfig unmöglich ist und lehnen<br />

deshalb den Verordnungsentwurf ab.<br />

Verzweifelte Sauenhalter<br />

Die heimischen Sauenhalter stehen in einer tiefen<br />

Sinnkrise. Schuld daran trägt die aktuelle<br />

Tierschutzdiskussion über Kastenstände. Diese<br />

Verunsicherung der Bauern führte in den letzten<br />

6 Mon<strong>at</strong>en zu einem völligen Stillstand im<br />

Investitionsgeschehen auf den Bauernhöfen.<br />

Die möglichen Auswirkungen dieser Entwikklungen<br />

haben dram<strong>at</strong>isches Potential, wenn<br />

man weiß, dass noch ca. 40 – 50% aller heimischen<br />

Sauenhalter ihre Warteställe auf <strong>Gruppenhaltung</strong><br />

umstellen müssen und nur mehr 18<br />

Mon<strong>at</strong>e Zeit verbleiben bis zum Ende der Übergangszeit<br />

31.12.2012.<br />

Viele von ihnen haben bereits fertige Konzepte,<br />

die sie in den letzten Jahren erarbeitet haben<br />

und so umsetzen wollten. Völlig überarbeitete<br />

Raumkonzepte in allen Produktionseinheiten<br />

waren häufig notwendig, um zukünftig den<br />

deutlich höheren Pl<strong>at</strong>zbedarf für die tragenden<br />

Sauen bewerkstelligen zu können. Zahlreiche<br />

Bäuerinnen und Bauern standen unmittelbar<br />

vor der Umsetzung ihrer Planungen. Und dann<br />

passierte zu Jahreswechsel der Supergau für die<br />

heimische <strong>Schweine</strong>branche: mitten in die sehr<br />

sensiblen Betriebsentwicklungsmaßnahmen von<br />

tausenden Betrieben wurde eine neue Dimension<br />

der Tierschutzdiskussion eröffnet. Mit brachialer<br />

Gewalt versuchen selbsternannte Tierschützer<br />

gemeinsam mit der Volksanwaltschaft<br />

und populistischer Parteifunktionären eine<br />

ganze Produktionssparte in den Ruin zu treiben,<br />

indem sie Änderungen von Verordnungen<br />

anstreben, die eine wirtschaftliche Sauenhaltung<br />

für die heimischen Bauern innerhalb der<br />

europäischen Union unmöglich machen würde.<br />

Konkret wird gefordert, dass der Ferkelschutzkäfig<br />

und die Einzelhaltung im Deckzentrum in<br />

Kastenstanddiskussion setzt unsere<br />

Ferkelproduktion aufs Spiel!<br />

Die Möglichkeit zur Stellungnahme zum Abänderungsentwurf der 1. Tierhalteverordnung,<br />

den Minister Stöger herausgegeben h<strong>at</strong>, ist seit 4. April 2011 abgelaufen.<br />

Im Entwurf wurde weitgehend das „Schweizer Modell“ übernommen, das bis auf<br />

wenige Ausnahmen die freie Abferkelung <strong>ohne</strong> Ferkelschutzkäfig und die <strong>Gruppenhaltung</strong><br />

der Sauen bereits unmittelbar nach dem Decken vorschreibt.<br />

einem Alleingang Österreichs verboten werden<br />

soll, und dies nur mit wenigen Jahren Übergang.<br />

Auswirkungen<br />

n<strong>at</strong>ionaler Alleingänge<br />

Weil eben die praktizierenden Bauern am<br />

besten wissen was das für sie bedeuten würde,<br />

macht sich immer mehr Verzweiflung breit. Diese<br />

Verzweiflung ist nachvollziehbar, wenn man<br />

die Auswirkungen ähnlicher Vorgehensweisen<br />

in England und vor allem Schweden betrachtet.<br />

Schweden - das immer als Musterland des Tierschutzes<br />

herhalten muss, h<strong>at</strong> 1988 den Ferkelschutzkorb<br />

verboten. Mehr über die Entwikklung<br />

der <strong>Schweine</strong>produktion im nächsten<br />

Beitrag, Seite 11.<br />

England<br />

Auch in England bestehen seit 1999 deutlich<br />

höhere Tierschutzstandards als in der übrigen<br />

EU. Neben der Einzelhaltung von Sauen ist auch<br />

die Ferkelkastr<strong>at</strong>ion verboten. Diese Auflagen<br />

führten innerhalb weniger Jahre zu einer Halbierung<br />

der Zuchtsauenpopul<strong>at</strong>ion in England.<br />

1997 wurden noch 800.000 Zuchtsauen gehalten.<br />

2010 waren es nur mehr 400.000 Sauen.<br />

Die Selbstversorgung an <strong>Schweine</strong>fleisch liegt<br />

aktuell nur mehr bei 49 %. Die fehlende Menge<br />

kommt zur Gänze aus Holland, Deutschland und<br />

Spanien.<br />

Schweiz<br />

Auch die Schweiz kann nur mehr einen Teil der<br />

höheren Produktionskosten, die durch das Verbot<br />

des Ferkelschutzkäfiges auftreten, über<br />

höhere Produktpreise abdecken. Auch in diesem<br />

Nicht-EU-Land bröckelt zunehmend die Bereitschaft<br />

der Konsumenten höhere Preise als in<br />

anderen Nachbarländern zu bezahlen. Die Preise<br />

stehen von Jahr zu Jahr mehr unter Druck.<br />

Und dies obwohl die Schweiz nicht am freien<br />

Warenverkehr der EU beteiligt ist.<br />

Schlechter Markt kommt dazu<br />

Neben diesem schwierigen rahmenpolitischen<br />

Thema bricht nun auch noch der europäische<br />

Ferkelmarkt innerhalb weniger Wochen völlig<br />

ein. Der Abs<strong>at</strong>z gestaltet sich äußerst schwierig<br />

und der Preis geht in den Keller. Auch die heimischen<br />

Ferkelerzeuger sind voll und ganz von<br />

diesen Entwicklungen betroffen.<br />

Schon heute kann festgehalten werden, dass<br />

das Jahr 2011 wirtschaftlich gesehen ein Krisenjahr<br />

für die heimischen Ferkelerzeuger wird.<br />

Es wird weit unter dem langjährigen Durchschnitt<br />

zu liegen kommen.<br />

Derzeitige Situ<strong>at</strong>ion<br />

ist unerträglich<br />

Wenn es nicht innerhalb weniger Wochen zu<br />

einer vertretbaren Lösung in der Tierschutzdeb<strong>at</strong>te<br />

zum Kastenstand kommt, werden viele<br />

Sauenhalter in ganz Österreich eine klare Entscheidung<br />

gegen die Fortführung ihrer Ferkelerzeugung<br />

treffen. Die derzeitige Rechtsunsicherheit<br />

ist für die betroffenen Bauern unerträglich<br />

und macht es ihnen unmöglich langfristig<br />

abzuschreibende Investitionen zu tätigen.<br />

Die Situ<strong>at</strong>ion scheint derzeit fast ausweglos<br />

zu sein. Auf der einen Seite steht das<br />

Verbot des Ferkelschutzkäfiges, dem die Landwirtschaft<br />

nicht zustimmen kann, weil selbst<br />

wissenschaftliche Arbeiten belegen, dass es<br />

derzeit kein praxistaugliches Altern<strong>at</strong>ivmodell<br />

gibt. Auf der anderen Seite steht die Androhung<br />

der Volksanwaltschaft vor den Verfassungsgerichtshof<br />

zu ziehen, um dort die Sachlage<br />

klären zu <strong>lassen</strong>. Diese rechtliche Klärung<br />

könnte bis zu 2 Jahre dauern.<br />

Obwohl die Landwirtschaft den Gang zum Verfassungsgerichtshof<br />

nicht scheut, ist auch<br />

klar, dass vielen betroffenen Betrieben, vor<br />

allem in der Umstellung auf die <strong>Gruppenhaltung</strong>,<br />

die Zeit davonläuft.<br />

Recht und Politik<br />

10


Schweden fährt <strong>Schweine</strong>produktion<br />

an die Wand<br />

Im Rahmen der Diskussion um die Verschärfung der Halterichtlinien von Zuchtsauen<br />

wird neben der Schweiz auch immer wieder Schweden als vorbildhaft und erstrebenswert<br />

seitens der Tierschutzorganis<strong>at</strong>ionen angeführt. Bei der jüngst abgehaltenen<br />

Studienreise des VLV-Ausschusses wurde inspiziert, was von dieser Forderung zu<br />

halten ist und welche Auswirkungen dies für Land- und Fleischwirtschaft auch in<br />

Österreich haben könnte.<br />

Der Ursprung der schwedischen Situ<strong>at</strong>ion liegt in<br />

einer intensiven, gesellschaftspolitischen Tierschutzdiskussion<br />

in den 80er-Jahren, die von der<br />

bekannten Kinderbuchautorin Astrid Lindgren<br />

(Pippi Langstrumpf) betrieben wurde und bereits<br />

1988, also noch lange vor Schwedens EU-Beitritt<br />

im Jahr 1995 zu folgendem Regelwerk führte,<br />

welches auch heute noch gilt:<br />

• Einstreu auf allen Produktionsstufen<br />

• Freie Abferkelung, durchgehend<br />

<strong>Gruppenhaltung</strong><br />

• Mindestens 6 m 2 Fläche in der Abferkelbox<br />

• Mindestens 1 m 2 Fläche pro Mastschwein<br />

• Vollspaltenverbot, mindestens zwei Drittel<br />

planbefestigter Boden<br />

• Kopieren des Schwanzes verboten<br />

Böses Erwachen nach EU-Beitritt<br />

Schwedens<br />

Von damals 11.000 <strong>Schweine</strong>haltern stehen<br />

heute nur mehr 1.200 in der Produktion. Von 4<br />

Millionen Stück Schlachtschweinen fiel die Jahresproduktion<br />

auf unter 3 Millionen, der Selbstversorgungsgrad<br />

sank von 100% auf ca. 70%.<br />

Der Strukturwandel wurde rapide beschleunigt,<br />

die verbliebenen <strong>Schweine</strong>halter zählen 200 bis<br />

500 Zuchtsauen in ihren Stallungen, überwiegend<br />

mit angeschlossener Mast. Pro 100 Zuchtsauen<br />

und pro 1000 Mastplätze ist jeweils eine<br />

Arbeitskraft erforderlich. Und der Strukturwandel<br />

ist weiter voll im Gange. Von allen offiziellen<br />

Vertretern der schwedischen <strong>Schweine</strong>bauern<br />

wird wegen der aktuellen Marktlage ein<br />

weiterer Einbruch der Produktion um ein Viertel<br />

befürchtet.<br />

Deutschland und Dänemark<br />

profitieren<br />

Nachdem der <strong>Schweine</strong>fleischkonsum in<br />

Schweden nicht rückläufig ist, sondern nach<br />

wie vor steigt und sich Richtung österreichischem<br />

Niveau (38 kg pro Kopf) bewegt, wird<br />

der Verlust der heimischen Produktion durch<br />

Importe kompensiert. Die schwedische<br />

11 Tierhalteverordnung<br />

Fleischindustrie deckt daher verstärkt den<br />

Rohstoffbedarf durch Importe aus Dänemark<br />

und Deutschland. Und mit den Fleischimporten<br />

wird auch das Preisniveau aus Dänemark<br />

und Deutschland importiert.<br />

Konsequenz: Mit 20% höheren Produktionskosten<br />

und dem Erzeugerpreis der konventionellen<br />

Produktion in Dänemark und Deutschland<br />

ist in Schweden keine nachhaltige Produktion<br />

möglich.<br />

Nachs<strong>at</strong>z: Ein ähnliches Szenario würde wohl<br />

auch in Österreich ablaufen.<br />

Genossenschaften machten Pleite<br />

Mit dem Einbruch der Produktion ging auch<br />

der Zusammenbruch der genossenschaftlichen<br />

Vieh- und Fleischvermarktung in Schweden<br />

einher. Vor ca. 10 Jahren wurde die größte<br />

Genossenschaft SCAN von finnischen Investoren<br />

übernommen. Auch die zweitgrößte<br />

Genossenschaft ereilte das selbige Schicksal.<br />

Hier tr<strong>at</strong> mit Danish Crown ein dänischer Investor<br />

auf den Plan. Der Niedergang der genossenschaftlichen<br />

Fleischunternehmen war eine<br />

logische Konsequenz der hohen Tierschutzauflagen,<br />

bzw. der daraus resultierenden<br />

hohen Kosten. Diese wurden in den ersten<br />

Jahren nach EU-Beitritt von den Genossenschaften<br />

abgepuffert, d. h. finanziert, sie<br />

konnten aber am Markt nicht umgesetzt werden.<br />

Solange bis sie<br />

eben pleite waren.<br />

Nachdem nun ausländische<br />

Investoren<br />

in Schweden das<br />

Sagen haben, wird<br />

auf Befindlichkeiten<br />

der schwedischen<br />

Bauern weniger Wert<br />

gelegt und das intern<strong>at</strong>ionalePreisniveau<br />

schlägt voll auf<br />

die Bauern durch<br />

<strong>ohne</strong> Rücksicht auf<br />

deren wirtschaftliche<br />

Situ<strong>at</strong>ion.<br />

Dr. Johann Schlederer<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse<br />

Desol<strong>at</strong>e Interessensvertretung<br />

Solange die Genossenschaften noch in schwedischer<br />

Hand waren, wurden die erforderlichen<br />

Rahmenbedingungen durch bäuerliche<br />

Vertreter mitgestaltet, sei dies im Bereich der<br />

Ber<strong>at</strong>ung oder im Bereich der Marktpreis-,<br />

bzw. Richtliniengestaltung. Diese Einflussnahme<br />

ist seit Jahren nicht mehr gegeben.<br />

Der Organis<strong>at</strong>ionsgrad der schwedischen<br />

<strong>Schweine</strong>bauern ist in Folge auf ein ganz niedriges<br />

Niveau abgesackt. Es gibt zum Beispiel<br />

keine ernst zu nehmende n<strong>at</strong>ionale Notierung.<br />

Die Preise werden ausschließlich zwischen<br />

einzelnem Landwirt und einzelnem Schlachtunternehmen<br />

ausgehandelt. Die Bauern werden<br />

mittels mehr oder weniger großen<br />

Zuschlägen am Gängelband herum, bzw. in die<br />

Irre geführt. In der Konsequenz bedeutet das,<br />

dass Schweden trotz der ca. 20% höheren Produktionskosten<br />

im Ranking der europäischen<br />

Erzeugerpreise im letzten Drittel liegt.<br />

Conclusio: Man kann den schwedischen<br />

<strong>Schweine</strong>bauern nur r<strong>at</strong>en, sich schleunigst<br />

starke Erzeugergemeinschaften aufzubauen<br />

und damit wieder mit Geschlossenheit Einfluss<br />

auf Marktkräfte zu gewinnen.<br />

Als VÖS und Ö-Börse haben wir unsere zweckdienliche<br />

Hilfe bereits angeboten.<br />

Selbst in Schweden sind solche Bilder nur Showprogramm. Foto: Strasser


Verbot der Kastenstände hätte<br />

f<strong>at</strong>ale Auswirkungen!<br />

In Österreich gibt es durch die von der Volksanwaltschaft vertretene Missstandsfeststellung Bestrebungen, die<br />

Aufstallung ferkelführender Sauen in Ferkelschutzständen (Kastenständen) innerhalb der Abferkelbucht zu verbieten<br />

und einen früheren Beginn der <strong>Gruppenhaltung</strong> zu fordern. Prof. Dr. Steffen Hoy beschreibt die Konsequenzen<br />

für die österreichischen Betriebe, wenn solche Vorgaben umgesetzt werden würden.<br />

