Ausgabe 03 2011
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Die St. Angela-Schule in Königstein<br />
im Taunus ist eine staatlich<br />
annerkannte, private Mädchenschule<br />
in katholischer Trägerschaft mit einem<br />
Real- und Gymnasialzweig. Alles<br />
begann am 15. Mai 1884 mit etwa 30<br />
Schülerinnen und fünf jungen Ordensfrauen<br />
unter den Namen „Höhere<br />
Mädchenschule St. Anna“. 9 Jahre<br />
später verband sich das Kloster und<br />
die Schule mit einer weiteren Ursulinenzulassung<br />
in Frankfurt am Main.<br />
Während der NS-Zeit 1940 wurde<br />
die Schule geschlossen, jedoch schon<br />
1945 nach zähen Verhandlungen unter<br />
dem heutigen Namen „Sankt-Angela-<br />
Schule“ wiedereröff net. Mittlerweile<br />
werden die knapp 1100 Schülerinnen<br />
nicht mehr von Schwestern unterrichtet,<br />
jedoch bedeutet dies nicht,<br />
dass nicht auch weiterhin christliche<br />
Werte vermittelt werden. So wird zum<br />
Beispiel der Zusammenhalt und das<br />
Bewusstsein der Schülerinnen, eine<br />
gemeinsame Schule zu besuchen, intensiv<br />
gefördert.<br />
„Mädchenschulen - ist allein unter<br />
Frauen noch topaktuell?“ Fragen an<br />
die Schulsprecherin der St. Angela-<br />
Schule in Königstein<br />
Fast 8 Jahre Mädchenschule. Was hat<br />
Sie am meisten motiviert und geprägt?<br />
Mittlerweile sind es sogar neun Jahre<br />
auf einer Mädchenschule. Motiviert<br />
hat mich vor allen Dingen die starke<br />
Gemeinschaft der Schule. Durch<br />
Spendenläufe für den Bau des Sport-<br />
platzes oder der neuen Mensa wurde<br />
immer wieder bewiesen, dass knapp<br />
1100 Schülerinnen zusammenhalten<br />
und viel erreichen können.<br />
Ist der „Konkurrenzdruck“ höher,<br />
wenn man sich nur mit Mädchen<br />
messen muss?<br />
Gerade in den Naturwissenschaft en<br />
Biologie, Chemie, Physik und Mathematik<br />
habe ich nicht diese Erfahrung<br />
gemacht. Im Gegenteil – auf gemischten<br />
Schulen werden Mädchen häufi g<br />
aufgrund der vermeindlichen Überlegenheit<br />
der Jungs eingeschüchtert.<br />
Natürlich entsteht durch das Leistungsstreben<br />
einzelner Mädchen ein<br />
gewisser Konkurrenzdruck, doch dieser<br />
wirkt sich positiv aus, da sich die<br />
Schülerinnen untereinander anspornen<br />
und nicht gegenseitig hemmen.<br />
Gibt es Unterschiede im Wertekanon?<br />
Die St. Angela-Schule als katholische<br />
Privatschule vermittelt neben Disziplin,<br />
Respekt oder Teamwork auch andere<br />
moralische Werte wie Nächstenliebe,<br />
Toleranz und Solidarität. Diese<br />
werden gestärkt durch gemeinsame<br />
Besinnungstage in einem Kloster, Veranstaltungen<br />
wie Spendenläufe oder<br />
auch der „Trialog der Kulturen“.<br />
Schuluniform? War das je ein Th ema<br />
an der St. Angela?<br />
Während meiner Arbeit in der Schülervertretung<br />
habe ich häufi g von<br />
jüngeren Schülerinnen den Wunsch<br />
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vernommen, Schuluniformern einzuführen.<br />
Möglicherweise hat dies mit<br />
dem verstärktem Druck, Markenkleidung<br />
zu tragen, zu tun, was aber auch<br />
für die Gesellschaft des Hochtaunus-<br />
Kreises gang und gäbe ist. Die Schulleitung<br />
in Kooperation mit der Schülervertretung<br />
versucht diesen Druck<br />
zu beheben, indem sie gezielt in die<br />
betreff enden Klassen geht und off en<br />
mit den Schülerinnen über den Markendruck<br />
spricht.<br />
Ich habe allerdings auch festgestellt,<br />
dass sich die Schülerinnen durch<br />
Schuluniformen durchaus auch von<br />
anderen Schulen abheben wollen und<br />
einen neuen „Trend“ setzten möchten.<br />
Sie sprechen mit jungen Mädchen<br />
aus umliegenden Schulen, die mit<br />
Jungen gemeinsam unterrichtet werden.<br />
Stellen Sie einen Unterschied<br />
fest, was die Unterrichtsmoral betrifft<br />
?<br />
Soweit ich das bisher in Erfahrung<br />
bringen konnte, ist dies von der einzelnen<br />
Schule abhängig. So gibt es<br />
gemischte Schulen mit ähnlicher Unterrichtsmoral,<br />
aber auch gemischte<br />
Schulen mit schlechterer Arbeitsatmosphäre<br />
durch fehlende Disziplin oder<br />
den gesteigerten Lärmpegel.<br />
Was würden Sie einer neuen Schülerin<br />
der St. Angela-Schule gerne als<br />
Rat mit auf den Weg geben?<br />
Mein Rat an künft ige St. Angela-Schülerinnen<br />
wäre, sich nicht von der Aussicht,<br />
nur mit Mädchen unterrichtet zu<br />
werden, abschrecken zu lassen. Es fällt<br />
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sehr leicht, sich nur unter Mädchen<br />
schnell zu integrieren, wodurch man<br />
gleich die bessere Arbeitsmoral genießen<br />
kann. Diese spiegelt sich vor allem<br />
in der Oberstufe wider, wo man nicht<br />
nur in den wichtigen Leistungskursen,<br />
sondern auch in den Grundkursen<br />
gefördert und unterstützt wird und<br />
somit hervorragend auf das Zentralabitur<br />
vorbereitet wird.<br />
Sind Sie als Absolventin einer Mädchenschule<br />
besonders gut auf die<br />
überwiegend „männerdominierte“<br />
Arbeitswelt vorbereitet?<br />
Wenn man neun Jahre ausschließlich<br />
mit Mädchen unterrichtet wurde,<br />
kann einem die Männerwelt nichts<br />
mehr anhaben. Ich habe, wie auch ein<br />
Großteil meiner Mitschülerinnen, ein<br />
ausgeprägtes Selbstbewusstsein, ein<br />
beachtliches Durchsetzungsvermögen<br />
und eine starke Persönlichkeit entwickelt,<br />
sodass ich mich vor der vermeintlich<br />
einschüchternden Männerarbeitswelt<br />
nicht mehr fürchte.<br />
Ihr schönstes Erlebnis ...<br />
Sehr schön war für mich erst kürzlich<br />
ein Erlebnis, als nach meiner Rede<br />
bei meiner Akademischen Abiturfeier<br />
meine Arbeit als Schul- und Stufensprecherin<br />
durch eine „Standing Ovation“<br />
eine große Anerkennung fand.<br />
Würden Sie immer wieder eine Mädchenschule<br />
wählen und warum?<br />
Ein klares „ja“ zu der Frage, ob ich wieder<br />
eine Mädchenschule wählen würde.<br />
Ich kann aber nur für die St. Ange-