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110 Testinformationen FTNA. Fagerström-Test für ... - Testzentrale

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Eine iterierte Hauptachsen-Faktorenanalyse erbrachte<br />

die Ladung der <strong>FTNA</strong>-Items auf einen Faktor. Die erklärte<br />

Varianz <strong>für</strong> den <strong>FTNA</strong> betrug bezüglich der Parameter<br />

Kohlenmonoxid 28,4 und bezüglich Cotinin 21,0% Aufklärung.<br />

Im TM (S. 10–11) finden sich <strong>für</strong> die einzelnen Items<br />

des <strong>Test</strong>s Belege <strong>für</strong> deren Validität. Für einige sind etwa<br />

Bezüge zu den biochemischen Parametern Kohlenmonoxid<br />

im Atem und Cotinin im Speichel aufgeführt, wobei<br />

die stärkeren Raucher (zumeist) signifikant höhere Werte<br />

aufwiesen.<br />

7.4 Normierung<br />

Normen im engeren Sinne sind im TM nicht aufgeführt<br />

und <strong>für</strong> die diagnostisch hier interessante Schweregradeinteilung<br />

(s. Pkt. 6) nicht erforderlich. Mittelwert und<br />

Standardabweichung des FTQ-Scores (Vorgänger des<br />

<strong>FTNA</strong>) sind <strong>für</strong> eine Stichprobe von 254 Rauchern (117<br />

Männer, 143 Frauen, mittleres Alter 33;5 Jahre, mittlerer<br />

Konsum 20;7 Zigaretten am Tag) aufgeführt.<br />

8. Kritik<br />

8.1 Mit dem <strong>FTNA</strong> wird ein international weit verbreitetes<br />

Instrument – mehr als 350 Publikationen sind etwa in der<br />

Datenbank Medline dazu verzeichnet – nun als eigenständige<br />

<strong>Test</strong>publikation in deutscher Sprache vorgelegt. Da<br />

es den <strong>Test</strong> mittlerweile in vielen verschiedenen Sprachen<br />

gibt ( z.B. in Italienisch, Gallus et al., 2002), eignet er sich<br />

hervorragend <strong>für</strong> vergleichende internationale Studien.<br />

8.2 Überzeugend sind die Bezüge des Selbsteinschätzungsinstruments<br />

<strong>FTNA</strong> zu den biochemischen Parametern<br />

(Kohlenmonoxid im Atem, Cotinin im Speichel). Für<br />

psychologische Nutzer wäre im TM die Erläuterung von<br />

Abkürzungen wie „ppm“ wünschenswert. Schade ist, dass<br />

die entsprechenden Vergleiche nur auf Einzelitemebene<br />

und als Gesamtwert <strong>für</strong> den Vorgängerfragebogen FTQ,<br />

nicht aber <strong>für</strong> den <strong>FTNA</strong> selbst, dokumentiert sind. Diese<br />

