info zwei 12 - DSGTA
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Schwerpunktthema<br />
Skriptveränderung, Skriptheilung:<br />
Wie geht denn das?<br />
Arbeit mit dem Skript in den vier Anwendungsfeldern der TA*<br />
Klaus Sejkora<br />
Psychotherapeut, klinischer und Gesundheitspsychologe,<br />
Lehrtrainer<br />
für Coaching und Supervision (EASC),<br />
CTA-Trainer<br />
praxis@klaus-sejkora.at<br />
* Dieser Artikel basiert auf einem<br />
Workshop, den der Autor gemeinsam<br />
mit Henning Schulze auf dem 33. Kongress<br />
der Deutschen Gesellschaft für<br />
Transaktionsanalyse in Dortmund im<br />
Mai 20<strong>12</strong> gehalten hat.<br />
10 Info <strong>zwei</strong> <strong>12</strong><br />
‹Wir Menschen sind Beziehungswesen; die<br />
Struktur unseres Gehirns entwickelt sich<br />
zu ihrem unvorstellbar komplexen Ge-<br />
flecht von neuronalen Netzwerken durch<br />
die Erfahrungen, die wir in Beziehungen<br />
zu anderen Menschen machen. Wir ziehen<br />
aus diesen Erfahrungen unsere Schlussfolgerungen<br />
über uns selbst und die Welt, wir<br />
strukturieren künftige Beziehungserfahrungen<br />
nach den Mustern der bisherigen.<br />
Wir konstruieren sie, um manche Erfahrungen<br />
wieder herzustellen, um sie zu<br />
wiederholen, und wir konstruieren sie, um<br />
andere Erfahrungen zu vermeiden. So entwickeln<br />
wir – kompliziert, beharrlich, unermüdlich,<br />
jeden Tag aufs Neue – das, was<br />
wir in der Transaktionsanalyse «Skripts»<br />
nennen: Konzepte, nach denen unser Leben<br />
abläuft, eher unbewusst als bewusst.<br />
Wir schreiben die Geschichte unseres Lebens.<br />
Das Herzstück transaktionsanalytischer<br />
Arbeit, in Psychotherapie, in Beratung,<br />
im Coaching und (...) in der pädagogischen<br />
Arbeit, besteht darin, die Skripts<br />
von Menschen aufzudröseln, ihnen zu helfen,<br />
sie zu verändern und konstruktiv zu<br />
gestalten. Mit anderen Worten: ihre Geschichte<br />
zu verändern, sich ihrer Vergangenheit<br />
bewusst zu werden und ihre Gegenwart<br />
und ihre Zukunft anders zu gestalten.›<br />
(Sejkora 20<strong>12</strong>)<br />
So habe ich in einem Vortrag im März dieses<br />
Jahres versucht, mein Verständnis von<br />
Skript zu beschreiben. Denn mit ‹Skript›<br />
verhält es sich in der Transaktionsanalyse<br />
eigentümlich: Wir Transaktionsanalytiker-<br />
Innen verwenden diesen Begriff wahrscheinlich<br />
häufiger als jeden anderen, wir<br />
arbeiten täglich damit, wir sehen in ihm<br />
das Herzstück unserer Theorie und Methode,<br />
wir sehen darin das Konzept, das<br />
die TA am prononciertesten von anderen<br />
Ansätzen unterscheidet – und doch bedie-<br />
nen wir uns der vielfältigsten Definitionen<br />
und der vielfältigsten Arbeitsweisen damit.<br />
Ja, so gesehen stimmt das Wort ‹eigen-tümlich›<br />
wahrscheinlich in der wortwörtlichen<br />
Betrachtungweise: Wir haben<br />
Bernes genialen Entwurf vom Lebenskonzept<br />
zu etwas gemacht, was jeder/m von<br />
uns höchst individuell eignet (und die Art<br />
und Weise, wie wir damit arbeiten, ist<br />
nicht zu trennen vom Umgang mit dem eigenen,<br />
uns persönlich eigen-tümlichen<br />
Skript). Und es ist eine der liebenswertesten<br />
Eigen-tümlichkeiten der TA, dass wir<br />
dazu neigen, höchst frei und jenseits aller<br />
wissenschaftstheoretischen Axiome mit<br />
den Aspekten unseres grossen Gebäudes<br />
umzugehen. Gut, es gibt ein paar Dinge,<br />
die ausser Diskussion stehen:<br />
· Skript ist ein un- oder vorbewusster Le-<br />
bensplan<br />
· Skript rührt aus der Kindheit her<br />
· Skript basiert auf Entscheidungen<br />
· Skript hat Wiederholungscharakter<br />
Aber damit hört der Konsens schon auf. Ob<br />
Skript etwas lernpsychologisch Eingeüb-<br />
tes ist, ob es in tiefenpsychologischem Ver-<br />
ständnis aus frühen Traumatisierungen<br />
rührt und Abwehrcharakter hat, ob es der<br />
Versuch ist, eine unvollständige Bezie-<br />
hungsgestalt zu komplettieren oder eine<br />
ungesunde Symbiose zu etablieren, ob es<br />
konstruktiv und lebensrettend ist – da<br />
denken wir alle ein wenig unterschiedlich.<br />
Und das tun wir erst recht bei der Arbeit<br />
mit dem Skript: Geht es um Heilung? Um<br />
Überwindung? Um sinnvollen Umgang<br />
mit früher funktionalen, jetzt dysfunktionalen<br />
Lebensaspekten?