Mit Ausnahmen von drei Ländern (Niederlande,<br />

Schweden, Großbritannien) haben alle EU-Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />

die Vorgaben des Artikels 3.4 der<br />

EU-Richtlinie 120/2008/EG bezüglich Zeitpunkt<br />

und Dauer der <strong>Gruppenhaltung</strong> tragender Sauen<br />

1:1 in n<strong>at</strong>ionales Recht übernommen.<br />

<strong>Gruppenhaltung</strong> von Sauen<br />

Danach ist die <strong>Gruppenhaltung</strong> ab dem 29. Trächtigkeitstag<br />

bis eine Woche vor dem voraussichtlichen<br />

Abferkeltermin ab dem 1.1.2013 zwingend<br />

vorgeschrieben. Mit dem Gebot zur <strong>Gruppenhaltung</strong><br />

tragender Sauen ab dem 1.1.2013 sind die<br />

Ferkelerzeugerbetriebe mit der gravierendsten<br />

Veränderung der Haltungsbedingungen seit vielen<br />

Jahren konfrontiert.<br />

Die Umsetzung dieser Verordnung stellt die<br />

Betriebe vor ganz erhebliche Herausforderungen.<br />

Mit der Umstellung auf die <strong>Gruppenhaltung</strong><br />

befürchten die Sauenhalter nicht unbegründet,<br />

dass Leistungsminderungen (höhere Umrauscherr<strong>at</strong>e,<br />

niedrigere Wurfgröße lebend geborener Ferkel)<br />

und gesundheitliche Schäden (z. B. Klauenund<br />

Gliedmaßenschäden) auftreten.<br />

Zudem <strong>lassen</strong> sich Aborte in Gruppenbuchten<br />

schwerer erkennen. Eine Ursache für die Probleme<br />

sind die Rangkämpfe zwischen den Sauen nach<br />

der Bildung der Gruppen. Diese Kämpfe <strong>lassen</strong><br />

sich allerdings nicht unterbinden und sind völlig<br />

normal. Die Kämpfe haben die biologische Funktion,<br />

eine soziale Rangordnung auszubilden, die<br />

dann für Ruhe in der Gruppe sorgt und weitere<br />

Kämpfe verhindert.<br />

Der kritischste Zeitraum der Gruppenbildung und<br />

damit des Beginns der <strong>Gruppenhaltung</strong> unter dem<br />

Aspekt der embryonalen Sterblichkeit und somit<br />

auch der Fruchtbarkeitsleistung ist der erste<br />

Mon<strong>at</strong> nach dem Belegen. In den ersten 2 bis 3<br />

Tagen nach der Befruchtung sind die befruchteten<br />

Eizellen während der Wanderung im Eileiter zur<br />

Gebärmutter gut geschützt. Etwa am 18./19.<br />

Trächtigkeitstag beginnt die Einnistung in die<br />

Gebärmutterschleimhaut. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />

ist das ein störungsanfälliger Entwicklungsabschnitt,<br />

da die Embryonen im Uterus „schwimmen“.<br />

Vor allem Rangkämpfe mit starken Stößen<br />

in die Bauch-/Flankenregion sind ein Risiko und<br />

können zum Absterben von über 20 bis 30% der<br />

Embryonen führen. Im schlimmsten Fall kann es<br />

zum Verlust der Trächtigkeit und zum Umrauschen<br />

kommen.<br />

Tierhalteverordnung<br />

12


Nachteilige Beeinflussungen<br />

Die Reduzierung der embryonalen Sterblichkeit –<br />

soweit technisch möglich – h<strong>at</strong> aus ethischer und<br />

tierschutzrechtlicher Sicht eine hohe Priorität.<br />

Eine Verbesserung der „Welfare-Situ<strong>at</strong>ion“ für die<br />

Sau darf nicht mit dem Anstieg embryonaler oder<br />

fetaler Verluste einhergehen. Die nachweislich<br />

stärksten Auswirkungen auf die embryonalen Verluste,<br />

die Umrauscherquote, die Wurfgröße, die<br />

Zahl der Würfe je Sau und Jahr und die Anzahl<br />

abgesetzter (verkaufter) Ferkel je Sau und Jahr<br />

h<strong>at</strong> der Beginn der Gruppierung in der 2. und 3.<br />

(4.) Trächtigkeitswoche. In diesem Zeitraum sollte<br />

eine Gruppenbildung unbedingt vermieden<br />

werden. Es liegen auch einige wissenschaftliche<br />

Untersuchungen und Praxisauswertungen vor, die<br />

den neg<strong>at</strong>iven Einfluss einer Gruppierung in der<br />

ersten Trächtigkeitswoche bezüglich Ferkelindex,<br />

Umrauscherquote und Wurfgröße nachweisen,<br />

allerdings sind die Aussagen dazu nicht einheitlich.<br />

Grundsätzlich kann ein früher Gruppierungszeitraum<br />

nach Abklingen der Brunstsymptome bei<br />

optimaler Gestaltung von Haltung, Fütterung,<br />

Stallklima und Management (inklusive Vorgruppierung<br />

der Sauen unmittelbar nach dem Absetzen<br />

– besonders in kleinen stabilen Sauengruppen<br />

mit etwa 8 bis 12 Tieren/Gruppe) <strong>ohne</strong> gravierende<br />

Auswirkungen auf die embryonale Sterblichkeit<br />

und die Fruchtbarkeit der Sauen bleiben.<br />

Allerdings ist zu befürchten, dass in vielen Betrieben<br />

aus objektiven (z. B. stallbauliche Gegebenheiten)<br />

oder subjektiven Gründen (die <strong>Gruppenhaltung</strong><br />

stellt deutlich höhere Anforderungen an<br />

das Management) es doch zu einem Anstieg der<br />

frühembryonalen Sterblichkeit und zu einer<br />

Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit der Sauen<br />

kommt.<br />

Zukünftige Entwicklungen konzentrieren sich auf<br />

eine optimale Gestaltung der Gruppenbildung,<br />

insbesondere in kleinen Gruppen, um die unvermeidlichen<br />

Rangkämpfe zu einem Zeitpunkt<br />

(unmittelbar nach dem Absetzen der Ferkel) und<br />

an einem Ort (Arena, Stimu-Bucht) st<strong>at</strong>tfinden zu<br />

<strong>lassen</strong>, zu bzw. an dem sie keinen Schaden bei den<br />

Sauen und/oder den Embryonen hervorrufen.<br />

Einzelhaltung von Sauen<br />

Die Haltung von ferkelführenden Sauen in Ferkelschutzständen<br />

(= Kastenständen) steht im Einklang<br />

mit geltendem EU- und n<strong>at</strong>ionalem österreichischem<br />

Recht.<br />

Eine Auswertung der weltweit durchgeführten<br />

Untersuchungen zur Haltung von Sauen in der<br />

Abferkelbucht mit oder <strong>ohne</strong> <strong>Ferkelschutzstand</strong><br />

ergab insgesamt 26 Arbeiten, darunter 24 Vergleichsauswertungen.<br />

In nahezu allen Untersuchungen<br />

zum direkten Vergleich beider Systeme<br />

13 Tierhalteverordnung<br />

Differenz der Ferkelverluste bei nicht fixierter Haltung gegenüber der fixierten Haltung<br />

von Sauen in der Abferkelbucht (Beispiel: im Betrieb 1 waren die Verluste bei nicht<br />

fixierter Haltung der Sauen um 21,9% höher als bei fixierter Haltung im Kastenstand)<br />

Abb. 1: Weniger Verluste bei Haltung von Sauen mit fixierter Haltung.<br />

werden von den Autoren zum Teil deutlich höhere<br />

Ferkelverluste bei der Haltung von Sauen <strong>ohne</strong><br />

Ferkelschutzkorb (Kastenstand) angegeben (siehe<br />

Grafik oben).<br />

In 21 Untersuchungen weltweit waren die Ferkelverluste<br />

zum Teil fast doppelt so hoch wie bei der<br />

Haltung der fixierten Sauen. Lediglich in zwei<br />

Studien tr<strong>at</strong>en bei der Haltung <strong>ohne</strong> Ferkelschutzkorb<br />

(jeweils 15,9%) geringere Verluste im Vergleich<br />

zum Ferkelschutzkorb (18,7 bzw. 20,2%)<br />

auf, wobei Verluste von 20,2 % sehr hoch sind.<br />

In weiteren zwei Studien <strong>ohne</strong> Vergleich zur<br />

Kastenstandhaltung werden bei Haltung <strong>ohne</strong> Ferkelschutzkorb<br />

hohe Verlustr<strong>at</strong>en (17 bis 25%)<br />

angegeben. Nur eine schweizerische Betriebsanalyse<br />

(keine Vergleichsuntersuchung) ermittelte<br />

identische Verlustquoten in beiden Haltungssyste-<br />

men, wobei die Autoren eine nicht definierte<br />

Anzahl an Betrieben von der Auswertung ausschlossen.<br />

In Österreich fanden umfangreiche Untersuchungen<br />

in Gießhübl (Projekt: Beurteilung von Abferkelbuchten,<br />

Nr. 1437) zum Vergleich von 3 Systemen<br />

<strong>ohne</strong> Fixierung der Sau und von 5 Systemen<br />

mit Kastenstand st<strong>at</strong>t. Die Ferkelsterblichkeit lag<br />

in den Buchten mit Kastenstand zwischen 15,5<br />

und 17,9%, die in den Buchten mit freier Bewegung<br />

<strong>ohne</strong> Ferkelschutz zwischen 19,1 bis 23,1%.<br />

Ferkelverluste bei freier Haltung der Sauen in dieser<br />

Größenordnung sind ethisch und tierschutzrechtlich<br />

nicht hinnehmbar und für den Betriebsleiter<br />

frustrierend und demotivierend (wenn jedes<br />

4. bis 5. Ferkel haltungsbedingt tot getreten oder<br />

erdrückt wird oder verendet).


Ferkelverluste würden<br />

ekl<strong>at</strong>ant ansteigen!<br />

Im Mittel lässt sich für die Haltung der Sauen<br />

<strong>ohne</strong> Fixierung ein Wert für die Ferkelverluste in<br />

Höhe von 21,1%, für die Aufstallung der Sauen<br />

mit Fixierung demgegenüber ein Wert von 16,2%<br />

kalkulieren.<br />

Damit würden die Ferkelverluste mindestens um<br />

4,9% steigen, wenn bundesweit in Österreich die<br />

fixierte Haltung von Sauen in der Abferkelbucht<br />

verboten würde. Unterstellt man die landesweit<br />

ausgewiesenen Saugferkelverluste von 12,3%,<br />

würden die Ferkelverluste sogar um 8,8% ansteigen.<br />

Pro Jahr werden in Österreich (285.000 Sauen mal<br />

2,25 Würfe/Sau und Jahr mal 11,4 lebend geborene<br />

Ferkel) etwa 7.310.250 Ferkel lebend geboren.<br />

Eine Steigerung der Ferkelverluste um 4,9%<br />

bedeutet kalkul<strong>at</strong>orisch einen Anstieg der Ferkelverluste<br />

um 358.202 Ferkel pro Jahr. Eine Zunahme<br />

der Ferkelverluste um 8,8% führt rechnerisch<br />

zu einer Erhöhung der Anzahl getöteter (erdrückter,<br />

verletzter und gestorbener) bzw. verendeter<br />

Ferkel um 643.302 Stück pro Jahr. Der Tod von 358<br />

Tausend bis 643 Tausend Saugferkeln müsste billigend<br />

akzeptiert werden,<br />

wenn für die Sauen in<br />

den Abferkelbuchten die<br />

nicht fixierte Haltung<br />

ferkelführender Sauen<br />

geboten wäre.<br />

Aus Tierschutzsicht sind<br />

diese Todeszahlen nicht<br />

hinnehmbar, solange es<br />

keine praktikable Lösung<br />

gibt, bei der die Sau frei<br />

laufen kann und gleichzeitig<br />

die Ferkelverluste<br />

in einem vertretbaren<br />

Rahmen bleiben.<br />

Die Senkung der Ferkelverluste<br />

und damit der<br />

Schutz des Lebens von<br />

Ferkeln h<strong>at</strong> nach Abwägung<br />

verschiedener ethischer<br />

und tierschutzrechtlicher<br />

Aspekte den<br />

höheren Wert als eine<br />

zeitlich befristete Einengung<br />

der Bewegung der<br />

Muttersauen, zumal ab<br />

dem 01.01.2013 die<br />

durchgängige <strong>Gruppenhaltung</strong><br />

tragender Sauen<br />

in Österreich und in der<br />

Europäischen Union<br />

<strong>ohne</strong>hin Realität wird.<br />

Die Einzelhaltung der Sau<br />

im <strong>Ferkelschutzstand</strong><br />

führt nicht zu Schmer-<br />

zen, Leiden oder Schäden. Auch wird die Häufigkeit<br />

von MMA als infektiöse Faktorenkrankheit<br />

nicht primär durch die Haltung von Sauen im<br />

Kastenstand beeinflusst, es sei denn, es herrscht<br />

Zugluft in der Bucht, was leicht zu unterbinden<br />

ist. Die Häufigkeit von Erkrankungen und Verletzungen<br />

der Ferkel steht – mit Ausnahme der höheren<br />

Quote an Trittverletzungen bei nicht fixierter<br />

Haltung der Sauen – nicht in einem primären<br />

ursächlichen Zusammenhang mit der Aufstallung<br />

der Sau. Vielmehr sind es das M<strong>at</strong>erial und die<br />

Gestaltung des Fußbodenbereiches, die sich als<br />

schadensträchtig bei mangelnder Qualität erweisen<br />

können.<br />

Bei der freien Haltung der Sauen in der Abferkelbucht<br />

treten im Zusammenhang mit dem Abliegen<br />

und dem Positionswechsel der Sau für die Ferkel<br />

gefährliche Situ<strong>at</strong>ionen auf, die oft – auch nach<br />

der Gießhübler Untersuchung – für Ferkel tödlich<br />

enden. Der Kastenstand (<strong>Ferkelschutzstand</strong> bzw.<br />

-korb) verlangsamt nachweislich das Abliegen und<br />

Drehen der Sauen und rettet damit Ferkelleben.<br />

Die vorliegenden physiologischen Untersuchungen<br />

geben keinen Anlass zu der Annahme, dass Sauen<br />

im Kastenstand schwerer Angst ausgesetzt sind.<br />

Weder die Herzfrequenz (inklusive der Herzschlag-<br />

variabilität) noch die Körpertemper<strong>at</strong>ur als mögliche<br />

belastungs- oder angstanzeigende Indik<strong>at</strong>oren<br />

unterschieden sich zwischen den geprüften Haltungssystemen.<br />

Solange Abferkelbuchten mit freier Bewegung der<br />

ferkelführenden Sauen in der breiten Praxis der<br />

EU-Mitgliedssta<strong>at</strong>en unter den Aspekten von Tierschutz<br />

und Tiergesundheit nicht sicher funktionieren<br />

und zu einer erhöhten Ferkelsterblichkeit<br />

führen, muss dringend von einem n<strong>at</strong>ionalen<br />

Alleingang abger<strong>at</strong>en werden, da nach dem jetzigen<br />

Erkenntnisstand der Tod einer großen Zahl an<br />

Ferkeln billigend in Kauf genommen werden müsste,<br />

was ethisch auf keinen Fall zu vertreten ist.<br />

Positive Entwicklungen<br />

nicht gefährden!<br />

Gegenwärtig sind intensive Bestrebungen im Gange,<br />

die Abferkelbuchten weiter zu entwickeln, so<br />

dass sie den vielfältigen Ansprüchen von Sau, Ferkeln<br />

und Tierbetreuern entsprechen. Diese Entwicklung<br />

sollte in jedem Falle abgewartet werden.<br />

Prof. Dr. Steffen Hoy<br />

J. L. Universität Gießen<br />

<strong>Gruppenhaltung</strong><br />

14


Foto: Bauernzeitung / Maad<br />

„<strong>Wir</strong> <strong>lassen</strong> uns nicht erdrücken!“<br />

1.200 Teilnehmer bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des VÖS am 23. März unterstreichen die<br />

Existenzangst der <strong>Schweine</strong>bauern. Anfang März h<strong>at</strong> Gesundheitsminister Stöger einen Entwurf zur Änderung<br />

der ersten Tierhalteverordnung in Begutachtung geschickt. Die darin vorgesehenen Verschärfungen der Tierhaltevorschriften<br />

in der Sauenhaltung würden die heimischen Betriebe in ihrer Existenz gefährden und halten die<br />

Branche seit Mon<strong>at</strong>en in Atem. Binnen weniger Jahre würde die Selbstversorgung mit heimischem <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

auf weit unter 60% fallen. Die Dram<strong>at</strong>ik der Situ<strong>at</strong>ion machte die Einberufung einer außerordentlichen<br />

Mitgliederversammlung notwendig.<br />

„Mit Eurem zahlreichen Erscheinen heute<br />

bringt Ihr eindrucksvoll zum Ausdruck, dass<br />

man so nicht mit einer Berufsgruppe umgehen<br />

kann, die sich täglich – und das 365 Tage im<br />

Jahr – um das Wohl und die Gesundheit der<br />

Tiere bemüht ist, und letztlich das Ziel verfolgt,<br />

Qualität zu produzieren, hochwertige<br />

Produkte zu liefern und zur Lebensmittelsicherheit<br />

eine großen Beitrag zu leisten.“,<br />

brachte Obmann Lederhilger die Stimmung<br />

der <strong>Schweine</strong>bauern bei der Eröffnung der Veranstaltung<br />

auf den Punkt. Der Saal der Messehalle<br />

in Wieselburg war bis auf den letzten<br />

Pl<strong>at</strong>z gefüllt. Sogar in der angrenzenden<br />

Nachbarhalle wurde eine Videowand aufgestellt<br />

und rund zusätzliche 200 Personen fanden<br />

auch dort einen Pl<strong>at</strong>z.<br />

In verschiedenen Fachvorträgen wurde den<br />

besorgten <strong>Schweine</strong>bauern die umfangreiche<br />

M<strong>at</strong>erie im Detail erläutert.<br />

15 Mitgliederversammlung<br />

Das Gesundheitsministerium, welches den Verordnungsentwurf<br />

erarbeitet und in Begutachtung<br />

geschickt h<strong>at</strong>, stellte trotz Einladung<br />

keinen Vortragenden zur Verfügung und wollte<br />

sich der Diskussion nicht stellen.<br />

Dr. Konrad Blaas zeigte auf, wie das BMLFUW<br />

mit dem Entwurf zur Änderung der 1. THVO in<br />

der Sauenhaltung umgeht. Bei der Begutachtung<br />

muss Rücksicht auf die Zielsetzung des<br />

TSchG, sowie Bedachtnahme auf den anerkannten<br />

Stand der wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse und die ökonomischen Auswirkungen<br />

