nullzeit Magazin Ausgabe 5/08 - Tauchen auf Nullzeit.at
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<strong>08</strong><br />
FREITAUCHEN<br />
die WAHREN meister<br />
Freitaucher vollbringen unglaubliche Rekorde!<br />
Vergleicht man jedoch die Weltrekorde<br />
von Tom Sietas, Herbert Nitsch und<br />
Konsorten mit denen der Meeressäuger, sieht man,<br />
wer t<strong>at</strong>sächlich die wahren Meister im Freitauchen<br />
sind. Kommt der österreichische Freitaucher Herbert<br />
„The Flying Fish“ Nitsch <strong>auf</strong> unglaubliche<br />
214 Metern Tiefe in der Disziplin No Limits, so<br />
schafft es ein Pottwal <strong>auf</strong> 2.000 Meter! In dieser<br />
Tiefe herrscht ein Druck von sage und schreibe<br />
200 Bar. Aber auch See-Elefanten sind keine<br />
schlechten Tieftaucher, immerhin schaffen die-<br />
[www.<strong>nullzeit</strong>.<strong>at</strong>]<br />
der ENTSPANNUNG<br />
se Tiefen bis zu 1.500 Meter. Aber nicht nur die<br />
Tiefe ist beeindruckend, sondern auch die Dauer:<br />
Manche dieser Tauchgänge dauern weit über eine<br />
Stunde. Die wahren Zeittauchexperten sind jedoch<br />
wahrscheinlich die Entenwale. Manche von ihnen<br />
bleiben über zwei Stunden bei ihren Tauchgängen<br />
unter Wasser. Dagegen ist die Weltrekordzeit des<br />
deutschen Freitauchers Tom Sietas mit 10 Minuten<br />
14 Sekunden doch ein klein wenig geringer.<br />
Bleibt man in den Menschen ähnlichen K<strong>at</strong>egorien,<br />
sollte man sich den großen Tümmler ansehen:<br />
dieser taucht ungefähr 15 Minuten lang. Dafür<br />
FOTO: FOTOS: Christina Walter Moraru, Gstöttner Leo Ochsenbauer<br />
FOTOS: Christina Gstöttner<br />
müssten wir Menschen schon Sauerstoff vor<strong>at</strong>men,<br />
um <strong>auf</strong> diese Zeit zu kommen.<br />
Wäre es auch uns Menschen durch Training möglich,<br />
mit diesen Tieren mitzuhalten? Schon die äußere<br />
Form tauchender Meeressäuger macht deren<br />
optimale Anpassung an das Element Wasser deutlich.<br />
Die stromlinienförmigen Körper produzieren<br />
weniger Wasserwiderstand und verbrauchen so<br />
weniger Sauerstoff. Auch die Fortbewegung unter<br />
Wasser wurde von den Tieren im L<strong>auf</strong>e von Jahrmillionen<br />
an Evolution optimiert. Aber auch die Tiere<br />
unterliegen den gleichen Anforderungen wie wir<br />
Freitaucher. Dazu gehört die optimierte Aufnahme<br />
und Speicherung von Sauerstoff und der sparsame<br />
Umgang damit. Weiteres haben auch die Tiere mit<br />
dem Wasserdruck zu kämpfen und dadurch auch die<br />
toxische Wirkung von Sauerstoff und Stickstoff.<br />
Wenn man die meisten Meeressäugetiere beobachtet,<br />
verbringen diese rel<strong>at</strong>iv kurze Zeit an der<br />
Oberfläche mit dem Atmen. Bei einem Atemzug<br />
wird jedoch mehr Luft in der Lunge ausgetauscht,<br />
als dies bei Humanoiden der Fall ist. Weiters können<br />
die meisten dieser Tiere mehr Sauerstoff in ihren<br />
Körpern speichern und damit auch besser umgehen.<br />
Schaut man genauer hin, sieht man, dass<br />
manche dieser tierischen Freitauchkünstler teilweise<br />
sogar sehr kleine Lungen besitzen. Einige<br />
Rätsel wurden gelöst, andere sind noch immer da:<br />
FREITAUCHEN 09<br />
wie können zum Beispiel See-Elefanten mit einem<br />
Druck von weit über 100 Bar umgehen? Man weiß<br />
es nicht, bis d<strong>at</strong>o wurde jedoch noch kein See-Elefant<br />
mit einem Barotrauma gefunden …<br />
Vielleicht wird es in der Zukunft möglich sein,<br />
mehr von den Meeressäugetieren zu lernen und<br />
zu kopieren und vielleicht wird es möglich sein,<br />
noch tiefer, länger und weiter frei zutauchen als<br />
bisher – aber das ist dann eine ganz eine andere<br />
Geschichte!<br />
[Christian Redl]<br />
christian@<strong>nullzeit</strong>.<strong>at</strong><br />
Christian Redl ist mehrfacher Guinness-Weltrekordhalter im<br />
Freitauchen, Freitauchlehrer der Apnea Academy von Umberto<br />
Pelizzari sowie Freediving Instructor bei IANTD<br />
[www.<strong>nullzeit</strong>.<strong>at</strong>]