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Prof. Dr. Wolfram Wette Militärhistoriker im Gespräch mit Jochen ...

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Militärstrafgesetzbuch nicht vor! Niemand ist wegen Judenhilfe hingerichtet worden.<br />

Sondern man hat dann einfach Paragraphen hergenommen, die üblich in solchen<br />

Situationen waren: Feindbegünstigung, in diesem Fall vielleicht auch noch<br />

Kriegsverrat und Diebstahl. Irgendetwas werden die Militärrichter schon gefunden<br />

haben, um das Eigentliche nicht aussprechen zu müssen, was als Terminus <strong>im</strong><br />

Militärstrafgesetzbuch nicht vorkam. Schmid ist jedenfalls von einem deutschen<br />

Feldkriegsgericht zum Tode verurteilt und wenig später durch Erschießen<br />

hingerichtet worden. Er wurde dann irgendwo in Wilna vergraben.<br />

Kölsch: Wir sind leider fast schon am Ende unseres <strong>Gespräch</strong>s, Herr <strong>Wette</strong>. Vielleicht darf<br />

ich Ihnen abschließend eine ganz grundlegende Frage stellen. Sie nennen sich und<br />

auch wir hier haben Sie als "<strong>Militärhistoriker</strong>" vorgestellt. Wären Sie eigentlich nicht<br />

mehr zufrieden <strong>mit</strong> dem Begriff "Friedenshistoriker", wenn ich Ihre Grundrichtung<br />

richtig deute?<br />

<strong>Wette</strong>: Ich denke, dass eine kritische Auseinandersetzung <strong>mit</strong> der Rolle des Militärs in<br />

Deutschland, insbesondere seit den Reichseinigungskriegen <strong>im</strong> 19. Jahrhundert<br />

eine zwingende Voraussetzung ist, um die Wege deutlich machen zu können, auf<br />

denen ein anders strukturiertes, ein friedlicher strukturiertes Deutschland künftig<br />

gehen muss. Insofern ist eine kritische Militärgeschichtsforschung ein genuiner<br />

Bestandteil der historischen Friedensforschung. Und vor diesem Hintergrund ist es<br />

dann relativ unwichtig, wie man das benennt. Ich selbst würde jedenfalls sagen, die<br />

kritische Auseinandersetzung <strong>mit</strong> der vom Militär dominierten deutschen<br />

Geschichte ist eine ganz zwingende Voraussetzung dafür, dass wir die Wege<br />

eines friedlichen Deutschlands heute und in der Zukunft sozusagen in Abhebung<br />

von der Vergangenheit definieren können. Wir haben mal ein Projekt gemacht, das<br />

den Titel trug "Von der Kriegskultur von vor 1945 zur Friedenskultur" – das war<br />

vielleicht eine etwas überzogene Ansicht – "der Gegenwart". Aber das sind<br />

jedenfalls die Wege gewesen, die wir eben auch historiographisch begleitet haben.<br />

Und es ist kein Zufall, dass viele von uns auch politisch engagiert sind und auf diese<br />

Weise versuchen, ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Gesellschaft<br />

einzubringen.<br />

Kölsch: Herr <strong>Wette</strong>, ich bedanke mich sehr dafür, dass Sie heute unser Gast waren.<br />

Verehrte Zuschauerinnen und Zuschauer, das war unsere Sendung alpha-forum,<br />

unser Gast war heute der <strong>Militärhistoriker</strong> <strong>Prof</strong>essor <strong>Wolfram</strong> <strong>Wette</strong> von der<br />

Universität Freiburg. Ich bedanke mich für Ihr Interesse und fürs Zuschauen.<br />

© Bayerischer Rundfunk

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