genommen werden. Der vorliegende<br />

Entwurf nimmt weder auf den anerkannten<br />

Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

noch auf die ökonomischen Auswirkungen in<br />

geeigneter Weise bedacht.<br />

Fazit: Das BMLFUW kann diesem Entwurf<br />

daher nicht zustimmen!<br />

Dr. Konrad Blaas, BMLFUW - Abteilung<br />

Tierhaltung/Tierschutz Foto: Bauernzeitung / Maad


Präsident Wlodkowski stellte sich gemeinsam<br />

mit Dr. Blaas und Univ.-Prof. Troxler der<br />

Diskussion. Foto: Bauernzeitung / Maad<br />

Bauernbundpräsident NR Fritz Grillitsch<br />

warnte vor ruinösen Auflagen.<br />

Foto: Bauernzeitung / Maad<br />

Präsident Wlodkowski mahnt vor einem<br />

SUPERGAU in der <strong>Schweine</strong>wirtschaft, wenn<br />

jetzt wieder Investitionen getätigt werden<br />

müssten. Die Jugend ist grundsätzlich bereit<br />

Risiko einzugehen.<br />

Dennoch muss für die nächsten 20 bzw. 25<br />

Jahren eine gewisse Rechtssicherheit gegeben<br />

sein. Sonst ist es keinem Landwirt zumutbar<br />

in der Sparte <strong>Schweine</strong>produktion weiterzuarbeiten.<br />

Weiters gilt es, die Vorteile für die Konsumenten<br />

klar aufzuzeigen. Er möchte, dass an BMG<br />

Stöger folgendes signalisiert wird:<br />

• Die Entscheidungen müssen in Zusammenarbeit<br />

mit Fachleuten getroffen werden<br />

und<br />

• Unbedingt gilt es Rücksicht auf die Lage<br />

im übrigen Europa zu nehmen. Österreich<br />

soll keine Einzelaktion auf Kosten der<br />

österreichischen <strong>Schweine</strong>produzenten<br />

setzen.<br />

„Die heimischen <strong>Schweine</strong>bauern brauchen<br />

eine praxistaugliche Weiterentwicklung des<br />

Tierschutzes, keine ruinösen Auflagen, die<br />

Österreich im Alleingang umsetzt“, kritisierte<br />

Bauernbundpräsident Grillitsch unter dem<br />

Beifall von 1.200 Landwirten vor allem die<br />

fehlende Praxistauglichkeit im vorliegenden<br />

Entwurf.<br />

„Der Gesundheitsminister und sein Tierschutz-<br />

Adl<strong>at</strong>us Peter Kostelka stehen derzeit unter<br />

besonderer Beobachtung. Mit einer ‚Aktion<br />

Planquadr<strong>at</strong>’ bemühen wir uns unermüdlich,<br />

einerseits aufzuklären über die wirtschaftliche<br />

Realität in der Fleischbranche, andererseits auf<br />

die Schutzmaßnahmen für Ferkel hinzuweisen,<br />

damit Stöger zu einer umfassenden Einschätzung<br />

kommen kann. Es ist hinlänglich bekannt<br />

und bewiesen, dass 500.000 Ferkel vor dem<br />

Erdrücken durch die Muttersau bewahrt werden,<br />

wenn das Tier nach dem Wurf vorübergehend<br />

in einem Ferkelschutzkorb gehalten<br />

wird“, erklärte ein entschlossener Bauernbund-<br />

Präsident, man werde derartige Versäumnisse<br />

und Gesetzeswillkür nicht hinnehmen.<br />

„Für Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich<br />

gibt es volle Rückendeckung, eine derart ruinöse<br />

Verordnung nicht zu unterschreiben“, stellte<br />

Bauernbund-Präsident Grillitsch bei der Versammlung<br />

abschließend klar.<br />

Aufgeheizte Stimmung<br />

bei der Diskussion<br />

Prof. Troxler (Veterinäruniversität)<br />

Univ.-Prof. Dr. Josef Troxler, Tierschutzethologe<br />

an der Veterinäruniversität Wien, stellte sich<br />

der Diskussion und vertr<strong>at</strong> vor den VÖS-Bauern<br />

nach eigenem Bekunden „die Gegenseite“.<br />

Sein Anliegen für eine Weiterentwicklung des<br />

Tierschutzes nahmen ihm die Bauern - trotz<br />

mehrfacher emotionaler Protestrufe - zu guten<br />

Teilen auch ab. Troxler seinerseits zeigte aber<br />

auch Einsicht zum Standpunkt der Bauernschaft,<br />

dass es derzeit kein (!) praxistaugliches<br />

Verfahren zur freien Abferkelung gebe. Er<br />

gestand zu, dass der für die Neufassung der<br />

Haltungsverordnung gewählte Zeitpunkt sehr<br />

ungünstig sei.<br />

Seiner Meinung nach h<strong>at</strong> es immer Veränderungen<br />

in der Tierhaltung geben. Das wichtigste<br />

Ziel dabei ist, dass die positiven Auswirkungen<br />

immer überwiegen müssen.<br />

„Die besten Tierschützer sind die Bauern selber!“<br />

Diese Aussage h<strong>at</strong> zu großem Beifall in<br />

der Halle bei den Anwesenden beigetragen.<br />

Vizepräs. Dr. Gl<strong>at</strong>zl (Tierärztekammer)<br />

Auch die österreichische Tierärzteschaft gab<br />

eine klare Beurteilung ab. Dr. Martina Gl<strong>at</strong>zl,<br />

Vizepräsidentin der Tierärztekammer, bewertet<br />

den Verordnungsentwurf des Gesundheitsministers<br />

als „unverantwortlich“ und h<strong>at</strong> dies auch<br />

in einer Expertise an das Ministerium festgehalten.<br />

Vor allem in der Abferkelbucht seien die<br />

nachweislich erhöhten Erdrückungsverluste bei<br />

Ferkeln „extrem tierschutzrelevant“. Zudem solle<br />

die Verordnung auch dem Schutz des Betreuungspersonals<br />

Rechnung tragen. Auch Bauern<br />

und Tierärzte „wollen ihr Leben und ihre Hände<br />

und Arme schützen“, so die Praktikerin.<br />

Norbert Marcher (Schlachthofbesitzer)<br />

Norbert Marcher, vom gleichnamigen Villacher<br />

Familienunternehmen, bekundet die Unterstützung<br />

des Bauernstandpunktes. Die heimische<br />

Fleischbranche stehe für eine Jahreswertschöpfung<br />

in Milliardenhöhe und gebe<br />

rund 20.000 Mitarbeitern Beschäftigung.<br />

Aufgrund des freien Marktzugangs belaufe<br />

sich das Warenaustauschverhältnis mit der EU<br />

auf jährlich etwa drei Millionen <strong>Schweine</strong> bei<br />

einer heimischen Eigenproduktion von fünf<br />

Millionen Tieren. Mehrerlöse für höhere Tierschutzauflagen<br />

seien am Markt nicht darstellbar.<br />

VÖS Obmann Lederhilger<br />

Ein n<strong>at</strong>ionaler Alleingang Österreich bei verschärften<br />

Tierschutzauflagen würde zu einer<br />

klaren Wettbewerbsbenachteiligung führen!<br />

Es gilt zu unterstreichen, dass sich die Landwirte<br />

sicher nicht dem Tierschutz verschließen!<br />

„Tierschutz ist wichtig, aber mit Augenmaß<br />

und mit Blick auf die Europäische<br />

Union.“<br />

„Auch ich als Bäuerin möchte geschützt werden,<br />

nicht nur die Sau und die Ferkel“, mit<br />

dieser Feststellung h<strong>at</strong> die südsteirische Bäuerin<br />

K<strong>at</strong>harina Gründl dem Auditorium aus<br />

Mitgliederversammlung 16


dem Herzen gesprochen und erntete tosenden<br />

Applaus.<br />

„Wie kann ich meine Kinder <strong>ohne</strong> Sorge zu<br />

den Ferkeln <strong>lassen</strong>, wenn die Sau nichts anderes<br />

will, als ihre Ferkel zu verteidigen.“ „Soll<br />

ich meinen Kindern, die Interesse an der Mitarbeit<br />

am Betrieb haben, sagen, wir müssen in<br />

5 Jahren wieder umbauen. Das werden wir<br />

aber finanziell nicht schaffen und wir müssen<br />

zusperren?“ Gründl hofft auf eine faire<br />

gemeinsame Lösung.<br />

Ein Landwirt aus Krems wirft BM Stöger vor,<br />

dass er die <strong>Schweine</strong>bauern nicht anhören<br />

wolle. Er ließ ausrichten, dass er diese Verordnung<br />

umsetzen müsse und die Interessensvertretung<br />

die Möglichkeit habe, sich einzubringen.<br />

„Es ist nur ein politisches Ping-Pong-<br />

Spiel zwischen den beiden Großparteien.“<br />

„So viele Leute wollen heute nicht umsonst<br />

nach Wieselburg gekommen sein. Es haben<br />

schon viele Ferkelproduzenten aufgehört, weil<br />

die Auflagen im Tierschutz nicht mehr zu tragen<br />

seien. Änderungen sind gut und wichtig,<br />

aber nicht auf Kosten der Bauern! Die besten<br />

Tierschützer sitzen alle in diesem Saal!“<br />

Josef Burchhart von der <strong>Schweine</strong>zentrum<br />

Gießhübl stellt klar: „Der Versuch in Gießhübl<br />

h<strong>at</strong> klar gezeigt, dass in Systemen mit freier<br />

Abferkelung deutlich höhere Erdrückungsverluste<br />

auftreten. Die Wissenschaft muss das<br />

auch sagen, wenn die Systeme noch nicht ausgereift<br />

sind!“<br />

„Wie sollen wir den Spag<strong>at</strong> schaffen? Die Weltbevölkerung<br />

wächst rasant. <strong>Wir</strong> müssen mehr<br />

produzieren, die Produktion wird uns aber<br />

immer mehr erschwert! Andere Länder werden<br />

es schaffen, denn dort werden die Standards<br />

nicht verschärft. <strong>Wir</strong> sind die Verlierer! Es darf<br />

nicht sein, dass wir in Österreich die höchsten<br />

Standards haben, aber die billigsten Preise<br />

bekommen!“<br />

DI Ricarda Groiss-Besenhofer<br />

Ing. Georg Mayringer<br />

(VÖS)<br />

Zahlreiche Wortmeldungen unterstrichen die ernstzunehmenden Sorgen aller Beteiligten über<br />

den inakzeptablen Entwurf des Gesundheitsministers. Foto: Bauernzeitung / Maad<br />

17 Mitgliederversammlung<br />

BESCHLÜSSE<br />

Für die weitere Diskussion h<strong>at</strong> die Mitgliederversammlung<br />

des VÖS auch klare Beschlüsse<br />

gefasst.<br />

Beschluss zur Missstandsfeststellung<br />

Die VÖS-Generalversammlung fordert die<br />

Volksanwaltschaft auf, den Vorwurf der<br />

system<strong>at</strong>ischen Tierquälerei zurück zu nehmen!<br />

Beschluss zum Entwurf der 1. THVO<br />

Die VÖS-Generalversammlung…<br />

• lehnt den Inhalt zur Sauenhaltung<br />

strikt ab<br />

• ist zu keinen faulen Kompromissen bereit<br />

• steht notfalls zu einer Klärung durch den<br />

VfGH<br />

Beschluss für echten und ehrlichen<br />

Tierschutz<br />

Die VÖS-Generalversammlung…<br />

• wehrt sich gegen überzogene Tierhaltevorschriften<br />

zu Lasten der heimischen<br />

Betriebe!<br />

• verlangt, dass Weiterentwicklungen im<br />

Tierschutz auf EU-Ebene passieren.<br />

• ist gegen n<strong>at</strong>ionale Alleingänge!<br />

Beschluss zur Gesprächsbereitschaft<br />

Der VÖS erneuert sein Gesprächsangebot und<br />

fordert sachliche Gespräche!<br />

Beschluss für weitere Protestmaßnahmen<br />

Die VÖS-Generalversammlung bevollmächtigt<br />

den Obmann und den Vorstand notfalls zu<br />

härteren Protestmaßnahmen zu greifen!<br />

Alle Beschlüsse wurden in der Mitgliederversammlung<br />

E I N S T I M M I G beschlossen<br />

und genehmigt.<br />

Wie Norbert Marcher, Schlachthofbesitzer<br />

aus Kärnten, bekunden zahlreiche Vertreter<br />

der <strong>Wir</strong>tschaft die Bauernstandpunkte<br />

zu unterstützen. Foto: Bauernzeitung / Maad<br />

Wie auch Fr. K<strong>at</strong>harina Gründl, Bäuerin<br />

aus der Steiermark, verlangen alle Bauern<br />

eine faire, gemeinsame Lösung für sich<br />

und ihre Kinder! Foto: Bauernzeitung / Maad


Das beste Schnitzel kommt aus Österreich<br />

Mit Schnitzelkostproben machten NÖ Bäuerinnen auf die Unsinnigkeit des von Minister Stöger geplanten Verbots<br />

der Kastenstände aufmerksam. Die rund 150 teilnehmenden Bäuerinnen verköstigten an die 6.000 Konsumenten<br />

und befragten sie nach ihren Vorlieben beim <strong>Schweine</strong>fleischkonsum.<br />

Eine Aktion der bäuerlichen Art gab es vom 20.<br />

bis 21. Mai 2011 bei Spar und Merkur. Bei landesweit<br />

insgesamt 27 Lebensmittelmärkten verteilen<br />

NÖ Bäuerinnen Kostproben von Schnitzeln<br />

aus heimischem <strong>Schweine</strong>fleisch.<br />

In einer Pressekonferenz im Betrieb der Fam.<br />

Ganzberger in Hürm, Bezirk Melk, haben die<br />

NÖ Bauernbunddirektorin Klaudia Tanner, LK-<br />

NÖ-Vizepräsidentin Theresia Meier, NÖ Landesbäuerin<br />

Maria Winter und der Obmann der<br />

Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf, Josef Hieger,<br />

die Aktion der Bäuerinnen vorgestellt.<br />

Hintergrund der Aktion ist das von Gesundheitsminister<br />

Alois Stöger (SPÖ) geplante Verbot<br />

der in den Abferkelabteilen üblichen Ferkelschutzkörbe,<br />

welche Babyferkel vor dem<br />

Erdrücken durch die Sau schützen. Diese<br />

Gesetzgebung würde die heimischen Sauenhalter<br />

vor existenzielle Probleme stellen. Diese<br />

einseitige Benachteiligung der heimischen<br />

Landwirtschaft könnte sehr schnell die Produktion<br />

in Österreich gefährden.<br />

Lange Transportwege -<br />

importiertes Risiko<br />

In Ländern wie Holland oder Dänemark habe<br />

der österreichische Tierschutz keinen Zugriff.<br />

Die Bauern seien aus ureigenstem Interesse am<br />

Wohl der Tiere interessiert.<br />

„<strong>Wir</strong> verwehren uns nicht gegen den Tierschutz,<br />

aber er muss auch machbar sein“, so stellte LK-<br />

NÖ-Vizepräsidentin Theresia Meier den Standpunkt<br />

der bäuerlichen Interessenvertretung<br />

dar. Problem<strong>at</strong>isch sei es, wenn bei offenen<br />

Märkten einseitig n<strong>at</strong>ionale Erschwernisse vorgeschrieben<br />

würden. Dies wäre eine Benachteiligung<br />

der heimischen Produktion und hätte<br />

verstärkte Importe zur Folge. „Jedes importierte<br />

Lebensmittel ist auch importiertes Risiko“,<br />

meinte Theresia Meier in Anspielung auf die<br />

Ereignisse der jüngeren Vergangenheit. Die<br />

Konsumenten können darauf vertrauen, dass<br />

<strong>Schweine</strong>fleisch aus Österreich vom Stall bis<br />

zum Fleischregal einer unabhängigen Kontrolle<br />

unterliegt und regionale Herkunft, Qualität<br />

sowie Frische garantiert werden kann.<br />

Heimische Ware erwünscht<br />

Auch Gut Streitdorf-Obmann Josef Hieger stellte<br />

nachteilige Aspekte der Importproblem<strong>at</strong>ik<br />

dar. Hieger verdeutlichte die großen Anstrengungen<br />

der Bauern, der heimischen Lebensmittelwirtschaft<br />

und auch des Handels zur Herkunftssicherung<br />

der Lebensmittel. Hieger: „Die<br />

Stöger-Verordnung bedeutet stark zunehmende<br />

Ferkelimporte. Das gefährdet unsere regionalen<br />

Qualitätsprogramme wie beispielsweise das<br />

Donaulandschwein oder sogar auch die Eigenmarken<br />

des Handels und das AMA-Gütesiegel.“<br />

Dies sei eindeutig gegen die Interessen der Konsumenten,<br />

die beim Fleischeinkauf heimische<br />

Ware wünschen.<br />

Sehr positives Konsumentenecho<br />

Hunderte Kundenkontakte an jedem der 27<br />

Standorte und ein durchwegs sehr positives<br />

Echo bei den angesprochenen Konsumenten –<br />

auf diese erfreuliche Bilanz ihrer Aktionstage<br />

„Das beste Schnitzel stammt aus Österreich“<br />

kann die Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen<br />

NÖ verweisen. Landesbäuerin Maria Winter<br />

dankt namens der Organis<strong>at</strong>ion, an der der NÖ<br />

Bauernbund, der Verband Österreichischer<br />

<strong>Schweine</strong>produzenten und die LK NÖ beteiligt<br />

waren, insbesondere den Handelsketten Merkur<br />

und Spar für deren Unterstützung. Auch den<br />

etwa 150 Bäuerinnen an der „Front“ und den<br />

vielen mitarbeitenden Händen im Hintergrund<br />

spricht die Landesbäuerin ihren Dank aus. Winter:<br />

„Die durchwegs sehr positiven Rückmeldungen<br />

der etwa 6.000 kontaktierten Konsumenten<br />

rechtfertigen den vollen Eins<strong>at</strong>z.“<br />

Interessant verliefen die Gespräche zwischen<br />

Bäuerinnen und KonsumentInnen: Vielen KonsumentInnen<br />

war die Diskussion um Tierhaltungsbestimmungen<br />

und die Sorge der Landwirtschaft<br />

um die Zukunft gar nicht bekannt.<br />

Im Gespräch zeigten sie aber viel Verständnis<br />

für die Anliegen der Bäuerinnen und unterstützen<br />

diese zu einem sehr hohen Grad, was auch<br />

die Umfrageergebnisse belegen.<br />

Das Umfrageergebnis im Detail<br />

59% der befragten KonsumentInnen gaben an,<br />

dass sie mehrmals mon<strong>at</strong>lich <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

essen, 19% greifen mehrmals jährlich zu<br />

<strong>Schweine</strong>fleisch und nur 3% essen nie <strong>Schweine</strong>rnes.<br />

