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Wunder des Lebens –<br />
Zeichen der Hoffnung<br />
Eine Erklärung des Erzbischofs von Luxemburg<br />
zum Schwangerschaftsabbruch<br />
Das Leben als Wunder und Geschenk<br />
Das Leben des Menschen ist Wunder und Geschenk zugleich. Es<br />
führt uns zurück an unseren Anfang. Jedem ist sein Leben geschenkt worden und keiner<br />
hat es sich selber erworben, verdient oder gar geschaffen. Unser Leben verdanken wir<br />
einer Mutter, einem Vater, und für den Gläubigen Gott selber. Dass wir leben, ist ein<br />
wahres und tägliches Wunder: wir empfangen uns selber aus der Geschichte der Liebe<br />
von Menschen, die es wagen, das Leben in all seiner Zerbrechlichkeit und Anfälligkeit, in<br />
all seiner Schönheit und Größe weiterzugeben.<br />
So versteht es sich wie von selbst, dass die größten Anstrengungen unserer Kultur dem<br />
Schutz des Lebens und der Lebensräume dienen. Wir feiern den Rückgang der<br />
Kindersterblichkeit als positive Errungenschaft der medizinischen und pflegerischen<br />
Wissenschaften genauso wie den gelungenen Gewinn an Lebensqualität und –zeit in der<br />
Mitte und am Ende des Lebens. Wir strengen uns weltweit an, Frieden zu schaffen und zu<br />
bewahren. Wir schützen Tiere und Biotope, Geschichts- und Kulturdenkmäler. Die<br />
Bewahrung der Schöpfung findet ihren Ausdruck in den weltweiten Auseinandersetzungen<br />
und Anstrengungen um Klima- und Umweltgerechtigkeit.<br />
Diese hohe “Kultur des Lebens” zeigt kontrapunktisch und unmissverständlich auf, dass<br />
das Leben immer wieder gefährdet und Risiken ausgesetzt ist: der einzelne Mensch und<br />
die Menschheit als ganze sind gefordert, die Zerbrechlichkeit und Zartheit des Lebens zu<br />
schützen. Eltern und Alleinerziehende bringen viel Liebe und Geduld auf, um ihr Kind bzw.<br />
ihre Kinder behutsam in die Welt einzuführen. Besonders Kinder sind Erwachsenen<br />
vielfach hilflos ausgeliefert und brauchen deshalb ganz besonders den Schutz der ganzen<br />
Gesellschaft und jedes Einzelnen.<br />
Dass Kinder von Erwachsenen schamlos ausgenutzt und missbraucht werden (können),<br />
ist in den letzten Monaten und Jahren sichtbar geworden und hat mit Recht überall<br />
Empörung und Entsetzen ausgelöst. Die eigene Schmach, dass sich auch Vertreter der<br />
katholischen Kirche an Kindern vergangen haben und einzelne zudem auch noch sexuell<br />
missbraucht haben, macht uns klein und demütig, wenn wir uns heute glaubhaft für den<br />
Schutz des Lebens von seinem geschenkten Anfang an einsetzen wollen. Wir wollen und<br />
können nicht belehren und den Zeigefinger erheben. Zu tief sind die Wunden, die wir als<br />
Kirche zugefügt haben und für die wir Verantwortung übernehmen müssen. Unsere<br />
eigenen Fehler führen uns und allen noch einmal eindrücklich vor Augen, dass wir aus der<br />
Vergangenheit lernen müssen, um späteres Unheil und Unrecht zu vermeiden.<br />
Schwangerschaft in Not<br />
Die Kirche weiß um die Chancen und Risiken jeder Liebesbeziehung und jeder<br />
Schwangerschaft. Wer liebt und sich für seinen Partner öffnet, macht sich verletzbar und<br />
liefert sich aus. Dort, wo diese Liebe liebend angenommen wird, werden Glück und Heil in<br />
der Innigkeit einer Beziehung erfahrbar. Dort, wo hingegen die Liebe des einen<br />
missbraucht wird, entstehen Leid und Not.<br />
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