Tierkomfort, Beispiele aus der Praxis - Schweizer Tierschutz STS
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abb. 18: stallgang mit alphanest-Buchten auf<br />
beiden seiten.<br />
Abferkeln im «Dickicht»<br />
Wildschweine und im Freien gehaltene<br />
H<strong>aus</strong>schweine trennen sich zum Abferkeln<br />
von <strong>der</strong> Herde und suchen sich einen<br />
geschützten Platz, möglichst im Dickicht,<br />
aber so, dass sie Feinde wahrnehmen können.<br />
Je nach Witterung bleiben die Ferkel<br />
einige Tage bis Wochen im Geburtsnest,<br />
bis sie die Mutter zur Herde führt.<br />
Dem Instinkt <strong>der</strong> Sau, sich von <strong>der</strong><br />
Gruppe abzuson<strong>der</strong>n, versucht das alphanest<br />
entgegenzukommen. Man könnte die<br />
12<br />
Bucht als «Abferkel- o<strong>der</strong> Gebärstube» für<br />
die Sauen bezeichnen, da ihre Wände bis<br />
zur Decke hochgezogen sind. Für die Erfin<strong>der</strong>,<br />
die Brü<strong>der</strong> Hertach, ahmt die Bucht<br />
den Dickichteffekt nach und bietet <strong>der</strong><br />
Sau eine «Privatsphäre». Daneben bilden<br />
die Wände Barrieren für Krankheitserreger,<br />
und die Buchten lassen sich reinigen,<br />
ohne dass Reinigungswasser und Schmutz<br />
in Nachbarbuchten gelangen.<br />
Vom Futtergang <strong>aus</strong> lassen sich <strong>der</strong><br />
Trog, <strong>der</strong> Liegeplatz <strong>der</strong> Sau und das Ferkelnest<br />
gut einsehen. Das Futter erhalten<br />
die Sauen im Warmbereich, doch abseits<br />
des Nestes. Da die Sauen zum Fressen<br />
über den Auslauf müssen, koten und<br />
harnen sie dort und halten die Liegefläche<br />
sauber. «Im Liegebereich können wir einstreuen,<br />
dass sich jedes Herz freut», sagt<br />
Res Hertach. Die von den Brü<strong>der</strong>n Hertach<br />
lizenzierte Bucht ist in verschiedenen<br />
<strong>Praxis</strong>betrieben in <strong>der</strong> Schweiz eingebaut.<br />
Die Praktiker berichten nicht nur von hohen<br />
Leistungen und guter Gesundheit <strong>der</strong><br />
Tiere, son<strong>der</strong>n auch, dass die Bucht relativ<br />
wenig Arbeit benötigt.<br />
abb. 19: das alphanest ist wie eine «Gebärstube»,<br />
in welcher die sau eine privatsphäre<br />
hat.<br />
Weich liegen<br />
Der <strong>Schweizer</strong> Verhaltensforscher Alex<br />
Stolba beobachtete in den 80er-Jahren<br />
des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts H<strong>aus</strong>schweine<br />
in einem Freigehege in Schottland und<br />
verglich ihr Verhalten mit dem von Wildschweinen.<br />
Er beobachtete, dass H<strong>aus</strong>schweine<br />
wie ihre wilden Vorfahren Gruppennester<br />
anlegten und dass vor allem die<br />
älteren Sauen die Nester mit feinen Ästen<br />
und trockenen Grasbüscheln <strong>aus</strong>polsterten.<br />
In neun von zehn Fällen befanden<br />
sich die Nester an Stellen, die zumindest<br />
auf einer Seite durch dichtes Unterholz<br />
geschützt waren. Offensichtlich bevorzugten<br />
die Tiere Plätze, von denen <strong>aus</strong> sie<br />
einen Überblick über ihr Gehege hatten.<br />
In die praktische Stallhaltung umgesetzt<br />
heisst dies: Es braucht weiches Nestmaterial<br />
wie Stroh o<strong>der</strong> Chinaschilf, <strong>der</strong> Liegeplatz<br />
muss zugfrei sein, und er muss<br />
den Tieren einen freien Blick zum Bedienungsgang<br />
ermöglichen.<br />
abb. 20: abgesetzte Ferkel auf Tiefstreu in<br />
einem Offenfrontstall.<br />
abb. 21: sauen auf Tiefstreu in einem Offenfrontstall.<br />
SCHWEIZER TIERSCHUTZ <strong>STS</strong>