Einsatz und Wirkung von rezeptiver Musik und ihre - act-n-arts ...
Einsatz und Wirkung von rezeptiver Musik und ihre - act-n-arts ...
Einsatz und Wirkung von rezeptiver Musik und ihre - act-n-arts ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Seite 31<br />
2.3 Psychologischer Missbrauch <strong>von</strong> <strong>Musik</strong><br />
“Es ist die halbe Wahrheit, dass sie [die <strong>Musik</strong>] befreit - die andere Hälfte ist,<br />
dass sie fesselt <strong>und</strong> bindet. Es ist die halbe Wahrheit, dass sie die Intelligenz fördert<br />
- die andere Hälfte ist, dass sie blind macht <strong>und</strong> verdummt. Es ist die halbe Wahrheit,<br />
dass sie im B<strong>und</strong> mit der Wahrhaftigkeit steht - die andere Hälfte ist, dass man mit ihr<br />
so leicht lügen kann.“ 109<br />
2.3.1 <strong>Musik</strong>beschallung im öffentlichen Raum<br />
<strong>Musik</strong> ist in alle Schichten des Alltagslebens als „moderner Umweltfaktor“ 110<br />
eingedrungen. Dabei ist <strong>ihre</strong> Nutzung nicht nur selbstbestimmt <strong>und</strong> auf den privaten<br />
Bereich beschränkt, sondern erstreckt sich auch in den öffentlichen Raum, wo sie<br />
oftmals mit manipulativer Absicht gezielt eingesetzt wird. Auslöser hierfür war die<br />
Entwicklung <strong>von</strong> Speicherungs- <strong>und</strong> Vervielfältigungsmöglichkeiten <strong>und</strong> der damit<br />
einhergehenden Ortsungeb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> Kommerzialisierung <strong>von</strong> <strong>Musik</strong>. Mit der<br />
Gründung der Firma Muzak 111 wird seit 1922 <strong>Musik</strong> kommerziell, zunächst zur Pro-<br />
duktivitätssteigerung, später in der Anfangszeit <strong>von</strong> Fahrstühlen gegen Platzangst<br />
<strong>und</strong> schließlich für jede denkbare Art <strong>von</strong> Hintergr<strong>und</strong>beschallung, entwickelt <strong>und</strong><br />
verkauft. Ursprünglich wurden eigens komponierte instrumentale Streichorchesterar-<br />
rangements mit Rhythmen in der Frequenz des Herzschlages <strong>und</strong> einfachen gleich-<br />
mäßige Melodien ohne Dissonanzen, die vor dem Rock 'n’ Roll der 60er Jahre zur<br />
eigenständigen populären <strong>Musik</strong>gattung avancierten, eingesetzt. Dies ist heute nicht<br />
mehr nötig: „Inzwischen hat sich die Popmusik so weit funktionalisiert, dass sich die<br />
Firma für <strong>ihre</strong> Programme auf dem freien Markt der Plätschersongs bedienen<br />
kann.“ 112 Die <strong>Musik</strong> soll nicht bewusst wahrgenommen werden, sondern unterbe-<br />
wusst eine entspannte Wohlfühlatmosphäre suggerieren. Die Lautstärke soll ausrei-<br />
108 vgl. ROSENSTIEL, Seite 159 ff<br />
109 Zitat <strong>von</strong> Hans Saner (*1934), Schweizer Philosoph <strong>und</strong> freischaffender Publizist<br />
110 FLENDER/ RAUHE, Seite 70<br />
111 1922 hat der US-amerikanische General George Owen Squier die Firma Wired Music, 1934 in<br />
Muzak umbenannt, gegründet. Heute ist Muzak weltweiter Marktführer für die Versorgung <strong>von</strong> öffentlichen<br />
<strong>und</strong> privaten Einrichtungen mit funktionaler <strong>Musik</strong> zur Veränderung der akustischen Peripherie<br />
<strong>und</strong> zur Steuerung <strong>von</strong> sozialen <strong>und</strong> emotionalen Strukturen, Käuferverhalten,<br />
Arbeitseffektivität <strong>und</strong> Athmosphärevermittlung. Aus weltweit zwei Millionen Titeln werden nach einem<br />
Kriterienkatalog speziell auf den K<strong>und</strong>en zugeschnittene <strong>Musik</strong>programme automatisch zusammengestellt<br />
<strong>und</strong> per Satellit oder per Computerfestplatte direkt übertragen. (vgl. FUSS)<br />
112 vgl. FUSS