Dabei achten die KonsumentInnen laut<br />

ihren Angaben zu 62% darauf, dass sie immer<br />

AMA-Gütesiegelqualität kaufen, 26% meistens,<br />

8% manchmal und 3% nie. Sehr hohe Zustimmung<br />

geben die KonsumentInnen zur Frage, ob<br />

sie auch in Zukunft <strong>Schweine</strong>fleisch aus kontrollierter<br />

österreichischer Herkunft von bäuerlichen<br />

Betrieben genießen wollen: für 83% ist<br />

das sehr wichtig, für 15% wichtig und nur 2%<br />

ist das egal. Die heimischen Produzenten konnten<br />

vor allem mit Schmackhaftigkeit, Frische,<br />

regionaler Herkunft und der Preiswürdigkeit<br />

punkten.<br />

Josef Hieger, Maria Winter, Theresia Meier, Klaudia Tanner. Foto: NÖ LWK<br />

DI Elfriede Schaffer/<br />

DI Ricarda Groiss-Besenhofer<br />

Tierhalteverordnung<br />

18


porki & welsch: Südsteirisches Genussfest<br />

Genuss mit <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

Bei herrlichem Sonnenschein und sommerlichen Temper<strong>at</strong>uren ging mit einer Woche Verspätung das Genussfest<br />

„porki & welsch“ in St. Veit am Vogau über die Bühne. Die Kombin<strong>at</strong>ion <strong>Schweine</strong> und Wein lockt jährlich einige<br />

tausende Besucher nach St. Veit am Vogau.<br />

Festobmann Josef Kowald konnte neben zahlreichen<br />

Ehrengästen, wie Landesr<strong>at</strong> Hans Seitinger<br />

und Präsident Gerhard Wlodkowski,<br />

einige tausend Besucherinnen und Besucher<br />

aus weiten Teilen der Steiermark begrüßen.<br />

„Wer nicht genießt, wird ungenießbar“, mit<br />

diesen Worten forderte Pfarrer Karl Tropper<br />

zum Genießen auf. Spezialitäten aus <strong>Schweine</strong>fleisch,<br />

wie Grillteller, Grillspieß, Schweinsbr<strong>at</strong>en<br />

und Spanferkel, harmonierten hervorragend<br />

zu den frischen fruchtigen Weinen,<br />

allen voran zum Welschriesling.<br />

Am Mega-Welschstand gab es alle Welschrieslung-Finalisten<br />

der Steirischen Landesweinkost<br />

zu verkosten, das sind Weine von mehr<br />

als 30 Produzenten.<br />

Viele Gäste nutzten den schönen Tag für einen<br />

19 Bericht<br />

Radausflug nach St. Veit – das E-Bike, Hauptpreis<br />

der großen Verlosung – konnten die<br />

Schülerinnen und Schüler der Fachschule Neudorf<br />

mit nach Hause nehmen.<br />

Ein Festbesucher brachte es auf den Punkt:<br />

„Dieser Mix aus Genuss und Volkskultur auf<br />

dem wunderschönen Pl<strong>at</strong>z vor der Wallfahrtskirche<br />

ist einmalig. Besonders begeistert<br />

haben mich die Kindervolkstanzgruppe und<br />

die Trachtenmodeschau der Fachschule St.<br />

Johann.“<br />

Für die Styriabrid ist dies eine sehr wichtige<br />

Veranstaltung um einerseits das Image des<br />

<strong>Schweine</strong>fleisches zu verbessern und andererseits<br />

eine tolle Kommunik<strong>at</strong>ionspl<strong>at</strong>tform für<br />

unsere Mitgliedsbetriebe und den Konsumenten.<br />

Viele Gäste erfreuten sich am vielfältigen<br />

kulinarischen und kulturellen Angebot.<br />

Foto: Styriabrid<br />

Die auf dem Genussfest angebotenen zahlreichen kulinarischen<br />

Genüsse wie z.B. Spanferkel und Grillspieß waren auch ein optischer<br />

Leckerbissen. Foto: Styriabrid


Eliteausbildung:<br />

Diplom-Fleischsommelier<br />

Auf vielfache Anregung aus Landwirtschaft, Industrie, Handel und Gastronomie h<strong>at</strong> sich die AMA entschlossen,<br />

analog zur bereits sehr erfolgreich vom WIFI angebotenen Ausbildung zum Käsesommelier, ein umfassendes<br />

Ausbildungsprogramm rund um das Thema Fleisch zu erstellen.<br />

Die Ausbildung zum Fleischsommelier / zur<br />

Fleischsommelière soll alle Personen ansprechen,<br />

die schon jetzt mit dem Thema Fleisch<br />

befasst sind und ihr Wissen nicht nur auf eine<br />

breitere Basis stellen, sondern auch zu allen<br />

Teilaspekten vertiefen wollen. Die ersten<br />

angehenden Diplom-Fleischsommeliers weltweit<br />

waren bereits auf Exkursion bei der Firma<br />

Großfurtner/Uzenaich (siehe Foto.)<br />

Zielsetzung<br />

Analog zum Sommelier, der ein Experte für<br />

Weine und andere alkoholische Getränke ist,<br />

wurde vor einigen Jahren die Idee des Käsesommeliers<br />

geboren und ein umfangreiches<br />

Ausbildungsprogramm für Käseexperten erarbeitet,<br />

das seither mit großem Erfolg vom<br />

WIFI angeboten wird.<br />

Was liegt also näher, als dieses Konzept auf<br />

eine weitere große und in unserer Ernährung<br />

wesentlichen Produktgruppe anzuwenden, in<br />

der Ber<strong>at</strong>ung und Know-how eine bedeutende<br />

Rolle spielen: Fleisch.<br />

Der ausgebildete Fleischsommelier h<strong>at</strong> zu<br />

allen Themenbereichen im Zusammenhang mit<br />

Fleisch umfassendere Kenntnisse als der<br />

Durchschnitt in seiner Zielgruppe. Er ist erster<br />

Ansprechpartner als Experte zu allen Fragen<br />

aus Theorie und Praxis rund ums Fleisch und<br />

dank profunder Kenntnisse ein engagierter<br />

Vertreter von Fleisch als Teil einer ausgewogenen<br />

Ernährung.<br />

Je nach Vorkenntnissen und beruflicher Ausrichtung<br />

können die Beweggründe, sich zum<br />

Fleischsommelier ausbilden zu <strong>lassen</strong>, ganz<br />

unterschiedlich sein. Die erworbenen Fachkenntnisse<br />

können dazu dienen, um<br />

• beruflich s<strong>at</strong>telfest zu sein<br />

• im Berufsleben einen Vorsprung zu haben<br />

• Fachkenntnisse vertiefen und ergänzen<br />

• kompetente und fachlich fundierte<br />

Ber<strong>at</strong>ung anbieten zu können<br />

• Einkauf und/oder Zubereitung optimieren<br />

zu können<br />

• Genuss für den Gast zu maximieren<br />

Die Unterteilung des Lehrganges in 3 Module,<br />

die über maximal 3 Mon<strong>at</strong>e gestreut sein sollen,<br />

gibt auch Berufstätigen die Möglichkeit,<br />

den Kurs zu absolvieren.<br />

Zielgruppen<br />

Die Ausbildung zum Fleischsommelier richtet<br />

sich an alle interessierten Personen, die fun-<br />

dierte Kenntnisse zum Thema Fleisch erlangen<br />

wollen:<br />

• Personen aus Produktion und Verkauf<br />

(Fleischer und Fleischfachverkäufer)<br />

• Personen aus dem Lebensmittelhandel<br />

(Feinkostverkäufer, Regalbetreuer,<br />

Fleischer)<br />

• Personen aus der Gastronomie (Koch,<br />

Kellner, <strong>Wir</strong>te)<br />

• Feinkostinspektoren (firmeninterne MA<br />

und Behörden)<br />

• Einkäufer und Köche aus der Gemeinschaftsverpflegung<br />

(Großküchen und<br />

C<strong>at</strong>ering)<br />

• Ernährungsber<strong>at</strong>er, Diätologen (freiberuflich<br />

oder angestellt in Spitälern,<br />

San<strong>at</strong>orien, Kuranstalten, Thermen)<br />

• Lebensmittelber<strong>at</strong>er (Qualifizierung in<br />

landwirtschaftlichen Bereichen)<br />

• Priv<strong>at</strong>personen mit besonderem Interesse<br />

am Thema Fleisch<br />

Voraussetzung zur Teilnahme sind mindestens<br />

3 Jahre Berufserfahrung in einem einschlägigen<br />

Bereich.<br />

Für Priv<strong>at</strong>personen ist eine abgeschlossene<br />

Berufsausbildung oder mindestens 3 Jahre<br />

entsprechende Berufserfahrung nötig.<br />

AMA<br />

20


Start war im März 2011<br />

Am 14. März 2011 war es dann endlich so weit. Nach mehr als zweijährigen<br />

Vorbereitungsarbeiten für Konzept, Lehrinhalte und Unterlagen<br />

begann der 1. Lehrgang in Zusammenarbeit mit dem WiFi OÖ in<br />

Linz. 16 Merkur-Fleischverantwortliche unter der Leitung von Herrn<br />

Direktor Ringhofer und Verkaufsleiter Herrn Decker waren die Teilnehmer<br />

des 1. Lehrganges. In der Zwischenzeit wurde das Ausbildungsprogramm<br />

abgeschlossen - nach der Prüfung am 30.Juni werden die ersten<br />

Fleischsommeliers mit ihren Diplomen ausgezeichnet. Somit h<strong>at</strong> ein<br />

sehr aufwendiges Projekt seinen positiven Anfang genommen. Die<br />

diplomierten Fleischsommeliers werden künftig als Botschafter pro<br />

Fleisch ihr Wissen entsprechend einsetzen können und somit einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Qualitätsverbesserung in diesem Sektor beitragen.<br />

Durchführung: 8 Vortragstage - 1 Tag Exkursion - 5 Praxistage - 1 Tag<br />

Prüfung<br />

Kosten: pro Kursteilnehmer für das gesamte Seminarprogramm ca.<br />

2.000 Euro<br />

Prüfungsordnung: Voraussetzung für das Antreten zur Prüfung sind<br />

• 75% Anwesenheit an den Seminartagen<br />

• Abgeben einer Facharbeit, für die ein Thema nach eigenem Interesse<br />

gewählt werden kann oder aus 5 vorgegebenen Themen ausgewählt<br />

werden kann, mindestens eine Woche vor dem Prüfungstermin.<br />

Am Prüfungstag wird eine schriftliche und anschließend eine kommissionelle<br />

Prüfung abgelegt.<br />

Module des Seminars<br />

Der Diplomlehrgang umfasst 3 Module, die jeweils fünf Schulungstage<br />

umfassen.<br />

I. Basismodul<br />

Kulturgeschichte / Fleischkonsum heute / Definition von Fleisch /<br />

Fleischprodukte / Nutztierhaltung intern<strong>at</strong>. / Landwirtschaft und<br />

Nutztierhaltung / Fleischmarkt, Fleischkonsum weltweit / Gesetzliche<br />

Vorschriften / Qualitätsmanagement / Praxistag (Exkursion)<br />

Landwirtschaft mit Grillabend / Fleisch in der Ernährung<br />

II. Fleischproduktion, -produkte, Qualitätsmanagement<br />

Fleischproduktion und Fleischverarbeitung / Fleischprodukte (n<strong>at</strong>ional,<br />

intern<strong>at</strong>ional) / Praxistag „Wurstproduktion“ / Teilstückkunde /<br />

Praxistag „Teilstückkunde“ / Qualitätsmanagement / Tierkrankheiten<br />

/ Qualitätssicherungssysteme<br />

III. Kulinarik und Abschlusstag<br />

Fleisch in der Küche – Theorie / Praxistag „Fleisch in der Küche I“ /<br />

Praxistag „Fleisch in der Küche II“ / Praxistag „Fleisch in der Küche<br />

III“ / Fleischgerichte (n<strong>at</strong>ional, intern<strong>at</strong>ional) / Ber<strong>at</strong>ungs- oder Verkaufsgespräch<br />

/ Vorbereitung auf die Prüfung<br />

Prüfung: Schriftliche Projektarbeit, schriftliche sowie mündliche<br />

und praktische kommisionelle Prüfung. Der Diplomlehrgang wir vom<br />

WIFI angeboten. Die Kursgebühr beträgt inkl. Prüfungsgebühr und<br />

Diplom Euro 1.990,- Als Trainer kann auf eine Reihe von anerkannten<br />

Fachleuten (Mag. Petra Kunz, Mag. Christian Putscher, DI Sigfried<br />

R<strong>at</strong>h, Hannes Rottensteiner, Dr. Karl Schedle, Johann Stabauer, Dr.<br />

Rudolf Stückler etc.) zurück-gegriffen werden, die ihre Fachthemen<br />

im Rahmen der Ausbildung unterrichten.<br />

21 AMA<br />

Ordnungsgemäße<br />

Tätowierung<br />

Eine gut lesbare Tätowierung der<br />

<strong>Schweine</strong> in Verbindung mit einem<br />

vollständig ausgefülltem SUS-<br />

Viehverkehrsschein bilden die<br />

Grundlage der Klassifizierung der<br />

Schlachtkörper. Die vollständige<br />

Lesbarkeit ist nicht nur gesetzlich<br />

vorgeschrieben, sondern n<strong>at</strong>ürlich<br />

auch für die „AMA -Gütesiegel<br />

Kennzeichnung“ relevant.<br />

Die Klassifizierer sind seitens der<br />

AMA–Marketing angehalten, auf<br />

die korrekten Tätowierungen zu<br />

achten und gegebenenfalls die<br />

Schlachtkörper aus dem Gütesiegelprogramm<br />

auszuschließen.<br />

Dabei spielt es keine Rolle, ob die<br />

Kennzeichnung unvollständig,<br />

unleserlich oder gar nicht vorhanden<br />

ist. Selbst wenn „nur“ das<br />

geschützte Tätowiersymbol nicht<br />

eindeutig zu erkennen ist, oder<br />

die Tätowierung nicht rechtzeitig,<br />

mindestens 30 Tage vor der<br />

Schlachtung, erfolgte, darf der<br />

Schlachtkörper nicht für das AMA-<br />

Gütesiegel-Programm freigegeben<br />

werden.<br />

Für eine korrekte Tätowierung ist<br />

deshalb auf den richtigen Umgang<br />

mit den Tieren und einen „funktionsfähigen“<br />

Tätowierstempel zu<br />

achten!<br />

Tätowierstempel<br />

• richtig und vollständig<br />

zusammengesetzt (spiegelverkehrt)<br />

• Ziffern und Symbole sollen<br />

spitz, nicht ausgebrochen oder<br />

rostig oder verschmutzt sein<br />

• genügend Farbe verwenden,<br />

einmal pro Tätowierung eintauchen<br />

• Farbkissen, Stempel und Ziffern<br />

nach Gebrauch gründlich reinigen<br />

TIPP<br />

Die Tätowierung ist nicht vollständig lesbar.<br />

• Probetätowierungen zum Beispiel<br />

auf Karton, Styropor oder<br />

ähnlichem machen!<br />

• Stempel, Buchstaben und<br />

Ziffern erhalten Sie unter anderem<br />

bei Ihrer Erzeugergemeinschaft.<br />

Das geschützte Tätowiersymbol<br />

erhalten AMA-Gütesiegelbetriebe<br />

bei der Agrarmarkt<br />

Austria Marketing.<br />

Auch andere Schlachtkörperfehler<br />

(z.B. Striemen, Kr<strong>at</strong>zspuren,<br />

Abszesse oder unbestimmte<br />

Hautveränderungen,..) führen<br />

dazu, dass „AMA-Gütesiegel tauglich“<br />

nicht gekennzeichnet werden<br />

darf.<br />

Ein tiergerechter Umgang, Sorgfalt<br />

bei der Tätowierung und eine<br />

gesicherte Herkunft der Schlachtkörper<br />

mittels korrekt ausgefülltem<br />

SUS-Viehverkehrsschein sollte<br />

deshalb nicht nur im Interesse<br />

des „Gütesiegel-Landwirts“ liegen,<br />

sondern im Sinne des Konsumenten<br />

selbstverständlich sein.


