Zeitung des Verbands der studierenden an der etH nr. 5/11-12, 20 ...

Polykum Nr. 5/11-12
raHeL ZOLLer
prÄsiKOLumne
Hundertfünfzig
Nach unzähligen Sitzungen der Jubiläumskommission,
des Buchbegleitgremiums, der
OKs der einzelnen Teilprojekte sowie diverser
anderer – sich mehr oder weniger zufällig
treffender und motivierter – Mitwirkender ist
es endlich so weit: Wir dürfen feiern!
Für uns Studis sind 150 Jahre eine unvorstellbar
lange Zeit. Die meisten von uns sind
gut 20 Jahre alt und können sich dementsprechend
an etwa 15 davon zurückerinnern,
also gerade mal an die letzten 10 Prozent des
VSETH. Die durchschnittliche Zeit, in der sich
jemand aktiv dem VSETH widmet, dürfte
wohl in der Nähe von 1,5 Jahren liegen. Das
entspricht einem Prozent des Verbandsalters.
Das nächste Semester dauert ohne Semesterferien
etwa ein Promille des VSETH-Alters.
Wie können wir uns 150 Jahre sonst noch
vorstellen? Milliardenbetrüger Bernard Madoff
zumindest sollte sich Gedanken darüber
gemacht haben, ist er doch zu 150 Jahren
Haft verurteilt worden. Ihn dazu zu interviewen,
würde jedoch etwas zu weit führen.
Schauen wir also mal, was in den letzten
150 Jahren alles so passiert ist: Als der VSETH
1862 gegründet wird, nimmt in Genf das erste
Rösslitram der Schweiz den Betrieb auf. 1902
unterbreitet der Verein der Polytechniker (so
der alte Name des VSETH) dem Bundesrat
eine Petition, welche eine Akademisierung
des damaligen Polytechnikums verlangt, und
die SBB nehmen ihren Betrieb auf. Gleichzeitig
formulieren Rutherford und Soddy die
Theorie zum Atomzerfall. Als der VSETH 1913
sein 50-jähriges Jubiläum feiert (damals noch
ein Jahr später, weil man vom Gründungsjahr
1863 ausging), wird ALDI gegründet und
Niels Bohr postuliert sein Atommodell. Als
1915 der erste Weltkrieg in Gang ist, tritt der
AIV vorübergehend aus dem VSETH aus, weil
Uneinigkeit darüber herrscht, ob die für den
Aktivdienst beurlaubten Studierenden bei der
Bestimmung der Delegiertenzahl für den Delegiertenconvent
(heute Mitgliederrat) einberechnet
werden sollen. 1930 eröffnet der
VSETH sein erstes Studentenheim und Wolfgang
Pauli postuliert die Existenz des Neu-
trinos. Sein Arbeitsplatz war damals im CAB,
wo heute das StuZ 2 beheimatet ist. Als 1956
die beispiellose Solidaritätsaktion für ungarische
Studenten ins Leben gerufen wird,
welche wegen des Ungarnaufstands ihr Studium
in Ungarn nicht fortsetzen können,
können zwei amerikanische Physiker endlich
das Neutrino nachweisen. 1968 ergreift
der VSETH das Referendum gegen das neue
ETH-Gesetz, das nur mangelhafte studentische
Mitbestimmungsmöglichkeiten vorsieht,
und ASCII wird als Standard für die Textdarstellung
von Computern eingeführt. 1981
kann der VSETH an der Leonhardstrasse das
StuZ – ein ehemaliges Lagergebäude der NZZ
– einweihen und in Sizilien geht das erste Solarkraftwerk
Europas in Betrieb. Als 1998 das
Kyoto-Protokoll unterzeichnet wird, tritt der
VSETH aus dem Verband der Schweizer Studierendenschaften
VSS aus (und zehn Jahre
später wieder bei). 2008 schliesst der VSETH
mit der ETH einen Rahmenvertrag ab, der die
studentische Vertretung regelt. Barack Obama
wird zum Präsidenten der USA gewählt.
Es bleibt zu hoffen, dass der VSETH und
die Welt auch die nächsten 150 Jahre einigermassen
unbeschadet überstehen, und ich
freue mich als Grosi ans 200-jährige Jubiläum
des VSETH eingeladen zu werden.
rahel Zoller, VSETH-Präsidentin
rzoller@vseth.ethz.ch
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