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Gemeindebrief - Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Bad ...

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An(ge)dacht<br />

Lange Zeit kannten wir große Unwetter nur aus dem Fernsehen. Vor allem<br />

die Bilder aus Amerika und Asien waren schrecklich und Furcht einflößend.<br />

Stürme deckten Häuser ab. Straßen waren überflutet. Autos schwammen wie<br />

Treibholz in schlammigen Wassermassen. Dazwischen versuchten Menschen,<br />

sich selbst und ihr Hab und Gut zu retten. Nun scheinen ähnliche Unwetter<br />

seit einigen Jahren auch nach Deutschland zu kommen. Einige machen dafür<br />

den Klimawandel verantwortlich. Immer häufiger nehmen Gewitter und Stürme<br />

Ausmaße an, die wir in unseren Breiten früher für undenkbar hielten. In solcher<br />

Form sind die Naturgewalten für die meisten Menschen erschreckend und<br />

beängstigend.<br />

Vor diesem Hintergrund lese ich Jesajas Worte: „Bereitet dem Herrn den<br />

Weg, denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“ Das klingt wie ein aufziehendes<br />

Unwetter. Am besten scheint es zu sein, Gott gleich Platz zu machen und ihm<br />

aus dem Weg zu gehen. Denn dieser Herr kommt mit Wucht. So verstanden,<br />

wirkt die Ankunft des Herrn bedrohlich und erschreckend. „Bereitet dem Herrn<br />

den Weg, denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“<br />

Das Wort „Gewalt“ ist bei uns meist negativ besetzt. Mit Gewalt bringen wir<br />

Zerstörung in Verbindung. Jemand, der gewalttätig ist, nutzt seine körperliche<br />

Überlegenheit aus, um anderen Schaden zuzufügen oder sie zu beherrschen.<br />

In den Nachrichten hören wir täglich von gewalttätigen Auseinandersetzungen<br />

irgendwo auf der Welt.<br />

Doch „gewaltig“ bedeutet auch „überlegen“ und „stark“, „mächtiger als alles andere“,<br />

also auch wirkmächtiger. Wirkmächtig kann jedoch gerade auch etwas<br />

sehr Sanftes sein. Ich erinnere an Elias Gottesbegegnung am Berg Horeb (1.<br />

Könige 19). Hintereinander erlebt er, durch eine Höhle geschützt, verschiedene<br />

gewaltige Wetterphänomene. In jedem von ihnen hätte Gott sich offenbaren<br />

können. Doch schließlich erkennt Elia Gott im sanften Säuseln des Windes.<br />

Gottes Gewalt ist sanft wirkmächtig, beinahe zärtlich. Sie kann uns umhauen,<br />

wie die Erfahrung einer großen Liebe, und uns weiche Knie bescheren wie ein<br />

erster Kuss.<br />

Die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem will uns darauf vorbereiten. Der Herr<br />

der Welt wird erwartet, aber er kommt sehr zerbrechlich als neu geborenes<br />

Kind zur Welt. Er ist ein Herr, der nicht dazwischen haut und mit zerstörerischer<br />

Gewalt droht. Er segnet die Kinder. Er gibt Verzweifelten neuen Mut. Kranke<br />

richtet er auf. Zu Ausgestoßenen und Gemobbten setzt er sich an den Tisch.<br />

Armen spricht er volle Teilhabe am erfüllten Leben zu. Er lässt keinen Zweifel<br />

daran, dass Geizige ihr Leben verpassen. Er lässt sich nicht davon abhalten, die<br />

Menschen zu lieben.<br />

Das alles wird sichtbar im Kind in der Krippe. Wirkmacht, die sanft ist.<br />

Zärtlichkeit, die umhaut. Weiche Knie, bewegte Herzen. Darauf sollten wir vorbereitet<br />

sein. Uwe Wiemann<br />

An(ge)dacht<br />

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(Foto: Schubalu/ pixelio)

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