GRILLMANIA - der AMA-Grillclub<br />

erreicht ungeahnte Ausmaße<br />

Marktbeobachter können schon zu Beginn der heurigen Grillsaison einen wahren Boom feststellen. Noch nie<br />

wurden etwa so viele Grillgeräteverkauft und noch nie haben sich so viele Leute fürs Grillen interessiert.<br />

Auch diverse Magazine, Zeitungen und Handelsflugblätter<br />

widmen sich ganz intensiv diesem<br />

Thema. Und ehrlich: „Fleisch gehört zu<br />

Grillen so wie das Amen zum Gebet.“ Und<br />

wenn es ums Fleisch geht, gibt es eine Adresse:<br />

Der, vor knapp 4 Jahren ins Leben gerufene<br />

AMA-Grillclub ist in der Zwischenzeit eines der<br />

erfolgreichsten Abs<strong>at</strong>zförderungs-Projekte der<br />

AMA überhaupt. Mehr als 30.000 aktive Mitglieder<br />

nützen regelmäßig die Club-Vorteile.<br />

So erfolgte Anfang Mai die Verteilung des<br />

Magazins „Grillzeit“ in einer Auflage von<br />

sagenhaften 450.000 Stück über den Lebensmittelhandel.<br />

Dies ist im deutschsprachigen<br />

Raum wohl einmalig und wird durch das rege<br />

Interesse aus vielen Nachbarländern bestätigt.<br />

Zentrales Element ist die Internet-Homepage<br />

www.ama-grillclub.<strong>at</strong>, die neben einem brandaktuellen<br />

Auftritt auch von der facebook community<br />

geschätzt wird.<br />

Im Rahmen der Diplom-Fleischsommelier-Ausbildung<br />

h<strong>at</strong>ten die Teilnehmer einen Basis-<br />

Grillkurs zu absolvieren. Herr Direktor Ringhofer<br />

(REWE) war begeistert bei der Sache.<br />

Aber auch bereits mehr als 80 akkreditierte<br />

AMA-Grilltrainer in ganz Österreich werden<br />

heuer rund 350 Grillseminare für Interessierte<br />

anbieten.<br />

Somit kommen zur großen Fangemeinde wieder<br />

zirka 5.000 Seminarteilnehmer dazu. Wie<br />

gesagt, die AMA-Grillgemeinde wächst und<br />

wächst.<br />

Somit auch die Begeisterung zum Grillen. Versteht<br />

sich wohl von selbst, dass bei all unseren<br />

Aktivitäten dem <strong>Schweine</strong>fleisch eine<br />

entsprechende Bedeutung zugedacht wird. AMA-Grillclub-Anhänger.<br />

AMA 22


23 AMA<br />

„Fleisch bringt´s“<br />

Am 5. und 7. Mai h<strong>at</strong>te Jungbauer Ing. Stefan Gurt<br />

aus Preding eine Lauftruppe ,,junger Bauern" aus<br />

dem Bezirk Deutschlandsberg und Leibnitz zusammengetrommelt,<br />

um sich unter dem Motto "Fleisch<br />

bringt's" in eigener Werbung sportlich zu betätigen.<br />

Auslöser dieser Aktion waren die laufenden neg<strong>at</strong>iven Schlagzeilen<br />

in den Medien gegen die Landwirtschaft bzw. gegen die<br />

Fleischerzeuger. Mit der Unterstützung der Styriabrid GmbH und<br />

der AMA Agrar Markt Austria GmbH, welche die Startgelder und<br />

die Laufdressen sponserten, h<strong>at</strong>ten rund 20 Laufteilnehmer die<br />

Möglichkeit, den Businessmar<strong>at</strong>hon und den Welschlauf zu<br />

bestreiten.<br />

Um auf sich aufmerksam zu machen, wurden eigene Lauf-Shirts<br />

mit den Aufdrucken der beiden Sponsoren und dem Motto<br />

„FLEISCH MACHT FIT“ bzw. „FLEISCH BRINGT'S“ angefertigt.<br />

Der gewünschte Effekt wurde erzielt, die Zuschauer feuerten das<br />

Team an und sogar die Konkurenten, die vom „Fleisch bringt´s“-<br />

Team" überholt wurden, meinten, sie sollten auch mehr Fleisch<br />

essen, um auch so fit zu sein!<br />

Die Ergebnisse können sich sehen <strong>lassen</strong>, denn beim Businessmar<strong>at</strong>hon<br />

im Schwarzl Freizeitzentrum, wo 4500 Läufer ihrer Sportlichkeit<br />

nachkamen, konnte sich Johann Pinter mit einer Zeit<br />

von 41:23,3 Minuten den 38. Pl<strong>at</strong>z beim Viertelmar<strong>at</strong>hon (10,55<br />

km) erlaufen.<br />

In Wies beim Welschlauf erreichte Hans-Peter Kapfensteiner beim<br />

Viertelmar<strong>at</strong>hon (12,2 km) mit einer Zeit von 50:02 Minuten den<br />

5. Pl<strong>at</strong>z bei fast 3.000 Teilnehmern.<br />

Das gesamte Lauf-Team von „Fleisch bringt's“ möchte sich hiermit<br />

noch einmal bei den Sponsoren für die großartige Unterstützung<br />

bedanken und hofft auf ein Wiedersehen beim nächsten<br />

Mal!<br />

20 Laufteilnehmer laufen gegen die neg<strong>at</strong>iven Schlagzeilen<br />

in den Medien über die Landwirtschaft zur Hochform auf.


Umrauschquote im Sommer:<br />

Dissert<strong>at</strong>ion bringt neue Erkenntnisse<br />

Neben der Umrauschquote im Allgemeinen ist in der Praxis das Phänomen der höheren Umrauschquoten in den<br />

Sommermon<strong>at</strong>en bekannt. Verschiedene Meinungen bestehen bei Sauenhaltern, Ber<strong>at</strong>ern und Tierärzten über<br />

die Ursachen. Ein eindeutiges Urteil zu den Gründen findet sich auch in der Liter<strong>at</strong>ur nicht.<br />

Ö-Börsenchef Dr. Schlederer fand in seiner Dissert<strong>at</strong>ion neue Ansätze zur Problembehebung.<br />

Die Produktionsbedingungen in der Sauenhaltung<br />

sind in den einzelnen Betrieben sehr verschieden.<br />

Strukturiertes D<strong>at</strong>enm<strong>at</strong>erial liegt<br />

über die Haltungs- und Managementbedingungen<br />

nicht vor. Mit einer Erhebung der<br />

betrieblichen Gegebenheiten in der Sauenhaltung<br />

wurde diese Lücke geschlossen. Durch<br />

Verknüpfung der biologischen Leistungen,<br />

insbesondere der Umrauschquote, mit den<br />

betrieblichen Gegebenheiten in der Produktion<br />

sollte herausgefunden werden, unter welchen<br />

Bedingungen die unterschiedlichen<br />

Umrauschquoten in den VLV-Mitgliedsbetrieben<br />

im Jahresdurchschnitt und in den Sommermon<strong>at</strong>en<br />

zustande kommen.<br />

Ergebnisse im Bereich Stall<br />

Als ein Merkmal für günstiges Stallklima wurde<br />

die Porendecke angesehen. Im Abferkelabteil<br />

dürfte sich diese am stärksten auf die<br />

Umrauschquote auswirken. Die Betriebe mit<br />

einer Porendecke im Abferkelabteil erreichten<br />

sowohl in den Sommermon<strong>at</strong>en als auch in<br />

den übrigen Mon<strong>at</strong>en signifikant niedrigere<br />

Umrauschquoten (siehe Abb. 1).<br />

Die 104 Betriebe, die im Abferkelabteil die<br />

Luft über die Porendecke zuführen, erreichten<br />

Abb. 1: Umrauschquoten (Durchschnitt 2006 und 2007) der<br />

Betriebe mit und <strong>ohne</strong> Porendecke im Abferkelabteil in den<br />

Sommermon<strong>at</strong>en und in den übrigen Mon<strong>at</strong>en. D<strong>at</strong>en: Schlederer<br />

mit einer Sommerumrauschquote von 16,2%<br />

einen signifikant besseren Wert als jene 85<br />

<strong>ohne</strong> Porendecke, die eine Umrauschquote im<br />

Sommer von 20,69 % erzielten. In den übrigen<br />

Mon<strong>at</strong>en lagen 103 Betriebe mit Porendeckenlüftung<br />

hochsignifikant besser als 81 Betriebe<br />

<strong>ohne</strong> Porenlüftung (12,03% versus 15,66%).<br />

Offensichtlich ermöglicht die Porendeckenlüftung<br />

im Abferkelabteil für Sauen eine günstigere<br />

Stallklimaführung und damit eine bessere<br />

Sauerstoffversorgung als die anderen Lüftungssysteme.<br />

Eine gleichmäßige Zuluftverteilung<br />

bei gleichzeitiger Verhinderung von<br />

Zugluft sowie eine Pufferwirkung bei der<br />

Zulufttemper<strong>at</strong>ur vermindern die Schadgaskonzentr<strong>at</strong>ion<br />

und Temper<strong>at</strong>urschwankungen.<br />

Diese Eigenschaften dürften sich positiv auf<br />

das Wohlbefinden der Sauen auswirken.<br />

Ergebnisse im Bereich Besamung<br />

Laut Hypothese ist in Betrieben mit instrumenteller<br />

Besamung und Besamung mittels<br />

N<strong>at</strong>ursprung eine geringere Umrauschquote zu<br />

erwarten. Zum einen wird angenommen, dass<br />

in Zeiten, in denen kein künstliches Sperma<br />

verfügbar ist (Feiertage, Wochenenden), dieses<br />

Manko kompensiert werden kann, zum<br />

anderen sollen sexuell aktive Eber einen günstigeren<br />

Rauschestimulierungseffekt aufweisen<br />

als reine Sucheber.<br />

In den Sommermon<strong>at</strong>en als auch in den übrigen<br />

Mon<strong>at</strong>en ist im Durchschnitt die Umrauschquote<br />

in den Betrieben mit instrumenteller<br />

Besamung und auch mittels N<strong>at</strong>ursprung<br />

niedriger, ebenso die Streuung der Umrauschquote<br />

(Abb. 2).<br />

Die Differenz in den Umrauschquoten bei diesem<br />

Merkmal beträgt in den Sommermon<strong>at</strong>en<br />

-3,56%-Punkte (16,12 versus 19,69), in den<br />

übrigen Mon<strong>at</strong>en -3,08 %-Punkte (11,79 versus<br />

14,87).<br />

Die Betriebe (56%), die ganzjährig zu einer<br />

fixen Tageszeit besamten, erzielten eine Sommerumrauschquote<br />

von 19,21 %.<br />

Die Annahme, dass die Verlegung der Besamung<br />

im Sommer in die kühlere Tageszeit zu<br />

einer Verringerung der Umrauschquote führen<br />

würde, bestätigten die D<strong>at</strong>en nicht. Jene<br />

Betriebe (10 %) mit Verlegung der Besamung<br />

im Sommer in die kühlere Jahreszeit wiesen<br />

mit einer Umrauschquote von 20,43% sogar<br />

einen schlechteren Wert auf als die übrigen<br />

Betriebe. Die besten Werte (16,44%) erreichten<br />

jene Betriebe, die keine bestimmte Tageszeit<br />

zur Besamung vorgeben. Die Betriebe mit<br />

zeitlich ungebundener Besamung erzielten im<br />

Abb. 2: Umrauschquoten (Durchschnitt 2006 und 2007) der Betriebe<br />

mit Besamung auch mittels N<strong>at</strong>ursprung bzw. <strong>ohne</strong> N<strong>at</strong>ursprung in<br />

den Sommermon<strong>at</strong>en und übrigen Mon<strong>at</strong>en. D<strong>at</strong>en: Schlederer<br />

Management 24


Vergleich zu den Betrieben mit fixen Zeiten<br />

ein signifikant besseres Ergebnis.<br />

In den Sommermon<strong>at</strong>en betrug die Differenz<br />

2,95%-Punkte, in den übrigen Mon<strong>at</strong>en erzielten<br />

diese Betriebe zwar auch bessere Ergebnisse,<br />

die Unterschiede (1,97%-Punkte) sind<br />

nicht signifikant. In den Betrieben <strong>ohne</strong> zeitliche<br />

Vorgabe dürften die tierindividuell optimalen<br />

Zykluszeiten besser gefunden worden<br />

sein.<br />

Dies lässt den Schluss zu: <strong>Wir</strong>d die Besamung<br />

ganzjährig zu fixen Tageszeiten durchgeführt,<br />

so ist eher mit höheren Umrauschquoten zu<br />

rechnen, denn die tierindividuellen Verhaltensmuster<br />

dürften dabei zu geringe Beachtung<br />

finden.<br />

Ergebnisse im Bereich<br />

Tiergesundheit<br />

Die 125 Betriebe, die Sauen mit schlechter<br />

Aufzuchtleistung aus dem Bestand ausscheiden,<br />

erreichten im Sommer eine Umrauschquote<br />

von 16,79%. In den 64 Betrieben, die<br />

Sauen mit schlechter Aufzuchtleistung nicht<br />

ausschieden, betrug diese 21,02%. Auch in<br />

den übrigen Mon<strong>at</strong>en waren die Betriebe, die<br />

Sauen mit schlechter Aufzuchtleistung eliminierten,<br />

mit 12,35% signifikant besser als die<br />

anderen Betriebe mit 16,14% Umrauschquote.<br />

Die Verbesserung betrug in den Sommermon<strong>at</strong>en<br />

4,23%-Punkte, in den übrigen Mon<strong>at</strong>en<br />

3,79%-Punkte. In den Betrieben, in denen die<br />

Sauen mit schlechter Aufzuchtleistung nicht<br />

gezielt eliminiert wurden, streuen die<br />

Umrauschquoten stärker als in den anderen<br />

Betrieben .<br />

Ergebnisse im Bereich Fütterung<br />

Deutlich messbar ist der Unterschied bei ein-<br />

25 Management<br />

bzw. mehrmaligem Füttern im Abferkelabteil.<br />

Die sieben Betriebe, die im Abferkelabteil die<br />

Sauen nur einmal fütterten, erreichten in den<br />

Sommermon<strong>at</strong>en eine Umrauschquote von<br />

33,68%. Die 182 Betriebe, welche die Sauen<br />

zwei- bzw. dreimal täglich im Abferkelabteil<br />

fütterten, erreichten in den Sommermon<strong>at</strong>en<br />

eine Umrauschquote von 17,63%.<br />

In den übrigen Mon<strong>at</strong>en erzielten Betriebe mit<br />

einmaligem Füttern 27,30%, Betriebe mit<br />

zwei- und dreimaligem Füttern 13,80%. Die<br />

Differenz betrug in den Sommermon<strong>at</strong>en -<br />

16,05%-Punkte, in den übrigen Mon<strong>at</strong>en -<br />

13,50%-Punkte. Die Ergebnisse sind wegen der<br />

hohen Unterschiede trotz der geringen Anzahl<br />

von Betrieben mit einmaligem Füttern signifikant.<br />

Die Streuung ist sehr groß (Abb. 3).<br />

Die Fütterungshäufigkeit im Abferkelabteil<br />

erscheint besonders relevant für die<br />

Umrauschquote. Einmal Füttern pro Tag im<br />

Abferkelabteil sollte auf keinen Fall praktiziert<br />

werden!<br />

Zusammenfassung<br />

Abb. 3: Umrauschquoten (Durchschnitt 2006 und 2007) der Betriebe<br />

nach Häufigkeit der Futtergaben pro Tag im Abferkelabteil in<br />

den Sommermon<strong>at</strong>en und übrigen Mon<strong>at</strong>en. D<strong>at</strong>en: Schlederer<br />

