Das Magazin von Schwaben für Schwaben - BOA: Baden ...
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Internet-Tipps<br />
Computer Oldies zeigen Wege<br />
ins Netz<br />
Manchmal ist das Internet überhaupt<br />
nicht nett. Zu Leuten mit schlechten<br />
Augen beispielsweise. Sie können die<br />
winzige Mäuseschrift auf vielen<br />
Bildschirmseiten kaum lesen. Wenig<br />
Freude beim Surfen im Netz haben oft<br />
auch körperlich eingeschränkte Menschen.<br />
Ganz einfach weil ihnen die Bedienung<br />
<strong>von</strong> normalen Mäusen und Tastaturen<br />
ohne Hilfsmittel Schwierigkeiten<br />
bereitet. Viele ältere Menschen haben<br />
beide Probleme, und machen deshalb<br />
einen weiten Bogen um Computer<br />
und Internet. Schade eigentlich, denn<br />
das es auch anders geht zeigen die<br />
Reutlinger Computer Oldies. Mit Kursen<br />
und Stammtischen macht der gemeinnützige<br />
Verein den Weg ins Internet<br />
leicht und interessant.<br />
Jutta Kraak <strong>von</strong> den Reutlinger Computer<br />
Oldies erklärt das Netz.<br />
Fotos: Zenke<br />
„Einfach mal ausprobieren“, verkündet<br />
Jutta Kraak im Schulungsraum der<br />
Reutlinger media GmbH am Reutlinger<br />
Listplatz. An den Tischreihen lauschen<br />
hinter den Bildschirmen Omas und Opas<br />
den ermunternden Worten der Vereinsvorsitzenden.<br />
„Suchen und Finden im<br />
Internet“ ist das Thema des Tages. Ein<br />
älterer Herr im Rollstuhl ist damit beschäftigt,<br />
mühsam mit einem Zeigestock<br />
seiner Tastatur Buchstaben zu entlocken.<br />
„Lassen sie sich nicht verwirren, wenn<br />
rund um die Suchfelder herum noch viel<br />
anderes steht“, erklärt Jutta Kraak. Gut<br />
gesagt, doch bei überladenen Angeboten<br />
wie Web.de oder Yahoo <strong>für</strong> Anfänger<br />
schwierig.<br />
Glücklicherweise tickt im media-<br />
Schulungsraum kein Gebührenzähler,<br />
nutzen die Computer Oldies die techni-<br />
sche Infrastruktur zum Freundschaftspreis.<br />
Denn viel Zeit<br />
brauchen hier alle,<br />
wenn es um scheinbar<br />
leichte Sachen geht:<br />
Etwa Suchergebnisse<br />
anzuschauen, und zu<br />
bewerten. Vor allem<br />
aber, um sich nicht zu<br />
wundern über die<br />
Überraschung der digitalen<br />
Welt. „Völliger<br />
Quatsch“ schimpft<br />
Uschi Kottek über<br />
eine Website, die ihr<br />
die Suchmaschine<br />
Google auf der Recherche nach Texten<br />
<strong>von</strong> Berthold Brecht anbietet - was da<br />
auf dem Bildschirm erscheint, hat rein<br />
garnichts mit dem Schriftsteller zu tun.<br />
„Anfangs dachte ich immer,<br />
das ist jetzt meine Schuld“<br />
spricht die 61jährige aus, was<br />
viele denken. Mittlerweile<br />
hat sie gelernt, dass im<br />
Internet eben fast alles möglich<br />
ist.<br />
Genau das reizt auch Richard<br />
Hogh-Kreml, obwohl<br />
ihm seine körperliche Behinderung<br />
an Maus und Tastatur<br />
schwer zu schaffen<br />
macht. Ihn interessieren „andere<br />
Länder“, und er findet<br />
sowieso, „dass alles, was ich<br />
lernen kann, mir Spass<br />
macht“. <strong>Das</strong> Vergnügen hat<br />
freilich seine Grenzen,<br />
wenn Navigationspunkte so<br />
eng beeinander stehen, dass<br />
jemand trotz speziellem<br />
Trackball kaum auf Anhieb<br />
den gewünschten Link anklicken<br />
kann.<br />
Übersichtliche<br />
Seiten, große<br />
Schriften und Links,<br />
deutliche Farbkontraste<br />
und andere<br />
scheinbare Kleinigkeiten<br />
machen<br />
Internet-Angebote<br />
<strong>für</strong> ältere oder behinderte<br />
Menschen<br />
erst nutzbar. Diesen<br />
Erkenntnissen haben<br />
die Reutlinger<br />
Computer Oldies<br />
auf ihrer eigenen<br />
Website Taten folgen lassen. Riesige<br />
Buchstaben und weit auseinander liegende<br />
Menüpunkte machen die Navigation<br />
so leicht wie möglich. Bildtexte<br />
beschreiben absichtlich das, was man<br />
auf den Fotos sieht - <strong>für</strong> Blinde mit Lesegeräten<br />
unverzichtbar.<br />
Quelle:<br />
Reutlinger General Anzeiger,<br />
Stefan Zenke<br />
14 Schwobablättle Juni/Juli 2002