Falsch verbunden ... - die antifa an der uni heidelberg
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und for<strong>der</strong>ten nachdrücklich<br />
<strong>die</strong> Herausgabe<br />
eines vermeintlich existierenden<br />
Videob<strong>an</strong>des,<br />
obwohl sie keinen<br />
Durchsuchungsbeschluss<br />
erhalten hatten. Laut<br />
AStA <strong>der</strong> HWP rechtfertigten<br />
sie ihr Auftreten<br />
damit, dass politischer<br />
Druck auf <strong>die</strong> Ermittler<br />
ausgeübt worden sei.<br />
Urheber <strong>die</strong>ses Drucks<br />
sei <strong>der</strong> Schill-Abgeordnete<br />
Christi<strong>an</strong> Br<strong>an</strong>des. Der<br />
Schill- Abgeordnete behauptete,<br />
einem damaligen<br />
AStA-Mitglied als<br />
"Neofaschist" bezeichnet<br />
worden zu sein, <strong>die</strong>s solle<br />
auf einem Videob<strong>an</strong>d<br />
zu sehen sein. Auch<br />
wenn <strong>die</strong> Staats<strong>an</strong>waltschaft<br />
mit dem Erwirken<br />
eines Durchsuchungsbeschlusses<br />
gescheitert<br />
war, wollten <strong>die</strong> Beamten<br />
nicht locker lassen. Bei<br />
dem Prozess vor dem<br />
Amtsgericht wies <strong>der</strong><br />
Richter darauf hin, dass <strong>die</strong> Bezeichnung<br />
Br<strong>an</strong>des' als "Neofaschist"<br />
eine "zwar drastische,<br />
aber durch das Grundgesetz<br />
geschützte Meinungsäußerung"<br />
darstelle. Die gefallene Bemerkung<br />
sei "erkennbar politisch<br />
gemeint gewesen und nicht geeignet,<br />
den Zeugen persönlich<br />
herabzuwürdigen". 37<br />
6.3. Die Illumination des<br />
Bismarck-Denkmals<br />
Br<strong>an</strong>des war aber nicht nur Mitglied<br />
<strong>der</strong> Schill-Partei und <strong>der</strong><br />
Germ<strong>an</strong>ia, son<strong>der</strong>n hat auch in<br />
zahlreichen <strong>an</strong><strong>der</strong>en dubiosen<br />
rechten Kreisen seine Finger im<br />
Spiel. So ist Br<strong>an</strong>des auch<br />
Schriftführer des "Bundes für<br />
Denkmalerhaltung e.V.", <strong>der</strong><br />
1991 (damals noch unter dem<br />
Namen "Verein für Denkmal-Erhaltung")<br />
zum Zwecke <strong>der</strong> Erhaltung<br />
des 1936 von den Nazis<br />
errichtete Denkmal für das<br />
"H<strong>an</strong>seatische Inf<strong>an</strong>terieregiment<br />
Nr. 76" gegründet wurde.<br />
Seit 1995 engagiert sich <strong>der</strong><br />
Verein unter dem heutigen Na-<br />
men auch für <strong>an</strong><strong>der</strong>e Denkmäler,<br />
z.B. das Bismarck-Denkmal<br />
am Hafen. Die feierliche Illumination<br />
des "Eisernen K<strong>an</strong>zlers"<br />
war ein Gemeinschaftsprojekt.<br />
Am Stelldichein <strong>der</strong> Rechtsabbieger<br />
<strong>der</strong> H<strong>an</strong>sestadt am 21.<br />
Mai 2003, nahmen Fürst Ferdin<strong>an</strong>d<br />
von Bismarck, Willi Bartels<br />
und als Ver<strong>an</strong>stalter Carlheinz<br />
Hollm<strong>an</strong>n teil. Auf Anfrage<br />
<strong>der</strong> Hamburger Morgenpost<br />
gaben <strong>die</strong> Ver<strong>an</strong>stalter zu, dass<br />
"Angehörige <strong>der</strong> Burschenschaft<br />
Germ<strong>an</strong>ia. nach dem<br />
Rechten sehen" 38 sollten, was<br />
sie auch taten. Auch Rolf<br />
Huschbeck vom Verein für<br />
Denkmalpflege kennt keine Berührungsängste<br />
mit Germ<strong>an</strong>ia:<br />
"Zwei Burschenschafter sind im<br />
Vorst<strong>an</strong>d unseres Vereins." 39<br />
Den Vorwurf, unterw<strong>an</strong><strong>der</strong>t zu<br />
werden, nehme <strong>der</strong> Verein in<br />
Kauf, denn <strong>die</strong> Arbeit <strong>die</strong>ser<br />
Mitglie<strong>der</strong> werde geschätzt.<br />
Das Angehörige einer rechtsextremen<br />
Burschenschaft für "Sicherheit"<br />
bei einer Ver<strong>an</strong>staltung<br />
mit Beteiligung von Repräsent<strong>an</strong>ten<br />
<strong>der</strong> Stadt übernehmen<br />
durften ist ein Sk<strong>an</strong>dal.<br />
Folgerichtig gab es von<br />
zahlreichen AntifaschistInnen<br />
massive Proteste gegen <strong>die</strong>se<br />
Ver<strong>an</strong>staltung. Deutlich wurde<br />
wie<strong>der</strong>um, wie gering <strong>die</strong> Berührungsängste<br />
des konservativen<br />
Establishments gegenüber extremen<br />
Rechten ist, wenn es um "nationale<br />
Brauchtumspflege" geht.<br />
Das "eiserne K<strong>an</strong>zler" Bismarck hat<br />
mit seiner militaristisch forcierten<br />
Staatsgründung, den "Sozialistengesetzen"<br />
und einem preußischen<br />
Nationalismus wesentlich zu <strong>der</strong><br />
militaristischen, chauvinistischen<br />
und xenophoben Verfasstheit des<br />
deutschen Kaiserreiches beigetragen.<br />
Er eignet sich keinesfalls als<br />
Bezugsperson für ein demokratisches<br />
Deutschl<strong>an</strong>d. Doch dessen<br />
reaktionäre Vorstellungen von<br />
"Blut und Eisen" eignen sich<br />
scheinbar immer noch gut als Kitt<br />
zwischen rechten Burschen und<br />
Konservativen.<br />
Rea<strong>der</strong> des AStA Uni Hamburg zum Verbindungs(un)wesen<br />
Burschen bei <strong>der</strong> feierlichenErst-Illumination<br />
des alten Bismarck.<br />
37) Siehe taz-Hamburg<br />
05.11.2003<br />
38) in: Hamburger<br />
Morgenpost vom<br />
21.05.2003<br />
39) ebenda<br />
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