Die Ergebnisse bringen wertvolle Erkenntnisse<br />

für die Ber<strong>at</strong>ung der Sauenhalter zur Senkung<br />

der Umrauschquote.<br />

Von der Vielzahl an Ber<strong>at</strong>ungsempfehlungen<br />

zur Senkung der Umrauschquote konnten<br />

einige als besonders relevant erkannt werden.<br />

Dass der Faktor Temper<strong>at</strong>ur einen hohen Einfluss<br />

ausübt, konnte bestätigt werden. Zudem<br />

dürften insbesondere im Abferkelabteil Stallklimafaktoren<br />

eine besondere Rolle spielen.<br />

Insgesamt auffälligstes Merkmal war die<br />

Porendeckenlüftung im Abferkelabteil.<br />

Sowohl in den Sommermon<strong>at</strong>en als auch in<br />

den übrigen Mon<strong>at</strong>en<br />

lagen Betriebe mit<br />

Porendecke bei den<br />

Umrauschquoten unter<br />

den Vergleichsbetrieben<br />

<strong>ohne</strong> Porendecke.<br />

Betriebe mit großen<br />

Problemen mit Fundament<br />

und Klauengesundheit<br />

der Sauen,<br />

lagen tendenziell<br />

signifikant über Betrieben<br />

<strong>ohne</strong> diese<br />

Probleme.<br />

Betriebe, die neben<br />

der instrumentellen<br />

Besamung auch<br />

N<strong>at</strong>ursprung einsetz-<br />

ten, erzielten signifikant niedrigere<br />

Umrauschquoten. Die Untersuchungen hinsichtlich<br />

Besamungszeitpunkt ergaben, dass<br />

Betriebe, die den Besamungszeitpunkt je nach<br />

Rauscheverhalten der Sauen variabel ansetzten,<br />

niedrigere Umrauschquoten erzielten als<br />

jene Betriebe, die ganzjährig zu fixen Tageszeiten<br />

besamten.<br />

Manche Betriebe impfen ihre Jungsauen nach<br />

dem Zukauf nicht gegen Parvovirose bzw. Rotlauf.<br />

Diese Betriebe erzielen signifikant höhere<br />

Umrauschquoten.<br />

Zum Ausscheiden von Sauen aus dem Bestand<br />

dürfte die schlechte Aufzuchtleistung das<br />

geeignetste Entscheidungskriterium sein. Betriebe,<br />

die nach diesem Merkmal ihre Sauen<br />

aus dem Bestand ausschieden, h<strong>at</strong>ten signifikant<br />

geringere Umrauschquoten im Vergleich<br />

zu anderen Kriterien.<br />

In wenigen Betrieben werden die Sauen im<br />

Abferkelabteil nur einmal pro Tag gefüttert.<br />

Von dieser in der Ber<strong>at</strong>ung nicht empfohlenen<br />

Arbeitsweise ist auch nach dem Ergebnis der<br />

Arbeit dringend abzur<strong>at</strong>en. Signifikant höhere<br />

Umrauschquoten wurden bei diesen Betrieben<br />

festgestellt.<br />

Auch der Fokus auf Merkmale, die besondere<br />

Einflussnahme auf das „summer infertility<br />

syndrome“ haben könnten, brachte plausible<br />

Ergebnisse. Die Porenlüftung im Abferkelabteil<br />

zeigte auch für die Sommermon<strong>at</strong>e einen<br />

zusätzlichen Vorteil. Insbesondere in den<br />

Sommermon<strong>at</strong>en konnten Betriebe mit flexiblen<br />

Tageszeiten für die Besamung niedrigere<br />

Umrauschquoten erzielen.<br />

Die Betriebe mit Hofabsamung erzielten in<br />

den Sommermon<strong>at</strong>en niedrigere Umrauschquoten,<br />

wenn sie ein Ejakul<strong>at</strong> auf mehr als 15<br />

Besamungsportionen verdünnten. Das einmalige<br />

Füttern pro Tag im Abferkelabteil führte<br />

auch in den Sommermon<strong>at</strong>en zu höheren<br />

Umrauschquoten.<br />

Manche, in der Fachliter<strong>at</strong>ur häufig genannte<br />

Meinungen zum „summer infertility syndrome“<br />

und Empfehlungen zur Senkung der<br />

Umrauschquote in den Sommermon<strong>at</strong>en wie<br />

zum Beispiel die genetische Veranlagung der<br />

Sauen aufgrund der Abstammung vom Wildschwein,<br />

Lichtprogramme im Deckabteil sowie<br />

diverse Futterzus<strong>at</strong>zstoffe für Sauen und Eber<br />

konnten in der Arbeit nicht untermauert werden.<br />

Dr. Johann Schlederer<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse


Jedes Haltungssystem in der <strong>Schweine</strong>mast<br />

kann immer nur so gut sein, wie die verantwortlichen<br />

Personen, die damit umgehen. So<br />

kann es in technisch einwandfrei ausgeführten<br />

Stallungen bei schlechtem Haltungsmanagement<br />

zu überdurchschnittlich hohen<br />

Tierverlusten kommen, während durch gute<br />

Tierbetreuung technische Mängel in Stallungen<br />

durchaus abgeschwächt werden können.<br />

Buchteneinrichtungen<br />

regelmäßig überprüfen<br />

Mastschweine stellen hohe Anforderungen an<br />

das Stallsystem. Vor jedem Einstallen sollen<br />

sämtliche Stalleinrichtungen auf ihre Funktionssicherheit<br />

und Tiergerechtheit geprüft<br />

werden. Besonderes Augenmerk ist auf den<br />

Boden in den einzelnen Buchten zu legen. Die<br />

Böden müssen rutschfest sein und dürfen keine<br />

Unebenheiten und Beschädigungen aufweisen.<br />

Gerade bei neuen Betonspaltenelementen<br />

kommt es aber sehr oft vor, dass scharfe Kanten<br />

und eine zu raue Oberfläche verstärkt zu Klauenverletzungen<br />

bei den Tieren führen. Sind<br />

Kotabwurfschlitze am Rand der Bucht vorhanden,<br />

müssen diese so ausgeführt sein, dass auch<br />

ausgewachsene Mastschweine sich die Gliedmaßen<br />

nicht einklemmen. Bei Strohstallungen ist<br />

immer für genügend Einstreu zu sorgen, um den<br />

Tieren genügend Trittsicherheit zu geben.<br />

Schadhafte Buchtenabtrennungen bedeuten<br />

ebenfalls ein erhöhtes Verletzungsrisiko für die<br />

Tiere und sind somit umgehend instand zu setzen,<br />

außerdem wird dadurch eine Unterbrechung<br />

der Kontaktstrukturen gewährleistet.<br />

Wohlbefinden und Gesundheit<br />

durch optimales Stallklima<br />

Der zweite wichtige Punkt um in der <strong>Schweine</strong>mast<br />

optimale Haltungsbedingungen zu<br />

schaffen, ist die Beurteilung des Stallklimas.<br />

Temper<strong>at</strong>ur und Zugfreiheit in den Abteilen<br />

haben oberste Priorität. Der Temper<strong>at</strong>uranspruch<br />

der Tiere ist in erster Linie vom<br />

Management<br />

Foto: Etlinger<br />

Haltungsmanagement in der <strong>Schweine</strong>mast –<br />

Voraussetzung für hohe Leistungen<br />

Um in der <strong>Schweine</strong>mast rentable Leistungen erzielen zu können, sind ein hoher Gesundheitsst<strong>at</strong>us und das<br />

Wohlbefinden im Bestand Grundbedingungen. Neben der Fütterung ist ein optimales Haltungsmanagement ein<br />

wichtiges Werkzeug für den Mäster um diese Grundbedingungen zu erreichen.<br />

Lebendgewicht abhängig (s. Diagramm 1).<br />

Die Temper<strong>at</strong>uren in den Stallungen sind möglichst<br />

konstant zu halten, da die thermoregul<strong>at</strong>orische<br />

Anpassungsfähigkeit der Tiere<br />

begrenzt ist. Schon 4-5°C Temper<strong>at</strong>urunterschied<br />

binnen weniger Stunden führen zu<br />

Stress und Unruhe im Bestand. Um einen<br />

genauen Aufschluss über die Temper<strong>at</strong>urverhältnisse<br />

in den Stallungen zu haben, sollten<br />

folgende Punkte beachtet werden:<br />

• Regelmäßige Temper<strong>at</strong>urmessung in allen<br />

Stallbereichen – es empfiehlt sich ein<br />

Infrarot-Thermometer, welches leicht bei<br />

Kontrollgängen mitgenommen werden<br />

kann (s. Bild 1)<br />

• Minimum-Maximum-Thermometer in allen<br />

Stallabteilen<br />

• Regelmäßige Reinigung und Temper<strong>at</strong>urabgleich<br />

der Temper<strong>at</strong>urfühler<br />

• Richtige Positionierung der Temper<strong>at</strong>urfühler<br />

Neben falschen - vor allem zu niedrigen - Temper<strong>at</strong>uren<br />

wirken sich zu hohe Luftr<strong>at</strong>en und<br />

26


Zugluft mit hohen Luftgeschwindigkeiten neg<strong>at</strong>iv<br />

auf das Tierverhalten aus. Am Liegeverhalten<br />

der <strong>Schweine</strong> kann der Tierhalter sehr gute<br />

Rückschlüsse auf die Temper<strong>at</strong>ur- und Luftverhältnisse<br />

im Mastabteil ziehen. <strong>Schweine</strong> bevorzugen<br />

das Liegen in der Seitenlage mit gegenseitigem<br />

Körperkontakt. Ist die Liegeposition<br />

der Tiere verändert oder meiden die Tiere gewisse<br />

Bereiche in der Bucht ist dies ein Zeichen für<br />

ungünstige Temper<strong>at</strong>uren oder Zugluft. Um<br />

etwaige Fehlerquellen genau feststellen zu können,<br />

empfiehlt sich eine umfassende Lüftungsber<strong>at</strong>ung,<br />

die durch die Landwirtschaftskammern<br />

angeboten wird.<br />

Organis<strong>at</strong>ion der Arbeitsabläufe<br />

fördert die Tiergesundheit<br />

Durch eine durchdachte und konsequente Planung<br />

und Umsetzung von Arbeitsabläufen in<br />

der <strong>Schweine</strong>mast können Kontaktstrukturen<br />

unterbrochen, und somit das Risiko der Krankheitsübertragung<br />

minimiert werden.<br />

Neben der Infektion von Tier zu Tier ist die<br />

Übertragung über den Tierbetreuer eine häufige<br />

Ursache für gesundheitliche Probleme in Mastschweinebeständen.<br />

Grundstein für gesunde<br />

Tiere ist eine konsequente Personalhygiene.<br />

Eigene Arbeitskleidung für die Stallungen und<br />

die Einrichtung einer Hygieneschleuse sind für<br />

ein wirkungsvolles Hygienekonzept unumgänglich.<br />

Es muss besonders darauf geachtet werden,<br />

dass Arbeitswege im Stall immer von „jung“<br />

nach „alt“ geplant, und diese Routine auch<br />

konsequent eingehalten wird. Um die Verschleppung<br />

von Keimen gering zu halten, empfiehlt<br />

es sich, möglichst wenig in die Buchten<br />

zu steigen. In jedem Abteil sollten auch eigene<br />

Arbeitsgeräte (Schaufel, Besen, Treibhilfen, …)<br />

zur Verfügung stehen. Am Einfachsten ist es für<br />

die Tierbetreuer, wenn die Geräte für die einzelnen<br />

Abteile farblich gekennzeichnet sind.<br />

Wenn mehrere Personen für die Betreuung von<br />

Tierbeständen zuständig sind, ist eine regelmä-<br />

Bild 1: Ein Infrarot-Thermometer kann leicht bei allen Kontrollgängen<br />

schnell Auskunft über die aktuelle Temper<strong>at</strong>ur geben.<br />

Foto: Etlinger<br />

27<br />

Management<br />

ßige Dokument<strong>at</strong>ion der durchgeführten Arbeiten<br />

und Behandlungen erforderlich (s. Bild 2).<br />

Das Verbringen von Tieren sollte immer nach<br />

einem „Einbahn-System“ erfolgen. Beim<br />

Umstallen nach Möglichkeit immer mit den<br />

jüngsten Tieren beginnen, da bei älteren die<br />

Empfänglichkeit für Infektionen geringer ist.<br />

Erkrankte Tiere sind zeitgerecht nach dem<br />

Erkennen der Krankheit in ein abgesondertes<br />

Krankenabteil zu bringen. Eine Rückführung<br />

von Mastschweinen aus der Krankenbucht<br />

zum Bestand sollte auf keinen Fall passieren,<br />

da dadurch das Risiko einer Reinfektion<br />

besteht.<br />

Der Infektionsdruck von außen ist nur dann<br />

gering zu halten, wenn neben der Personalhygiene<br />

auch eine professionelle Ungezieferund<br />

Schadnagerbekämpfung durchgeführt<br />

wird. Auch Haustiere wie Hunde und K<strong>at</strong>zen<br />

sind potentielle Krankheitsüberträger, und<br />

haben daher in Mastställen nichts verloren.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die sachgerechte<br />

Verbringung und Lagerung von Kadavern.<br />

Der Lagerpl<strong>at</strong>z für verendete Tiere ist<br />

entsprechend zu befestigen und so zu pl<strong>at</strong>zieren,<br />

dass die Zufahrt für das Fahrzeug der<br />

Tierkörperverwertung außerhalb des Stallgeländes<br />

liegt.<br />

„Wurforientiertes Arbeiten“ –<br />

neuer Trend in der <strong>Schweine</strong>mast?<br />

„Wurforientiertes Arbeiten“ ist eine durchaus<br />

interessante Möglichkeit, vor allem für<br />

geschlossene Betriebe, um einen hohen Gesundheitsst<strong>at</strong>us<br />

im Maststall zu erreichen. Dieses<br />

Konzept beginnt bereits im Abferkelstall mit<br />

einem gezielten Wurfausgleich nach strikten<br />

Regeln. Den Ferkeln muss am ersten Tag die<br />

ausreichende Aufnahme von Kolostralmilch<br />

ermöglicht werden um einen ausreichenden<br />

Immunschutz aufzubauen. Das Versetzen von<br />

Ferkeln sollte auf das notwendige Maß zur Ret-<br />

tung überzähliger Ferkel reduziert werden. In<br />

der Ferkelaufzucht und der anschließenden<br />

Mast bleiben die Tiere aus ein bis zwei Würfen<br />

immer in einer Gruppe zusammen. Sehr gute<br />

Erfahrungen mit diesem Konzept machte man<br />

an der Versuchsanstalt Sterksel in den Niederlanden.<br />

Fazit<br />

Konsequent durchgeführte Managementmaßnahmen<br />

tragen wesentlich zum Erfolg in der<br />

<strong>Schweine</strong>mast bei. Sie sind meist kostengünstig<br />

umzusetzen und der Mäster wird durch<br />

eine gute Tiergesundheit, gute Leistungen<br />

und Freude an der Stallarbeit belohnt.<br />

Gottfried Etlinger<br />

LWK-NÖ<br />

Bild 2: Schriftliche Aufzeichnungen<br />

direkt im Stall erleichtern die Arbeit und<br />

verhindern Missverständnisse. Foto: Etlinger<br />

Diagramm 1: Vor dem Einstallen ist eine konstante Raumtemper<strong>at</strong>ur<br />

von 26°C anzustreben. Danach kann die Temper<strong>at</strong>ur mit<br />

steigendem Gewicht der Mastschweine schrittweise bis auf 18°C<br />

zur Ausstallung hin abgesenkt werden. D<strong>at</strong>en: Etlinger


Ing. Franz Strasser<br />

Ber<strong>at</strong>er LK-OÖ<br />

Verladerampe<br />

optimal ausrichten<br />

Geeignete Verladerampen sind nicht nur aus<br />

Gründen des Tierschutzes und der Seuchenvorbeuge<br />

vorgeschrieben, sondern auch zweckdienliche<br />

Notwendigkeit.<br />

Folgende Aspekte sind bei der Planung zu<br />

beachten:<br />

• Wie läuft die Hauptwindrichtung?<br />

• Kann ein LKW (evtl. mit Anhänger) ungehindert<br />

rangieren?<br />

• Einfahrtshöhe des Tores über 4,10 Meter?<br />

• Wie <strong>lassen</strong> sich kurze Treibwege innerhalb<br />

des Betriebes (evtl. Türdurchbruch) realisieren?<br />

• Kann eine einzige zentrale Verladestelle<br />

eingerichtet werden damit das Umstellen<br />

des LKW verhindert wird?<br />

• Können eventuell n<strong>at</strong>ürliche Geländegegebenheiten<br />

genutzt werden, damit der LKW<br />

tiefer steht?<br />

<strong>Schweine</strong>verladen<br />

<strong>ohne</strong> Stress!<br />

• Könnten Nachbarn oder andere Personen<br />

durch (oft nächtlichen) Lärm gestört<br />

werden?<br />

Idealerweise soll die Rampe eine Höhe von 50<br />

– 75 cm aufweisen und mindestens 2,5 m breit<br />

sein. Moderne <strong>Schweine</strong>-LKW haben eine verlängerbare<br />

Treppe, die auf die Rampe leicht<br />

schräg nach oben aufgelegt werden kann.<br />

Anhänger sind tiefer gebaut, sodass die Verladerampe<br />

nicht zu hoch sein darf. Wichtig ist die<br />

Pl<strong>at</strong>zierung auf der Hauptwindrichtung abgewandte<br />

Stallseite. Ist dies nicht möglich, so<br />

muss die Verladest<strong>at</strong>ion mit Wind- und Wetterschutz<br />

versehen werden. <strong>Schweine</strong>, die zeitlebens<br />

im Stall waren, kennen keinen Wind! Dementsprechend<br />

ängstlich verhalten sie sich und<br />

wollen unter Umständen nicht zur Stalltür hinaus.<br />

Zugluft bei den Türen entsteht aber auch<br />

durch die Lüftung, wenn ein starker Unterdruck<br />

im Gebäude aufgebaut ist.<br />

Vorsicht: Falls die Lüftungsanlage während der<br />

Verladung gedrosselt wird, muss diese unbedingt<br />

wieder hochgefahren werden.<br />

Auf der Rampe selbst sollte klar ersichtlich<br />

sein, wie weit der „Zuständigkeitsbereich“ des<br />

Chauffeurs geht. In der Praxis soll dem Transporteur<br />

nur bis zur Stalltür Einlass gewährt<br />

werden. Eine mit Spalten ausgelegte Verladebucht<br />

beschleunigt den Verladevorgang enorm.<br />

Gerne verständigt der LKW-Fahrer die Bauern<br />

während der Anfahrt. So können diese die einzelnen<br />

<strong>Schweine</strong> aus den Boxen „herausfangen“<br />

und zur Verladung vorbereiten. Von dort übernimmt<br />

der LKW-Fahrer die <strong>Schweine</strong>.<br />

Ausführung der Treibwege<br />

Foto: Strasser<br />

Das Verladen von Ferkel und Mastschweinen gehört zu den wiederkehrenden Tätigkeiten<br />

für Ferkelerzeuger und <strong>Schweine</strong>mäster. Dabei soll so wenig wie möglich<br />

Stress aufkommen, sowohl für Mensch, als auch für die <strong>Schweine</strong>.<br />

