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1 Ethnisierungsprozesse re-visited: Die Relevanz der Kategorie ...

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Der Modus des Umgangs mit den nunmehr dazugehörigen Nichtzugehörigen ist von Paternalismus<br />

42 geprägt, bei gleichzeitigem Beibehalten von Indiffe<strong>re</strong>nz. Das bestehende asymmetrische<br />

Verhältnis zwischen den Angehörigen von Aufnahmegesellschaft und Migrationsgemeinschaft<br />

bleibt erhalten und verän<strong>der</strong>t sich lediglich insofern, als <strong>der</strong> Aspekt einer zeitlichen<br />

Befristung <strong>der</strong> Anwesenheit von Migrantinnen und Migranten zunehmend in den Hintergrund<br />

gerät. Mit Hilfe <strong>der</strong> vorgenommenen Typisierung ist es möglich, Erwartungen weiterhin<br />

nicht an Personen ausrichten zu müssen, da die an Interaktionen jeweils beteiligten<br />

Personen durch Rollenzusch<strong>re</strong>ibungen in ih<strong>re</strong>r wechselseitigen Unvertrautheit verhar<strong>re</strong>n und<br />

dennoch auch zweckgerichtet interagie<strong>re</strong>n können. Somit kann im Alltagshandeln weiterhin<br />

am indiffe<strong>re</strong>nten Verhalten festgehalten werden. Auch dort wo Migrantinnen in den Forschungen,<br />

z.B. in biographischen Studien, als Akteurinnen in das Zentrum von Untersuchungen<br />

gestellt 43 o<strong>der</strong> als Informantinnen in diese einbezogen wurden 44 , gelingt es nicht, diese<br />

vorherrschende Einstellung zu durchb<strong>re</strong>chen. Das erklärt sich aus den jeweiligen Vorannahmen,<br />

die die Fragestellungen beeinflußten, aber auch durch den Zusammenhang mit <strong>der</strong> überwiegend<br />

im pädagogischen Be<strong>re</strong>ich angesiedelten handlungsorientierten Auftragsforschung,<br />

die in <strong>der</strong> Logik <strong>der</strong> Klientelisierung 45 spezielle Programme für eine spezielle Klientel<br />

entwickelte und damit wie<strong>der</strong>um ein be<strong>re</strong>its vorhandenes Bild abfragte und bestätigte.<br />

Somit trägt gerade auch <strong>der</strong> Be<strong>re</strong>ich <strong>der</strong> Forschung durch Vergröberung und Vergrößerung<br />

spezifischer Ausschnitte des Migrantinnenlebens (Kindheit, Verlobung, Morgengabe, Verheiratung,<br />

Hochzeit, Brautnacht, etc.) mit zur Ve<strong>re</strong>inheitlichung <strong>der</strong> Ste<strong>re</strong>otypenbildung bei.<br />

Ande<strong>re</strong>rseits existiert auch in dieser Phase die vom Ste<strong>re</strong>otyp abweichende Ausnahme. Eine<br />

solche ist nicht nur hilf<strong>re</strong>ich, um die Statik <strong>der</strong> Typisierung stabil zu halten, son<strong>der</strong>n stützt<br />

darüberhinaus auch diejenigen Argumentationen, die eine mögliche Inklusion <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>innen<br />

und Einwande<strong>re</strong>r als Gruppe ablehnen und diese lediglich als Einzelfall auf <strong>der</strong> Basis<br />

von individuellen Anpassungsleistungen vorsieht. Auch hier sind wie<strong>der</strong>um Geschlechterdiffe<strong>re</strong>nzen<br />

diejenigen Merkmale, mit Hilfe de<strong>re</strong>r die Ausnahme in ih<strong>re</strong>r Angleichung an die<br />

Aufnahmegesellschaft abgebildet wird 46 .<br />

Schlußbemerkung<br />

Von <strong>der</strong> Annahme ausgehend, daß F<strong>re</strong>mdes nicht mehr existiert, nachdem es bekannt und<br />

somit nur f<strong>re</strong>md ist, solange wir nicht über es verfügen 47 , erweckt hier die Nutzung des<br />

F<strong>re</strong>mdheitsbegriffes eher den Eindruck einer gegenläufigen Bewegung. <strong>Die</strong> Diskussion über<br />

lebensweltliche F<strong>re</strong>mdheit im Migrationsdiskurs gewinnt erst an Gewicht, nachdem man sich<br />

den Migrantinnen und Migranten be<strong>re</strong>its unter vielfältigen Aspekten zugewendet und de<strong>re</strong>n<br />

Lebenssituation aus unterschiedlichen Perspektiven beschrieben hat. Mit Hilfe des entstandenen<br />

Frauenbildes haben sich zu diesem Zeitpunkt im Alltagsdiskurs, aber auch im wissenschaftlichen,<br />

pädagogischen und politischen Diskurs die Vorstellungen von den patriarchal<br />

42 Kalpaka u. Räthzel 1985.<br />

43 Rosen 1986, Steinhilber 1986.<br />

44 Straube 1987, König 1987.<br />

45 Siehe Hebenst<strong>re</strong>it 1986; Thränhardt 1984.<br />

46 Siehe z.B. Hübner 1985.<br />

47 Schütze 1994:73.<br />

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