Einsatz und Wirkung von rezeptiver Musik und ihre - act-n-arts ...
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Seite 35<br />
anregend auf die vegetativen Funktionen wirken müsste, bei vielen Probanden eine<br />
offensichtlich beruhigende <strong>Wirkung</strong> hat. Diese Unstimmigkeit hat <strong>ihre</strong> Ursache im<br />
Einfluss der subjektiven Wahrnehmung des Hörers, also seines persönlichen Erle-<br />
bens an der speziellen <strong>Musik</strong>, auf die objektiv prognostizierbaren <strong>Wirkung</strong>smecha-<br />
nismen.<br />
Das subjektive <strong>Musik</strong>erleben hängt <strong>von</strong> Faktoren, wie der musikalischen Erziehung,<br />
Erlebnissen im Zusammenhang mit bestimmten <strong>Musik</strong>stücken oder der momentanen<br />
Reaktionslage ab. Gr<strong>und</strong>sätzlich lässt es sich in zwei Formen, das positive <strong>und</strong> das<br />
negative <strong>Musik</strong>erleben, differenzieren. 124 Ein positives <strong>Musik</strong>erleben hätte im<br />
frühgeschichtlichen Sinne bedeutet, dass keine existenzielle Gefahr droht. Heute<br />
resultiert es aus einer allgemeine Affinität zu dem entsprechenden <strong>Musik</strong>stil,<br />
positiven Erinnerungen, die mit dem speziellen oder assoziierten Titeln verknüpft<br />
sind, <strong>und</strong> einer zum Zeitpunkt der Rezeption bestehenden gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Aufnahmebereitschaft. Unter diesen Voraussetzungen können die Alarmfunktionen<br />
des vegetativen Systems gedämpft werden, Puls, Blutdruck <strong>und</strong> Atemfrequenz<br />
sinken, die Muskeln sind in der Lage zu entspannen <strong>und</strong> es entsteht eine<br />
Beruhigung. Ist das <strong>Musik</strong>erleben dagegen negativ, d.h. das <strong>Musik</strong>stück widerspricht<br />
den persönlichen Präferenzen, weckt unangenehme Erinnerungen oder es besteht<br />
keine Bereitschaft zur Rezeption, so werden die vegetativen Funktionen in<br />
Alarmbereitschaft versetzt. Stresshormone werden ausgeschüttet, Puls, Blutdruck<br />
<strong>und</strong> Atemfrequenz steigen <strong>und</strong> der Körper gerät in eine gr<strong>und</strong>sätzliche Anspannung.<br />
Diesen nur bedingt vorhersagbaren subjektiven Reaktionen stehen die durch viele<br />
Studien <strong>und</strong> Forschungen belegten objektiven <strong>Wirkung</strong>smechanismen gegenüber.<br />
Auch auf der Ebene objektiver <strong>Wirkung</strong>en lässt sich die <strong>Musik</strong> in zwei Gruppen<br />
unterscheiden: In die musikalische Primärebene <strong>und</strong> die Sek<strong>und</strong>ärebene. 125 Die<br />
Primärebene ist die Ebene des noch unspezifizierten Es, auf der formende <strong>und</strong> Ge-<br />
stalt bildende, inkarnierende Kräfte wirken. Sie umfasst die rhythmischen Elemente<br />
der <strong>Musik</strong>, also die Ebene des Wollens <strong>und</strong> der Bewegung. Ihr sind die Tonart Dur<br />
<strong>und</strong> das männliche Prinzip zugeordnet. 126 Typisch sind tiefe Schwingungen <strong>und</strong><br />
rhythmisierende Schlag-, Zupf- <strong>und</strong> Blasinstrumente. Primärmusik aktiviert den Kör-<br />
124 vgl. DAVID/ BERLIN/ KLEMENT: Seite 44 f<br />
125 vgl. SCHROEDER, Seite 316 f