Ing. Franz Strasser von der BSP in Wels gibt dazu Tipps.<br />

Treibgänge sollten 100 bis 150 cm breit sein,<br />

eben oder leicht steigend und möglichst geradlinig<br />

verlaufen. Verengungen bremsen, wogegen<br />

breite Wege übers Eck den Verladevorgang ver-<br />

Management 28


flüssigen. <strong>Schweine</strong> dürfen auf ihrem letzten<br />

Gang nicht von im Stall verbleibenden Artgenossen<br />

abgelenkt werden. Daher sind die<br />

Buchtenabtrennungen in den Treibgängen unbedingt<br />

geschlossen und die Bodenoberfläche<br />

rutschfest auszuführen. Die seitlichen Abtrennungen<br />

bei Futtergängen sollen fixiert sein.<br />

Umfallende Bretter oder Gitter lenken die Tiere<br />

ab und kosten bei der Verladung nur unnötig<br />

Nerven und Zeit. <strong>Schweine</strong>, die über eine kleine<br />

Stufe runter oder über einen Spalt steigen müssen,<br />

beginnen sicher zu bocken. Ebenso bremsen<br />

blechig scheppernde Schachtabdeckungen unnötig.<br />

Aufgestreutes Stroh, Sägemehl oder Quarzsand<br />

fördert die Trittsicherheit, wenn die Wege<br />

verkoten und rutschig werden. Sehr praktisch<br />

sind mit Betonspalten ausgelegte Treibwege, da<br />

sie leicht sauber zu halten sind. Auch auf eine<br />

ausreichende Beleuchtung muss Wert gelegt werden.<br />

<strong>Schweine</strong> laufen dem Licht entgegen, dabei<br />

dürfen sie aber nicht geblendet werden.<br />

Nüchterung vor dem Transport<br />

<strong>Schweine</strong> sollen in der Regel mit einer Nüchterungszeit<br />

von 12 Stunden verladen werden. Viele<br />

Mäster füttern zur letzten Mahlzeit am Abend<br />

nur mehr 20%. Dies ist vor allem zweckmäßig,<br />

wenn zwischen 2:00 – 4:00 Uhr verladen wird.<br />

Futterleere <strong>Schweine</strong> sind aktiver, laufen zügiger<br />

und vertragen den Transportstress besser.<br />

Zusätzlich ist es Futtervergeudung, da der Nahrungsbrei<br />

bzw. Kot am Schlachthof entsorgt werden<br />

muss. Stärker verschmutzte Treibgänge und<br />

Rampen sind ein klares Zeichen für zu kurze<br />

Nüchterungszeiten. Fragen Sie diesbezüglich bei<br />

der nächsten <strong>Schweine</strong>verladung den Chauffeur,<br />

er kann unabhängig die Sache am besten beurteilen.<br />

Werden die <strong>Schweine</strong> am Autom<strong>at</strong>en oder Sensor<br />

ad libitum gefüttert, dann ist eine Nüchterungszeit<br />

von 8 Stunden einzuhalten.<br />

Vorsicht: Auch wenn nicht alle <strong>Schweine</strong> einer<br />

Box verladen werden, sollen die Nüchterungszeiten<br />

auf Rücksicht auf die zu schlachtenden Tiere<br />

eingehalten werden. Die noch verbleibenden<br />

<strong>Schweine</strong> holen die eine reduzierte Fütterung<br />

rasch auf.<br />

Ruhig und ge<strong>lassen</strong> verladen<br />

Dies ist oft leichter gesagt als getan! Stockschläge<br />

sind mit Sicherheit das verkehrte Hilfsmittel.<br />

Ein handliches aber stabiles Treibbrett wird gerne<br />

verwendet. Akustische Signale wie ein kräftiges<br />

„Hussa“ oder ein schriller Pfiff durch die<br />

Zähne bringen die <strong>Schweine</strong> auch mitunter zum<br />

Laufen. Mit übernervösen und sich sträubenden<br />

Tieren soll man sich nicht lange abgeben, sondern<br />

erst mit den letzten Verladegruppen mittreiben.<br />

29 Management<br />

Anzeichnen vor der Verladung . Foto: Strasser<br />

Seitliche Absperrung auf der Rampe kann je nach LKW-Position umgesteckt werden.<br />

Foto: Strasser<br />

Nachträglich vorgebaute Rampe. Foto: Strasser


Was Hänschen nicht lernt ...<br />

<strong>Schweine</strong>, die schon als Ferkel mehrmals umgetrieben<br />

wurden, gehen auch beim Verladen flotter.<br />

Daher soll man schon beim Einstallen daran<br />

denken, die Ferkel auch über längere Strecken<br />

rennen zu <strong>lassen</strong> und nicht zu fahren oder<br />

sogar zu tragen.<br />

Manche Mäster öffnen beim Stempeln die<br />

Boxentür. So h<strong>at</strong> man dabei mehr Pl<strong>at</strong>z und die<br />

<strong>Schweine</strong> lernen zu laufen.<br />

Rechtzeitig verkaufsfähige<br />

<strong>Schweine</strong> anzeichnen<br />

Damit die Verladung schnell vonst<strong>at</strong>ten geht<br />

zeichnet jeder <strong>Schweine</strong>mäster die Schlachtschweine<br />

an. Zum Erfassen des Gewichtes leisten<br />

transportable Einzeltierwaagen ihre Dienste.<br />

Dank einer gemeinsamen Ankaufsaktion im<br />

VLV und Styriabrid sind diese vermehrt im Eins<strong>at</strong>z:<br />

Direkt in das Abteil gestellt ist die Waage<br />

betriebsbereit und vermeiden unnötige Treibwege.<br />

Vereinzelt schätzen „alte Hasen“ unter den<br />

<strong>Schweine</strong>mäster verkaufsfähige <strong>Schweine</strong> mit<br />

Hilfe der Messung deren Brustumfanges: Wenn<br />

Eine Verladebox erleichtert das <strong>Schweine</strong>verladen und sichert den Gesundheitsst<strong>at</strong>us.<br />

Foto: Strasser<br />

Blutunterlaufene Stellen am Karree verursacht durch Stempelung bei der Verladung.<br />

Foto: Strasser<br />

am Rollmeter 105cm gemessen werden, dann<br />

sind die <strong>Schweine</strong> anzumelden. Eine Woche später<br />

bei der Abholung haben dieselben Tiere<br />

dann 108 cm und 93-98 kg Schlachtgewicht (je<br />

nach Körperlänge).<br />

Lebendverwiegung<br />

Manche Betriebsleiter wollen lebend verwiegen.<br />

Dies ist sicher berechtigt, um einerseits die Verkaufsgewichte<br />

bei der Verladung festzustellen,<br />

als auch den Schlachtverlust zu kontrollieren.<br />

T<strong>at</strong>sächlich h<strong>at</strong> nicht die Entfernung zum<br />

Schlachthof den größten Einfluss auf die Verluste,<br />

sondern vielmehr der Magerfleischanteil, die<br />

Nüchterungszeit und der Zuputz am Schlachthof.<br />

Schlachtverluste von 19,5 bis 20,5% sind je<br />

nach MFA% vertretbar. Um aber die Lebendverwiegung<br />

stressfrei und rasch durchzuführen,<br />

sind die Waagen auch der Verkaufspartiegröße<br />

anzupassen Die Industrie bietet flache Wiegedosen<br />

mit Verkabelung und Anzeige an. Der Landwirt<br />

fertigt dazu nur mehr die Pl<strong>at</strong>tform an, die<br />

sich in die Zentralgänge oder Rampe einbauen<br />

lässt. Dort kann in größeren Gruppen von 6-10<br />

<strong>Schweine</strong>n verwogen werden.<br />

Stückzahlkontrolle<br />

Gerade wenn die Verladung hektisch vor sich<br />

geht, passieren bei der Stückzahlangabe Fehler.<br />

Damit das nicht passiert haben erfahren Mäster<br />

verschieden Systeme:<br />

• Vor der Verladung werden im Stall die<br />

<strong>Schweine</strong> die zur Verladung kommen<br />

gezählt und aufgeschrieben.<br />

• Eine Person beschäftigt sich (nur!?) mit<br />

dem Zählen und schreibt mit.<br />

• Bei Lebendverwiegung werden Anzahl und<br />

Gewicht der Tiere aufgeschrieben.<br />

• Der Chauffeur zählt am Wagen in den Abteilungen<br />

(10er bis 12er Gruppen) nach.<br />

Nicht beim Verladen stempeln!<br />

Das Kennzeichnen der Schlachtschweine ist<br />

eine unangenehme Sache für Tier und Mensch.<br />

Laut Tierkennzeichnungsverordnung muss dies<br />

unbedingt 4 Wochen vor dem Verkauf erfolgen.<br />

Zusätzlich würde eine Stempelung bei der Verladung<br />

das betroffene Fleischgewebe in der<br />

Qualität beeinträchtigen.<br />

Blutunterlaufene Stellen bei wertbestimmenden<br />

Teilen ist die Folge. Gleichzeitig ist es angenehm,<br />

wenn man sich beim Verladen nicht um<br />

Stempel, Farbe, Kissen kümmern muss und beide<br />

Hände frei h<strong>at</strong> zum Dirigieren der <strong>Schweine</strong>.<br />

Management<br />

30


Österreichische Eliteversteigerung<br />

in St. Pölten 2011<br />

Es gibt bestimmte Ereignisse, an denen man zwangsläufig erkennen muss, wie<br />

schnell so ein Jahr vergeht. Eines dieser Ereignisse ist die Eliteversteigerung der<br />

österreichischen <strong>Schweine</strong>zuchtverbände.<br />

Zahlreiche Gäste aus dem Ausland fanden den<br />

Weg nach St. Pölten. Gleich mit einem Autobus<br />

angereist kam eine Deleg<strong>at</strong>ion aus Kro<strong>at</strong>ien.<br />

Mit Vertretern aus Bayern, vom Mitteldeutschen<br />

<strong>Schweine</strong>zuchtverband und aus Baden<br />

Württemberg war Deutschland stark vertreten.<br />

Ebenfalls begrüßen durften wir Gäste aus<br />

Ungarn, aus der Schweiz und last but not least<br />

den Repräsentanten österreichischer Genetik<br />

in Spanien, Herrn José Maria Baró aus K<strong>at</strong>alonien.<br />

Zur Bewertung<br />

Bei den Edelschwein-Ebern gewann der N<strong>at</strong>o-<br />

Sohn mit steirischen Vorfahren vor einem<br />

Buko-Sohn dessen Großv<strong>at</strong>er aus Westfalen<br />

abstammt. Beide Eber entstammen der Herdebuchzucht<br />

Gstöttenmayr aus Oberösterreich.<br />

Bei den Landrasse-Ebern holte sich Gold der<br />

Eber des Zuchtbetriebes Gressl aus Niederösterreich,<br />

ein Lask-Sohn welcher über Oberösterreich<br />

seinen Weg großväterlicherseits aus<br />

Niederbayern hierher gefunden h<strong>at</strong>. Reservesieger<br />

wurde der Eber mit der Standnummer<br />

16 vom Zuchtbetrieb Hauser aus Tirol, ein<br />

Sohn des Granini mit ebenso oberösterreichischen<br />

Vorfahren.<br />

Bei der diesjährigen gutbesuchten Eliteversteigerung konnten<br />

auch Gäste aus Deutschland, Kro<strong>at</strong>ien, Ungarn, Spanien und<br />

Schweiz zu begrüßt werden. Foto: Prissnitz<br />

31 Berichte<br />

Die Pietrain-Eber wurden aufgrund ihrer Angebotsgröße<br />

in die K<strong>at</strong>egorien „ältere“ und „jüngere“<br />

Eber unterteilt, wobei die Altersgrenze<br />

bei 240 Tagen angesetzt wurde. In der K<strong>at</strong>egorie<br />

der älteren Eber gewann den Siegertitel der<br />

Corky-Sohn aus steirischer Zucht des Betriebes<br />

Alois Romirer, vor einem Degen-Nachfahren<br />

vom Zuchtbetrieb Gerald Topf aus Niederösterreich.<br />

In der K<strong>at</strong>egorie der jüngeren Eber<br />

gewann ein Wado-Sohn ebenfalls vom Zuchtbetrieb<br />

Topf, vor einem Fug<strong>at</strong>o-Sohn aus dem<br />

Zuchtbetrieb Josef Huber aus Niederösterreich.<br />

In der Edelschweinklasse erzielte der Siegereber<br />

1.900 Euro, der Reservesieger belegte in<br />

punkto Kaufpreis den zweiten Pl<strong>at</strong>z mit dem<br />

Endgebot von 1.600 Euro. Beide Eber gehen<br />

nun an die Besamungsst<strong>at</strong>ion Steinhaus.<br />

Bei den Landrasse-Ebern war schon etwas<br />

mehr Farbe im Spiel da auch Zuchtbetriebe<br />

diesmal zum Zug kamen, der Siegereber wurde<br />

für 2.000,- Euro von der Besamungsst<strong>at</strong>ion<br />

Hohenwarth gekauft und der Reservesieger<br />

ging zum gleichen Preis an den Zuchtbetrieb<br />

Thaler aus Oberösterreich.<br />

Spannend wurde es dann bei den Pietrainebern.<br />

In der K<strong>at</strong>egorie der älteren Eber wechselte<br />

der Siegereber für 2.300,- Euro nach<br />

Martin Prissnitz<br />

Verband NÖ <strong>Schweine</strong>züchter<br />

Mitteldeutschland zum dortigen Zuchtverband,<br />

sein Reservesiegerkollege indes braucht<br />

nur einmal die Donau queren bis nach Hohenwarth,<br />

Ing. Grießler kaufte ihn für 2.400,-<br />

Euro.<br />

Bei den jüngeren Pit’s liefen die Vertreter Bayerns<br />

und Baden-Württembergs zu ihrer<br />

Höchstform auf. Gleich beim ersten dargebotenen<br />

Eber, dem Siegereber vom Betrieb Topf,<br />

ging das Bieterduell zwischen Herrn Weber<br />

und Herrn Schlauderer los und nach langem<br />

und zähem Bieten bewies Herr Weber das längere<br />

Durchhaltevermögen und bekam den<br />

Zuschlag bei sage und schreibe 5.200,- Euro.<br />

Diesen guten Wind ausnutzend kam auch der<br />

unmittelbar folgende Reservesiegereber auf<br />

seine Kosten bzw. auf den wohlverdienten<br />

Zuschlag, denn auch er ging nach Baden-<br />

Württemberg für den „Schnäppchenpreis“ von<br />

immerhin 4.000,- Euro.<br />

Und zu guter Letzt, und ich finde es war ein<br />

würdiger Abschluss für eine so gelungene Veranstaltung,<br />

wurde auch der zuletzt aufgetriebene<br />

Eber mit der Standnummer 49 quasi als<br />

Abrundung von Herrn Weber für Baden-Württemberg<br />

gekauft. 4.200,- Euro ließ er für diesen<br />

Pavia-Sohn vom Züchter Topf springen.<br />

Vor allem die jüngeren Pietrain erzielten heuer wieder sens<strong>at</strong>ionelle<br />

Top-Preise! Foto: Prissnitz


Dr. Bettina Exel<br />

<strong>Schweine</strong>besamung Gleisdorf<br />

Aus dieser starken Varianz heraus vermutet<br />

man auch die unterschiedliche Ausprägung<br />

des klinischen Bildes auf den landwirtschaftlichen<br />

Betrieben. Hinzu kommt oftmals noch<br />

die Interaktion mit andern Krankheitserregern,<br />

so dass es sehr unterschiedliche Auswirkungen<br />

einer PRRS-Erkrankung geben kann.<br />

Das klinische Bild von PRRS ist einerseits<br />

durch Fruchtbarkeitsprobleme, wie Aborte,<br />

Umrauscher, tot oder lebensschwachgeborene<br />

Ferkel gekennzeichnet, andererseits spielen<br />

auch Lungenentzündungen in der Aufzucht<br />

und Mast eine entscheidende Rolle. Vielfach<br />

wird die Erkrankung durch Sekundärerreger<br />

verkompliziert, so dass sich auch die wirtschaftlichen<br />

Schäden durch ein Auseinanderwachsen<br />

der Tiere potenzieren.<br />

<strong>Wir</strong>tschaftliche Auswirkungen<br />

In Nordamerika sind die Folgen von PRRS am<br />

landwirtschaftlichen Betrieb, sowohl im Hinblick<br />

auf die Tiergesundheit als auch auf die<br />

wirtschaftlichen Folgen sehr gut untersucht.<br />

Allerdings sind diese D<strong>at</strong>en nur sehr bedingt<br />

auf Österreich umlegbar. Zu allererst ist<br />

hauptsächlich ein anderer Virustyp für die<br />

Erkrankungen verantwortlich und zudem sind<br />

die Betriebsstrukturen in keinster Weise mit<br />

der Steiermark vergleichbar.<br />

Untersuchungen<br />

in der Steiermark<br />

Blutuntersuchungen bei einem Eber zur Feststellung des PRRSV-<br />

St<strong>at</strong>us. Foto: Exel<br />

PRRS ein wichtiger Faktor in der<br />

steirischen <strong>Schweine</strong>erzeugung?<br />

Das Porzine Reproduktive und Respir<strong>at</strong>orische Syndrom (PRRS) zählt weltweit zu<br />

den wichtigsten und wirtschaftlich bedeutendsten Erkrankungen in der <strong>Schweine</strong>produktion.<br />

Das Syndrom wird durch das PRRS-Virus hervorgerufen. Das Virus ist<br />

durch eine sehr hohe Variabilität gekennzeichnet.<br />

Um die Auswirkungen auf steirische Betriebe zu<br />

untersuchen wurde vom TGD-Steiermark ein<br />

Projekt finanziert, das in Kooper<strong>at</strong>ion mit der<br />

<strong>Schweine</strong>Ber<strong>at</strong>ung Steiermark (SBS) und der<br />

