Einsatz und Wirkung von rezeptiver Musik und ihre - act-n-arts ...
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Seite 22<br />
werden zwei Konzepte diskutiert, die allerdings in starkem Gegensatz zum <strong>Musik</strong>ver-<br />
ständnis Platons stehen. Einerseits das Konzept der Schlüsselqualifikationen 69 , das<br />
da<strong>von</strong> ausgeht, dass das gegenwärtige Unterrichtssystem veraltetes Wissen vermit-<br />
telt, welches es zu reduzieren oder aufzulösen <strong>und</strong> durch Strategien zur Aneignung<br />
notwendiger Schlüsselqualifikationen zu ersetzen gilt. Andererseits das Konzept der<br />
Standards, das eine Festlegung des nationalen schulischen Angebotes anstrebt, um<br />
damit eine bessere Überprüfung der Resultate <strong>und</strong> eine Stärkung der Fächer zu er-<br />
möglichen. Beide Konzepte gehen <strong>von</strong> einer unmittelbaren Kompetenzausbildung<br />
anhand <strong>von</strong> konkreten fachlichen Inhalten aus. <strong>Musik</strong>alische Bildung, mittelbar oder<br />
unmittelbar, spielt dabei keine Rolle <strong>und</strong> soll, wenn überhaupt, nur in vermindertem<br />
Umfang angeboten werden. 70<br />
Dieser wirtschaftspolitischen Einschätzung der Bedeutung musikalischer Bildung<br />
stehen unzählige Studien diametral entgegen. Als Beispiel seien die Ergebnisse der<br />
Bastian-Studie 71 genannt, die in den Jahren 1992 bis 1998 mit Fördermitteln des<br />
B<strong>und</strong>es an sechs Berliner Gr<strong>und</strong>schulen durchgeführt wurde. Das Ergebnis belegt,<br />
dass gerade eine Erweiterung des <strong>Musik</strong>unterrichts die Ausprägung <strong>von</strong> Schlüssel-<br />
qualifikationen eminent fördert: Die kognitiven Fähigkeiten <strong>und</strong> die Intelligenzwerte<br />
stiegen im Vergleich zur Kontrollgruppe nach fünf Jahren signifikant an. 72 ; der Um-<br />
gang mit Kompositionen <strong>und</strong> die instrumentale Arbeit fordert <strong>und</strong> fördert das Erfas-<br />
sen <strong>und</strong> Verarbeiten <strong>von</strong> komplexen Zusammenhängen. Die soziale Kompetenz der<br />
Schüler, ablesbar im Gruppenzusammenhalt <strong>und</strong> im sozialen Verhalten, wurde er-<br />
heblich verbessert 73 ; der Ensemble-Gedanke fördert die Integration in der Gemein-<br />
schaft <strong>und</strong> ein verantwortungsvolles Miteinander. Konzentrationsfähigkeit <strong>und</strong><br />
69 Die Schlüsselqualifikationen werden meist differenziert in: Kognitive Kompetenzen (z.B. logisches<br />
<strong>und</strong> abstraktes Denkvermögen, methodisches Arbeiten, konzeptionelles Denken), kommunikative<br />
Kompetenzen (z.B. schriftlicher <strong>und</strong> mündliche Ausdrucksfähigkeit, Präsentation, Diskussionsfähigkeit),<br />
soziale Kompetenzen (z.B. Konflikt- <strong>und</strong> Kritikfähigkeit, Arbeiten im Team, Führungsqualitäten,<br />
K<strong>und</strong>enorientierung, Benimm), Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Kreativität, Initiative, geistige<br />
Offenheit <strong>und</strong> Mobilität, Verantwortungsbereitschaft, Genauigkeit, ethisches Urteilsvermögen) <strong>und</strong><br />
allgemeines Basiswissen (z.B. EDV-Office Kenntnisse, Fremdsprachen, Allgemeinbildung, Arbeitstechniken)<br />
(vgl. HONOLKA, Seite 7)<br />
70 vgl. OELKERS (2002), Seite 1 f<br />
71 “Zum Einfluß <strong>von</strong> <strong>Musik</strong>erziehung auf die allgemeine <strong>und</strong> individuelle Entwicklung <strong>von</strong> Kindern”,<br />
kurz: Bastian-Studie, benannt nach dem Leiter Hans Günther Bastian, Professor für <strong>Musik</strong>pädagogik<br />
an der Goethe-Universität Frankfurt/ Main<br />
72 vgl. BASTIAN, Seite 268 ff<br />
73 vgl. BASTIAN, Seite 303 ff