Ergebnisse hätten sich zudem in Tabellenform besser darstellen<br />

lassen.<br />

8.3 Mit nur sechs Items ist der <strong>FTNA</strong> ein überaus ökonomisches<br />

Instrument. Dennoch gibt es bereits Vorschläge<br />

zur Kürzung des Verfahrens (de Leon et al., 2003).<br />

8.4 Der einseitige Fragebogen bietet aufgrund der Kürze<br />

des Instruments noch reichlich Platz. So könnten als Zusatzinformationen<br />

die Dauer des Nikotinkonsums oder<br />

etwa bisherige Abstinenzversuche interessant sein.<br />

8.5 Das <strong>Test</strong>manual zeichnet sich durch Kürze, eine klare<br />

Strukturierung und hohe Lesbarkeit aus. Leider fehlen<br />

einige Literaturangaben (z.B. World-Watch-Institut, 1996,<br />

zitiert TM S. 5). Andere Angaben sind unvollständig (Seitenzahlen,<br />

Titel). Das TM enthält darüber hinaus einige<br />

Tippfehler. Signifikanzangaben wie etwa „p < 0.0006“<br />

(TM, S. 11) sind unüblich, scheingenau und mindern die<br />

Verständlichkeit.<br />

8.6 Die breite internationale Literatur zum <strong>Fagerström</strong>-<br />

<strong>Test</strong>, insbesondere Anwendungsstudien, sind im Manual<br />

<strong><strong>Test</strong>informationen</strong><br />

111<br />

nicht reflektiert. Auf die bislang recht zahlreich vorliegenden<br />

deutschen Anwendungsstudien wird ebenfalls nicht<br />

eingegangen.<br />

8.7 Die englische Version heißt „<strong>Fagerström</strong> <strong>Test</strong> for Nicotine<br />

Dependency“ – abgekürzt „FTND“ – wird im TM<br />

aber auch als „<strong>FTNA</strong>“ bezeichnet.<br />

8.8 Mit dem <strong>FTNA</strong> wird zwar die Schwere einer Nikotinabhängigkeit<br />

erfasst, nicht aber, ob prinzipiell eine solche<br />

überhaupt vorliegt. Insofern ist die Aussage im TM (S. 11)<br />

falsch, dass eine „Diagnosestellung“ ermöglicht wird. Die<br />

entsprechenden diagnostischen Kriterien gemäß DSM-IV<br />

oder ICD-10 (TM S. 7–8) werden nicht abgefragt. Auch<br />

der <strong>Test</strong>titel ist dann etwas irreführend.<br />

8.9 Falsch ist auch, dass beim Item 6 (Menge des täglichen<br />

Konsums) „die Antwortmöglichkeiten ... entsprechend<br />

den Inhalten von Zigaretten-Packungen“ angegeben<br />

sind.<br />

8.10 Bei den Daten zur Retestreliabilität fehlt die Angabe<br />

des Zeitintervalls.<br />

8.11 Kritisch ist u.E. auch die Ungleichverteilung der Antwortmöglichkeiten<br />

der Items (zwei vs. vier Antwortstufen<br />

mit verschiedenen Gewichtungen, vgl. Pkt. 3) zu sehen.<br />

Die Items 1 und 4 tragen deshalb mehr zum Gesamtscore<br />

bei, als die verbleibenden vier Fragen. Dies entspricht<br />

jedoch dem Originalverfahren.<br />

Ebenfalls dem Original entsprechend ist die ungleiche<br />

Verteilung der Schweregrade: Einer geringen Abhängigkeit<br />

sind drei Punktwerte (0–2), einer mittleren nur ein<br />

Punktwert (5) und den anderen Stufen jeweils zwei Punktwerte<br />

zugeordnet.<br />

8.12 Die zur Validierung herangezogene Stichprobe ist mit<br />

N = 254 in Anbetracht der Kürze des Instruments sehr<br />

klein, zumal gemäß der Angaben im TM keine anderen<br />

<strong>Test</strong>verfahren mitgegeben wurden. Repräsentativnormen<br />

wären hier ökonomisch vertretbar zu generieren. Wesentlicher<br />

Kritikpunkt aber ist, dass es sich um eine vor dem<br />

Jahr 1991 von Heatherton et al. (1991) am Ontario Science<br />

Center in Kanada gewonnene Stichprobe handelt. Von einer<br />

wirklichen Adaption des <strong>FTNA</strong> im deutschen Sprachraum<br />

kann daher nicht gesprochen werden. Deutschsprachige<br />

Referenzwerte (MW, SD) <strong>für</strong> den <strong>FTNA</strong> findet man<br />

z.B. in John et al. (2003, N = 2.595 Befragte).<br />

8.13 Die Faktorenanalyse (Validität, TM, S. 13) ist etwas<br />

unüblich dargestellt und könnte ausführlicher sein. Neuere<br />

Untersuchungen fanden zudem eine mehrfaktorielle<br />

Struktur des FTND (Radzius et al., 2003). Laut TM funktioniert<br />

der <strong>FTNA</strong> zur Vorhersage des Abstinenzerfolgs bei<br />

Männern, während bei Frauen der Cotininspiegel aussagefähiger<br />

ist. Von einer prädiktiven Validität kann daher<br />

nicht ausgegangen werden, zumal im TM jegliche (Zahlen-)Belege<br />

da<strong>für</strong> fehlen. Insgesamt ist daher die Validität<br />

des <strong>FTNA</strong> – gemessen an den Aussagen des TM –<br />

als nicht bewiesen zu werten. Die zitierten Arbeiten sagen<br />

wenig über die Güte des Instruments. Das entspricht<br />

nicht dem in der Literatur dokumentierten Forschungsstand.

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