Veterinärmedizinischen Universität in Wien<br />

durchgeführt wurde. Es soll darüber Aufschluss<br />

bringen, wie sich eine PRRSV-Infektion in der<br />

heimischen <strong>Schweine</strong>produktion auswirkt. Das<br />

konkrete Ziel war es, die Auswirkungen einer<br />

chronischen PRRSV-Infektion auf die Reproduktionsleistung<br />

von Sauen zu untersuchen.<br />

Zusätzlich wurde der Einfluss ausgewählter<br />

Managementfaktoren auf die Fruchtbarkeit<br />

untersucht. Insgesamt wurden in 130 steirischen<br />

Ferkelerzeugerbetrieben Blutproben entnommen<br />

und auf PRRSV-Antikörper mittels ELI-<br />

SA (IDEXX HerdCheck PRRS2RX) untersucht.<br />

Zudem wurde ein ausführlicher Managementfragebogen<br />

ausgefüllt, um so detailliertere Aussagen<br />

treffen zu können.<br />

Ergebnisse der Untersuchung<br />

Die aktuelle Seroprävalenz, d.h. die Anzahl<br />

PRRSV-Antikörper positiver Betriebe, liegt in<br />

der Steiermark auf Betriebsebene bei 46,2%.<br />

Auf Grund der Betriebserhebungen und der<br />

fehlenden akuten klinischen Symptom<strong>at</strong>ik<br />

kann auf eine endemische Infektion der<br />

Betriebe geschlossen werden. In Abbildung 1<br />

ist die Verteilung der PRRSV-Antikörper neg<strong>at</strong>iven<br />

und positiven Betrieben dargestellt. In<br />

12,3% der Betriebe wurde der Bestand 3x pro<br />

Jahr mit der MLV Vakzine Porcillis® PRRS<br />

lebend geimpft.<br />

Um eine bessere Auswertbarkeit der Betriebe<br />

zu erhalten wurden die Betriebe in Gruppen<br />

zusammengefasst. Die größte Gruppe h<strong>at</strong> die<br />

Charakteristika, dass alle einen Produktionsrhythmus<br />

haben, ebenso wie einen Eber, der<br />

Abferkelstall im Rein-Raus-Verfahren betrieben<br />

wird und mit einer Zwangs Bei- und Entlüftung<br />

ausgest<strong>at</strong>tet ist.<br />

Zusammenfassend gab es in den Fruchtbarkeitsmerkmalen,<br />

wie Umrauscher, lebendgeborene<br />

und totgeborene Ferkel pro Sau und Jahr,<br />

so wie der Zwischenwurfzeit keinen signifi-<br />

Abb. 2: Vergleich der Säugezeitverluste der PRRS-geimpften,<br />

PRRS-Antikörper-neg<strong>at</strong>iven und PRRS-Antikörper-positiven<br />

Betriebe. Quelle: Peinhart<br />

Tiergesundheit 32


kanten Unterschied zwischen den PRRS-Antikörper<br />

neg<strong>at</strong>iven und den endemisch infizierten<br />

Betrieben. Dies lässt sich vermutlich durch<br />

die im Vergleich kleinen Betriebsstrukturen<br />

und damit durch eine sehr gute Durchseuchung<br />

der Bestände erklären.<br />

Im Hinblick auf die Säugezeitverluste konnte<br />

allerdings ein tendenzieller Unterschied festgestellt<br />

werden. In Abb. 2 ist dargestellt, wie<br />

sich der unterschiedliche PRRS-St<strong>at</strong>us auf die<br />

Säugezeitverluste auswirkt.<br />

Große Unterschiede zeigten sich allerdings<br />

zwischen den Impfbetrieben und den anderen<br />

Betrieben. Im Durchschnitt h<strong>at</strong>ten die Impfbetriebe<br />

um 2,2 lebendgeborene Ferkel weniger<br />

pro Sau und Jahr. Wobei die Umrauschr<strong>at</strong>e um<br />

durchschnittlich 4% höher lag als bei den<br />

anderen Betrieben.<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden,<br />

dass PRRSV in den steirischen Betrieben andere<br />

Auswirkungen h<strong>at</strong> als in den deutlich größer<br />

strukturierten nordamerikanischen.<br />

Die endemische Infektion mit PRRS spielt<br />

weniger Rolle und h<strong>at</strong> nur geringen Einfluss<br />

auf die Reproduktionsleistung. Allerdings<br />

kann PRRS sehr wohl in der Säugezeit Schäden<br />

anrichten, ebenso scheint PRRS insbesondere<br />

in der Aufzucht ein zusätzlicher Faktor im Hinblick<br />

auf die Tiergesundheit zu sein.<br />

Im Hinblick auf die PRRSV-Lebendimpfung<br />

kann festgehalten werden, dass die Impfschem<strong>at</strong>a<br />

nicht eins zu eins übertragen werden<br />

können. Vielmehr müssen sie an die steirischen<br />

Begebenheiten angepasst werden, damit<br />

sie auch dementsprechend erfolgreich sind.<br />

Abb. 1: Verteilung der PRRSV-Antikörper<br />

positiven und neg<strong>at</strong>iven Betriebe in der<br />

Steiermark. Quelle: Peinhart<br />

33<br />

Tiergesundheit / Bericht<br />

<strong>Schweine</strong>Zucht Steiermark:<br />

Generalversammlung<br />

Bei der Generalversammlung der <strong>Schweine</strong>-<br />

Zucht Steiermark konnte Obmann Blasius<br />

Gsöls am Donnerstag, 10. März 2011 im<br />

Gasthof Schwarz in Paurach zahlreiche Gäste<br />

begrüßen.<br />

„In der Landwirtschaft sind wir laufend Veränderungen<br />

ausgesetzt und in vielen<br />

Diskussionen müssen wir leider eine<br />

Abwehrposition einnehmen“ so Obmann<br />

Gsöls am Beginn seines Berichtes. Es freut<br />

ihn ganz besonders, dass die Zuchtbetriebe<br />

ihre Leistungen im Jahr 2010 weiter steigern<br />

konnten. Derzeit sind wir bei bereits<br />

24,7 aufgezogenen Ferkel/Sau/Jahr.<br />

Eine enorme Leistungssteigerung<br />

der<br />

steirischen Zuchtbetriebe,<br />

zu der er allen<br />

Züchtern gr<strong>at</strong>ulierte.<br />

Durch die schwieriger<br />

werdenden Rahme<br />

n b e d i ng u nge n<br />

wird es für die Zuchtbetriebe<br />

noch wichtiger<br />

sein, neben der<br />

hohen genetischen<br />

Qualität auch in entsprechenderTiergesundheit<br />

zu investieren,<br />

so Geschäftsführer<br />

Tschiggerl in seinem<br />

Bericht.<br />

Die <strong>Schweine</strong>zucht bietet ihren Mitgliedsbetrieben<br />

dazu ein neues Konzept an. Auch<br />

der neue Herdebuchplaner wird über das<br />

Verbundsystem einen noch größeren Fortschritt<br />

der <strong>Schweine</strong>Zucht Steiermark<br />

sichern.<br />

Insgesamt ist es erfreulich, dass die Verkaufszahlen<br />

trotz der schwierigen Situ<strong>at</strong>ion<br />

im letzten Jahr leicht gesteigert werden<br />

konnten. Besonders die Aktivitäten der SZS<br />

im Ausland haben sich beim Jungsauenabs<strong>at</strong>z<br />

positiv ausgewirkt.<br />

Die heimische Genetik kann auf enorme Leistungssteigerungen<br />

verweisen. Grafik: SZS<br />

Für überdurchschnittliche Leistungen ausgezeichnete Betriebe: Tierzuchtdirektor DI<br />

Johann Bischof, Michael Lembäcker, Alois Romirer, Johannes Lukas, Obmann Blasius<br />

Gsöls, Anton Schlacher, Blasius Gsöls jun., Raimund Tüchler, Helmut Rumpf, Franz<br />

Schadl, Alois Telser, Maria Gl<strong>at</strong>zer, Franz Holler, Edith Holler, GF DI Raimund Tschiggerl,<br />

Gabi Niederl (nicht am Foto Anton Prödl). Foto: SZS


Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf<br />

lädt zur Wieselburger Messe<br />

Mit mehr als 550 Ausstellern und 300 000 Besuchern ist die Wieselburger Messe eine der größten Landwirtschaftsfachmessen<br />

in Österreich.<br />

Die Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf ist<br />

heuer mit einem großen Ber<strong>at</strong>ungsstand in<br />

der Halle für Land- & Forstwirtschaft auf der<br />

Messe vom 30. Juni bis 3. Juli vertreten.<br />

Schwerpunktmäßig werden seitens der Erzeugergemeinschaft<br />

Gut Streitdorf Inform<strong>at</strong>ionen<br />

Oberösterreich<br />

<strong>Schweine</strong>zuchtverband OÖ<br />

Ried 12. Juli 2011<br />

Ried 23. August 2011<br />

Ried 4. Oktober 2011<br />

Beginn: 11 Uhr<br />

Ab Hof: Tel.: 07242/27884-41<br />

oder: www.szv.<strong>at</strong><br />

zu aktuellen Trends am <strong>Schweine</strong> - bzw. Rindermarkt<br />

gegeben. Nachdem sich die EZG seit<br />

mittlerweile zwei Jahren auch mit dem Aufbau<br />

von Qualitätsprogrammen im Gastronomiebereich<br />

beschäftigt, werden neben den bestehenden<br />

Programmen, wie AMA – Gütesiegel,<br />

30. Juni - 3. Juli<br />

Auf der Messe wird insbesondere auch über die neuen Qualitätsprogramme der Erzeugerorganis<strong>at</strong>ion<br />

im Gastronomiebereich informiert. Foto: Gut Streitdorf<br />

Zuchtschweine-Verkauf<br />

Steiermark<br />

SZS.-<strong>Schweine</strong>Zucht Steiermark<br />

Geschäftsstelle in Gleisdorf -<br />

Tel.: 03112/5484 oder www.szs.or.<strong>at</strong><br />

Burgenland<br />

Bgld. <strong>Schweine</strong>zucht- u. Ferkelvermarktungs<br />

GmbH. Tel.: 02617/2217<br />

auch die Gastronomieprogramme Donauland<br />

Schwein, Tullnerfelder Schwein, Donauland<br />

Rind sowie Alpenvorland Rind und Donauland<br />

Lamm präsentiert bzw. Inform<strong>at</strong>ionen darüber<br />

weitergegeben.<br />

Gerade in unsicheren Zeiten wo Marktschwankungen<br />

bzw. generelle Diskussionen über die<br />

Tierhaltung zunehmen, ist eine starke Erzeugerorganis<strong>at</strong>ion<br />

am Markt wichtiger denn je.<br />

Aber auch für die Landwirte ist es von großer<br />

Bedeutung über die aktuellen Rahmenbedienungen<br />

und Einflüsse auf dem Markt informiert<br />

zu sein. Die Erzeugergemeinschaft versucht<br />

mit den Markenprogrammen den österreichischen<br />

Markt sowohl im Lebensmitteleinzelhandel<br />

sowie in der Gastronomie im Sinne<br />

der Landwirtschaft weiter zu steigern.<br />

Die Erzeugergemeinschaft vermarktete im<br />

Jahr 2010 rund 700.000 <strong>Schweine</strong>, 53.000 Rinder,<br />

724.000 Ferkel und 12.000 Lämmer. Der<br />

Ums<strong>at</strong>z betrug im Vorjahr nahezu 190 Millionen<br />

Euro. Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll,<br />

welche Marktbündelung und Marktposition für<br />

die niederösterreichischen Landwirte durch<br />

die Erzeugerorganis<strong>at</strong>ion geschaffen wurde.<br />

Eine Landwirtschaftsmesse soll auch zum<br />

gegenseitigen Erfahrungsaustausch bzw. für<br />

Ber<strong>at</strong>ungen dienen. Außendienstmitarbeiter<br />

der einzelnen Produktionsbereiche und Fachexperten<br />

stehen für Sie zur Diskussion bereit.<br />

Gerade eine Veranstaltung wie die Wieselburger<br />

Messe bietet immer wieder eine gute Pl<strong>at</strong>tform<br />

für einen Inform<strong>at</strong>ions- und Meinungsaustausch<br />

über die einzelnen Bereiche in der<br />

Fleischproduktion.<br />

Niederösterreich<br />

VNS - Mon<strong>at</strong>licher Ab-Hof-Verkaufsk<strong>at</strong>alog<br />

kann angefordert werden unter<br />

02269/2218-18 oder unter www.vns.or.<strong>at</strong><br />

Kärnten<br />

Landesverband der Kärntner <strong>Schweine</strong>züchter<br />

- Tel.: 0463/5850-1502<br />

Verkäufe ab Hof unter 0463/5850-1504<br />

Wieselburger Messe 34


35<br />

Die STYRIABRID -<br />

ein steirisches<br />

TOP Unternehmen<br />

Die Styriabrid, die Vorteilsgemeinschaft der Steirischen<br />

<strong>Schweine</strong>bauern, h<strong>at</strong> auch heuer wieder zur<br />

mittlerweile bereits 39. Mitgliederversammlung in<br />

die Rosenhalle St. Stefan im Rosental eingeladen.<br />

Der Andrang an Mitwirkenden, Mitgliedern und<br />

zahlreichen Ehrengästen war auch in diesem Jahr<br />

bemerkenswert.<br />

Styriabrid-Obmann ÖR Josef Polz konnte zahlreiche Ehrengäste in<br />

der vollgefüllten Halle in St. Stefan i. R. begrüßen. In seinem<br />

Bericht geht er auf die turbulenten <strong>Schweine</strong>märkte ein.<br />

Besonders der heurige Dioxinskandal, die Missstandsfeststellung<br />

und Änderungen im Bau- und Raumordnungsgesetz fordern von den<br />

<strong>Schweine</strong>bauern sehr viel. Wenn hier nicht entgegengesteuert wird,<br />

befürchtet Obmann Polz Produktionsrückgänge in Österreich.<br />

DI Tschiggerl hob im Mastschweinebereich das neue Mastschweineber<strong>at</strong>ungsangebot<br />

hervor, worauf die Mitgliedsbetriebe sehr rasch<br />

reagiert haben und einen Mehrerlös von über 2 Euro je Mastschwein<br />

erreichten. Insgesamt erzielten die Styriabridbauern einen Mehrerlös<br />

von über 1,5 Mio. Euro bei den Qualitätsprogrammen.<br />

TANN Geschäftsführer Siegfried Weinkogl betont die gute<br />

Zusammenarbeit mit der Styriabrid und möchte künftig noch stärker<br />

und intensiver in der Frage Regionalität mit der Styriabrid<br />

zusammenarbeiten, um beiderseits Vorteile daraus zu ziehen.<br />

VÖS Obmann KR Walter Lederhilger erwähnte, dass die Veranstaltung<br />

in Wieselburg die Geschlossenheit der VÖS aufgezeigt h<strong>at</strong>.<br />

Bezüglich der Kastenstandhaltung informieren Tierschutzorganis<strong>at</strong>ionen<br />

die Konsumenten derzeit völlig falsch, hier wird man entsprechend<br />

gegensteuern.<br />

Präsident ÖR Gerhard Wlodkowski betonte in seinen Ausführungen,<br />

dass es sehr wichtig sei in schwierigen Zeiten geschlossen in der<br />

Branche aufzutreten. Gerade die Missstandsfeststellung bezüglich<br />

Diskussion Ferkelschutzkorb habe gezeigt, dass dies absolut notwendig<br />

ist. Derzeit arbeiten Tierschutzorganis<strong>at</strong>ionen sehr emotional<br />

über die „Vermenschlichung“ der Tiere.<br />

v.l.n.r.: Tann Geschäftsführer Siegfried Weinkogl, Obmannstellvertreter<br />

Alois Decker, Mag. Josef Töglhofer, Obmann ÖR Josef<br />

Polz, Gremialvorsteher Johann Kaufmann, VÖS Obmann KR Walter<br />

Lederhilger, Referent Udo Pollmer und Styriabrid Geschäftsführer<br />

DI Raimund Tschiggerl. Foto: Styriabrid<br />

Bericht / Wieselburger Messe<br />

Wieselburger Messe:<br />

Diskussionspl<strong>at</strong>tform<br />

für <strong>Schweine</strong>branche<br />

Die Jahre 2011 und 2012 werden für die Ferkelproduktion eine große<br />

Herausforderung. Die Getreide- und Maispreise der Ernte 2010 haben<br />

einige <strong>Schweine</strong>mäster veranlasst, die Ernte zu verkaufen. Allein in<br />

Niederösterreich gingen dadurch ca. 10.000 Mastplätze verloren. Es ist<br />

auch ein hohes Preisniveau für die Ernte 2011 zu erwarten. Die Veredelungssparten<br />

haben bis heute die gestiegenen Futterkosten nicht<br />

umsetzen können. Zu den ständig steigenden Be-triebskosten kommen<br />

noch die aktuellen Diskussionen rund um die baulichen Veränderungen<br />

hinzu. Viele spezialisierte Ferkelerzeuger sind auch aufgrund der<br />

Diskussion um den „Ferkelschutzkorb“ im Abferkelbereich verunsichert.<br />

Das Verbot des Kastenstandes ab 1.1.2013 im Wartebereich trägt<br />

ebenfalls dazu bei, künftige Investitionen genau zu überlegen.<br />

All diese Fragen werden uns in der nächsten Zeit beschäftigen und es<br />

bedarf von Seiten der Branche höchste Anstrengung um auch in<br />

Zukunft im europäischen Wettbewerb bestehen zu können und die Ferkelproduktion<br />

<strong>at</strong>traktiv zu gestalten.<br />

<strong>Wir</strong> laden Sie ein, mit uns diese Themen zu diskutieren.<br />

Besuchen Sie uns auf der Wieselburger Messe in der Zeit vom<br />

30.06.2011 bis 03.07.2011 auf unserem Stand in der Halle<br />

12. Gerne geben wir Ihnen Auskunft und stehen für weitere<br />

Inform<strong>at</strong>ionen zur Verfügung.

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